Beiträge von Kafka Tamura

    Ein "neuer Glavinic" ist immer was ganz besonderes für mich. Und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht!


    Klar, fast 800 Seiten sind schon eine Hausnummer - und ein bisschen kürzer hätte dieser Roman vielleicht doch sein können - aber trotzdem habe ich diesen Roman innerhalb weniger Tage verschlungen!


    Es geht - wie immer bei Glavinic - um die ganz großen Themen, und zwar um Einsamkeit, die Liebe und den Tod.


    Es gibt drei männliche Hauptpersonen, die alle die gleiche Angst vor dem eigenen Sein verbindet. Sie finden keinen richtigen Platz in der Welt und im Leben. (Der Buchtitel "Jonas Komplex" bezieht sich auf einen Begriff aus der Psychologie, der so etwas wie "Angst vor der eigenen Größe" beschreibt.)


    Da ist einmal ein durchgedrehter Wiener Schriftsteller, der ein wenig den Bukowski macht: er trinkt, kokst, läuft immer seiner Libido hinterher. In seinem Leben herrscht das pure Chaos. Man hat echt Sorge um ihn, denn gut kann das definitiv nicht enden!


    Dann ist da noch ein Junge aus der Steiermark. Ein jugendlicher Außenseiter. Er lebt bei einer Tante, die ihn sexuell immer wieder zu Nahe tritt. (Diese Tante ist selbst vollkommen kaputt, arbeitet - so weit man das als Leser mitbekommt - als Gelegenheitsprostituierte und bringt auch mal nicht sehr vertrauenserweckende Männer mit nach Hause.) Eine auf den ersten Blick ziemlich traurige Jugend. Der Junge flüchtet sich in die Welt der Bücher und in das Schachspiel (er ist ein sehr talentierter Nachwuchsspieler). Bei Mitschülern ist er nicht unbeliebt, hat aber trotzdem keine richtigen Freunde.


    Als dritte Person gibt es noch einen alten Bekannten für Glavinic-Leser, und zwar Jonas. Diese Handlungsebene knüpft an den Vorgängerroman "Das größere Wunder" an. Jonas führt ein Leben, das ein Leben wie im Märchen zu sein scheint. Er verfügt nämlich über unendlich viel Geld. Glücklich ist er jedoch überhaupt nicht. Er versucht ständig an seine Grenzen zu stoßen und sucht die Konfrontation mit dem Tod. Im letzten Buch wäre er beinahe bei der Besteigung des Mount Everest ums Leben gekommen. In "Der Jonas Komplex" begibt er sich wieder auf Reisen, die ihn nah an den Tod führen werden.



    Ein äußerst vielschichtiger Roman! Alles drin: eine Reise in die "Abgründe des Menschen", irre Drogentrips, Slapstickeinlagen - aber auch wunderbare poetische und melancholische Szenen.


    Den Vorgänger "Das größere Wunder" sollte man aber gelesen haben, um dieses Buch ganz verstehen zu können.


    5ratten


    Amazonlink ergänzt. LG, Valentine

    Was fehlt dir an dem Roman, um die volle Punktzahl zu erhalten?


    Ich fand das Buch wirklich sehr heftig und kaum auszuhalten.


    Man ekelt sich ja wirklich vor Fritz Honka, trotzdem empfand ich zwischendurch auch so etwas wie Mitleid mit ihm. Und das Buch hatte trotz aller Gräuel nichts voyeuristisches an sich. Für mich rätselhaft, wie Heinz Strunk das geschafft hat - wirklich eine Gratwanderung.

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    2013 nahm sich Wolfgang Herrndorf das Leben, der jahrelange, harte Kampf mit dem Krebs schien aussichtslos geworden zu sein.


    Jetzt ist posthum ein Romanfragment von ihm veröffentlicht worden, eine Art Fortsetzung seines Bestsellers "Tschick" (das zu meinen absoluten Lieblingsbüchern gehört).


    "Bilder deiner großen Liebe" ist wieder eine Art Roadmovie. Erzählt diesmal von Isa, die wir schon aus Tschick kennen (das "Müllhaldenmädchen").


    Isa ist 14 Jahre alt. Sie entflieht einer Anstalt. Offenkundig ist sie das, was wir als "verrückt" bezeichnen würden.


    Ihre Weltsicht / Wahrnehmung ist anders als die der "normalen" Menschen. Alles ist für sie extremer, vielleicht auch intensiver.


    Sie wandert einfach drauflos und trifft auf viele Menschen. Gute wie böse. Sie trifft auf einen Schiffer, der ihr erzählt, dass er einst ein vielgesuchter Bankräuber war. Sie unterhält sich mit einem taubstummen Jungen (so etwas schafft aber auch nur Isa). Sie trifft auf Wolfgang Herrndorf, der in seiner grünen Adidasjacke über den Friedhof wandert. Auf Alkoholiker. Auf einen Pädophilen. Und endlich auch auf Tschick und Maik Klingenberg.


    Das Buch ist sehr, sehr traurig. Und unglaublich schön!


    Ich liebe es einfach für diese Sprache. Herrndorf zeichnet ganz einfache, wunderbare Szenen und Bilder (Herrndorf hat ja auch Malerei studiert, das merkt man in diesem Text sehr stark).


    Da sind unfassbar schöne Sätze drin!


    Und ein wenig hat mich das Buch auch an "Der kleine Prinz" erinnert, nur in einer fatalistischen Version.


    Nur 140 Seiten, dann bricht das Buch ab...


    Selten hat mich ein Buch so berührt. Ein unglaubliches Buch!


    5ratten


    EDIT: Amazonlink ergänzt. LG, Saltanah

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    Durch "Der Anschlag" bin ich richtig großer King-Fan geworden (klar, Schrott hat er auch geschrieben, aber auch ein paar verdammt gute Romane!). "Joyland" spielt Anfang der 70er Jahre.


    Aus dem Klappentext:
    "In Joyland nimmt der Autor den Leser auf einen Trip in die Siebzigerjahre mit. Auf verhängnisvolle Weise kreuzen sich in einem kleinen Vergnügungspark die Wege eines untergetauchten Mörders und eines Kindes. Und mitten im sich überschlagenden Geschehen steht ein junger, unschuldiger Student und weiß: Irgendwann ist es mit der Unschuld vorbei. Irgendwann hört jeder Spaß auf.
    Um sich sein Studium zu finanzieren, arbeitet Devin Jones während der Semesterferien im Vergnügungspark Joyland an der Küste von North Carolina. Drei Dinge sind es, die ihn im Laufe des Sommers 1973 vor allem beschäftigen: Seine große Liebe Wendy gibt ihm per Brief den Laufpass. In der Geisterbahn Horror House soll es spuken, nachdem dort ein Mädchen ermordet wurde. Und er fragt sich, welches Geheimnis sich wohl hinter der schönen jungen Frau mit ihrem behinderten Sohn verbirgt, an deren Strandvilla er jeden Tag vorbeikommt. Vom unbekümmerten Schaustellerleben in Joyland fasziniert, verlängert Devin seinen Aufenthalt. Mit seinen neugierigen Nachforschungen tritt er jedoch eine Lawine von Ereignissen los, bei denen es schließlich um Tod oder Leben geht "



    King erzählt wohltuend ruhig und einfach. Mir hat das Buch viel Spaß gemacht, obwohl ich was anderes erwartet habe, nämlich eine klassische Horrorstory. Die spielt aber so gut wie keine Rolle.


    3ratten (ein schönes Buch übers Erwachsenwerden mit leichtem Gruselfaktor - aber keines, das ich noch mal lesen würde)


    Amazonlink ergänzt. LG, Valentine

    Ich liebe das Buch!


    Und wenn Gogol vom Essen schreibt, bekomme ich immer so einen verdammten Hunger (im zweiten Teil wird ein großes Gelage beschrieben, Mann o Mann liest sich das verführerisch!)


    Er hat das Buch ja wohl tatsächlich fertig geschrieben - und dann in einem Anfall von religiösen Wahn verbrannt.


    Angeblich hat er die geplante Trilogie an Dantes Göttliche Komödie angelehnt. Und im dritten Teil wäre es (eventuell) ziemlich moralisch zugegangen. Gerüchten zufolge endet Tschitschikow geläutert als ein guter, strebsamer Mensch (was ja schrecklich langweilg klingt).


    Gogol hatte am Ende seines Lebens wohl sehr merkwürdige religiöse Ansichten und hat ziemlichen moralisierenden Kitsch geschrieben.


    Wer sich für Gogol interessiert: unbedingt die von Nabokov geschriebene Biografie lesen! Das ist eine der besten Biografien überhaupt, die ich jemals gelesen habe.Nabokovs Buch hat mir sehr vieles in Gogols Werk klarer werden lassen - und ist zudem auch sehr unterhaltsam und humorvoll geschrieben.

    Ich habe die Fortsetzung gelesen. Die Ermittlerin Claire ist sehr chaotisch, hat ihr Leben überhaupt nicht im Griff und pumpt sich die ganze Zeit mit Drogen voll - und das Buch an sich ist genauso chaotisch und wirr wie Claire. Zumindest anfangs hatte ich Schwierigkeiten mich zu orientieren.


    Trotzdem hat mich das Buch nicht losgelassen. Aber ich kann verstehen, wenn man mit der Erzählweise Probleme hat... "Die Stadt der Toten" werde ich mir auf jeden Fall auch noch holen. Allein schon deswegen, weil Claire irgendwie verdammt sexy ist...


    Aber ich weiß nicht, ob wirklich eine große Buchreihe in dem Stil entstehen kann.


    Hat mich ein wenig an einen Film noir erinnert und auch ganz viel an Twin Peaks (da Claire ähnlich esoterisch drauf ist wie Agent Cooper und ständig verwirrende Träume hat, mit denen sie versucht den Fall zu lösen).

    Jules Verne war großer Fan von dem Roman, vor allem von dem Schluss (er hat auch eine Fortsetzung geschrieben, die wohl genau an dieser Stelle einsetzt, das Buch habe ich aber nicht gelesen).


    Ich fand aber auch den ersten Teil des Romans besser als den etwas merkwürdigen Schluss. Wobei ich den ganzen Roman richtig gerne gelesen habe. Trotzdem: Poe ist halt der Meister der Kurzgeschichte, vielleicht hatte er noch nicht genügend "Kondition" für eine so lange Erzählung. Wer weiß, wie er sich entwickelt hätte, wenn er etwas länger gelebt hätte.


    Dem ersten Teil würde ich sogar 5 Ratten geben (und falls möglich noch mal 5 Bonusratten). Das Lesen hat mir unheimlich viel Spaß gemacht - das ist doch pure Seeräuberromantik (wenn gleich auch ohne richtige Piraten). Als blinder Passagier im Laderaum versteckt in einer kleinen, gemütlichen Höhle. Und dann verwandelt sich das alles in einen 1-A-Alptraum (Meuterei, Kanibalismus und und und).

    Fantastisches Buch (und die Verfilmung der Coen-Brüder ist ganz klar eine der besten Literaturverfilmungen überhaupt).


    Habe nach "Die Straße" und "Kein Land für alte Männer" auch das hochgelobte "Verlorene" geholt und bin nicht sehr weit gekommen. Interessanterweise ist die Sprache in "Die Verlorenen" nicht, wie in den anderen beiden Büchern McCarthys, so extrem verknappt sondern im Gegenteil stellenweise sehr, sehr ausschweifend. Diese Endlossätze haben mich verzweifeln lassen.

    Ich fand "Stalker" sehr, sehr schwierig (natürlich grandiose Bilder, Tarkowski ist ein absoluter Meister! aber der Film ist so langsam. und ich mag eigentlich langsame Filme...)


    Hab das Buch aber jetzt endlich gelesen und war begeistert. Viel hat es mit dem Film auch nicht zu tun, finde ich...


    Beim letzten Lukianenko (Weltengänger) habe ich mich übrigens an die Strugatzkis erinnert gefühlt (naja, einmal werden die ja sogar im Buch erwähnt).

    Das Buch macht so verdammt viel Spaß! Allerdings habe ich nicht alle Anspielungen auf die russische Gegenwart verstanden und auch nicht auf alle Fantasyautoren.


    Bin gespannt auf den zweiten Teil (der schon im Bücherregal steht und auf mich wartet).

    "Verbrechen und Strafe" (ich finde Swetlana Geiers neuen Titel schlüssig) ist für mich eines der besten Bücher, die jemals geschrieben wurden.


    Allein diese Wahnsinns-Mordszene habe ich etliche male gelesen, Dostojewskij baut da eine derart große Spannung auf... Es gibt so unglaubliche Szenen in dem Buch. Der Alptraum nach der Tat, die endlosen Verhöre bei der Polizei, die schmutzigen Kneipen in St. Petersburg und natürlich die Szene mit der Prostituierten Sofja, die ihm aus dem Evangelium vorliest und dabei als "Gottesnärrin" von Raskolnikow wie eine exotische Tierart beobachtet wird.


    Man macht ja als Leser eigentlich gemeinsame Sache mit dem Mörder. Hey, Raskolnikow begeht einen brutalen Doppelmord - aber trotzdem habe ich bis zuletzt darum gezittert, dass er nicht erwischt wird. Und seine Ideologie ist ja auch mehr als abstoßend, erinnert sehr stark an die Übermenschentheorie der Nazis (unwertes Leben wird wie "eine Laus" zertreten).
    Aber ich fand Raskolnikow irgendwie sogar sympathisch, obwohl er abstoßende Dinge tut und denkt.


    Und die Atmosphäre ist ja wirklich klaustrophobisch und erdrückend - natürlich kann man nicht jeden Tag so was lesen. Aber ich kann mich kaum an ein Buch erinnern, dass mich ähnlich stark bewegt hat wie dieses hier.

    Ich bin Fan von Murakami. 1Q84 (vor allem der 3. Teil) ist glaube ich mein Lieblingsbuch von ihm. Im Grunde ist das ja fast schon Fantasy, was er schreibt. Und die echt abgefahrenen Dinge in seinen Büchern beschreibt er so was von alltäglich und normal. Klar, an David Lynch erinnert er mich auch manchmal. Aber (durch die Beschreibung des Alltags) auch an Jim Jarmusch. Zumal auch seine Sprache so wunderbar einfach ist (bzw. erscheint), präzise und klar - hach, ich liebe einfach alles an Murakami.


    Und ich liebe es auch, wenn er übers Spaghettikochen schreibt... Z.B. im Schafsmann gibt es ja auch einen langen Abschnitt mit einem Kochrezept von ihm...


    Zudem müsste es endlich mal eine große CD-Box geben, mit allen Musikstücken, die Murakami in seinen Büchern zitiert.

    Ich bin großer Fan von dem Buch. Ich bin aber noch nicht so richtig schlau draus geworden, wie eine Leserunde im einzelnen abläuft.


    Schreibt man, wie man das Kapitel fand, das man gerade gelesen hat? Also ich lese das Buch gerne noch mal, von daher hätte ich auch Interesse an der Leserunde.

    Ach, hier ist das Buch ja auch schon besprochen worden. Habe gerade was zum Buch unter "Historische Romane" gepostet.


    Ich fand das Buch sehr cool. Aber ein wenig wird der Krieg schon romantisiert, oder? Natürlich wird die Schlacht am Ende sehr brutal geschildert, aber trotzdem hatte das was von... Ich weiß nicht genau, Räuber und Gendarm vielleicht?

    Hallo,


    ich bin gar nicht so großer Fan von Historischen Romanen. Aber ich habe gerade den neuen Cornwellroman über den amerikanischen Bürgerkrieg ausgelesen und bin stark begeistert! (Das Buch erschien auf englisch schon vor 20 Jahren und liegt jetzt erstmals auf deutsch vor).


    Starke Charaktere, großes Drama.



    Ich hab das Buch in zwei Tagen ausgelesen, es hat richtig viel Spaß gemacht!


    Kennst sonst noch jemand das Buch?


    [size=7pt]Themen zusammengeführt, Lg Holden[/size]