Hallo
ich habe heute das Buch beendet. Ich finde es schade, daß es schon zu Ende ist. Natürlich ist die Sprache Thomas Hardy's etwas anders, als wir es heute bei Autoren der Gegenwart gewohnt sind, aber für mich macht das auch den Reiz des Buches aus. Ich finde, damals wurden viel mehr Worte verwendet, Dinge liebevoller im Detail beschrieben als heute. Ich habe mir letztens eine Shakespeare-Verfilmung mit einer Freundin angesehen, die anfänglich auch etwas skeptisch der Sprache gegenüber war. Als der Film zu Ende war sagte sie: "Mein Gott ist unsere Sprache verkommen". Aber ich könnte nicht nur Bücher in dieser Art lesen. Das nächste Buch muß jetzt etwas lustiges und vor allem aus unserer heutigen Zeit sein, Mal sehen was sich so ergibt.
Spoiler bis Ende
Zitat
Ich fand am Schluß Alec gar nicht mehr so schlimm und unsympathisch und wenn man es bedenkt, hätte er mehr für Tess getan als Angel. Ausserdem erschien es mir, als hätte er wirklich Gewissensbisse, bei dem was er Tess angetan hat. Es stimmt ja auch, daß er sie von Anfang an heiraten wollte. Ausserdem war ich mir gegen Ende gar nicht mehr so sicher, ob Tess wirklich vergewaltigt wurde. Es schien mir eher so, als habe er sie verführt, sie aber schon freiwillig mit ihm geschlafen hat und das nicht nur einmal. Sie sagte ja "Er hat mich zurückgewonnen" und sie spricht immer von einer Beziehung und nie davon, daß ihr Gewalt angetan wurde. Es entschuldigt natürlich nicht, daß sie erst 16 Jahre alt war, also fast noch ein Kind.
Angel erscheint mir nicht im geringsten verantwortungsbewußt. Ich mochte ihn während des Buches immer weniger. Er macht sich zu viel Gedanken um sein eigenes Seelenheil und bestärkt Tess auch noch in ihren überhaupt nicht angebrachten Schuldgefühlen. Mir tut Tess einfach nur leid. Sie hatte das Pech zur falschen Zeit, am falschen Ort in der falschen Familie geboren worden zu sein. Ihre Eltern waren auch nicht das, was man verantwortungsbewußt nennen konnte. Alles in allem kann ich mich nur Aeria anschließen: In dieser Zeit hätte ich auch nicht leben wollen, zumindest nicht in diesem Stand und nicht als Frau.
Auch wenn es ein trauriges Buch ist, so hat es mir sehr gut gefallen, was aber auch mit Sicherheit an meiner Liebe zu England und vor allem auch Sussex liegt, welches ich durch die Worte Thomas Hardy's mehr als deutlich vor mir sehen konnte. Mir hat diese Leserunde sehr viel Spaß gemacht. Danke Euch allen
Tina