Beiträge von allegra


    Inhalt


    Mit „Im Tal der träumenden Götter“ setzt Carmen Lobato die Geschichte von Benito und Katharina Alvarez Lutenburg aus „Im Tal der gefiederten Schlange“ fort. Das Buch setzt etwa 30 Jahre nach dem ersten Teil ein. Man begegnet zahlreichen Personen aus dem ersten Band, kann aber die Geschichte auch für sich lesen, da alle Figuren sorgfältig eingeführt werden.
    Katharina lebt mit ihren Kindern Vicente, Anavera und Josefa auf einer Ranch mit Kaffeeplantagen und Pferdezucht fern ab der des städtischen Hektik. Benito ist inzwischen Gouverneur von Querétaro und lebt den größten Teil des Jahres getrennt von seiner Familie in Mexiko Stadt.


    Josefa wird volljährig und ist vom Gedanken beseelt, Journalistin zu werden. Sie beschließt ihre ländliche Heimat zu verlassen und in Mexiko Stadt ihr Glück zu suchen, wo sie erst bei ihren Verwandten, den Hartmanns wohnt und später in eine eigene Wohnung zieht. Als Kind vom Lande ist sie schwer beeindruckt vom hektischen Getriebe der Großstadt. Sie lernt einen gefährlichen Mann kennen, der Benito vernichten will, verliebt sich in ihn und verliert darüber auch zeitweilig ihren gesunden Menschenverstand und die Loyalität zu ihrer Familie.



    Meine Meinung


    Ich habe den Vorgängerband nicht gelesen, hatte aber keinerlei Verständnisprobleme bei dieser wunderschönen, farbenprächtigen und gefühlvollen Familiensaga. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, durch die man die Gedanken, Gefühle und Handlungsweisen der Hauptfiguren leicht nachvollziehen kann. Durch die wechselnden, sehr anschaulich beschriebenen Schauplätze wird die Spannung hoch gehalten.


    Das Buch handelt aber nicht nur von den Sonnenseiten des Lebens. Die Autorin stellt auch die schlechten Lebensbedingungen der Bevölkerung in den Slums von Mexikostadt sowie das harte Leben der Landarbeiter, die ausgenutzt und sogar ausgepeitscht werden, sehr eindringlich dar.


    Das politische Klima von Mexiko, das stark geprägt ist durch Korruption und Willkür, wird am Beispiel von Journalisten, die nur aufgrund ihrer unbequemen Meinung eingesperrt werden, dem Leser sehr glaubhaft näher gebracht.
    Aber natürlich darf man sich auch an schönen Landschaften erfreuen. So hat mir eine Fahrt durch den Dschungel von Yucatán zu einer Ausgrabungsstätte der Mayas ganz besonders gut gefallen.


    Auf die Irrungen und Wirrungen, die die Liebe unter den Figuren anrichtet und wohin sie führt, möchte ich nicht weiter eingehen. Aber es kommt auf jeden Fall Spannung auf und die Geschichte nimmt einige unerwartete Wendungen.


    Diesem sehr flüssig zu lesenden Buch spreche ich gerne eine Lesempfehlung aus für Liebhaber von Liebesgeschichten mit exotischer und etwas historischer Würze.


    Ich vergebe 4ratten

    Liv Winterberg zeichnet mit der Handlung im Umfeld des Barons Amédé de Troyenne eine wahre Geschichte nach, die sich 1440 in der Bretagne zugetragen hat. Erklärungen dazu findet man in einem sehr informativen Nachwort. An dieser Stelle möchte ich davor warnen, das Nachwort zuerst zu lesen. Es ist zwar bei der Lektüre oft hilfreich, wenn man den historischen Kontext kennt. In diesem Fall ist es aber schade, weil man dann beim Kriminalfall nicht mehr unvoreingenommen miträtseln kann. Neben einer Personenübersicht der fiktiven Figuren befindet sich hinten im Buch ein Glossar, in dem auch die historisch verbürgten Personen aufgeführt sind.


    Obwohl mich das Buch vom Inhalt her sehr anspricht und ich auch mit großem Interesse mit den Dorfangehörigen mitgefiebert habe, ob ein marodierender Söldner als Serientäters durch die Gegend zieht oder ob der Täter vom Teufel besessen innerhalb der Dorfgemeinschaft zu suchen ist, hat mich die Handlung doch nicht so berührt, wie ich es mir gewünscht hätte. Durch die sehr kurzen Kapitel, die jeweils mit dem jeweiligen Schauplatz übertitelt sind und die damit verbundenen häufigen Perspektivwechsel wurde der Spannungsbogen zwar immer recht hoch gehalten, mir war es aber schon zu hektisch, so dass ich nicht richtig ins Geschehen eintauchen konnte.
    Die Hauptfiguren sind anschaulich und ausführlich charakterisiert, so dass ich mir eine gute Vorstellung von ihnen machen konnte. Leider ist mir das von einigen Nebenfiguren nicht gelungen, die mir dadurch schattenhaft blieben. Julien Lacante, der als Bindeglied zwischen den verschiedenen Ständen eigentlich eine Schlüsselrolle innehat, erschien mir zu flach.


    Besonders interessant fand ich die Darstellung des Inquisitonsprozesses. Das war weit mehr als was man so landläufig unter der Inquisition erwartet: dass eine Frau nur rote Haare brauchte und gleich auf dem Scheiterhaufen landete. Man merkt bei der Lektüre, dass es sich die Autorin nicht leicht gemacht hat und intensiv recherchiert hat.


    Sprachlich hat Liv Winterberg im Vergleich zu ihrem ersten Roman „Vom anderen Ende der Welt“ noch eine Schippe zugelegt. Es ist ihr gut gelangen durch die Wahl der Ausdrucksweise die Stellung der einzelnen Figuren in der Gesellschaft zu unterstreichen.


    Die Handlung wird zu dem Abschluss geführt, den das historische Vorbild vorgibt, was mir gut gefällt. Allerdings bleiben bei mir noch einige kleine Unklarheiten offen, die ich gerne auch noch aufgeklärt gehabt hätte. Wenn Personen als Verdächtige für falsche Fährten eingeführt werden, dann erfahre ich dennoch gerne, wo sie abgeblieben sind, auch wenn das die Geschichte an sich nicht voran bringt. Deshalb erscheint mir dieser Roman nicht so wirklich abgerundet.


    Die edle Klappbroschur und das etwas größere Format, in der das Taschenbuch vorliegt, macht natürlich schon mehr her, als ein normales Taschenbuch. Dafür schlägt es aber auch mit fast 15 €uronen zu Buche. Persönlich bevorzuge ich die normalen, dafür etwas günstigeren Taschenbuchformate. Egal wie schöne Klappen ein Buch hat, es wird dadurch trotzdem nicht gebunden.



    Mein Fazit

    Dieser spannende historische Krimi hat mich recht gut unterhalten. Ich habe neben dem Kriminalfall einiges mitnehmen können, was die kirchliche Gerichtsbarkeit im Frankreich des 15. Jahrhunderts betrifft. Leider haben die häufigen Perspektivwechsel auf mich hektisch gewirkt. Ich wurde dadurch aus der Handlung herausgerissen und hatte Mühe, mit den Figuren Fühlung aufzunehmen.


    Ich vergebe 3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Inhalt


    Dieser siebte Band aus der erfolgreichen Serie um die Schriftstellerin Erica Falck schließt unmittelbar an den vorhergehenden Band „Die Meerjungfrau“ an, was die Entwicklungen im Privatleben von Erica und ihrem Mann Patrik betrifft. Patrik ist nach einer Krankheit bedingten Auszeit zurück bei der Arbeit im Kriminalkommissariat Tanum, wo man sich um einen neuen Fall zu kümmern hat. Mats Severin, ein allseits beliebter junger Mann, der auf der Gemeindeverwaltung in Fjällbacka arbeitet, wird erschossen in seiner Wohnung aufgefunden. Seine Eltern Signe und Gunnar Severin sind am Boden zerstört. Mats ist in Fjällbacka aufgewachsen und ist mit Erica zur Schule gegangen. Niemand kann sich ein Motiv für den Mord vorstellen. Das einzig Auffällige an Mats war, dass niemand Genaueres über sein Privatleben wusste. Nicht einmal seine Eltern, die eine recht enge Beziehung zu ihm pflegten, wussten, ob es eine Frau in seinem Leben gab. Bevor er seine Stellung in Fjällbacka antrat, wo er sich um die Finanzen des „Badis“ kümmert, einem größeren Wellness-Hotelprojekt, hat er in Göteborg in einer Organisation gearbeitet, die sich um Frauen kümmert, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind. Als er vor seinem Wohnhaus Krankenhaus-reif geprügelt worden ist, hat er beschlossen, wieder nach Fjällbacka zurück zu kehren.
    Patrik und sein Team ermitteln in alle erdenklichen Richtungen. Dabei erfahren sie, dass Mats kurz vor seinem Tod seine Jugendliebe Annie besucht hat, die mit ihrem kleinen Sohn Urlaub auf einer Leuchtturminsel macht. Die Insel, die eigentlich Gråskär heißt, wird von allen Einheimischen nur „die Geisterinsel“ genannt, weil es auf der Insel angeblich spukt. Der Sage nach wären alle, die auf der Insel gestorben sind, dort geblieben und machten sich als Geister bemerkbar.


    Ein anderer Erzählstrang, der in kursiver Schrift zwischen die übrige Handlung eingestreut ist, spielt ab 1870. Das frisch verheiratete Paar Emelie und Karl ziehen auf die Insel Gråskär, wo Karl die Stelle als Leuchtturmwärter antritt und dabei von seinem Gehilfen Julian unterstützt wird.




    Meine Meinung


    Wieder einmal ist es Camilla Läckberg gelungen, mich von der ersten Seite an in ihren Bann zu ziehen. Ich verfolge die Serie schon seit Beginn. Somit waren mir die Figuren aus Ericas Familie und die Mitarbeiter des Kriminalkommissariats Tanum bereits vertraut. Die Autorin führt aber alle Personen so ein, dass für das Verständnis des eigentlichen Kriminalfalles keine Vorkenntnisse aus früheren Büchern nötig sind. Die Ermittlungen rund um den Mord an Mats sind sorgfältig und gut nachvollziehbar dargestellt, so dass man leicht miträtseln kann. Mit der idyllischen und gleichzeitig unheimlichen Leuchtturminsel lässt die Autoren die zauberhafte Landschaft der Schäreninseln vor dem inneren Auge auferstehen. Ergänzt wird das Bild durch die geheimnisvollen Stimmen, die die Bewohner sowohl in der Rückblende 1870 als auch in der Gegenwart vernehmen.


    Ericas Schwester Anna erlebt eine sehr schwere Zeit. Sie fällt in eine tiefe Depression und kümmert sich nicht einmal mehr um ihre Kinder. Ich finde es sehr beeindruckend, wie sensibel die Familie Anna beigestanden ist und wie Erica ihr letztendlich mit einer einfachen Idee geholfen hat, sich aus dem Lock heraus zu kämpfen. Mir gefällt sehr, dass nicht alle Protagonisten glücklich und erfolgreich sind, sondern dass es auch Menschen gibt, die es aufgrund ihrer Persönlichkeit und ihrer Erlebnisse einfach schwerer haben im Leben und dennoch oder gerade deswegen als Mensch ernst genommen und geliebt werden. Das strahlt auf mich eine sehr positive Haltung aus, was mir bei dieser Serie immer sehr gut gefällt.


    Wie die einzelnen Handlungsstränge zusammenhängen, werde ich jetzt natürlich nicht erklären. Ich möchte nur soviel verraten, dass es die Autorin in souveräner Weise schafft, die einzelnen Fäden zu einem abgerundeten Ganzen zusammen zu fügen.
    Einen einzelnen Strang, der für mich noch nicht so wirklich zu einem Ende gekommen ist, interpretiere ich jetzt mal als Cliffhanger für die Fortsetzung.




    Mein Fazit


    Dieser Band führt die familiäre Geschichte um Patrik und Erica auf glaubwürdige Weise weiter. Der Kriminalfall ist in sich abgeschnitten und wird gut nachvollziehbar gelöst. Ich fand dieses Buch von Anfang bis zum Ende spannend und es hat mich auch von den Gefühlen her angesprochen.


    Ich vergebe 4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Inhalt


    Rhia Mahoney muss miterleben, wie der Textilbetrieb ihres Vaters, „Mahoney Linen“, in Flammen aufgeht und damit auch die wirtschaftliche Grundlage für den Reichtum ihrer Familie in Schutt und Asche liegt. Rhia, die sehr stark verankert ist in der keltischen Sagenwelt, reist von Irland nach London, um eine Stellung als Gouvernante zu suchen. Ihr Onkel Ryan bringt unter bei seiner Bekannten, Antonia Blake, die kürzlich ihren Mann verloren hat. Antonia ist Quäkerin und engagiert sich bei den Damen des Convict Ship Committees, das von Elizabeth Fry gegründet wurde als Folge der Gefängnisreform. Sie wohnt zusammen mit dem Cousin ihres Mannes, der Porträts erstellt mit Hilfe der neuen Technik der fotogenen Zeichnung.


    Kurz nach Rhias Ankunft in London findet man ihren Onkel Ryan tot in seinem Lagerhaus. Es handelt sich augenscheinlich um einen Selbstmord, aber es fällt Rhia sehr schwer, das zu akzeptieren. Ein befreundeter Journalist beginnt Fragen zu stellen, während Rhia beruflich Fuß fasst. Sie ist eine begabte Zeichnerin und hofft, einige Entwürfe an den Seidenhändler Montgomery verkaufen zu können. Dieser scheint ernsthaft interessiert zu sein und stellt Rhia vorerst als Verkäuferin in seinem Ladengeschäft ein.


    Schon bald wird Rhia von einem neuen Schicksalsschlag getroffen. Sie wird verdächtigt ein wertvolles Stück Stoff im Hause ihres Arbeitgebers entwendet zu haben und wird verurteilt. Sie soll für 7 Jahre nach Australien deportiert werden. Ihrer Freundin Antonia Blake gelingt es nicht, rechtzeitig Berufung einzulegen, so dass Rhia mit dem Gefangenenschiff „Rajah“ in Richtung Sydney ausläuft. Das Convict Ship Committee der Quäker engagiert sich sehr für die gefangenen Frauen und versorgt sie mit Stoffresten und Nähzeug, damit sie auf der Reise Quilts für den Verkauf anfertigen können. Dadurch können sie sich etwas Geld verdienen und durch die Näharbeit haben die Frauen eine Aufgabe, was sich beruhigend auf ihr Gemüt auswirkt.


    Auf der „Rajah“ beschließen die Frauen einen besonders schönen Quilt anzufertigen und ihn den Quäkerfrauen als Zeichen ihrer Dankbarkeit zu schenken. Dabei handelt es sich um den „Rajah Quilt“, die einzige noch erhaltene Arbeit der Gefangenenschiffe, der in der National Gallery of Australia in Canberra aufbewahrt wird.


    Die 10 Monate lange Überfahrt auf der „Rajah“ bildet das Herzstück des Buches und ist so ausführlich und anschaulich beschrieben, dass ich selber manchmal das Gefühl hatte, der Boden schwankte unter meinen Füßen.


    In Australien wird Rhia erwartet von Michael Kelly einem Mann aus ihrem Dorf in Irland, der seine siebenjährige Strafe abgeleistet hat und inzwischen frei ist, nach Hause zu reisen. Er betreibt eine geheime Druckerei und ist über viele Vorkommnisse im Hafen von Sydney bestens informiert. Es gelingt ihm, ein Komplott aufzudecken, an dem hoch angesehene Londoner Geschäftsleute beteiligt waren und das letztendlich dazu geführt hatte, dass Rhia aus London verschwinden musste.



    Meine Meinung


    Die Handlung wird langsam und sorgfältig aufgebaut und durch die abwechslungsreichen Beschreibungen der Orte und des Textilhandels, der beginnenden Industrialisierung, die die Handweber in Irland in ihrer Existenz bedrohen und nicht zuletzt der Technik der Kalotypie, einer Urform der heutigen Fotografie, wird die Spannung immer hoch gehalten. Sehr interessant sind auch die politischen Aspekte um den Opiumhandel, den England zwischen Indien und China betrieb.


    Das Buch besteht aus drei größeren Teilen, die wiederum in zahlreiche kürzere Kapitel unterteilt sind. Die Kapitelüberschriften tragen jeweils die Namen von Stoffarten, Farben oder Mustern, die im betreffenden Kapitel eine Rolle spielen. Ich wusste nicht, dass es für so viele Mischgewebe eigene Namen gibt.


    Vom Inhalt und von der Schreibweise her, hat mir das Buch ausgesprochen gut gefallen. Der Schreibstil ist flüssig. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, was für Abwechslung sorgt. Rhia fühlt sich eng verbunden mit ihrer verstorbenen Großmutter, der sie Briefe in Form eines Tagebuches schreibt, was den Leser direkt in die Gedanken und Gefühlswelt von Rhia schauen lässt.


    In der deutschen Übersetzung habe ich einige wenige Fehler gefunden. So richtig übel fand ich nur einen „das-dass“ Verwechsler auf S. 563.


    Nicht so ganz einverstanden bin ich mit der Art und Weise, wie der Ullstein Verlag das Werk präsentiert. Vom Titel und vom Klappentext her würde ich einen typischen Auswandererroman erwarten mit dem Schwergewicht Liebesroman in Australien. Das ist es aber ganz und gar nicht. Zwar kommt die Liebe immer wieder vor, aber als Liebesgeschichte kann man diesen Roman nicht bezeichnen. Wenn man ihn in ein Genre einteilen möchte, dann würde ich ihn am ehesten als historischen Krimi oder als historischen Reiseroman sehen. Australien ist zwar Ziel der Reise, kommt aber am Ende nur in vergleichsweise wenigen Kapiteln zum Zuge.
    So wenig wie der Klappentext passt das Cover. Wir sehen eine junge Frau mit langem Haar in grünem Kleid mit Spaghettiträgern vor einem Sonnenuntergang. In der linken oberen Ecke ragt der für das Genre „Love&Landscape“ inzwischen typische Zweig ins Bild. Diesmal handelt es sich um eine braune Beere mit per Photoshop zusammengefügten Blättern, bei denen die Blattstiele nicht stimmen. Der Kleidungsstil der Dame passt überhaupt nicht ins Jahr 1840 und das würde ich bei einem Buch, das zum Großteil von der Geschichte der Textilindustrie handelt, doch erwarten. Ich finde die unglückliche Titelwahl ganz besonders schade, weil sich angesichts der Träume, die die Frauen in die wunderbar farbenfrohen Quilts genäht haben, bestimmt passende Titel gefunden hätten. Kaum ein Thema hat unsere Sprache mit soviel Vergleichen durchdrungen, wie Stoffe, Fäden, Stiche, verwebte Garne, versponnene Stränge und vieles mehr.



    Mein Fazit


    Das Buch – also der reine Inhalt zwischen den Buchdeckeln – erhält von mir 5 Sterne. Für die wenig geglückte Aufmachung müsste ich eigentlich Sterne abziehen. Aber ich denke, dieses wunderbare Buch hat es so schon schwer genug, aus der Menge an Love & Landscape Romanen heraus zu stechen. Es ist kein schnell zu lesendes Buch, noch handelt es von einem weltbewegenden Kapitel der Geschichte, aber wenn man sich darauf einlässt, kann es einem viel Freude bereiten.



    5ratten

    Meine Inhaltsangabe


    Zwei junge Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen sich auf einem Schiff während der Überfahrt von Amsterdam in die holländische Kolonie Java. Jacobina, Tochter eines reichen Bankkaufmanns, tritt eine Stelle als Hauslehrerin an während Floortje voller Erwartung ist, einen reichen Ehemann zu finden. Die Reise geht vorerst für beide nach Batavia. Jacobina wird liebevoll aufgenommen von der Familie ihres Arbeitgebers und es gelingt ihr sehr schnell Zugang zu den beiden Kindern Jeroen und seiner jüngeren Schwester Ida. Die Kinder sprechen bisher vorwiegend Malaiisch, die Sprache ihres Kindermädchens und Jacobina soll ihnen gutes Holländisch beibringen. Das Oberhaupt der Familie, Major Vincent de Jong führ mit seiner Frau Griet eine sehr lebhafte Ehe. Sie bilden sozusagen das Herz des gesellschaftlichen Lebens in Batavia.


    Floortje hat sich in einem Hotel eingemietet, lebt unbeschwert in den Tag hinein, genießt das Leben und gewinnt die Aufmerksamkeit gleich mehrerer heiratswilliger Männer. Es kommt beinahe zu einer Verlobung mit einem Pflanzer auf einer reichen, aber abgelegenen Plantage, doch da trifft ein Schatten aus Floortjes Vergangenheit auf sie und ist dem jungen Glück im Weg. Floortje hat inzwischen alle ihre Ersparnisse aufgebraucht und muss sich selber über Wasser halten.


    Das Leben meint es mit Vincent de Jong nicht nur gut. Aufgrund eines Zwischenfalls wird er vom Zentrum der holländischen Kolonie nach Sumatra versetzt. Jacobina begleitet die Familie, die ein wunderschönes Haus direkt am Meer bezieht. Griet de Jong vermisst den gesellschaftlichen Trubel der Stadt und fühlt sich immer häufiger krank und zerschlagen.


    An der Seite Jacobinas und Floortjes lernt der Leser völlig unterschiedliche Seiten des Lebens in einer holländischen Kolonie kennen. Einerseits erlebt man die betörende Landschaft mit ihren duftenden und farbenfrohen Blumen, andererseits blickt man in menschliche Abgründe infolge zuvielen Luxus, der auch mal in Dekadenz umkippt. Das gesellschaftliche Leben ist eine sehr oberflächliche Angelegenheit. Vordergründig erfreuen sich die Angehörigen der holländischen Gesellschaft eines großen Freundeskreises und abwechslungsreichen kulturellen Lebens. Hintergründig zeigt sich das aber als sehr oberflächlich und unehrlich.


    Die Überfahrt der beiden Protagonistinnen Jacobina und Floortje ist im Jahre 1882 angesiedelt. Aus der Geschichte wissen wir, dass Ende August 1883 der Vulkan Krakatau ausgebrochen ist, der sich auf einer Inselgruppe zwischen Java und Sumatra befindet, jeweils etwa 50 km von der Küste entfernt. Ein Ereignis, das die Welt, aber natürlich auch das Leben der Menschen in diesem Roman tief geprägt hat.




    Meine persönliche Meinung

    Die Personen dieses Romans sind so weit ich mich erinnere durchwegs fiktiv, sie sind aber dem Leben historisch verbürgter Menschen nachempfunden. Die Autorin hat sehr viele Informationen aus der holländischen Kolonialgeschichte im Buch verarbeitet, so dass man ein sehr anschauliches Bild der Landschaft gewinnt sowie der sozialen Gepflogenheiten unter den Menschen. Das betrifft sowohl die Mitglieder der holländischen Gesellschaft als auch die einheimischen Menschen und das Zusammenspiel der Herrschaften mit ihren Angestellten. Die sozialen Probleme im Milieu der Prostiuierten sind sehr gut herausgearbeitet ohne aufdringlich zu wirken. Um dem Leser einen bleibenden Eindruck zu verschaffen, stellt Nicole C. Vosseler auf ihrer Homepage viel Bildmaterial und Informationen zur Verfügung. Damit kann man richtig schön in die Geschichte eintauchen.
    http://www.nicole-vosseler.de/


    Die Autorin schreibt in ihrem Nachwort, dass sie mit diesem Buch die Bilder des Tsunamis an Weihnachten 2004 verarbeitet hat, anhand eines Unglücks aus der Vergangenheit in der Region. Vorne im Buch ist eine Karte Javas und Sumatras abgedruckt, auf der man gut nachvollziehen kann, wie sich die Explosionen des Krakatau auf die Region ausgewirkt haben.


    Die Szenen kurz vor und nach dem Ausbruch sind sehr packend, aber auch gefühlvoll beschrieben. Man fiebert und leidet mit den Beteiligten mit, sieht die zerstörte Landschaft förmlich vor seinem inneren Auge und riecht die alles einhüllende Asche in der Luft.


    Für mich war dieser Roman ein sehr eindrückliches Leseerlebnis. Die Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet mit ihren Fehlern und Schwächen. Selbstverständlich knistert nicht nur der drohende Vulkanausbruch in der Luft, sondern es spitzt sich auch die eine oder andere Liebesgeschichte zu, aber es ist beim Lesen irgendwie immer klar, dass die Geschichte keine Lösung durch ein einfach gestricktes „Happy End“ haben wird. Es passieren durchaus auch sehr traurige Dinge, die dem Buch Glaubwürdigkeit verleihen. Nicht zuletzt flößt der Roman einen gesunden Respekt vor den Naturgewalten ein.



    Mein Fazit


    Als in einem exotischen Land angesiedelter historischer Liebesroman, ist das Buch dem Genre „Love & Landscape“ zu zuordnen. Nicole C. Vosseler hat sich mit der Herausarbeitung der historischen Begebenheiten sehr viel Mühe gegeben, dass der Schmöker bestimmt auch für viele Fans historischer Romane ein Genuss ist. Von mir bekommt dieses Buch eine uneingeschränkte Lesempfehlung mit 5ratten

    Inhalt


    Dieser Liebesroman, der im 19. Jahrhundert im Milieu der Dienstmädchen und Gouvernanten spielt, erzählt die Geschichte von Pauline Schmitz, die als mittellose Waise ihren Lebensweg als Dienstmädchen und Gouvernante beschreitet. Dabei begegnet sie dem Textilunternehmer Reuther, dessen Herz sie erobert. Finanzielle Widrigkeiten legen dem Glück jedoch scheinbar unüberwindliche Steine in den Weg.


    Der Roman setzt ein, als Pauline in Köln ankommt. Ihre einzigen Besitztümer haben in einer Reisetasche Platz. In Rückblenden erfährt man, wie das gebildete und fleißige Mädchen in diese Situation gekommen ist: Nach dem Tod ihrer Eltern ist sie im Haushalt ihres Onkels aufgewachsen, der ihr eine umfassende Bildung zukommen ließ. Als dieser unerwartet stirbt, taucht ein Cousin auf, der sein ganzes Vermögen erbt. Pauline bleibt nur eine kleine Mitgift, die bei einer Bank für sie hinterlegt ist und etwas Garderobe. Da sie über tadelloses Benehmen und eine sehr umfangreiche Allgemeinbildung verfügt, wird sie in einer wohlhabenden Familie in Bonn als Gouvernante für die jüngsten Töchter angestellt. Mit dieser Aufgabe ist Pauline sehr glücklich, wenn nur der Hausherr nicht wäre. Er steigt ihr nach und es kommt zum Eklat. Pauline muss das Haus mit Schimpf und Schande verlassen und erhält neben dem ausstehenden Lohn und einer Reisetasche mit Kleidung nichts als eine Fahrkarte nach Köln für den Start in ihr neues Leben.


    Alleine in dieser großen Stadt ergreift sie das erstbeste Angebot als Magd im Hause des Kolonialwarenhändlers Stein. Als durch Zufall der verwitwete Textilfabrikant Reuther darauf aufmerksam wird, dass Pauline sehr gebildet ist und ausgezeichnet mit Kindern umgehen kann, holt er sie als Gouvernante in seinen Haushalt, wo Pauline für seine zwei, etwas verwilderten Kinder zuständig ist.


    Da es sich um einen Liebesroman handelt, kommen sich Pauline und Herr Reuther natürlich näher. Da dieser mit seinem Unternehmen in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt, wäre die einfachste Lösung, die Ehe mit einer Frau aus reichem Hause einzugehen.



    Meine Meinung:


    Das in warmen, rotbraunen Farbtönen gehaltene Cover, das einen mit Gittertor und einer Statue verzierten Eingang eines wohlhabenden Hauses zeigt, ist mir gleich ins Auge gesprungen. Das Bild wirkte auf mich geheimnisvoll und auch etwas unheimlich, sodass ich gleich neugierig war, was es mir diesem Haus in der Löwengasse auf sich hat.


    Der Leser wird in das Milieu der Dienstmädchen und Gouvernanten des 19. Jahrhunderts entführt. Der Alltag der Dienstmägde war sehr hart. Der Tag begann in aller Frühe mit körperlich sehr anstrengenden Arbeiten und Feierabend gab es kaum. Ein freier Tag war eine große Seltenheit und ohne ein Arbeitszeugnis war es sehr schwer, wieder eine gute Stelle zu finden. Deshalb setzte Pauline alles dran, um Frau Stein stets zu Diensten zu sein und mauserte sich schnell zu einer hervorragenden Angestellten.


    Im Hause Reuther blüht Pauline auf, weil sie als Gouvernante wieder ihrer wahren Bestimmung nachgehen kann. Pauline belässt es jedoch nicht dabei, nur die Kinder zu erziehen. Sie krempelt den ganzen Haushalt um und drückt dem Haus ihren persönlichen Stempel auf. Die direkte Art, wie sie sich gegenüber Herrn Reuther gibt, wenn es um seine Verantwortung in der Erziehung der Kinder geht, hat mich etwas an die „Supernanny“ aus dem Fernsehen erinnert. Das fand ich teilweise schon etwas unglaubwürdig, hat aber die Geschichte zügig voran gebracht.


    Die Charakterisierung der Figuren hat mir recht gut gefallen, wobei mir Pauline oft etwas zu lieblich daher kommt, außer im Umgang mit Herrn Reuther. Schön dargestellt ist ihre Zerrissenheit, als sie feststellt, dass sie Herrn Reuther gegenüber Gefühle empfindet, die sie so gar nicht eingeplant hat.


    Inhaltlich bietet das Buch keine großen Überraschungen. Es ist ein recht absehbarer Liebesroman vor historischer Kulisse, gewürzt am Rande mit einem Fall von Wirtschaftskriminalität, der aber nicht sehr spektakulär ausgeschlachtet wird. Das Buch kommt insgesamt sehr ruhig daher, vermittelt aber ein sehr intensives Bild des gut bürgerlichen Milieus im 19. Jahrhundert.


    Der Roman ist in einfacher und flüssiger Sprache verfasst, sodass man in sehr leicht zur Entspannung lesen kann. Die Geschichte verläuft geradlinig, mit einzelnen Rückblenden, die aber immer ganz klar von den laufenden Entwicklungen abgesetzt sind.


    Ich bin im Allgemeinen gar kein Freund von Liebesromanen. Ich mag es, wenn sich am Rande einer Geschichte eine Liebesgeschichte entwickelt, aber um Bücher, in denen das der hauptsächliche Inhalt darstellt, mache ich im Normalfall einen Bogen. Dennoch hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Für mich sehr positiv ist, dass das Buch mit seinen 352 Seiten vom Umfang her praktisch ist zum Mitnehmen. So konnte ich es auf dem Weg zur Arbeit lesen und habe es sehr genossen, in der S-Bahn jeweils ins 19. Jahrhundert einzutauchen.



    Mein Fazit:


    Bei „Das Haus in der Löwengasse“ handelt es sich um einen Liebesroman vor liebevoll gezeichneter historischer Kulisse. Der Roman lässt sich sehr leicht lesen und vermittelt ein gutes Bild der Kindererziehung und des bürgerlichen Lebens in einer wirtschaftlich aufstrebenden deutschen Stadt. Ein flüssig geschriebenes Buch, schön für zwischendurch zum Abschalten.



    Ich vergebe: 3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    Inhaltsangabe

    „Die Tote aus Charlottenburg“ ist nach „Leo Berlin“ und „ Tod in Blau“ der dritte Teil der Serie mit Kommissar Leo Wechsler als Ermittler. Die Krimis spielen zur Zeit der Weimarer Republik in Berlin. Der vorliegende Roman beginnt im Sommer 1923, ein Jahr in dem sehr vieles passiert ist. Unter anderem leidet die Bevölkerung unter der galoppierenden Geldentwertung. Wenn man Bargeld hat, muss man es möglichst gleich ausgeben, weil man sich abends schon kaum mehr was dafür leisten kann. In Berlin glimmt Judenhass auf. Jüdische Geschäfte werden boykottiert und überfallen.


    In dieser turbulenten Zeit nähern sich Leo Wechsler und seine Freundin, die Bibliothekarin Clara Bleibtreu immer mehr an. In einem Urlaub auf Hiddensee lernt Clara eine interessante Frau kennen. Sie heißt Henriette Strauß, ist Ärztin und leitet einen Frauengesprächskreis zu dem sie Clara einlädt.
    Kurze Zeit später stirbt Henriette an einer Lungenentzündung. Ihr Neffe Adrian, der sehr eine enge Beziehung zu ihr pflegt, kann nicht glauben, dass seine Tante wirklich so plötzlich erkrankt ist. Er bittet den Hausarzt sowie die Polizei Henriettes Tod zu untersuchen.
    Henriette Strauß war eine sehr engagierte Frau. Neben ihrem Beruf, hat sie sich sehr für die Belange der Frauen eingesetzt und hat unter anderem ungewollt schwangere Frauen beraten und sie an Ärzte verwiesen, wo sie einen sicheren Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen konnten. Es war also anzunehmen, dass sie durchaus Feine hatte.


    Leo Wechslers Privatleben gelangt in eine neue Phase. Seit dem Tod seiner Frau lebt er zusammen mit seinen zwei Kindern und seiner unverheirateten Schwester, die der Familie den Haushalt führt und sich um die Erziehung der Kinder kümmert. Da Leos Beziehung zu Clara immer enger wird, und Clara auch sehr oft in der Familie zu Besuch ist, spürt Ilse, dass eine Frau zu viel ist.


    Auf dem Präsidium arbeitet Leo mit einem neuen Kollegen namens Sonnenschein zusammen. Da dieser Jude ist und sein Vater in seinem Fleischerladen bedroht wird, erlebt man als Leser den aufkeimenden Judenhass sehr anschaulich mit.
    Die Ermittlungen bestehen aus grundsolider Polizeiarbeit, die aus vielen Befragungen von Bekannten und Nachbarn sowie gerichtsmedizinischen Untersuchungen besteht.



    Meine Meinung


    Für mich war dieses Buch der erste Krimi mit Leo Wechsler, ich hatte jedoch keinerlei Verständnisprobleme. Susanne Goga hat alle Figuren sehr sorgfältig eingeführt und glaubhaft charakterisiert. Das Leben einer ganz normalen Familie in dieser schwierigen Zeit wird sehr anschaulich dargestellt. Man erhält ein Gefühl, wie die rapide Geldentwertung den Alltag erschwert hat. So nimmt beispielsweise Ilse für einen Ausflug mit den Kindern in den Zoo eine ganze Einkaufstasche voller Geldscheine mit und hat am Abend alles ausgegeben.
    Neben den Protagonisten treten auch historisch verbürgte Personen im Krimi auf. Hinten im Buch sind sie aufgeführt mit den wichtigsten Informationen.
    Ein Progrom, das 1923 im Scheunenviertel stattfand, ist sehr geschickt in die Geschichte eingewoben, was bei mir einen sehr intensiven Eindruck hinterlassen hat. Weiter ist die Abtreibungsproblematik der Frauen sensibel aufgegriffen.


    Inhaltlich zeichnet sich der Roman durch sorgfältig strukturierte Polizeiarbeit aus, erzählt vorwiegend aus Leo Wechslers Perspektive in der allwissenden Erzählweise. In kursivem Druck ist anhand von Tagebucheinträge von Adrian das Leben des Opfers nachgezeichnet. Am Ende fügen sich diese Schilderungen mit dem Lauf der Geschichte zusammen, sodass keine Fragen offen bleiben.


    Die sprachliche Ausdrucksweise hat mir sehr zugesagt. Susanne Goga schreibt sehr flüssig in heutigem Deutsch, das aber durchwegs glaubwürdig rüberkommt. Die Spannung ist durch das ganze Buch hinweg subtil da. Allerdings ist es jetzt nicht ein „Gänsehaut-Pageturner“, sondern eher ein leiser Krimi, der auf angenehme Art den Blick des Lesers auf einen kleinen Ausschnitt der neueren Geschichte lenkt.



    Mein Fazit


    Ich habe mich mit diesem Krimi gut unterhalten gefühlt und habe in paar angenehme Stunden damit verbracht. Da ich mich sehr für geschichtliche Themen interessiere habe ich sehr eindrucksvoll Einblick in den Alltag während dem „heißen“ Jahr 1923 gewonnen. Ich empfehle dieses Buch Liebhabern von ruhigeren Krimis vor historischem Hintergrund.


    Von mir 4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Meine Inhaltsangabe:


    Kriminalkommissar Sven Becker und sein Kollege Dennis Bergmann von der Kripo Koblenz werden zu einem Unfall gerufen. Ein Zivildienstleistender eines Alters- und Pflegeheims wird überfahren. Bei ihm wird ein Notizbuch mit rätselhaften Aufzeichnungen gefunden. Im Altersheim kommt es zu merkwürdigen Ungereimtheiten. Eine seltsame Viruserkrankung grassiert unter den Bewohnern, ohne dass Ärzte und Pfleger befallen werden. Als die Blutuntersuchung einer verstorbenen Bewohnerin ergibt, dass sie HIV positiv ist und bei Becker eine Blutprobe auftaucht mit HIV-resistenen Zellen, vermutet Sven Becker einen Zusammenhang mit dem Tod des Pflegers. Als der Heimleiter Hofer mitten in den Ermittlungen verschwindet, wird klar, dass in dem Heim nicht alles mit rechten Dingen zugeht.



    Meine Meinung:


    Mit den Polizisten Sven Becker und Dennis Bergmann von der Kripo Koblenz sowie dem ehrgeizigen und auch sehr aufdringlichen Journalisten Walter Koschny hat Michael Hübner facettenreiche, interessante Protagonisten geschaffen. Becker trägt viele Probleme aus früheren Fällen mit sich herum und hat gerade in seinem Privatleben die Trennung von seiner Frau Sandra zu verarbeiten. Die Dämonen, die ihn aus früheren Fällen verfolgen, werden immer wieder angetönt, unter anderem auch im Prolog. Sie werden aber leider nie wirklich ausgeführt, so dass ich immer das Gefühl hatte, ich hätte etwas verpasst.
    Koschny ist Journalist durch und durch. Für eine gute Story ist ihm nichts zuwider, er lauert seinen Interview-„Opfern“ sogar auf dem Friedhof auf. Die anfängliche Abneigung von Becker gegenüber Koschny wandelt sich im Verlaufe des Thrillers, was mir recht gut gefällt.
    Die beiden erkennen, dass sie einander helfen können. So arbeitet Becker mit seinen Möglichkeiten, die ihm bei der Polizei zur Verfügung stehen, während Koschny auf seine eigenen Informationskanäle baut. Beide Vorgehensweisen ergänzen sich, sodass Becker Koschny mit der Zeit respektiert und gegen Ende sogar ein bisschen zu mögen lernt. Etwas nervend fand ich, dass sie ständig miteinander quasseln, auch in Situationen, wo das überhaupt nicht passt, weil sie sich in großer Gefahr vor ihren Verfolgern befinden. Stellenweise ist der an sich ganz humorvolle Schlagabtausch ganz lustig, aber ich fand es mit der Zeit etwas aufgesetzt und störend.


    Der Schluss ist sehr actionreich ausgestaltet, aber durchaus stimmig. Die Spannung wir sehr gut übertragen. Die losen Enden werden alle aufgeklärt und Becker findet ein Stück weit zu sich selber und schließt Frieden mit seiner Situation.


    Sprachlich ist der Thriller einwandfrei. Michael Hübner schreibt sehr souverän, sowohl was den Aufbau der Handlung, die Wortwahl und die Mischung von Dialog und erzählender Handlung betrifft.


    Die Verquickung von Pharmaindustrie, Politik und Wissenschaft stellt in diesem Thriller eine brisante Ausgangslange dar. Auch die Fragestellungen, ob der Zweck die Mittel heiligt, wenn es um die Entwicklung von Impfstoffen oder Medikamenten geht, die Tausenden von Menschen helfen können, sind sicherlich sehr interessant. Aber ich bin trotzdem nicht wirklich warm geworden mit dem Buch. Ich kann es aber nicht genau festmachen, woran das lag. Mir hat etwas an Tiefe gefehlt.



    Mein Fazit:


    Ob die Art und Weise, wie das Pflegeheim für die Zwecke der Wissenschaft eingespannt wird, realistisch ist, wage ich zu bezweifeln. Wenn man aber mal als Gedankenexperiment akzeptiert, dass so was möglich wäre, dann hat man mit „Sterbestunde“ einen rasanten, abwechslungsreichen Thriller vorliegen, der vom Leser auch einiges abverlangt. Einerseits muss man sich schon etwas auf die Thematik der Pharmaforschung einlassen und andererseits wird man auch vom Tod von Sympathieträgern nicht völlig verschont.


    Es gibt Bücher, die abgesehen von Qualitäten wie Charaktere, nachvollziehbare Handlungen, anschauliche Beschreibungen den Leser durch die Lektüre hinweg an die Hand nehmen und seine Denkweise ein klein wenig verändern. Das ist mir hier leider nicht passiert.


    Ich fand das Buch zum großen Teil spannend, interessant und nachvollziehbar, aber so richtig ist der Funken bei mir nicht gesprungen.



    Ich vergebe 3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    Beste Grüße aus dem Jenseits


    Inhalt und Aufbau


    Die Ärztin Kathrin Voss lebt als allein erziehende Mutter mit ihrer 4 jährigen Tochter Mia in einer netten Wohnung und scheint das Leben in Griff zu haben. Doch plötzlich durchlebt sie einen Alptraum. In ihrer Wohnung verschwinden Dinge und tauschen ganz woanders auf. Erst hat sie ihre Tochter Mia in Verdacht, doch als klar wird, dass Mia als Täterin nicht in Frage kommt, muss Kathrin davon ausgehen, dass jemand in ihrer Wohnung ein und ausgeht.


    Als Mia im Kindergarten von einem Fremden angesprochen wird, er hieße Erik und sei ein alter Freund ihrer Mama, wird Kathrin hellhörig und muss sich eingestehen, dass sie von ihrer, bisher erfolgreich verdrängten Vergangenheit eingeholt wird.


    Der Prolog und das erste Kapitel rahmen die Handlung, die sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit spielt thematisch ein. Der Prolog schildert in nüchterner Sprache, wie die kleine Mia in der Finsternis gefangen gehalten wird und langsam in eine Ohnmacht versinkt. Im ersten Kapitel erfährt der Leser wie vier Freunde, zwei Frauen und zwei Männer, ihren toten Freund von einer Brücke stoßen in dem Moment, wo ein Regionalexpress diese passiert.


    Im Roman wird der Leser in einem Handlungsstrang, der in der Vergangenheit spielt, bis zur Situation auf der Eisenbahnbrücke hingeführt, während der gegenwärtige Erzählstrang aus Kathrins Perspektive zeigt, wie ihr Leben auseinander zu fallen droht.




    Meine Meinung


    Nach seinem erfolgreichen Thriller „Vater, Mutter, Tod“ hat Siegfried Langer meiner Meinung nach noch eine Schippe draufgelegt und mit „Sterbenswort“ einen echten „Pageturner“ geschaffen. Der Thriller verlässt die üblichen Pfade des Kriminalromans und kommt, mit Ausnahme einer kurzen Passage in der Vergangenheit, gänzlich ohne Ermittler aus. Die handelnden Figuren kommen zugleich als Täter wie als mögliche Opfer vor.


    Die kurzen Kapitel sind jeweils mit der betreffenden Zeit überschrieben, in der sie spielen, so dass man ihre Handlungen immer gut einordnen kann. Durch sehr geschickt gesetzte Cliffhanger wird man förmlich durch den Thriller gezogen, so dass man einfach jede freie Minute zum Buch greifen muss.


    Mich hat „Sterbenswort“ während zwei Tagen aufs bester unterhalten. Ich konnte auch Kathrins Angst um ihre Tochter und um ihren eigenen Verstand mitfühlen, ich habe mit gelitten mit den Eltern zweier Personen, die um ihre Kinder trauerten beziehungsweise nichts über deren Verbleib wussten. Und nichts zuletzt konnte ich die ganze Zeit über miträtseln. Dass ich sehr bald den richtigen Riecher hatte, hat dabei dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan. Es hätte genau so gut ganz anders herauskommen können.
    Besonders gefallen hat mir, dass alle losen Enden zusammen finden und es zu keinen unglaubwürdig zurechtgebogenen Entwicklungen kommt. Ein Thriller mit sehr viel Glaubwürdigkeit.


    Ich empfehle dieses Buch allen Liebhabern von etwas leiseren Thrillern.



    Von mir wirklich selten vergebene 5ratten

    Meine Inhaltsangabe


    „Die Touristin“ ist der erste Teil einer Serie um Vanessa Munroe, einer Superagentin, die ihren Lebensunterhalt damit verdient, für verschiedene Auftraggeber Informationen über mögliche wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten in Drittweltländern ausfindig zu machen. In diesem Buch ist jedoch alles anders. Ein steinreicher amerikanischer Ölmilliardär heuert Munroe an, um seine vermisste Stieftochter Emily in Afrika zu suchen. Sie ist vor 4 Jahren auf einer Weltreise im afrikanischen Dschungel spurlos verschwunden. Da die Entlohnung sehr üppig ausfällt, nimmt Munroe den Auftrag an, wohl wissend, dass er in ihr alte Wunden aufreißen wird. Ihre Vergangenheit ist mehr als problematisch. Als Missionarstochter ist sie auf einer afrikanischen Missionsstation aufgewachsen. Sehr früh hat sie sich jedoch einer Gruppe von Waffen- und Drogenschmugglern angegliedert und ein für ein 14 jähriges Mädchen, völlig unangemessenes Leben geführt. Munroe reist zurück zu ihren Wurzeln, nimmt wieder Kontakt auf mit Francisco Beyard, mit dem sie während ihrer Zeit im Dschungel befreundet war und macht sich auf die Suche nach Emily. Ihre Spur führt nach Äquatorialguinea.



    Meine Meinung


    Dieses Buch lässt sich von der sprachlichen Ausdrucksweise her, sehr flüssig lesen. Die Autorin schafft es, Spannung aufzubauen und den Leser mit interessantem Hintergrundwissen zu versorgen. Mir hat dieser Thriller eine mir bisher völlig unbekannte Region Afrikas näher gebracht. Die Beschreibungen von der Art, seine Bedürfnisse mit Zuwendungen zu erkaufen, dem für unsere Verhältnisse gewöhnungsbedürftigen Umgang mit der Zeit, aber auch der Willkür der Verwaltung und Regierung fand ich sehr interessant.


    Die Figur der Vanessa Munroe, die sich in ihren Einsätzen manchmal Michael nennt und auch gerne als Mann auftritt, ist sicherlich sehr interessant und eröffnet viele Möglichkeiten für spannende Thriller. Man muss sich Munroe so etwas wie ein Supergirl mit etwas androgynen Zügen vorstellen. Das mag in einem Actionthriller durchaus etwas hergeben. Für mich erscheint diese Figur allerdings in vielen Belangen überzogen und dadurch erscheint die ganze Geschichte nicht wirklich glaubwürdig.


    Die Nebenfiguren, ein ebenfalls gut durchtrainierter Agent namens Bradford, der Vanessa auf Geheiß ihres Auftraggebers begleiten muss sowie Francisco Beyard, der Vanessa in unterstützt, haben mir besser gefallen.


    Die Suche nach Emily im Dschungel und in Städten Afrikas ist sehr spannend und interessant beschrieben. Ich habe mich während einigen Tagen recht gut unterhalten gefühlt, musste mich aber doch hin und wieder etwas motivieren, das Buch in die Hand zu nehmen, weil ich Vanessas persönlicher Hintergrund und ihre Befähigungen doch für sehr abgefahren halte.
    Rückblickend muss ich sagen, dass das Leseerlebnis dieses Buches, mit Ausnahme der Informationen über Äquatorialguinea, für mich doch recht belanglos war. Ich habe diese Rezension nur zwei Wochen nach der Lektüre verfasst und musste schon intensiv blättern, bis ich die Namen der Hauptfiguren wieder präsent hatte.



    Mein Fazit


    Ein spannender Thriller, der nicht allzu anspruchsvoll ist und zum Beispiel auf einer Reise schnell weg gelesen werden kann. Meinen Geschmack trifft das Buch aber leider nicht, weil für mich die Figur der Vanessa Munroe als überzogen gezeichnet ist. Ich werde die weiteren Teile der Serie vermutlich nicht lesen und vergebe diesem Buch eine eingeschränkte Leseempfehlung mit 3ratten


    Eine Heldin finde ich schon gut, aber dann muss die Rolle auch schlüssig sein, wie z. B. bei Lisbeth Salander. Aber Munroe ist nur eine billige Kopie und ihre Persönlichkeit finde ich eben nicht schlüssig.


    Liesbeth Salander ist für mich ein ganz andere Heldin. Sie könnte sich auch nicht in jedem Land und in jeder Gesellschaftsschicht unauffällig einfügen. Ihr Vergangenheit ist auch tragisch, aber doch traurigerweise realistischer Als Munroes Kindheit - mit 14 im Dschungel bei den Waffenschmugglern eine tragende Rolle spielen ist doch etwas Superwoman-artig. Und dass sie Tag für Tag misshandelt und vergewaltigt wird, und keinem was auffällt. Das geht für mich nicht auf, gerade da Francisco ja als relativ feinfühlig charakterisiert wird. Das geht über meine Schmerzgrenze hinaus. Aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass das Buch Grundlage zu einem Drehbuch für einen Actionthriller bilden könnte.

    Ich bin eigentlich nicht erstaunt, dass Kate die Verräterin ist. Irgendwie ist das doch schlüssig, ich habe mich schon länger gewundert, weshalb sie das alles für Munroe tut und ob vie Vertrauensstellung, die sie Kate zumisst, wirklich gerechtfertigt ist. Kate hat im Wesentlichen als Schurkenanwältin fungiert. Dadurch ist sie erpressbar geworden.


    Ich finde das Buch insgesamt schon ganz spannend. Klar hätte ich gewisse Details auch gerne genauer gewusst. Aber wahrscheinlich hätte es dann doch auch wieder langatmig gewirkt. Ich fand das Zwischenmenschliche zwischen Francisco und Munroe teilweise schon grenzwertig; das sich gegenseitig einschließen oder fesseln. Dieses ewige Misstrauen hat mir nicht wirklich so gefallen.


    Was ich sehr gut finde ist der Schauplatz. Ich habe von einem mir völlig neuen Land gehört, von den katastrophalen Bedingungen, was Korruption betrifft. Ich habe bei Wikipedia das Wappen von Aequatorialguinea angeschaut. Da stehen die Begriffe: Unidad, Paz, Justicia. Das bekommt im Zusammenhang mit den Informationen aus diesem Buch schon eine eigenartige Bedeutung.


    Unglaubwürdige PowerheldInnen à la Lara Croft gefallen mir grundsätzlich nicht so. Da finde ich die Figur von Munroe doch an einigen Stellen deutlich überzogen. Begonnen mit den 22 Sprachen und dass sie sich überall unauffällig tarnen kann, obwohl sie nie ein normales Leben geführt hat und alleine vom Verhalten her auffallen müsste. Dazu die fast unkaputtbare körperliche Leistungskraft...........aber sowas braucht ein solches Actionbuch, das auch noch männliche Leser anzihen soll wohl. Ich fand es spannend für zwischendurch. Aber ich denke nicht, dass ich jetzt unbedingt alle weiteren Folgen auch lesen muss. Da reichen mir dann wahrscheinlich die Zusammenfassungen.

    Inhalt in eigenen Worten


    Kurz nach der Hinrichtung Königs Charles I in London im Jahre 1649 muss sich die junge Elizabeth von ihrem Vater verabschieden. Sie ist verlobt mit Robert Dunmore und folgt diesem auf seine Zuckerplantage auf Barbados. Ihre Cousine Felicity begleitet sie als Gesellschafterin. Schon die Überfahrt ist sehr turbulent: Auf dem Schiff reisen zahlreiche interessante Persönlichkeiten mit; auf dem beengten Raum bleibt es nicht ohne Zwischenfälle. Dazu gerät das Schiff in einen heftigen Sturm. Die Passagiere und die Ladung - Elizabeths wertvolles Pferd Pearl - finden Rettung auf dem Schiff des Freibeuters Duncan Haynes, mit dem Elizabeth schon in England eine kurze, dafür aber sehr leidenschaftliche Begegnung hatte.


    Auf Barbados werden wir natürlich einerseits durch die wunderschöne Landschaft erfreut, es werden aber auch viele interessante Hintergrundinformationen geschickt in den Verlauf der Geschichte eingewoben. Dabei erfährt man einiges über die Produktion und den Handel des Zuckers, über Freibeuterei sowie über das Zusammenleben mit den Sklaven und deren aufkeimende Unzufriedenheit, die am Ende zu einem blutigen Aufstand führt. Das alles geschieht vor dem Hintergrund von massiven Handelsbeschränkungen durch Oliver Cromwell, der inzwischen in England an der Macht ist. So durfte Barbados nur noch mit England Geschäfte machen, was für die Pflanzer nicht akzeptabel war, weil sie im Wesentlichen vom Handel mit Holland lebten. Barbados weigert sich den Forderungen Londons folge zu leisten. Cromwell schickt Truppen und es kommt zu einer See-Belagerung.



    Meine persönliche Meinung


    Da es sich hier um einen Roman des Genres „Love & Landscape“ handelt, spielen natürlich Liebesbeziehungen zwischen zahlreichen Protagonisten eine vergleichsweise sehr viel wichtigere Rolle, als die geschichtlichen Entwicklungen. Liebhaber von Liebesszenen kommen in diesem Roman voll auf ihre Rechnung. Auch brutale Vergewaltigungen bleiben nicht aus. Am Ende hatte ich das Gefühl, dass sich fast jede wichtigere Figur noch verliebt und förmlich jedes Töpfchen sein Deckelchen findet. Für mich war das erträgliche Maß schon fast überschritten. Aber offensichtlich ist das etwas, von dem die Verlage glauben, dass es gekauft wird. „Sex sells.“


    Sehr interessant fand ich die Erklärungen über das Schicksal der Schuldmägde, die für eine bestimmte Zeit ihre Dienste an einen Gutsherrn verkauften und so als Leibeigene, oder Sklaven auf Zeit gelebt haben. Ungleich schlimmer ging es vielen Plantagenarbeitern. Sie wurden grundlos in Europa gefangen genommen und in die Kolonien gebracht, wo sie einen „Strafkontrakt“ abarbeiten mussten, bis sie letztendlich wieder frei waren.


    Die Figuren sind sehr vielschichtig und sorgfältig aufgebaut. Es gibt natürlich auch hier einen absoluten Bösewicht, aber selbst er zeigt zwischendurch eine weiche Seite. Die Hauptfigur Elizabeth ist sehr sympathisch dargestellt, auch wenn sie mir etwas zu naiv und unbedarft erscheint, gerade wenn es um ihre Beziehung zum Freibeuter Duncan Haynes geht. Aber ohne große Leidenschaft keine Story, zumindest keinen Liebesroman. Felicity findet ihr Glück in den Armen eines Kapitäns. In der zweiten Hälfte des Buches war sie fast immer entweder unterwegs zu ihm oder sie kam gerade von einem Schäferstündchen. Das fand ich langsam als etwas ermüdend.


    Sehr gut dargestellt ist der Sturm, der sich zusammenbraut. Einerseits werden die Sklavenunruhen immer greifbarer. Das wird untermalt von Trommeln, mit denen sich die Sklaven zwischen verschiedenen Plantagen über große Distanz verständigen. Die Familien zahlreicher Plantagenbesitzer werden niedergemetzelt, die Gewalt liegt förmlich in der Luft. Andererseits wird die Situation am Hafen immer ungemütlicher. Die englischen Kriegsschiffe versetzen sich vor der Küste bedrohlich in Stellung. Diese unheimliche Atmosphäre wird noch unterstützt durch einen heranpreschenden heftigen Orkan. Genau so fulminant wie das Buch mit der Hinrichtung des Königs beginnt, endet es.


    Sprachlich lässt sich der Roman sehr flüssig lesen. Die Beschreibungen sind sehr anschaulich, man wird sehr schnell an den betreffenden Schauplatz versetzt, sei es auf einem stinkenden beengten Schiff oder in einer traumhaften Bucht mit Meeresrauschen im Hintergrund.


    Hinten im Buch befindet sich ein nützliches Glossar mit Begriffserklärungen. Ich empfehle am Anfang und zwischendurch mal einen Blick darauf zu werden.



    Mein Fazit


    Ein Liebesroman mit vielen, ineinander verworrenen Liebesgeschichten vor dem Hintergrund einer traumhaften exotischen Landschaft mit dem Nervenkitzel, hervorgerufen durch einen geheimnisvollen Piraten und mit vielen liebenswerten Charakteren.


    Zum Glück kommt für mich in diesem Roman der geschichtliche Hintergrund nicht zu kurz. So habe ich doch einiges erfahren über britische Kolonialgeschichte in den West Indies.


    Ein lockeres Buch für zwischendurch, ideal zum Abschalten.



    Von mir gibt es 4ratten


    Das Daumenauskugeln lasse ich auch lieber bleiben.


    Ich muss mich leider für die nächsten zwei bis drei Tage aus der Leserunde ausklinken. Meine Mutter musste dringend ins Krankenhaus, da fahre ich nun bis Sonntag Abend hin.


    Hoffentlich nichts Schlimmes. Auf jeden Fall Gute Besserung!!

    Ich vermute, den israelischen Oberst hat sie nur besucht, um Informationen über die israelische Armee zu erhalten. Sie fahren ja verkleidet als israelische Militärs nach Äquatorialguinea. Vermutlich mussten sie einfach noch ein paar Details wissen, dass ihre Maskerade weniger schnell auffliegt. Sie konnten ja nicht ahnen, dass sie bei Emily einfach ins Haus spazieren können und sie einfach so besuchen.
    Das fand ich etwas seltsam, dass sie als Frau, die eigentlich gefangen gehalten wird, und der der Kontakt zu ihrem früheren Leben verwehrt wird, einfach Besuch von mehreren Uniformierten empfangen kann. Aber vielleicht ja gerade wegen der israelischen Uniform.


    Dass der Vater hinter allem steckt hätte ich nicht erwartet. Aber ich vermute, es gibt da noch eine unerwartete Wendung. Sonst fände ich es etwas flach. Morgen weiß ich mehr.

    Mir ist Munroe inzwischen doch deutlich zu "superheldig". Wirklich glaubwürdig finde ich das mit den 22 Sprachen auch nicht. Ein paar weniger hätten es auch getan. Dass Munroe die "Übergabe" oder die geplante Entführung dieser Geschäftspartner, die doch eher Piraten sind, so souverän meistert war mir etwas zu viel.
    Aber nach wie vor finde ich die Informationen über diese Länder sehr interessant, die Art wie solche dubiosen Geschäfte ablaufen. Ich denke, dass es sich zum Waffen handelt - irgendwo steht ja, dass genügend Waffen an Bord sind, für einen Krieg. Da nehme ich an, sind nicht nur die Waffen zur Verteidigung gemeint.


    Mir kommt diese Kate etwas merkwürdig vor. Sie bildet den ruhigen Pol, erledigt alle organisatorischen Dinge für Munroe, aber wozu? Was hat sie davon?


    Dass Emilys Vater die Sterbeurkunde akzeptiert, kann ich dafür wiederum etwas verstehen. Wir hatten neulich so eine Serie von vermissten Menschen in der Tageszeitung. Ich habe jetzt nicht alle Artikel gelesen. Aber bei denjenigen, die ich las, war der gemeinsame Nenner, dass die Ungewissheit das Schlimmste ist. Die Angehörigen wären froh, wenn sie Gewissheit hätten, dass der geliebte Mensch tot wäre. Dann könnten sie trauern. Von daher könnte ich mir vorstellen, dass sich der Vater deshalb an die Sterbeurkunde klammert. Aber kann natürlich auch gut sein, dass seine Firma da etwas Linkes dreht.


    Diesmal habe ich am Anfang direkt etwas zum Realismus zu mosern :breitgrins: Miles ist Profi und fragt Passanten nach dem Weg zum Restaurant? Ähm, schon mal was von Navigationsprogrammen fürs Handy, Google Maps oder Streetview gehört? Heutzutage braucht man sich doch nicht mehr unbedingt durchzufragen, um etwas zu finden...


    das hat mich auch sehr gewundert. Überhaupt scheint das Buch völlig technikfrei. Naja, vielleicht ein riesiges Funkloch oder so.


    Zitat


    Akzeptieren wir das also mal. Bleibt nur noch die Frage, warum ausgerechnet Michael - hat das was mit dem Erzengel zu tun?


    habe ich mich auch gefragt. Ich habe auch zwei Bibelstellen willkürlich rausgesucht, das war irgendwie
    Altes Testament Prediger, Jesaya etc. Vielleicht hätten sie ja eine Bedeutung, aber da fehlt mir jetzt die Zeit, um genauer zu recherchieren.



    Zitat

    Wird eigentlich klar, was Monroe in ihrer Jugend geschmuggelt hat? Ich tippe ja auf Waffen oder Diamanten :breitgrins:


    Das ist mir auch nicht klar geworden. Das war eine höchst suspekte Organisation, der sie sich das angeschlossen hat. Aber vermutlich war das ganz authentisch, wenn ich auch hoffe, dass es doch seltener Mädchen waren, in diesen Guerilla ähnlichen Truppen.


    Die Cola war wohl trotz Dose nicht ganz in Ordnung. Man hat offenbar grosses Interesse, dass Munroe und Miles verschwinden.


    Mir gefallen diese Passagen auf den Ämtern gut. Die Willkür der Polizei und der Politik ist sehr gut dargestellt. Ein wirklich verzweifeltes Land, wenn man nicht das Glück hat vorübergehend auf der richtigen Seite zu sein. Aber das kann auch ganz schnell ändern. Die Atmosphäre abends, wenn das Leben erwacht, ist sehr gut dargestellt. Und mir ist es ganz recht, wenn sich nicht allzuviel Techtelmechtel zwischen Miles und Munroe entwickelt.

    Mir hat der erste Abschnitt eigentlich ganz gut gefallen. Munroe ist jetzt füt mich keine Identifikationsfigur. Von daher hat sie jetzt auch nicht unbedingt meine Sympathie.........die hat eigentlich niemand der völlig sinnlos hunderte von Kilometern fährt. Um Frust abzubauen gibt es bessere Möglichkeiten, aber das gehört wahrscheinlich zu der Figur.


    Die Ausgangslage finde ich sehr interessant. Den Prolog werde ich mir später nochmal genauer anschauen. Ich mag es, wenn ein Prolog anfangst rätselhaft ist und sich dann immer mehr aufklärt. Die Kommasetzung fand ich anfangs etwas anstrengend. Aber im Laufe der ersten Kapitel hat der Übersetzer entweder zu seinem Rhythmus gefunden oder ich habe mich an das stakkatohafte Gefühl vom Anfang gewöhnt.


    Munroe ist eine Arit Superwoman, mich erinnert sie etwas an Lara Croft. Der Besuch bei Christof und seiner Mutter fand ich sehr schön.

    Inhalt in eigenen Worten:


    Für Viktoria Virchow sieht die Zukunft am 13. August 1859 wahrhaft rosig aus. Sie feiert ihren 20. Geburtstag, liebt ihren Verlobten Anton über alles und ist als einzige Tochter des Reeders Virchow mehr als nur wohlhabend. Die Welt liegt ihr zu Füßen. Doch es kommt anders als geplant. Die Geschäfte ihres Vaters laufen schon länger nicht mehr so gut, er verliert sehr viel Geld bei einem wichtigen Geschäft in Südostasien und kann letztendlich mit der Schmach eines Bankrotts nicht leben und begeht Selbstmord. Nach dem Viktoria keine gute Partie mehr darstellt, verliert ihr Verlobter Anton sein Interesse an ihr und löst die Verlobung auf. Viktoria muss sich eine Arbeit suchen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch das stellt sich als sehr viel schwieriger heraus, als sie sich vorstellen konnte. Magda ihre ehemalige Zofe kann einen Kontakt herstellen zu einem englischen Geschäftsmann in Schanghai, der für seine bettlägerige Mutter eine Gesellschaftsdame sucht. Da Viktoria mehrere Fremdsprachen beherrscht und ohnehin sehr interessiert ist an China, packt sie die Gelegenheit beim Schopf und reist nach Schanghai, wo sie im Haushalt der Huntingdons Margaret kennen lernt, eine Frau, die sehr viel erlebt hat und seit einem Schlaganfall halbseitig gelähmt ist. Viktoria merkt sehr bald, dass die Familie ein Geheimnis umwittert über das nicht gesprochen werden darf. Da Viktoria sehr neugierig ist, verlässt sich gerne das internationale Viertel von Schanghai und kommt mit dem echten China in Kontakt.
    Leider gerät Viktoria aufgrund ihres impulsiven Wesens in Missgunst von Mr. Huntingdon sodass er sie zu Margarets Leidwesen entlässt. Margaret kann ihr eine Stelle in Peking vermitteln. So begibt sich Viktoria abermals auf Reisen, zu ihrer neuen Arbeitsstätte im Haushalt des Mandarins Lao Tengfei. Eine seiner drei Ehefrauen, Chuntian, kommt Viktoria näher. Durch sie lernt sie deren Mutter Yazi kennen, eine Schaukämpferin und Gauklerin, die ihr ihre Geschichte erzählt, die von einem kleinen Bauerndorf bis zur Taiping Rebellion führt.




    Einige Worte zum historischen Hintergrund der Taiping Rebellion:


    Im Jahre 1814 wird Hong Xiuquan im Süden in Chinas in einer bitterarmen Familie geboren. Die Eltern tun alles für ihren Sohn und ermöglichen ihm, sich auf Beamtenprüfungen vorzubereiten. Aber Hong schafft diese auch nach mehrmaligen Versuchen nicht. Als er sich 1836 wieder einmal auf eine Prüfung vorbereitet, kommt er durch Zufall an ein Traktat mit übersetzten Bibelstellen. Hong ist sehr beeindruckt davon und bewahrt das Heft auf. Nach einem erneuten Fehlversuch der Beamtenprüfung fällt er in eine Ohnmacht und hat eine Vision. Er will Gott als bärtigen Mann gesehen haben, der ihm offenbart, dass er der jüngere Bruder Jesu´ ist. Hong fühlt sich dazu berufen, die herrschenden Mandschu zu verjagen und es gelingt ihm schon nach kurzer Zeit 10 000 Anhänger um sich zu scharen. Am 29. März 1853 gelingt es Hong mit seinen Rebellen die Stadt Nanjing einzunehmen, die er zur Hauptstadt seines „Himmlischen Reiches“ macht, das sich zu einem totalitären Gottesstaat mit kommunistischem Einschlag entwickelt. Glückspiel, Opium, Ehebruch und Tanz sind verboten. Homosexuelle, Prostituierte und Dissidenten werden hingerichtet. Über Jahre hinweg bleibt ein Gebiet mitten in China von der Größe Großbritanniens in der Hand der Rebellen. Um den Bedarf an Nahrungsmitteln der Rebellen zu decken, ziehen Aufständische durchs Land und verwüsten einst fruchtbares Land. Infolge verhungern ganze Dörfer. Die kaiserlichen Truppen schaffen es nicht, Hongs Gottesstaat niederzuschlagen. Erst als England, USA und Frankreich sich mit der chinesischen Armee zusammentun, und Hong Xiupuan im Jahre 1864 an einer Krankheit stirbt, bricht das „Himmlische Reich des Großen Friedens“ zusammen. Nach heutigen Schätzungen hat es mindestens 20 Millionen Menschen das Leben gekostet.



    Eigene Meinung:


    Das Geheimnis der Jaderinge bringt dem Leser in der Rahmenhandlung die junge Hamburger Reederstochter Viktoria Virchow näher, die 18xx nach China reist. Die Beschreibungen der Schauplätze sind sehr anschaulich und abwechslungsreich. Mir haben es vor allem Viktorias Ausflüge in die Chinesenviertel von Schanghai und Bejing angetan. Der Trubel der chinesischen Märkte, Theater, die Armut, aber auch das Leid von verwaisten Kindern hat die Autorin sehr gut rüber gebracht Durch die anschaulichen Beschreibungen kann man sich richtig tragen lassen und hört, riecht und fühlt mit.
    Eindrucksvoll fand ich auch die wochenlange Reise von Schanghai nach Peking in einer Sänfte.


    Die Hauptfiguren sind sehr sorgfältig charakterisiert. Ich habe eine sehr gute Vorstellung gewinnen können von Viktoria, aber auch von der Familie Huntingdon. Viktoria trifft in Schanghai auf Max von Brandt, der von 1875 – 1893 deutscher Gesandter in China war und bekannt ist als Verfasser zahlreicher Bücher und Abhandlungen über Ostasien.


    In der Binnenhandlung wird die Geschichte einer Soldatin erzählt, die aus einem ländlichen chinesischen Dorf stammt und es zu hohem militärischen Grad bringt in der Armee der Rebellen. Diesen Teil fand ich recht anspruchsvoll zu lesen, weil ich etwas Mühe hatte, mir die chinesischen Namen zu merken. Hier wäre eine Personenliste unter Angabe von fiktiven und historischen Persönlichkeiten hilfreich gewesen. Mit ein bisschen mehr Anstrengung als sonst und einem kleinen bisschen Recherche war aber genau dieser Teil wirklich ein Gewinn.


    Im zweiten Teil der Rahmenhandlung kommt auch die Liebe nicht zu kurz. Viktoria lernt einen interessanten jungen Man kennen und kommt ihm näher. Diese Ausführungen hätten für mich etwas knapper gehalten sein können, ich war von den geschichtlichen Entwicklungen so hingerissen, dass ich diese Liebesgeschichte nicht noch gebraucht hätte. Ich fand es dann auch sehr schön, dass das Ende offen blieb. Im Jahr 2012 kommt der Folgeroman zu „Das Geheimnis der Jaderinge“ heraus, dann werden wir mehr wissen.


    Hinten im Buch ist ein sehr informatives Nachwort abgedruckt und eine Aufstellung von wichtigen historischen Daten.


    Der Schreibstil von Tereza Vanek gefällt mir ausnehmend gut. Das Buch liest sich angenehm flüssig in einem guten Rhythmus. Durch die anschaulichen Beschreibungen kann man sich richtig tragen lassen und hört, riecht und fühlt mit.



    Mein Fazit:


    Dieses Buch ist für mich so, wie ein historischer Roman sein sollte. Ich konnte wunderbar eintauchen in das China im 19. Jahrhundert, habe viel Neues zu einem interessanten Kapitel der chinesischen Geschichte gelernt und fühlte mich wunderbar unterhalten. Für mich war das ganz sicher nicht das letzte Buch von Tereza Vanek.


    Eine ganz klare Leseempfehlung mit 5ratten