Voll Ingrimm dachte er über die physische Beschaffenheitdes Lebens nach. War es schon immer so gewesen? Hatte das Essen immer so geschmeckt? Er blickte sich in der Kantine um. Ein niedriger, gedrängt voller Raum, dessen Wände durch die Berührung unzähliger Leiber schmutzig geworden waren. Verbeulte Metalltische und -stuhle, so eng zusammengerückt, daß man sich imsitzen mit den Ellbögen berührte. Verbogene Gabeln, am Rand abgestoßenes Geschirr, grobe weiße Becher, auf allen Flächen fettglänzend, Schmutz in jedem Sprung. Und ein säuerlicher Geruch über allem, zusammengesetzt aus schlechtem Gin, minderwertigem Kaffee, leicht metallisch schmeckenden Eintopf und unsauberen Kleidern. Immer regte sich im Magen und auf der Haut ein Protest - das Gefühl um etwas betrogen worden zu sein, worauf man ein Anrecht hatte. Zwar hatte er keine Erinnerung an etwa wesentlich anderes. Soweit er sich genau zurück erinnern mochte, hatte es nie wirklich genung zu essen gegeben, hastte man nie Socken oder Unterhosen, die nicht voll Löcher waren, war das Mobilar immer schadhaft und wackelig gewesen, waren die Zimmer unghenügend geheizt, die Untergrundbahn überfüllt, die Häuser zerfallen, das Brot dunkel, der Tee eine Rarität, der Kaffee schauderhaft, die Zigaretten zu wenig gewesen. Nichts war billig oder reichlich vorhanden gewesen, außr dem synthetischen Gin. Und obwohl man das alles mit dem älterwerden alles natürlich schlimmer empfand, war es nicht ein Zeichen, daß dies nicht die natürliche Ordnung der Dinge sein konnte, wenn einem stets das Herz wehtat bei der Unbehaglichkeit, dem Schmutz und dem Mangel, den endlosen Wintern, den verfilzten Socken, den nie funktionierenden Fahrstühlen, dem kalten Wasser, der sandigen Seife, den zerbröckelnden Ziogaretten, den künstlichen Nahrungsmitteln mit ihrem verddächtigen Geschmack? Warum empfand man das als so unerträglich, wenn man nicht eine altererbte Erinnerung in sich trug, daß die Dinge einmal ganz anders gewesen waren.