Beiträge von HoldenCaulfield

    Der Roman hat für mich vor allem das Potential mich in eine Leseflaute zu stürzen :ohnmacht:

    Zum Glück ist es so kurz und ich bin nun durch. Aber ich musste mich ehrlicherweise jetzt schon ganz schön zwingen überhaupt noch einmal dazu zu greifen. Ich fand es war zu sperrig und langatmig. Klar, das liegt auch an meiner Lesegewohnheit. Aber wenn ich es nicht endlich vom SUB runter hätte haben wollen, ohne es abzubrechen, damit ich hier mit diskutieren kann (und keinen Joker für die TAMKATZN - Liste brauche :lachen: ) ... Ein paar Seiten mehr und das Ganze wäre ein Abbruch geworden, keine Frage.


    Es war mir an vielen Stellen zu verworren erzählt. Ich bin mir nicht ganz sicher, was das sollte. Der Blickwinkel auf die Ereignisse in Jane Eyre und die Bezüge funktionieren nur, wenn man Jane Eyre auch kennt. Keine Ahnung wie man zu dem Roman steht, wenn man ihn unabhängig ohne Kenntnisse liest. Das wäre durchaus spannend zu erfahren :lachen:


    Wütend hat mich gemacht, wie Rochester mit Antoinette umgeht und sich alles hinbiegt, wie es ihm gerade passt und nützt. Da war nichts von dem Mann, der in Charlottes B. Roman eine düster romantische Aura aufbaut. Und ein schlechtes Gewissen hat er so oder so nie gehabt (weder hier noch in Brontes Roman).


    Übrigens bin ich auch froh, es nicht im Original gelesen zu haben. Ich glaube dann hätte ich gerade mal die erste Seite gelesen :lachen:

    Ich habe auch überlegt, ob sie nicht eigentlich eine Depression entwickelt hat und durch die Folgen der Drogen, die Mischung den Wahnsinn ausgelöst hat. Ich finde eigentlich nicht, das sie sich darin flüchtet. Es schleicht sich langsam ein und bleibt, auch weil niemand sich kümmern möchte. Rochester profitiert davon das es ihr schlecht geht...

    Im Unterschied zu Austens Heldinnen verdient sich Jane Eyre ihren Unterhalt selber und ist quasi unabhängig. Sie ist selbst bestimmter. Jane Austen hat ja noch in einer behüteten Welt gelebt. Ihr ist ja auch nicht bewusst gewesen, was sich im Norden des Landes abspielt in den neuen Fabriken.


    Da fällt mir ein für den Winter - Elizabeth Gaskell? :)

    Das kommt dann ja auch noch hinzu. Außerdem bewegen sich die Heldinnen ja auch in einem Adeligen Umfeld. Sie sind letztendlich von einer guten Partie stark abhängig, aber gleichzeitig gibt ihnen das Freiheiten die Jane Eyre angekreidet werden könnten. Eine Lizzy Bennett ist ja auch deshalb so freimütig mit ihrer Meinung, weil sie weiß, das ihre Stellung immer irgendwie abgesichert sein wird (weshalb die Ehe ihrer Schwester Jane umso wichtiger ist...).

    Eigentlich finde ich es gut, dass Rochester hier quasi "entromantisiert" wird, denn ich finde, er ist auch Jane gegenüber gemein und bevormundend. Klar ist das zeittypisch, trotzdem eignet er sich damit nicht unbedingt zum romantisch verklärten Helden unglücklicher Umstände.

    Wobei sich am Ende die Machtverhältnisse ja schon drehen. Jane ist am Ende diejenige die für ihn sorgen wird. Er hat seine Macht insofern eingebüßt, das er nun auf sie angewiesen ist. Der Preist den er für seine Freiheit von seiner ersten Frau bezahlt hat, ist höher als man im ersten Moment denkt. Auch wenn es so wirkt, das Jane seine Trophäe sei. Eigentlich ist er auch ihr Gewinn. Nach all dem was sie entbehrt hat, ist sie nun abgesichert. Und sich doch selbst immer treu geblieben.


    Gleichzeitig denke ich, wenn sie mehr Möglichkeiten gehabt hätte, hätte sie ihn verlassen und wäre nicht seine Frau geworden. Egal was durch den Brand passiert ist.


    Ich finde es bezeichnend, das der Roman in großen Teilen aus Rochesters Blick erzählt wird und Antoinette, obwohl es eigentlich vor allem um sie geht, kaum eigene Gedanken beisteuert.

    Juva

    Stimmt, Austens Männer - zumindest ihre "Helden" begegnen ihren Frauen auf Augenhöhe. Allerdings hängt das zum Teil vielleicht auch damit zusammen, das der gleiche Stand es ihnen auch einfacher macht sie nicht abzuwerten.

    Und man darf auch nicht vergessen, Jane Austen selbst hatte ein ganz anderes Umfeld als die Bronte Schwestern. Das fließt definitiv auch in die Romane ein. Und eigentlich mag ich das düstere und schwermütigere daran auch sehr. Ebenso wie ich andererseits den Humor einer Jane Austen sehr mag und ihr scharfes Auge für die Gesellschaft in der sich ihre Figuren bewegen.


    Es ist definitiv Thematisch ein Buch, das ich ja selbst auch nur zur Hand genommen habe, genau weil ich wissen wollte wie Rhys sich dem Thema anäheren würde und welche Komponente sie dem Stoff hinzufügen würde. Insofern hast Du mit Sicherheit recht^^ Und es ist auch spannend, das gerade Jane Eyre so viel Möglichkeiten dafür bietet.

    b.a.t.

    Ja, es lässt sich ja in vielen Kolonien beobachten, dass das Wissen der Weißen Kolonialherren zunächst aufgezwängt wird, aber dann die Strukturen übernommen wurden, weil sie überhaupt Aufstreben und Anerkennung bedeuteten. Es ist also nicht verwunderlich, das dann ein Selbstorientalismus (wenn man Said zur Hand nimmt) geschieht, der dafür sorgt, das andere Abgewertet werden können um sich selbst aufzuwerten - mit den Mechanismen, wie man sie von den Kolonialmächten "gelernt" hat.


    Ich denke auch, Rochsester brauchte die Ehe um das Geld zu bekommen. Und dann war ihm egal, wie Antoinette sich weiter fühlte. Sie hat ja schon vor der Ehe gespürt, das sie einen Fehler gemacht hat in das Ganze einzuwilligen. Auch wenn ihr niemand eine Wahl gelassen hat.

    Ich hatte fast den Eindruck, Rochsester überlegt da schon, wie er sie am besten los wird um unbehelligt von ihr Leben zu können. Ich denke er will ihr die Chance gar nicht einräumen, weil er sich dann auch insgesamt näher mit ihr und ihren Wünschen, Träumen, Empfindungen befassen müsste. Aber sie ist im schlichtweg egal.

    b.a.t.

    Vor allem dieses Label "verrückt" wie es in Jane Eyre ja durchscheint. Das wurde gerade im 19. Jahrhundert öfter genutzt um unbequeme Frauen wegzusperren. Die Rechtfertigung sie menschenunwürdig zu behandeln.

    Ich denke schon länger darüber nach, weshalb ich so lange nicht hinterfragt habe, wie Rochester seine Ehefrau Nr. 1 eigentlich behandelt hat und sie lieber auf den Dachboden sperrte, anstatt ihr zu helfen.

    Auch wenn sie bei weitem in dieser Gesellschaftlichen Schicht nicht die einzige und erste ist, die in eine Ehe gezwungen wurde. Männer hatten gerade in England mehr Freiheiten und Möglichkeiten, ihr Leben abseits dieser Ehen zu gestalten (was sie auch eifrig taten, wie auch die Verbreitung von Syphilis belegt...


    Jane und Antoinette hier zu spiegeln finde ich durchaus eine interessante Idee. Antoinette hat aber die Möglichkeiten von Jane auch deshalb nicht, weil ihr die Ausbildung verwehrt bleibt, die Jane erhält.

    Das Kloster in dem sie zeitweise untergebracht ist, erscheint mir auch mehr "Verwahrungsanstalt". Jane ist zwar weniger passiv, bekommt aber auch von Anfang an mehr Rüstzeug auch von außen. Umso mehr, weil nicht nur ihr Stand sondern auch ihre Unscheinbarkeit (das Aussehen spielt ja bei Jane Eyre schon eine wichtige Rolle) geben ihr keine großen Chancen für eine gewinnbringende Ehe - und selbst die Ehe mit Rochester gewinnt sie erst, nach dem er vom Brand gezeichnet "hässlich" ist. Wobei ich das als seine Strafe betrachte, das er Jane belogen hat. (Weniger wie er seine erste Frau behandelt hat).

    Ich hinke schrecklich hinterher, aber hab es nun auch endlich geschafft, das Buch zur Hand zu nehmen.


    Mir fällt vor allem die rassistische Sprache auf und ja, mir ist völlig klar, das dies vollkommen normale Sprache damals war und es tief in der Gesellschaft verwurzelt ist. Aber das heißt nicht das ich das gut oder normal finden muss. Oder relativiere mit "Das war halt damals so... "


    Mir geht es eher wie Valentine.

    Den Zusammenhang zu Jane Eyre finde ich arg herbei konstruiert, als ob es einen Aufhänger brauchte um das Manuskript überhaupt an einen Verlag zu bringen.

    Gleichzeitig ... welche Autor:innen sind den die Klassiker des 19. Jahrhunderts? Jap... Weiße. Und zwar solche, aus den Kolonialherrenländern. Insofern ist der Blick aus einer Kolonie auf die Ereignisse schon spannend.


    Generell habe ich mittlerweile einen ziemlich kritischen Blick auf Mr. Rochester und sein Verhalten gegenüber seiner ersten Ehefrau (und auch Jane) -. Bleibt noch ab zu warten ob ich das hier so wiederfinde oder nicht^^

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    Titel: Das Erbe von Talgrund

    Autorin: Rebecca Martin


    Allgemein:
    400 S.; Heyne, 2024


    Zitat

    Inhalt:

    Patriarch Bruno Hofer ist mit 97 Jahre verstorben, und die entzweite Familie wird auf den Familienstammsitz Talgrund gebeten. Alle sind angespannt, hat Bruno doch kürzlich Änderungen im Testament angekündigt. Dann zieht ein heftiges Unwetter auf. Kurz bevor Überschwemmungen das Gutshaus tagelang isolieren, trifft Maya Dudek ein. Wer ist diese junge Frau, die angeblich eine Freundin von Bruno sein soll? Und was fällt ihr ein zu behaupten, auf Gut Talgrund seien im Zeiten Weltkrieg Zwangsarbeiter verpflichtet worden? Auf sich allein gestellt begibt sich die Familie auf die Suche nach einem plötzlich verschwundenen Testament und einer verdrängten Familiengeschichte, die jahrzehntelang im Verborgenen lag.


    Meine Meinung:

    Zusammenfassend: Es war mir an vielen Stellen zu oberflächlich. Irgendwie kam die Autorin nicht so richtig auf den Punkt und vieles, das interessant gewesen wäre, wurde ausgespart oder nur kurz angesprochen.


    Die Familiengeschichte des Gut Talgrunds ist eigentlich interessant. Aber persönlich finde ich, das sich die Autorin keinen Gefallen damit getan hat, das Ganze auf zwei Zeitebenen zu verteilen. Es wäre spannender gewesen entweder echten Ermittlungen von Jenny zu folgen oder die Geschichte nur aus der Vergangenheit zu betrachten. So wusste ich zwar als Leserin oft mehr als Jenny, aber Jenny hat das meiste nach wie vor nicht heraus gefunden. Dazu kam, das Jennys eigene Zeit sehr oft nur daraus bestand, zu erwähnen das alles so schwierig ist mit ihrem Onkel, der Tante. Einem Cousin der nicht mal auftaucht. Ich hätte viel interessanter gefunden, wenn man auch mehr darüber erfahren hätte, warum die Gefühle so angespannt sind. Weshalb kamen Gerhard und Rob (Jennys Vater) nicht miteinander aus. Warum ist Angelika wirklich so verbittert.

    Gleichzeitig fand ich an sich gut, welche Themen und Fragen die Autorin aufgreift. Zwangsarbeiter in Deutschland, und die Opfer dahinter, das ist ein Thema, das hinter vielen anderen Themen des Holocaust und weiterer Verbrechen durch die Deutschen, oft eher untergeht. Ich fand aber, das es gleichzeitig zu oberflächlich behandelt wurde. Es wirkte eher wie eine kitschige Postkarte zum ländlichen Leben. Es wirkte fast so, als wollte die Autorin sich auch zurück nehmen, damit das ganze dann doch nicht zu schwer wird. Leicht zu verdauen, aber eben auf einem Level, das nicht dazu anstiftet allzu kritisch über das Thema und eine eventuelle Aufarbeitung nach zu denken.


    Ich habe den Roman zwar fast in einem Rutsch gelesen und fand den Stil von Rebecca Martin weiterhin gut zu lesen. Aber ich denke mir persönlich reicht die besagte Oberflächlichkeit nicht aus um mich beim Lesen ganz zufrieden zu stellen.


    3ratten

    Meine Meinung:


    Was ist eigentlich "Heimat"? Im ersten Moment bin ich immer noch verwundert, weshalb Nora Krug sich eigentlich für diesen Titel für ihr Buch entschieden hat. Denn es geht um ihre Familiengeschichte. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der NS Zeit und der Frage, waren in ihrer Familie Täter und wenn ja, in wie fern? Was hat ihre Familie über die Shoah gewusst?

    Aber eine Antwort findet sich dann doch auch im Buch. Heimat ist, wo sich das Herz zu Hause fühlt ist die Antwort, die Noras Vater dazu findet. Aber gleichzeitig ist die Antwort vielleicht, Heimat ist, wo Familie ist.
    Die Autorin stellt sich viele Fragen, die ich mir auch immer wieder stelle. Doch im Gegensatz zu ihr, habe ich bisher wenige bis keine Antworten bekommen. Auch, weil ich sie eigentlich viel zu spät wirklich gestellt habe. Und daher keine mehr erhalten kann. Ich glaube auch deshalb hat mir "Heimat" so gut gefallen. Nora Krug stellt unbequeme Fragen, stöbert in Archiven. Ihre Gefühle zu dieser Suche sind irgendwo zwischen Begeisterung und Scham angesiedelt und allem was sich dazwischen noch so findet. Geschichte anhand einer Familie, gleichzeitig in der Hoffnung, nichts all zu schlimmes zu finden.

    Die Zeit der NS Diktatur ist in vielen Deutschen Familien eine Leerstelle geblieben. Emotionale Fragen, die nicht immer beantwortet werden. Erst vor wenigen Wochen habe ich wieder gemerkt, das mein Vater bei meiner Meinung fast wütend wurde. Weil ich in Frage gestellt habe, wie nach dem Krieg und auch noch heute, mit einigen unbequemen Wahrheiten über die Frage nach einer Täterschaft an der Shoah und weiteren Verbrechen gegen die Menschlichkeit umgegangen wird.

    Nora Krug hat eine besondere Art gefunden sich ihren Fragen zu stellen. Es ist eine Reise in die Familiengeschichte, immer auch eingeordnet in dem, was an anderen Orten gleichzeitig passierte.

    Kollagen, Zeichnungen, Fotos, Erinnerungen aus Gesprächen mit Verwandten und Zeitzeug:innen, Einsicht in Dokumente aus Archiven... Ein Buch dessen Zugang nicht nur Bildreich und Lebendig erzählt, was Krug über ihre Familie herausfindet. Sondern so ganz neben bei zeigt welche Fragen man stellen könnte, und auch wie und wo sie sich beantworten lassen könnten.


    "Heimat" hat in mir persönlich weniger die Frage nach Heimat ausgelöst, sondern mehr noch die Fragen lauter werden lassen, die ich nach wie vor habe. Vor allem im Bezug auf die Familienmitglieder die ich nie kennen gelernt habe. Gleichzeitig ist es leider kaum noch möglich die meisten meiner Fragen je beantworten zu können. Denn es gibt niemanden mehr, der das könnte.

    Diese Leerstellen machen mir durchaus zu schaffen.


    Nora Krug hat eine sehr persönliche Reise zu ihrem ersten Buch verarbeitet und mich damit tief beeindruckt. Es ist eine emotionale Achterbahn die sie auch Visuell ausgestaltet hat. Das macht es wirklich einem besonderen Zugang zu Geschichte, aber auch zu Emotionen und sehr persönlichen Erinnerungen.


    Ein Highlight über das ich sicher noch länger nachdenken werde. Eine Reise auch in meine eigenen Erinnerungen, ohne das ich das erwartet hätte.


    5ratten

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    Titel: Rote Spionin

    Autor: Sam Eastland

    übersetzt von: Karl Heinz Ebnet


    Allgemein:

    368 S.; Knaur TB, 2022


    Reiheninfo: (teilweise nur noch als E-book oder gebraucht erhältlich)

    1. Roter Zar

    2. Der rote Sarg

    3. Sibirisch Rot

    4. Roter Schmetterling

    5. Roter Zorn

    6. Rote Ikone

    7. Rote Spionin


    Zitat von Amazon

    Inhalt:

    Berlin im April 1945: Ein britischer Spion ist an Pläne für die neue Steuerung der gefürchteten V2-Rakete gelangt, die dem Krieg eine entscheidende Wende geben könnte. Da die Rote Armee bereits vor den Toren der Stadt steht, bittet man den Kreml um Hilfe, um den Spion sicher aus dem umkämpften Gebiet zu bringen. Die Mission ist ein Himmelfahrtskommando – und die Briten wollen genau einen Mann dafür: den legendären Inspektor Pekkala.

    Stalin willigt ein, seinen besten Mann buchstäblich in die Hölle zu schicken, denn er spekuliert selbst auf die Pläne der V2-Rakete. Als Pekkala jedoch herausfindet, wen er da aus Berlin retten soll, ist er bereit, alles aufs Spiel zu setzen: Denn der Spion ist eine Frau – und noch einmal will er sie nicht verlieren!



    Meine Meinung:

    Wie das so ist mit dem Abschluss einer Reihe. Ich werde ein bisschen wehmütig. Die Figuren des Inspektor Pekkalla und seines getreuen Begleiters Major Kierow sind mir einfach sehr ans Herz gewachsen. Es ist seltsam, das dieser Band also den Abschied bedeutet. Und ich bin hin und her gerissen. Denn eigentlich finde ich eine bestimmte Entwicklung richtig gut, weil es ein echter Abschluss ist. Aber gleichzeitig ärgere ich mich über andere Dinge. Denn die Handlung bietet viel zu wenig Inspektor Pekkala, der fast schon eine Nebenfigur bleibt. Das ist in allen anderen Bänden nie der Fall gewesen, weshalb ich Eastlands Entscheidung hier auch nicht nachvollziehen kann. Außerdem hat Eastland überhaupt nichts aus dem Ausgangspunkt gemacht, es hätte so viel Möglichkeiten geboten über Lilja und Pekkalas Beziehung zu schreiben. Eigentlich weiß man gar nichts über sie als Person, warum und wie sie sich in ihn verliebt hat oder wie die Beziehung sich festigen konnte.

    Dadurch blieb Lilja mir fremd.

    Die historischen Ereignisse im Roman konnte ich nur zum Teil nachvollziehen. Schade fand ich das Eastland auf ein Nachwort verzichtet hat, das hätte vielleicht manches besser eingeordnet. Der Roman spielt im April 1945, also wirklich kurz vor Schluss. Für mich wirkte aber vieles wie aus der Zeit gefallen. Ich fand, das der Autor zu Schlaglichtartig erzählt hat und daher die Zeit und die Umstände nicht besonders gut eingefangen wurden. Es war andererseits trotzdem so geschrieben, das ich gerne wissen wollte, wer wem als erstes auf die Schliche kommen würde.


    Wenn ich die Reihe Revue passieren lasse, ist Band 1 mein absoluter Favorit geblieben. Auch weil Eastland sich oft wiederholt, ganze Passagen aus der Vergangenheit Pekkalas sind eins zu eins Passagen, die man schon kannte. Das war auch in diesem Abschlussband der Fall. Ich finde Eastland hat da manches Mal das Potential seiner Idee und den historischen Hintergründen nicht genutzt. Immerhin ist der Inspektor eine Figur, die das Zarenreich und die Familie Romanow noch erlebt hat, das Gulag überstanden hat und durch Stalin einer neuen Willkür ausgeliefert ist.


    Für mich eine Reihe die aber an vielen Stellen einfach unterhaltsam war. Das Re-read vor diesem nun letzten Band war trotz meiner Kritik eine gute Idee.


    Für "Rote Spionin":


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    Titel: Shmutz

    Autorin: Felicia Berliner
    Sprecherin: Simone Terbrack

    übersetzt von: Hanna Hesse


    Allgemein:

    9 Stunden und 24 Minuten, SAGA Egmont, 2023

    ungekürzt


    Zitat von Amazon

    Inhalt:

    Raizl lebt mit ihrer jüdischen Großfamilie in Brooklyn. Sie teilt sich ein Zimmer mit ihrer kleinen Schwester, sie liebt ihren Großvater über alles und sie unterstützt ihre Mutter im Haushalt. Aber außerhalb der Familie hat Raizl einen Studienplatz, einen Nebenjob und eine Therapeutin. Und da ist noch etwas: Sie liebt Pornos! Bald erlebt sie ein sexuelles Erwachen, lange bevor der Matchmaker den richtigen Ehemann für sie finden kann. Während sie sich heimlich ihrer Sucht hingibt und ein aufregendes Unileben in Manhattan führt, hat sie zuhause in Brooklyn arrangierte Dates und einen Alltag voller Rituale. Raizl ist hin- und hergerissen zwischen der modernen Welt und ihrer Community, die ihr so viel Liebe und Halt gibt.


    Ich habe das Buch abgebrochen:

    Ich denke ein Grund ist, das mir der Roman einfach nichts Neues geboten hat. Ich weiß über die Chassidischen Gemeinden in Brooklyn sehr viel. Hinzu kommt, das ich denke ich, einfach den Erzählstil und die Art und Weise wie Berliner ihre Geschichte aufbaut nicht so mein Fall war.

    Ich weiß, worauf das ganze hinaus läuft und fand es daher auch einfach zu vorhersehbar.

    Gut finde ich, das die Autorin versucht eine Balance zu zeigen und auch, welche Kritik die Protagonistin zwar an ihrer Gemeinschaft hat, aber auch, das Religion auch nicht grundsätzlich negativ ist. Oder auch Ansichten über Frauen, Männer etc. und das auch der Blick von außen auf die Gemeinschaft (ich denke das meint vor allem Unorthodox von Deborah Feldman ) Klischeehaft ist. Die Bewertung aus einem ganz bestimmten Blickwinkel geschieht und das das Leben dort eben nicht für alle negativ ist.

    Ich habe aber relativ schnell gemerkt, das es mir einfach egal war, was aus der Protagonistin so wird. Auch weil ich die Handlung vorhersehbar fand und es klar war, worauf es hinauslaufen würde. Vielleicht wäre das Buch für mich spannender gewesen, wenn ich mich noch nie mit den Themen des Romans auseinander gesetzt hätte und auch kein großes Vorwissen über verschiedene jüdische Strömungen hätte. In jedem Fall hat mich aber auch einfach der Erzählstil nicht angesprochen. Wen die Thematik aber grundsätzlich interessiert, einfach ausprobieren.