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Henning Mankell hat in diesem Jahr einen neuen Roman abgeliefert, der weder wie sonst Krimi ist noch die Afrika/Aids-Thematik hat:
Die italienischen Schuhe
Diesen Roman möchte ich besonders allen hier ans Bett legen (oder an den Liegestuhl), die nicht mehr so ganz blutjung sind und auch öfter mal rückschauend auf ihr bisher gelebtes und mehr oder weniger gelungenes Leben schauen. Er ist auch ein wunderbares Geschenk für Menschen über - sagen wir mal - 40.
Mir hat er sehr gefallen - er ist ernst (aber auch augenzwinkernd und skurril) und großartig geschrieben. Mich hat die ruhige, unspektakuläre, schlichte und schnörkellose Art zu schreiben öfter an Maarten 't Hart erinnert.
Inhalt (in meinen Worten):
Ein 66j. Chirurg hat sich vor 12 Jahren wegen eines schlimmen Kunstfehlers, der aber nicht den Tod der Patientin zur Folge hatte, auf eine einsame Schäreninsel zurückgezogen, wo sein einziger menschlicher Kontakt der Werbung vorbeibringende, hypochondrische Postbote ist, welcher ihn als seinen Leibarzt ansieht.
40 Jahre zuvor, als junger Arzt, hatte er wortlos seine damalige große Liebe Harriet verlassen und nie wieder gesehen - und jetzt kommt sie mitsamt ihrem Rollator übers Eis geschoben! Sie (jetzt todkrank) verlangt, dass er ein Versprechen einlöst, das er ihr vor 40 Jahren gab: nämlich, ihr einen ganz bestimmten schwedischen Waldsee zu zeigen.
Die Reise der beiden zu diesem See, die Erlebnisse und Begegnungen unterwegs, die Entdeckungen (sie hat eine Tochter von ihm) führen den Arzt, an lauter ungewöhnlichen Menschen vorbei oder mit ihnen, in sein Leben zurück. Er fängt an zu verstehen, dass man sich nicht vor Verantwortung drücken kann.
Das geht soweit, dass er Kontakt mit dem "Kunstfehler" sucht, um endlich mit der Flucht vor der Verantwortung aufzuhören und sich auch hier einem Fehler seines Lebens zu stellen...
Sein Leben wird endlich wieder ein Leben, das diesen Namen verdient: lebendig, geteilt mit anderen, jungen und alten, Menschen.
Der Titel erklärt sich aus einer Begegnung mit einem uralten italienischen Schuhmacher, der in Schweden lebt und nur 2 Paar Schuhe pro Jahr anfertigt, auch ihm, und dessen (bedenkenswertes!) Motto ist:
"Wenn der Schuh passt, denkt man nicht an den Fuß."
Dieser Satz steht auch vorne im Buch.
Großartiger Lesestoff zum Genießen, Nachdenken, Resümmieren und auch gespannt Weiterverfolgen - ich habe viel Schräges, Unerwartetes, Spannendes ausgelassen!!!