Beiträge von Ragle

    Hallo Bartlebooth


    Zitat von "Bartlebooth"


    Das Gespräch am Ende des Buches mit dem Menschen, der in der deutschen Ausgabe so schön "Mustapha Mannesmann" getauft wurde, verdeutlicht, dass die schöne neue Welt eine Gesellschaft beinhaltet, in der alle glücklich sind und gerne leben. Die wenigen, für die das nicht gilt, müssen daher die Gesellschaft verlassen, um die von Menschenhand prästabilierte Harmonie nicht zu stören. Anderweitig bedroht werden sie nicht.


    Stimmt schon, aber aus unserer Sicht (ich hofe zumindest für die meisten) ist Schöne neue Welt trotzdem kein erwünschter Zustand. Aus der Sicht ihrerer Bewohner (eben mit den Protagonisten als Ausnahmen, eine nette Paralelle zu Wir und 1984) ist natürlich alles paletti. Deswegen trifft der Ausdruck Dystopie eigentlich schon zu.


    LG,


    Ragle

    Zitat von "Lavatok"

    Wenn Ihr jedoch ein aktuelleres Buch zu diesem Thema lesen wollt, dann empfehle ich Euch "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley. Während Orwell eher die Auswirkungen des Nationalsozialismus und des Kommunismus zu einer Utopie weiterspinnt. Entwickelt Huxley eine Utopie auf Basis der kapitalistischen Idiologie, welche ja im Gegensatz zu den von Orwell verwendeten Wahnsystemen noch existier und gedeiht.


    Der Empfehlung kann ich mich sehr anschließen. Was bei SnW sehr auffällt, sind die (natur)wissenschaftlichen Faktoren. (Viele Namen in dem Roman gehen auf Wissenschaftler seiner Zeit zurück.) Kein Wunder bei seiner Familie, da gab es massenhaft Gekehrte, z.B. ein Darwinist oder eine Schriftstellerin, die sich mit der Auswirkung der Naturwissenschaft auf das traditionelle Weltbild auseinandersetzt.
    Übrigens hat Orwell mal eine Rezension über SnW geschrieben (die zwei waren ja Zeitgenossen). Und da fällt mir gleich eine weitere Empfehlung ein: "Wir" von Evgenij Zamjatin. Das ist whl die erste Dystopie überhaupt, geschrieben 12 Jahre vor SnW und 18 Jahre vor 1984.


    Ich persönlich bevorzuge 1984 und zwar hauptsächlich wegen der schriftstellerischen Leistungen und wegen dem Schockeffekt, danach kommt Wir und dann SnW, was nicht heißen soll das ich letzteres schlecht finde, es ist genauso ein sehr gutes und lesenswertes Buch. Und über Geschmack lässt sich sowieso streiten.


    LG,


    Ragle

    Hallo!


    So hier ist mal eines, auf das - meiner Meinung nach - dieses fähige Beschreiben zutrifft. Ein Stelle die eher am Anfang ist und noch zu dem Einführungsteil gehört. Winston Smith befindet sich in der Kantine (eigentlich egal, aber sicherheitshalber gespoilert):


    Zitat von "1984"

    Voll Ingrimm dachte er über die physische Beschaffenheitdes Lebens nach. War es schon immer so gewesen? Hatte das Essen immer so geschmeckt? Er blickte sich in der Kantine um. Ein niedriger, gedrängt voller Raum, dessen Wände durch die Berührung unzähliger Leiber schmutzig geworden waren. Verbeulte Metalltische und -stuhle, so eng zusammengerückt, daß man sich imsitzen mit den Ellbögen berührte. Verbogene Gabeln, am Rand abgestoßenes Geschirr, grobe weiße Becher, auf allen Flächen fettglänzend, Schmutz in jedem Sprung. Und ein säuerlicher Geruch über allem, zusammengesetzt aus schlechtem Gin, minderwertigem Kaffee, leicht metallisch schmeckenden Eintopf und unsauberen Kleidern. Immer regte sich im Magen und auf der Haut ein Protest - das Gefühl um etwas betrogen worden zu sein, worauf man ein Anrecht hatte. Zwar hatte er keine Erinnerung an etwa wesentlich anderes. Soweit er sich genau zurück erinnern mochte, hatte es nie wirklich genung zu essen gegeben, hastte man nie Socken oder Unterhosen, die nicht voll Löcher waren, war das Mobilar immer schadhaft und wackelig gewesen, waren die Zimmer unghenügend geheizt, die Untergrundbahn überfüllt, die Häuser zerfallen, das Brot dunkel, der Tee eine Rarität, der Kaffee schauderhaft, die Zigaretten zu wenig gewesen. Nichts war billig oder reichlich vorhanden gewesen, außr dem synthetischen Gin. Und obwohl man das alles mit dem älterwerden alles natürlich schlimmer empfand, war es nicht ein Zeichen, daß dies nicht die natürliche Ordnung der Dinge sein konnte, wenn einem stets das Herz wehtat bei der Unbehaglichkeit, dem Schmutz und dem Mangel, den endlosen Wintern, den verfilzten Socken, den nie funktionierenden Fahrstühlen, dem kalten Wasser, der sandigen Seife, den zerbröckelnden Ziogaretten, den künstlichen Nahrungsmitteln mit ihrem verddächtigen Geschmack? Warum empfand man das als so unerträglich, wenn man nicht eine altererbte Erinnerung in sich trug, daß die Dinge einmal ganz anders gewesen waren.



    Dann gibt es da natürlich Sätze und Aussagen wie:


    Zitat von "1984"

    Der Goße Bruder sieht dich an!


    Oder:


    Zitat von "1984"

    Freiheit ist die Freiheit zu sagen, daß zwei und zwei gleich vier ist.


    Hoffe du liest es nochmal und erzählst dann was.




    Zitat von "HoldenCaufield"

    Ich glaube schon das er das Buch auch im Hinblick auf die verschiedenen Diktatoren geschrieben hat die ja auch mit ihrem Gedankengut Gehirnwäsche betrieben haben.


    Und wie er das hat! da gibt es schon einige Parallelen. Zu der Zeit kam es zur Entwicklung einiger totalitärere Systeme. Am offensichtlichsten ist wohl die Ähnlichkeit Stalins mit dem Großen Bruder. Es soll zum Beispiel auch die Prozentzahl der Nichtprivilgierten mit denen der Proles übereinstimmen. Die Veränderungen der Sprache findet man im NS, etc.


    Zitat von "George Orwell"

    Seine [des Schriftstellers] Stoffwahl ist durch die Epoche bestimmt, in der er lebt - zumindest gilt dies für eine so aufgewühlte, revolutionäre Zeit wie unsere [...].


    LG,


    Ragle

    Hallo sandhofer,


    ja, also was find ich eigentlich genial...


    Erstmal find ich Orwells Stil genial. Er hat meiner Meinung nach eine extrem gute Art Situation, Sachen, Umgebungen, was auch immer zu beschreiben. Sehr empfehlenswert: Die kurzen, aber einprägsamen Erzählungen "Einen Mann hängen" und "Einen Elefanten erschießen".


    Dieses fähige Beschreiben trägt auch sehr zu der beeindruckenden Wirkung des Buches bei. Ich glaube mir fällt kein Roman ein, der mich mehr bedrückt hat.


    Dazu kommen dann noch das übliche Hintergrundzeug. Autobiographisches und historisches.


    Und das Ende erst. Puuh...


    LG,


    Ragle


    P.S.: Falls du ein paar Zitate haben willst, ich such dir gerne gute raus...

    Hallo!


    Ich liebe das Buch, es ist echt genial. Deswegen war es auch Teil meiner Fachbereichsarbeit. Überhaupt lese ich extrem gerne Orwell.
    Hmm...
    Ich finde irgendwie nirgendwo den Smilie für hundert Leseratten :zwinker:


    Na ja fünf tun's auch: 5ratten


    LG,


    Ragle

    Zitat von "Claudi"


    Jedem, dessen Klassikpensum nur ein Reclam-Heft pro Jahr entspricht, empfehle ich diesen Text!!


    Heißt das, dass du das Buch nicht empfielst wenn das Pensum 2000 Reclams groß ist :zwinker: .


    Hört sich auf jeden Fall sehr interessant an, mal sehen ob ich bald dazu komm...


    LG,


    Ragle

    Hallo Horusina,


    das lese ich auch gerade. Ich hab mir sämtliche Erzählungen und andere Prosa (Reclam) gekauft und mit M. K. angefangen. Mir gefällt es sehr gut, nette etwa skomplexe Sprach, die aber trotzdemschnell lesbar ist. Ich würde sagen vier Ratten, aber da ich noch niht bei der Verurteilungsstelle bin, wart ich erstmal ab.


    LG,


    Ragle

    Mutter der Dystopien (=Antiutopien) ist, soweit ich weiß, "Wir" von J. Samjatin. Weiteres wichtiges Buch "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley


    (Gegenteil, wie du wohl erraten kannst: Utopie, ou = nirgend (oder so) topos schon erklärt; also ein nirgend-Ort, ein Ort den es eigentlich nicht gibt.)


    LG,


    Ragle

    Hm...
    Historischer Kriminalroman...


    Ich find "Hamilkars Garten" (neuer Name: "Das Gold von Karthago") klasse. Rat mal wo's spielt: natürlich im antiken Karthago...
    Es ist auch schon ein Nachfolger erschienen: "Das Schwert von Karthago", den hab ich aber noch nicht gelesen. (Vielleicht hab ich die Titel vertauscht...)
    Sehr, sehr empfehlenswert, von meiner Seite aus fünf Ratten. Hat das Buch noch jemand gelesen?


    LG,


    Ragle

    Hallo alle!


    Eine Frage an sandhofer: Nur damit ich eine Vorstellung habe, was ist für dich bspweise SF mit genug S?
    Ich bin nicht übermäßig SF erfahren, aber wenn ich so drüber nachdenke, fällt mir auf die Schnelle kein Werk ein, das vom S-Faktor her wirklich wissenschaftliche Plausibilität besitzt.


    LG,


    Ragle

    Zitat von "Kringel"


    Die Serie heißt "Kozure Okami" oder "Der Wolf mit dem Kind". Sie lief schonmal auf Arte. Auf XXP läuft sie Sonntags, wenn ich richtig informiert bin, aber nur noch bis 08. Januar. Auf Vox soll sie angeblich ab Freitag dieser Woche ca. um 00:30 Uhr weiterlaufen (ab Folge 27) und kommt dann wöchentlich Freitags.


    Danke für die Tipps! Kleines Problem: ich empfange ausschließlich österreichische Sender, aber vielleicht und hoffentlich finde ich irgendwen der's mir aufnimmt.


    LG,


    Ragle

    Hallo K.May,


    Wie wär's mit "Das Buch der Fünf Ringe" von Miyamoto Musashi.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Buch_der_f%C3%BCnf_Ringe.


    Ich selber hab es noch nicht gelesen, plane es aber.
    Die Kunst de s Krieges find ich klasse und "Hagakure" oder "Bushido", weiß nicht mehr welches, hab ich vor einiger Zeit teilweise gelesen. Da waren auch Zeichnungen drinnen, über wie Kämpfe ich in einer engen Gasse gegen zwei Gegner oder was mache ich wenn mein Gegener die und die Bewegung macht (alles mit Schwert glaud ich).


    Was machst du den für einen Kampfsport?


    Ich möchte demnächst auch gern so was in der Art anfangen. Ich bin sportlich so unaktiv...


    LG,


    Ragle

    Zitat von "Kringel"


    Unbedingt! Ich meine allerdings die TV-Serie. :wegrenn:


    Die hab ich tatsächlich vor Jahren zufäälig und ausschnittsweise gesehen, kann mich aber an nix erinnern :sauer: , mal sehen ob ich irgendwie dazukomme.



    Zitat von "Nymphetamine"

    Da wird's das Beste sein, wie ich sehe bist du aus Wien, wenn du dich in einem Shop von Hutterer oder Runch(so fern´s den überhaupt noch gibt) einfindest und mahl durch den ersten Band blätterst.


    Den Runch gibts noch da bin ich immer am liebsten hingegangen, schräge Typen an der Kassa, man geht in einen dunklen unaufgeräumten Keller ninunter... Das kam einem so richtig wie eine Comicfreak Hochburg vor...
    Aber leider sind die jetzt übersiedelt und es ist eher mühsam dort hinzukommne (war nur einmal dort).
    Außerdem gehe ich jetzt sehr oft zum Thalia bei der Landstraße, der hat meist bis neuen offen, ist gut zu erreichen und mit der Kundenkarte krieg ich Ende des Jahres nicht zu verachtende Prozente!
    Ab zu geh ich zum Comictreff, der ist gut sortiert, aber ich mag die Atmosphäre nicht so, aber da werd ich wohl schmökern hingehen...


    LG,


    Ragle


    (P.S.: Wann regnets denn endlich Kristallkugeln. :zwinker: )