Leo Tolstoi - Anna Karenina

Es gibt 69 Antworten in diesem Thema, welches 34.345 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kati.

  • Die Rezi von Ophelia ist einfach nur grandios, zumindest für mich. Das macht so etwas von neugierig auf diesen große Roman. Vielen Dank, liebe Ophelia für deine wunderbaren Gedanken und Ausführungen. Ich mag so große und gefühlvolle Romane. Vor allem, wenn sie auch noch einen gesellschaftskritischen Aspekt haben. Ich finde es für mich persönlich besonders reizvoll, wenn du den Tolstoi als sogenannten Frauenversteher schilderst.


    Jetzt suche ich nur noch nach der richtigen Atmosphäre bzw. Zeit, wann ich mir dieses Werk vornehme.


    Vielen herzlichen Dank an Ophelia!! :anbet:

  • Ohje, da bekomme ich ja Bammel, meine eigene Rezi zu schreiben. Eure Rezensionen sind wirklich gut gelungen. Irgendwie habe ich das Gefühl, in letzter Zeit sei die Qualität meiner Rezis gesunken... Ich wag mich gar nicht daran, über Anna zu schreiben :redface:

    //Grösser ist doof//

  • Warum denn nicht, Jari? Mach dir doch keinen Druck und schreibe das, was dir durch den Kopf geht, wenn du an das Buch zurückdenkst. Und wenn ich ehrlich bin, ist mir die Rezi da oben auch verdammt schwer gefallen und ich habe recht lange gebraucht, meine vielen Gedanken zu ordnen, und ich finde, man kann dem Buch in so einer Rezi auch nicht wirklich gerecht werden. Aber ist das so wichtig? Wichtig ist, dass andere Leser einen kleinen Eindruck bekommen und bestenfalls zum Lesen animiert werden. Und wenn dir das Buch gefallen hat, dann wird deine Rezi schon das Richtige ausdrücken. :smile:

  • Ach, irgendwie fühle ich mich leicht gestresst, da sich die Bücher, die rezensiert werden wollen, mal wieder stapeln. Bloss die Zeit findet sich nicht und für Anna hätte ich doch gerne etwas Zeit, um, wie du schon sagst, alles zu ordnen und dem Buch wenigstens einigermassen gerecht zu werden. Und durch das Aufschieben bin ich nur noch gestresster :rollen: :breitgrins:

    //Grösser ist doof//

  • Nachdem es Tolstoi mit einem Zitat sogar in meine Signatur geschafft hat - etwas, das ihm noch keiner in den Jahren seit Bestehen des Forums vorgemacht hätte - will ich nun unbedingt auch etwas von ihm lesen (wohl am liebsten alles). Mal sehen, welche Übersetzung der "Anna Karenina" es auf meinen SUB schafft. Könnt ihr etwas empfehlen?

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Mal sehen, welche Übersetzung der "Anna Karenina" es auf meinen SUB schafft. Könnt ihr etwas empfehlen?


    Ich empfehle Röhl. Mein hauseigener Russland-Liebhaber übrigens auch :zwinker:

    //Grösser ist doof//


  • Ich empfehle Röhl. Mein hauseigener Russland-Liebhaber übrigens auch :zwinker:


    Weil? :breitgrins:
    Sorry, ich bin natürlich neugierig genug, zu fragen, was denn nun für die eine oder andere Übersetzung spricht :breitgrins:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Weil? :breitgrins:
    Sorry, ich bin natürlich neugierig genug, zu fragen, was denn nun für die eine oder andere Übersetzung spricht :breitgrins:


    Wie in der Schule :lachen:
    Röhl macht sehr angenehme Sätze, sie lassen sich leicht und süffig lesen. Er verzichtet auf ellenlange Sätze, ohne sich zu weit von der originalen Ausdrucksweise des Autoren zu entfernen (soweit ich das beurteilen kann). Es war tatsächlich dieser Übersetzer, der mir die Angst vor den "Grossen Russen" nahm.

    //Grösser ist doof//

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    Ich empfehle Rosemarie Tietze. Hanser hat zudem hervorragende Kommentare im Anhang. Die Übersetzung wurde ausgezeichnet.


    Gruß, Thomas


  • Ich empfehle Rosemarie Tietze. Hanser hat zudem hervorragende Kommentare im Anhang. Die Übersetzung wurde ausgezeichnet.


    Mit der hatte ich genau aus diesen Gründen schon geliebäugelt. Kennst Du die Übersetzung, Klassikfreund?

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Mit der hatte ich genau aus diesen Gründen schon geliebäugelt. Kennst Du die Übersetzung, Klassikfreund?


    Ja, sie steht hier im Regal. Habe aber nur die ersten Seiten angelesen. Finde diese Übersetzung sehr "korrekt". Habe mich da mal von meiner russischen Kollegin beraten lassen, die mir ein paar Stellen aus den ersten Seiten übersetzt hat.


    Gruß, Thomas

  • Prima.. ich habe die Qual der Wahl. Vielleicht kann ich auf der Leipziger Buchmesse mal in das eine oder andere Exemplar reinlesen.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • nimue, ich bring dir am Samstag mal mein Buch mit, dann kannst du bis zur Buchmesse da ja schon mal in Ruhe reinschauen, um dann vergleichen zu können :winken:

    Liebe Grüße

    Karin

  • Nun habe ich mich auch endlich an eine Rezension zu Anna gewagt :winken:


    Inhalt:


    Als die verheiratete Anna Karenina auf den Lebemann Wronski trifft, nimmt eine der berühmtesten Liebesgeschichten der Weltliteratur ihren Lauf. Leidenschaftlich stürzt sich Anna in die Affäre mit Wronski. Doch das Paar hat mit viel Widerstand zu rechnen, brechen sie doch alle Kontroversen der damaligen Zeit…


    Meine Meinung:


    Leo Tolstois „Anna Karenina“ ist etwas ganz Besonderes. Lange habe ich gezögert, mich an einen der „Grossen Russen“ heranzuwagen, doch ich bin froh, dass ich es getan habe.


    Erst einmal will ich anmerken, dass die Übersetzung von Hermann Röhl wirklich angenehm zu lesen ist. Keine Schlangensätze, wie ich es erwartet hatte, keine Ausdrücke, über die man stolpert, und keine ellenlangen Reden. Röhl behält die Sprache des 19. Jahrhunderts bei, was dem Buch seinen Charme lässt. Dennoch war ich überrascht, wie flüssig und süffig sich ein Tolstoi lesen lässt.


    Doch nicht nur deswegen war ich bald in der Welt der Anna Karenina versunken.
    Tolstoi hat ein Auge fürs Detail. Er beschreibt das Leben und das Lieben im damaligen Russland liebevoll und detailliert. Natürlich entstehen auf diese Weise auch gewisse Längen, die ich nur quer gelesen habe. Aber das Bild im Ganzen ist sehr lebendig und faszinierte mich. Man erfährt so Vieles über das Leben von damals. Oftmals war ich baff, dass die Geschichte eigentlich „erst“ etwa 150 Jahre alt ist. Die Gepflogenheiten von früher sind ganz anders als unsere heutigen.


    Trotzdem ist „Anna Karenina“ eine zeitlose Geschichte, die sich mit Themen befasst, die auch im 21. Jahrhundert noch überaus aktuell sind. Die Liebe, das Betrügen, die richtige Entscheidung treffen. Annas Hunger nach Liebe. Aufstehen, nachdem man hingefallen ist.
    Mit seiner speziellen Beobachtungsgabe hat es Leo Tolstoi fertig gebracht, Figuren zu zeichnen, mit denen man mitfühlen und mitleiden kann. Die Charaktere sind so plastisch beschrieben, dass man meint, man sässe neben ihnen und höre sie sprechen. Alle auftretenden Figuren haben ihre guten und ihre schlechten Seiten und Tolstoi macht sich die Mühe, sie alle aufzuzeigen. Kein Mensch ist einfach nur gut oder einfach nur schlecht.


    Besonders beindruckt hat mich auch Tolstois Beschreibungen der Gefühle. Er lässt nicht nur jeden Charakter zu Worte kommen (sogar den Hund), sondern er lässt den Leser tief in die Gefühlswelt der Protagonisten eintauchen.
    Ich war verblüfft, an einigen Stellen meine eigenen Gefühle wiederzuerkennen. Dabei fragte ich mich, wie es ein Mann schafft, die Gefühlswelt einer Frau derart treffend zu beschreiben. Tolstoi über- und untertreibt nicht, er beschreibt bloss, was in den Figuren vor sich geht.


    „Anna Karenina“ ist ein Buch zum Weinen und zum Lachen. Manchmal muss man den Kopf schütteln, vielleicht versteht man nicht immer, wieso gewisse Figuren so handeln, wie es tun. Aber ist so nicht das Leben?
    Tolstoi beschreibt auch das richtige Leben. Das Leben von damals. Wie Bauern ihre Arbeit verrichten. Die Haltung der höher Gestellten. Wie man Kinder erzog. Auf diese Weise erhält man einen einzigartigen Einblick in eine Welt, die längst vergangen ist. Doch Tolstoi lässt sie für uns wieder auferstehen.


    Fazit:


    Ein absolut lesenswertes Werk, ich bin sehr froh, dass ich mich an „Anna Karenina“ gewagt habe. Das Buch ist faszinierend, wenn es auch Stellen aufweist, von denen ich dachte „Wieso muss ich das wissen?“.


    Es mag kein Buch für jedermann sein. Man muss geduldig sein, mit den Figuren, aber auch mit den knapp tausend Seiten. Ich wurde dafür mit einer ausgezeichneten und unkitschigen Liebesgeschichte belohnt, die ihresgleichen sucht.


    Leider ist in der von mir gelesenen Ausgabe kein Glossar vorhanden, was man zum Verständnis ab und an jedoch dringend benötigt.


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    5ratten

    //Grösser ist doof//

  • Leo Tolstoi


    Anna Karenina


    Übersetzung: Hermann Asemissen



    Moskau, 19. Jahrhundert
    Die Familie Oblonski hat Geldsorgen. Zudem kriselt die Ehe aufgrund der notorischen Untreue Stepans. Dolly erwägt, ihren Mann trotz der vielen Kinder zu verlassen. Stepans Schwester Anna kommt aus Petersburg zu Besuch und vermittelt zwischen den Eheleuten. Sie kann einen Bruch verhindern.


    Bei einem Ball lernt Anna Dollys jüngere Schwester Kitty sowie deren Verehrer Wronski kennen. Kitty hat gerade den Heiratsantrag eines langjährigen guten Bekannten der Familie – Lewin – abgelehnt, weil sie glühend in Wronski verliebt ist. Auf besagtem Ball jedoch trifft Wronski auf die schöne Anna und hat nur noch Augen für sie. Anna ist verheiratet, hat ein Kind und eigentlich kein Interesse an einer Affäre. Aber Wronski lässt nicht locker, reist ihr sogar nach Petersburg nach…


    Lewin indessen ist aufgrund des Korbes, den er von Kitty bekommen hat, sehr getroffen. Er verlässt Moskau und versucht, auf seinem Landgut das Platzen seines Heiratswunsches zu verschmerzen.


    Kitty ihrerseits nimmt sich die Abkehr Wronskis so zu Herzen, dass sie sogar krank wird…


    So stehen die Dinge zu Beginn dieses 1000seitigen Gesellschaftsromanes – als Liebesroman würde ich ihn nicht einstufen. Tolstoi hat den Bogen recht weit gespannt, viele verschiedene Personen eingeführt. Die wichtigsten Figuren sind mit ihren Stärken und Schwächen eindringlich geschildert, so dass sie sich dem Leser sehr gut einprägen. Tolstoi nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit, in eine andere Welt. Man erhascht einen Blick auf das Landleben, die Mühsal der noch nicht modernisierten Landwirtschaft sowie einen Blick auf das Stadtleben, wo Zeit und Geld verplempert werden und Prestige alles ist. Die einzelnen Passagen werden aus Sicht der verschiedenen Figuren erzählt, so dass keine nennenswerten Längen entstehen. Für mich hat in dieser Geschichte Lewin die wichtigste Rolle gespielt, während Annas Gedankenwelt und Handlungsweisen für mich gar nicht recht nachvollziehbar waren.


    Störend wirkten auf mich die zahlreichen französischen Begriffe und Sätze, die man – ebenfalls wie einige englische und deutsche Textstellen – nicht übersetzt hat.


    Die Unterteilung in 8 Teile und viele kurze Unterkapitel fand ich sehr angenehm.


    Meine Ausgabe vom Verlag Neues Leben hatte neben einigen stimmungsvollen Illustrationen auch einen informativen Anhang: eine Zeittafel zu Tolstois Leben sowie ein nach Seiten sortiertes Glossar zu Fremdwörtern und Anspielungen auf damalige Begebenheiten, das ich eifrig genutzt habe. Ein Vergleich dieser Übersetzung mit der im Projekt Gutenberg fällt sehr zugunsten meiner Ausgabe aus!


    Zwar hat mich dieser etwas unhandliche Lesebrocken satte zwei Monate beschäftigt, aber ich kann letzten Endes sagen, dass die Lektüre sich gelohnt hat.


    Ich vergebe knappe 4ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Kiba ()