Hallo!
Am 14.04.216 nach christlicher Zeitrechnung wird in Mesopotamien Mani geboren. Kurz vor seiner Geburt verließ sein Vater Pattig seine Frau Miriam, um sich einer Sekte anzuschließen, die keine Frauen in ihrer Gemeinschaft duldete. Im Alter von vier Jahren wurde Mani von seinem Vater abgeholt und in die Sekte eingeführt. Mani wuchs in dieser strengen Umgebung auf, wo jedes Begehren und jede Leidenschaft als Sünde galt und bestraft wurde. Aber er verschaffte sich Momente der Einsamkeit am Tigrisufer, wo er stundenlang mit seinem zweiten Ich Gespräche führen konnte und auch seine ersten Visionen hatte. Im Alter von 24 verließ er schließlich die Sekte, um seine eigene Lehre zu verkünden. Sein Vater Pattig und seiner treuer Freund Malchos folgten ihnen auf seinen Wegen und die Gesellschaft schien ihm mit Wohlwollen zu begegnen. Unter Schapur, dem mächtigen Perserkönig, durfte Mani seine Religion im gesamten Sassanidenreich verkünden.
Ich respektiere jeden Glauben, und genau das ist in aller Augen mein Frevel. [...] Und ich, Mani, der ich aller Freund sein möchte, werde sie bald alle zu Feinden haben. Mein Verbrechen ist, daß ich sie zur Versöhnung bewegen will. Das werde ich bezahlen müssen. Denn um mich zu verdammen, werden sie sich zusammentun.
Leider durfte Mani auch mit dieser Vision Recht behalten. Nach Schapurs Tod wurde er verhaftet und starb am 02.03.274.
Wenn aber die Menschen einmal aller Riten, Mythen und Verwünschungen überdrüssig sind, dann werden sie sich daran erinnern, daß eines Tages, zur Zeit des großen Schapur, ein demütiger Sterblicher einen Ruf durch die Welt ertönen ließ.
Amin Maalouf versteht es, sehr lebendig und spannend zu erzählen. Er schafft es, das damalige Leben zu skizzieren und Einblicke in Manis Lehre zu liefern, ohne den Leser mit all zu vielen Details zu ermüden. Im Ägypten wurde Mani der "Apostel Jesu" und in China "Buddha des Lichts" genannt. Inzwischen ist sein Ruf ziemlich verklungen und in Vergessenheit geraten. Geblieben sind aber die Begriffe "manichäisch" und "Manichäismus", die Amin Maalouf zufolge, "in verschiedenen Sprachen nichts weiter sind als ein Synonym für Schwarzweißmalerei." Es ist ein Anliegen des Schriftstellers aufzuzeigen, dass Mani weit mehr war als ein Vertreter eines Dualismus und mit seinem Buch gelingt es ihm, ein differenzierteres Bild des Mannes aus Babel zu zeichnen.
Ein toller historischer Roman - wie so vieles von Maalouf.
Liebe Grüße
nikki