Beiträge von sapperlot

    Durch die 3-teilige Krimiserie des Schriftstellers Jo Walton rund um Inspector Carmichael die im kleinen aber feinen Golkonda Verlag erschienen ist, bin ich auf diesen Roman von Robert Harris gestossen der wohl das Standartwerk in Sachen "Krimi in einer Welt mit alternativem Geschichtsverlauf" darstellt. An Harris Buch muss sich anscheinend jeder Kriminalroman messen lassen, der vor einem irrationalen historischen Hintergrund spielt. Lesen wollte ich dieses Buch schon seit mehr als einem Jahr und nun in den kalten Februar Tagen habe ich es endlich zur Hand genommen und gelesen. Ich darf vorab erwähnen, dass sich die Lektüre rundum gelohnt und mich begeistert hat!


    Die Handlung spielt in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts und Hitler-Deutschland hat den zweiten Weltkrieg gewonnen ... ganz gewiss kein Szenario dass man sich wünscht aber in diesem Roman ist es die saure Realität. Die fiktive Geschichtsschreibung und beängstigend surreale Welt stellt Robert Harris auf ein virtuell-theoretisches aber in sich stabiles alternativ-geschichtliches Fundament und ist mit nachvollziehbaren Begründungen und Fakten gut unterfüttert. Die Krimihandlung an sich, die einen durchgehenden Spannungsbogen besitzt, ist solide bis gut konstruiert aber erst im Zusammenspiel mit dem auf den Kopf gestellten Geschichtsverlauf wird es zu einem wahren Lesegenuss. Ich jedenfalls konnte mich dem starken Sog den diese Erzählung ausübt nicht entziehen.


    Inhaltlich möchte ich nur wenig verraten. Xaver März, seine Zeichens Sturmbannführer der Reichskriminalpolizei ermittelt im Todesfall eines höheren Parteimitglieds. Er stösst auf eine Verschwörung und muss höllisch aufpassen, der misstrauische Gestapo und dem perfiden Parteiapparat nicht negativ aufzufallen. Eine lebensgefährliche Jagd nach einer geheim gehaltenen Wahrheit des 3. Reiches beginnt.


    Eine beängstigende Utopie mit einer spannenden Krimihandlung auf geniale Art und Weise vermischt. Da das Buch für die breite Masse der Leser geschrieben ist, ist es gut lesbar und leicht verständlich. Inhaltlich hingegen mal was ganz anderes und in gewisser Weise stellt dieser Gesellschafts-, Polit- und Kriminalroman eine kleine Herausforderung dar, da er der inneren Gesinnung zuwider läuft. Empfehlenswert!


    5ratten

    Eine Buchbeschreibung zu einem Roman, der einem nur mittelprächtig gefallen hat, zu schreiben ist unheimlich schwer. Ich versuche es trotzdem und im Wissen darum, dass dies nicht die aussagekräftigste Rezi wird.


    Von diesem Buch habe ich mir erhofft, dass ich endlich einen Fuss in das Genre der Science Fiction setzen kann. Seit Jahren versuche ich ab und zu einen Roman aus dieser Kategorie zu lesen aber inhaltlich sprechen mich die Themen nicht sonderlich an. Die Kurzbeschreibung zu diesem Werk klang irgendwie nach einem weichen Einsteig zu dieser Art Buch oder zumindest einer etwas anderes gearteten Form. Ich habe ehrlich versucht die Geschichte zu mögen bin aber zum wiederholten Male gescheitert. Es ist eine Krux! Science Fiction und ich scheinen einfach nicht zusammen zu gehören.


    Der Beginn hat mir noch gut gefallen und ich fand mich in der "Wayfarer" und ihrer vielfältig zusammengestellten Crew verschiedener Lebensformen schnell zurecht. Auch die biologischen und technologischen Aspekte irgendwo in der Zukunft im Weltall sind interessant. Aber so ab ca Seite 100 habe ich mich gefragt, wann die Handlung so etwas wie Fahrt aufnimmt. Ich las und las und es geschieht nicht all zu viel und die Geschichte begann mich zu langweilen. Es muss gewiss keine Schlacht epischen Ausmasses im All sein aber ein bisschen Action sollte es dann schon sein. Dies kam dann auch aber in etwas gar harmloser Form. Ich habe dann tapfer bis zum Schluss durchgelesen weil ich zu einem Buch nur dann etwas schreibe, wenn ich es auch komplett gelesen habe.


    Für 540 Seiten ist das Handlungsgerüst und der Verlauf der Geschichte etwas gar dünn und knapp. Dies füllt die schriftstellerisch durchaus talentierte Autorin mit ausführlichen Beschreibungen vom kunterbunten Leben, vom Miteinander im begrenzten und beengten Platz in einem Raumschiff. Phantasievoll und ganz nett erzählt mit teils humorvollen Passagen aber leider langatmig und ohne durchgehenden Spannungsbogen. Ein Versuch meinerseits ein Sci-Fi Buch zu lesen und zu mögen wars Wert aber insgesamt schreibt die Autorin an meinem Buchgeschmack vorbei. Schade. Da kann Becky Chambers nichts dafür, da kann ich nichts dafür. Eine objektive Wertung fällt mir schwer aber ich glaube unter dem Strich gehen drei Ratten in Ordnung.


    3ratten

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    Autor


    David Baldaccis Romane wurden in mehr als 45 Sprachen übersetzt und erreichen weltweit eine Gesamtauflage von über 100 Millionen. Er wurde 1960 in Virginia geboren und studierte dort Politik- und Rechtswissenschaften. Bevor er mit dem Schreiben begann, war er neun Jahre lang als Jurist tätig. Bereits sein erster Roman „Der Präsident“ war ein durchschlagender Erfolg und wurde kurz darauf verfilmt. Seit der Erkrankung seiner Schwester an Multipler Sklerose engagiert sich Baldacci ehrenamtlich für die National MS Society und weitere karitative Organisationen. Heute lebt er mit Frau und Kindern noch immer in Virginia.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    Seit einem dramatischen Unfall kann Amos Decker nichts mehr aus seinem Gedächtnis tilgen. Eine Eigenschaft, die ihn zu einem perfekten Ermittler werden lässt. Bis seine Familie bestialisch ermordet wird und er unter der Flut der unlöschbaren Bilder fast zerbricht. Ein Jahr später taucht ein Mann auf und bekennt sich zu der Tat. Und noch während Decker verwirrt feststellt, dass der Mann lügt, findet erneut ein Massaker statt, diesmal an Deckers alter Schule. Wie hängen die Verbrechen zusammen? Wurden sie nur begangen, um Decker zu treffen? Und wird es ihm gemeinsam mit seiner früheren Kollegin gelingen, den Wahnsinn zu stoppen?


    Meine Meinung


    Als Vielleser ist es mir fast peinlich, dass ich schreiben muss, dass dies mein allererstes Buch vom berühmten Bestseller Autoren David Baldacci ist. Gleichzeitig ist "Memory Man" der Einsteig in eine neue Serie rund um die Hauptfigur Amos Decker. Jetzt nach der Lektüre kann ich gut verstehen, dass sich Baldaccis Bücher weltweit wie warme Brötchen verkaufen. Er erzählt seine Geschichten in einem ungemein geschmeidigen Tonfall und macht es den Lesern leicht alles um sich herum zu vergessen und der dramatischen Handlung zu folgen. Er kreiert Haupt- und Nebenfiguren die man einerseits mögen muss, sofern sie zu den Guten gehören, andererseits baut man einen grimmigen Hass auf die Bösewichte auf. Baldacci verzichtet erfreulicherweise darauf, die Leser mit billigen Mitteln auf falsche Fährten zu locken. Wobei man als versierter und kritischer Leser die Nebenfiguren stets gut im Auge behalten sollte, da man sich nie sicher sein kann, ob nicht doch einer von ihnen sich am Schluss als heimtückisches Kuckucksei im Nest entpuppen könnte. Spannung erzeugt der amerikanische Autor auf mehreren Ebenen und ich wurde regelrecht von einem Lesefieber befallen und habe den Kriminalroman in kurzer Zeit weggelesen.


    Das Leben der Hauptfigur Amos Decker wird durch zwei gravierende Ereignisse in komplett neue Bahnen gelenkt. Zum einen wird der hünenhafte Athlet in einem Profifootball Spiel durch einen heftigen Tackle so arg zu Boden gerammt und verletzt, dass seine Sportkarriere beendet ist und sich sein Gehirn durch die Erschütterung wie neu justiert hat und er fortan über ein phänomenales Erinnerungsvermögen verfügt. In einem Institut für Hochbegabte lernt er mit seiner neu gewonnen Fähigkeit, die Fluch und Segen zugleich ist, umzugehen und er entschliesst sich, als Polizist ein neues Leben anzufangen. Bei der Reha lernt er seine zukünftige Ehefrau kennen und bald wird seine Tochter geboren. Zehn Jahre später der zweite tragische Zwischenfall als er eines Nachts seine Frau, Kind und den Schwager ermordet in seinem Haus auffindet. Von dieser Tragödie erholt sich Amos Decker nicht mehr und er stürzt ab bis er als Obdachloser auf der Strasse lebt. Die scheussliche Tat kann die Polizei nicht aufklären und sie wird mit der Zeit ad Acta gelegt. Bis plötzlich ein Mann in die Polizeistation marschiert und behauptet der Täter zu sein. Deckers Lebenswille wird geweckt und er rappelt sich auf. Durch einen zeitgleichen Amoklauf in einer Schule sind die Polizeiressourcen so knapp, dass Decker als freier Mitarbeiter eingestellt wird. Er ermittelt zeitgleich in zwei verschiedenen Fällen ... Wobei ... Verschieden?


    Amos Deckers Lebensgeschichte klingt ein bisschen unglaubwürdig und voller genretypischer Klischees für einen genialen aber gescheiterten Ermittler. Keine Ahnung wie der Teufelskerl David Baldacci es geschafft hat, aber ich mochte Decker und ich habe mit ihm mitgefiebert und mitgelitten. Mit seinen breiten Schultern kann der dicke 160 Kilo Brocken die Handlung über die rund 540 Seiten problemlos tragen. Bei diesem Thriller bleiben die Schurken der Geschichte sehr lange im Verborgenen und die Polizisten sowie FBI jagen ein unbekanntes Phantom welches seinerseits seine Anonymität nutzt und mit offenen und verdeckten Botschaften seine Jäger bis auf Blut triezt und seine tödlichen Spiele mit ihnen spielt. Eine Konzeption die im Genre der Thriller öfters verwendet wird aber wenn sie gut umgesetzt ist spricht nichts dagegen sie erneut zu verwenden. Bei dieser Schnitzeljagd nach Hinweisen bewegt sich der routinierte Autor ab und zu nah an der Grenze zur Plausibilität. Der Spannung wegen nimmt die Geschichte Wendungen die man auch als leicht Übertrieben bezeichnen könnte. Aber das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Nicht überzeugt hat mich hingegen der Schluss. Damit meine ich nicht den Auslöser der Taten in der Vergangenheit, den kann ich nachvollziehen, sondern den gezielten und persönlichen Hass den "der/die Täter/-in" auf Amos Decker hegen. (Einzahl, Mehrzahl, männlich, weiblich lasse ich aus spannungsgründen für zukünftige Leser offen)


    Fazit: Ein guter Thriller rund um einen abgestürzten Helden der sich dank einer neuen Aufgabe langsam ins Leben zurück kämpft. Wie man das Buch bewertet hängt stark davon ab, ob man sich mit dem Protagonisten identifizieren kann und sich mit ihm durch die unvorhersehbare und kurvenreiche Handlung bewegt. Vier Ratten halte ich für absolut gerechtfertigt und der Grundstein für eine interessante Krimiserie ist mit diesem Buch gelegt.


    4ratten

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    Autor


    Stevan Mena arbeitet als Drehbuchautor, Regisseur und Producer für Film und Fernsehen und wurde für seine beiden Horrorfilme »Malevolence« und »Bereavement« mehrfach ausgezeichnet. Der Thriller »Fürchte den Schlaf« ist sein erster Roman.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    Ein Arztbesuch bringt traurige Gewissheit: Detective Jack Ridge hat nicht mehr lange zu leben. In der kurzen Zeit, die ihm noch bleibt, will er den Fall lösen, der ihn schon seit Jahren verfolgt: Drei junge Frauen wurden grausam ermordet, der Täter nie gefasst. Dann wird die 18-jährige Angelina vermisst, und alles deutet auf Jacks Serienmörder hin. Erst der Anruf eines befreundeten Psychologen bringt Jack auf eine ungewöhnliche Spur: Die neunjährige Rebecca hat schreckliche Albträume und sieht Details zu Jacks Fall, die sie unmöglich wissen kann. Da Jack nichts mehr zu verlieren hat, geht er ihren Hinweisen nach – und bringt damit schließlich auch das kleine Mädchen in größte Gefahr ...


    Meine Meinung


    Das Umschlagbild ist ein Blickfang und hat meine Aufmerksamkeit auf dieses Buch gelenkt und mich zusammen mit der Kurzbeschreibung zu einem Spontankauf veranlasst. Den amerikanischen Schriftsteller Stevan Mena kenne ich nicht, was darin begründet ist, dass dieses Buch sein Debütroman ist. Bereut habe ich den Impulskauf und die Lektüre nicht. Dieser Thriller ist gut und im krimiüblichen Jargon geschrieben, die Figuren sind grosso modo überzeugend gestaltet es ist immer genug Spannung vorhanden die einem zum Weiterlesen animiert. Zur Top-Wertung reicht es aber nicht, da mir die überzeugende inhaltliche Innovation fehlt. Zudem war der Schluss nicht ganz nach meinem Gusto und irgendwie leicht enttäuschend. Aber das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und andere Leser/-innen werden dieses Ende sehr mögen. Während des Lesens beschlich mich das Gefühl, diese eigenwillige Geschichte mit übernatürlichen Elementen in ähnlicher Form schon ein paar Mal gelesen zu haben. Aber ich bin ein Vielleser der 30 bis 40 Bücher im Jahr liest und da ist diese subjektive Wahrnehmung nicht weiter erstaunlich.


    Inhaltlich möchte ich mich nicht detailliert äussern, da die Kurzbeschreibung die Ausgangslage treffend beschreibt. Spannung wird auf zwei Ebenen erzeugt. Zum Ersten ist es die inhaltliche Jagd nach dem unbekannten Serienmörder der anscheinend seit mehr als einem Jahrzehnt seine skrupellosen Triebe auslebt und die Frage ob die verschwundene Jugendliche lebend wiedergefunden wird. Zum Zweiten wie sich der Autor aus seinen selbst geschrieben Verstrickungen mit einem paradoxen Handlungsverlauf wider jegliche Vernunft lösen kann oder ob er sich darin verheddert. Ein neunjähriges Mädchen, dass eine künstlerische und eine hellsichtige Gabe besitzt und Sachverhalte und Fakten kennt, die es nach logischer und zeitlicher Betrachtungsweise gar nicht wissen kann. Ist es tatsächlich eine Reinkarantion bzw. Seelenwanderung oder gibt es eine rationale Erklärung auf vernunftorientierter Basis? Wie im oben stehenden Abschnitt erwähnt, konnte mich der Ausgang nicht ganz zufriedenstellen.


    Lasse ich meinen persönlichen Geschmack mal aussen vor und versuche objektiv zu werten, dann komme ich zum Fazit, dass Stevan Mena mit seinem Erstlingswerk vieles gut gemacht hat.


    3ratten plus :marypipeshalbeprivatmaus:

    Eine nicht enden wollende Dürreperiode macht den Menschen und Tieren im australischen Outback arg zu schaffen. Seit Monaten gibt es keine Regenwolken, keine Niederschläge und keine Gewitter mehr. Nur trockene Hitze unter einer brütend heissen Sonne. Wenn das Vieh auf den ausgedörrten Weiden nicht verdurstet, erlösen die deprimierten Farmer es mit dem Gnadenschuss. Viele Familien stehen wegen fehlenden Einnahmen vor dem Ruin und die Stimmung schwankt zwischen Hoffnung und Verzweiflung hin und her. Bei Luke Hadler war der Kummer anscheinend übermächtig und er sah den einzigen Ausweg für sich und seine Familie im gemeinsamen Suizid. Zur Beerdigung kehrt Lukes Jugendfreund Aaron Falk nach zwei Jahrzehnten in seinen abgelegenen Geburtsort zurück. Er muss feststellen, dass selbst der Gang der Zeit ein dramatisches Unglück, dass sich vor 20 Jahren ereignet hat und Aaron zum Wegzug zwang, nicht heilen kann. Aaron beschliesst ein paar Tage zu bleiben um zusammen mit dem neuen Polizeisergeanten Raco im Fall der toten Familie Hadler zu ermitteln. Dabei brechen nie verheilte Wunden der Vergangenheit auf und unter der Oberfläche schwelende Konflikte führen zu neuen Anfeindungen. Die beiden Unglücksfälle in zwei verschiedenen Dekaden müssen irgendwie miteinander Verbunden sein. Wo ist der schlüssige Zusammenhang? Wird das kleine Städtchen Kiewarra endlich die Lügen und ein lange gehütetes Geheimnis preisgeben?


    Man kann darüber diskutieren, in welches Genre dieses ausgezeichnete Werk der englisch-australischen Schriftstellerin Jane Harper gehört. Der Rowohlt Verlag schreibt Thriller auf das Cover aber ich würde es eher als Spannungsroman bezeichnen und es der Unterkategorie "Country Noir" zuordnen. Wer Thriller im klassischen Sinne mag, dürfte von dieser Geschichte sogar leicht enttäuscht werden. Einige bewährte Thrillermerkmale wie ein Ermittler mit Hochbegabungen und/oder psychischen Macken, Sequenzen aus der Sicht des Bösewichts, detaillierte Opferbeschreibungen und spektakuläre Actionszenen fehlen komplett. Normalerweise dürfte diese ruhig erzählte Geschichte in diesem Genre gar nicht funktionieren und Verlage das Manuskript dankend ablehnen. Dennoch ist dieser Kriminalroman, zumal es sich sogar um ein Debüt handelt, für mich eine der grossen Entdeckungen des letzten Jahres. Spannung, und das ist das Allerwichtigste bei dieser Art Buch, erzeugt die talentierte Autorin mit erzählerischer Klasse, einem feinen Gespür für ihre Figuren und was in ihnen vorgeht und sie antreibt sowie dichten atmosphärischen Beschreibungen. Bereits nach dem eineinhalb Seiten kurzen Prolog bemerkte ich, dass dieses Buch deutlich aus der breiten Masse herausragt und an dieser Meinung hat sich bis zum Leseschluss nichts geändert.


    Wie im oben erwähnt, sind es die gut ausgearbeiteten Figuren und die strapazierte Gemütslage der Menschen, hervorgerufen von einer klimatischen Anomalie und der Vergangenheit, die hervorragend erzählt und in Szene gesetzt werden. So heiss die Sonne auch scheinen mag, die Gefühlskälte einiger Menschen und ihr verbohrtes Denken sind gefährlich. Lebensgefährlich. Endlich wieder mal ein Krimi, bei dem die Ermittler normale Menschen ohne besondere geistige oder körperliche Fähigkeiten sind. Dies ist heutzutage leider selten geworden. Der besonnene Erzählstil mag zu einer gewissen Trägheit im Fortschreiten der Handlung führen aber die dadurch geschaffene Atmosphäre macht dies wett. Textliche Einsprengsel aus der Vergangenheit mag ich nicht besonders aber da es hier zwei Fälle in unterschiedlichen Zeiten aufzuklären gilt, sind sie unabdingbar und stören den Lesefluss keineswegs.


    Zu guter Letzt bleibt mir nur das Fazit zu ziehen: Grossartige Spannungsliteratur! Bitte mehr davon!


    5ratten

    Bei den Büchern von Marc Elsberg hinke ich zeitlich ein paar Jahre hinterher. Blackout habe ich im Herbst 2016 gelesen und nun zu Beginn des Jahres 2017 endlich Zero. Naja, besser spät als gar nie lesen. Thematisch finde ich seine Werke extrem spannend und ich folge mit grossem Interesse seinen Gedankengängen zu heutigen Technologien und ihren Nutzen und Gefahren. Viele Neuerungen halten Einzug in unser Leben, verändern es und machen es (meistens) bequemer. Nehmen wir als einfaches Beispiel mal die E-Books und deren Beschaffung. Ich hatte spontan Lust dieses Buch zu lesen, eine kurze Nameneingabe auf dem Kindle, den Kauf Knopf drücken und schwupps konnte ich mit Lesen beginnen. Ein perfektes Beispiel für die technologischen Annehmlichkeiten die einem heutzutage geboten werden. Das allein dieser Kauf im Internet Spuren hinterlässt ist mir bewusst und das ein Spionageprogramm von Amazon auswertet, wann und wie schnell ich das Buch gelesen habe nehme ich billigend in Kauf. By the way, hätte der Autor Marc Elsberg Zugang zu Amazons Auswertungsprogrammen in Sachen Lesetempo wäre er von mir als Leser begeistert. Das ging wieder mal ratzfatz mit der Lektüre.


    Die Eingangssequenz ist gut gewählt und knotet die Leser an die Geschichte(n). Wie sich der amerikanische Präsident und seine Sicherheitsmannschaft von ein paar Nerds übertölpeln lässt zauberte ein hämisches Grinsen auf mein Gesicht. Eine unbekannte Gruppe namens "Zero" katapultiert sich in die internationalen Schlagzeilen und nutzt diese Aufmerksamkeit für eine massive Kritik an datensammelnden Grosskonzernen wie Apple, Google, Facebook und Konsorten. Je nach Blickwinkel und Gesinnung der Leser dürfte die fiktive Firma namens Freemee zum Hauptbösewicht der Geschichte avancieren. Die im Verborgenen agierenden Aktivisten von "Zero" zählen für mich zu den Guten. Das kann ein kleiner Teil der Leser womöglich anders sehen aber der Autor lenkt die Sympathien in die richtige Richtung. Das finanziell gut ausgestattete Start-up Freemee hat als Geschäftszweck sogar einen lobenswerten Grundgedanken. Das Leben der Nutzer mittels Analyse von Daten mit Tipps zur Lebensgestaltung via Handy zu verbessern. Die dazu verwendeten Logarithmen sind (noch) von Menschen programmiert und der Mensch neigt nun mal dazu Fehler zu machen. Zudem können falsche oder falsch verstandene Tipps für den Abonnenten fatale Folgen haben. Der Typus Mensch neigt nebst seiner Fehleranfälligkeit leider auch dazu, so einiges falsch zu verstehen. Spontane oder unbewusste Entscheidungen aufgrund des Hormonhaushalts ist eine weitere Unlogik der Evolution die auch ausgefeilte Programme vor unlösbare Probleme stellen.


    Nebst der lose verbundenen Untergrund Gruppierung Zero und Freemee werden die englische Journalistin Cynthia Bonsant, ihre Tochter Viola und der versierter Programmierer Chander zu den wichtigsten Protagonisten. Die in vielen Rezensionen erwähnte Kritik an der Figurengestaltung samt deren Tiefgang kann oder muss ich leider teilen. Alle Protagonisten haben ihre fix zugeteilten Rollen und spielen diese ganz okay. Aber da malen andere Schriftsteller deutlich nuanciertere und ambivalentere Personenbilder. Dann ist da ein permanentes und wuseliges kreuz und quer zwischen Freemee, Geheimdienst, Verlag und Cynthia und Co und diese schnellen Schnitte sorgen für Abwechslung und Tempo aber dieses Kuddelmuddel ging mir teilweise zu schnell hin und her. Der angenehme und leicht verständliche Schreibstil hilft dem Leser aber über diese Erschwernis hinweg. Inhaltlich halte ich ein paar der erwähnten Technologien noch für Zukunftsmusik die noch etliche Jahre an Entwicklungsarbeit benötigen bis sie so zuverlässig funktionieren wie vom Autor hier dargestellt. Eine gute Portion Science-Fiction enthält dieser Roman also auch. Vielleicht bin ich wissensmässig aber auch auf dem Irrweg oder nicht auf dem neuesten Stand.


    In Sachen Internetnutzung würde ich mich selbst in die Kategorie der Benutzer einsortieren, die sich bewusst ist, dass viele meiner Klicks irgendwo registriert werden aber da ich nix Unehrenhaftes oder Dummes mache, ist mir dies mehr oder weniger egal. Ja, ich weiss dass ich wahrscheinlich ein blödes Datenschaf bin dessen Nutzerwolle von wissbegierigen Konzernen geschoren, verwertet und verkauft wird. Ich nehme mal an, dass Amazon mir demnächst vermehrt Elsbergs neuestes Werk "Helix" verkaufen will und dieses öfters in Newslettern und Empfehlungen auftauchen wird. Jaja, diese verflixten Logarithmen … und irgendwann in einem schwachen Moment von mir werden sie Erfolg haben und das Buch landet auf meinem Kindle. Das ist das Leserleben im Jahre 2017.


    4ratten

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    Autor


    Jon Bassoff wurde 1974 in New York City geboren. Er lebt mit sei­ner Familie in Colorado. Corrosion (Zerrüttung) hat den The DarkFuse Reader‘s Choice Award for Best Novel gewonnen. Er ist Autor der Gothic Noir Novels Factory Town, The Incraubles und The Disassembled Man und Gründer von New Pulp Press.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    Joseph Downs ist ein Irak-Veteran. Sein Gesicht schrecklich entstellt vom Kampfsprengstoff IED. Als der Motor seines Chevy Trucks nicht mehr anspringt, geht er in Stratton, einer Stadt voller Backsteingebäude und verfaulter Bungalows, ins Del Loung und verliebt sich Hals über Kopf in ein Mädchen, das von ihrem gewalttätigen Ehemann drangsaliert wird. Er eilt ihr zu Hilfe und prügelt sich mit dem Ehemann. Nachts bekommt er in seinem Motelzimmer Besuch von ihr. Sie ist von ihrem Mann zusammengeschlagen worden. Downs beginnt eine Affäre mit ihr, in deren Verlauf Lilith ihn dazu drängt, ihren Mann zu töten, um mit Downs ein neues Leben anzufangen.
    Was ist verrückt und was nor­mal? Wo liegt die gefährliche Grenze zwischen Liebe und Besessenheit? Jon Bassoff hat einen Roman Noir voller Gewalt, Verzweiflung, Wahnsinn, Einsamkeit und Leere geschrieben.


    Meine Meinung


    Wenn es ausnahmsweise mal ein Buch aus meinem heimlichen Lieblingsgenre "Country-Noir" ins Feuilleton einer grossen Tageszeitung schafft und dort auch noch sehr gute Kritiken bekommt, dann darf ich mir dieses Werk nicht entgehen lassen. Elmar Krekeler hat in der "Welt" diesen eisenharten Roman wohlwollend besprochen und zur Lektüre empfohlen. Als eingefleischter Noir Leser kann ich nur mit dem Kopf nicken und mich seiner Meinung anschliessen.


    Das Adjektiv "eisenhart" passt einerseits zur heftigen Geschichte und andererseits weil der verflixte Rost dem Metall habhaft werden kann. Wenn man ihn gewähren lässt, frisst er sich langsam aber unaufhaltsam vorwärts bis er alles überzogen und zersetzt hat. Im übertragenen Sinne kann man das auch für die Psyche der Menschen sehen. Wenn sich dunkle Schatten auf das Gemüt legen und man diese gewähren und wachsen lässt, kann sich eine geistige Verwitterung ausbreiten und die Seele ernsthaft anknacksen. Unbehandelt können tumorartige Hirngespinste wachsen bis sich der Wahnsinn hartnäckig im Kopf festgesetzt hat. Krampfhaft. Unverrückbar. Endgültig.


    Die Kurzbeschreibung klingt ehrlich gesagt nicht besonders Originell und wie ein Stoff der schon hunderte Male in Film, Fernsehen und Literatur verwendet wurde. Ein körperlich schwer lädierter Soldat kehrt aus dem Irakkrieg heim und schlägt sich knapp an der Armutsgrenze durchs Leben und durchs amerikanische Hinterland. Eine Sprengfalle hat seine verheerende Wirkung für immer in seinem entstellten Gesicht hinterlassen. Als sein Auto ausgerechnet in einem gottverlassen Kaff irgendwo im Nirgendwo von Colorado verreckt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als ein paar Tage in dieser verlorenen Siedlung zu verbringen. Das die Werkstatt einen gebrauchten Motor eines ausgedienten Leichenwagens in seinen Pick-Up einbaut kann als unheilvolles Omen für den weiteren Verlauf der Geschichte angesehen werden.


    Die Erzählung nimmt eine Wendung, die ich so nicht erwartet habe und macht diese finstere Geschichte zu etwas Eigenständigem. Das Leben einiger Figuren erscheint wie eine Qual in der Knechtschaft des wartenden Todes. Existenzen in Trümmern und Menschen die nie Hoffnungen für ein besseres Dasein hatten. Eine Flucht aus seiner abgedrehten wie schrecklichen Welt bietet der amerikanische Autor Jon Bassoff nicht. Allerdings verzichtet er darauf Handlungsstränge bis zum Ausfransen zu erzählen sondern beschränkt sich auf knackige 240 Seiten.


    Dies ist keine erbauliche Lektüre und für genrefremde Gelegenheitsleser kaum geeignet. Es ist Spartenliteratur für die hartgesottene Schar der Romane Noir Leser und dürfte da auf viel Wohlwollen stossen.


    5ratten und :tipp:

    Ich möchte vorab kurz erwähnen, dass ich kein Fantasy Leser bin und wer dieses vielfältige Genre mag und im Gegensatz zu mir den Unterschied zwischen High Fantasy und Urban Fantasy und den anderen Unterkategorien kennt, der wird dieses Buch möglicherweise anders beurteilen als ich das tue. Ganz einfach darum, weil diese Leser über einen umfangreichen Erfahrungsschatz verfügen und diese Geschichte womöglich besser bewerten können oder aus einem anderen Blickwinkel lesen.


    Mir persönlich hat dieser literarische Ausflug in den Fantasy Bereich gut gefallen und ich kann verstehen, dass dieses Genre viele treue Leser hat. Da ich eher ein Kopfmensch bin, konnte ich mich problemlos in die bodenständige Hauptfigur Richard Mayhew versetzen der unverhofft die uns bekannte Welt verlassen muss und in eine komplett andere Realität katapultiert wird. Indem er einem verletzten Mädchen namens Door hilft, erlebt er Abenteuer in einer Parallelwelt namens Unter-London. In dieser phantastischen Wirklichkeit, in der geltende Normen ausser Kraft und durch surreale ersetzt werden, müssen sich Richard und ich erstmal zurechtfinden. Etliche skurrile, einige bitterböse und manchmal liebenswerte Figuren erscheinen auf der Bildfläche und verschwinden kurz darauf ins Nichts um dann unverhofft wieder aufzutauchen. Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass mich dieses zeitweise etwas chaotische, zuweilen sprunghafte hin und her innerhalb der Szenen und der ganzen Geschichten hie und da verwirrt hat. Ich kam mir vor wie die Kugel im Flipperautomat die vom Autor hin und her gespickt wird bis es irgendwann laut klingelt. Das ist aber der einzige Kritikpunkt in einem ansonsten tadellosen Roman und zugleich der Grund, weshalb ich eine Ratte in der Wertung in Abzug bringe.


    Ich habe die "Erstmals Ungekürzte" Ausgabe aus dem Eichborn Verlag gekauft und gelesen. Ein besonderes Lob verdienen die Verlagsmitarbeiter, die dieses Buch mit einem auffallendem Umschlagbild und den Zeichnungen im Inneren so kreativ gestaltet haben. Wenn ein Buch so schön ausstaffiert ist, bin ich gerne bereit auch mal 18.00 Euro für eine broschierte Ausgabe zu bezahlen.


    Die Geschichte ist irgendwie verrückt, irgendwie crazy, teilweise mit morbidem Humor angereichert aber alles in allem sehr unterhaltsam. Irgendwann in ein paar Dekaden wird man dieses Werk wahrscheinlich zu den Klassikern im Fantasy Genre zählen. Ich könnte diese Ehrung jedenfalls verstehen. Dieser phantastische Roman war mein letztes gelesenes Buch im Jahr 2016 und es bildetet einen würdigen Abschluss meines Lesejahres.


    4ratten

    Wir Leser waten tief im Sumpf der Klischees :entsetzt:


    Kurz und knapp meine Meinung zu einem Buch, dass mir so viel Lesespass breitet hat wie ein trister, nebelverhangener Herbstmorgen bei dem man ahnt, dass die Sonne es während des ganzen Tages nicht schaffen wird den Nebel aufzulösen. Dieses Krimidebüt der englischen Schriftstellerin Angela Marsons mit dem durchaus ansprechenden Cover ist meiner Meinung nach ein in jeder Beziehung unterdurchschnittlicher Thriller vor dem ich jeden Leser warnen möchte, der an sich selbst den Anspruch stellt, möglichst gute Bücher zu lesen. Normalerweise sollten Romane die in einem renommieren Verlag erscheinen für einen minimalen Standart an Klasse garantieren aber auch grosse Verlage bringen hie und da seichten Krimiquatsch auf den Buchmarkt und betreiben einen Niveaulimbo nah an der Grenze zu diesem billigen Self Publisher Zeugs.


    Bereits am Ende des 1. Kapitels auf Seite 14 hätte ich merken müssen, dass dieses Buch nichts taugt. Eine an und für sich dramatische Szene ist so unreif geschrieben, dass es bei mir keinerlei Gefühlsregungen ausgelöst hat. Das Opfer selbst benimmt aber aber auch saublöd und man möchte fast schreiben: Selbst Schuld das du ermordet wurdest du hohle Nuss! Aber was kann die arme Romanfigur dafür, dass sie sterben musste? Eigentlich nichts ... Auf ihrem virtuellen Grabstein sollte stehen: Gestorben durch die Hand einer untalentierten Autorin die ihr Handwerk nur mässig beherrscht.


    Es folgen viele, sehr viele kurze Kapitel die kaschieren, dass die Autorin weder in der Lage ist interessante Figuren zu gestalten noch eine düstere Atmosphäre zu schaffen. Ich fühle mich in meiner Meinung wieder einmal bestätigt, dass viele kurze Kapitel meist ein deutlicher Hinweis für ein Fehlen an schriftstellerischen Qualität ist. Wobei es immer Ausnahmen gibt und Schriftsteller die das verdichtete Schreiben meisterhaft beherrschen. Angela Marsons gehört leider nicht dazu. Regungslos lese ich, wie die Handlung mit Karacho auf mich zu kommt und flux an an mir vorbei schwirrt. Um mal was Positives zu erwähnen: Die finstere Geschichte an sich ist gut ausgedacht. Leider wird das vorhandene Potential kaum genutzt. Ein Grund: Die Ermittlungsarbeit schreitet zu gradlinig und zu schnell voran und jeglicher Stopp oder eine Abzweigung in Richtung Dramaturgie und atmosphärisch dichter Szenen bleibt mehrheitlich aus. Das ist zwar irgendwie spannend reicht aber in der heutigen Zeit mit der riesigen Anzahl an guten Kriminalromanen einfach nicht mehr aus.


    Bei der Hauptfigur Kim Stone greift die Autorin ganz tief in die Klischeekiste und überzieht diese mit einer dramatischen Vergangenheit und daraus folgenden Charakterzügen, dass es vor Unglaubwürdigkeit nur so trieft. Im Krimigenre sind problembehaftete Protagonisten seit ein paar Jahren die Regel aber man kann es auch übertreiben wie in diesem Fall. Dafür bliebt der Rest ihres Teams nur schablonenhaft umrissen und weitestgehend blass.


    Ich habe das Buch nur ausgelesen, wobei ich in der zweiten Hälfte ein flottes Lesetempo angeschlagen habe um der Sache ein schnelles Ende zu bereiten, weil ich zu jedem Buch das ich lese eine kurze Meinungsäusserung schreiben will. Ansonsten hätte ich diesen Krimi nach etwa 70 bis 80 Seiten abgebrochen.


    2ratten

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    Autor


    Clemens Berger, geboren 1979 im Südburgenland, studierte Philosophie in Wien, wo er als freier Schriftsteller lebt. Berger hat zahlreiche Romane und Erzählbände veröffentlicht, zuletzt erschien die Novelle "Ein Versprechen von Gegenwart" im Luchterhand Literaturverlag.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    Macht Geld glücklich? Kann uns Geld zumindest freier machen? Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Und was passiert, wenn wir uns plötzlich aus der gewohnten Umlaufbahn unseres Lebens herauskatapultieren? Dies sind die Fragen, die Clemens Berger in seinem neuen großen Roman umkreist.


    Der international gefeierte Künstler Kasimir Ab, dessen Werke bei Ausstellungen regelmäßig astronomische Preise erzielen, stößt an die Grenzen seines sorgenfrei abgefederten Lebens und entdeckt seine subversive Ader. Er tauscht das Atelier mit der Straße und tritt ungewollt eine gesellschaftliche Kettenreaktion los. Pia und Julian, die bei einer Sicherheitsfirma angestellt sind und Nacht für Nacht Geldautomaten befüllen, fragen sich, wie groß die Summe für einen gemeinsamen Neuanfang in einem anderen Teil der Welt wohl sein müsste. In einem wagemutigen Schritt machen sie ernst und reißen die Brücken zu ihrem bisherigen Leben ein. Und Rita, Tierpflegerin im Schönbrunner Tierpark, wird aus ihrem einsamen, zurückgezogenen Leben durch die Geburt eines kleinen Pandabären herausgerissen und durchlebt unerwartet einen zweiten Frühling.


    In meisterlicher Manier fühlt Clemens Berger der Zeit ihren Puls und entwirft einen lustvoll erzählten Reigen um Geldscheine, Schwerelosigkeit und Kuckucke, um Kunst, Auflehnung und Subversion, der den Leser von Wien nach Neapel und Saigon, Bordeaux und Chengdu führt. Nichts ist, was es scheint: nicht einmal ein kleiner Panda.


    Meine Meinung


    Der mir bis zu diesem Buch gänzlich unbekannte österreichische Schriftsteller Clemens Berger legt einen 670 Seiten starken aber sehr kurzweiligen Roman vor der schneller gelesen ist, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Dies liegt einerseits am gefälligen und bodenständigen Schreibstil und anderseits an der ansprechenden Figurengestaltung. Bei mir stellte sich von Beginn weg ein angenehmer Lesefluss ein und ich folgte den interessanten Handlungssträngen um ein Pärchen, dass bei einer Sicherheitsfirma angestellt ist und Geldautomaten mit den dringend benötigten Scheinen auffüllt und darüber nachdenkt, was man für ein Leben führen könnte wenn man das Geld behalten bzw. stehlen könnte. Dann ist da ein Künstler, der primär Motive mit Händen malt und am Kunstmarkt so erfolgreich ist, dass er finanziell ausgesorgt hat aber ihn bewegen andere Gedanken die mit dem Leben und Geld zu tun haben. In der dritten Handlung wird eine Pflegerin im Zoo als einzige von der Pandamutter akzeptiert und nur sie darf zum frisch geborenen Pandababy und sich um den Winzling kümmern. So in etwa kann man in grober Form die drei primären Erzählstränge umreissen.


    In diesen belletristischen Roman dreht sich vieles um die Themen Geld und Lebensgestaltung und was einen Menschen bewegt und glücklich macht. Die Handlung führt die Leser um den halben Erdball und wird so zu einem Reise- und Entwicklungsroman. Ab und zu kommt sogar ein höchst ungewöhnlicher Erzähler ins Spiel der die Geschichten auflockert. Der Autor beweist mit der stattlichen Anzahl Seiten, dass er über einen langen Atem verfügt und den brauchen ab und zu auch die Leser. Besonders in der zweiten Hälfte des Buches hatte ich das Gefühl, dass man auf ein paar Szenen hätte verzichten können. Das ist aber der einzige Kritikpunkt in einem ansonsten lesenswerten Werk das auch äusserlich mit einem schönen Cover zu glänzen vermag.


    4ratten

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    Autor


    Andreas Kollender wurde in Duisburg geboren, studierte in Düsseldorf Germanistik und Philosophie und arbeitete nebenbei auf dem Bau, im Einzelhandel und in einer Szenekneipe. Seit 1995 lebt er als freier Autor in Hamburg und leitet Kurse für literarisches Schreiben.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    Sommer 1943: Hitler muss weg! Das steht für Fritz Kolbe fest. Als Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes hat er Zugang zu streng geheimen Dokumenten, die er aus der Behörde schmuggelt.
    Eine Kurierfahrt in die Schweiz ermöglicht ihm die Kontaktaufnahme zu den Amerikanern. Kolbe beginnt ein lebensgefährliches Doppel­leben. Er übergibt den Amerikanern hochbrisantes Mate­rial, darunter der genaue Lageplan der Wolfsschanze, Hitlers Hauptquartier, sowie wichtige Hinweise auf Spione und einen deutschen Geheimsender in Irland. Die Alli­ierten nutzen seine Informationen, aber Hitler bleibt an der Macht und der sinnlose Krieg geht weiter.
    Kolbe zweifelt mehr und mehr an seiner Mission, will aufgeben, doch Marlene, die Frau, die ihm alles bedeutet, ermutigt ihn zum Weitermachen. Bis es zu einem folgenschweren Unfall kommt …


    Meine Meinung


    Dieser Kriminalroman enthält eine Spionagegeschichte und ist zugleich ein Historischer Roman mit biografischen Elementen. Es ist die Würdigung eines äusserlich unscheinbaren aber mutigen Mannes mit hohen ethischen Prinzipien der sein Leben riskiert hat, um dem Wahnsinn des 2. Weltkriegs ein möglichst frühes Ende zu setzen oder zumindest dem herrschenden Regime der Nazis Sand in die gut geölte Kriegsmaschinerie zu streuen. Mit der Weitergabe von elementaren Geheiminformationen wird er indirekt zum Saboteur des Regimes. Das diese Geschichte auf einer realen Person und wahren Begebenheiten beruht, habe ich erst ganz am Ende des Buches bemerkt.


    Fritz Kolbe ist ein bescheidener Mann der während des 2. Weltkriegs im Auswärtigen Amt in Berlin arbeitet. Mit seiner dezenten wie unauffälligen Art aber einigem Arbeitseifer macht er sich bei seinen Vorgesetzten beliebt. Er ist unter anderem dafür verantwortlich, streng geheime Dokumente zu vernichten. Das er einige Berichte vor dem Feuer rettet oder vorher Kopien anfertigt bleibt unbemerkt. Fritz Kolbe wird sogar ausgewählt als diplomatischer Kurier nach Bern zu reisen. Dort nutzt er die Möglichkeit die vertraulichen Dokumente amerikanischen Geheimdienstleuten zu übergeben. Aus dem braven Beamten Fritz Kolbe wird ein eminent wichtiger Spion. Sein Doppelleben in Berlin Aufrecht zu erhalten und Informationen weiterzugeben wird mit dem sich abzeichnenden Ende des Krieges und der aufkommenden Nervosität und Verzweiflung der Politgranden immer schwieriger. Das gegenseitige Misstrauen auf den Fluren des Amtes ist spürbar und wird zu einer grossen Gefahr.


    Der Schriftsteller Andreas Kollender schreibt einen von A bis Z überzeugenden Roman. In seiner Struktur und dem Verzicht auf unnötige Actionszenen weicht er zwar vom klassischen Kriminalroman ab aber dank der eingängigen Schreibweise und der feinen Personenzeichnung bleibt der Spannungsbogen über die ganzen 448 Seiten hoch. Der Autor fädelt geschickt eine aufkeimende Liebelei mit Marlene ein und als Leser identifiziert man sich mit den beiden und hofft es möge gut ausgehen. Ein lesenswertes Buch über eine schwere Zeit in der Moral und Menschlichkeit lebensgefährlich waren.


    5ratten

    Diesen Historischen Roman zu beurteilen und zu bewerten fällt mir unheimlich schwer. Er hinterlässt bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Gute und inhaltlich interessante Abschnitte wechseln sich mit langatmigen und eher verzichtbaren Kapitel ab. Die sehr finstere Stimmung legt sich wie eine Glocke über der Geschichte und lässt kaum freundliche Lichtstrahlen für stimmungsaufhellende Passagen zu. Dies spricht für eine konsequente, man könnte auch sagen zeithistorisch authentische Umsetzung des ausgehenden Mittelalters andererseits hat mich diese Düsternis auf emotionaler Ebene zunehmend von der Geschichte weggetrieben und ich war heilfroh, als ich das Buch endlich ausgelesen habe und ich mich einer neuen, freundlichen Lektüre zuwenden kann. Das dunkle Cover und die Kurzbeschreibung stehen sinnbildlich für den schweren Inhalt.


    Der Schreibstil von Neil Mackay ist gefällig und ist auch für Gelegenheitsleser gut zu lesen. Im Genre der Historischen Romane ist dieses Werk meiner Meinung nach eher ein Nischenprodukt. Er ist weder für Leserinnen die leichte Historische Romane à la "Die … in" mögen noch ist es eine Historischer Kriminalroman. Ich weiss ganz ehrlich nicht, welchen Konsumenten ich dieses Buch ernsthaft empfehlen könnte. Am ehesten geschichtlich interessierte Leser die ein Gemüt haben um die bleierne Schwere ertragen können und Durchhaltevermögen besitzen. Dennoch hat das Buch etwas ansprechendes, was wenigstens teilweise interessant ist aber es reicht nicht um den Spannungsbogen über 540 Seiten hoch zu halten.


    3ratten

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    Autor


    Gregg Hurwitz schreibt neben Thrillern Drehbücher für die großen Hollywood-Studios sowie Comicbücher für so prestigeträchtige Verlage wie Marvel (Wolverine, Punisher) und DC (u.a. Batman). Mit seinen Büchern hat er den Weg auf die New York Times-Bestsellerliste gefunden und seine 15 Thriller sind mittlerweile in 22 Sprachen übersetzt worden. Die Filmrechte an Orphan X konnte Gregg bereits vor Veröffentlichung an Warner Bros. verkaufen.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    1. Gebot: Keine voreiligen Schlüsse


    Seine Nachbarn halten Evan Smoak für einen harmlosen Verkäufer von Industriereinigern. Dabei ist er eine der tödlichsten und geheimsten Waffen der US-Regierung: ein Absolvent des Orphan-Programms, in dem Waisenkinder zu hocheffizienten Killern ausgebildet wurden.


    4. Gebot: Es ist nie persönlich


    Nach Jahren des Mordens im inoffiziellen Regierungsauftrag, ist Evan in den Untergrund gegangen. Er hilft nun den Verzweifelten, die mit ihren Problemen nicht zur Polizei gehen können - mit allen Fähigkeiten, die ihm zur Verfügung stehen. Dabei hält er sich strikt an seine eigenen Gebote. Doch diesmal bricht er eine der Regeln und sein Auftrag entwickelt sich zur Katastrophe. Nun muss er gegen ein Gebot nach dem anderen verstoßen, damit das allerwichtigste unangetastet bleibt:


    10. Gebot: Lasse niemals einen Unschuldigen sterben


    "Orphan X ist Gregg Hurwitz‘ bislang bestes Buch - eine meisterliche Demonstration all der Stärken, die seine Thriller ausmachen."


    Meine Meinung


    Es gibt manchmal diese Momente, da will man einfach einen zackigen Thriller typisch amerikanischer Machart lesen mit einem kolossalen Helden bei dem männliche Leser sich wünschen, ein bisschen wie er zu sein und von dem weibliche Leser feuchte Hände und zittrige Knie bekommen. ;) Wenn der Thriller gut erzählt ist, ist gegen eine solche Lektüre mit hohem Handlungstempo und einem enormen Unterhaltungswert absolut nichts einzuwenden.


    Evan Smoak ist ein Waisenkind und er wird als 12-jähriger in ein geheimes Ausbildungsprogramm der Regierung aufgenommen. Jugendliche werden in jahrelangem Training im "Orphan" Projekt zu perfekten Agenten, oder wenn man es realistisch nennen will, zu vollkommenen Tötungsmaschinen ausgebildet. Ihre Existenz und ihre Einsätze werden von offizieller Seite geleugnet und im schlimmsten Fall der Fälle werden die anonymen Killer der Regierung ihrem Schicksal überlassen. Evan ist nicht nur ein Absolvent sondern einer der Besten des Elite-Programms. In zahlreichen Einsätzen rund um den Erdball hat er sein Leben riskiert und dabei viele kriminelle Subjekte ausgelöscht. Irgendwann läuft das Orphan Projekt aus und die überlebenden Agenten tauchen unter. Evan wird von Zweifel an seinen begangenen Taten heimgesucht und als Kompensation wird er zu einer Art moderner Robin Hood der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen in arger Not zu helfen. Er ist der "Nowhere" Man der aus dem Nichts auftaucht, seinen meist tödlichen Job erledigt und dann auf Nimmerwiedersehen verschwindet.


    Der Reiz dieser Geschichte geht eindeutig von der heroischen Hauptfigur Evan Smoak aus. Der durchaus sympathische Einzelgänger, der strikt nach seinen gelernten Geboten lebt und diese mantrahaft runterbetet, strahlt als Privatperson Wärme und Vertrauen aus das sich im Auftragsfall von einer Sekunde auf die andere in professionelle Kälte verwandelt. Wer sich dafür entscheidet, dieses Buch zu kaufen und zu lesen, wird natürlich die vielen Actionszenen mögen.


    Evan verwendet in jeder Hinsicht modernste Technologie. Deren detaillierte Beschreibungen wirken irgendwie gekünstelt als hätte der Autor diese Informationen aus dritter Hand und sie gehen einem besonders zu Beginn etwas auf die Nerven. Zum Glück wird das ausführliche Umschreiben im Verlaufe des Romans deutlich weniger aber es hört nie ganz auf. (Dieses versessene beschreiben scheint ne Macke oder ein unverwechselbares Markenzeichen des Autors zu sein) Zudem bedient sich der Verfasser der Geschichte einiger Klischees aber das ist bei dieser Art Roman kaum zu vermeiden. Ansonsten ist der Roman im krimitypischen, flüssig zu lesenden Sprachstil geschrieben der zu keiner Kritik Anlass gibt.


    Dies ist sicher keine Hochliteratur die Jurypreise gewinnt und im Feuilleton der Medien besprochen wird. Es ist Genreliteratur für Leser die sowas mögen und wissen auf was sie sich einlassen und da wird der Roman auf viel wohlwollen stossen.


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    Klappentext/Kurzbeschreibung


    Als Hurrikan Katrina mit den Südstaaten der USA fertig ist, hat Wes Trench alles verloren. Er ist kaum erwachsen, und doch erscheint es ihm, als sei sein Leben schon vorbei. Weil er es zu Hause nicht länger aushält, heuert Wes beim Shrimper Lindqvist an. Der alte Fischer ist noch übler dran: Was er fängt, reicht kaum zum Leben, ein Ölteppich bedroht die Küste, und zu allem Unglück ist ihm auch noch die Armprothese gestohlen worden. Besessen von der Idee, in den Sümpfen der Küste einen Schatz zu finden, fährt er immer wieder mit seinem Boot raus. Auch die gefährlich durchgeknallten Toup-Brüder, deren Grasplantagen er zu nahe kommt, können ihn nicht davon abhalten. Wes genießt die Freiheit an Lindqvists Seite und fasst allmählich neuen Mut, bis ihn ein weiterer Schicksalsschlag zu einer Entscheidung zwingt. Ein großer Roman, der packend und mit viel Liebe zu seinen störrischen, gebeutelten Figuren von Verlust erzählt und davon, was es heißt, allen Widrigkeiten zum Trotz immer wieder aufzustehen.


    Meine Meinung


    Das bodenständige Sub-Genre der "Country-Noir" Romane erkämpfte sich in den letzten Jahren einen kleinen aber festen Platz im weitläufigen Literaturmarkt. Etablierte Schriftsteller wie Pete Dexter, Cormac McCarthy, Joe R. Lansdale, Donald Ray Pollock oder Daniel Woodrell erhalten Unterstützung von Debütanten wie Brian Panowich oder in diesem Fall Tom Cooper. Ich darf erfreut feststellen: Das kleine Genre mit den rustikalen Geschichten lebt! Und es scheint zu wachsen und neue starke Autorenstimmen erreichen neue Leserschichten und können diese für sich vereinnahmen.


    Tom Cooper nimmt sich den vom Schicksal gebeutelten Krabbenfischer an der Küste des Golfstroms im US Bundesstaats Louisiana an. Erst kämpfen sie mit den Folgen des verheerenden Hurricans Katrina und nur ein paar Jahre später ereignet sich die Umweltkatastrophe Deepwater Horizon der die Gewässer mit einer Ölpest verseucht. Die Fischer sehen sich ihrer Fanggründe und Existenz beraubt und die verantwortliche Ölfirma BP will sie mit einer mickrigen Geldsumme entschädigen. Die knorrigen Menschen im Mündungsdelta des Mississippi, den sogenannten Bayous, sind ein karges Leben mit langen arbeitsreichen Tagen bei geringem Lohn gewöhnt. Sie sind Gefangene der Umstände haben aber ihr eintöniges Dasein so wie es ist grösstenteils akzeptiert. Sie schlagen sich auf Gedeih und Verderb durchs Leben und nehmen es notfalls in Kauf, mit dem Gesetz und dessen zur Durchsetzung verpflichteten Vertreter in Konflikt zu geraten.


    In diesem Roman wird abwechslungsweise aus der Sicht verschiedener, gleichberechtigter Figuren erzählt. Das es ausgerechnet Wes Trench ist der im deutschen Titel erwähnt wird, dürfte seinem jugendlichen Alter geschuldet sein und weil er sein Leben noch vor sich hat. Ansonsten dürfte am ehesten der einarmige Lindquist, dem sogar seine Armprothese gestohlen wird, der mit einem Metalldetektor durch das Moor irrt und nach einem angeblichen Piratenschatz sucht die Gunst der Leser gewinnen. Die anderen "Sumpfratten" der Geschichte stecken bis zu den Knöcheln im Morast ihres beschwerlichen Lebens fest und sind sich ihrer Chancenlosigkeit bewusst. Im Prinzip ist die schöne aber gefährliche Sumpflandschaft mit ihrer Flora und Fauna der heimliche Star der Geschichte. Sie ist mehr als bloss die Kulisse für die Geschichte und der Autor würdigt mehrfach den (bösen) Zauber der in ihr liegt und den sie verströmt. Diese widerspenstige Umgebung ist es auch der die Menschen kontinuierlich über die Jahre hinweg schleift und teilweise zermürbt bis sie zu dem werden die sie sind.


    Die Erzählung beginnt verhältnismässig gemächlich mit textlich längeren Kapitel um die Protagonisten vorzustellen damit wir Leser eine erste Tuchfühlung aufnehmen können. Sofern man als Leser mit den ungehobelten und teils unsympathischen Hauptfiguren überhaupt eine gefühlsmässige Nähe aufbauen will. Nach und nach verkürzt der Autor Tom Cooper die Kapitel und es fühlt sich beim Lesen so an, als würde sich die Handlung fortlaufend beschleunigen. Das Geschehen fesselt einem zunehmend an die Geschichte und es warten zwei, drei skurrile Szenen darauf entdeckt und gelesen zu werden.


    Ein grandioses Buch mit grossartigen Beschreibungen von Land und Leuten in einer in Auflösungserscheinungen zeigenden Region das gänzlich ohne strahlende Helden auskommt.


    5ratten