Beiträge von GeezLouise

    Agnes Hammer: Dorfbeben
    276 Seiten, 12,90€


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    Inhalt
    Schon seit Jahren wohnt Mattes, 19, im Dorf Auroth bei seiner Oma. In Köln, wo seine Mutter lebt und arbeitet, hält er es nicht aus, es ist ihm dort zu laut. Mattes mag das Dorfleben, er spielt in einer Band und Orgel in der Kirche. Doch mit der Ruhe im Dorf ist es vorbei, als Mattes' Nachbar auf einem Ausflug der Gemeinde brutal ermordet wird. Schnell gibt es einen ersten Verdächtigen, doch die Polizei kommt bei den schweigsamen Dörflern mit ihren Ermittlungen nicht weit. Mattes und seine nur unwesentlich ältere Tante Lena haben dagegen ihre ganz eigenen Methoden.


    Der erste Satz
    Die Klänge im Dorf gehörten zu einem späten, aber sonnigen Oktobertag.


    Meine Meinung
    Dass Mattes das Dorf- dem Stadtleben vorzieht, fand ich für einen Jungen in seinem Alter zuerst etwas ungewöhnlich, aber die Erklärung ist folgende: Mattes hat eine Art absolutes Gehör, nicht nur auf Musik bezogen, auch ansonsten hört er einfach zu gut und kann dann die einzelnen Höreindrucke, die auf ihn einprasseln, nicht mehr verarbeiten und filtern, was bei ihm zu Anfällen und Zusammenbrüchen führt, zu "Seelentaubheit", wie er es nennt.
    Bei den Nachforschungen zu Jakob Bähners Tod ist ihm sein Gehör dann aber eher hilfreich - genau wie die Kenntnisse seiner Tante Lena in forensischer Linguistik. Diese Passagen fand ich wirklich interessant und haben mich an ein Uniseminar dazu erinnert, das ich mal zu dem Thema gemacht habe.
    Musik spielt eine große Rolle in Mattes' Leben - entweder er hört welche, macht welche, denkt darüber nach oder er schreibt Songs. (Manchmal war mir persönlich das ein klein bisschen zuviel, aber ich bin auch kein so "auditiver Mensch" wie Mattes). Ich habe allerdings nicht ganz verstanden, warum er, der er mit seiner "Seelentaubheit" doch eigentlich ein möglichst geräuscharmes Leben führen sollte, in einer Band spielen kann, die wohl häufig eher schlecht als recht spielt, dafür aber keinen Beruf ausüben kann.
    Das Dorfleben mit seinen täglichen Arbeiten, den kirchlichen Ritualen, dem Jeder-kennt-Jeden, den Tratschereien und den eventuellen Reibereien ist meiner Meinung nach gelungen dargestellt und lässt die ganze Geschichte sehr authentisch wirken.
    Den eigentlichen Kriminalfall fand ich ziemlich spannend. Für den Leser läuft die Aufklärung dabei auf zwei Ebenen: zum einen sind da die Recherchen von Mattes und Lena, zum anderen finden sich kursiv gedruckte Passagen, die sich auf die Vergangenheit des Dorfes beziehen. Diese chronologisch ungeordneten Passagen sind zunächst etwas verwirrend, bis sich am Ende das Mosaik zusammenfügt. Dabei taucht man ganz tief ein in das aktuelle und vergangene Dorfleben, wobei ich manchmal ein paar Probleme hatte, die verschiedenen Dorfbewohner und die Verwandtschaftsverhältnisse auseinanderzuhalten.


    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und fand vor allem Mattes als einen angenehmen Charakter und Ich-Erzähler, auch wenn er sich, meiner Meinung nach, gerade am Ende des Buches selbst ziemlich oft wegen seiner "Behinderung" (wie er es nennt) abwertet. Und auch wenn das Ende nicht unbedingt offen ist, hätte ich doch gerne noch mehr darüber erfahren, wie es mit Mattes beruflich weitergeht, nachdem sich ja privat schon einiges getan hat.


    Auf das Buch bin ich aufmerksam geworden, weil mir Titel und Cover unheimlich gut gefallen, ich finde das wirklich toll und originell gemacht.


    Meine Wertung: 4ratten

    Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort! :winken: Die Autoren, die Du da genannt hast, klingen echt interessant, ich glaube, da könnte bei den Reihen auch einiges für mich dabei sein.
    Also ich denke, Happy Bissday wird demnächst den Weg zu mir finden. :smile: (Ist ja blöd bei Dir mit dem Verleihen und nicht Wiederbekommen...)


    Ich habe gerade mal auf der Seite von Charlaine Harris nachgeschaut, die Anthologie, die im August rauskommt, hat das Thema "Home Improvement". Als Autoren werden neben Harris noch Patricia Briggs, James Grady, Heather Graham und Melissa Marr auf dem Cover genannt.


    Und im September kommt ein/eine (?) Sookie-Stackhouse-Companion, auch die mit einer Sookie-Geschichte. Hm, mal sehen.


    Genauso ging es mir auch bei den beiden Vorgängern. Einige Geschichten fand ich gut, andere interessant und einige einfach furchtbar.
    Besonders die, die mit Gewalt (und in meinen Augen oft geschmacklos) witzig sein wollten.


    Die beiden Vorgänger habe ich gar nicht gelesen. Bin im Moment am Überlegen, ob ich das noch machen soll, auch wenn Death's Excellent Vacation mich nicht so ganz überzeugt hat, bin ich jetzt irgendwie neugierig auf die beiden ersten, und die gibt es ja auch schon in Übersetzung.
    Kannst Du sagen, welche Du besser fandest (ist wahrscheinlich auch schwierig, denke ich, wie ja auch die Bewertung).


    Zitat


    Aber sie haben mich auf auf einige neue Autoren gebracht. So habe ich mich mittlerweile z.B. durch die "Midnight Hour"- Reihe von Carrie Vaughn gelesen und hatte viel Spaß. Wenn ich nicht die Kurzgeschichte in "Werwölfe zu Weihnachten" gelesen hätte, wäre ich nie auf die Autorin gestoßen.


    Ja, das ist echt der Vorteil mit den neuen Autoren. Und die Midnight-Hour-Reihe habe ich mir gleich mal auf den Wunschzettel gepackt. :breitgrins:


    :ohnmacht: :spinnen: Die Frau macht das wirklich schlau (Absatzstrategie :zwinker:)...


    Ja, das stimmt allerdings. Ich lese ihre Bücher ja wirklich gerne und habe neben der Sookie-Stackhouse-Reihe auch alle anderen Reihen gelesen, aber das hat mich damals schon geärgert. Naja, ich mag die Bücher lieber als die Kurzgeschichten.


    Zitat

    Da frage ich mich aber ernsthaft, was mich mit den restlichen acht Stackhouse-Büchern jetzt noch erwartet. Denn Sachen wie Sookie und Pam zusammen auf einem Casinotrip erscheinen mir etwas merkwürdig und ich hoffe doch, dass sich die Hauptreihe nicht in diese Richtung entwickelt.


    Diesbezügliche Tendenzen habe ich eigentlich noch nicht entdeckt. :breitgrins: Die Reihe hat so ihre Höhen und Tiefen (wie wohl jede andere auch), aber da kommen meiner Meinung nach schon noch tolle Bücher (ich glaube, "All Together Dead" mag ich am liebsten).

    Charlaine Harris/Toni L. P. Kelner: Death's Excellent Vacation


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    Nach "Many Blood Returns" und "Wolfsbane and Mistletoe" ist das die dritte Anthologie, die die beiden Autoren gemeinsam herauskriegen. Das übergeordnete Thema ist diesmal "vacation", wobei ich finde, dass es nicht in allen Geschichten sehr stark ausgeprägt ist.
    Und noch ein kurzes Zitat aus dem Vorwort der Herausgeberinnen:
    [...]we got some great stories, with settings as varied as a hotel in California, a family reunion in Ireland, the headquarters of a mysterious sect in Paris, and other interesting locales ranging from the exotic to the ridiculous.


    Drei der dreizehn Geschichten gehören zu einer bestehenden Reihe (die von Charlaine Harris, von Jeaniene Frost und Katie MacAlister, es ist also von Vorteil, wenn man diese Reihen kennt.)


    Charlaine Harris: Two Blondes
    Für Sookie und Pam soll es ein spaßiger Casinotrip werden, doch er stellt sich als eine Mission herausstellt, auf die sie Eric geschickt hat. Und gefährlicher als gedacht wird es auch noch.
    Ich hatte mir das Buch eigentlich nur wegen der Geschichte gekauft und mochte sie nicht sonderlich. Sookies Verhalten fand ich für sie ziemlich untypisch (ich denke, man merkt den Einfluss der TV-Serie) und die Handlung an sich jetzt auch nicht besonders fesselnd.
    Es gibt übrigens einen Auftritt einer neuen Supe-Art.
    (An der Stelle muss ich mal kurz sagen, dass ich es nicht schlecht finde, Kurzgeschichten zu einer bestehenden Reihe zu schreiben, es mich aber stört, wenn dabei Dinge erzählt werden, die für die Handlung der Reihe relevant sind und man somit eigentlich fast gezwungen ist, die Kurzgeschichten zu lesen. Das war ja z.B. bei "Ball der Vampire" so.
    Ich bin gespannt, inwieweit im nächsten Band auf die Ereignisse dieser Geschichte Bezug genommen wird.)


    Sarah Smith: The Boys Go Fishing
    Ein in die Tage gekommener Superheld will eigentlich nur noch seine Ruhe (bzw. sterben), aber es kommt anders für ihn.
    In diese Geschichte bin ich nicht richtig reingekommen, aber ich glaube, so ist gar nicht so schlecht.


    Jeaniene Frost: One For The Money
    Cat und Bones müssen sich um eine bedrohte junge Frau kümmern. Die ist davon jedoch alles andere als begeistert, was so manches Problem mit sich bringt.
    Die Geschichte gehört zu der Night-Huntress-Serie, von der ich nur den ersten Teil gelesen habe und deshalb befürchtete, die Zusammenhänge nicht zu verstehen. Dank einiger Rückblicke ging es doch ganz gut, allerdings wird man dadurch gespoilert. Also besser die Geschichte nicht lesen, wenn man die ganze Reihe noch lesen will.


    Daniel Stashower: Meanwhile, Far Across The Caspian Sea
    Ein junger Autor erlebt sehr Merkwürdiges an seinem neuen Arbeitsplatz, was vor allem mit einem bestimmten Kollegen zusammenhängt.
    Die Geschichte hat mir gut gefallen, ich fand es spannend, den Protagonisten bei seinen Recherchen und Entdeckungen zu begleiten.


    A. Lee Martinez: The Innsmouth Nook
    Das Bed and Breakfast von Vance und Philip läuft alles andere als gut. Und der Ort, in dem sie es eröffnet haben, hat ein Geheimnis zu verbergen.
    Die Auflösung fand ich gelungen, die Figuren aber irgendwie sehr blass.


    Jeff Abbott: Safe And Sound
    Jason Kirk ist seit Monaten verschwunden, was von den Medien, vor allem der Starreporterin Nora Dare gewaltig ausgeschlachtet wird.
    Die Ansiedlung im Reporterbereich hebt die Geschichte von den anderen ab. In der Mitte fand ich es richtig spannend und gruselig. Für mich eine der gelungeneren Geschichten des Bandes, allerdings hatte ich für das Verschwinden des jungen Mannes eine etwas raffinierte Begründung erwartet.


    L.A. Banks: Seeing Is Believing
    Eine Geschichte, die in New Orleans spielt und ein nettes Flair vermittelt. Im Vordergrund stand für mich eigentlich die Liebesgeschichte zwischen Jesscia und Justin, die sich trotz der Kürze entfalten kann, wodurch mir die beiden auch ans Herz gewachsen sind. Die eigentliche paranormale Handlung lief für mich dabei so nebenher.


    Katie MacAlister: The Perils Of Effrijim
    Der Dämon Effrijim hat Ferien in Paris vor sich - doch tatsächlich erwartet ihn erstmal eine wahre Odyssee.
    Die Geschichte gehört zur Aisling-Grey-Serie, die ich nicht gelesen habe, weshalb ich hier nicht so richtig mitgekommen bin.
    Jim war aber witzig und die Titania-Oberon-Geschichte fand ich gut.


    Christopher Golden: Thin Walls
    Ein Witwer macht Urlaub an den Orten, die er mit seiner verstorbenen Frau bereist hat. Doch die Wände des Hotels sind dünn und er kommt nicht umhin, das Paar im nächsten Zimmer nachts zu belauschen und ist gleich von der Frau fasziniert.
    Eine Art erotische Horrorstory. Für mich die schlechteste der Anthologie, weil mich dieses spezielle Genre schon nicht so reizt, mir diese Lauscher-an-der-Wand-Passagen zu lang waren und mir auch ansonsten nichts so richtig gefallen hat.


    Lilith Saintcrow: The Heart Is Always Right
    Ein Gargoyle muss sich einer Prüfung stellen, die ihn moralisch sehr herausfordert.
    Die Geschichte hatte nette Momente und der Gargolye war ganz witzig.


    Chris Grabenstein: The Demon In The Dunes
    Einen Mann überkommen Erinnerungen an 1975, den Sommer, als er 16 war und sich mit seinen Freunden am Meer vergnügte.
    Das Ende (und damit auch die "Moral von der Geschichte") fand ich überraschend, es war aber nicht an den Haaren herbeigezogen - will heißen, die Hinweise auf das Ende gibt es in der Geschichte, man interpretiert sie nur falsch, wie eben auch der Protagonist.


    Sharan Newman: Home From America
    Ein Familientreffen in Irland gibt Pat die Gelegenheit, endlich die Heimat seiner Vorfahren kennenzulernen. Der Trip hält für ihn einige unglaubliche Wahrheiten bereit.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Schluss hier genau richtig oder ganz misslungen finde.


    Toni L.P. Kelner: Pirate's Dave Haunted Amusement Park
    Eine Werwölfin macht Urlaub im Lieblings-Vergnügungs-Park ihrer Kindheit. Doch dort geschehen merkwürdige Dinge, die die Existenz des Parkes gefährden.
    Die Idee zur Geschichte finde ich richtig gut, aber ich glaube, sie hätte mir als Roman noch besser gefallen, ich finde, das Potential hätte sie.


    Fazit:
    Generell kann ich nur sagen, dass ich das Lesen der Anthologie nicht einfach fand. Ich lese zwar durchaus immer mal wieder Bücher auf englisch, aber sich immer wieder auf eine neue Geschichte und einen neuen Stil einzustellen, hat mich schon gefordert. Außerdem wurde es dadurch erschwert, dass ich manche Reihen nicht (gänzlich) kannte und mich somit auch in den Geschichten nicht so leicht zurechtfand.
    Auch wenn mir einige Geschichten ganz gut gefallen haben, werde ich mir deshalb gut überlegen, ob ich die nächste Anthologie von Harris und Kelner lese. Oder ich warte auf die deutsche Übersetzung. Denn eine gut Art und Weise, neue Autoren kennenzulernen, ist es definitiv.


    Bewertung? Schwierig. Alles zwischen einer und vier Ratten, je nachdem, an welche Geschichte ich denke.


    Wenn man sich unsicher ist und die Möglichkeit hat, ein ebook zu kaufen, dann nur zu. Es ist bestimmt auch günstiger als die Hardcoverausgabe --> 32,00 EUR nämlich...


    26,99 € kostet es... Immer noch ein Sümmchen, aber gut.
    Ich habe bei amazon mal in die ersten Seiten reingelesen und fand es schon ziemlich ansprechend.


    Ich hatte auch noch nie etwas von Murakami gelesen, war aber absolut begeistert von diesem Buch. Die Längen, die Schokomaus anspricht, fand ich auch gar nicht schlimm, es hat einfach alles so schön gepasst.
    Nur Mut GeezLouise :smile: Manchmal war es zwar ganz schön Skurril, aber mir hat das Buch richtig Spaß gemacht.


    Ich glaube, ich wage mich echt mal dran. Ich hole mir dann das ebook, das hat zwar auch nicht weniger Seiten, aber weniger Gewicht. :breitgrins:


    [size=6pt]Das war ja wieder klar, dass die hübsche Schmuckschachtel-Version mit dem süßen Cover erst dann rauskommt, wenn ich schon das grauenvoll hässliche Teil zuhause habe. *grml*[/size]


    Das habe ich mir auch gedacht. :breitgrins: Ich habe nochmal eine andere Ausgabe, die ich online nicht gefunden habe, aber das Foto ist das gleiche wie bei dem mittleren Cover.

    Amélie Nothomb: Stupeur et tremblements
    187 Seiten


    Inhalt
    Als Kind hatte Amélie, wie wohl viele Kinder, genaue Vorstellungen davon, was sie später mal werden wollen würde. Als Erwachsene nun ist es ihr Traum, in einer japanischen Firma zu arbeiten. Dieser Wunsch geht in Erfüllung, als sie einen Jahresvertrag bei Yumimoto erhält. Amélie, in Japan geboren und dort aufgewachsen, ist gut vertraut mit der japanischen Kultur und Sprache, doch auf das, was sie in dieser Firma erwartet, ist sie nicht vorbereitet.


    Der erste Satz
    Monsieur Haneda était le supérieur de monsieur Omochi, qui était le supérieur de monsieur Saito, qui était le supérieur de mademoiselle Mori, qui était ma supérieure.


    Meine Meinung
    Ich glaube, die ersten Absätze des Buches gehören zu meinen Lieblingsstellen. Da wird gleich unmissverständich klar, in welchen Maße die Firma Yumimoto hierarchisch geprägt ist und welche Stellung die Protagonistin da einnimmt: die ziemlich unten. Doch es geht noch tiefer nach unten, das wird Amélie im Laufe des Jahres gezeigt werden.
    Die Schilderung dessen, was ihr in dieser Firma so alles widerfährt, hat bei mir ziemlich oft lautes Lachen hervorgerufen, das einem aber dann doch im Hals stecken bleibt. Oder man will mit dem Kopf gegen die Wand rennen. Diese Episoden sind unnachahmlich geschildert, so dass einige - meiner Meinung nach - etwas langatmigere Passagen in der Mitte des Buches nicht so ins Gewicht fallen.


    Manchmal fühlte ich mich beim Lesen auch ein bisschen beklommen, wobei z.B. beitrug, dass die Erzählerin bewusst auf die Schilderung ihres Lebens außerhalb der Firma verzichtet. Alleiniger Schauplatz des Buches ist also die Firma, wodurch man den Eindruck erhält, dass sie Amélie mit Haut und Haaren verschlingt (und da fühlte ich mich manchmal an Zola erinnert, der ja auch in seinen Romanen gerne eine Institution vermenschlicht oder sie den Menschen bedrohen lässt.)


    Auch wenn ich mit Amélie mitgelitten habe, konnte ich ihr Verhalten nicht immer nachvollziehen. Das bezieht sich eigentlich vor allem auf ihr Verhalten gegenüber Fubuki. Für meinen Geschmack hätten auch die Stellen, an denen Fubuki beschrieben wird, etwas spärlicher ausfallen können.

    Nach der Lektüre bleibe ich, muss ich gestehen, etwas ratlos zurück und habe einige Fragen, die mir das Buch nicht beantwortet.
    Inwiefern ist das Buch tatsächlich autobiographisch? Die Anspielungen sind ja deutlich, aber ich würde doch gerne wissen, in welchem Maße hier fiktionalisiert/literarisiert wurde.
    Dann frage ich mich, als eine Leserin, die ehrlich gesagt wenig Ahnung von der japanischen Kultur hat, inwiefern die geschilderten Umstände in der Firma tatsächlich Realität sind oder satirisch aufbereitet wurden. Gleiches gilt für die Passage, die die Stellung der Frau in der japanischen Gesellschaft beschreibt.
    Gleich nach der Lektüre hätte ich mir also am liebsten ein Nachwort mit ein paar Ausführungen bezüglich dieser Fragen gewünscht, andererseits würde dies wohl einen großen Teil des Reizes dieses Buches zerstören.
    Fazit also: sehr lesenswert und ich vergebe
    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Petros Markaris: Wiederholungstäter - Ein Leben zwischen Istanbul, Wien und Athen
    Diogenes, gebundene Ausgabe, 190 Seiten, 16,90€


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    Petros Markaris, Jahrgang 1937, ist der Autor der Krimis um Kommissar Kostas Charitos aus Athen, von denen momentan fünf auf Deutsch erschienen sind. Daneben hat Markaris noch einen Kurzgeschichtenband ("Balkan Blues") veröffentlicht, ein Buch über Athen ("Quer durch Athen: Eine Reise von Piräus nach Kifisia") und das vorliegende Buch, das man wohl eine Art Autobiographie nennen könnte. Aber eben nur eine Art, denn um eine "echte" Autobiographie zu sein, ist das Buch wohl etwas zu kurz und auch nicht chronologisch aufgebaut. Stattdessen geht Markaris eher assoziativ/thematisch vor. Ich war wirklich überrascht, wie viele Themen er auf den ca. 190 Seiten aufgreift (ohne dass es wie ein bloßes Abhandeln wirkt).


    Eine große Rolle spielt natürlich seine berühmte Figur Kostas Charitos. Markaris beantwortet die ihm häufig gestellte Frage, inwiefern in Charitos autobiographische Züge zu finden sind und geht dabei auf seine eigene Vergangenheit ein, z.B. seine Kindheit und Schulzeit in Istanbul und erklärt, wieso er so eine besondere Beziehung zur deutschen Kultur und Sprache hat.
    Für Krimifans und -kenner besonders interessant sind bestimmt die theoretischen Überlegungen zum Kriminalroman und die Passagen, in denen Markaris den südeuropäischen und nordeuropäischen Krimi miteinander vergleicht. Dabei fallen u.a. Namen von Krimiautoren wie Henning Mankell, Liza Marklund, Andrea Camilleri, Donna Leon und Ian Rankin.
    (Zur besseren Übersicht gibt es hinten im Buch ein Personenregister, in dem, ich habe mal spaßeshalber nachgezählt, um die 130 Personen erwähnt werden, die meisten Erwähnungen im Buch dürften Brecht, Goethe und Manuel Vázquez Montalbán haben).


    Daneben geht Markaris noch (unter anderem) auf seine Zeit als Theater- und Drehbuchautor ("Die Geschichte des Ali Redscho", "Anatomie eines Verbrechens"), die Städte Istanbul und Athen, seine Beschäftigung mit Brecht und seine Übersetzertätigkeit ein. Hier ist zum Beispiel seine Übertragung von Faust I und II ins Griechische zu nennen, ein zeitintensives Projekt, das ihn vor nicht wenige Herausforderungen stellte.


    Das Buch hätte von mir aus noch länger sein können, andererseits finde ich es einfach richtig gut so, wie es ist. Zurück bleibt bei mir das Bild von einem angenehmen, eloquenten und unheimlich belesenen Menschen, der dabei aber nicht belehrend wirkt.


    Ich vergebe 5ratten


    Denkt Euch beim Betreff noch ein "n" dazu. :zwinker:

    Also ich habe es echt gerne gelesen und jetzt bin ich sowohl neugierig auf weitere Stücke von Anouilh als auch andere Antigone-Versionen. Vorgestern in der Buchhandlung fiel mir dann noch Brechts "Antigone des Sophokles" in die Hände, das habe ich dann mitgenommen.

    Jean Anouilh: Antigone


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    Inhalt
    Nach dem Tod der beiden Brüder Polynice und Étéocle, die sich auf dem Schlachtfeld gegenseitig töteten, bekommt Étéocle ein ehrenvolles Staatsbegräbnis, für den Aufrührer Polynice erlässt König Créon allerdings ein Bestattungsverbot. Antigone, die Schwester der beiden Toten, kann den Gedanken nicht aushalten, dass ihr Bruder ohne Begräbnis nun auf ewig im Schattenreich umherirren muss und widersetzt sich Créons Gebot. Sie wird jedoch ertappt und vor Créon geführt, der versuchen will, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Doch für Antigone gibt es keinen Ausweg, die Geschichte muss ihren Lauf gehen.


    Meine Meinung
    Natürlich ist insbesondere ein Vergleich mit der Version von Sophokles interessant. In vielem hat sich Anouilh stark an die Vorlage gehalten, aber es finden sich auch Unterschiede, z.B. im Bereich der Figuren. Teiresias, der blinde Seher, fehlt, dafür dichtet Anouilh eine Amme hinzu, die allerdings nur am Anfang einen Auftritt hat. Diese Szene zeigt auch eine kindliche Seite von Antigone. Überhaupt steht ihre Körpergröße und ihr Äußeres mehr im Vordergrund, als ich das von Sophokles in Erinnerung habe.
    Alle Figuren befinden sich zu Beginn des Stückes auf der Bühne und werden von einem Sprecher dem Leser/Publikum vorgestellt. Auch das Ende des Dramas wird hier bereits vorweggenommen.
    Teilweise driftete das Stück ein wenig ins Skurrile/Absurde ab, wenn Antigone, statt ihre Klagerede zu halten oder Hémon einen Abschiedsbrief zu schreiben, Small-Talk mit dem Wächter betreibt, der von Hundertsten ins Tausendste kommt.
    Manchmal war auch etwas unklar, in welcher Zeit das Stück spielen soll, wenn z. B. auf das Partyleben von Étéocle und Polynice, ihren Zigarettenkonsum und ihre Autos angespielt wird oder Antigones Familie die Ferien am Meer verbringt.


    Was den Aufbau betrifft, so fehlt hier die ansonsten dramentypische Unterteilung in Akte und Szenen, was mich zu Beginn ein wenig verwirrt hat.
    Die Reclam-Version hat noch ein lesenswertes Nachwort mit einer Zeittafel zu Leben und Werk von Anouilh, zu Sophokles' Antigone und deren Rezeption, weiteren Bearbeitungen, sowie natürlich eine Interpretation zu Anouilhs Version.


    Ich vergebe 5ratten

    Inhalt
    Schon seit Jahren treibt sich Jacob immer wieder in der Spiegelwelt herum und hat sich dort einen Namen als Abenteurer gemacht. Doch als ihm sein jüngerer Bruder Will in diese Welt folgt, wird er von Goyl angegriffen und verwandelt sich nun auch in einen solchen. Jacob trägt schwer an dieser Schuld und setzt alles daran, das Leben seines Bruders zu retten. Die Suche nach einem Heilmittel führt Jacob und Will, begleitet von Fuchs und Clara, quer durch das Märchenland.


    Meine Meinung
    Den Beginn des Buches fand ich etwas sperrig - es gibt ja im Prinzip drei Einstiege: den Prolog und dann das Kapitel über Jacob und Will und schließlich das, in dem Hentzau im Vordergrund steht. In jedes musste ich mich erstmal wieder reinlesen und mir Orientierung verschaffen. Beim zweiten Kapitel kam ja noch hinzu, dass man da mitten ins Geschehen geworfen wurde und erstmal verstehen musste, was da genau mit Will geschehen ist.
    Zum Thema Kapitel kann ich noch allgemein sagen, dass mir auffiel, wie kurz die meisten Kapitel sind. Bei mir hat das dazugeführt, dass ich manchmal das Gefühl hatte, mich nicht so richtig in das Buch einlesen zu können. Vielleicht hat das ja bei einigen Lesern dieses Drehbuch-Gefühl hervorgerufen?


    Ich habe nicht so leicht Zugang zu den Figuren gefunden, was auch da dran lag, dass ich, wenn ich nichts überlesen habe, in diesen ersten beiden Kapiteln keine Beschreibung des Äußeren der beiden Bruder gefunden habe. Das hilft mir offenbar, mir eine bessere Vorstellung von den Personen zu machen. Ich fand es aber gut, dass Cornelia Funke die Leser ihre Figuren so quasi selbst entdecken lässt.


    Die Märchenthematik war es ja eigentlich, die mich dazu gebracht hat, das Buch zu kaufen und ich fand es auch immer spannend, wenn solche Anspielungen zu finden waren. Da hätte ich mir sogar noch mehr gewünscht. Und insgesamt fand ich die Geschichte gar nicht so "märchenhaft", unter anderem auch


    Aber ich glaube, ich habe mir von der Märchenhaftigkeit des Buches im Vorfeld ein bisschen falsche Vorstellungen gemacht.


    Mit am besten im ganzen Buch fand ich eigentlich die Passagen, in denen auf Jacobs vergangene Abenteuer in der Spiegelwelt angespielt wurde. Und manchmal habe ich mich bei dem Gedanken ertappt, dass ich diese Geschichten fast lieber lesen würde als "Steinernes Fleisch".
    Vielleicht schreibt Cornelia Funke ja irgendwann ein Prequel? :smile:
    Eins ist jedenfalls klar: der gute Jacob war früher kein Kind von Traurigkeit und hat wohl nichts anbrennen lassen.
    Nun aber trägt er schwer daran, was seinem Bruder passiert ist und fühlt sich schuldig. Manchmal war mir das etwas zuviel des Guten, dass vor allem seine traurige und grüblerische Seite so hervorgehoben wurde.


    Bei der Sprache sind mir zwei Extreme aufgefallen: einerseits fand ich den Stil oft sehr verknappt, richtig elliptisch, vor allem an den Kapitelanfängen. Und dann doch wieder richtig überbordend vor Metaphern und Vergleichen. Ich finde das ganz ganz interessant zu beschreiben, muss aber zugeben, dass die Sprache subjektiv nicht ganz so mein Fall ist, mir ist das manchmal alles einfach zu bedeutungsschwanger.


    Ich weiß nicht, ob man das aus der Rezension so rausliest, ich habe das Buch eigentlich gerne gelesen. Nachdem mir die Tintentrilogie nicht so sehr gefallen hat und ich sie auch nicht zu Ende gelesen habe, war ich mir da nicht so sicher. Ich bin gespannt, wie es im nächsten Band weitergeht - eigentlich, so habe ich das Gefühl, ist die Ausgangssituation gar nicht sooo anders als vor dem ersten Band.


    Ich vergebe
    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Hallo Babsi,


    ich könnte mir das nämlich auch vorstellen.
    Wenn mich meine Internetrecherche nicht getrogen hat, kommt der Film am 14.06. im TV. Mal sehen, ob ich mir das bis dahin merken kann. :breitgrins:
    Habe auch grad gesehen, dass einiges im Vergleich zum Buch geändert wurde, zum Beispiel wurde Kiki rausgeschrieben.


    Viele Grüße, Louise