Beiträge von bookstars


    Natürlich haben beide "schuld". Aber wie ich geschrieben habe, kann ich Angus den "Ausrutscher" eher verzeihen, aufgrund der emotionalen Ausnahmesituation. Was für eine Ausrede hatte wohl Imogen?


    Schlimm in dem Zusammenhang finde ich vor allem, dass es Imogen offensichtlich nicht bei dem Ausrutscher belassen wollte, sondern eine Beziehung zu Angus wollte und bewusst riskiert hat, dass diese angeschlagene Familie völlig auseinander bricht.

    Die Stimmung wird immer angespannter und man erwartet förmlich jede Sekunde den großen Knall!
    Schockierend wie sehr die beiden sich inzwischen verachten, ich glaube nicht, dass es hier für die Familie noch irgendetwas zu kitten gibt.


    Die arme Lydia/Kirstie – dieses Kind ist mittlerweile so verstört, dass es keine eigene Identität zu haben scheint.
    Anfangs habe ich noch vermutet, dass sie ein teuflisches Spiel mit ihren Eltern treibt, aber ich glaube wirklich, sie zerbricht innerlich an all diesen Widersprüchen und Erwartungen an sie.
    In Spiegelungen sieht sie ihre verstorbene Schwester als reales Wesen und redet mit ihr – kein Wunder, dass andere Kinder ihr Verhalten gruselig finden und sie meiden.
    Ich finde es von der Schule schon krass sie nun noch vom Unterricht auszuschließen statt an ihrer Integration in die Klassengemeinschaft zu arbeiten und um Verständnis für ihr Verhalten zu werben.
    Gut möglich, dass sie nun gar keinen Anschluss mehr dort finden wird und eine Außenseiterin/Störfaktor bleibt. :zwinker:


    Sehr abgedreht fand ich ja auch Trauerfeier für Kirstie, die Sarah wirklich mit allem Drumrum nebst Kirche, Leichenschmaus und Familie durchzieht.
    Was bringt ihr das nur – in der Kirche denkt sie an alles Mögliche, sie ist überhaupt nicht gläubig und erleichtert als alles rum ist.
    Was für eine Farce der ganze Leichenschmaus und alle spielen mit und tun so, als wenn dies das Normalste der Welt wäre! :rollen:


    Lydia/Kirstie ist derart traumatisiert, dass sie sich schon unsichtbar glaubt – Sarahs Reaktion auf ihre Frage ist natürlich mal wieder ein Ausweichen und Ablenken.
    Diese Frau ist wirklich unfassbar widersprüchlich – mal tut sie alles für ihre Tochter und dann lässt sie sie emotional einfach im Stich. :sauer:


    Puh nun steht also auch noch der konkrete Verdacht des Kindesmissbrauchs im Raum!
    Was auch immer Angus verschweigt, dies traue ich ihm nun doch nicht zu, und die Aussagen der Tochter kann man auch überinterpretieren, wenn man es unbedingt will.
    In dem Zusammenhang fand ich ja das Telefonat mit der Ferndiagnose des Psychiaters schon verantwortungslos!
    Erst wirft er allerlei Spekulationen in den Raum, um dann am Ende klar zu stellen, dass Sarah dringend mit dem Kind vorbeikommen sollte!
    Ach nee … :breitgrins:


    Mit dem wissenschaftlichen Artikel dieses angeblichen Spezialisten glaubt sie bereits den eindeutigen Beweis zu haben.
    Sind derartige Publikationen aus gutem Grund nicht eigentlich nur den Fachleuten zugänglich?
    Aus zusammengestellten Fallbeispielen wird nun also abgeleitet, dass Väter von eineiigen Zwillingen ihre Töchter missbrauchen … logisch, dass auch Angus dazugehört und seine Tochter in den Selbstmord getrieben hat.
    Wenn ich mir so sicher wäre, wäre ich übrigens nicht mehr auf die Insel zurückgekehrt, sondern in ein Hotel gegangen. :zwinker:


    Fast hatte ich ja schon damit gerechnet, dass Angus von Beanies Rettungsversuch nicht zurückkommen wird.
    Interessant, dass Angus sie fast verdächtigt, ihn bewusst in eine Falle gelockt zu haben, damit er dort draußen zu Tode kommt.
    Sarah will auch Rache um jeden Preis, aber dies ist ihr scheinbar doch nicht anzulasten.
    Ich bin gespannt, was sie nun vorhat, um Angus loszuwerden und ihn für sein Vergehen abzustrafen. :zwinker:


    Oder wie historisch korrekt muss ein Buch für euch sein?


    Wenn ich einen historischen Roman lese und nicht einfach einen unterhaltsamen Historienschmöker, ist es mir eigentlich schon wichtig, dass die Hintergrundinformationen zumindest grob stimmen und das Ambiente glaubwürdig ist.
    Bei Änderungen der Zeitabläufe aus dramaturgischen Gründen finde ich es schon hilfreich, wenn der Autor in einem Nachwort zumindest dies erläutert und begründet.
    Toll finde ich es, wenn der Autor zudem seine Quellen offenlegt, so dass sich seine Recherchearbeit etwas nachvollziehen lässt.
    Bei diesem Buch bin ich schon auf einige Anachronismen gestossen, die ich nicht weiter schlimm fand.


    Etwas ärgerlich fand ich allerdings, dass ich im Internet leider so gar nichts über die Täuferbewegung im Böhmen finden könnte.
    Wie Rissa, war ich auch verwirrt und habe ich mich gefragt, ob nun die Böhmischen Brüder ein und dasselbe sind, oder die Täufer eine Erfindung des Autors sind.
    Interessant ist natürlich darüber hinaus, welche Quellen einem amerikanischen Autor hierüber zur Verfügung standen! :breitgrins:


    Bestimmt. Genauso wie es üblich sein sollte, dass man sie nach dem Unfallhergang befragt... :zwinker:


    Sinnvoll wäre dies sicher gewesen und sehr wahrscheinlich ist es der Familie sogar angeboten worden.
    Aber wie wir Sarah mittlerweile erleben, ist in ihren Augen Schweigen und Vertuschen eher die geeignete Therapie. :zwinker:
    Sie hält sicher nichts vom Reden ... außerdem hätten die Eltern sicher beide Angst davor gehabt, was dabei alles hätte rauskommen können. :breitgrins:

    Die Geschichte wird immer unheimlicher und beklemmender!
    Eigentlich weiß ich gar nicht mehr, wer hier zu den Guten oder zu den Bösen gehört und was überhaupt wahr ist.


    Völlig schief gelaufen ist ja Sarahs Versuch, ihrer Tochter eine Freundin zu verschaffen.
    Das Mädchen tut mir wahnsinnig leid, all ihr Hass, die Einsamkeit, ihre Schuldgefühle – ich denke auch, dass sie dringend eine Therapie braucht.
    Was sie wohl Gruseliges mit dem Spiegel gemacht hat, dass Emily so panisch war?


    Kirsties Wutausbruch und ihr Unfall mit der Scheibe bei Joss hat mich übrigens sehr geschockt – nicht nur die Eltern auch sie ist psychisch total am Limit. Man spürt förmlich, wie diese Familie auf ein fatales Fiasko hinsteuert.
    Echt gruselig – ihnen in ihrem Ausnahmezustand zuzusehen!
    Wenn es stimmt, was Angus erzählt, hat er nach Kirsties Geständnis vom Unfallhergang versucht seine Tochter massiv zu manipulieren und trägt an ihrer Identitätsverwirrung zum großen Teil mit Schuld.
    Was versucht er nur zu verschweigen und warum hat er seiner Frau nicht von Kirsties Schuldgefühlen erzählt?
    Sein ganzes Verhalten ist wirklich unverständlich, der Hass auf seine Frau beängstigend.
    Wieso lässt er Sarah nun die ganze Lydia-Sache durchziehen, wenn er doch weiß, dass sie sich in etwas verrannt hat?


    Auch die Umstände des Unfalls bei Sarahs Eltern werden immer mysteriöser.
    Die Version die Angus seinem Freund erzählt, kommt mir aber etwas komisch vor.
    Sehr glaubwürdig finde ich, dass Kirstie auf ihre Schwester Lydia eifersüchtig war – aber dass sie sie absichtlich vom Balkon geschubst hat, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen und vor allem nicht der Umstand, dass dies vom 2. Stock aus geschehen sein soll und sie erst später geschrien hat.
    Hmm. So wie es scheint, hätte der Sturz aus dem 1. Stock nicht tödlich enden müssen… :rollen:


    Will Angus mit seinem Verhalten nur „seine“ Kirstie schützen oder steckt doch noch etwas ganz anderes dahinter, was er zu vertuschen versucht?
    Wie lange er noch seine Rolle durchhalten wird und schweigt? :zwinker:


    Das driftet ja im Moment ein wenig ins Paranormale ab, oder geht dies gerade nur mir so? Ein Spiegelbild das plötzlich spricht? Also ich weiß nicht...
    Aber eines muss man dem Autor lassen, er versteht es die Spannung konstant oben zu halten.


    Ja, die Eindruck bekomme ich auch immer mehr, wobei ich das Gefühl habe, dass er uns dies bewusst vorgaukeln will, um den Spannungsbogen noch mehr anzuziehen. :zwinker:


    Ja, wahrscheinlich weil Sarah im Moment noch als die "Normalste" dargestellt wird, ist sie dann am Ende die größte Psychopathin :breitgrins:


    Ich frage mich auch immer häufiger, ob sie wirklich so normal ist, wie sie sich darzustellen versucht ...
    Es ist auf jeden Fall geschickt gemacht, dass wir sie aus der Ich-Perspektive erleben und wir uns ihr automatisch näher fühlen als Angus.



    Das fand ich ehrlich gesagt auch etwas unrealistisch. Ich würde jetzt auch sagen, dass eine sechsjährige nicht unbedingt die Kraft für was hat.


    Diese Szene hat mich auch etwas zweifeln lassen - klar wird sie mit enormer Wucht auf die Scheibe eingeschlagen haben, aber kann so eine große Scheibe so leicht eingeschlagen werden?
    Immer wieder fliegen ja Vögel versehentlich mit voller Wucht gegen solche Panoramafenster ... schlimm wenn sie dann gleich zu Bruch gehen würden. :zwinker:


    Angus scheint darauß aus zu sein, seine Frau zu verletzen. Ich zweifle ehrlich gesagt, daß er seine Frau noch liebt. Warum sonst wirft er ihr immer so Hass erfüllte Blicke zu. Fast wirkt es, als wenn er sich in irgendeiner Form an seiner Frau rächen möchte. Ich frage mich nur warum. Auch scheint es eher so zu sein, daß sie eine Ehe gegeneinander führen und nicht miteinander.


    Angus Hass und seine Verachtung für seine Frau finde ich auch sehr schockierend.
    Er versucht auch gar nicht Zugang zu ihr zu finden - wie hat er sich nur einen Neuanfang auf der Insel unter diesen Voraussetzungen vorgestellt?
    Ich hatte sogar mal den Verdacht, dass er einen "Unfall" (vielleicht mit dem Boot???) für seine Frau geplant hat, um sie loszuwerden!



    Wo hast du das denn rausgelesen? Sarah war doch mit den Mädchen allein im Haus, als es passiert ist..


    Ist es nicht so, dass Angus Vater der Alkoholiker war, der seine Frau regelmäßig halbtot geschlagen hat?
    Sarahs Eltern waren doch am Tag des Unfalls ausgegangen, so dass man ihnen eigentlich keine Schuld geben kann.
    Sarah allerdings schon eher, da sie ganz offensichtlich ihre Kinder nicht im Auge behalten hat.


    Zitat

    Der Anruf von Sarah an ihre Mutter ist auch heftig - worüber hat sich Kirstie so aufgeregt. Hat Angus vielleicht "was Schlimmes" gemacht, sie mißhandelt oder mißbraucht? mag ich mir gar nicht vorstellen!


    Kurzzeitig hatte ich auch mal den Verdacht, dass Angus seine "Lieblingstochter" missbraucht hat und sich deshalb vor der Polizei fürchtet. :zwinker:


    Schon blöd, wenn die Mutter so ist wie die Tochter und eher mit "nichts" reagiert, wenn man sie fragt, was los ist. Diese Dialoge zwischen Angus und Sarah nerven mich auch gewaltig. Entweder sie will was sagen oder eben nicht. Ständiges dieses Satzanfangen und dann nichts beenden. :rollen:


    Oh ja - ich finde Sarahs Art mit Angus zu reden auch extrem nervig.
    Alles muss man ihr aus der Nase ziehen und auf die einsilbigen Antworten hartnäckig nachfragen ...
    Puh, extrem anstrengend diese Frau! :sauer:
    Grausig ist ja auch die Vorstellung, dass die Kinder diese Art der Kommunikation dann auch übernehmen werden!



    Da liegst du richtig. Das war wohl so, aber Angus darf ihr daraus keinen Vorwurf machen, denn ich hatte durchaus den Eindruck, dass er die andere Tochter mehr mochte. Warum auch immer...


    Ich glaube, sie haben das damit begründet, dass "ihre" Favoriten ihnen charakterlich ähnlicher waren. Zumindest sagt Sarah dies über ihre Lydia! :zwinker:

    Wie erwartet ist der Neustart auf der Insel eine Katastrophe und ich habe das ungute Gefühl das die angespannte Stimmung immer mehr eskalieren wird!
    Die beiden stürzen sich verzweifelt in die Arbeit- nur um sich nicht mit ihren wirklichen Problemen in der Familie auseinander zu setzen, aber aus dem Rattenloch wird doch nie ein gemütliches Zuhause werden.
    Die ganzen Bedingungen dort sind derart widrig, dass ich es nicht lange dort aushalten würde. :breitgrins:
    Aber immerhin haben sie nun ein kleines Boot. :zwinker:


    Die Atmosphäre wird immer bedrückender, düsterer und mit Angus Gewaltfantasien auch gruseliger.
    Ich habe fast den Eindruck, er hat einen derartigen Hass und eine Wut auf sie, dass nur noch ein kleiner Anlass ihn zum völligen Ausrasten bringen könnte.
    Die Parallelen zu seinem alkoholkranken, brutalen Vater sind unübersehbar!
    Gibt er seiner Frau etwa die Schuld am Tod ihrer Tochter?
    Vor allem frage auch ich mich, was Kirstie kurz vor dem Unfall so aufgeregt hat und ob es mit Angus Verhalten zu tun hat. Hatte er etwa eine Affäre mit Sarahs bester Freundin Immogen und Kirstie wusste davon?
    Was wohl wirklich bei dem Unfall geschehen ist?
    Kann es vielleicht sein, dass ihr Hund dabei war und sich deshalb so seltsam verhält?
    Angus und Sarah verhalten sich irgendwie zunehmend seltsamer und mittlerweile traue ich beiden nicht mehr. Wer manipuliert hier wen? :zwinker:
    Dieses ewige Anschweigen und die vielen Geheimnisse bringen die beiden doch immer mehr auseinander - mir kommt die Ehe inzwischen ziemlich zerrüttet vor und vielleicht war sie dies auch schon vor dem tragischen Unfall.


    Was sollte Sarahs Aktion heimlich den Kinder-Psychologen aufzusuchen, aber das Kind, das Hilfe offenbar so dringend braucht nicht mitzunehmen?
    Ich finde ja, dass Sarah sich schon recht egoistisch verhält, ist es nicht wichtiger ihrem verstörten Kind zu helfen statt sich auf dessen wahre Identität zu focussieren?
    Dieses so einsame, gestörte Kind tut mir echt leid! Die Entwicklung bei Kirstie/Lydia deutet doch mittlerweile auf eine ernsthafte Persönlichkeitsstörung hin und sie braucht dringend eine Therapie …
    Interessant, dass Lydia Sarahs Lieblingstochter war - versucht Kirstie mehr Aufmerksamkeit von der Mutter zu bekommen, indem sie nun darauf besteht Lydia zu sein?
    Ich bin sehr gespannt, wie es mit ihnen weitergehen wird und wann der große Knall kommt. :zwinker:

    Hallo Ihr Lieben,
    nachdem ich nun Ewigkeiten auf unseren Router-Ersatz warten musste, komme ich leider erst heute zum Posten meine Leseeindrücke.


    Der Auftakt des Thrillers hat mich gleich mit der unterschwellig mysteriösen und sehr unheilvollen Stimmung fesseln können.
    Schon sehr schnell zeigt sich, dass wir es hier auch schon vor dem tragischen Tod des kleinen Zwillingsmädchens nicht mit einer Bilderbuchfamilie zu tun haben.
    Aber schockiert hat mich dann schon ganz zum Ende die hin Angus Gedanken über seine Frau und weshalb er auf diese abgelegene Insel wollte.
    Warum will er vor der Polizei fliehen – versucht er seine noch verbliebene Tochter zu schützen, weil sie etwas mit dem Tod ihrer Schwester zu tun hat?
    Oder was hat er sonst noch zu verbergen? Hat es etwas mit Kirsties seltsamen Verhalten zu tun?
    Hier schwingt so viel Unausgesprochenes und so viele irgendwie unguten Geheimnisse mit, die das Ehepaar voreinander hat.
    Allein Angus Alkoholproblem ist ja schon sehr beängstigend. :sauer:


    Kirsties Veränderungen sind schon sehr verstörend und irgendwie kann ich die Mutter verstehen, dass sie zu zweifeln beginnt, wen sie wirklich vor sich hat und nun nach eindeutigen Hinweisen sucht.
    Die Erklärungen der Lehrerin fand ich eigentlich sehr einleuchtend.
    Irgendwie haben sich die Zwillinge ja als eine Einheit empfunden und der Tod ist sicherlich ein Trauma für die Schwester gewesen, zumal sie ja offenbar bei dem Unfall dabei war.
    Eine grauenvolle Vorstellung, wenn sie vielleicht sogar in gewisser Weise Schuld am Tod der Schwester war.
    Ich habe auch gleich daran gedacht, dass sie die andere unter Umständen geschubst hat …
    Vielleicht ist Kirstie nun in die Rolle von Lydia geschlüpft und will diese für die Mutter und alle anderen spielen, um den Verlust zu überspielen?
    Aber warum kommt sie erst nun mit dieser Sache?
    Interessant wäre ja, ob sie auch ihrem Vater gegenüber behauptet Lydia zu sein!


    Andererseits habe ich mich schon sehr darüber gewundert, dass der Hund sich dem Mädchen gegenüber so verhält, als wäre sie Lydia …
    Hmmm seltsam ist sein Verhalten dann schon!


    Diese Idee sich auf die abgeschiedene Insel zurückzuziehen, halte ich ja schon für sehr grenzwertig und überhastet.
    Alles sieht nach einer wenig überdachten Flucht aus – sie haben sich noch nicht einmal vom Zustand des Hauses vor Ort überzeugt!!! Kein Boot gekauft, nichts renoviert und ziehen schon um? :rollen:


    Sie sind nach Angus Rauswurf finanziell am Ende und stürzen sich in ein solches Abenteuer – unfassbar!
    Haben sie überhaupt mal an ihre Tochter gedacht, die sie ungefragt aus ihrem bekannten Umfeld in eine totale Isolation verschleppen?
    Man ahnt jetzt schon, dass der geplante Neuanfang (Sarahs „Traum“) in einem Desaster enden wird …

    INHALT
    Kautokeino in Lappland am 10. Januar. Eine gletscherkalte Polarnacht. Morgen wird nach vierzig Tagen die Sonne wiedergeboren, zwischen 11.14 und 11.41 Uhr – und die Menschen atmen auf. Morgen aber wird es auch zu den spektakulärsten Verbrechen kommen, die Kommissar Klemet Nago von der samischen Polizei in der verschneiten Tundra je gesehen hat: Eine kostbare samische Trommel, Wahrzeichen des letzten Urvolks Europas, wird aus dem Museum gestohlen. Wenig später findet man den Rentierhirten Mattis brutal ermordet auf. Klemet und seine Partnerin Nina, frisch von der Polizeischule im Süden des Landes, ermitteln – und geraten in politische und menschliche Verwicklungen, die tief in die Geschichte Lapplands zurückreichen.
    (Quelle Droemer Knaur-Verlag)


    MEINE MEINUNG
    Mit seinem Debütroman „40 Tage Nacht“ ist dem französischen Autor Olivier Truc ein spannender und sehr außergewöhnlicher Krimi gelungen, der trotz einiger Längen vor allem mit seiner unglaublich dichten Atmosphäre, einem tollen Setting und einer sehr geschickt angelegten Hintergrundgeschichte punkten kann. Zugleich ist es Auftakt zu einer viel versprechenden Krimi-Reihe rund um die beiden Ermittler der in Kautokeino im norwegischen Lappland angesiedelten Rentierpolizei –den Samen Klemet Nango und die junge Nina Nansen. Man merkt deutlich, dass der Autor, der seit 20 Jahren in Stockholm als Skandinavien-Korrespondent tätig ist, sich hervorragend mit Land und Leuten in Lappland auskennt, und viele Details zur ethnologischen Minderheit der Samen und der skandinavischen Historie sorgsam recherchiert hat. Darüber hinaus hat er sich bemüht, ein sehr authentisches Bild der Samen und ihres heutigen Alltagslebens fernab jeglicher touristischer Folklore zu zeichnen und präsentiert sehr geschickt zahlreiche hochinteressante Details zur samischen Kultur und der Verfolgung, Diskriminierung und heutigen Stellung der indigenen Bevölkerung. Äußerst gekonnt sind die unwirtliche Landschaft des lappländischen Winters, atemberaubende Naturereignisse und die unterschiedlichen Schauplätze rund um die kleine Provinzstadt Kautakeino eingefangen, so dass man hervorragend in die düstere, karge Kulisse, die Dunkelheit und klirrende Kälte dieses Krimis eintauchen kann. Truc versteht es hervorragend, diese besondere Atmosphäre auch in seinen eher nüchternen Schreibstil einfließen zu lassen, die sich insbesondere anfangs in sehr spröden, wortkargen Dialogen spiegelt.
    Sehr fesselnd und vielschichtig ist die detailreiche Hintergrundgeschichte um eine alte samische Schamanen-Trommel, eine verhängnisvolle Expedition in den 1930ger Jahren und ein uralter Fluch um einen legendären Goldschatz angelegt. Leider kommen die Ermittlungen zu den Fällen äußerst schleppend in Gang, so dass der Leser angesichts der vielen losen Handlungsfäden sehr lange recht orientierungslos im Dunkeln tappt. Wesentliche Erkenntnisse über die verworrenen Zusammenhänge erhält man erst zur Mitte des Buchs, kann leider erst sehr spät miträtseln und über mögliche Täter und deren Motive spekulieren. Dafür zieht dann aber die Spannung nach dem etwas langatmig wirkenden Mittelteil extrem an. Dem Autor gelingt es schließlich, seine vielschichtige Geschichte nach geschickt lancierten Intrigen und einigen überraschenden Wendungen in einem sehr packenden Finale gipfeln zu lassen. Zudem präsentiert er dem Leser eine stimmige Aufklärung der beiden Verbrechen, auch wenn nicht alle Erzählstränge völlig aufgelöst werden.
    Sehr facettenreich und lebensnah sind die vielen verschiedenen Figuren gezeichnet, die mit ihren Eigenarten origineller, exotischer und faszinierender kaum angelegt sein können und teilweise ein echtes Highlight sind. So begegnen wir neben den illustren Bewohnern Kautokeinos wie beispielsweise einem fanatischen læstadianischen Priester, dem zwielichtigen rechtspopulistischen Gemeindevertreter und Bauern Karl Olsen, dem rassistischen Polizisten Rolf Brattsen, modernen aber auch traditionsverhafteten samischen Rentierzüchtern, die in der Tundra leben. Zudem entwickelt sich der französische Geologe André Racagnal zu einem undurchsichtigen, skrupellosen Bösewicht, der seine ganz eigenen Ziele vor Ort zu verfolgen scheint. Sehr feinfühlig, lebendig und glaubwürdig sind die charakterlich äußerst unterschiedlichen Ermittler Klemet und Nina von der Rentierpolizei gezeichnet, die sich anfangs schwer einschätzen lassen und leider erst spät an Profil gewinnen. Durch Anspielungen auf ihre Vergangenheit erhalten wir Einblicke in ihre Persönlichkeit und privaten Hintergründe, verstehen ihr Verhalten allmählich besser, wodurch sie zunehmend sympathischer wirken. Dennoch bleibt sehr vieles aus ihrem Privatleben noch im Dunkeln, so dass der Leser leider auf weitere spannende Enthüllungen in den Fortsetzungen warten muss.


    FAZIT
    Ein spannender, sehr vielschichtiger Krimi, der mich trotz einiger Längen im Mittelteil mit seiner unglaublich dichten Atmosphäre, einem tollen Setting und originellen Figuren begeistern konnte.


    4ratten

    Wer bist du, wenn du das Leben einer anderen lebst?


    INHALT
    Chiara stammt aus Castelnuovo in Italien. Warum sie nach Deutschland gekommen ist, geht niemanden etwas an. Jetzt ist sie da und führt das Leben, das ihre Freundin Leonie ihr hinterlassen hat: Chiara wohnt in Leonies Haus auf dem Hügel und hat auch ihren Job übernommen, sie putzt. Für den Übergang, sagt sie sich, aber dieses Leben gefällt ihr, sie mag es, in fremde Wohnungen zu schauen, die Dinge in Ordnung zu bringen. Die Wohnung des Herrn Vorden übt dabei eine besondere Anziehung auf sie aus. Und auch Vorden scheint eine tiefere Verbindung zu ihr zu haben - denn jede Woche, wenn Chiara seine Räume betritt, findet sie auf seinem Schreibtisch einen Stapel Blätter mit einer Geschichte. Und jede Woche fragt sie sich, ob der Mann, von dem sie nicht einmal den Vornamen kennt, ihre Gedanken lesen kann. Denn seine Geschichten haben sehr viel mit ihrem Leben zu tun.
    (Quelle Piper Verlag)



    MEINE MEINUNG

    Mit „Weißer Zug nach Süden“ ist dem deutschen Autor Thommie Bayer erneut ein außerordentlich faszinierender Roman gelungen, der die kurze, recht unspektakulär verlaufende Geschichte eines Neubeginns in der Fremde aus Sicht der jungen Italienerin Chiara erzählt.
    Sehr ruhig und behutsam entwickelt sich die Handlung, in der allmählich immer mehr Details aus der Vergangenheit der Hauptfigur Chiara enthüllt werden. Fasziniert folgt man den Schilderungen von Chiaras neuem Leben und ihrem eher eintönigen Alltag als Putzhilfe, einem Job, den sie von ihrer deutschen Freundin Leonie übernommen hat, die ihrerseits ihr Glück in New York sucht. Schon bald taucht man in Chiaras ganz eigene Welt voll seltsamer Gewohnheiten ein, beginnt gemeinsam mit ihr die spannende Wohnung des mysteriösen Wohnungsinhabers Vorden zu ergründen und sich für seine rätselhafte Persönlichkeit zu interessieren. Zudem fragt man sich neugierig, was Chiara zur Flucht aus ihrem alten Leben bewogen haben könnte und ist gespannt darauf, ihr vermeintlich fesselndes Geheimnis zu ergründen.
    Trotz seiner geringen Seitenzahl ist die virtuos komponierte Erzählung auf beeindruckende Weise äußerst tiefgründig angelegt, steckt voller Poesie und versteht den Leser zu berühren. Sehr bemerkenswert sind auch die genial in die Rahmenhandlung eingeflochtenen, geheimnisvollen Kurzgeschichten, die aus der Feder des fiktiven Schriftstellers Vorden stammen, auf verstörende Weise besondere Momente aus Chiaras Leben aufzugreifen scheinen und den Leser zum Nachdenken über das Leben anregen.
    Bayer versteht es, punktgenau und mit viel Feingespür außergewöhnliche Stimmungen und zwischenmenschliche Zwischentöne in seiner Geschichte einzufangen, auf unnachahmliche Weise zu bewegenden Ereignissen zu verdichten.
    Sein prägnanter, leichter und faszinierend nuancierten Sprachstil gewürzt mit feinsinnigen, humorvollen Passagen macht die Lektüre zudem zu einem besonderen Leseerlebnis.


    FAZIT
    Eine außerordentlich faszinierende, tiefgründige Erzählung mit einem wundervollen Schreibstil!
    Sehr lesenswert!


    5ratten

    INHALT
    Es ist Jahre her, dass Inci ihren ehemals besten Freund Mo aus den Augen verloren hat. Mo, der sich genau wie sie das Tattoo einer Krähe stechen ließ, als Erinnerung an einen ganz besonderen Sommer. Schwarze Tinte unter blasser Haut. Auf einem Fahndungsfoto begegnet Inci dem Krähentattoo wieder. Es ist der erste Tag ihrer Ausbildung zur Kommissarin. Ihr großer Traum ist es, Kriminelle zu jagen. Doch was tun, wenn man den Verdacht hat, dass der ehemalige Freund nun ein brutaler Dieb ist? Inci fängt an, auf eigene Faust zu ermitteln …
    (Quelle one-Verlag)


    MEINE MEINUNG
    Mit „Krähensommer – Incis erster Fall“ hat die deutsche Autorin Brigitte Glaser einen sehr gelungenen, viel versprechenden Auftakt zu ihrer neuen Jugendkrimi-Reihe rund um die äußerst interessante und sympathische junge Polizeianwärterin Inci vorgelegt.
    Im Mittelpunkt dieses eher ruhigen ersten Bands steht weniger ein spektakulärer Kriminalfall mit actionreichen Szenen, sondern die wundervoll angelegte Protagonistin Inci, die wir mit ihrem interessanten Charakter, familiären Umfeld und ihrer bewegten Vergangenheit, die wir in vielen Rückblicken erzählt bekommen, allmählich immer besser kennen lernen.
    Sehr lebendig und facettenreich ist diese Figur mit all ihren Eigenheiten ausgearbeitet, so dass sie mir im Laufe der Handlung sehr ans Herz gewachsen ist und ich sehr neugierig auf weitere Details aus ihrem Leben und ihre weitere Entwicklung in den nächsten Bänden bin.
    Die junge Frau mit türkischen Wurzeln, kurz geschorenen Haaren und Boxen als Hobby ist eine starke, selbstbewusste und zugleich sehr außergewöhnliche Persönlichkeit. Sie lebt mit ihrem alleinerziehenden, recht fortschrittlich eingestellten Vater und ihrer Schwester zusammen, hat sich in den Kopf gesetzt, ihre bewegte Vergangenheit hinter sich zu lassen, und gegen den Willen des Vaters eine Ausbildung bei der Polizei zu beginnen. Sehr spannend sind Incis erste Tage auf der Polizeischule mitzuerleben und ihre sehr unterschiedlichen Mitschüler kennen zu lernen. Nebenbei erfährt der Leser auch einige sehr interessante Details zu den Ausbildungsinhalten sowie der allgemeinen und psychologischen Vorgehensweise bei der Polizeiarbeit, die Inci bei den Ermittlungen und der Aufklärung einer Straftat helfen werden.
    Auch viele Nebenfiguren sind sehr ausdrucksvoll und interessant gezeichnet, so dass man sich schon auf ein Wiedersehen im nachfolgenden Band freut.
    Der verzwickte, geschickte angelegte Kriminalfall entwickelt sich zunächst sehr behutsam im Hintergrund, bis Inci schließlich von ihrer gemeinsamen Vergangenheit mit Mo eingeholt wird, Inci in große Gewissenskonflikte gerät und sie zu eigenen Nachforschungen und Ermittlungen veranlasst. Mit ihrem angenehm und flüssig zu lesenden Schreibstil, aber auch einigen unvorhersehbaren Verstrickungen und überraschenden Wendungen versteht es die Autorin, den Leser in die spannende Geschichte hineinzuziehen und gut zu unterhalten. Sehr schön kann der Leser über Hintergründe und Tatverdächtige mitspekulieren und wird gekonnt auf falsche Fähren gelockt. Die Autorin versteht es, die Spannung zum Ende hin immer mehr zu anziehen zu lassen, bis schließlich der Fall in sich schlüssig und nachvollziehbar aufgelöst wird.
    Mit dem interessanten Ausblick am Ende des Romans macht Glaser sehr neugierig auf eine Fortsetzung, in der unsere junge sympathische Kommissaranwärterin Inci sicher noch einige schwierige Entwicklungen in ihrem Privatleben zu meistern hat.
    Ein schönes Lokalkolorit erhält der Krimi durch die sehr stimmungsvollen und lebendigen Schilderungen der verschiedenen Schauplätze in Köln.


    FAZIT
    Ein sehr gelungener Auftakt zu einer viel versprechenden Jugendkrimiserie mit der sehr sympathischen jungen Polizeianwärterin Inci und einem vielschichtig angelegten Kriminalfall.
    Toll geschrieben, sehr unterhaltsam und mit faszinierenden Figuren, über die man gerne noch mehr lesen möchte!


    4ratten

    INHALT
    Töte dich selbst – sonst stirbt deine Tochter

    Nach dem Unfalltod ihres Mannes fühlt Lena sich wie in einem Albtraum. Aber sie weiß, dass sie leben muss – für ihr Kind, denn Lena ist im achten Monat schwanger. Dabei ahnt sie nicht, dass ihr der wahre Horror erst noch bevorsteht. Vier Wochen nach der Geburt ist die kleine Emma plötzlich spurlos verschwunden. Entführt aus ihrer Wiege. Schon bald wird Lena klar: Sie soll büßen. Doch wofür? Ein perfider und grausamer Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
    (Quelle Diana Verlag)


    MEINE MEINUNG
    Mit „Bald ruhest du auch" ist der deutschen Autorin Wiebke Lorenz erneut ein genial geplotteter, äußerst packender Thriller über Liebe und Vertrauen, verhängnisvolle Lügen, Verrat und Intrigen gelungen, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in Atem hält.
    Schon der aufrüttelnde Prolog mit seinen unheilvollen Andeutungen ist äußerst packend und lässt Schlimmstes für die Hauptfigur Lena ahnen, erfahren wir doch schon hier worauf alles hinauslaufen wird, wenn sie ihre kleine Tochter Emma retten will. Mit diesem gelungenen Einstieg wird der Leser unweigerlich in den Bann der sich nun allmählich entwickelnden Haupthandlung gezogen, in der er in geschickt eingeflochtenen Rückblicken bedeutsame Ereignisse aus Lenas Vergangenheit, ihrer Zeit als Ehefrau von Daniel und weitere Charaktere aus ihrem Umfeld kennen lernt. So kann man es gar nicht erwarten, die Hintergründe für die Entführung und unmenschliche Forderung zu erfahren, fragt sich wer hinter all dem wohl stecken mag und ob es Lena noch gelingen kann, das drohende Unheil zu verhindern. Kürzere Einschübe aus der Ich-Perspektive des Täters erhöhen zusätzlich die Spannung, zeigen sie die Gedanken eines zutiefst gestörten, hasserfüllten Menschen, der keinerlei Gnade oder Skrupel kennt. Durch die ständigen Wechsel der unterschiedlichen Handlungsstränge, einer aufwühlenden Atmosphäre und einem deutlichen anziehenden Erzähltempo reißt die Spannung niemals ab und wird geschickt bis zum fesselnden Showdown immer weiter gesteigert. Der Schreibstil von Wiebke Lorenz ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Geradezu atemlos verfolgt der Leser die sich für Lena überschlagenden Ereignisse, erlebt wie sie im Wettlauf gegen die Zeit an ihre Grenzen kommt und ihre immer verzweifelter werdenden, bisweilen kaum nachvollziehbaren Aktionen, um ihre kleine Emma wohlbehalten zurückzuerhalten. Hierbei erspart die Autorin dem Leser auch eine äußerst brutale und grauenvolle Schlüsselszene nicht, die so manchen Leser zutiefst schockieren wird. Mit ihrem clever angelegten Verwirrspiel, vielen falschen Fährten, unerwarteten Wendungen und immer neuen verdächtigen Akteuren schafft es die Autorin hervorragend, dass der Leser mit seinen Spekulationen, wie die verwirrenden Details zusammenhängen könnten, in die Irre geleitet wird und von neuem rätselt, wer aus Lenas Umfeld hinter den entsetzlichen Taten stecken könnte. Zwar erhält man gelegentlich gewisse Anhaltspunkte die auf einen Täter und sein Motiv hindeuten, doch diese niemals eindeutig genug um dessen Identität zu erraten. Schließlich muss der Leser feststellen, dass fast niemand in diesem komplex angelegten Thriller derjenige ist, der er zu sein scheint, und fast jeder etwas zu verbergen hat.
    Die Charakterisierung der sympathischen Protagonistin Lena ist vielschichtig und wirkt sehr glaubwürdig. Gut konnte man sich in ihr aufgewühltes Innenleben, ihre Panik und Verzweiflung hineinversetzen, auch ihre oft nicht mehr rationalen Handlungen größtenteils nachvollziehen und bewundert ihre Stärke und Hartnäckigkeit angesichts der aussichtslosen Lage. Oft stellt sich dem Leser die Frage, wie er selbst handeln und wie weit er in einer vergleichbaren Situation gehen würde. Sehr differenziert und geschickt sind auch die vielen Nebenfiguren mit ihren zunächst verborgenen Geheimnissen und Abgründen ausgearbeitet, so dass uns so mancher Charakter im Laufe der Handlung sehr überraschen konnte.
    Die in sich sehr schlüssige Auflösung und die Aufklärung der Hintergründe konnten mich insgesamt sehr überraschen. Mit den Enthüllungen in dem anschließenden Epilog, die einen geradezu sprachlos zurücklassen, gelingt es der Autorin jedoch, dem ganzen Thriller ein unglaubliches Gänsehautmoment hinzuzufügen. Mit dem offenen Ausgang lässt sie verschiedene Deutungen zu und sorgt für einen ganz besonderen Dreh, der sogar ein kleines Hintertürchen für eine Fortsetzung der Geschichte zulässt.


    FAZIT
    Ein sehr gelungener, äußerst packender Psychothriller, der sich mit seiner genial angelegten Handlung hervorragend zum Miträtseln eignet und einen bis zum Schluss in Atem hält.


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    INHALT
    „Jeder Anfang ist ein Ende und jedes Ende ist ein Anfang in diesen Zeiten ohne Engel.“


    Der letzte Engel kehrt zurück! Stell dir vor, erst küsst dich die Unsterblichkeit, dann verpasst der Tod dir eins über den Kopf. Stell dir vor, du heißt Motte und erwachst mit zwei Flügeln auf dem Rücken. Und dann stell dir vor, du bist der Ehrengast auf deiner eigenen Beerdigung. Du stehst an deinem Grab und bist für niemanden sichtbar, außer für zwei alte Damen. Und diese alten Damen haben sehr großes Interesse an deinen Flügeln. Stell dir vor, du bist der letzte Engel. Und nun verlierst du deine Flügel. Eine Prophezeiung verwirklicht sich. Der letzte Engel ist wieder zum Leben erwacht und hat seinen ersten Atemzug gemacht, ohne zu wissen, was er damit auslöst. Für drei Tage gerät die Welt aus dem Gleichgewicht. Für drei Tage wird ein Ort tief unter dem Eis geöffnet. Und seine Bewohner kehren an die Oberfläche zurück, um das Ende der Menschheit einzuläuten.
    (Quelle cbj-Verlag)


    MEINE MEINUNG
    Mit dem Abschlussband „Der Ruf aus dem Eis“ ist dem Jugendliteraturpreisgewinner Zoran Drvenkar ein unglaublich packendes Finale seines grandiosen, äußerst vielschichtigen Fantasy-Zweiteilers „Der letzte Engel“ gelungen, der den Leser bis zur letzten Seite in Atem hält.
    Nach dem genialen ersten Teil, der sehr viel versprechend mit vielen losen Fäden und offenen Fragen endete, war ich wahnsinnig gespannt, wie die wendungsreiche Geschichte um die ominöse alte Prophezeiung, das Schicksal des letzten Engels Motte und der Kampf von Gut und Böse zum Abschluss kommt.
    Auch in der Fortsetzung voller Action und Dramatik muss man bald erkennen, dass es unmöglich ist, eine klare Grenze zwischen den Guten und Bösen zu ziehen, verwischt sie doch in diesem clever angelegten Verwirrspiel immer wieder von neuem. Mit der Wiedergeburt Mottes und der Auferweckung der Toten scheint sich nun in nur 3 Tagen eine uralte Prophezeiung, die kaum einer richtig zu deuten weiß, zu erfüllen. Viel Zeit bleiben Motte und seinen Gefährten nicht, die in Gang gesetzten Ereignisse noch zu stoppen, doch steht fest, dass die Entscheidung an dem Ort im ewigen Eis fallen wird, an dem alles auf tragische Weise seinen Ausgang genommen hat. Unglaublich packend ist es mitzuerleben, wie sich die Gefährten tapfer ihren Widersachern und den Herausforderungen im Wettrennen mit der Zeit stellen und sich allmählich immer mehr Puzzlesteine zusammenfügen. Man beginnt zu ahnen, worauf es bei der undurchsichtigen Prophezeiung hinauszulaufen scheint. Doch kaum hat der Leser in einem Punkt etwas mehr Klarheit erlangt, steht er durch überraschende Wendungen vor neuen Rätseln und ist zum Umdenken gezwungen. So kann man sich nie sicher sein, auf welcher Seite die Figuren nun eigentlich stehen und wem man vertrauen kann. Niemand ist so, wie er sich gibt oder zu sein scheint, und jeder hat stets ganz eigene Interessen im Blick, was die Handlung unvorhersehbar und enorm spannungsgeladen macht. Auch die Beweggründe und Taten der Bruderschaft und der Familie geben immer wieder Anlass zu Spekulationen und lassen ihre Ziele fragwürdig erscheinen.
    Sehr gelungen sind die sympathischen, sehr interessant angelegten Hauptfiguren Motte, Mona, Esko, Lars und Rike. Der Autor hat sie sehr einfühlsam und liebenswert beschrieben, so dass sie auch mit ihren charakterlichen Eigenarten und Verletzlichkeiten sehr lebensnah und authentisch wirken. Ihre Entwicklung im Laufe der ereignisreichen Tage ist sehr beeindruckend und wirkt äußerst glaubwürdig. Viele Charaktere, die bereits im ersten Band auftauchen, begleiten den Leser auch weiterhin, erhalten je nach ihrer Rolle in der Geschichte mehr Tiefe und können uns oft mit ihren Hintergründen, Geheimnissen und ihrem Verhalten überraschen.
    Erneut wird die Geschichte aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt und fasziniert durch den einzigartigen, brillanten Erzählstil des Autors, der in seiner Komplexität zu einem ganz besonderen Leseerlebnis beiträgt. Hervorragend ist Zoran Drvenkar auch das Spiel mit den ständig wechselnden Perspektiven und Zeitebenen gelungen, das anfangs noch etwas verwirrend erscheint und große Konzentration beim Lesen erfordert. Es gibt Kapitel, die aus der Ich-Perspektive erzählt werden und zudem welche mit einem personalen und einem allwissenden Erzähler.
    Gleiche Szenen werden öfters von unterschiedlichen Seiten beleuchtet, indem sie aus anderer Sichtweise erzählt werden, und ermöglichen dadurch völlig neue Einblicke in die Charaktere und geben einen besseren Überblick. Geschickt wird der Leser sogar durch direkte Ansprache sehr unmittelbar in das komplexe Geschehen einbezogen und hat das Gefühl selbst beim Erzählten dabei zu sein.
    Dem Autor ist es bis zum Ende des Romans hervorragend gelungen, die Spannung auf enorm hohen Niveau zu halten, denn niemals ist klar, wohin sich die Handlung bewegen wird, ob die Mission erfüllt werden kann und wer von den sympathischen Gefährten letztlich überleben wird. Nach einem actionreichen, packenden Showdown fügt sich am Ende alles schlüssig und zufrieden stellend zusammen, auch wenn auf eine komplette Aufklärung verzichtet wird, werden die wesentlichen Fragen geklärt und sind in sich stimmig. Ein würdiger und sehr passender Abschluss dieser atemberaubenden Fantasygeschichte!


    FAZIT
    Ein unglaublich packendes Finale des grandiosen, äußerst vielschichtigen Fantasy-Zweiteilers „Der letzte Engel“, das den Leser bis zur letzten Seite in Atem hält.


    5ratten

    „Ihre Haltung strotzt nicht länger vor Selbstbewusstsein, wie ich es von der alten Mia kannte. Mir ist klar, ihr muss etwas Furchtbares zugestoßen sein.“


    INHALT
    Die junge Lehrerin Mia Dennett verschwindet spurlos, nachdem sie abends mit einem fremden Mann eine Bar verlassen hat. Monate später wird sie aus einer einsamen Blockhütte in den Wäldern Minnesotas befreit. Mia ist völlig wesensverändert, zutiefst verstört und kann sich nur bruchstückhaft erinnern.
    Und warum nennt sie sich auf einmal Chloe?
    Als Detective Gabe Hoffman den Fall übernimmt, stößt er auf ungeahnte Abgründe in Mias Familie – und der wahre Albtraum beginnt.
    (Quelle Diana Verlag)


    MEINE MEINUNG
    „Good Girl – Entführt“ von der amerikanischen Autorin Mary Kubica ist eine äußerst packend erzählte Entführungsgeschichte mit interessanten Psychothriller-Elementen, die sich zunehmend zu einer bedrückenden Familientragödie entwickelt.
    Äußerst raffiniert hat die Autorin die vielschichtige Handlungsführung in ihrem Thriller angelegt. In vielen kleinen, unchronologisch erzählten Fragmenten präsentiert die Autorin dem Leser neben den Geschehnissen vor und nach der Tat ebenfalls die unterschiedlichsten Details und Sichtweisen zur Entführung. Hierdurch gelingt es ihr ausgezeichnet, den Spannungsbogen bis zur völlig überraschenden Auflösung des Entführungsfalls kontinuierlich zu steigern.
    Dank der ausgezeichneten, hartnäckigen Ermittlungsarbeit schafft es der sympathische und sehr engagierte Detective Hoffman schließlich, die von ihrem Entführer über Monate hinweg in einer einsamen Blockhütte festgehaltene junge Lehrerin Mia Dennett zu befreien. Als Leser rätselt man ziemlich lange über die verworrenen Hintergründe der Entführung und fragt sich insbesondere, was zu Mias Amnesie und beängstigenden Verstörung geführt haben könnte, denn Mia ist nach ihrer Befreiung ein völlig anderer Mensch.
    Gut durchdacht und psychologisch ausgefeilt breitet die Autorin dem Leser verschiedenste Sichtweisen auf die Geschehnisse aus und beleuchtet sehr einfühlsam und nachvollziehbar die vielschichtigen Auswirkungen einer Entführung auf Opfer, Angehörige und Täter. Ungemein fesselnd sind die Wechsel der Zeitebenen und Perspektiven, in denen man sehr aufschlussreiche Einblicke in die Beobachtungen, Gedanken und Entwicklung der unterschiedlichen Figuren wie Mias Eltern, den ermittelnden Detective Gabe Hoffman, aber auch den Entführer, einen jungen Mann namens Colin, und sein Opfer Mia erhält und sie zunehmend besser kennen lernt.
    Sehr geschickt hat die Autorin ihre verschiedenen Figuren charakterisiert, die erst im Laufe der Handlung immer mehr Facetten ihrer Persönlichkeit preisgeben und zunehmend tiefgründiger werden. Alle Charaktere durchlaufen während der Geschichte tiefgreifende Wandlungen und geben überraschende, bisweilen auch schockierende Geheimnisse preis. Insbesondere die Hauptfigur Mia durchläuft eine sehr drastische Veränderung ihres Charakters. Während sie anfangs sehr unnahbar, arrogant und unsympathisch wirkte, erlebt man eine erstaunliche Entwicklung bei ihr während ihres Martyriums mit dem Entführer. So sieht man sie plötzlich in einem gänzlich anderen Licht, und muss einfach mit ihr fühlen und sie für ihre Stärke bewundern. Allmählich beginnt man auch während Gabes Ermittlungen hinter die Fassade der heilen, wohlhabenden Familie die schockierende Wahrheit einer zutiefst zerrütteten Familie zu blicken und sieht sich mit ungeahnten, erschreckenden Abgründen der menschlichen Psyche konfrontiert. Erst nach und nach setzten sich die vielen verwirrenden Bruchstücke aus rätselhaften Verwicklungen, unvorhersehbaren Wendungen und gelüfteten Geheimnissen zu einem Gesamtbild zusammen, das voller Überraschungen ist.
    Zum krönenden Abschluss ihres außergewöhnlichen Thrillers hält die Autorin für uns schließlich eine Enthüllung bereit, die absolut niemand erwartet hat und einen in ihrer Tragweite völlig erschüttert zurücklässt.


    FAZIT
    Eine äußerst packende, clever angelegte Entführungsgeschichte mit interessanten Psychothriller-Elementen, die sich zunehmend zu einer bedrückenden Familientragödie entwickelt und den Leser bis zum Schluss nicht mehr loslässt.
    Absolut gelungen und lesenswert!


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus: