Beiträge von Alice

    Ich muss sagen, dass mich die 2. Hälfte des 1. Teiles ein wenig.. ermüdet hat - aufgefallen ist mir dennoch, dass der Autor den Leser gern mit einer neuen Person in ein neues Setting wirft und dann erst später erklärt, wer und was eigentlich ist..? Muss ich das als "Kunstgriff" verstehen oder darf ich es als "Ärgerlichkeit" bezeichnen?
    Versteht eigentlich jemand, wieso einige Personen immer nur mit abgekürztem Namen auftauchen (Mary K., Kajetan von S.(?)), während andere ihn vollständig behalten dürfen? Soll das Diskretion&Authenzität suggerieren (an echte glaub ich jetzt erst mal nicht?!) - ich find es ein wenig.. nervig.


    Liebe Mitleser - helft mir auf. Auch die entzückenden örtlich/zeitlich besonderen Wörter sind in der 2. Hälfte deutlich zurückgegangen (oder sind sie mir im ermüdeten Zustand nur weniger aufgefallen?) - hab mal eine kleine Liste gemacht:
    zulänglich
    Schafblattern (für Windpocken.. ;) )
    Geweid
    vindicieren
    dieserhalb
    Perorierung
    Ritornelle
    voiliert...
    ganz entzückend.. :smile:


    Inzwischen geht es mir aber so, dass ich gerade reduzierte Motivation für die weiteren 700 Seiten verspüre..
    Ich hab' wenig Probleme mit langen Sätzen oder gewundener Ausdrucksweise, wenn beides passend ist und nicht Selbstzweck - ich bin ein großer Fan von passender Sprache.
    Je älter ich werde, desto mehr stelle ich allerdings fest, dass mir eine scheinbar einfache, in Wirklichkeit aber sehr überlegte Sprache oft besser gefällt - hier erscheint mir Vieles einfach manieriert.
    Zwischendurch gibt es immer mal wieder eine Aussage, die das Ganze rausreißen könnte - wenn man sie denn im allgemeinen Gedränge der Wörter wirklich wahrnimmt.


    Wie ich es zuweilen tue, hab ich auch diesmal in die a..-Leserrezensionen geschaut (finde immer, die interessantesten sind oft die sehr unterschiedlich bewerteten Bücher.. ;) - hier mal, falls erlaubt, ein Link zu den 3 "mittelmäßigen" Rezensionen (etwas runterscrollen..), in denen Einiges steckt, was ich im Augenblick auch schon so empfinde, aber mich nach nur 200 Seiten noch nicht ganz traue, in Worte zu fassen. Wie gesagt: Vielleicht könnt Ihr ja auch "meinen Blick schärfen".. :


    Externe Rezis ganzes Buch

    O ja, oje - ich werd' Euch brauchen, liebe Mitleser! :smile:


    Ich will diesen Roman lesen - wegen der Beschreibungen des Wiens der 1920er in Ort, Lebensgefühl und Geschichte (vorher) und nach Lesen der ersten Hälfte des 1. Teils (bin ca. auf Seite 80..) auch wegen der stilistischen und inhaltlichen Erzählideen*, die mir bis jetzt schon in einiger Zahl begegnet sind.


    Der Stil erscheint mir (auch nach damaliger Mode??) ein wenig verschwurbelt-eloquent - laaange Sätze und viele Einschübe in den Sätzen - damit komme ich zurecht und mitunter bereitet das "Kunstvolle" daran ja auch Freude. Hat was Thomas-Mann-artiges zuweilen, wenn ich mich recht erinnere (ist schon eine Weile her..).
    Womit ich als jemand, der Bücher gern "mit Kopf und Herz" liest, bei einem Roman weitaus schlechter zurechtkomme, ist die spöttisch-sezierende innere Distanz, die der Autor gegenüber allen seinen Protagonisten einnimmt, obwohl es ja sehr oft um "Gefühle" geht. Die dann auch oft sehr genau und analysierend auf eine Art beschrieben sind, die für mich von vorne herein klarmacht, dass alle Charaktere immer vor allem "Prototypen" sind und nicht Individuen.
    Das macht es für mich (oder generell?) sehr schwierig, irgendeiner der Personen gegenüber eine "empathische" Haltung einzunehmen. Ich fürchte, das wird sich im Laufe des Romans nicht ändern - und da eben dieses Mitfühlen einen oft geradezu durch einen Roman "zieht", werde ich Euch unbedingt brauchen!!


    *

    Mir hat's im Gegenteil wirklich sehr gut gefallen - stimmt, in der "Handlung" ist nicht andauernd wahnsinnig viel "Action", aber es handelt sich ja auch um die Annäherung und Analyse zweier sehr zurückhaltender Personen..
    Für eine genauere Besprechung (könnte ich bei Interesse an einer alternativen Bewertung nachholen) müsste ich mehr aus meinem "Hinterkopf" holen, kann aber sagen, dass sie für mich sicher bei
    4,irgendwas Ratten läge.

    Die zuweilen ausufernden Fußnoten sind übrigens typisch für Oliver Sacks: Vielleicht kannst Du es so
    sehen, dass sie genau die Informationen enthalten, die viele Leser nicht interessieren (Du darfst sie also einfach weglassen, ohne den Zusammenhang zu verlieren), andere aber wohl - und er hat eben ein ungeheures Mitteilungsbedürfnis, das es ihm quasi unmöglich macht, Dinge nicht zu sagen, die ihm zum Thema in den Sinn kommen und die er persönlich als dazugehörig empfindet (wenn auch als leicht.. abschweifend).


    O.S. war aber wohl eben auch der Meinung, dass diese Zusatzgeschichten den "Lesefluss" des Haupttextes stören und hat sie also "ausgegliedert".


    An Oliver Sacks hat mir immer seine große Begeisterungsfähigkeit gefallen - leider ist er vor ein paar Tagen (am 30.8.2015) gestorben.

    [Tinaw5 - nur mal eine (vorsichtige..) Frage: Könnten viele Deiner Kritikpunkte nicht ihre Wurzel darin haben, dass es sich ja um ein Jugendbuch handelt?? Mit entsprechendem (und für dieses Publikum eben eventuell adäquatem..) Stil, Tempo etc. ??
    Ich lese selber zuweilen auch Jugendbücher, aber man muss natürlich als Erwachsener berücksichtigen, dass man dabei nicht eigentlich zur Zielgruppe gehört..?!]


    Besonders liebevoll erinnert sich Erich Kästner an seine Mutter, der er mit diesem Buch ein Denkmal setzt.


    Gerade diese Sache mit der Mutter habe ich genau in diesem autobiographischen Buch ziemlich anders empfunden..


    In vielen anderen seiner Bücher ist die Mutter des Protagonisten ja eine uneingeschränkt positive Gestalt - ich denke da z.B. an Emil und die Detektive oder auch Drei Männer im Schnee (das "Denkmal" findet sich dann wohl hier..) - aber in Kästners Autobiographie ist das für mich nicht so. Einige Dinge haben mich eher etwas erschreckt, vor allem, da ich annehme, dass sie eher abgeschwächt dargestellt sind, da Kästner seine Mutter ja offensichtlich wirklich sehr geliebt hat.


    In meiner Erinnerung an das Buch ist es doch so, dass Kästners Mutter ihren Sohn in vielen Fällen durchaus "instrumentalisiert" hat und seine Kindheit doch eigentlich durchaus von ihren Depressionsanfällen überschattet war, in die sie ihn durchaus sehr mit hineingezogen hat..?! Ich habe sehr viel Respekt davor, dass er diese Dinge eben nicht sehr in den Vordergrund gestellt hat, aber sie waren eben doch da... Wobei eben zu einem echten Porträt einer Person auch immer auch die Schattenseiten gehören, auch wenn einen diese spontan vielleicht enttäuschen oder erschrecken.
    Ich schätze Erich Kästner als Autor wirklich sehr.

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    Klappentext :
    Anfang der 60er: Barbara nimmt die Wahl zur »Miss Blackpool« nicht an, als ihr aufgeht, dass sie dann ein weiteres Jahr in diesem verschlafenen Provinzstädtchen verbringen müsste. Stattdessen zieht sie nach London, ins Herz der neu entstehenden Popkultur, um Komikerin zu werden. Was zunächst aussichtslos erscheint, wird Wirklichkeit, und die Truppe rund um die beiden Drehbuchschreiber Tony und Bill, den Produzenten Dennis sowie Schauspielkollegen Clive ersetzt Barbara fortan die Familie. Alle sind von der Idee besessen, aus ihrer Sitcom einen Riesenerfolg zu machen, was ihnen trotz großer und kleiner Katastrophen auch gelingt. Doch was passiert, wenn Schönheit und Ruhm mit der Zeit verblassen? Nick Hornby nimmt den Leser mit ins brodelnde London der 60er-Jahre, mitten hinein in die Welt der am Hungertuch nagenden Drehbuchschreiber, der überarbeiteten Regisseure, der egozentrischen Schauspieler und der vom großen Durchbruch träumenden Mädchen.


    Mein Leseeindruck :
    Ich hab's immerhin vollständig gelesen, und wenigstens hat mich Nick Hornby an einigen Stellen in leichte Zweifel gebracht, ob es sich denn wirklich um ein fiktives Werk handle - insofern kann man also davon ausgehen, dass er es geschafft hat, für Nicht-Insider doch eine ziemlich echte Atmosphäre und Beschreibung der 60er Jahre in Londoner Medienkreisen zu erschaffen.
    (Aber: Ist ein leichter Zweifel daran erlaubt, dass der Verfasser des Klappentextes den Roman vollständig gelesen hat??)
    Ob es ein echtes Manko des Buches ist, dass sich die ganze Atmosphäre so.. "gedeckelt" anfühlt und die Charaktere trotz ausführlicher und detaillierter Situationsbeschreibungen so eigentümlich blass und doch auch irgendwie "stromlinienförmig" erscheinen, ist rein intellektuell schwer zu entscheiden. Vielleicht liegt ja all dies in der Darstellungsabsicht - ist das Buch doch wohl wieder mal auch eine weitere autobiographische Facette von Nick Hornby?
    Beim Lesen jedenfalls hat "Miss Blackpool" bei mir keine echte Faszination und kein emotionales Interesse an auch nur einem einzigen der Charaktere bei mir erzeugen können, sondern es hat auf mich eher ein bisschen wie eine "Pflichtübung" gewirkt.


    Sorry, Nick - kein echtes Feuer diesmal. Und aus der Lektüre Deiner Bücher über Bücher schließe ich doch, dass Du genau das von einem Roman verlangen würdest.


    3ratten


    (Bewertung etwas hochgesetzt, da ich gemerkt habe, dass ich doch in die "Erwartungshaltungs-Falle" getappt war..)

    Weil ja auch Neil Gaiman hier gern gelesen wird, der Terry Pratchett ziemlich gut kannte, hier (noch mal..? Ist kein Nachruf..) dessen Sicht auf Terry Pratchett - vielleicht eben auf den "wirklich echten".. :


    vom 14.9.2014
    Daraus:
    "He will rage, as he leaves, against so many things: stupidity, injustice, human foolishness and shortsightedness, not just the dying of the light. And, hand in hand with the anger, like an angel and a demon walking into the sunset, there is love: for human beings, in all our fallibility; for treasured objects; for stories; and ultimately and in all things, love for human dignity."


    Punktesysteme zur Steigerung der Motivation und zur Bewertung der Arbeit, oft mit dem schönen Wort "Gamification" beschrieben.


    Früher, in einer unmoderneren Zeit, nannte man das in seiner einfacheren direkteren Art "Akkordarbeit" - und es war nicht besonders "angesehen". Halt nur bezahlt. ;)

    (Bezugnehmend auf Tomke)
    Ja, ich musste auch an dieses hier denken : "Lifestyle-Armband"


    In der Werbung wird vorgeschlagen, es rund um die Uhr zu tragen, um alle Daten flächendeckend aufzuzeichnen "für ein bewussteres Leben". Einige der beworbenen (!) Aspekte fand ich schon vor der Lektüre des Buches alarmierend gruselig..

    Meiner Meinung nach ein gutes Buch - natürlich kein "Wohlfühlbuch" aber ( Aeria..) - und ich bin mit Suse einer Meinung, dass wir es eigentlich alle lesen sollten.


    Mit Mac Oss stimme ich überein bezüglich der Hauptfigur Mae: Sie ist stimmig in ihrer Rolle. Gerade Menschen, die eigentlich nicht sehr "individuell" sind und sich im Grunde selber nicht sehr wichtig finden, sind ja anfällig gegenüber der vorherrschenden Meinung in ihrer Umgebung und leicht zu bestechen, indem man ihnen eine gewisse "mediale" Wichtigkeit verleiht - ein Blick ins Fernsehprogramm genügt..


    Sicher hätte man die technische Science-Fiction-Komponente noch glaubhafter herausarbeiten oder das Ganze "literarischer"* und mit subtileren Charakteren ausgestattet darstellen können - das hätte aber wahrscheinlich zu einem Roman des etwa doppelten Umfangs geführt, der Vielen dadurch als "unlesbar" erschienen wäre: Sehr kontraproduktiv bei der Absicht dieses Buches. Denn meiner Meinung nach hätte man im Gegenzug wenig weglassen können: Sogar die erwähnten "Längen" haben mMn ihre Funktion, nämlich größtenteils, diesen "nicht-informativen Informationssumpf" zu illustrieren, in dem Mae teilweise feststeckt..
    Für den "Zweck" des Buches, uns einfach mal manche Dinge (ganz pauschal) etwas.. von außen und in äußerster Konsequenz besehen zu lassen, ist die gegenwärtige Form eigentlich optimal: Sind doch die meisten Leute (einfach definitionsgemäß..) "durchschnittlich" und orientieren sich auf eigentlich erschreckende Weise daran, was ihre Umgebung ihnen gerade als "angesagt" zu verstehen gibt. Und stabilisieren diese dadurch (erst mal??). Dafür gibt's leider genug Beispiele..


    Ziemlich gut fand ich eben die Darstellung der "Demagogie" von Francis' Reden (z.B. auch die kleine Nebenbei-Tatsache, dass er sich wegen seines behinderten Sohnes eine Art "unwidersprechbaren Moralvorsprung" verschafft..): Diese pseudo-logischen Verdrehungen von pauschalen, erst-mal-gutklingenden Aussagen wie "Wir teilen alles" - "Alle Information ist frei" - "Sicherheit vor Verbrechen" - "Du hast das Recht, Bescheid zu wissen" zu konzern/gruppenabsichtskonformen Konsequenzen kommt einem teilweise so bekannt vor, dass es einen geradezu gruselt.. ebenso wie die organisierten "gemeinschaftsfördernden Maßnehmen" und die Exzesse des kommunikativen Multitasking. Gibt es doch aktuell wirklich schon eine große, gefühlt immer noch zunehmende Menge an Leuten, mit denen man kein Gespräch mehr führen kann, das nicht mindestens alle paar Minuten von "ankommenden Nachrichten" unterbrochen wird, oder während dessen sie gar selber mit Dritten, abwesenden noch zusätzlich kommunizieren. Die Frage der Priorität persönlicher gegenüber beliebigen Beziehungen fließt an mehreren Stellen des Buches sehr eindrucksvoll ein..



    (*Dass er das grundsätzlich auch könnte, zeigt für mich übrigens eine kleine Stelle bei Maes prekärer Kajakfahrt:
    Auf der Insel Blue erkennt sie, dass sie ein Vogelnest und dessen Inhalt, auf den sie eigentlich neugierig ist, nur genau besehen könnte, indem sie es herunternimmt und dadurch aber zerstört. Sie lässt es bezeichnenderweise in Ruhe..)


    Die Kajakfahrten sind für Mae in ihrem Leben der einzige dargestellte "Gegenpol" zum Rest ihres Lebens - aber anscheinend nicht beeindruckend und wichtig genug für sie, um ein Übergewicht zu bekommen. Dazu ist sie wohl einfach nicht eigenwillig genug.


    4ratten