Kritik an Amazon (Arbeitsbedingungen, Problematik Buchhandel etc.)

Es gibt 393 Antworten in diesem Thema, welches 58.600 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von faxefaxe.


  • Ich habe eher das Gefühl, dass der Kunde träge und schwerfällig geworden ist und heutzutage lieber vom Sessel aus mit dem Laptop auf dem Schoß seine Einkauftstour im Internet unternimmt.


    Bis vor wenigen Jahren waren viele stationäre Läden tatsächlich noch in ihren alten, eingefahrenen Wegen gefangen - vor allem das Angebot betreffend: Was wir nicht führen, "gibt es nicht".
    Man suchte bei amazon ein Buch, wollte das in der Buchhandlung vor Ort bestellen - da gab es das Buch aber nicht, oder es wäre erst in 6 Wochen verfügbar gewesen.
    Inzwischen hat sich das geändert, besonders das Angebot ist breiter geworden, teilweise habe ich auch das Gefühl, dass sich einzelne Buchläden größerer Ketten spezialisiert haben.


    Heute findet man dort Bücher auf Angebotstischen und im Regal, die es vor ein paar Jahren "nicht gegeben" hätte.
    Ein Plus hat amazon für mich immer noch: Ich muss im Buchhandel den vollen Preis bezahlen, bei amazon finde ich das Buch mit Glück deutlich günstiger gebraucht, aber meistens dann doch in fast neuem Zustand (aus meiner Sicht jedenfalls, ich bin da nicht so pingelig).
    Keine Ahnung, ob man so etwas irgendwann mit in der Geschäftsmodell aufnehmen kann: Kleine Aufkleber auf Büchern, die dann vor Ort gebraucht etwas günstiger verkauft werden.
    Wenn ich hier in die Antiquariate gehe, was ich sehr selten tue, finde ich dort normalerweise nicht die Bücher, die ich bei amazon gebraucht kaufte, sondern meist sehr alte Bücher, was bei Sachbüchern oft veraltete Bücher bedeutet, bei Romanen wird die Auswahl inzwischen aber auch dort etwas vielfältiger.
    "Gebrauchte" Bücher werden natürlich hin und wieder im Buchhandel angeboten: Alte Ausgaben, die etwas gelitten haben oder billige Bücher, weil sie keiner mehr kauft. Leider werden die oft wörtlich in der Grabbelkiste angeboten, also schon weniger attraktiv präsentiert: Man kauft halt den *Müll*, der weg soll, und das merkt man auch.
    Bestellt man von amazon gebrauchte Bücher, kommen die zwar nicht im "schicken" amazon-Karton, präsentieren sich aber ansonsten oft viel attraktiver: Wenn sie nicht viele Jahre auf dem Buckel haben, merke ich selten einen Unterschied zwischen einem "neuen" oder nur ein paar Mal in die Hand genommenen Buch. Letzteres kauft man ja im Laden auch manchmal.


    Die Grabbelkiste merkt man den Büchern leider oft an: Fachbücher werden raus gestellt und bei Wind und Wetter in einer Kiste angeboten, so dass sie beim Kauf oft auch schon einige Minuten Regen sammeln konnten.


    Wenn man das mit Secondhand-Läden vergleicht, wird gebrauchte Kleidung deutlich liebevoller präsentiert als gebrauchte Bücher!


    Ausrangierte DVDs etc. werden ebenfalls oft viel attraktiver in der Buchhandlung präsentiert als herabgesetzte Bücher....


    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Ich habe eher das Gefühl, dass der Kunde träge und schwerfällig geworden ist und heutzutage lieber vom Sessel aus mit dem Laptop auf dem Schoß seine Einkauftstour im Internet unternimmt.


    Mag sein. Aber es ist halt so: Der Kunde hat immer recht. Wenn der Buchhandel den Kunden um- bzw. rückerziehen will, fällt er definitiv auf die Schnauze. Und gerade die ganz Grossen (Thalia z.B.) haben das noch nicht gemerkt. Die verkaufen mittlerweile lieber Fuselweine als Bücher...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Mag sein. Aber es ist halt so: Der Kunde hat immer recht. Wenn der Buchhandel den Kunden um- bzw. rückerziehen will, fällt er definitiv auf die Schnauze. Und gerade die ganz Grossen (Thalia z.B.) haben das noch nicht gemerkt. Die verkaufen mittlerweile lieber Fuselweine als Bücher...


    Ich stelle mir da auch die Frage, wer sich hier an wen anpassen muss. Der Kunde an den Buchhandel? Das wird eher nicht funktionieren, solange es bestehende Alternativen gibt, mal davon abgesehen, dass das nicht sehr kundenfokussiert ist.


    Ich hatte erst vor kurzem wieder ein Aha-Erlebnis zum Thema Online-Shopping, allerdings nicht im Buchhandel. Ich war nämlich in einem Schuhgeschäft, als ich ein Gespräch zwischen einer Kundin und der Verkäuferin mitbekommen hab. Die Kundin hatte nachgefragt, ob es einen bestimmten Schuh auch in ihrer Größe noch gäbe, die Antwort der Verkäuferin: "Wenn die Größe nicht bei den ausgestellten Schuhen ist, haben wir sie nicht. Wir könnten sie zwar bestellen, aber das dauert schon mindestens drei Tage oder länger, dass kann ich nicht genau sagen." Auch der Tonfall hat sehr danach geklungen, dass sie nicht wirklich viel von ihrem eigenen Bestellservice hält. Dann darf man sich nicht wundern, wenn die Leute nächstes Mal gleich lieber online shoppen.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Früher hatte der klassische Buchhandel eine unangefochtene Machtposition. Jede Dorfbuchhandlung bot in etwa dasselbe Sortiment, zu demselben Preis an, der Buchbindung sei Dank. Die Kunden waren es gewohnt, es gab keine Alternative.


    Eines Tages kam Amazon und mischte alles durch. Es war dem stationären Handel überlegen, dank dem enormen Sortiment, Service, Kulanz etc.
    Statt jedoch eigene Stärken aus- und neue aufzubauen, besteht offenbar die einzige Verteidigung des stationären Buchhandels darin, Amazon anzugreifen und zu verteufeln. Die negativen Streikschlagzeilen und Verlegerstreit sind eine willkommene Gelegenheit.


    Ich bin etwas erstaunt, wie naiv und vorschnell so mancher auf diese reagiert und sein Konto bei Amazon kündigt, obwohl jedem einigermaßen wirtschaftlich erfahrenen Menschen die Vorwürfe recht unsinnig erscheinen müssen.


    Nehmen wir als Beispiel Verdi. Dass die Gewerkschaft in ihrer Unternehmensdarstellung sehr subjektiv ist, um es vorsichtig auszudrücken, ist bekannt. Schließlich muss sie irgendwie ihre Existenzberechtigung begründen sowie den eigenen Machtanspruch herleiten. Wenn in einem Unternehmen alles in bester Ordnung wäre, braucht man schließlich keine Gewerkschaften und ein paar Funktionäre wären arbeitslos. Dass es in einem Unternehmen mit zehn Tausend Mitarbeiter ausreichend viele Querulanten gibt, die stets zum Streiken bereit sind, ist ebensowenig verwunderlich.


    Doch haben nur wenige Hundert Mitarbeiter gestreikt, eine Quote im geringen einstelligen Prozentbereich, wohingegen alleine der letzte GDL-Streik eine Quote von 80 bis 90 % streikenden Lokführern hatte! Dass sogar Mitarbeiter gegen die Gewerkschaft streiken, dürfte ein absolutes Novum in der Geschichte sein. Dennoch nehmen offenbar viele bedenkenlos die Behauptungen der Gewerkschaften hin, ohne sich eigene Gedanken zu machen.


    Zu den Arbeitsbedingungen kann ich wenig sagen. Es scheint sich jedoch, den Beschreibungen nach, um ganz gewöhnliche Arbeitsbedingungen in einem ganz gewöhnlichen Lager zu handeln. Nicht viel anders als in der Lebensmittelbranche, Möbelhäusern und Autozuliefern. Oder, meint Ihr, geht es bei Ikea, Bosch und Lidl in den Zentrallagern anders zu?


    Vor einiger Zeit habe ich an einem Lagerverwaltungssystem gearbeitet (nein, nicht für Amazon, für eine Lebensmittelkette). Dort bekamen die Mitarbeiter exakt vorgegeben, welche Sachen sie exakt wann aus dem Regal zu holen haben. Dies war auf die Minute einzuhalten. Schikane? Mitnichten! Ein komplizierter Algorithmus errechnete, wie die kommissionierte Ware so zu stapeln ist, dass sie im LKW nicht umfällt (schweres unten, lose Collis oben) und, war ein Mitarbeiter zu langsam konnte es passieren, dass es sich an einzelnen Regalen staute und damit Verzögerungen eintraten, LKWs nicht mehr rechtzeitig waren und am nächsten Tag Kunden vor leeren Brotregalen gestanden hätten. Ist die Perlenkette und das Fließbandsystem bei BMW oder Audi denn auch so viel anders, wo jeder Mitarbeiter exakt 90 Sekunden für den durchzuführenden Schritt hat und, sobald einer nicht rechtzeitig fertig ist, das ganze Band einzuhalten ist, daher auch entsprechend Druck herrscht?


    Mit dem Verlegerstreit bin ich nicht wirklich vertraut, doch soweit es mir bekannt ist, ging es um Einkaufspreise der E-Books, richtig? Weil Amazon günstigere Einkaufspreise haben wollte. Ist das aber was anderes als das, was jeden Tag die unzähligen Einkäufer von Aldi, Siemens, BMW und Lufthansa tun? Was jeder von uns tut, wenn er Rabatt bei Media Markt oder bei neuem Auto aushandeln will? Wieso ist jedoch Amazon das Böse?


  • Ja, ganz offensichtlich nicht. Und man kann Amazon ganz wunderbar loben - sofern man die Augen vor seinen Schwächen, Fehlern und den Risiken verschließt, die Amazon für den Buchmarkt ganz allgemein bietet...


    Amazon wird für viele Dinge geschätzt oder gelobt, die Amazon selbst ja gar nicht wirklich auszeichnen. Die großartige Auswahl? Amazon hat kein großes Sortiment, sondern eine Webseite, auf der viele Artikel angeboten werden, die Amazon selbst schnell besorgen kann oder die von Dritten geliefert werden. Mit anderen Worten: Das Angebot von Amazon ist ein Spiegelbild des VLB (Verzeichnis Lieferbarer Bücher), wobei Amazon gar nicht alles listet, sondern auch eine Auswahlt trifft und einen großen Teil der Titel auch beim Großhändler bezieht - wie mein Buchhändler vor Ort auch. Letztlich arbeitet mein lokaler Buchhändler mit dem gleichen Datenbestand. Plus natürlich ausländische Titel. Die großartige Auswahl bei Amazon ist also die großartige Auswahl des deutschen Buchhandels und seiner exzellenten Vertriebswege (sprich Großhändler/Barsortimente).


    Schnelligkeit: Amazon liefert in der Regel am nächsten Tag. Sofern das Buch bei Amazon oder beim Großhändler vorrätig ist. Mein Buchhändler hat das Buch auch am nächsten Tag, sofern das Buch vorrätig ist oder beim Großhändler bestellbar. Schnelligkeitsvorteil Amazon: Nicht vorhanden. Hat mein Buchhändler das Buch vorrätig, kann ich es sofort abholen. Das geht bei Amazon nicht, selbst wenn ich nach Bad Hersfeld oder sonstwohin fahren würde. Da hat mein Buchhändler einen klaren Vorteil. Amazon wiederum hat einen Vorteil, wenn ich ein Buch per Post geliefert haben möchte und mein lokaler Buchhändler es erst bestellen müsste. Er bestellt, hat es am nächsten Tag, ich habe es idR am übernächsten Tag. Bei Amazon wäre das wahrscheinlich einen Tag schneller. Also beim Thema Schnelligkeit gibt es ein Patt. Keinesfalls ist Amazon insgesamt schneller als der lokale Buchhandel.


    Empfehlungen: Klar, Amazons Algorithmen sind leistungsfähig. Das ist offensichtlich. Ich selbst kann allerdings einigermaßen gut darauf verzichten, weil ich mich im literarischen Leben selber umtue, Rezensionen lese, mich mit anderen Leserinnen und Lesern austausche und daher recht gut im Überblick habe, was gerade läuft und möglicherweise für mich interessant ist. Wirklich spannend wird es für mich aber dann, wenn mir jemand etwas Abseitiges empfiehlt, das ich sonst überhaupt nicht beachtet hätte, weil es außerhalb meines üblichen Lesegebietes liegt. Und genau das kann Amazon nicht, weil die Algorithmen eben so funktionieren, dass mir Bücher angeboten werden, die denen ähneln, die ich bereits gekauft habe. Meine fitten Buchhändler vor Ort halten mir aber manchmal Bücher vor die Nase, die genau aus diesem Raster herausfallen. Das sind dann die wirklichen Entdeckungen.

    Einmal editiert, zuletzt von Tomke ()

  • Stimmt nur bedingt.


    1. Gefahr für den Büchermarkt an sich sehe ich überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Für den stationären Büchermarkt jedoch sehr wohl, nur bin ich eiskalt genug, um zu sagen, dass es mir egal ist. So war es schon immer auf der Welt, dass Berufe, gar ganze Wirtschaftszweige, die unfähig waren, sich der Moderne anzupassen, eben ausgedünnt bzw. ganz verschwunden waren. So sind Berufe wie Faßbinder oder Setzer fast vollständig verschwunden, der letzte sogar nicht ohne zutun des Buchmarktes und der Einführung moderner Druckmaschinen. Auch hat der Buchhandel selbst hier so manches sich vorzuwerfen. So stirbt beispielsweise der Beruf des Antiquars aus, da dank der Flut an vielen neuen Büchern kaum jemand noch gebrauchte kauft. Die Erweiterung des Sortiments so mancher Buchhandlungen um Wellness und Krimskrams hat so manchen Wellnessgeschäft oder Krimskramsladen in der Nähe in die Insolvenz getrieben.


    Wäre der Buchhandel nicht in der Position des Geschlagenen sondern des Schlagenden, würden wohl die Schlagzeilen auch anders sein.


    2. Amazon besitzt mehrere große Lager. Da ich annehme, dass sich darin Bücher befinden, hat Amazon sehr wohl auch Sortiment, ein riesiges sogar. An dem Lager in Bad Hersfeld fahr ich regelmässig vorbei, wenn ich zum Kunden unterwegs bin. Es IST riesig. Ebenso die Tatsache, dass fast alle bestellten Bücher nicht selten innerhalb von zwei Stunden im Versand sind. Wo sollen sie denn herkommen, wenn nicht aus dem eigenen Sortiment? Oder wird direkt vom Verlag aus geliefert, in Amazonverpackung natürlich?


    3. Schnelligkeit: oh doch, sehr wohl vorhanden. Vor allem dann, wenn man berufstätig ist, unterwegs und noch Familie hat.
    Bei Amazon: click auf der Homepage, am nächsten Tag ist es im Briefkasten. Mühelos und unabhängig vom Tagesplan,
    Im Laden: erst einmal hin fahren, parken, sofern die Öffnungszeiten mit eigenen Arbeitszeiten vereinbar. Warten, bis jemand Zeit hat. Buch aussuchen. Bestellen. Am nächsten Tag wieder das gleiche. Dumm wird es dann, wenn es eben nicht mit den Arbeitszeiten vereinbar ist, wenn es gerade im Projekt brennt oder Kind aus der Krippe geholt werden muss. Da kann man erst ein paar Tage später hin.
    Damit ist Amazon deutlich schneller und bequemer.
    Ich gebe Dir Recht, stationärer Buchhandel hat großen Vorteil, falls das gesuchte Buch vor Ort verfügbar ist: man kann es direkt mitnehmen. Dumm nur, wenn der Lesegeschmack so ist, dass man gern ältere Bücher und Sachbücher liest, diese sind erfahrungsgemäß eher selten bei kleineren Buchhandlungen anzutreffen (schon eher bei Thalia & Co)


    4. Empfehlungen: mag sein, dass es in Deinem Falle so ist. Ich habe da leider vollkommen gegensätzliche Erfahrung gemacht. Gerade da ich mich gern als Bücherarchäologe bezeichne und sehr gern sowohl Klassiker als auch Bücher von gestern lese, mußte ich häufig die Erfahrung machen, daß kein Buchhändler in der Lage war, mir zu helfen. Viele wussten noch nicht einmal, wovon ich spreche. Diese Erfahrung habe ich, da ich viel unterwegs bin, in den meisten großen Städten und vielen kleinen Städten Deutschlands gemacht. Frage doch einfach in Deiner Buchhandlung nach Vitus Dröscher, Sylvia Plath (da könnte es vielleicht sogar tatsächlich jemand kennen) Maria Dabrowska, um nur ein paar Namen zu nennen, deren Bücher ich sehr gern lese. Gerade da erwies sich Amazon als unschlagbar. Es gibt sicherlich irgendwo jemanden anderen, der auch solchen Lesegeschmack hat und das, was er/sie gelesen hat, wurde mir auch empfohlen und, oh wunder, es war spannend.


    Die vielseitig gelobten Empfehlungen sind m.E. sowieso nur ein Märchen. Mag sein, dass man diese bekommt, wenn man wirklich jahrelang eine kleine Buchhandlung aufsucht und vielleicht noch mit dem Eigentümer privat bekannt ist. Aber wenn man nur gelegentlich Buchhandlungen aufsucht, sogar in großen Städten, ist man häufig nur anonymer Käufer unter vielen. Fragt man gezielt nach Autor X, bekommt man vermutlich auch Y empfohlen, weil es aus dem gleichen Genre kommt etc. aber dies kann man auch selbst herausfinden.

  • Bei Amazon: click auf der Homepage, am nächsten Tag ist es im Briefkasten. Mühelos und unabhängig vom Tagesplan,


    Ich habe den Eindruck, dass viele Leute nicht wissen, welchen Service ganz normale Buchhandlungen bieten. Die Buchhandlung in meinem deutschen Heimatkleinstädtchen hat ebenfalls eine Homepage, über die man seine Bücher bestellen kann (telefonisch geht natürlich auch, was bei Amazon nicht funktioniert), und wenn man das Buch nicht selbst abholen kann oder will, schicken sie es auch - versandkostenfrei.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ja das Gefühl habe ich auch. Der Buchhandel geht schon sehr wohl mit der Zeit - und was das kostenlose Liefern am nächsten Tag angeht... amazon lässt sich das inzwischen durch das Primeangebot schön bezahlen. Wenn man Prime nicht in Anspruch nimmt bekommt man die Lieferung nur noch sehr selten wirklich am nächsten Tag...


  • Ich habe den Eindruck, dass viele Leute nicht wissen, welchen Service ganz normale Buchhandlungen bieten. Die Buchhandlung in meinem deutschen Heimatkleinstädtchen hat ebenfalls eine Homepage, über die man seine Bücher bestellen kann (telefonisch geht natürlich auch, was bei Amazon nicht funktioniert), und wenn man das Buch nicht selbst abholen kann oder will, schicken sie es auch - versandkostenfrei.


    Versandkostenfrei? Das wäre das erste Mal. Sorry, ich habe die Erfahrung gemacht, dass die wenigsten Buchhandlungen versandkostenfrei schicken. Und: Spezielle Bücher von z.b. Selfpublishern gibt es im Buchhandel normalerweise auch nicht so schnell. Weiterhin muss ich 15 km fahren, um in einer Buchhandlung zu kaufen, die über einen sehr unfreundlichen Filialleiter verfügt. 40 km zu einer sympathischeren Buchhandlung.


    Was zeigt uns das? Beide Formen haben ihre Berechtigung und jeder sollte dort einkaufen, wo es für ihn am besten ist.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Was zeigt uns das? Beide Formen haben ihre Berechtigung und jeder sollte dort einkaufen, wo es für ihn am besten ist.


    Das finde ich auch. Ich bestelle immer dort, wo es gerade passt. In der lokalen Buchhandlung, Ex Libris, Dodax oder eben auch mal Amazon. Denn zumindest in der Schweiz sind die Anstellungsbedinungen in den Buchhandlungen nicht wirklich viel besser als bei Amazon :sauer: Dieses Argument zieht bei mir somit leider nicht.

    //Grösser ist doof//

  • 1. Gefahr für den Büchermarkt an sich sehe ich überhaupt nicht, ganz im Gegenteil.


    Ich nenne hier gerne mal ein paar Stichpunkte, bei Interesse können wir das gerne näher beleuchten:
    Der Internethandel bedroht die Vielfalt. Amazon will Monopolist sein und alle Stufen des Handels mit Büchern beherrschen: Vom Generieren der Inhalte über den Druck und Verlag bis zum Vertrieb und sogar den Konsum (Kindle mit Direktauswertung des Leseverhaltens durch die Amazon-Software). Amazon will super marktgerechte Bücher durch die Auswertung sämtlicher Kundendaten generieren und sie dann ohne andere Partner vertreiben. Das heißt das kreative und kompetitive Wechselspiel zwischen Autoren, Agenten, Verlagen, Handel und Kunde fällt dann weg. Das ist das Ziel. Schritte auf dem Weg dahin sehen wir schon jetzt. Die sind: Bedrohung der Vielfalt im Buchhandel durch Konzentration auf wenige Ketten, Gängelung und Druck auf Verlage und Lieferanten, miese Arbeitsbedingungen für das Personal etc.


    Zitat


    2. Amazon besitzt mehrere große Lager. Da ich annehme, dass sich darin Bücher befinden, hat Amazon sehr wohl auch Sortiment, ein riesiges sogar. An dem Lager in Bad Hersfeld fahr ich regelmässig vorbei, wenn ich zum Kunden unterwegs bin. Es IST riesig. Ebenso die Tatsache, dass fast alle bestellten Bücher nicht selten innerhalb von zwei Stunden im Versand sind. Wo sollen sie denn herkommen, wenn nicht aus dem eigenen Sortiment?


    Ja, Amazon hat in Bad Hersfeld und andernorts große Logistikzentren. Darin liegen tatsächlich auch Bücher, nämlcih die gängigsten, die am häufigsten bestellt werden. Ist Dir schon mal aufgefallen, dass ebenfalls in Bad Hersfeld, einen Steinwurf von Amazon entfernt, der größte deutsche Buchgroßhändler (LIBRI) sein Auslieferungslager hat? Das Firmenschild ist auch von der Autobahn aus zu sehen. Was glaubst Du also, woher die Bücher so schnell zu Amazon kommen...? :smile:


    Zitat


    3. Schnelligkeit: oh doch, sehr wohl vorhanden. Vor allem dann, wenn man berufstätig ist, unterwegs und noch Familie hat.
    Bei Amazon: click auf der Homepage, am nächsten Tag ist es im Briefkasten. Mühelos und unabhängig vom Tagesplan,
    Im Laden: erst einmal hin fahren, parken, sofern die Öffnungszeiten mit eigenen Arbeitszeiten vereinbar. Warten, bis jemand Zeit hat. Buch aussuchen. Bestellen. Am nächsten Tag wieder das gleiche. Dumm wird es dann, wenn es eben nicht mit den Arbeitszeiten vereinbar ist, wenn es gerade im Projekt brennt oder Kind aus der Krippe geholt werden muss. Da kann man erst ein paar Tage später hin.
    Damit ist Amazon deutlich schneller und bequemer.


    Das mag subjektiv so sein, aber objektiv stimmt es trotzdem nicht. Ich habe das ja vorgerechnet. Amazon ist nur dann schneller, wenn ein Buch besorgt und dann noch verschickt werden muss. Das schafft Amazon in der Regel bis zum nächsten Tag (vorausgesetzt es ist ein Buch, das beim Großhändler vorrätig ist). Der örtliche Buchhandel braucht für diese Dienstleistung in der Regel zwei Tage. Deine Musterrechnung übersieht aber, dass man beim Buchhändler vor Ort auch anrufen kann oder per E-Mail bestellen. Man kann auch online in deren Webshop recherchieren und bestellen. Ich zum Beispiel weiß genau, mit welchem Großhändler mein Buchhändler zusammenarbeitet, nämlich Libri. Libri betreibt einen Online-Shop mit großer Datenbank (http://www.ebook.de) Dort kann ich schnell recherchieren, welche Ausgaben von einem gewünschten Buch es gibt, welche englischsprachigen Titel wie schnell lieferbar sind und zu welchem Preis. Die entsprechenden Informationen kann ich einfach in eine Mail kopieren und damit bestellen. Ich bekomme sogar noch eine fröhliche Antwort von meinem Buchhändler. Und wenn ein Buch aus irgendeinem Grund nicht passen sollte, nimmt er es sogar zurück - ohne dass ich es verpacken und zur Post bringen muss.


    Will sagen: Wenn wir über Amazon oder über einen anderen Online-Anbieter bestellen, dann übernehmen wir als Kunden selbständig und ohne Murren alle möglichen Recherchen selbst, wählen aus und vergleichen. Wenn wir das gleiche Buch über unsere Buchhandlung bestellen wollen, dann soll aber diese Rechercherarbeit plötzlich mühsam und überflüssig sein? Die Logik verstehe ich nicht. Ich kenne auch die Frustration, wenn man mit Buchhändlern zu tun hat, die sich nicht gut auskennen oder die dreimal nachfragen, wie man Sartre schreibt. Aber wenn ich bei Amazon die Rechercher selbst mache, dann kann ich das auch, wenn ich bei meiner Buchhandlung per Telefon oder E-Mail ein Buch bestellen will.


    Zitat

    4. Empfehlungen: mag sein, dass es in Deinem Falle so ist.
    Die vielseitig gelobten Empfehlungen sind m.E. sowieso nur ein Märchen. Mag sein, dass man diese bekommt, wenn man wirklich jahrelang eine kleine Buchhandlung aufsucht und vielleicht noch mit dem Eigentümer privat bekannt ist.


    Das ist vielleicht eine Typfrage. Ich gebe zu: Als Buchhandelsjunkie kenne ich viele Buchhandlungen und wähle natürlich genau aus, wo ich hingehe und von wem ich mir etwas empfehlen lasse. Es gab auch schon Fälle, in denen die Buchhändler(in) total daneben lag. Von dieser Dame lasse ich mir dann nichts mehr empfehlen. Aber wenn ich einer Buchhandlung bin, die mich vom Sortiment und der Atmosphäre her überzeugt, dann frage ich auch schon mal ganz offen: "Welches Buch MUSS ich denn noch lesen?" Oder "Was ist denn Ihr persönliches Buch des Jahres?" -- Natürlich kann ich eine solche Frage nur stellen, wenn ich tatsächlich auch mal neugierig auf Neues bin und nicht erwarte, dass die Empfehlung mein Spezialgebiet der karelischen Literatur des 15. Jahrhunderts trifft. :zwinker: Aber dann mache ich schon mal tolle Entdeckungen... Und das klappt auch in Läden, in denen ich nicht oft bin.


  • Was zeigt uns das? Beide Formen haben ihre Berechtigung und jeder sollte dort einkaufen, wo es für ihn am besten ist.


    Jepp. Allerdings finde ich auch, man sollte die Vertriebsformen fair miteinander vergleichen und nicht Äppel mit Birnen. Also schauen, wo Amazon wirklich gut ist und welche Dienstleistungen andere Händler genausogut können.


    Mein persönliches Hauptargument gegen Amazon ist nicht deren Leistungsfähigkeit. Die sind leistungsfähig und machen das, was sie machen, gut. Aber mir gefällt die Anhäufung von Daten bei Amazon nicht. Das ständige Sammeln von Information zu Büchern, die ich angesehen habe, die ich bestellt habe, die ich bewertet habe, die ich verschenkt habe usw.. Hätte ich einen Kindle, wüssten die auch, wie schnell ich lese, wo ich ein Buch abgebrochen habe etc. Klar, diese Informationen hat mein Buchhändler natürlich auch, mit dem rede ich ja auch persönlich. Aber bei Amazon habe ich kein Vertrauen in die Datensicherheit. Denen traue ich zu, dass die Daten schneller bei der NSA oder sonstwem sind als das Buch bei mir. Das würde mein Buchhändler nie tun. Der verrät bloß meinen Freunden, die ein Geschenk für mich suchen, ob ich das Buch schon bei ihm gekauft habe... :breitgrins:


  • Aber bei Amazon habe ich kein Vertrauen in die Datensicherheit. Denen traue ich zu, dass die Daten schneller bei der NSA oder sonstwem sind als das Buch bei mir. Das würde mein Buchhändler nie tun.


    Amazon muss der NSA nichts senden. Die kommen auch ohne deren Mitarbeit an entsprechende Daten. Übrigens egal, wo man via Internet einkauft (oder sonstige Spuren im Internet hinterlässt) :zwinker:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Versandkostenfrei? Das wäre das erste Mal. Sorry, ich habe die Erfahrung gemacht, dass die wenigsten Buchhandlungen versandkostenfrei schicken.


    Meine macht das, wie gesagt, ab 20 Euro Bestellwert auch.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Amazon muss der NSA nichts senden. Die kommen auch ohne deren Mitarbeit an entsprechende Daten. Übrigens egal, wo man via Internet einkauft (oder sonstige Spuren im Internet hinterlässt) :zwinker:


    Da hast Du wahrscheinlich recht. Aber ein aktiver Amazon-Account gibt schon ganz schön viel an Informationen über einen Menschen her...


  • Da hast Du wahrscheinlich recht. Aber ein aktiver Amazon-Account gibt schon ganz schön viel an Informationen über einen Menschen her...


    Facebook, Google (mit Google+, Google-Mailaccounts usw.), Youtube usw. genauso. Es ist eine Illusion, zu behaupten, dass dies mehrheitlich bei Amazon passiert. Wenn einem Datenschutz wichtig ist, dann sollte man auf die Datenkraken generell verzichten. Google ist da übrigens bei weitem am schlimmsten meiner Meinung nach.


    Sammeln, nicht suchen: die Datenkrake Google. Kaum ein Unternehmen hat eine solche Datenfülle

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von Suse ()


  • Facebook, Google (mit Google+, Google-Mailaccounts usw.), Youtube usw. genauso. Es ist eine Illusion, zu behaupten, dass dies mehrheitlich bei Amazon passiert.


    Habe ich auch nicht behauptet. Es ist aber ein Stein im Mosaik des Datensammelns und -auswertens.

    Einmal editiert, zuletzt von Tomke ()

  • Mich wundert es ja ein wenig, wieso hier so die Post abgeht, wenn es allein um die Frage allein geht, was komfortabler ist. Das ist doch eine höchst subjektive Frage, jeder von uns hat andere Ausgangssituationen. Wie schon einige geschrieben, manche haben Schwierigkeiten, die Ladenöffnungszeiten mit den Arbeitszeiten zu vereinbaren, manche müssen weit fahren, um überhaupt in die nächste Buchhandlung zu kommen und andere wollen hingegen nicht für Prime bezahlen, oder keine Daten hergeben und sind zufrieden mit den lokalen Services.
    Aber nur, weil ich persönlich vielleicht ohnehin täglich in der Stadt bin und mal eben schnell in der Buchhandlung vorbeihüpfe, oder weil ich eben am Land wohne oder was auch immer die Gründe sein mögen, kann ich ja nicht davon ausgehen, dass meine Situation ident mit der eines anderen ist oder?


    Für manche von uns ist Amazon eben komfortabler - selbst wenn sie in der Stadt wohnen oder selbst wenn eine Buchhandlung in der Nähe ist, das ist eine persönliche Entscheidung und Vorliebe - und andere sind zufrieden und glücklich mit dem Laden um die Ecke. Wozu aber andere auf Biegen und Brechen missionieren wollen?
    Dass man vielleicht möchte, dass das eine oder andere System gefördert, erhalten, verbessert, verboten,..., wird, kann ich ja nachvollziehen, aber das funktioniert nicht, indem ich anderen suggeriere, sie irren sich oder müssten sich rechtfertigen, wenn sie über persönliche Erfahrungen und Entscheidungen sprechen :zwinker:

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Ich nenne hier gerne mal ein paar Stichpunkte, bei Interesse können wir das gerne näher beleuchten:
    Der Internethandel bedroht die Vielfalt. Amazon will Monopolist sein und alle Stufen des Handels mit Büchern beherrschen: Vom Generieren der Inhalte über den Druck und Verlag bis zum Vertrieb und sogar den Konsum[...], Gängelung und Druck auf Verlage und Lieferanten, miese Arbeitsbedingungen für das Personal etc.


    Wieso sollte es dann ein Problem sein, dass Amazon den gesamten Vertriebsweg anbietet? Es könnte eine stärkere Zentralisierung zu ordentlicher Kostensenkungn führen und dann mir als Kunden in Form preisgünstiger Ware nur Vorteile bringen. Es völlig beherrschen, das wird es nie können, keine Sorge. Monopole haben es stets schwer. Da wird die Macht von Amazon einfach nur völlig überschätzt. Eine Konzentration wird sowieso statt finden, einfach deswegen, weil die vielen Buchhändler sich nicht mehr werden behaupten können, angesichts der Supermärkte, die Bücher anbieten, Internetdienstleister (nicht nur Amazon) und großer Ketten wie Thalia.
    Als besonders vielseitig und die Vielfalt fordern haben sich die großen Verlage übrigens auch nicht erwiesen, sonst gebe es nicht so viele Independentverlage. Dazu noch bietet Amazon eine wunderbare Selfpublishing-Möglichkeit an, was gerade ganz besonders Bücher fordert, die in Verlagen keine Chance hätten.
    Gängelung und Druck auf Verlage? Miese Arbeitsbedingungen? Tut mir leid, dies sind nur Gemeinplätze. Als ob so manche stationäre Buchhandlung nicht ebenfalls schlechte Arbeitsbedingungen geboten hätte oder gern auch mehr Druck im Einkauf ausüben würde, wenn sie es bloss könnte.


    Zitat


    Ja, Amazon hat in Bad Hersfeld und andernorts große Logistikzentren. Darin liegen tatsächlich auch Bücher, nämlcih die gängigsten, die am häufigsten bestellt werden. Ist Dir schon mal aufgefallen, dass ebenfalls in Bad Hersfeld, einen Steinwurf von Amazon entfernt, der größte deutsche Buchgroßhändler (LIBRI) sein Auslieferungslager hat? Das Firmenschild ist auch von der Autobahn aus zu sehen. Was glaubst Du also, woher die Bücher so schnell zu Amazon kommen...? :smile:


    Das Lager kenne ich auch. Was soll denn so alles in den Lagern von Amazon sein, wenn sie so viel von Libri liefern lassen? Bzw. wie kriegt es Libri hin, in einem etwa gleich großen Lager alles zu lagern, während Amazon noch die gängigsten Bücher hat?

    Abgesehen davon, wo ist denn das Problem? Auch eine normale Buchhandlung hat schließlich nur ein Lager an gängigsten Titeln, fast alles darüber hinaus muß bestellt werden. Wieso soll hier Amazon schlechter sein? Entscheidend ist, dass Bücher blitzschnell geliefert werden. Wie, ist mir als Käufer letzendlich egal. Übrigens, Amazon hat noch diverse weitere Lager bundesweit (10?)


    Zitat


    Das mag subjektiv so sein, aber objektiv stimmt es trotzdem nicht. Ich habe das ja vorgerechnet. Amazon ist nur dann schneller, wenn ein Buch besorgt und dann noch verschickt werden muss. Das schafft Amazon in der Regel bis zum nächsten Tag (vorausgesetzt es ist ein Buch, das beim Großhändler vorrätig ist).


    Das ist einfach nur falsch. Die Verteidiger des regulären Buchhandels scheinen stets zu vergessen, dass es weniger um das Bücher bestellen an sich geht, als vielmehr darum, wann ich es als Käufer in den Händen halten kann. Da ist der Versand von Amazon konkurenzlos günstig gegenüber Vorortbesuchen, Parken, Parktickets, Zeitaufwand etc. Warum sollte dies objektiv nicht richtig sein?


    Zitat


    Der örtliche Buchhandel braucht für diese Dienstleistung in der Regel zwei Tage. Deine Musterrechnung übersieht aber, dass man beim Buchhändler vor Ort auch anrufen kann oder per E-Mail bestellen.


    Abholen muß ich aber persönlich. Per Mail bestellt habe ich tatsächlich auch schon mal. Das war es dann, dass das Buch am nächsten Tag nicht da war. Man kam nicht mehr rechtzeitig dazu, die Mails zu sichten, erklärte man mir.


    Zitat

    nimmt er es sogar zurück - ohne dass ich es verpacken und zur Post bringen muss.


    Da muß Du wohl einen ungewöhnlich kulanten Händler haben. Ich gebe nicht allzu vieles zurück, aber so gut wie nie lief es so problemlos. Meistens wurde etwas beanstandet. Die Folie würde fehlen, ich hätte es bereits gelesen. Dabei waren die Bücher stets im besten Zustand. Bei Amazon? Ohne Probleme.


    Zitat


    Will sagen: Wenn wir über Amazon oder über einen anderen Online-Anbieter bestellen, dann übernehmen wir als Kunden selbständig und ohne Murren alle möglichen Recherchen selbst, wählen aus und vergleichen. Wenn wir das gleiche Buch über unsere Buchhandlung bestellen wollen, dann soll aber diese Rechercherarbeit plötzlich mühsam und überflüssig sein? Die Logik verstehe ich nicht.


    Dann erkläre ich gern. Bei einem Onlineanbieter habe ich eine Volltextsuche, die in der Regel kontextsensitiv ist und Tippfehler ausbügelt. Ich sitze im bequemen Stuhl am Kamin, trinke Tee und suche gemütlich und entspannt.
    Im Laden muß ich erstmal stehen und warten, bis jemand Zeit hat. Dann wird etwas getippt, häufig lustlos, und quittiert mit einem "Gibt es nicht". Meine Bitte, eine andere Schreibweise zu probieren, wird mit einem Blick beantwortet der Reihe "Warum nervt der noch, ich sagte, es gibt nicht?"
    Während dessen tickt die Parkuhr, meine Familie habe ich noch gar nicht gesehen heute und die Buchhaltung muß fertig sein.


    Zitat

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    ber wenn ich einer Buchhandlung bin, die mich vom Sortiment und der Atmosphäre her überzeugt, dann frage ich auch schon mal ganz offen: "Welches Buch MUSS ich denn noch lesen?" Oder "Was ist denn Ihr persönliches Buch des Jahres?" -- Natürlich kann ich eine solche Frage nur stellen, wenn ich tatsächlich auch mal neugierig auf Neues bin und nicht erwarte, dass die Empfehlung mein Spezialgebiet der karelischen Literatur des 15. Jahrhunderts trifft. :zwinker: Aber dann mache ich schon mal tolle Entdeckungen... Und das klappt auch in Läden, in denen ich nicht oft bin.


    Das ist genau aber die Abweichung zwischen uns. Du liest eher aktuelle und angesagte Bücher. Dass sich ein Buchhändler da auskennt, ist selbstverständlich, es sind schließlich genau diese Bücher, nach denen sie meistens gefragt werden.
    Sobald man jedoch etwas außerhalb des Mainstreams steht, wird die Luft sehr dünn. Von den drei von mir genannten Namen handelt es sich übrigens um einen berühmten und bekannten, sogar aus vielen Fernsehsendungen, Verhaltensforschern, einer Dichterin und einer ehemaligen Nobelpreiskandidatin. Wenn ein Buchhändler diese nicht kennt, reduziert sich seine Notwendigkeit als Beratungsquelle tatsächlich.
    Doch man muß noch nicht einmal soweit gehen. Mir ist es schon passiert, dass eine Verkäuferin in einer Buchhandlung mit dem Namen Stalin nichts anzufangen wußte. Tut mir leid, dies ist Allgemeinbildung