Beiträge von MeinLesesessel


    Mein Punkt war der: Amazon bedient sich bei der Breite seines (Buch)sortiments auch der Instrumente des klassischen BUchhandels. Wer Amazon wegen der Breite seines Buchangebotes lobt, greift damit auf eine Infrastruktur (Barsortimente) des Buchhandels zurück, die mit Amazon per se nichts zu tun hat, sondern die durch Lieferanten wie das Barsortiment garantiert wird. Abgesehen von den vielen Angeboten Dritter Partner über den Marketplace, von denen es ja ziemlich viele gibt.


    Ich wüßte nicht, wie Amazon denn deutschsprachige Bücher liefern sollte, ohne auf die Instrumente des klassischen Buchhandels zurückzugreifen. Welche auch immer das sein sollen. Auch Amazon muß schließlich irgendwo die Bücher kaufen. Dass die Logistikkette besser und ausgereifter ist, dass englischsprachige Bücher anderweitig besorgt werden, dass Amazon auch den Versand für diverse Händler übernimmt, auch das führt zu einer Erhöhung des Sortimentes ein, die dem lokalen Buchhandel überlegen ist. Die Servicedienstleitung, Kulanz und blitzschnelle Lieferung führen dazu, dass Amazon dem üblichen Buchhandel überlegen ist, was auch eindeutig zu erkennen ist. Sonst würde man gar nicht das Gespräch führen müssen.


    Abgesehen davon, dass Amazon auch in vielerlei anderen Bereichen (Cloud) unterwegs ist.

    Zitat


    Die Faustregel im Buchhandel heißt: mit 20 % der Titel macht man 80 % des Umsatzes. Wenn ich jetzt lese, dass Amazon sogar rund 30 % der verkauften Bücher von Libri bezieht, dann finde ich das bemerkenswert, denn es zeigt, dass ein großer Teil der Breite des Angebotes (also der Bücher, die nicht zu den 20% gehören, die den Großteil des Umsatzes machen, nicht unbedingt vom Amazon Lager kommt.


    Sei bitte so nett und belege Deine Aussagen. 80% vom Umsatz durch 20% der Titel ist eine Standardaussage des ABC-Models. Eine Studie, die ihre Gültigkeit im Bücherbetrieb belegt, ist mir nicht bekannt. Für Nennung wäre ich verbunden.
    Die folgende Aussage ist ebenfalls falsch. Wie kommst Du darauf, dass die 20% (vorausgesetzt, dies stimmt überhaupt) mit den 30% von Libri überhaupt inhaltlich etwas gemeinsam haben?


    Zitat


    Amazon hat ein eigenes Lager, an dem schnell verkäufliche Titel vorrätig sind. Das habe ich mehrfach oben geschrieben.


    Quelle? Rein betriebswirtschaftlich wäre dies absoluter Unsinn und nur eine klischehafte Verallgemeinerung. Bitte belegen.


    Zitat

    Für die anderen Titel (Spiegel nennt: rund 30% des Absatzes) greift Amazon auf Großhändler zurück.


    30% des Umsatzes über Großhändler bedeutet schließlich, dass 70% über den eigenen Betrieb abgewickelt wird. Wie deckt sich das mit angeblichen 80% Umsatz durch 20% der Bücher? Das verstehe ich nicht. Bitte erläuten.


    Zitat

    Diese Großhändler beliefern auch normale Buchhandlungen. Libri hat ein Lager von rund 170.000 oder 190.000 Titeln. Das heißt: die buchhändlerische Infrastruktur ist an diesem Punkt identisch und Amazon ist deshalb so leistungsfähig, weil es diese gleiche Infrastruktur nutzt.


    Aha. Woher hast Du die Angabe der Titeln? Amazon stehen mit eigenen Lagern und dem des Libris übrigens deutlich mehr zur Verfügung.


    Zitat


    Das war kein Argument gegen Amazon, sondern ein weiterer Beleg dafür, dass Amazon die benötigten Waren vom Großhändler bezieht. Du wolltest mir oben ja schon quasi unterstellen, ich hätte das lediglich erfunden.


    Dass Amazon einen Teil seiner Waren über Großhändler bezieht, ist doch von anfang an klar gewesen. Kein Konzern hat die Ressoucen, um mit jedem noch kleinen Hinterhofverlag eigene Vereinbarungen zu treffen. Nur heißt es noch lange nicht, dass nicht eben große Teile der von Großhändlern bezogene Ware auch in eigenen Lagern gelagert werden, was Du jedoch die ganze Zeit behauptest.


    Zitat

    Ich weiß nicht, worauf Du hier eigentlich antwortest. Erstens habe ich nicht behauptet, Lagerhaltung und Disposition sei 'einfach'. Und willst Du mir jetzt im Ernst weismachen, dass die Lagerhaltung bei Amazon wie auch bei anderen Händlern und Zwischenbuchhändlern sich nicht im Wesentlichen nach Gängigkeit richtet?


    Ich widerlege Deine Aussage, die unmittelbar davor von mir zitiert wurde. Diese ist einfach falsch.


    Selbstverständlich richtet sie sich nicht nach der Gängigkeit, wie auch bei jedem anderen Logistiker auch. Wie bereits aufgeführt, ist reine Vorratshaltung nur von den gängigsten Artikel wirtschaftlich einfach nur unsinnig und wird nirgendwo praktiziert. Als jemand, der bereits wiederholt in diesem Umfeld tätig war und für diverse Unternehmen an der Software gearbeitet hatte, welche dort eingesetzt ist, ja, das kann ich behaupten.
    Entscheidend ist nicht die Vorratshaltung der gängigsten Titel, wie Du immer behauptest, sondern das sogenannte Bestellbefriedigungspotentiall: wie viele angekommene Bestellungen kann ich aus meinem Lagerbestand erfüllen, ohne auf Leerläufe, Rückhaltung der kommissionierten Ware sowie unvollständige Ausnutzung der Ressourcen (i.e. volle LKWs) erreichen kann.


    Anhand diverser Statistiken, Marktuntersuchungen und Abverkaufspotentielle wegen Warenkörbe erstellt, die nach Priorität verteilt werden. Wichtigste Produkte möglichst zeitnah verfügbar, weniger wichtige gern etwas weiter entfernt. Das heißt aber nicht unbedingt, dass nur die Schnellgänger vor Ort gelagert werden, wie so mancher naiv behauptet!


    Ist eine Ware beispielsweise mit großem Lieferaufwand verbunden, wird sie gern auch vor Ort gehalten, um notfalls schnell vorrätig zu sein. Hinzu kommen Waren, die zwar weniger nachgefragt werden, aber doch ausreichend häufig, um stets ausreichenden Vorrat zu haben. Ebenso als hochpriorisiert werden Waren angesehen, die aus bestimmten Gründen vor Ort gehalten werden wollen, weil sie beispielsweise sonst leer stehende Flächen gut ausstatten (ganz leiche, aber voluminöse Objekte, die oberste Regalflächen annehmen können). Es kann auch sein, dass etwas weniger gängige Ware bestellt wird, um einen LKW voll zu machen, der sonst nur halbvoll durch die Gegend kutschieren würde.


    Absolute Schnellgänger werden gar nicht gehalten. Die Ware wird immer wieder palettenweise bestellt, geliefert, sofort in den Verkauf gebracht und versendet, ohne überhaupt Lagerfläche (außer dem schnellen sogenannten Umschlagslager) zu belegen. Lagerhaltung kostet Geld und bindet enorme Ressourcen! Sie ist investiertes Kapital, welches keinerlei Gewinne einbringt, ganz im Gegenteil, an Wert verliert.


    Mit ein paar Allgemeinplätzen und Aussagen von Bekannten lässt sich eben ein so umfangreiches und kompliziertes Thema wie Lagerhaltung nicht abwimmeln.


    So langsam habe ich allerdings zunehmend das Gefühl, dass wir uns im Kreise drehen. Du hast ein paar Aussagen getroffen, ohne diese belegen zu können. Habe ich hingegen mit nachweisbaren Argumenten die Aussagen widerlegt, wurde sogleich ausgewichen.


    Leider ist nun meines Erachtens die Diskussion an einem toten Punkt angelangt. Wir bewegen uns offenbar an der Grenze eines reinen Amazon-Bashing, ohne jede Argumente. Da mir leider meine Zeit etwas zu kostbar ist und die Diskussion offenbar zu keinen Früchten mehr führt, werde ich allerdings ab jetzt von weiteren Beträgen absehen. Ich denke nicht, dass dies noch zielführen ist.


    Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern für die Diskussion und klinke mich hiermit aus.


    Da gibt es klare Unterschiede. Dass Amazon im Markt deutlich aggressiver agiert (jüngstes Beispiel der Streit um die Preisbindung von ebooks zwischen dem Börsenverein und Amazon, der Wunsch von Amazon, die Preisbindung überhaupt abzuschaffen), ist allgemein nachzulesen.


    Ach, wirklich?


    http://www.spiegel.de/wirtscha…roffen-sein-a-572209.html
    http://www.tagesspiegel.de/wir…nus-club-vor/1302434.html

    Nanu, da gibt es sogar eine ganze kritische Seite gegen Bertelsmann:
    http://www.bertelsmannkritik.de/index.htm


    Bertelsmann: Übernahme von Grüner und Jahr
    http://www.tagesschau.de/wirts…mann-gruner-jahr-101.html
    http://www.taz.de/!147178/
    Ich zitiere mal: „Die Mitarbeiter dürfen sich darauf einstellen, dass der Alleineigentümer aus Gütersloh ihr Haus konsequent auf Effizienz trimmen wird.“ Und „Schon vor Wochen kündigte das G+J-Management deshalb massive Einsparungen an. Julia Jäkel, die seit 2013 Vorstandschefin bei Gruner ist, holte erst den Rotstift raus und dann das Fallbeil: Im August hatte sie angekündigt, 400 Stellen in den nächsten drei Jahren zu streichen“
    Dass sich Bertelsmann nicht scheut, Mitarbeiter gnadenlos auf die Strasse zu setzen, ist ebenfalls bekannt
    http://www.focus.de/finanzen/n…nzentrale_aid_440965.html


    Darüber hinaus kann ich mich noch gut und gern an die Diskussionen erinnern in der Presse, als Bertelsmann Buchclub als Bedrohung für lokale Händler und die billig gedruckten Eigeneditionen als Umgehung der Buchpreisbindung angesehen wurden.


    Aber klar, NUR Amazon ist schlecht und aggressiv

    Damit hätte ein einzelnes Unternehmen bereits einen Anteil von rund 20% am Bucharkt. Das ist schon eine bedeutsame Größe, vor allem im Hinblick auf die Struktur des Buchhandels, der ja sonst aus eher kleinen und mittelständischen Unternehmen besteht. Bei den Verlagen gibt es ja eine Konzentration in einigen größeren Gruppen (Holtzbrinck, Bertelsmann etc.). Wenn im Endkundengeschäft ein Unternehmen bereits einen Anteil von 20% hat, während sich der Rest auf sehr viele Kleine (und ein paar größere)


    Am VERKAUFSMarkt, bzw. Vertriebsmarkt ist Amazon eine Größe. Aber nur hier.


    Bertelsmann erreicht übrigens alleine einen Umsatz von 2,07 Milliarden EUR. Gehen wir von den 7,8 Milliarden Umsatz, wie hier angegeben, hat der Konzern alleine eine Marktmacht von 37%! Mir sind aber keine Artikel begegnet, die Bertelsmann angeprangert und zum Boykott ausgerufen hätten? Gut, vermutlich erzielt Bertelsmann nicht den gesamten Umsatz mit Büchern, aber eine solide Marktmacht sollte die Gruppe auf jeden Fall haben-


    Wie sind übrigens Betrelsmann udn Holtzbrinck so groß geworden? Durch aggresive Marktverdrängung, Aufkauf von Konkurrenten etc. AMazon wird es jedoch übel genommen, diesen Konzernen aber nicht?


    Drei solchen Konzerne können, den Umsatzzahlen nach, Amazon bereits alleine paroli bieten, mal abgesehen von der unterschiedlichen Bilanzstruktur, die ihren mehr Angriffstärke gibt. Dabei gibt es noch viel mehr andere Unternehmen.


    Zitat


    Genau das meine ich mit der aggressiven Unternehmenspolitik. Amazon ist bereit, Schritte zu gehen, die in anderen Unternehmen nie durchgehen würden, weil sie riskant und wirtschaftliche nicht sinnvoll sind. Amazon macht ja (angeblich) trotz des großen Umsatzes immer noch Verluste.


    Nö. 274 Mio USD Gewinn in 2013. AKTUELL machen sie Verluste, was aber offenbar auf die Fire-Tablets zurück zu führen ist und ähnliche Technologien.


    Aggressive Politik betreiben übrigens immer wieder ALLE Unternehmen, sonst wären sie nicht erfolgreich. Dass sie damit zwischenzeitlich in Schieflage geraten, ist nicht ungewöhnlich, Beispiele gibt es genug.


    Zitat


    Will sagen: Der Kahlschlag dauert an. Auch wenn das Konzept von Amazon nicht aufgehen sollte, werden dabei andere Unternehmen über die Klinge springen.


    Richtig. Wirtschaft ist nun einmal ein Geben und Nehmen. Der eine kommt, der andere geht. Wie schnell es gehen kann, sieht man am Beispiel Microsoft. Vor wenigen Jahren noch absoluter Gigant und Marktmacht, aktuell im Zukunftsbereichen (Mobil, Cloud) gewaltig abgeschlagen und beinahe bedeutungslos.


    Kleinere lokale Geschäfte sind einfach der aktuell vorherschenden Tendenz zur Zentralisierung auf einige wenige große Player nicht gewachsen. So erging es den Tante Emma Läden, so ergeht es aktuell den Buchhandlungen. Die meisten davon werden nicht überleben, weil ihr Konzept einfach nicht mehr in die heutige Zeit passt. Da hilft kein Jammern und keine Schuldzuweisung.


    Wenn nicht Amazon zu ihrem Totengräber wird, dann eben ein anderes Unternehmen, mit noch besserem Geschäftskonzept. Nicht, weil Amazon an sich böse ist, sondern weil dies die heutige Zeit eben so erfordert

    Ähm, in dem von Dir selbst verlinkten Spiegel-Artikel steht es doch drin:


    Von dort [i.e. Libri] bezieht auch Amazon die nicht so gängigen Bücher - immerhin etwa 30 Prozent seines Absatzes.


    Richtig. Du hast aber behauptet:

    Zitat

    Die großartige Auswahl? Amazon hat kein großes Sortiment, sondern eine Webseite, auf der viele Artikel angeboten werden


    Wenn gerade 30% seines Absatzes Amazon von Libri bezieht, heißt es im Umkehrschluss, dass 70% nicht von dort kommen, vermutlich zum großen Teil eben aus dem eigenen Lager. Damit ist die Behauptung falsch.


    Deine Argumentation hörte sich stets so an, dass ein gewöhnlicher Händler die gleichen Möglichkeiten wie Amazon hat, da auch Amazon eben alles schnell von Großhändlern beziehen würde, wie jede Dorfbuchhandlung auch. Dies stimmt eben nicht.


    Zitat


    Übrigens interessant in diesem Zusammenhang war auch der Fall des Kleinverlegers Schroer, der mit großem Medienrummel einen Amazon-Boykott ausgerufen hat und dann einige Woche später kleinlaut zurückrudern musste, weil er zugeben musste, dass Amazon sich um seinen Boykott gar nicht kümmerte, sondern seine Titel fröhlich beim Großhändler bezog.


    Ja, das ist doch selbstverständlich? Kein Großunternehmen schließt mit jeder Klitsche eigene Verträge, sondern greift auf ein paar strategische Großpartner hin. Nichts anderes tun Deutsche Bahn, Siemens, BMW und Lufthansa schließlich auch. Sogar ich als Selbstständiger muß immer wieder auf Consultingagenturen, sogenannte Sklavenhändler, ausweichen, weil Unternehmen nicht mit mir extra verhandeln wollen sondern nur ihre Partneragenturen bewirschaften.


    Das ist kein Argument gegen Amazon, das ist die gängige Praxis in der Wirtschaft.


    Zitat


    Ja, nichts anderes habe ich ja gesagt. Auch die Leute bei Amazon können rechnen und wissen, dass es sich nicht lohnt, Lagerplatz zu belegen mit einem Buch, von dem sich pro Jahr nur fünf Stück verkaufen.


    Das ist gar nicht so einfach, wie Du hier schreibst.


    Das Lagern von gängigsten Büchern und Bestsellern alleine wäre wirtschaftlich völliger Unsinn, da die meisten Bestellungen nicht nur aus ihnen alleine bestehen. Sobald ein Buch bestellt wird, was nicht im Lager ist, steigen interne Abwicklungskosten und Versand enorm, da dieses teuer und aufwendig nachgeliefert und komissioniert werden müssen. Auch Palettenschieben über die Strasse kostet viel Geld und würde das Geschäft schnell zu einem verlustreichen machen. Es würde zu der absurden Situation führen, dass Ware teilkommisioniert wird und wartet, bis das fehlende Buch da ist, was mit enormen Kosten und Kapatitätseinbussen verbunden wäre. Getrennter Versand kostet aber eben zusätzliches Geld (zwei Verpackungen und auch zwei Mal Lieferkosten)


    Das Lagern von schnell gehender Ware ist betriebswirtschaftlich an sich schon mal sowieso Unfug. Wieso Lagerkapazitäten und -kosten für Bücher aufbringen, von denen sowieso jeden Tag eine ganze Palette geliefert und sofort in den Verkauf gehen kann? Lagerhaltung kostet Geld, viel Geld!


    Ein gesundes Mix zu ermitteln, darauf kommt es an. Dafür arbeiten bei Amazon viele Menschen, die nichts anderes machen, als Statistiken auszuwerten und Prognosen zu treffen. Das ist alles um einiges komplizierter, als man denkt. Daher gibt es im Lager sicherlich ein Mix aus sowohl recht gängiger Ware (schnell zugänglich, an unteren Regalmetern, nicht weit vom Verladeplatz) und weniger gut gehender (weiter entfernt, höhere Regalmeter), um 80% oder noch mehr aller Bestellungen sofort bedienen zu können.


    Lagerhaltung ist eine komplizierte Wissenschaft, nicht einfach nur mit ein, zwei Allgemeinsätzen abzutun.


    Ich weiß das von Libri-Mitarbeitern, die berichten, dass das täglich Paletten sozusagen die Straßenseite wechseln. :smile: Aber Namen nenn' ich keine.


    Nun, die Aussage eines Bekannten ist bekanntlich keine nachprüfbare und belegbare Quelle. Auch qualitativ taugt diese wenig. Wieviele Paletten sind es denn täglich?


    Laut
    http://www.amazon.de/Locations…/b?ie=UTF8&node=202988011
    hat das Lager FRA 1 in Bad Hersfeld eine Gesamtfläche von 42000 qm, das FRA 3 sogar 100.000 qm.


    Sind es nur zehn, zwanzig oder gar dreissig, ja sogar Hundert Paletten, die alltäglich die Seite wechseln, ist es noch nicht einmal ein Tropfen auf dem heissen Stein. Schaut man sich die o.g. Seite an, ist es schon erstaunlich, was sich hinter Amazon an Lagerfläche europaweit befindet.


    Dann zu behaupten, Amazon würde kaum was selbst lagern sondern schnell alles bei Libri & Co zu bestellen, ist schon mutig...


    Außerdem, kommt hinzu, dass Libri sich mit diesem Lager eindeutig als Lieferant der Großhändler positioniert. Würde Amazon die Langsmdreher dort nicht bestellen, sondern selbst lagern, wäre man einfach nur dumm und es wäre, wirtschaflich gesehen, eine unglaubliche Ressourcenverschwendung.


    Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-25361995.html


    Soweit ich weiß, war Amazon (FRA 1: 1999) übrigens zuerst da (Libri: 2000)


    Zu "Lalka": wenn Du noch etwas polnisch kannst, würde ich durchaus empfehlen, es im Orginal zu versuchen. Soo schwer ist das Buch auch wieder nicht, die modernen Übersetzungen lesen sich beinahe wie ein aktueller Roman. Es sind zwar recht viele Namen und Wendungen, die einem heutzutage wenig sagen, da die Gegenstände oder Verhaltensweisen längst der Vergangenheit angehören, aber mit leidlichen Kenntnissen in Englisch und vor allem Französisch versteht man noch, um was es prinzipiell geht. Darüber hinaus hilft wikipedia.pl :zwinker:

    Ja. Laut Fachmagazin Buchreport hat Amazon aber "nur" 1,7 bis 2 Milliarden Euro angenommen aus dem Verkauf von gedruckten und digitalen Erzeugnissen.


    Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt…ine-handels-a-950821.html


    Man bedenke aber, dass Amazon derzeit sehr stark auf Wachstum und weniger auf Gewinn ausgerichtet ist. In Q3 hat Amazon satte 437 Millionen Dollar Verluste gemacht


    Quelle: http://www.wsj.de/nachrichten/…4877704580232211508614560


    Daraus läßt sich ableiten, dass diese Wachstumsstrategie auf Dauer sowieso nicht einzuhalten ist und Amazon sich durchaus einer Überdehnung nähert (sehe FK-Quote). So wirklich optimistisch sieht die Wirtschaftlichkeitsrechnung des Unternehmens derzeit sowieso nicht aus.


    Es könnte in Kürze soweit kommen, dass Amazon weniger zu einer Bedrohung für den Buchmarkt wird als vielmehr dass es einen gescheitet Sanierungsplan braucht....

    Ja, Apple und Amazon sind zwei ganz unterschiedliche Paar Schuhe. Amazon ist keine potenzielle Bedrohung für den Weltmarkt, sondern nur eine Bedrohung in einem kleinen Segment: der Herstellung und dem Vertrieb von Büchern. Wenn Du vergleichen willst, dann lieber mit einer der größeren Buchhandels/Verlagsgruppen wie Droemer/Knaur/Weltbild oder Random House etc.


    Um einen Markt wie den Buchmarkt zu beherrschen, benötigt ein Unternehmen ausreichend Ressourcen, um mit allen, oder zumindest den großen Teil ALLER dort verfügbaren Unternehmen es aufnehmen zu können. Also nicht Droemer oder Knaur oder Weltbild, sondern Droemer, Knaur UND Weltbild und Random House UND....


    Leider sind diese Unternehmen recht schweigsam, was Zahlen angeht. Aber beispielsweise Weltbild erzielte im Jahr 2011/2012 (kein Kalenderjahr) 1,59 Milliarden Euro Umsatz. Im Vergleich dazu Amazon im selben Zeitraum: etwa 48 bzw. 60 Milliarden (je nach 2011 bzw. 2012). Viel? Na ja, Weltbild ist eben nur eines der vielen Kontrahenten, mit denen es Amazon aufnehmen müßte. Seeeehr vielen.

    Zitat

    Nee, im Detail habe ich natürlich keinen Einblick in Amazons Lagerpolitik. Ich weiß auch nicht, ob die die Bestellungen dahingehend kanalisieren, dass alles, was vom Barsortiment bezogen werden muss aus Hersfeld geliefert wird, weil Libri da nebenan ist.


    Ja, ok, aber bitte belegen, woher Du das weißt? Andernfalls ist dies leider nur eine Behauptung, tut mir leid. Ebenso gut könnte ich nun behaupten, Libri versorgt sich selbst aus dem Lager von Amazon :breitgrins:


    Zitat


    Gilt das auch für deutsche Übersetzungen der polnischen Klassiker?
    Hier wäre ich Dir für einen Tipp sehr dankbar! Adressen in Polen könnte ich angeben. Ich bin immer noch auf der Suche nach einer bezahlbaren deutschen Ausgabe von Boleslaw Prus' "Puppe" (Lalka) auf Deutsch. Das Buch ist einfach nicht zu kriegen und kein deutscher Verlag legt es wieder auf.


    Hm, da ich glücklicherweise noch ausreichend Polnisch kann, um die "Lalka" im Orginal zu lesen (ein grandioses Buch, eines meiner Lieblingswerke von Prus), kann ich leider nicht mit dienen. ich würde allerdings sagen, dass deutsche Übersetzungen in Deutschland günstiger sein dürften. Polnische jedoch in Polen. In jedem Land kommt eben der Auslandszuschlag hinzu.


    Eine deutsche Ausgabe habe ich vor wenigen Wochen irgendwo gesehen. Es könnte im Bensheimer Weberantiquariat sein, aber ohne Gewähr. Wenn Du Dich noch ein, zwei Wochen gedulden kannst, kann ich gern bei dem Ausflug dorthin mich umsehen. Mit ein paar deutschen Büchern von Boleslaw Prus kann ich zwar darüber hinaus gern dienen, aber leider nicht mit "Lalka".


    EDIT: gerade zwei Ausgaben bei ZVAB gefunden. Für 87 EUR bzw. 110 EUR. Ja, haben die einen Knall?????????????

    Zitat


    1. Gefahr: Amazon bringt Bücher ohne Lektorat raus.


    Ähm, dass am Lektorat gespart wird, merkt man heutzutage auch bei ganz vielen regulären Verlagsbüchern auch.


    Zitat


    2. Gefahr: Preisdumping. Da Amazon über den gesamten Herstellungs- und Vertriebsweg verfügt, kann der Preis nach unten gedrückt werden.


    Das sehe ich nicht so. Erstens dürfte dies auch von Vorteil für uns Kunden werden, günstige Verkaufspreise. Zweitens haben sehr viele Hersteller (man denke nur an Autofirmen) sehr schnell die Erkenntnis gewinnen müssen, dass Buy häufig doch besser ist, als Make. Das Auslagern von Tätigkeiten und Dienstleistungen an andere Unternehmen ist häufig erfolgreicher, als für alles eigene Lösungen finden.


    Häufig kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Amazon als ein Monster gesehen wird, welches den gesamten Weltmarkt in die Finger bekommen möchte. Ich würde sagen, wenn ich mir so die Bilanzdaten von Amazon anschaue, mit läppischen 274 Mio USD Gewinn im Jahr 2013 (bei einer Fremdkapitalquote von 76%), wird hier dieser Konzern masslos überschätzt. Apple, noch weit von Weltherrschaft entfernt, verdient pro Quartal glatte 7,5 Milliarden Dollar!


    Zitat


    3. Gefahr: Amazon ist groß und hat Geld.


    Sehe oben. Bitte die Kirche im Dort lassen:
    Amazon: Eigenkapital 9,7 Milliarden Dollar. Viel? Bei 31.6 Milliarden Fremdkapital (Schulden)?
    Zum Vergleich Apple: Eigenkapital: 112 Milliarden Dollar, bei 120 Milliarden Fremdkpital.


    Hm, wenn ich mir so die Daten anschaue, man bin ich froh, dass ich keine Aktien von Amazon habe....


    Edit: Quellen vergessen:
    http://www.finanzen.net/bilanz_guv/Amazon
    http://www.finanzen.net/bilanz_guv/Apple


    Was mich ein wenig ärgert bei "MeinLesesessel" ist die Darstellung des herkömmlichen Buchhandels als volltrotteliger Ansichtskartenverkäufer. Das mag es ja alles geben; ich könnte dir jedoch in Mannheim, Heidelberg oder Schwetzingen mindestens eine Buchhandlung aufzählen, die diesem Bild nicht folgt und durchaus eine sehr ansehnliche Klassiker-Ecke hat (die trotz kleinen Ladens größer ist als beim Thalia nebenan bzw. in der Nachbarstadt). Aber wird aus diesen Ecken viel gekauft? Ich befürchte nicht. Auch meine umfangreiche Klassikersammlung wird jetzt nur noch selten durch die ein oder andere Neuübersetzung oder Neuerscheinung ergänzt.


    *lach* Ja, mag sein, dass die Darstellung überspitzt ist. Letzendlich ist es immer so, dass sich gerade die am meisten trotteligen Ansichtskartenverkäufer am stärksten in die Erinnerung einbrennen. Außerdem, es ist mein Blog, ich darf mir doch diese leichte Übertreibung erlauben?


    Hingegen für die Angabe dieser Buchhandlungen wäre ich Dir sehr verbunden. Alle drei Städte sind bei mir um die Ecke, es würde mich freuen, diese aufzusuchen!


    Zitat


    Und man kauft auch bei Amazon, weil man anonym bleibt. Auch wenn der Buchhändler _nicht_ komisch schaut, wenn man erotische Lektüre oder Ratgeber zu Krebserkrankungen bezieht. Viele möchten das einfach nicht teilen.


    DAS wiederum ist mir noch nie als Begründung eingefallen. Gute Idee!

    Amazon bietet eine Menge anderer Produkte an, nicht nur Bücher. Und Amazon hat natürlich Lagerkosten. Wenn sie einen Titel innerhalb von zwei oder drei Stunden von Libri rüberholen können, überlegen sie sich natürlich dreimal, ob sie ihn sich selbst ans Lager legen. Bei wirklich sehr gut verkäuflichen Titeln wird Amazon das trotzdem tun, denn sie haben ja einen Rabattvorteil gegenüber dem Bezug über den Großhändler.


    Ich nehme an, Du kannst belegen, dass dies tatsächlich so ist? Die Quelle würde mich sehr interessieren!

    Zitat


    Dass Amazon somit 170.000 Titel am nächsten Tag liefern kann, gilt genauso für 4.000 andere Buchhändler in Deutschland. Und daher bin ich der Meinung, dass man Amazon dafür nicht besonders loben muss.


    Das mag sein. Aber eben sie wollen NICHT zu mir nach Hause liefern. Sondern in das Geschäft


    Zitat


    Alle Buchhandlungen, die ich kenne, bieten Versand an. Manche sogar per Boten innerhalb der Stadtgrenzen am selben Tag.


    Aha. Dann muß es sich wohl um eine besonders wohnenwerte Gegend haben. Tja, Stadtgrenzen. Was ist aber, wenn es innerhalb der Stadtgrenzen keine Buchhandlung gibt?


    Zitat


    Naja, das kann ich verstehen. Aber wie gesagt: Ich suche mir die Information in der Regel vorher raus und schicke sie meiner Buchhandlung direkt zu. Dann brauchen die die ISBN nur noch in ihr System zu übernehmen und ich muss nix mehr erklären. Mit anderen Worten: Der Such- und Auswahlvorgang läuft exakt wie bei Dir. Bloß statt die Order bei Amazon zu platzieren, schicke ich sie an meinen Buchhändler.


    Ja, aber damit hast Du doch den ganzen Rechercheaufwand. Und die Mühe einer Mail, plus die Hoffnung, dass es rechtzeitig ankommt, auch tatsächlich so bestellt wird auch in der gewünschten Ausgabe. Plus Anruf, um sich zu vergewissern, ob es da ist. Bei Amazon bleibt mir dies erspart: ich suche mir die gewünschte Ausgabe, in den Warenkorb, bestätigen und ich kann die Angelegenheit vergessen, bis das Buch am nächsten Tag vor der Tür liegt.
    Wieso sollte hier ein Vorteil für den stationären Buchhandel liegen?


    Zitat


    Auch, aber nicht nur. Ich lese auch viele Klassiker, suche da oft bestimmte Ausgaben, die vergriffen sind. Die bestelle ich dann über Booklooker oder ZVAB (hust, ja ich weiß, die gehören auch zu Amazon...) Und ich bestelle häufiger auch englische Fachbücher, die ich überraschend schnell und quasi zum Umrechnungskurs auch über meinen Buchhändler bestellen kann, da deren Großhändler mit einem englischen Großhändler kooperiert. Auch die lassen sich schnell über http://www.ebook.de recherchieren. Und sie kommen meist sogar schneller als angegeben (ist allerdings bei Amazon auch so).


    Das gleiche bietet mir auch Amazon ein. So manche englische Bücher sind dort günstiger, als sie mir vom lokalen Buchhändler (ja, ich habe nachgefragt!) angeboten werden.


    Zitat


    Ich bestelle oft Bücher osteuropäischer Autoren, vor allem polnischer. Da habe ich meistens ein Problem, wenn ich die Namen der Autoren so ausspreche, wie man sie eben ausspricht. Bloß kann ein deutscher Buchhändler nicht unbedingt erkennen, wie man den Namen dann eintippen muss. Szczypiorski, Szczepanski, Rózycki oder Iwaszkiewicz können sich da als echte Hürden erweisen. :breitgrins:


    Oh, da haben wir doch einiges gemeinsam. Auch ich bestelle diese sehr gern! Diese Probleme kann ich wunderbar nachvollziehen, wobei ich hier mittlerweile lieber in Polen direkt bestelle. Da gibt es ein paar Antiquariate, die zum Bruchteil des Preises anbieten, welcher hier angerufen wird. Hat man da noch paar Freunde in Polen, kann man diese jederzeit dorthin liefern und entweder abholen oder bei nächster Gelegenheit vorbeibringen lassen.


    Gerade jedoch bei genau solchen Namen gab es den meisten Frust im Buchhandel. Wenn ich bedenke, wie häufig ich Kapuscinski oder gar Dostojewski buchstabieren mußte. Da ist mir Onlinebestellung lieber, effizienter und komfortabler.


    Zitat


    Ich mag es allerdings auch, beim Buchkauf in ein freundliches Gesicht zu schauen und zu sehen, dass sich jemand freut, wenn ich mein Geld dalasse. Amazon ist toll darin, Sachen zuzuschicken und mir jederzeit zu erzählen, was der Status einer Bestellung ist. Aber es bleibt eben doch ein unpersönliches Versandgeschäft. Und ich mag es auch, mit echten Menschen zu tun zu haben.


    Das wiederum juckt mich wenig. Vor allem, da leider gerade ein freundliches, zufriedenes Gesicht in deutschen Läden eher eine seltene Erscheinung ist. Leider. Zugegeben, manchmal ist es schön, sich im Laden auf ein kleines Schwätzchen einzulassen, ja, das gebe ich zu. Aber letzendlich kaufe ich Bücher nicht deswegen ein, um mich am Gesicht der hoffentlich hübschen (Chauvi-Spruch für heute, bitte steinigen) Verkäuferin zu erfreuen, sondern um das Buch schnell, bequem, kostengünstig in die Hände zu bekommen.

    Ich nenne hier gerne mal ein paar Stichpunkte, bei Interesse können wir das gerne näher beleuchten:
    Der Internethandel bedroht die Vielfalt. Amazon will Monopolist sein und alle Stufen des Handels mit Büchern beherrschen: Vom Generieren der Inhalte über den Druck und Verlag bis zum Vertrieb und sogar den Konsum[...], Gängelung und Druck auf Verlage und Lieferanten, miese Arbeitsbedingungen für das Personal etc.


    Wieso sollte es dann ein Problem sein, dass Amazon den gesamten Vertriebsweg anbietet? Es könnte eine stärkere Zentralisierung zu ordentlicher Kostensenkungn führen und dann mir als Kunden in Form preisgünstiger Ware nur Vorteile bringen. Es völlig beherrschen, das wird es nie können, keine Sorge. Monopole haben es stets schwer. Da wird die Macht von Amazon einfach nur völlig überschätzt. Eine Konzentration wird sowieso statt finden, einfach deswegen, weil die vielen Buchhändler sich nicht mehr werden behaupten können, angesichts der Supermärkte, die Bücher anbieten, Internetdienstleister (nicht nur Amazon) und großer Ketten wie Thalia.
    Als besonders vielseitig und die Vielfalt fordern haben sich die großen Verlage übrigens auch nicht erwiesen, sonst gebe es nicht so viele Independentverlage. Dazu noch bietet Amazon eine wunderbare Selfpublishing-Möglichkeit an, was gerade ganz besonders Bücher fordert, die in Verlagen keine Chance hätten.
    Gängelung und Druck auf Verlage? Miese Arbeitsbedingungen? Tut mir leid, dies sind nur Gemeinplätze. Als ob so manche stationäre Buchhandlung nicht ebenfalls schlechte Arbeitsbedingungen geboten hätte oder gern auch mehr Druck im Einkauf ausüben würde, wenn sie es bloss könnte.


    Zitat


    Ja, Amazon hat in Bad Hersfeld und andernorts große Logistikzentren. Darin liegen tatsächlich auch Bücher, nämlcih die gängigsten, die am häufigsten bestellt werden. Ist Dir schon mal aufgefallen, dass ebenfalls in Bad Hersfeld, einen Steinwurf von Amazon entfernt, der größte deutsche Buchgroßhändler (LIBRI) sein Auslieferungslager hat? Das Firmenschild ist auch von der Autobahn aus zu sehen. Was glaubst Du also, woher die Bücher so schnell zu Amazon kommen...? :smile:


    Das Lager kenne ich auch. Was soll denn so alles in den Lagern von Amazon sein, wenn sie so viel von Libri liefern lassen? Bzw. wie kriegt es Libri hin, in einem etwa gleich großen Lager alles zu lagern, während Amazon noch die gängigsten Bücher hat?

    Abgesehen davon, wo ist denn das Problem? Auch eine normale Buchhandlung hat schließlich nur ein Lager an gängigsten Titeln, fast alles darüber hinaus muß bestellt werden. Wieso soll hier Amazon schlechter sein? Entscheidend ist, dass Bücher blitzschnell geliefert werden. Wie, ist mir als Käufer letzendlich egal. Übrigens, Amazon hat noch diverse weitere Lager bundesweit (10?)


    Zitat


    Das mag subjektiv so sein, aber objektiv stimmt es trotzdem nicht. Ich habe das ja vorgerechnet. Amazon ist nur dann schneller, wenn ein Buch besorgt und dann noch verschickt werden muss. Das schafft Amazon in der Regel bis zum nächsten Tag (vorausgesetzt es ist ein Buch, das beim Großhändler vorrätig ist).


    Das ist einfach nur falsch. Die Verteidiger des regulären Buchhandels scheinen stets zu vergessen, dass es weniger um das Bücher bestellen an sich geht, als vielmehr darum, wann ich es als Käufer in den Händen halten kann. Da ist der Versand von Amazon konkurenzlos günstig gegenüber Vorortbesuchen, Parken, Parktickets, Zeitaufwand etc. Warum sollte dies objektiv nicht richtig sein?


    Zitat


    Der örtliche Buchhandel braucht für diese Dienstleistung in der Regel zwei Tage. Deine Musterrechnung übersieht aber, dass man beim Buchhändler vor Ort auch anrufen kann oder per E-Mail bestellen.


    Abholen muß ich aber persönlich. Per Mail bestellt habe ich tatsächlich auch schon mal. Das war es dann, dass das Buch am nächsten Tag nicht da war. Man kam nicht mehr rechtzeitig dazu, die Mails zu sichten, erklärte man mir.


    Zitat

    nimmt er es sogar zurück - ohne dass ich es verpacken und zur Post bringen muss.


    Da muß Du wohl einen ungewöhnlich kulanten Händler haben. Ich gebe nicht allzu vieles zurück, aber so gut wie nie lief es so problemlos. Meistens wurde etwas beanstandet. Die Folie würde fehlen, ich hätte es bereits gelesen. Dabei waren die Bücher stets im besten Zustand. Bei Amazon? Ohne Probleme.


    Zitat


    Will sagen: Wenn wir über Amazon oder über einen anderen Online-Anbieter bestellen, dann übernehmen wir als Kunden selbständig und ohne Murren alle möglichen Recherchen selbst, wählen aus und vergleichen. Wenn wir das gleiche Buch über unsere Buchhandlung bestellen wollen, dann soll aber diese Rechercherarbeit plötzlich mühsam und überflüssig sein? Die Logik verstehe ich nicht.


    Dann erkläre ich gern. Bei einem Onlineanbieter habe ich eine Volltextsuche, die in der Regel kontextsensitiv ist und Tippfehler ausbügelt. Ich sitze im bequemen Stuhl am Kamin, trinke Tee und suche gemütlich und entspannt.
    Im Laden muß ich erstmal stehen und warten, bis jemand Zeit hat. Dann wird etwas getippt, häufig lustlos, und quittiert mit einem "Gibt es nicht". Meine Bitte, eine andere Schreibweise zu probieren, wird mit einem Blick beantwortet der Reihe "Warum nervt der noch, ich sagte, es gibt nicht?"
    Während dessen tickt die Parkuhr, meine Familie habe ich noch gar nicht gesehen heute und die Buchhaltung muß fertig sein.


    Zitat

    ]
    ber wenn ich einer Buchhandlung bin, die mich vom Sortiment und der Atmosphäre her überzeugt, dann frage ich auch schon mal ganz offen: "Welches Buch MUSS ich denn noch lesen?" Oder "Was ist denn Ihr persönliches Buch des Jahres?" -- Natürlich kann ich eine solche Frage nur stellen, wenn ich tatsächlich auch mal neugierig auf Neues bin und nicht erwarte, dass die Empfehlung mein Spezialgebiet der karelischen Literatur des 15. Jahrhunderts trifft. :zwinker: Aber dann mache ich schon mal tolle Entdeckungen... Und das klappt auch in Läden, in denen ich nicht oft bin.


    Das ist genau aber die Abweichung zwischen uns. Du liest eher aktuelle und angesagte Bücher. Dass sich ein Buchhändler da auskennt, ist selbstverständlich, es sind schließlich genau diese Bücher, nach denen sie meistens gefragt werden.
    Sobald man jedoch etwas außerhalb des Mainstreams steht, wird die Luft sehr dünn. Von den drei von mir genannten Namen handelt es sich übrigens um einen berühmten und bekannten, sogar aus vielen Fernsehsendungen, Verhaltensforschern, einer Dichterin und einer ehemaligen Nobelpreiskandidatin. Wenn ein Buchhändler diese nicht kennt, reduziert sich seine Notwendigkeit als Beratungsquelle tatsächlich.
    Doch man muß noch nicht einmal soweit gehen. Mir ist es schon passiert, dass eine Verkäuferin in einer Buchhandlung mit dem Namen Stalin nichts anzufangen wußte. Tut mir leid, dies ist Allgemeinbildung

    Stimmt nur bedingt.


    1. Gefahr für den Büchermarkt an sich sehe ich überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Für den stationären Büchermarkt jedoch sehr wohl, nur bin ich eiskalt genug, um zu sagen, dass es mir egal ist. So war es schon immer auf der Welt, dass Berufe, gar ganze Wirtschaftszweige, die unfähig waren, sich der Moderne anzupassen, eben ausgedünnt bzw. ganz verschwunden waren. So sind Berufe wie Faßbinder oder Setzer fast vollständig verschwunden, der letzte sogar nicht ohne zutun des Buchmarktes und der Einführung moderner Druckmaschinen. Auch hat der Buchhandel selbst hier so manches sich vorzuwerfen. So stirbt beispielsweise der Beruf des Antiquars aus, da dank der Flut an vielen neuen Büchern kaum jemand noch gebrauchte kauft. Die Erweiterung des Sortiments so mancher Buchhandlungen um Wellness und Krimskrams hat so manchen Wellnessgeschäft oder Krimskramsladen in der Nähe in die Insolvenz getrieben.


    Wäre der Buchhandel nicht in der Position des Geschlagenen sondern des Schlagenden, würden wohl die Schlagzeilen auch anders sein.


    2. Amazon besitzt mehrere große Lager. Da ich annehme, dass sich darin Bücher befinden, hat Amazon sehr wohl auch Sortiment, ein riesiges sogar. An dem Lager in Bad Hersfeld fahr ich regelmässig vorbei, wenn ich zum Kunden unterwegs bin. Es IST riesig. Ebenso die Tatsache, dass fast alle bestellten Bücher nicht selten innerhalb von zwei Stunden im Versand sind. Wo sollen sie denn herkommen, wenn nicht aus dem eigenen Sortiment? Oder wird direkt vom Verlag aus geliefert, in Amazonverpackung natürlich?


    3. Schnelligkeit: oh doch, sehr wohl vorhanden. Vor allem dann, wenn man berufstätig ist, unterwegs und noch Familie hat.
    Bei Amazon: click auf der Homepage, am nächsten Tag ist es im Briefkasten. Mühelos und unabhängig vom Tagesplan,
    Im Laden: erst einmal hin fahren, parken, sofern die Öffnungszeiten mit eigenen Arbeitszeiten vereinbar. Warten, bis jemand Zeit hat. Buch aussuchen. Bestellen. Am nächsten Tag wieder das gleiche. Dumm wird es dann, wenn es eben nicht mit den Arbeitszeiten vereinbar ist, wenn es gerade im Projekt brennt oder Kind aus der Krippe geholt werden muss. Da kann man erst ein paar Tage später hin.
    Damit ist Amazon deutlich schneller und bequemer.
    Ich gebe Dir Recht, stationärer Buchhandel hat großen Vorteil, falls das gesuchte Buch vor Ort verfügbar ist: man kann es direkt mitnehmen. Dumm nur, wenn der Lesegeschmack so ist, dass man gern ältere Bücher und Sachbücher liest, diese sind erfahrungsgemäß eher selten bei kleineren Buchhandlungen anzutreffen (schon eher bei Thalia & Co)


    4. Empfehlungen: mag sein, dass es in Deinem Falle so ist. Ich habe da leider vollkommen gegensätzliche Erfahrung gemacht. Gerade da ich mich gern als Bücherarchäologe bezeichne und sehr gern sowohl Klassiker als auch Bücher von gestern lese, mußte ich häufig die Erfahrung machen, daß kein Buchhändler in der Lage war, mir zu helfen. Viele wussten noch nicht einmal, wovon ich spreche. Diese Erfahrung habe ich, da ich viel unterwegs bin, in den meisten großen Städten und vielen kleinen Städten Deutschlands gemacht. Frage doch einfach in Deiner Buchhandlung nach Vitus Dröscher, Sylvia Plath (da könnte es vielleicht sogar tatsächlich jemand kennen) Maria Dabrowska, um nur ein paar Namen zu nennen, deren Bücher ich sehr gern lese. Gerade da erwies sich Amazon als unschlagbar. Es gibt sicherlich irgendwo jemanden anderen, der auch solchen Lesegeschmack hat und das, was er/sie gelesen hat, wurde mir auch empfohlen und, oh wunder, es war spannend.


    Die vielseitig gelobten Empfehlungen sind m.E. sowieso nur ein Märchen. Mag sein, dass man diese bekommt, wenn man wirklich jahrelang eine kleine Buchhandlung aufsucht und vielleicht noch mit dem Eigentümer privat bekannt ist. Aber wenn man nur gelegentlich Buchhandlungen aufsucht, sogar in großen Städten, ist man häufig nur anonymer Käufer unter vielen. Fragt man gezielt nach Autor X, bekommt man vermutlich auch Y empfohlen, weil es aus dem gleichen Genre kommt etc. aber dies kann man auch selbst herausfinden.

    Früher hatte der klassische Buchhandel eine unangefochtene Machtposition. Jede Dorfbuchhandlung bot in etwa dasselbe Sortiment, zu demselben Preis an, der Buchbindung sei Dank. Die Kunden waren es gewohnt, es gab keine Alternative.


    Eines Tages kam Amazon und mischte alles durch. Es war dem stationären Handel überlegen, dank dem enormen Sortiment, Service, Kulanz etc.
    Statt jedoch eigene Stärken aus- und neue aufzubauen, besteht offenbar die einzige Verteidigung des stationären Buchhandels darin, Amazon anzugreifen und zu verteufeln. Die negativen Streikschlagzeilen und Verlegerstreit sind eine willkommene Gelegenheit.


    Ich bin etwas erstaunt, wie naiv und vorschnell so mancher auf diese reagiert und sein Konto bei Amazon kündigt, obwohl jedem einigermaßen wirtschaftlich erfahrenen Menschen die Vorwürfe recht unsinnig erscheinen müssen.


    Nehmen wir als Beispiel Verdi. Dass die Gewerkschaft in ihrer Unternehmensdarstellung sehr subjektiv ist, um es vorsichtig auszudrücken, ist bekannt. Schließlich muss sie irgendwie ihre Existenzberechtigung begründen sowie den eigenen Machtanspruch herleiten. Wenn in einem Unternehmen alles in bester Ordnung wäre, braucht man schließlich keine Gewerkschaften und ein paar Funktionäre wären arbeitslos. Dass es in einem Unternehmen mit zehn Tausend Mitarbeiter ausreichend viele Querulanten gibt, die stets zum Streiken bereit sind, ist ebensowenig verwunderlich.


    Doch haben nur wenige Hundert Mitarbeiter gestreikt, eine Quote im geringen einstelligen Prozentbereich, wohingegen alleine der letzte GDL-Streik eine Quote von 80 bis 90 % streikenden Lokführern hatte! Dass sogar Mitarbeiter gegen die Gewerkschaft streiken, dürfte ein absolutes Novum in der Geschichte sein. Dennoch nehmen offenbar viele bedenkenlos die Behauptungen der Gewerkschaften hin, ohne sich eigene Gedanken zu machen.


    Zu den Arbeitsbedingungen kann ich wenig sagen. Es scheint sich jedoch, den Beschreibungen nach, um ganz gewöhnliche Arbeitsbedingungen in einem ganz gewöhnlichen Lager zu handeln. Nicht viel anders als in der Lebensmittelbranche, Möbelhäusern und Autozuliefern. Oder, meint Ihr, geht es bei Ikea, Bosch und Lidl in den Zentrallagern anders zu?


    Vor einiger Zeit habe ich an einem Lagerverwaltungssystem gearbeitet (nein, nicht für Amazon, für eine Lebensmittelkette). Dort bekamen die Mitarbeiter exakt vorgegeben, welche Sachen sie exakt wann aus dem Regal zu holen haben. Dies war auf die Minute einzuhalten. Schikane? Mitnichten! Ein komplizierter Algorithmus errechnete, wie die kommissionierte Ware so zu stapeln ist, dass sie im LKW nicht umfällt (schweres unten, lose Collis oben) und, war ein Mitarbeiter zu langsam konnte es passieren, dass es sich an einzelnen Regalen staute und damit Verzögerungen eintraten, LKWs nicht mehr rechtzeitig waren und am nächsten Tag Kunden vor leeren Brotregalen gestanden hätten. Ist die Perlenkette und das Fließbandsystem bei BMW oder Audi denn auch so viel anders, wo jeder Mitarbeiter exakt 90 Sekunden für den durchzuführenden Schritt hat und, sobald einer nicht rechtzeitig fertig ist, das ganze Band einzuhalten ist, daher auch entsprechend Druck herrscht?


    Mit dem Verlegerstreit bin ich nicht wirklich vertraut, doch soweit es mir bekannt ist, ging es um Einkaufspreise der E-Books, richtig? Weil Amazon günstigere Einkaufspreise haben wollte. Ist das aber was anderes als das, was jeden Tag die unzähligen Einkäufer von Aldi, Siemens, BMW und Lufthansa tun? Was jeder von uns tut, wenn er Rabatt bei Media Markt oder bei neuem Auto aushandeln will? Wieso ist jedoch Amazon das Böse?

    Ich erlaube mir, auf den Artikel in meinem Blog zu verweisen


    http://www.mein-lesesessel.de/ich-kaufe-gern-bei-amazon-ein/


    Da habe ich mich ausführlich dazu geäußert.


    Zusammengefasst: persönliche Empfehlungen habe ich seit Jahren nicht mehr bekommen in einer Buchhandlung, zumindest soweit ich nach Büchern außerhalb des üblichen Mainstreams fragte. Hingegen die von Amazon erreichen mittlerweile 80% Trefferwahrscheinlichkeit, vor allem, seitdem ich sie mir nach eigenen Wünschen konfiguriere.


    Abholen? Tja, Amazons Bücher liegen am nächsten Tag im Briefkasten daheim. Buchhandlung abholen heißt für mich erstmal früher Feierabend machen, Umweg fahren, Parkhaus zahlen, deutlich später heimkommen. Vorausgesetzt, das Buch ist auch wirklich da, denn früher, als ich noch in Buchhandlungen bestellt habe, hieß es immer mal wieder, dass es nicht gekommen ist und ich es bitte am nächsten Tag abholen sollte. Schwerfällig? Wenn jemand 8 - 10 Stunden täglich arbeitet, 120 km auf der Autobahn verbringt, Familie und Haus hat, der lernt schnell jede freie Minute schätzen und auch die Möglichkeit, Online zu bestellen.


    Verkrustet: wieso schlug denn Amazon ein wie eine Bombe in den Büchermarkt? Vielleicht, weil es eher am Nerv der Zeit ist? Großartige Auswahl, blitzschnelle Lieferungen, absolut kulant (da könnte ich übrigens über Buchhandlungen so manche Geschichte erzählen). Nur als Beispiel: Amazon bot mit Kindle eine eBook-Alternative an zu einer Zeit, als deutsche Verlage und Buchhandlungen mit diesem Wort noch nicht einmal was anfangen konnten.


    Wie man sieht, bin ich kein großer Freund des stationären Buchhandels :zwinker:


    [quote author=MeinLesesessel link=topic=29133.msg722117#msg722117 ]
    Aber gut: England? Wunderbar, mein Lieblingsland, begrenzen wir uns darauf. Als eigentlich halber Engländer kann ich Dir übrigens sagen, daß es dort kaum noch irgendwelche Adelsdiskussionen gibt. Die "Adeligen" werden meistens nur noch als Zirkusfiguren angesehen, lokale Kuriositäten ohne jede Bedeutung. Von Klassenkämpfen weit und breit Spur.


    Auch die englische Mittelschicht, die ja, nach Deiner Aussage, sehr im NIedergang ist, hält sich bestens:
    http://www.telegraph.co.uk/new…dle-class-poll-shows.html


    ich bezog mich auf die deutsche Mittelschicht, weil Du dich auf den deutschen Adel bezogen hattest. Bezüglich der sozialen Schichten in England gehen die Meinungen wohl auseinander. Kate Fox hat ja in Watching the English (was durchaus auch von den Briten ausgiebig diskutiert wurde) durchaus auf die Klassenunterschiede und noch vorhandene Upper-Class hingewiesen.


    Dickens ist vor allem deshalb relevant, weil er (so weit sich das beurteilen lässt, aber für Zeitgenossen war dem wohl auch so), detailgetreu Missstände wiedergegeben hat, die es auch heute lohnt zu lesen.


    Deine Ansichten zur Beurteilung von Literatur erinnern mich so ein wenig an meine Schulzeit, als die Kinder mit schlechten Noten auf Aufsätzen immer argumentiert haben, dass es ja eigentlich keine Kriterien geben könne und nur der Lehrer zu doof war, den Wert ihres Geschreibsels zu erkennen.
    [/quote]


    So langsam blicke ich bei dir nicht durch. Ich beziehe mich auf die deutsche Mittelschicht, das gefällt dir nicht, weil Dickens ja in England geschrieben hat. Also wende ich englische Mittelschicht an, wieder weichst du zurück, du hättest deutsche gemeint.


    Ich schlage vor, du machst dir selbst erstmal klar, was du eigentlich möchtest, bevor man die Diskussion weiterführt.


    Zum letzten Satz nur so viel: hochnässige Möchtegern-Kritiker gabs und wird es immer geben. Glücklicherwiese sind nicht sie es, die über Literatur zu befinden haben.


    Gut, ich stimme dir zu, dass wir hier nicht über zukünftige Klassiker entscheiden können. Aber worin die Qualitäten von Shades of Grey liegen, konnte mir bisher auch noch niemand schlüssig aufzeigen. Heute zählt das Werk nicht zu einem (modernen) Kanon. Oder würdest du das ebenfalls anzweifeln?


    Gruß, Thomas


    HEUTE zählt Shades of Grey nicht zum modernen Kanon, richtig. Ebenso wie Abertausende anderer Bücher. Zu dem Buch an sich kann ich nicht sagen, da ich es nicht gelesen habe. Aber ich unterstelle mir nicht, darüber Urteil abzugeben, ob es literarisch wertvoll ist, oder nicht.


    Vielleicht werden unsere Urenkeln einst sagen, daß genau dieses Buch unsere Gesellschaft und unsere Mentalität am besten widerspiegelt und daher in den Schulen zu unterrichten ist. Wer weiß?

    Ich finde es schwierig, wie Du Themen miteinander vermischst. Möchtest Du die Dickens- und Adeldiskussion auf Deutschland oder auf England beziehen? Die Mittelschichtsdiskussion aktuell in Deutschland oder historisch in England? das sind völlig verschiedene Dinge und so wild durcheinander zuargumentieren ist für mich an dieser Stelle sinnlos.


    NB. Die heutige Existenz des britischen Adels belegt zweifelsfrei, dass Dickens sich geirrt hat (wenn er das denn so von sich gegeben hat, das kann ich nicht beurteilen).


    Du hast geschrieben, daß Klassiker deswegen als Klassiker anzusehen sind, weil sie Themen ansprechen, die zeit- und modeübergreifend sind. Damit müßten die Diskussion in jedem Land berechtigt sein, sowie zu jeder Zeit, welche Dickens als Klassiker ansieht. Also auch im modernen Deutschland. Richtig?


    Aber gut: England? Wunderbar, mein Lieblingsland, begrenzen wir uns darauf. Als eigentlich halber Engländer kann ich Dir übrigens sagen, daß es dort kaum noch irgendwelche Adelsdiskussionen gibt. Die "Adeligen" werden meistens nur noch als Zirkusfiguren angesehen, lokale Kuriositäten ohne jede Bedeutung. Von Klassenkämpfen weit und breit Spur.


    Auch die englische Mittelschicht, die ja, nach Deiner Aussage, sehr im NIedergang ist, hält sich bestens:
    http://www.telegraph.co.uk/new…dle-class-poll-shows.html


    Aus Deiner eigenen Argumentation heraus: wieso ist daher heutzutage Dickens in England (und in Deutschland) als Klassiker anzusehen?


    Manchmal habe ich das Gefühl, es wäre besser, wenn Menschen auch Literatur aus der vergangenen Zeit mit demselben Blick anschauen würden, wie sie die modernen Werke ansehen.

    Woran liegt denn das? Waren die damaligen Kritiker alle dumm oder sind wir heute so dumm so dass er als schwierig empfunden wird?


    Gruß, Thomas


    Es liegt einfach daran, daß die damaligen Kritiker für sich in Anspruch genommen haben, bestimmen zu können, was anspruchsvolle Literatur ist und was nicht. Daß dieser Trend leider auch noch heute anzutreffen ist, kann man schnell in eben dieser Diskussion sehen. Auch hier wird bestimmten Büchern recht hochnässig jedweder Anspruch abgesprochen.


    Darüber, was aus unserer Literatur künftig als Klassik angesehen wird, entscheiden wir nicht, sondern unsere Kinder und Enkel.