Mein Punkt war der: Amazon bedient sich bei der Breite seines (Buch)sortiments auch der Instrumente des klassischen BUchhandels. Wer Amazon wegen der Breite seines Buchangebotes lobt, greift damit auf eine Infrastruktur (Barsortimente) des Buchhandels zurück, die mit Amazon per se nichts zu tun hat, sondern die durch Lieferanten wie das Barsortiment garantiert wird. Abgesehen von den vielen Angeboten Dritter Partner über den Marketplace, von denen es ja ziemlich viele gibt.
Ich wüßte nicht, wie Amazon denn deutschsprachige Bücher liefern sollte, ohne auf die Instrumente des klassischen Buchhandels zurückzugreifen. Welche auch immer das sein sollen. Auch Amazon muß schließlich irgendwo die Bücher kaufen. Dass die Logistikkette besser und ausgereifter ist, dass englischsprachige Bücher anderweitig besorgt werden, dass Amazon auch den Versand für diverse Händler übernimmt, auch das führt zu einer Erhöhung des Sortimentes ein, die dem lokalen Buchhandel überlegen ist. Die Servicedienstleitung, Kulanz und blitzschnelle Lieferung führen dazu, dass Amazon dem üblichen Buchhandel überlegen ist, was auch eindeutig zu erkennen ist. Sonst würde man gar nicht das Gespräch führen müssen.
Abgesehen davon, dass Amazon auch in vielerlei anderen Bereichen (Cloud) unterwegs ist.
Zitat
Die Faustregel im Buchhandel heißt: mit 20 % der Titel macht man 80 % des Umsatzes. Wenn ich jetzt lese, dass Amazon sogar rund 30 % der verkauften Bücher von Libri bezieht, dann finde ich das bemerkenswert, denn es zeigt, dass ein großer Teil der Breite des Angebotes (also der Bücher, die nicht zu den 20% gehören, die den Großteil des Umsatzes machen, nicht unbedingt vom Amazon Lager kommt.
Sei bitte so nett und belege Deine Aussagen. 80% vom Umsatz durch 20% der Titel ist eine Standardaussage des ABC-Models. Eine Studie, die ihre Gültigkeit im Bücherbetrieb belegt, ist mir nicht bekannt. Für Nennung wäre ich verbunden.
Die folgende Aussage ist ebenfalls falsch. Wie kommst Du darauf, dass die 20% (vorausgesetzt, dies stimmt überhaupt) mit den 30% von Libri überhaupt inhaltlich etwas gemeinsam haben?
Zitat
Amazon hat ein eigenes Lager, an dem schnell verkäufliche Titel vorrätig sind. Das habe ich mehrfach oben geschrieben.
Quelle? Rein betriebswirtschaftlich wäre dies absoluter Unsinn und nur eine klischehafte Verallgemeinerung. Bitte belegen.
ZitatFür die anderen Titel (Spiegel nennt: rund 30% des Absatzes) greift Amazon auf Großhändler zurück.
30% des Umsatzes über Großhändler bedeutet schließlich, dass 70% über den eigenen Betrieb abgewickelt wird. Wie deckt sich das mit angeblichen 80% Umsatz durch 20% der Bücher? Das verstehe ich nicht. Bitte erläuten.
ZitatDiese Großhändler beliefern auch normale Buchhandlungen. Libri hat ein Lager von rund 170.000 oder 190.000 Titeln. Das heißt: die buchhändlerische Infrastruktur ist an diesem Punkt identisch und Amazon ist deshalb so leistungsfähig, weil es diese gleiche Infrastruktur nutzt.
Aha. Woher hast Du die Angabe der Titeln? Amazon stehen mit eigenen Lagern und dem des Libris übrigens deutlich mehr zur Verfügung.
Zitat
Das war kein Argument gegen Amazon, sondern ein weiterer Beleg dafür, dass Amazon die benötigten Waren vom Großhändler bezieht. Du wolltest mir oben ja schon quasi unterstellen, ich hätte das lediglich erfunden.
Dass Amazon einen Teil seiner Waren über Großhändler bezieht, ist doch von anfang an klar gewesen. Kein Konzern hat die Ressoucen, um mit jedem noch kleinen Hinterhofverlag eigene Vereinbarungen zu treffen. Nur heißt es noch lange nicht, dass nicht eben große Teile der von Großhändlern bezogene Ware auch in eigenen Lagern gelagert werden, was Du jedoch die ganze Zeit behauptest.
ZitatIch weiß nicht, worauf Du hier eigentlich antwortest. Erstens habe ich nicht behauptet, Lagerhaltung und Disposition sei 'einfach'. Und willst Du mir jetzt im Ernst weismachen, dass die Lagerhaltung bei Amazon wie auch bei anderen Händlern und Zwischenbuchhändlern sich nicht im Wesentlichen nach Gängigkeit richtet?
Ich widerlege Deine Aussage, die unmittelbar davor von mir zitiert wurde. Diese ist einfach falsch.
Selbstverständlich richtet sie sich nicht nach der Gängigkeit, wie auch bei jedem anderen Logistiker auch. Wie bereits aufgeführt, ist reine Vorratshaltung nur von den gängigsten Artikel wirtschaftlich einfach nur unsinnig und wird nirgendwo praktiziert. Als jemand, der bereits wiederholt in diesem Umfeld tätig war und für diverse Unternehmen an der Software gearbeitet hatte, welche dort eingesetzt ist, ja, das kann ich behaupten.
Entscheidend ist nicht die Vorratshaltung der gängigsten Titel, wie Du immer behauptest, sondern das sogenannte Bestellbefriedigungspotentiall: wie viele angekommene Bestellungen kann ich aus meinem Lagerbestand erfüllen, ohne auf Leerläufe, Rückhaltung der kommissionierten Ware sowie unvollständige Ausnutzung der Ressourcen (i.e. volle LKWs) erreichen kann.
Anhand diverser Statistiken, Marktuntersuchungen und Abverkaufspotentielle wegen Warenkörbe erstellt, die nach Priorität verteilt werden. Wichtigste Produkte möglichst zeitnah verfügbar, weniger wichtige gern etwas weiter entfernt. Das heißt aber nicht unbedingt, dass nur die Schnellgänger vor Ort gelagert werden, wie so mancher naiv behauptet!
Ist eine Ware beispielsweise mit großem Lieferaufwand verbunden, wird sie gern auch vor Ort gehalten, um notfalls schnell vorrätig zu sein. Hinzu kommen Waren, die zwar weniger nachgefragt werden, aber doch ausreichend häufig, um stets ausreichenden Vorrat zu haben. Ebenso als hochpriorisiert werden Waren angesehen, die aus bestimmten Gründen vor Ort gehalten werden wollen, weil sie beispielsweise sonst leer stehende Flächen gut ausstatten (ganz leiche, aber voluminöse Objekte, die oberste Regalflächen annehmen können). Es kann auch sein, dass etwas weniger gängige Ware bestellt wird, um einen LKW voll zu machen, der sonst nur halbvoll durch die Gegend kutschieren würde.
Absolute Schnellgänger werden gar nicht gehalten. Die Ware wird immer wieder palettenweise bestellt, geliefert, sofort in den Verkauf gebracht und versendet, ohne überhaupt Lagerfläche (außer dem schnellen sogenannten Umschlagslager) zu belegen. Lagerhaltung kostet Geld und bindet enorme Ressourcen! Sie ist investiertes Kapital, welches keinerlei Gewinne einbringt, ganz im Gegenteil, an Wert verliert.
Mit ein paar Allgemeinplätzen und Aussagen von Bekannten lässt sich eben ein so umfangreiches und kompliziertes Thema wie Lagerhaltung nicht abwimmeln.
So langsam habe ich allerdings zunehmend das Gefühl, dass wir uns im Kreise drehen. Du hast ein paar Aussagen getroffen, ohne diese belegen zu können. Habe ich hingegen mit nachweisbaren Argumenten die Aussagen widerlegt, wurde sogleich ausgewichen.
Leider ist nun meines Erachtens die Diskussion an einem toten Punkt angelangt. Wir bewegen uns offenbar an der Grenze eines reinen Amazon-Bashing, ohne jede Argumente. Da mir leider meine Zeit etwas zu kostbar ist und die Diskussion offenbar zu keinen Früchten mehr führt, werde ich allerdings ab jetzt von weiteren Beträgen absehen. Ich denke nicht, dass dies noch zielführen ist.
Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern für die Diskussion und klinke mich hiermit aus.