Beiträge von Bücherkrähe

    Hmm, interessant, wie sich eine Sichtweise ändern kann :breitgrins:
    Ich kann mich erinnern, Fischen und Meerestieren früher auch einen anderen Wert beigemessen zu haben. Ich glaube, meine Sichtweise auf Fische hat sich tatsächlich erst geändert, als ich Anfing, mich wieder mehr für das Meer zu interessieren und mich nun bei einer Meeresschutzorganisation engagiere.


    Übrigens geht es auf Bio-Höfen oft auch nicht anders zu. Da dürfen z. B. kranke Hühner genauso mit Antibiotika behandelt werden oder haben ein paar Quadratzentimeter mehr Platz, leiden aber genauso wie die herkömmlichen Nicht-Bio-Tiere. Und geschlachtet wird meines Wissens in denselben Schlachthöfen, in denen die anderen Tiere auch landen.


    Ja, ich weiß. Ich versuche das auch den Menschen zu erklären, die mir als ersten in einer Konversation erzählen, dass sie ja nur "ganz wenig Fleisch essen, und dann nur Bio!", dass die Biotiere eben auch in den gleichen Schlachthöfen landen, und dort keine Sonderbehandlung wie Totstreicheln bekommen. Zudem wurde jüngst erst wieder eine Bioschlachtanlage (oder Biohof, das habe ich grade nicht auf dem Schirm) geschlossen, weil die Zustände unbeschreiblich waren.

    Diese einfache Frage hat es aber wirklich in sich. In dem Ort (Betonung auf Ort, keine Stadt) haben wir fünf Lebensmittelgeschäfte, den Fleischer noch nicht mitgerechnet. Die Regale dieser Geschäfte sind immer randvoll mit Fleisch. Aber ich weiß nicht wo es hier in der Gegend Massenbetriebe geben soll, aber irgendwo müssen sie wohl sein, denn irgendwer beliefert immerhin diese Geschäfte.


    Mir geht es ja nicht anders. Ich habe mich damals, als ich Veganerin wurde, auch plötzlich gefragt, wo das eigentlich alles stattfindet. Die Diskussion setzt sich bei meiner Mutter fort, die nach wie vor glaubt, dass Massentierhaltung gar nicht so viel sein kann - "Immer, wenn ich über die Autobahn fahre, sehe ich da ja überall Kühe auf den Weiden, DA kommt doch wohl das Fleisch her!"



    Ich denke dieser Satz ist falsch, sie wollen die Wirklichkeit nicht erkennen, nicht sie können nicht. Die meisten interessiert es einfach nicht. Denn heute kann keiner mehr sagen, dass er ja nicht weiß wie es in solchen Schlachthöfen zugeht, wer sich schlau machen will, findet es raus.


    Hm, ich gebe dir da zum Teil Recht. Allerdings ist die überwältigende Mehrheit der Berichte Undercovermaterial von Tierrechtsaktivisten (Peta/Peta2, freie Tierrechtsgruppen, ALF, etc.), die in der breiten Masse der Gesellschaft nicht unbedingt den seriösesten Ruf genießen. Andere Berichte über Fleischfabriken (was eigentlich ein ekelhaftes Wort ist, weil es verschleiert, dass da fühlende Lebewesen "verarbeitet" werden) gibt es kaum oder stellen halt die heile, weiße, gekachelte Illusion dar. Im Vergleich dazu gibt es massenweise "seriöser" Berichte über die Herkunft von Blumen, Tomaten, Erdbeeren, Obst&Gemüse allgemein.
    Ein anderer Punkt ist, dass sich Menschen, die von anderen abhängig sind, die wiederum den Fleischkonsum voll vertreten, sich auch nicht unbedingt voll informieren können bzw. ihre Entscheidungen nicht umsetzen können. Ich denke da grade an Kinder und Jugendliche. Meine kleine Schwester (11, damals 10) hat meine Mum mit ihren Erziehungsmethoden ausgetrickst, um keine Fische und Meeresfrüchte mehr essen zu müssen, weil sie die Überfischung der Meere sie so schockiert. Aber nicht alle Kinder und Jugendlichen haben diese Möglichkeit. Oft wird daraus ein handfester Familienstreit.


    Aber ansonsten stimme ich dir zu. Die Fülle an Informationen zu diesem Thema springt einen quasi an, wenn man anfängt zu graben. Man muss sich im Grunde vermutlich einfach nur darauf einlassen - auch auf die Quellen und die Art, wie die Informationen präsentiert werden :)


    Ich zitiere zudem die Zusammenfassung des Buches, wie sie die Albert-Schweitzer-Stiftung zur Verfügung stellt:


    Öhm...heißt das, du hast das Buch gar nicht gelesen?


    Zitat von "klassikfreund"

    Die den Fleischessern zuzuordnenden Attribute daraus heißen "dominant, gewaltvoll, Teilhabe an inhumanen Praktiken". Kommt das bei Joy nicht vor?


    Nun ja, was an Fleischessen ist denn zumindest in unserer Kultur nicht gewaltvoll und mit inhumanen Praktiken verbunden? Ich finde die Attribute durchaus zutreffend. Nur, weil Fleischesser ihr Steak vielleicht in Frieden genießen, umgeben von Freunden macht es die vorherige Gewalt ja nicht ungeschehen.


    Zitat von "klassikfreund"


    Mit Ideologie wird in manchen Zusammenhängen auch ein in sich geschlossenes, fertiges und daher nicht veränderbares System von Ideen gemeint (geht also Richtung "Weltanschauung"). In der Philosophie taucht der Begriff oft auf, wenn es um Verschleierung oder Verblendung einer Sache geht. Die Menschen könnten also wegen der Ideologien die objektive Wirklichkeit nicht erkennen ("notwendig, falsches Bewusstsein").


    Ich finde den Begriff Ideologie auch...hm...schwierig, weil ich dabei an andere Sachen denke. Nach dieser Definition aber kann ich dem eigentlich zustimmen. Karnismus beruht u.A. auf der Begründung, dass (bestimmte) Tiere zum Essen da sind. Würde man diese Begründung abändern, würde der Karnismus in sich zusammenbrechen. Zudem besteht ja eine aktive Verschleierung durch die Fleischindustrie. Joy greift das meiner Meinung nach gut auf, denn wie sie schon fragt: Wo sind denn die ganzen Tiere? Wie kann es sein, dass die meisten Menschen in Städten sich ihr Leben lang von Fleisch ernähren, aber nie so ein Tier zu Gesicht bekommen? Wie kommt es, dass keiner in die Fabriken darf? An den Hygienestandarts kann das ja nicht liegen, die sind da unter aller - pardon - Sau. Und Fleischkonsumenten können die objektive Wirklichkeit nicht erkennen, weil die meisten immer noch nicht wissen, wie es in Massentierhaltungsanlagen und Schlachthöfen aussieht!


    Zitat von "klassikfreund"

    Fleischkonsum ist unserer heutigen Gesellschaft eben keine bewusste Entscheidung.


    siehe Post oben :)

    Wenn man den Titel des Buches ernst nimmt, dann würde man eine soziologische Erklärung erwarten, warum wir gewisse Tiere essen und andere nicht. Offenbar geht es darum aber nur am Rande. Liest man die Amazon-Rezensionen, so zeigen sich nicht wenige Leser enttäuscht, dass diese Titel-Frage im Buch gar nicht richtig beantwortet wird.


    Öhm. Ich habe eine Rezension gesehen, wo das kurz angesprochen wird, alle anderen zeigen sich begeistert bzw. sprechen das nicht an? (Überall 5 Sterne, einmal 4...).

    Es war mir schon klar, dass Joy in ihrem Buch keine Lanze für das Fleischessen brechen wird, sondern das Gegenteil. Aber dann gleich am Anfang zu schreiben, dass dieses Buch im Grunde aus einer Doktorarbeit heraus entstanden ist finde ich dann lächerlich. Denn eine wissenschaftliche Arbeit ist in meinen Augen was anderes.


    Hm, vielleicht hast du da Recht. Auf der anderen Seite weiß ich von meiner alten Chefin (Professorin aus und in New York), dass Doktorarbeiten in den Staaten manchmal...hm...anders sind als hier. Also auch sehr viel mehr schon in eine Richtung weisend als hier. Ich war erst am Überlegen, ob sowas auch in Deutschland möglich wäre, aber da einige wegweisende Arbeitsmethoden für das wissenschaftliche Arbeiten hier entwickelt wurden, denke ich mal...Nein :D Jede/r Doktormutter/vater würde sagen, dass da die Gegenseite fehlt.
    Auf der anderen Seite sagt Joy ja auch, dass das Buch aus der Doktorarbeit entstanden ist, nicht, dass es die Doktorarbeit ist. Ich könnte mir vorstellen, dass die Doktorarbeit nochmal ganz anders aussieht (z.B. mehr Querverweise, etc.). Sollte ich meine Examensarbeit bspw. "Laien" zur Verfügung stellen, würde ich einige Sachen auch rausnehmen, umschreiben, vielleicht auch hinzufügen, weil die meisten Menschen bestimmte Sachen in meinem Fach einfach nicht können (alte Sprachen) bzw. einfach nicht interessant sind oder soviel Extraerklärung benötigen, dass es zu weit abführen würde.
    Ich komme da irgendwie zu keiner Lösung, deswegen versuche ich das mit der Doktorarbeit erstmal zu ignorieren und bewerte das erst ganz am Schluss.

    http://www.filmsforaction.org/walloffilms/


    Die Wall of Films ist quasi eine Wand aus Dokumentationen. Da findet man neben Earthlings und Food, Inc. auch Dokumentationen zum Meer (Empfehlenswert sind Addicted to Plastic und The End of the Line), Politik (Michael Moore ist bspw. vertreten), Religion (Religulous ist GROSSartig!) und andere Themen. Einfach mal durchklicken :)
    Oh, die Filme sind alle auf Englisch...

    Ich habe das 3. Kapitel grade beendet.


    Mich hat es sehr an Earthlings erinnert (kann man hier gucken: http://www.filmsforaction.org/watch/earthlings/), und mich haben die Fakten im Grunde nicht überrascht. Mich würde aber interessieren, wie ihr die Schilderungen empfunden habt. Kanntet ihr solche Geschichten und Zahlen schon? Waren sie neu?


    Bei einer Sache bin ich mir nicht sicher, ob ich Joy zustimmen kann. Auf S. 72 im letzten Drittel des ersten Absatzes sagt sie, dass Fische nicht als Fleisch wahrgenommen werden, weil Menschen sie oft nicht als Tiere gesehen werden. Ich stimme ihr zwar in dem Punkt zu, dass die Distanz vom Menschen (und seinem Teller) zu Fischen insgesamt größer ist als zu anderen "Nutztieren". Allerdings arbeite ich für eine Meeresschutzorganisation, und erfahrungsgemäß werden Fische durchaus als Tiere wahrgenommen - nur eben nicht als fühlend bzw. sie vergessen schnell wieder, Massenhaltung ist für Fische weniger schlimm als für Kühe, etc. pp. Wir sagen intern dazu, dass Fischen wie dem Thunfisch (bei aktuellen Fangquoten gibt es den Blauflossenthun in fünf bis zehn Jahren nicht mehr) der Kuschelfaktor fehlt. Die wenigsten Menschen würden auf die Idee kommen, Tigersteak zu essen - der ist a vom Aussterben bedroht. Fischen fehlt in der Regel die Tierschutzlobby, die sich eher für den kuscheligen Tiger, putzigen Panda und herzergreifende Elefantenbabys einsetzt. Dass es nach neuesten Erhebungen weniger Weiße Haie als Tiger gibt, hat hier vermutlich kaum einer mitbekommen.
    Ich denke also, Fische werden nahrungstechnisch noch anders bewertet/gesehen als Kühe, Schweine und Hühner, die wiederum anders wahrgenommen werden als Hunde. Daher musste ich auch sehr schmunzeln, als ich die Reaktionen eines Blogs auf S. 79f las - es bezog sich auf Hunde, und wie grausam das Schlachten ist, dabei passiert im "aufgeklärten Westen" ein ebenso grausames Schlachten.


    In vielen Punkten ist es denke ich auch die Gesellschaft als Ganzes, die vorschreibt, was zu schmecken hat bzw. was essbar ist und was nicht.


    Zum einen sagt Joy, soweit ich das mitbekomme, nichts anderes. Zum anderen...wo ist bei dir der Unterschied zwischen Kurltur und Gesellschaft? Ich komme da grade nicht mehr mit :gruebel: :smile:


    Melanie Joy behauptet, Vegetarierer sind die besseren Menschen, weil sie ein ethischeres Wertesystem hätten


    ... diese Wahl möchte sie eben zu einem Wertesystem machen (das natürlich zu verurteilen ist; damit will sie meiner Meinung nach fleischessende Menschen brandmarken).


    Ich habe in dem ganzen Text nicht ein einziges Mal gelesen, dass Vegetarier oder Veganer die besseren Menschen seien. Meiner Meinung nach suggeriert sie das auch nicht. Ebensowenig habe ich das Gefühl, dass sie fleischessende Menschen brandmaken will. Ich finde, das liest du da rein. Ich vermute - Achtung, steile These - dass du dich als Fleischessende schlichtweg durch die Infragestellung angegriffen fühlst. Joy jetzt aber Intentionen zu unterstellen, die schlichtweg nicht im Text stehen, sehe ich fast als Überreaktion deinerseits.



    Diese Wahl könnte nur ein Mensch treffen, der vegetarisch aufgewachsen ist.


    Ich habe mich keinewegs bewusst dazu entschlossen Fleisch zu essen, genauso wenig wie ich mich bewusst dazu entschlossen habe Obst oder Gemüse zu essen. Ich würde mich aber bewusst dazu entschließen kein Fleisch mehr zu esse


    Ich denke, auch Menschen, die mit Fleisch aufgewachsen sind, entscheiden bzw. können sich irgendwann für oder gegen eine fleischliche Ernährung entscheiden. Spätestens dann, wenn jemand im Umkreis darauf verzichtet, es einen Beitrag im Fernsehen oder den nächsten Lebensmittelskandal gibt. Man kann sich auch als bereits Fleischesser für oder gegen den Konsum von Fleisch entscheiden.



    Ich will mich nicht dafür rechtfertigen, dass ich ab und zu Fleisch esse. Rechtfertigen sollten sich diejenigen, die Tiere unter grausamen Umständen halten, transportieren und töten.
    Ich höre jetzt schon den Aufschrei, dass ich ja durch meinen Fleischkonsum diese Industrie am laufen halte. Dazu kann ich nur sagen, dass es mir tausendmal lieber wäre, mein Fleisch vom nahegelegenen Bauernhof zu beziehen, der Tiere unter artgerechten Bedingungen hält. Leider gibt es diese praktisch nicht mehr.


    Dann wäre für dich ja eigentlich die logische Konsequenz für dich, kein Fleisch mehr zu essen. Da dir dein Fleischkonsum faktisch aber wichtiger ist als die artgerechte Haltung von Schlachttieren (die noch ein ganz anderes Thema ist), unstersützt du nunmal eben jene "grausamen Umstände" unter denen Tiere gehalten und getötet werden. Du kannst meiner Meinung nach nicht die Haltungsbedingungen als grausam bezeichnen und eine Rechtfertigung von der Industrie fordern, dich selbst aber mit der Aussage, dass es dir anders lieber wäre, rausreden. Das funktioniert nicht. Als Konsument am Ende der Kette gehörst du mit zu dieser Industrie, genauso wie ich als Konsument von bspw. Kaffee oder Produkten mit Palmölanteil zu einer anderen tier- und menschenfeindlichen Industrie gehöre. Man kann versuchen, daraus "auszubrechen" - oder die Schuld an den Umständen anderen zuweisen, weil man ja ganz andere Vorstellungen hat.



    Bisher bin ich noch nicht sehr begeistert von dem Buch. Joy hat eindeutig eine Intention, nämlich zu beweisen dass Fleisch essen schlecht und ethisch nicht vertretbar ist.


    Naja, das wurde ja auch irgendwie aus dem Buchtitel deutlich, oder? :zwinker: :breitgrins:



    Ich muss aber auch gestehen, dass ich bisher von dem Buch mehr erwartet habe. Ich weiß gar nicht genau, was eigentlich. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich zum einen bei ihrem Vortrag war (das erste Kapitel hätte ich mir quasi klemmen können), und zum anderen schon seit Jahren Literatur zu diesem Thema lese und mich inzwischen auch tlw. im Studium damit beschäftige. Im Moment finde ich es eher mediocore, auch wenn ich die Idee des Karnismus als Ideologie sehr interessant finde. Vor allem den Vergleich mit der Erde als Mittelpunkt des Universums. Das war ja nun mal solange gültig, bis es hinterfragt wurde. Ebenso wie z.B. Rassismus, der auch noch nicht sehr lange - im Vergleich zur Menschheitsgeschichte - hinterfragt wird. Ich bin grade sehr gespannt, wie das weitergeht.

    Man muss dabei natürlich aber auch bedenken, dass früher Tiere nicht mit Antibiotika voll gepumpt worden sind. Ich denke der gesundheitliche Aspekt stand früher weniger im Vordergrund, sondern eher die Frage: Nur weil man es kann, darf man es auch tun? Heute werden die Tiere künstlich groß gezüchtet, das gab es früher nicht.


    Ich muss dringend den Artikel in meinen Unterlagen wiederfinden. Bei der Recherche zu meiner Examensarbeit bin ich auf die These gestoßen, dass Vegetarismus in der Antike vor allem auch herrschaftskritisch war und eine Infragestellung der Gesellschaft. Sobald ich ihn habe, zitiere ich das nochmal.


    Es gibt einen guten Artikel zum Thema, warum wir manche Tiere essen und manche nicht. In Kapitel 2 habe ich den Artikel verlinkt. :winken:


    Katrin


    Oh, da gucke ich nachher gleich mal. Danke :)

    Es gibt tatsächlich auch eine Ernährungsweise, die nur Produkte erlaubt, die von der Pflanze sozusagen freiwillig abgegeben werden, ohne dass die Pflanze dabei zerstört wird. Ich kann mich leider nicht erinnern, wie man das nennt.


    Du meinst Frutarier :smile:
    Eine vedische Religion, der Jainismus, ist da auch recht hart. Laut Karma-Theorie ist es schlimmer eine Erdbeere zu essen als eine Mango, und ein bestimmtes Askese-Ritual läuft so ab, dass immer mehr Lebensmittel aus der eh veganen Lebensweise gestrichen werden, bis nur noch Wasser übrig bleibt. Das wird irgendwann auch rausgenommen und man hungert sich quasi zu Tode, da man nur so die Erlösung finden kann. Das ist natürlich unglaublich radikal, dennoch steht hier der Respekt vor allem Leben im Mittelpunkt (über die Motive kann man sich allerdings streiten :breitgrins:)

    Ich war auf einem der Vorträge, die Melanie Joy hier in Deutschland gehalten hat (da hat mein Freund mir auch das Buch gekauft), daher kam mir der Inhalt zumindest des ersten Kapitels recht bekannt vor. Ich bin schon länger Veganerin, und kann Melanie Joy in der Regel zustimmen. Deswegen bin ich ganz froh, dass hier auch ein paar kritische Stimmen kommen, dann bin ich vielleicht nicht ganz so sehr mit Scheuklappen unterwegs :)



    Auch die Behauptung, dass Geschmack hauptsächlich durch Ernährungsgewohnheiten erlernt sei, stimmt einfach nicht.


    Das würde ich pauschal gar nicht so ablehnen. Mein Bruder - heute absoluter Fleischverfechter - hat sich als Kleinkind standhaft geweigert, Fleisch zu essen, weil er es einfach nicht mochte. Anfang der 90er war es ein großes Drama, wenn ein Kind kein Fleisch isst weil Mangelernährung und so, daher haben meine Eltern es immer wieder in kleinen Dosen probiert und ihn so daran gewöhnt. Ich guck mal, ob ich das noch finde, aber ich habe auch mal gelesen, dass sich Kinder intuitiv auch eher für frische Früchte oder notfalls die Gurke entscheiden als für die gebratene Wurst oder das Schnitzel.
    Ein anderes Beispiel ist z.B. Alkoholkonsum, vor allem Bier. Ich kenne keinen, der von Anfang an Bier gerne mochte. Viele, vlt die meisten, kommen über eine Art Gruppenzwang dazu, weil man auf Partys eben Bier trinkt. Man fängt an, es zu mögen (oder trinkt es weiter, weil es sich so gehört).
    Zudem ändern sich auch die Essgewohnheiten einer Kultur. Kaviar, der in diesem Kapitel auch angesprochen wird, galt früher als Apfallprodukt bzw. als das Essen armer Leute, für Pizza gilt ähnliches. Inzwischen ist es Mainstreamessen bzw. Luxusgut. Man kann sich das "Gutschmecken" also durchaus antrainieren, wenn die äußeren Umstände dazu anhalten.
    Natürlich ist Erziehung nicht alles, mein Geschmack hat sich auch verändert mit der Zeit. Ich esse inzwischen gerne mal Rote Beete - in Maßen - dafür schmecke ich sofort, ob Kuhmilch in meinem Kaffee ist (wenn bei Starbucks sich jemand in der Tüte vergriffen hat), weil ich den Geschmack als muffig bis säuerlich empfinde.



    Und natürlich müssen wir unsere Empathie, die wir für Lebewesen empfinden, ausblenden - um uns zu ernähren und zu überleben. In diesem Zusammenhang ist es logisch, dass wir Tiere, für die wir stärkere Empathie empfinden und die wir täglich als Teil unseres Lebens wahrnehmen, nicht essen wollen.


    Wo sich mir die Frage stellt, wann z.B. der Hund in den Stand des geliebten Haustiers gehoben wurde. Im alten Israel und auch im Orient galt der Hund als unreines, zumindest nicht als positives Tier. Er galt als gefährlich, weil er in Rudeln vor und z.T. in den Städten lebte und auch tote Menschen fraß. Wann ist der Wandel gekommen, und warum der Hund und nicht die Kuh?
    Des Weiteren gelten Schweine inzwischen im Judentum und Islam - beides Religionen, die Kulturkreise bzw große Teile der WElt geprägt haben - als unrein, was auch nicht immer der Fall war.


    Zitat


    In Extremsituationen werfen wir so moralischen Menschen unsere Prinzipien ganz schnell über Bord - man denke nur an die Rugby-Mannschaft, die in den 1970er-Jahren in den Anden abgestürzt ist und die Überlebenden ihre toten Kameraden gegessen haben.


    Ja, in Extremsituationen. Aber wie oft befindet sich der Mensch in einer solchen? Manche Menschen glauben, schon den Hungertod zu sterben, weil keine Fast-Food-Kette in den nächsten 5 Minuten zu erreichen ist :breitgrins: Deswegen würde ich solche Extrembeispiele außen vor lassen, weil keiner, der sich nicht bereits in einer solchen Extremsituation befunden hat, wirklich sagen kann, wie er sich verhält. Ich finde, das trägt nicht viel zur Diskussion bei, sorry :redface:


    Zitat


    Natürlich ist mir klar, dass es hier um eine Wahl geht. Aber wo zieht man da die Grenze? Die meisten ziehen diese ohne zu zögern zwischen Flora und Fauna. Aber mit welcher Begründung? Dass uns Tiere ähnlicher sind?


    Viele beziehen sich hier auf ein vorhandenes zentrales Nervensystem, bzw. allgemein auf die Fähigkeit zu Leiden (Singer: Praktische Ethik; Bentham: Fuck, Titel grade nicht auf dem Schirm; Reagan: The Case for Animal Rights). Damit fallen natürlich Tiere wie Schwämme und Regenwürmer wieder raus, aber das ist der erste Ansatzpunkt. 99% der Tiere, die auf dem Speiseplan des Menschen, vor allem in der westlichen Welt, stehen, sind Tiere mit einem ZNS und damit der Fähigkeit, Schmerz zu empfinden. Die psychischen Faktoren befinden sich in der Forschung, aber für viele Arten kann man bereits sagen, dass es ähnliche wenn nicht die gleichen Auswirkungen auf die Tiere hat wie auf Menschen (wenn man ihnen die Kinder wegnimmt; zusehen wie Artgenossen sterben; etc.).


    Zitat


    Ich finde die Argumentation über die psychische Betäubung in diesem Kontext ziemlich unsinnig. Denn diese dient ja nur unserem Schutz und bezieht sich zwangsläufig auf das, was wir essen. Und der Mensch ist nun mal als Allesfresser angelegt und dies beinhaltet das Essen von Tieren.


    Sicher dient sie unserem Schutz, das bestreitet Melanie Joy auch gar nicht. Allerdings finde ich das Argument hier sogar sehr wichtig. Ich stelle mal die gewagte These in den Raum, dass die meisten von uns die Kuh nicht mehr essen wollen, wenn sie gesehen haben, wie sie geschlachtet wurde (Paul McCartney: Wenn unsere Schlachthäuser Glaswände hätten, wären die meisten von uns Vegetarier), und kaum einer würde selbst schlachten. Aber wieso müssen wir uns psychisch vor dem vollen Umfang, den unser Essen (bzw. das Essen der Fleischpflanzen*) mit sich bringt, schützen? Warum isst man etwas, dessen voller Umfang schlecht für die psychische Gesundheit ist?



    Ich hoffe, ich war nicht zu rabiat (wenn ich zu aggressiv bin, bitte einmal drauf hinweisen, mir scheint manchmal das Diplomaten-Gen zu fehlen -.-). Achso, zum Begriff Fleischpflanzen: Ich habe irgendwie ein Problem damit, Menschen, die Fleisch essen, Fleisch(fr)esser zu nennen, daher nenne ich alle meine Freunde dieser Kategorie so. Das ist absolut nicht böse gemeint!


    In diesem Sinne: Cheers und gute Nacht :)


    @Scatterbrain: "World War Z" ist das beste Zombiebuch, das ich bisher gelesen habe und Angst haben brauchst Du hier überhaupt nicht, denn es ist nicht auf solche Schockmomente angelegt. Trau dich ruhig ran :zwinker:


    Ehm...ich gehöre in die Kategorie "Kann nicht mal Zombieland zu Ende gucken" - dafür aber eine Staffel The Walking Dead an zwei Tagen :D Es müssen nicht mal Schockmomente sein, mir reicht zu wissen, dass da draußen arme Irre/Zombies rumrennen, und wenn die zuviele sind, bin ich weg vom Fenster :D


    Jari: klar geht das in Ordnung :)

    Witzig, das Buch hatte ich letztens in einem Buchladen in der Hand, der einen ganzen Zombie-Tisch hatte. Ich wollte erst zugreifen (Buchhändlerin, Zombies, dies das), aber als ich kurz reingelesen hatte, lies ich es erstmal bleiben (auch mit Blick auf meine Geldbörse). Vermutlich lasse ich es auch und wende mich eher anderer Zombieliteratur zu...
    Danke für die Rezi :)

    Waha, wie geil ist das denn? Da bin ich doch mit Feuer und Flamme dabei, ich habe nämlich noch zwei eBooks auf dem Kindle, mit denen ich dann die Zombie-Fraktion unterstützen werde:


    Max Brooks - The Zombie Survival Guide
    Max Brooks - World War Z (da weiß ich aber noch nicht, ob ich mich rantraue - ich habe einen MORDSschiss vor Zombies)


    @Holden: Berichte auf jeden Fall, wie dein Buch ist, es steht auf meiner Zombie-To-Read-Liste :D