Titel: „Stolz und Vorurteil“
Originaltitel: „Pride and Prejudice“
Autor: Jane Austen
Übersetzer: Margarete Rauchenberger
Verlag: Insel
Seitenzahl: 403
Erscheinungsjahr: 1812
Genre: Gesellschaftsroman (Romantik)
Lesedauer: ca. 3 Tage (Dez 2005)
Wann und Wo: England, 19. Jahrhundert
Inhalt(von amazon.de): Fünf Töchter haben die Bennets mit ihrem bescheidenen Familienvermögen standesgemäß unter die Haube zu bringen. Der attraktive Gutsbesitzer Mr. Darcy wäre eine höchst vorteilhafte Partie für die intelligente, lebhafte Elizabeth. Doch sie lässt sich von Gerüchten beeinflussen und unterstellt ihm Hochmut und Standesdünkel. Erst als sich die beiden überraschend wieder begegnen, schwinden Elizabeths Vorurteile und Darcys Stolz.
Die besten Sätze:
"Dumme Männer sind die einzigen, deren Bekanntschaft sich lohnt."
"Mr. Collins unterrichtete sie sorgfältig über alles, was ihrer harrte, damit der Anblick solcher Räume, so vieler Dienstboten und eines so köstlichen Mahles sie nicht vollständig überwältigte."
"... versammelte sich die Gesellschaft am Kamin, um Lady Catherine bestimmen zu hören, welches Wetter sie für den nächsten Tag festsetzte."
“At any rate, she cannot grow many degrees worse, without authorising us to lock her up for the rest of her life."
“It is a truth universally acknowledged, that a single man in possession of a good fortune, must be in want of a wife.”
"Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, daß ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringenderes braucht, als eine Frau!"
"I have been used to consider poetry as the food of love", said Darcy.
[Lizzy:]"Of a fine, stout, healthy love it may. Everything nourishes what is strong already. But if it be only a slight, thin sort of inclination, I am convinced that one good sonnet will starve it entirely away."
“It is happy for you that you possess the talent of flattering with delicacy. May I ask whether these pleasing attentions proceed from the impulse of the moment, or are the result of previous study?”
“Aber wann nähmst du mal Rücksicht auf meine armen Nerven?” – „Du tust mir Unrecht, meine Liebe. Ich habe den größten Respekt vor deinen. Sie sind meine alten Bekannten, und seit wenigstens zwanzig Jahren sprichst du mit Achtung von ihnen.“
Kommentar: Rooooomantisch, zynisch, ironisch, genial
Jane Austens Klassiker „Pride and Prejudice“, zu deutsch: „Stolz und Vorurteil“ beschäftigt sich in meisterhaft ironischer und gleichzeitig sagenhaft romantischer Weise mit der damaligen Wahrheit, dass ein Single im Besitz eines großen Vermögens nichts dringender braucht und will als eine Frau.
Jane Austen nimmt in diesem Gesellschaftsroman die von den Eltern arrangierte Ehe und allerlei sich daraus entwickelnde Komplikationen ins Visier. Gekonnt zeichnet Jane Austen ein Bild ihrer Zeit und nimmt ihre Mitmenschen aufs Korn, pointiert schildert sie das Los der Frauen, die nur auf Bälle zu gehen haben, sich amüsieren müssen und sich schnellstens gut und reich verheiraten sollen.
Elisabeth, eine der beiden Hauptfiguren des Romans, besticht vor allem durch ihre schlagfertige Offenheit, Witz und ihren Zynismus. Sie ist frech, intelligent und schön, so dass jede Leserin sich allzu gerne in sie hineinversetzt. Sie sieht ihre Welt kritisch und betrachtet auch die damaligen Gesellschaftsformen kritischer als die meisten ihrer Zeitgenossen, was durch die auktorialen Kommentare des Erzählers verstärkt wird. In Mr. Darcy hat sie damit ihren perfekten Gegenpart gefunden, der zuerst zwar leicht snobistisch scheint, dank ihr aber bald zum perfekten Gentleman wird. Er sieht die Gesellschaft und vor allem die arrangierte Ehe und die Bälle zur Fleischbeschau ebenfalls kritisch und versucht sich herauszuhalten, was Elisabeth jedoch unbewusst und ungewollt verhindert. Der weibliche Leser fiebert durch Elisabeth förmlich mit, wenn Mr. Darcy die Bühne betritt und kann den Blick nicht mehr abwenden.
Jede Menge Humor gibt es nicht nur dir messerscharfen Dialoge der beiden, sondern auch durch den kriecherischen Mr. Collins, die arrogante Lady Catherine, die ungebildete und dumme Mrs. Bennet und ihre Tochter Lydia, die sie schamlos mit den Offizieren vergnügt. Zynisch wird es durch Mr. Bennet, der durch seine lässige Art mancherlei Übel heraufbeschwört. Jane Austen schafft es mühelos, den Leser dermaßen in den Roman hinzuziehen, dass selbst ein Mensch des 21. Jahrhunderts empört aufschreit, sobald die Etikette verletzt wird und sich gewisse Figuren absolut unpassend verhalten. Sie entführt den Leser so plastisch ins England des 19. Jahrhunderts, dass man Mühe hat, wieder aufzutauchen aus der Welt der Manieren, Oberflächlichkeiten und der wunderschönen Sprache, in der man den Gesprächspartner wunderbar höflich beleidigen kann.
Und so bleibt nur noch mit Elisabeth zu fragen: “It is happy for you that you possess the talent of flattering with delicacy. May I ask whether these pleasing attentions proceed from the impulse of the moment, or are the result of previous study?”