Kaufen* bei |
Verlag: Lübbe ISBN: 3-404-15713-3 Seiten: 813 Ausgabe: Taschenbuch Preis: € 8,95 ET: 08.2007 |
London, 1852
Zwei junge Frauen treten die Reise nach Neuseeland an. Es ist der Aufbruch in ein neues Leben – als künftige Ehefrauen von Männern, die sie kaum kennen. Die adlige Gwyneira ist dem Sohn eines reichen „Schafbarons“ versprochen, und die junge Gouvernante Helen wurde als Ehefrau für einen Farmer angeworben. Ihr Schicksal soll sich erfüllen in einem Land, das man ihnen als Paradies geschildert hat. Werden sie das Glück und die Liebe am anderen Ende der Welt finden?
Ein fesselnder Schmöker über Liebe und Hass, Vertrauen und Feindschaft und zwei Familien, deren Schicksal untrennbar miteinander verknüpft ist. ...
Meine Meinung
Gwyneira, die Tochter eines englischen Lords aus Wales, wird in Neuseeland von ihrem zukünftigen Ehemann, dem Sohn eines „Schaf-Barons“, erwartet. Helen, die Gouvernante eines englischen Kaufmannes aus London antwortet auf eine Heiratsanzeige eines neuseeländischen Gentlemans und beabsichtigt, diesen zu heiraten. Gwyneira und Helen könnten unterschiedlicher nicht sein. Und so unterschiedlich die beiden sind, so unterschiedlich sind auch ihre Vorstellungen von Neuseeland und ihrem neuen Leben. Gwyneira erhofft sich Abenteuer und ein Pionierleben, Helen erwartet einen geordneten Haushalt und einen höflichen Gentleman, der in Neuseeland zu Wohlstand gekommen ist. Bei ihrer mehrwöchigen Überfahrt lernen sich die beiden Frauen kennen und werden trotz ihres Standesunterschiedes zu engen Freundinnen. Was sie beide in Neuseeland tatsächlich erwartet, ernüchtert beide sehr schnell und ihre Freundschaft wird umso wichtiger, allerdings auch nicht einfacher…
Sarah Lark ist ein wunderschöner Roman über die ersten Siedler Neuseelands und zwei Frauen gelungen, die versuchen das Beste aus ihrer Situation in einem neuen Land zu machen. Wer bedeutende historische Hintergründe erwartet, wird leider enttäuscht werden. Denn in das Genre der historischen Romane kann man „Im Land der weißen Wolke“ nicht einordnen. Vielmehr ist dieses Buch die Familien-Saga zweier verfeindeter Familien, die über zwei Generationen erzählt wird. Man erfährt einiges über Schaf-, Pferde- und Hundezucht. Natürlich fehlen die Maoiris nicht und ich finde, Sarah Lark hat genau die richtige Mischung hinbekommen, nicht zu viel über die Eingeborenen und nicht zu wenig. Man bekommt einen guten Eindruck, aber keine Lehrstunde.
In kleinen Abstechern wird der Leser mit dem abscheulichen Wal- und Robbenfang und der Goldsuche konfrontiert. Im Vordergrund allerdings stehen Helen und Gwyneira und deren Leben. Sarah Lark hat es geschafft, einen sehr spannenden und vor allem nicht mehr loslassenden Roman über diese so unterschiedlichen Frauen und ihrem nie enden wollenden Kampfgeist zu schreiben. So schwierig sich deren Leben immer wieder gestaltet, so energisch gehen sie an die neue Herausforderung an. Es ist ein Roman über starke Frauen, lebenslange Freundschaft, Liebe und natürlich das Überleben in einem kaum besiedelten Land.
Die Figuren haben mir in ihrer Ausgestaltung alle sehr gut gefallen. Sie haben Tiefe, sind facettenreich und äußerst lebendig. Allerdings hätte ich mir ab und an gewünscht, mehr in das Innerste der Hauptfiguren sehen zu können, ein wenig mehr über ihre Gedanken und Gefühle zu erfahren. Ich habe zwar mit ihnen mit gefiebert, mich mit ihnen gefreut, Ängste ausgestanden und jede Situation voller Anteilnahme miterlebt, aber es viel mir am Ende nicht allzu schwer mich von ihnen zu verabschieden. Allerdings muss ich zugeben, dass ich doch insgeheim auf eine Fortsetzung hoffe.
Besonders schön finde ich, dass der Roman gut ohne großes Liebesgesäusel auskommt. Natürlich findet die Liebe ihren Platz in diesem Buch, aber in einem sehr schönen Rahmen und ohne, dass es kitschig oder vorhersehbar wirkt. Insgesamt ist die Handlung meistens voller Überraschungen und selten vorhersehbar. Fast jedes Mal, wenn ich meinte, ich hätte eine Ahnung davon wie es weitergeht, wurde ich durch eine andere Wendung überrascht. Oft hatte ich ein ungutes Gefühl, ohne zu wissen warum, und fast immer bestätigte sich dieses Gefühl kurz darauf durch eine bedrohliche Situation oder ein Ereignis. Sarah Lark scheut nicht vor hässlichen Episoden und Charaktereigenschaften zurück, was dem Roman sehr viel Glaubwürdigkeit verleiht, auch wenn ich wirklich teilweise sehr entsetzt war. Aber, so muss es sein.
Leider kam mir Helen manchmal ein wenig zu kurz. Zugegeben, Gwyneiras Leben gibt mehr zum Erzählen her, hat mehr Potential, dennoch hätte ich gern ein wenig mehr über Helen erfahren. Denn ich finde, sie hat eindeutig das schwerere Los gezogen.
Das Leben der Maoris ist sehr schön eingeflochten, nicht nur ihre andere Lebensauffassung, sondern auch ein wenig ihrer Sprache und Essgewohnheiten finden einen Platz in diesem Roman. Der Autorin ist es gelungen, das angepasste Leben der Eingeborenen so einzubinden, dass es ohne jegliche Wertung ihrerseits bleibt.
Sarah Lark hat eindeutig das Talent, den Leser zu fesseln und vor allem zu überraschen. Ich erwarte gespannt ihren neuen Roman, an dem sie derzeit schreibt. Vielleicht habe ich Glück und es ist eine Fortsetzung um Helen und Gwyneira…
Meine Bewertung