Kritik an Amazon (Arbeitsbedingungen, Problematik Buchhandel etc.)

Es gibt 393 Antworten in diesem Thema, welches 59.353 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von faxefaxe.


  • Das Lager kenne ich auch. Was soll denn so alles in den Lagern von Amazon sein, wenn sie so viel von Libri liefern lassen?


    Meinst du die Frage ernst? Hast du in den letzten Jahren mal bei amazon geschaut, was du da noch alles kaufen kannst, von Büchern mal abgesehen?


    Ich bin bekennender amazon-Junkie. Mit den absurdesten Suchworten findet amazon erstaunlicherweise recht treffergenau, was ich meine, während mich Verkäuferinnen in diversen Läden schon oft von ratsuchend über mitleidig bis völlig hilflos angeschaut haben, wenn ich nach dem berühmten "Dingsda, Sie wissen schon, mit dem man xy macht" gefragt habe :breitgrins:
    Und bei amazon gibts das dann in der Regel noch in verschiedenen Größen, Farben und von verschiedenen Herstellern.


    Und da ich zu denjenigen gehöre, die halt nicht in der Innenstadt arbeiten und 25km außerhalb lebe, ist es für mich einfach ideal, wenn mein bestelltes Dingsda am Folgetag zuhause auf mich wartet.

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Ich finde ja den anscheinend verbreiteten Gedanken interessant, dass der Kunde die Verantwortung für den Erhalt des stationären Buchhandels trägt - dem stimme ich noch zu - und sich deshalb gefälligst mit Nachteilen zufrieden geben muss, die bei der Onlinebestellung schon lange nicht mehr vorkommen.
    An oberster Stelle sehe ich da die eigene Recherche, dicht gefolgt von der Bestellmöglichkeit (das bekannte "Gibt's nicht" kommt dort seltener vor) und der Lieferzeit.


    Man muss Kunden doch zugestehen, dass sie gern auch Bücher kaufen wollen, die der Laden nicht vorrätig hat und dass sie selbst die Kontrolle darüber haben möchten, ob und wie sie das können.
    Eine Möglichkeit heutzutage wäre das Angebot der kundeneigenen Recherche im Laden oder auf der Homepage. Gerade bei fremdsprachigen oder Fachbüchern seltenerer Fächer (dies besonders in Läden, die nicht darauf spezialisiert sind).


    Früher kannten sich vielleicht nicht viele Menschen mit Computer und Recherche aus, heute finde ich es aber nur noch lästig, wenn jemand am Computer steht und etwas recherchiert und mir sagt, was ich selbst viel schneller recherchieren könnte (weil ich ja weiß, was ich suche und oft, wie das geschrieben wird).


    Wer bekannte, aber "seltene" Titel sucht oder in nicht so begehrten Sparten sucht, ist mit der Onlinesuche und -bestellung einfach viel schneller am Ziel und braucht dazu weniger Nerven. :zwinker:


    Mir scheint es heute weit verbreitet zu erwarten, dass Kunden sich bitte Umstände machen sollen - sie sollen z.B. im Lebensmittelbereich minikleingedruckte Etiketten lesen, die Fachbegriffe aus der Lebensmittelchemie (und die der Marketingabteilungen) verstehen und am besten noch bereit sein, ein paar Münzen mehr für "bessere" LM hinzulegen - sonst darf man sie als Umweltsünder und potentielle Giftesser schief ansehen.
    Es wird immer von der Macht des Konsumenten geredet.
    Früher hieß es einfach "der Kunde ist König", heute ist der Kunde Handlanger mit königlicher Verantwortung - so wird aus der Freizeitaktivität "Kaufen", seien es nun Lebensmittel oder Bücher, eine anstrengende moralische Aufgabe.
    Der König wurde in den Gedanken von immer mehr Menschen schon längst entthront.


    Und so verstehen heute mMn viele Kunden den Onlinehandel als Suchmaschine, den stationären Handel als Fundgrube. Im Onlinehandel können sie gezielt suchen und Preise vergleichen, im stationären Handel müssen sie eher nehmen, was angeboten (oder ihnen mitgeteilt) wird.


    Dafür mag es zwei passende Kundengruppen geben, wobei ich dann im stationären Handel eher Kinder und Gelegenheitsleser sehen würde, aber die Zielgruppe für die Buchhandlung wird automatisch kleiner.


    Normalerweise wäre dann die Buchhandlung in der Pflicht, ihr Angebot dem Kunden wieder anzupassen, so dass er lieber dorthin geht.


    Oft wird aber gerade der umgekehrte Fall gefordert.


    Und das in immer mehr Bereichen.


    Man ist dann "verantwortungsvoll", hat aber mehr Stress, weniger Erfolg und weniger Spaß dabei.


    Schlussendlich muss es doch auch für den Buchhändler frustrierend sein, wenn er dem Kunden sagt,
    "das Buch gibt es nicht!",
    "das Buch kostet 60 €",
    "der Titel ist hier gar nicht aufgeführt",
    "die Lieferzeit beträgt mindestens 6 Wochen!"


    und weiß, dass der Kunde zu Hause den Computer anwirft und das Buch bei amazon für 20 € findet und innerhalb von wenigen Tagen geliefert bekommt (so etwas ist mir mehrfach mit englischen Titeln passiert).
    Ja, das ist schon ein paar Jahre her, hat mich dann aber für gezielte Suchen immer zu amazon getrieben, weil ich einfach keine Lust hatte, schon wieder Titel und Autor deutlich aufzuschreiben, nur um die obigen Worte zu hören.


    Das Buch für 60 € war übrigens die Biografie von Elizabeth Barrett-Browning, geschrieben von Margaret Forster.
    (Leider heute wohl gar nicht mehr als Papierbuch erhältlich, aber gelistet mit ca. 20 €.)


    LG
    von Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.


  • Wieso sollte es dann ein Problem sein, dass Amazon den gesamten Vertriebsweg anbietet?


    Dazu schreibe ich später mehr.


    Zitat

    Das Lager kenne ich auch. Was soll denn so alles in den Lagern von Amazon sein, wenn sie so viel von Libri liefern lassen? Bzw. wie kriegt es Libri hin, in einem etwa gleich großen Lager alles zu lagern, während Amazon noch die gängigsten Bücher hat?


    Amazon bietet eine Menge anderer Produkte an, nicht nur Bücher. Und Amazon hat natürlich Lagerkosten. Wenn sie einen Titel innerhalb von zwei oder drei Stunden von Libri rüberholen können, überlegen sie sich natürlich dreimal, ob sie ihn sich selbst ans Lager legen. Bei wirklich sehr gut verkäuflichen Titeln wird Amazon das trotzdem tun, denn sie haben ja einen Rabattvorteil gegenüber dem Bezug über den Großhändler.

    Zitat

    Abgesehen davon, wo ist denn das Problem?


    Das ist gar kein Problem. Es zeigt nur: Amazon bedient sich der exzellenten Vertriebswege des klassischen Buchhandels (Barsortimente). Und greift damit auf eine Infrastrutkur zurück, die auch dem lokalen Händler zur Verfügung steht. Dass Amazon somit 170.000 Titel am nächsten Tag liefern kann, gilt genauso für 4.000 andere Buchhändler in Deutschland. Und daher bin ich der Meinung, dass man Amazon dafür nicht besonders loben muss.


    Zitat

    Das ist einfach nur falsch. Die Verteidiger des regulären Buchhandels scheinen stets zu vergessen, dass es weniger um das Bücher bestellen an sich geht, als vielmehr darum, wann ich es als Käufer in den Händen halten kann. Da ist der Versand von Amazon konkurenzlos günstig gegenüber Vorortbesuchen, Parken, Parktickets, Zeitaufwand etc. Warum sollte dies objektiv nicht richtig sein?


    Weil Du einige Variablen in die Gleichung einbaust, die nur für Dich persönlich gelten (fehlende Zeit, die Buchhandlung aufzusuchen, langer Anfahrtsweg, ungünstige Parksituation). Es ist ja legitim zu sagen, dass Amazon in Deinem Fall die günstigere Variante darstellt, aber man kann einfach nicht objektiv sagen, Amazon sei (grundsätzlich) schneller.


    Beispiel: Wenn ich jetzt ein Buch bei Amazon bestelle, bekomme ich es morgen am späten Vormittag per Post - im besten Fall.
    Wenn ich jetzt in Buch bei meinem Buchhändler bestelle, hat er es entweder da, dann habe ich es in 15 min. abgeholt. Oder er hat es in den meisten Fällen morgen um 9 Uhr da. Dann ist er immer noch schneller als Amazon. Wenn ich nicht hingehen kann, um es abzuholen, muss er es zuschicken. Hat er das Buch auf Lager, kommt es ebenfalls morgen mit der Post. Dann ist er genauso schnell wie Amazon. Hat er es nicht, sondern muss es bestellen, dann kommt es erst übermorgen. Und in diesem einen Fall ist Amazon schneller, und zwar um einen Tag.


    Zitat

    Abholen muß ich aber persönlich.


    Alle Buchhandlungen, die ich kenne, bieten Versand an. Manche sogar per Boten innerhalb der Stadtgrenzen am selben Tag.


    Zitat

    Da muß Du wohl einen ungewöhnlich kulanten Händler haben. Ich gebe nicht allzu vieles zurück, aber so gut wie nie lief es so problemlos.


    Alle Buchhandlung haben eine Remissionsquote beim Großhändler. Einen Teil der Ware dürfen sie also immer zurückgeben. Bei mir klappt das problemlos. Aber ich bin auch als Kunde bekannt und die Buchhändler wissen, dass ich mir mit ihnen keine Späße erlaube, sondern meistens kaufe, was ich bestelle.


    Zitat


    Dann erkläre ich gern. Bei einem Onlineanbieter habe ich eine Volltextsuche, die in der Regel kontextsensitiv ist und Tippfehler ausbügelt. Ich sitze im bequemen Stuhl am Kamin, trinke Tee und suche gemütlich und entspannt.
    Im Laden muß ich erstmal stehen und warten, bis jemand Zeit hat. Dann wird etwas getippt, häufig lustlos, und quittiert mit einem "Gibt es nicht". Meine Bitte, eine andere Schreibweise zu probieren, wird mit einem Blick beantwortet der Reihe "Warum nervt der noch, ich sagte, es gibt nicht?"
    Während dessen tickt die Parkuhr, meine Familie habe ich noch gar nicht gesehen heute und die Buchhaltung muß fertig sein.


    Naja, das kann ich verstehen. Aber wie gesagt: Ich suche mir die Information in der Regel vorher raus und schicke sie meiner Buchhandlung direkt zu. Dann brauchen die die ISBN nur noch in ihr System zu übernehmen und ich muss nix mehr erklären. Mit anderen Worten: Der Such- und Auswahlvorgang läuft exakt wie bei Dir. Bloß statt die Order bei Amazon zu platzieren, schicke ich sie an meinen Buchhändler.


    Zitat

    Das ist genau aber die Abweichung zwischen uns. Du liest eher aktuelle und angesagte Bücher.


    Auch, aber nicht nur. Ich lese auch viele Klassiker, suche da oft bestimmte Ausgaben, die vergriffen sind. Die bestelle ich dann über Booklooker oder ZVAB (hust, ja ich weiß, die gehören auch zu Amazon...) Und ich bestelle häufiger auch englische Fachbücher, die ich überraschend schnell und quasi zum Umrechnungskurs auch über meinen Buchhändler bestellen kann, da deren Großhändler mit einem englischen Großhändler kooperiert. Auch die lassen sich schnell über http://www.ebook.de recherchieren. Und sie kommen meist sogar schneller als angegeben (ist allerdings bei Amazon auch so).


    Zitat

    Doch man muß noch nicht einmal soweit gehen. Mir ist es schon passiert, dass eine Verkäuferin in einer Buchhandlung mit dem Namen Stalin nichts anzufangen wußte. Tut mir leid, dies ist Allgemeinbildung


    Aua. Da ist dann natürlich nichts zu retten. :sauer: :sauer:


    Ich bestelle oft Bücher osteuropäischer Autoren, vor allem polnischer. Da habe ich meistens ein Problem, wenn ich die Namen der Autoren so ausspreche, wie man sie eben ausspricht. Bloß kann ein deutscher Buchhändler nicht unbedingt erkennen, wie man den Namen dann eintippen muss. Szczypiorski, Szczepanski, Rózycki oder Iwaszkiewicz können sich da als echte Hürden erweisen. :breitgrins:


    Ich mag es allerdings auch, beim Buchkauf in ein freundliches Gesicht zu schauen und zu sehen, dass sich jemand freut, wenn ich mein Geld dalasse. Amazon ist toll darin, Sachen zuzuschicken und mir jederzeit zu erzählen, was der Status einer Bestellung ist. Aber es bleibt eben doch ein unpersönliches Versandgeschäft. Und ich mag es auch, mit echten Menschen zu tun zu haben.


  • Wieso sollte es dann ein Problem sein, dass Amazon den gesamten Vertriebsweg anbietet?


    Dazu will ich noch ein paar Sätze schreiben. Aus meiner Sicht ist dies ein Problem, denn:


    Im Buchhandel hat sich über die Geschichte ein recht sensibles aber ausgewogenes System entwickelt, das die Interessen von Autoren, Verlagen und Handel in einem relativen Gleichgewicht hält. Autoren verkaufen ihre Werke über Verlagsverträge an Verlage, diese gehen die Verpflichtung ein, die Bücher entsprechend herzustellen, zu bewerben und zu vermarkten. Der Buchhandel wiederum stellt aus dem Angebot seine Sortimente zusammen, was er nicht lagernd führt, bezieht er über Barsortimente (Großhändler). Das System hat sich so stabil entwickelt, dass alle beteiligten Gruppen am Markt teilnehmen und davon profitieren können. Sprich: Jeder kriegt ein Stück vom Kuchen. Dabei hilft enorm die Buchpreisbindung, mit der Verlage die Ladenpreise festsetzen. Diese Preise sind in der Regel so kalkuliert, dass alle etwas abkriegen können. Der feste Ladenpreis und eine faire Rabattstruktur sorgen dafür, dass jedes Buch überall gleich viel Kostet und auch der Letzte in der Nahrungskette (der Buchhändler) noch ein bisschen was vom Kuchen abkriegt. Wie gesagt: das System ist leidlich stabil und hat dafür gesorgt, dass wir in Deutschland eine buchhändlerische und verlegerische Vielfalt haben, die in der Welt kaum noch übertroffen wird (außer vielleicht in den USA und wenigen anderen Ländern).


    Welche Gefahr droht nun von Amazon, wenn die auch in den herstellenden Buchhandel (sprich als Verlag) einsteigen?


    1. Gefahr: Amazon bringt Bücher ohne Lektorat raus. Das wäre dann das Gegenstück zum Print on Demand oder Self-Publishing. Diese Bücher gibt es bereits heute, sie werden vom Handel und Markt weniger wahrgenommen. Die Qualität ist oft schlecht (es fehlt das Lektorat als Korrektiv und Auswahlinstrument, wobei natürlich auch in klassichen Verlagen Schrott erscheint). Amazon könnte aber die eigene Plattform nutzen, um diese Bücher minderer Qualität stärker zu pushen. Das Ergebnis wäre eine Verflachung in der Breite.


    2. Gefahr: Preisdumping. Da Amazon über den gesamten Herstellungs- und Vertriebsweg verfügt, kann der Preis nach unten gedrückt werden. Weil Amazon die Bücher billig herstellt und zu Dumpingpreise verkaufen kann, fallen andere Vertriebswege flach. Selbst wenn Amazon die Bücher auch anderen Buchhändlern zugängig macht (was theoretisch so sein müsste nach buchhändlerischer Verkehrsordnung), wäre es für andere Buchhandungen wohl kaum wirtschaftlich sinnvoll, ein Buch für 4.99 EUR zu bestellen, an dem man dann 1,50 EUR verdienen kann. Wenn die Bücher für andere Anbieter nicht erhältlich sind oder ein Zuschussgeschäft, läuft das auf eine Behinderung der lokalen Buchhandlungen hinaus. Und de facto führt es dazu, dass ich als Kunde nicht mehr die Wahl habe, wo ich ein Buch einkaufe, das vom Amazon-Verlag veröffentlicht wird.


    3. Gefahr: Amazon ist groß und hat Geld. Und ist multinational. Wenn der Amazon-Verlag auf Rechte bietet, kann er viel mehr bieten als andere Verlage, auch große. Denkbar ist also ein Szenario, in dem der neue Grisham oder der neue Dan Brown bei Amazon erscheint und zu einem Schleuderpreis vermarktet wird. (Amazon arbeitet ja schon lange an einer Aufhebung der Preisbindung). Damit sind die großen Publikumsverlage aus dem Spiel und der Buchhandel (außer Amazon) im wesentlichen auch. Titel dieser Art gehören aber zu den Brotartikeln der Branche. Klar: für den Kunden ist zunächst mal nett, wenn er den neuen Dan Brown für 12 EUR statt für 20 EUR kaufen kann. Wenn dann aber dafür alle anderen Bücher teurer werden oder Verlage sich nicht mehr halten können, weil sie attraktive Titel nicht mehr bekommen, guckt der Kunde am Ende in die Röhre.


    Das sind nur drei Punkte, da könnte man noch ergänzen. Unnötig auch zu bemerken, dass Amazon in allem recht aggressiv auf dem Markt auftritt und mehr als andere Unternehmen willens und in der Lage ist, auch wirtschaftlich unsinnige Entscheidungen zu treffen mit dem einzigen Ziel, die Mitbewerber vom Markt zu verdrängen.

    Einmal editiert, zuletzt von Tomke ()

  • Eine schöne Diskussion, die hier geführt wird. Mit sehr guten Argumenten von beiden Seiten.


    Bei der Entscheidung, ob Amazon-Kauf oder doch lokaler Handel (und das nicht nur auf Buchhandelsprodukte bezogen), spielen m.E. solch berechtigten gesamtwirtschaftlichen Überlegungen am Ende keine Rolle. Eine kleine Minderheit wird das einbeziehen, so wie auch "Made in Germany" wieder in bestimmten Kaufentscheidungen eine Rolle spielt, so wird auch die Unterstützung des Händlers vor Ort für einige - trotz mancher damit verbundener Unannehmlichkeit (Parken etc.) - die Wahl pro lokaler Handel beeinflussen. Die Mehrheit der Kunden wird aber das wählen, welches ihnen selber unmittelbar die meisten Vorzüge bringt.


    Meiner Frau als Verfechterin des Internethandels für alle Produkte (Lebensmittel mal ausgenommen) ist es einfach zu unbequem, vor Ort Einkaufen zu gehen. Und diese Frau (immerhin meine eigene :zwinker:) kann ich dann sogar gut verstehen. Die Kinder wollen ansonsten betreut sein. Meist ist die Auswahl miserabel. Kundenrezensionen werden zur wichtigen Entscheidungsgrundlage und stehen bei einer Prüfung vor Ort nicht unbedingt zur Verfügung. Eingebaute Mängel eines Produktes erleben Kunden aber erst mit der Zeit und sind daher wichtig zu wissen. Die Verödung der Innenstädte - letztlich egal, sagt sie, dann sollen sie halt mehr Eiscafés oder ähnliches aufmachen. Wenn man Geschäfte nicht braucht, dann braucht man sie eben nicht mehr. Die Bergleute sind auch abgeschafft, so die Argumentation. All das habt ihr ja oben auch mit eigenen Beipielen schon gebracht.


    Was soll man da noch entgegenhalten?


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Was mich ein wenig ärgert bei "MeinLesesessel" ist die Darstellung des herkömmlichen Buchhandels als volltrotteliger Ansichtskartenverkäufer. Das mag es ja alles geben; ich könnte dir jedoch in Mannheim, Heidelberg oder Schwetzingen mindestens eine Buchhandlung aufzählen, die diesem Bild nicht folgt und durchaus eine sehr ansehnliche Klassiker-Ecke hat (die trotz kleinen Ladens größer ist als beim Thalia nebenan bzw. in der Nachbarstadt). Aber wird aus diesen Ecken viel gekauft? Ich befürchte nicht. Auch meine umfangreiche Klassikersammlung wird jetzt nur noch selten durch die ein oder andere Neuübersetzung oder Neuerscheinung ergänzt.


    Und zu den Lieferungen per Post durch Buchhändler: Ja, fast alle Buchhändler bieten das ab 20 Euro inzwischen an. Aber ehrlich gesagt, hätte ich dann immer noch ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Buchhändler, dass ich nicht diese paar Meter vor Ort auf mich genommen habe und kaufe dann gleich lieber bei Amazon. Mag nicht rational sein.


    Und man kauft auch bei Amazon, weil man anonym bleibt. Auch wenn der Buchhändler _nicht_ komisch schaut, wenn man erotische Lektüre oder Ratgeber zu Krebserkrankungen bezieht. Viele möchten das einfach nicht teilen.


    Der lokale Buchhandel wird nur diejenigen Kunden behalten, die für sich dort Vorteile entdecken.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()


  • Was mich ein wenig ärgert bei "MeinLesesessel" ist die Darstellung des herkömmlichen Buchhandels als volltrotteliger Ansichtskartenverkäufer. Das mag es ja alles geben; ich könnte dir jedoch in Mannheim, Heidelberg oder Schwetzingen mindestens eine Buchhandlung aufzählen, die diesem Bild nicht folgt und durchaus eine sehr ansehnliche Klassiker-Ecke hat (die trotz kleinen Ladens größer ist als beim Thalia nebenan bzw. in der Nachbarstadt). Aber wird aus diesen Ecken viel gekauft? Ich befürchte nicht. Auch meine umfangreiche Klassikersammlung wird jetzt nur noch selten durch die ein oder andere Neuübersetzung oder Neuerscheinung ergänzt.


    Die Klassikerprogramme der nenneswerten Verlage sind ja überschaubar. Da werden ein paar hundert Titel regelmäßig neu aufgelegt, der Rest ist vergriffen. Aber bei Klassikern finde ich das nicht so tragisch, denn in der Regel gibt es da ja ein breites Angebot antiquarisch. Ich habe meistens auch sehr klare Vorstellungen davon, welche Ausgabe/Übersetzung/Einbandart ich haben will. Und wenn es nicht bei Manesse, Hanser oder Winkler greifbar ist, bleibt ohnehin meist nur die antiquarische Ausgabe.



    Zitat

    Und man kauft auch bei Amazon, weil man anonym bleibt.


    Witzig eigentlich. Denn Amazon macht Dich ja datenmäßig total nackig. Ich kaufe lieber beim Buchhändler, weil es menschlich nicht so anonym ist, dafür aber im Sinne des Datenschutzes und der Datensammlung wesentlich anonymer. :winken:


    Zitat

    Der lokale Buchhandel wird nur diejenigen Kunden behalten, die für sich dort Vorteile entdecken.


    Ja. Und mein Eindruck ist, dass sich das Pendel gerade wieder in diese Richtung bewegt. Die Krise der Buchhandelsketten und Großflächen ist offensichtlich. Thalia oder Hugendubel geht es schlecht. Mich wundert das nicht, denn ich kaufe da auch nicht gerne ein. Auf diese Läden trifft viel von dem zu, was der Lesesessel oben schreibt. Und mich stört, wenn ich mich durch meterweise Kerzen, Seifen, Räucherstäbchen und Kaffeetassen wühlen muss, bevor ich zu den Büchern komme.

  • Amazon bietet eine Menge anderer Produkte an, nicht nur Bücher. Und Amazon hat natürlich Lagerkosten. Wenn sie einen Titel innerhalb von zwei oder drei Stunden von Libri rüberholen können, überlegen sie sich natürlich dreimal, ob sie ihn sich selbst ans Lager legen. Bei wirklich sehr gut verkäuflichen Titeln wird Amazon das trotzdem tun, denn sie haben ja einen Rabattvorteil gegenüber dem Bezug über den Großhändler.


    Ich nehme an, Du kannst belegen, dass dies tatsächlich so ist? Die Quelle würde mich sehr interessieren!

    Zitat


    Dass Amazon somit 170.000 Titel am nächsten Tag liefern kann, gilt genauso für 4.000 andere Buchhändler in Deutschland. Und daher bin ich der Meinung, dass man Amazon dafür nicht besonders loben muss.


    Das mag sein. Aber eben sie wollen NICHT zu mir nach Hause liefern. Sondern in das Geschäft


    Zitat


    Alle Buchhandlungen, die ich kenne, bieten Versand an. Manche sogar per Boten innerhalb der Stadtgrenzen am selben Tag.


    Aha. Dann muß es sich wohl um eine besonders wohnenwerte Gegend haben. Tja, Stadtgrenzen. Was ist aber, wenn es innerhalb der Stadtgrenzen keine Buchhandlung gibt?


    Zitat


    Naja, das kann ich verstehen. Aber wie gesagt: Ich suche mir die Information in der Regel vorher raus und schicke sie meiner Buchhandlung direkt zu. Dann brauchen die die ISBN nur noch in ihr System zu übernehmen und ich muss nix mehr erklären. Mit anderen Worten: Der Such- und Auswahlvorgang läuft exakt wie bei Dir. Bloß statt die Order bei Amazon zu platzieren, schicke ich sie an meinen Buchhändler.


    Ja, aber damit hast Du doch den ganzen Rechercheaufwand. Und die Mühe einer Mail, plus die Hoffnung, dass es rechtzeitig ankommt, auch tatsächlich so bestellt wird auch in der gewünschten Ausgabe. Plus Anruf, um sich zu vergewissern, ob es da ist. Bei Amazon bleibt mir dies erspart: ich suche mir die gewünschte Ausgabe, in den Warenkorb, bestätigen und ich kann die Angelegenheit vergessen, bis das Buch am nächsten Tag vor der Tür liegt.
    Wieso sollte hier ein Vorteil für den stationären Buchhandel liegen?


    Zitat


    Auch, aber nicht nur. Ich lese auch viele Klassiker, suche da oft bestimmte Ausgaben, die vergriffen sind. Die bestelle ich dann über Booklooker oder ZVAB (hust, ja ich weiß, die gehören auch zu Amazon...) Und ich bestelle häufiger auch englische Fachbücher, die ich überraschend schnell und quasi zum Umrechnungskurs auch über meinen Buchhändler bestellen kann, da deren Großhändler mit einem englischen Großhändler kooperiert. Auch die lassen sich schnell über http://www.ebook.de recherchieren. Und sie kommen meist sogar schneller als angegeben (ist allerdings bei Amazon auch so).


    Das gleiche bietet mir auch Amazon ein. So manche englische Bücher sind dort günstiger, als sie mir vom lokalen Buchhändler (ja, ich habe nachgefragt!) angeboten werden.


    Zitat


    Ich bestelle oft Bücher osteuropäischer Autoren, vor allem polnischer. Da habe ich meistens ein Problem, wenn ich die Namen der Autoren so ausspreche, wie man sie eben ausspricht. Bloß kann ein deutscher Buchhändler nicht unbedingt erkennen, wie man den Namen dann eintippen muss. Szczypiorski, Szczepanski, Rózycki oder Iwaszkiewicz können sich da als echte Hürden erweisen. :breitgrins:


    Oh, da haben wir doch einiges gemeinsam. Auch ich bestelle diese sehr gern! Diese Probleme kann ich wunderbar nachvollziehen, wobei ich hier mittlerweile lieber in Polen direkt bestelle. Da gibt es ein paar Antiquariate, die zum Bruchteil des Preises anbieten, welcher hier angerufen wird. Hat man da noch paar Freunde in Polen, kann man diese jederzeit dorthin liefern und entweder abholen oder bei nächster Gelegenheit vorbeibringen lassen.


    Gerade jedoch bei genau solchen Namen gab es den meisten Frust im Buchhandel. Wenn ich bedenke, wie häufig ich Kapuscinski oder gar Dostojewski buchstabieren mußte. Da ist mir Onlinebestellung lieber, effizienter und komfortabler.


    Zitat


    Ich mag es allerdings auch, beim Buchkauf in ein freundliches Gesicht zu schauen und zu sehen, dass sich jemand freut, wenn ich mein Geld dalasse. Amazon ist toll darin, Sachen zuzuschicken und mir jederzeit zu erzählen, was der Status einer Bestellung ist. Aber es bleibt eben doch ein unpersönliches Versandgeschäft. Und ich mag es auch, mit echten Menschen zu tun zu haben.


    Das wiederum juckt mich wenig. Vor allem, da leider gerade ein freundliches, zufriedenes Gesicht in deutschen Läden eher eine seltene Erscheinung ist. Leider. Zugegeben, manchmal ist es schön, sich im Laden auf ein kleines Schwätzchen einzulassen, ja, das gebe ich zu. Aber letzendlich kaufe ich Bücher nicht deswegen ein, um mich am Gesicht der hoffentlich hübschen (Chauvi-Spruch für heute, bitte steinigen) Verkäuferin zu erfreuen, sondern um das Buch schnell, bequem, kostengünstig in die Hände zu bekommen.


  • Was mich ein wenig ärgert bei "MeinLesesessel" ist die Darstellung des herkömmlichen Buchhandels als volltrotteliger Ansichtskartenverkäufer. Das mag es ja alles geben; ich könnte dir jedoch in Mannheim, Heidelberg oder Schwetzingen mindestens eine Buchhandlung aufzählen, die diesem Bild nicht folgt und durchaus eine sehr ansehnliche Klassiker-Ecke hat (die trotz kleinen Ladens größer ist als beim Thalia nebenan bzw. in der Nachbarstadt). Aber wird aus diesen Ecken viel gekauft? Ich befürchte nicht. Auch meine umfangreiche Klassikersammlung wird jetzt nur noch selten durch die ein oder andere Neuübersetzung oder Neuerscheinung ergänzt.


    *lach* Ja, mag sein, dass die Darstellung überspitzt ist. Letzendlich ist es immer so, dass sich gerade die am meisten trotteligen Ansichtskartenverkäufer am stärksten in die Erinnerung einbrennen. Außerdem, es ist mein Blog, ich darf mir doch diese leichte Übertreibung erlauben?


    Hingegen für die Angabe dieser Buchhandlungen wäre ich Dir sehr verbunden. Alle drei Städte sind bei mir um die Ecke, es würde mich freuen, diese aufzusuchen!


    Zitat


    Und man kauft auch bei Amazon, weil man anonym bleibt. Auch wenn der Buchhändler _nicht_ komisch schaut, wenn man erotische Lektüre oder Ratgeber zu Krebserkrankungen bezieht. Viele möchten das einfach nicht teilen.


    DAS wiederum ist mir noch nie als Begründung eingefallen. Gute Idee!

  • Zitat


    1. Gefahr: Amazon bringt Bücher ohne Lektorat raus.


    Ähm, dass am Lektorat gespart wird, merkt man heutzutage auch bei ganz vielen regulären Verlagsbüchern auch.


    Zitat


    2. Gefahr: Preisdumping. Da Amazon über den gesamten Herstellungs- und Vertriebsweg verfügt, kann der Preis nach unten gedrückt werden.


    Das sehe ich nicht so. Erstens dürfte dies auch von Vorteil für uns Kunden werden, günstige Verkaufspreise. Zweitens haben sehr viele Hersteller (man denke nur an Autofirmen) sehr schnell die Erkenntnis gewinnen müssen, dass Buy häufig doch besser ist, als Make. Das Auslagern von Tätigkeiten und Dienstleistungen an andere Unternehmen ist häufig erfolgreicher, als für alles eigene Lösungen finden.


    Häufig kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Amazon als ein Monster gesehen wird, welches den gesamten Weltmarkt in die Finger bekommen möchte. Ich würde sagen, wenn ich mir so die Bilanzdaten von Amazon anschaue, mit läppischen 274 Mio USD Gewinn im Jahr 2013 (bei einer Fremdkapitalquote von 76%), wird hier dieser Konzern masslos überschätzt. Apple, noch weit von Weltherrschaft entfernt, verdient pro Quartal glatte 7,5 Milliarden Dollar!


    Zitat


    3. Gefahr: Amazon ist groß und hat Geld.


    Sehe oben. Bitte die Kirche im Dort lassen:
    Amazon: Eigenkapital 9,7 Milliarden Dollar. Viel? Bei 31.6 Milliarden Fremdkapital (Schulden)?
    Zum Vergleich Apple: Eigenkapital: 112 Milliarden Dollar, bei 120 Milliarden Fremdkpital.


    Hm, wenn ich mir so die Daten anschaue, man bin ich froh, dass ich keine Aktien von Amazon habe....


    Edit: Quellen vergessen:
    http://www.finanzen.net/bilanz_guv/Amazon
    http://www.finanzen.net/bilanz_guv/Apple


  • Ich nehme an, Du kannst belegen, dass dies tatsächlich so ist? Die Quelle würde mich sehr interessieren!


    Nee, im Detail habe ich natürlich keinen Einblick in Amazons Lagerpolitik. Ich weiß auch nicht, ob die die Bestellungen dahingehend kanalisieren, dass alles, was vom Barsortiment bezogen werden muss aus Hersfeld geliefert wird, weil Libri da nebenan ist. Aber dass Amazon von den Verlagen bei Normalbestellungen höheren Rabatt bekommt als beim Barsortiment, ist klar. Der Unterschied liegt bei 10 bis 20% vom Ladenpreis.


    Zitat

    Ja, aber damit hast Du doch den ganzen Rechercheaufwand. Und die Mühe einer Mail, plus die Hoffnung, dass es rechtzeitig ankommt, auch tatsächlich so bestellt wird auch in der gewünschten Ausgabe. Plus Anruf, um sich zu vergewissern, ob es da ist. Bei Amazon bleibt mir dies erspart: ich suche mir die gewünschte Ausgabe, in den Warenkorb, bestätigen und ich kann die Angelegenheit vergessen, bis das Buch am nächsten Tag vor der Tür liegt.
    Wieso sollte hier ein Vorteil für den stationären Buchhandel liegen?


    Das hatte ich ja oben gemeint, weil ich nicht so ganz verstehen, warum der Rechercheaufwand bei einer online-Bestellung ok ist, wenn er als Belastung empfunden wird, sobald man das Buch über den örtlichen Buchhandel bezieht. Aber ich empfinde wohl den Kontakt mit meiner Buchhandlung auch als weniger aufwendig und belastend als Du. :zwinker:


    Zitat

    Das gleiche bietet mir auch Amazon ein. So manche englische Bücher sind dort günstiger, als sie mir vom lokalen Buchhändler (ja, ich habe nachgefragt!) angeboten werden.


    OK, das stimmt. Amazon.co.uk und Amazon.com bieten zum Teil Rabatte (es gibt ja keine Preisbindung), die der lokale Buchhandel nicht anbietet.


    Zitat

    Oh, da haben wir doch einiges gemeinsam. Auch ich bestelle diese sehr gern! Diese Probleme kann ich wunderbar nachvollziehen, wobei ich hier mittlerweile lieber in Polen direkt bestelle. Da gibt es ein paar Antiquariate, die zum Bruchteil des Preises anbieten, welcher hier angerufen wird. Hat man da noch paar Freunde in Polen, kann man diese jederzeit dorthin liefern und entweder abholen oder bei nächster Gelegenheit vorbeibringen lassen.


    Gilt das auch für deutsche Übersetzungen der polnischen Klassiker?
    Hier wäre ich Dir für einen Tipp sehr dankbar! Adressen in Polen könnte ich angeben. Ich bin immer noch auf der Suche nach einer bezahlbaren deutschen Ausgabe von Boleslaw Prus' "Puppe" (Lalka). Das Buch ist einfach nicht zu kriegen und kein deutscher Verlag legt es wieder auf.

    Einmal editiert, zuletzt von Tomke ()

  • Zitat

    Nee, im Detail habe ich natürlich keinen Einblick in Amazons Lagerpolitik. Ich weiß auch nicht, ob die die Bestellungen dahingehend kanalisieren, dass alles, was vom Barsortiment bezogen werden muss aus Hersfeld geliefert wird, weil Libri da nebenan ist.


    Ja, ok, aber bitte belegen, woher Du das weißt? Andernfalls ist dies leider nur eine Behauptung, tut mir leid. Ebenso gut könnte ich nun behaupten, Libri versorgt sich selbst aus dem Lager von Amazon :breitgrins:


    Zitat


    Gilt das auch für deutsche Übersetzungen der polnischen Klassiker?
    Hier wäre ich Dir für einen Tipp sehr dankbar! Adressen in Polen könnte ich angeben. Ich bin immer noch auf der Suche nach einer bezahlbaren deutschen Ausgabe von Boleslaw Prus' "Puppe" (Lalka) auf Deutsch. Das Buch ist einfach nicht zu kriegen und kein deutscher Verlag legt es wieder auf.


    Hm, da ich glücklicherweise noch ausreichend Polnisch kann, um die "Lalka" im Orginal zu lesen (ein grandioses Buch, eines meiner Lieblingswerke von Prus), kann ich leider nicht mit dienen. ich würde allerdings sagen, dass deutsche Übersetzungen in Deutschland günstiger sein dürften. Polnische jedoch in Polen. In jedem Land kommt eben der Auslandszuschlag hinzu.


    Eine deutsche Ausgabe habe ich vor wenigen Wochen irgendwo gesehen. Es könnte im Bensheimer Weberantiquariat sein, aber ohne Gewähr. Wenn Du Dich noch ein, zwei Wochen gedulden kannst, kann ich gern bei dem Ausflug dorthin mich umsehen. Mit ein paar deutschen Büchern von Boleslaw Prus kann ich zwar darüber hinaus gern dienen, aber leider nicht mit "Lalka".


    EDIT: gerade zwei Ausgaben bei ZVAB gefunden. Für 87 EUR bzw. 110 EUR. Ja, haben die einen Knall?????????????


  • Ähm, dass am Lektorat gespart wird, merkt man heutzutage auch bei ganz vielen regulären Verlagsbüchern auch.


    Richtig. Aber es geht nicht nur um die Frage, ob Bücher gründlich lektoriert werden, oder ob sie überhaupt gelesen werden, bevor jemand entscheidet, dass es veröffentlichungsfähig ist.


    Zitat

    Häufig kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Amazon als ein Monster gesehen wird, welches den gesamten Weltmarkt in die Finger bekommen möchte. Ich würde sagen, wenn ich mir so die Bilanzdaten von Amazon anschaue, mit läppischen 274 Mio USD Gewinn im Jahr 2013 (bei einer Fremdkapitalquote von 76%), wird hier dieser Konzern masslos überschätzt. Apple, noch weit von Weltherrschaft entfernt, verdient pro Quartal glatte 7,5 Milliarden Dollar!


    Ja, Apple und Amazon sind zwei ganz unterschiedliche Paar Schuhe. Amazon ist keine potenzielle Bedrohung für den Weltmarkt, sondern nur eine Bedrohung in einem kleinen Segment: der Herstellung und dem Vertrieb von Büchern. Wenn Du vergleichen willst, dann lieber mit einer der größeren Buchhandels/Verlagsgruppen wie Droemer/Knaur/Weltbild oder Random House etc.

    Einmal editiert, zuletzt von Tomke ()


  • Ja, ok, aber bitte belegen, woher Du das weißt?


    Ich weiß das von Libri-Mitarbeitern, die berichten, dass das täglich Paletten sozusagen die Straßenseite wechseln. :smile: Aber Namen nenn' ich keine.


    Zitat

    EDIT: gerade zwei Ausgaben bei ZVAB gefunden. Für 87 EUR bzw. 110 EUR. Ja, haben die einen Knall?????????????


    Sach ich doch! Es ist zum Mäusemelken. Mein Polnisch ist zwar gut genug für einen Urlaub vor Ort, aber leider nicht um solche Klassiker im Original zu lesen. Also muss ich weiter suchen. Wenn Du ein erschwingliches Exemplar findest, wäre ich Dir ohne Ende dankbar... :winken:

  • Ja, Apple und Amazon sind zwei ganz unterschiedliche Paar Schuhe. Amazon ist keine potenzielle Bedrohung für den Weltmarkt, sondern nur eine Bedrohung in einem kleinen Segment: der Herstellung und dem Vertrieb von Büchern. Wenn Du vergleichen willst, dann lieber mit einer der größeren Buchhandels/Verlagsgruppen wie Droemer/Knaur/Weltbild oder Random House etc.


    Um einen Markt wie den Buchmarkt zu beherrschen, benötigt ein Unternehmen ausreichend Ressourcen, um mit allen, oder zumindest den großen Teil ALLER dort verfügbaren Unternehmen es aufnehmen zu können. Also nicht Droemer oder Knaur oder Weltbild, sondern Droemer, Knaur UND Weltbild und Random House UND....


    Leider sind diese Unternehmen recht schweigsam, was Zahlen angeht. Aber beispielsweise Weltbild erzielte im Jahr 2011/2012 (kein Kalenderjahr) 1,59 Milliarden Euro Umsatz. Im Vergleich dazu Amazon im selben Zeitraum: etwa 48 bzw. 60 Milliarden (je nach 2011 bzw. 2012). Viel? Na ja, Weltbild ist eben nur eines der vielen Kontrahenten, mit denen es Amazon aufnehmen müßte. Seeeehr vielen.

  • Leider sind diese Unternehmen recht schweigsam, was Zahlen angeht. Aber beispielsweise Weltbild erzielte im Jahr 2011/2012 (kein Kalenderjahr) 1,59 Milliarden Euro Umsatz. Im Vergleich dazu Amazon im selben Zeitraum: etwa 48 bzw. 60 Milliarden (je nach 2011 bzw. 2012). Viel? Na ja, Weltbild ist eben nur eines der vielen Kontrahenten, mit denen es Amazon aufnehmen müßte. Seeeehr vielen.


    Vergleiche mal diese beiden Zahlen:


    Gesamtumsatz Buchhandel (Buchhandlungen und Verlage) in Deutschland 2013: rund 9,5 Mrd. EUR (Quelle: Börsenverein)
    Gesamtumsatz Amazon Deutschland 2013: rund 7,8 Mrd. EUR


    Amazon handelt natürlich nicht nur mit Büchern. Aber das Volumen ist doch interessant, oder?

  • Ja. Laut Fachmagazin Buchreport hat Amazon aber "nur" 1,7 bis 2 Milliarden Euro angenommen aus dem Verkauf von gedruckten und digitalen Erzeugnissen.


    Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt…ine-handels-a-950821.html


    Man bedenke aber, dass Amazon derzeit sehr stark auf Wachstum und weniger auf Gewinn ausgerichtet ist. In Q3 hat Amazon satte 437 Millionen Dollar Verluste gemacht


    Quelle: http://www.wsj.de/nachrichten/…4877704580232211508614560


    Daraus läßt sich ableiten, dass diese Wachstumsstrategie auf Dauer sowieso nicht einzuhalten ist und Amazon sich durchaus einer Überdehnung nähert (sehe FK-Quote). So wirklich optimistisch sieht die Wirtschaftlichkeitsrechnung des Unternehmens derzeit sowieso nicht aus.


    Es könnte in Kürze soweit kommen, dass Amazon weniger zu einer Bedrohung für den Buchmarkt wird als vielmehr dass es einen gescheitet Sanierungsplan braucht....

  • Ein Problem für den stationären Buchhandel von meiner Seite aus ist mein durch amazon verändertes Kaufverhalten.


    Wer kennt das nicht: Man sieht ein interessantes Buch im Buchhandel - und möchte erst mal Rezensionen dazu lesen?
    Jetzt kann man sich natürlich den Titel notieren, zu Hause Rezensionen suchen und dann wiederkommen und das Buch kaufen. Oder man macht es gleich online.


    Okay, oder man besitzt ein Smartphone. Aber auch da wäre mir vermutlich das Display zu klein zum Rezensionenlesen und ich wäre auch nicht so unverfroren, dies im Laden zu tun.


    Aber ich merke doch, dass der Onlinekauf mein Kaufverhalten sehr stark verändert hat, besonders bezogen auf Rezensionen, die Möglichkeit, Fragen (an andere Rezensenten) zu stellen und die Möglichkeit, das Buch ggf. sofort günstiger gebraucht zu kaufen.


    Allgemein ist die Möglichkeit, im Internet Erfahrungsberichte lesen zu können, sicher für viele vor-Ort-Anbieter ein Problem.
    Früher kaufte man etwas und merkte hinterher, dass es Schrott war.
    Oder man hatte Glück und kannte jemanden, der es schon hatte und seine Erfahrungen mitteilen konnte.
    Oder man gab sich mit dem Fehlkauf zufrieden.
    Heute sieht man etwas und hat sofort zahlreiche private Meinungen und Testberichte zur Hand und überlegt sich so viele Kaufentscheidungen viel intensiver.
    Da also weniger spontan und ohne Ahnung gekauft wird, verdient der Händler vor Ort vermutlich grundsätzlich weniger als früher.


    Dazu kommen noch die ganzen "Hamsterkäufe" in fremden Orten/ im Urlaub, "weil man das zu Hause ja gar nicht bekommt". Die sind heute nicht mehr nötig, nur wenige Läden können noch in ihrer Gegend exklusiv etwas anbieten, das der Kunde nicht auch von einem anderen Ort aus im Internet bestellen kann.
    Für den Kunden ist das natürlich besser und sparsamer, für den Verkäufer eher nicht.
    Früher hatte ich bspw. "Urlaubsbücher", die ich halt in kleinen Buchhandlungen im Urlaub gekauft habe und die es in den "heimischen" Buchhandlungen nicht gab.
    Das Buch konnte mich dann auch gut an den Urlaub erinnern.
    Heute klingt das schon fast lächerlich.


    LG
    von Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Eure Diskussion finde ich sehr spannend, ich lese gerne weiter stumm mit :zwinker:
    Ich wollte mich nur schnell Suse und Jari anschließen:

    Das finde ich auch. Ich bestelle immer dort, wo es gerade passt.


    Es gibt beide Formen und das ist auch gut so. Ich persönlich bestelle z.B. meine englischen Bücher nur noch über Amazon. Die sind dann in zwei Tagen bei mir zu Hause. In der Buchhandlung (selbst bei großen Ketten wie Thalia) dauert es 3 Wochen bis 3 Monate (ist mir wirklich schon passiert!), bis ich das Buch in der Filiale abholen kann. Wenn man aber aktuelle Bestseller haben will, kriegt man die natürlich auch in der Buchhandlung um die Ecke sofort.

  • Ich mische auch. Eben weil gerade englische Titel zum Teil in Deutschland schwierig zu bekommen sind. Thalia hat z.B seine englische Abteilung extrem verkleinert. Bis vor etwas zwei Jahren war ich dort eigentlich sehr zufrieden und hab sogar mal eher unbekannteres gefunden. Leider hat sich das dann verändert und inzwischen muss ich schon sehr suchen um etwas vor Ort zu bekommen. Wobei ich da auch schnell auf Ebooks umgeschwenkt bin und so manchen Titel dann daher sofort auf Rechner habe. Auch hier muss man ja nicht zwingend (wenn man nicht möchte) auf Amazon zurückgreifen sondern hat ja viele andere Anbieter. Auch wenn man sagen muss das Amazon auch hier immer noch mit am Vielfältigsten ist und zum Teil auch günstigster Anbieter - und mal ehrlich man wäre doch als Verbraucher schön blöd wenn man da nicht zugreift oder?
    Die Frage ist doch auch weshalb machen es andere nicht wie Amazon? (Natürlich hängt da auch daran das Amazon ganz andere Gelder zur Verfügung hat...)


    Das schöne ist aber das man trotzdem immer noch die freie Wahl hat. Und dann findet man das Model das am besten zu einem selbst passt. Ich habe z.b festgestellt das ich das anonyme Einkaufen auch im Laden schätze. Ich fühle mich in kleinren Buchläden schon auch mal unwohl wenn ich das Gefühl habe das mich die Buchhändler mit ihren Augen verfolgen. Irgendwie fühlt man sich auch gleich schlecht wenn man nichts findet...


    Klingt vielleicht komisch aber für mich ist der Buchkauf auch irgendwie intim.