Heinz Strunk - Der goldene Handschuh

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    Heinz Strunk "Der goldene Handschuh"



    Moin


    Dieses Buch handelt von Fritz Hanka: in den Siebziger Jahren aufgewachsen. Ein Frauenmörder aus der untersten Unterschicht. In spektakulären Prozessen erreichte er überregionale Berühmtheit.Seine Jugend war
    durch Gewalt und Missbrauch geprägt. Später als erwachsener Mann suchte er sich selbst seine Opfer in der Kneipe "Der goldene Handschuh" in Hamburg. Der Roman taucht in die tiefen Nachtwelt von Kiez, Milieu und
    Prostitution ein. Grausame Orgien, meist auch massiven Alkoholkonsum und Gewalt geprägt sind an der Tagesordnung. Das Buch schildert das Leben im Kiez, als auch das Verhängnis seiner Bewohner.


    Parallel zeigt er aber auch die oberen Etagen der Hamburger Szene und wie sie sich in die schäbigsten Kaschemmen der Stadt verirren. Eine hanseatische Rednerdynastie, als auch Lehrerinnen finden dort Platz.
    Am Ende treffen Arm und Reich aufeinander in der Vierundzwanzigstundenkaschemme "Der goldene Handschuh" am Hamburger Berg. Alkohol, Sex und Elend sind an der Tagesordnung. Fritz Honka bringt mit 4 Promille eines
    seiner ersten Opfer um. Meist Frauen auf der Suche nach Trost und Anerkennung und dem Wunsch nach Glück. Im Suff sind sie vereinbart, jedoch geht nicht jeder Abend glücklich aus.


    Eine Serie von Morden erschüttert Hamburg. Erst ein Hausbrand offenbart die Leichen div. Frauen. Fritz Honka lebte im Verwesungsgestank....nur noch erträglich durch Raumspray und Duftsteinen.


    Fazit: ein wirklich tolles Buch über das Leben im Milieu. Es zeigt die Trinkerkarriere von Fritz Honka. Heinz Strunk schreibt das Buch gut leserlich und nachvollziehbar. Eines der besten Bücher der letzten Zeit.
    Es ist eine Milieustudie, halb Roman, halb reales Leben der Protagonisten. Ich kann es wärmstens weiterempfehlen.


    Ich vergebe


    4ratten plus x. Das Buch war wirklich recht gut.

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver

  • Was fehlt dir an dem Roman, um die volle Punktzahl zu erhalten?


    Ich fand das Buch wirklich sehr heftig und kaum auszuhalten.


    Man ekelt sich ja wirklich vor Fritz Honka, trotzdem empfand ich zwischendurch auch so etwas wie Mitleid mit ihm. Und das Buch hatte trotz aller Gräuel nichts voyeuristisches an sich. Für mich rätselhaft, wie Heinz Strunk das geschafft hat - wirklich eine Gratwanderung.

  • Hmmm.....was fehlt?: eine Story....eine Handlung die den Leser mitreisst. Nur krasse Erlebnisse als solches, machen ja auch nicht allein ein Buch aus...


    War mit dem Werk sehr zufrieden. Aber für die volle Punktzahl.....da muss schon einwenig mehr kommen.


    Die Mankell "wallander" Bücher, die sind Richtung 5 punkte. Stimmige Handlung, spannend, gut durchdacht mit überraschenden Wendungen. Zudem die Haken Nesser Bücher. Auch klasse....


    Aber Heinz Strunk hat das schon gut gemacht.

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver

  • 4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Wie tief Menschen sinken können, macht sich die/der DurchschnittsbürgerIn meist kaum klar. Ab und zu sieht man solche geschlagenen Existenzen auf der Straße, gelegentlich kreist eine Gruselmeldung durch die Medien, wenn verwahrloste, auch alkoholkranke Menschen aus ihren Wohnungen geholt und in eine Klinik gebracht werden. Man schaudert sich dann wohlig beim Anblick dieser häßlichen, teils abstoßenden Gestalten und ist glücklich über das eigene, im Vergleich dazu doch schöne Leben. Doch was in diesen Menschen vorgeht, wie sie leben und fühlen, bleibt unbekannt, denn wer will schon zu solchen Personen in Beziehung treten?
    Heinz Strunk hat es gewagt und das Soziotop der Gaststätte 'Zum goldenen Handschuh' Mitte der Siebziger detailliert beschrieben. Hier finden sich die, die vom Alkohol bereits so zerstört sind, dass ein 'normales' Leben unerreichbar ist. Kriegsveteranen, Verlassene, Behinderte - aber auch Mancher aus der scheinbar so gut situierten Gesellschaft, wo Vieles nur Schall und Rauch ist. Allen gemeinsam ist, dass sie saufen um zu vergessen, um sich besser zu fühlen.
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht Fritz Honka, ein erbarmungswürdiger Mensch, der zeit seines Lebens fast nur grausam misshandelt und verstümmelt wurde. Wenn er nicht arbeitet, säuft er bis knapp zur Bewusstlosigkeit im goldenen Handschuh, sodass es ihm noch gelingt, gelegentlich ein weibliches Wesen abzuschleppen, das noch weiter unten in gesellschaftlichen Skala steht (ja, das geht.) Älter sind sie, häßlich wie die Nacht und bar jeden Selbstvertrauens. Er misshandelt, missbraucht und versklavt sie, um sich selbst eine Stufe höher zu stellen.
    Daneben steht die Beschreibung einer alteingesessenen, ehrwürdigen Reedersfamilie, deren Glanz jedoch lange zurückliegt. Mittlerweile herrscht nur noch Gleichgültigkeit und Heuchelei und selbst der materielle Reichtum ist nur noch ein Trugbild. Der Senior ist zerfressen von Hass und Wut und wartet nur noch auf den richtigen Augenblick, um dem Allem Ausdruck zu verleihen. Sein Sohn, in einer gleichgültigen Ehe gefangen, verwaltet in der familieneigenen Reederei nur noch den Mangel und gibt sich im goldenen Handschuh regelmäßig dem Suff hin. Und sein Schwager, ein erfolgreicher lediger Rechtsanwalt, ist ein ebensolcher Alkoholiker wie Fritz Honka, von dem ihn lediglich unterscheidet, dass er ein schöneres Zuhaus und mehr Geld hat und damit besseren Alkohol und schönere Frauen bekommt.
    Kein sehr symphatisches Personal, das man in dieser Geschichte vorfindet. Und doch gelingt es Heinz Strunk, Mitgefühl für Fritz und die anderen Stammgäste im goldenen Handschuh zu wecken. Denn letzten Endes wollen sie nichts weiter, als ein bisschen Liebe und Respekt und wären mehr als glücklich, einen Menschen an der Seite zu haben, neben dem sie am Morgen aufwachen könnten. Es ist ein vulgäres, ordinäres und grausames Buch, und trotzdem gibt es immer wieder auch Szenen zum Lachen oder bei denen ich völlig gerührt war.
    Auch wenn sich das Ganze liest, als käme es von einem anderen Stern, sollte man sich klarmachen, dass wir sooo weit davon nicht entfernt sind. Wie es sich der Jüngste der Reedersfamilie denkt, als er das erste Mal im goldenen Handschuh ist: 'Wieviel davon steckt auch in mir, in jedem?...Werde ich auch so, wenn ich nur lange genug hier sitze?'

    Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden.&nbsp; &nbsp; Ludwig Feuerbach (1804 - 1872)