Donna Gillespie - Mondfeuer

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 7.657 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von dodo.

  • Inhalt:
    Faszinierendes Frauenschicksal und Epochenroman vor dem Hintergrund historischer Wandlungen in Europa. Auriane ist die Tochter eines Chattenfürsten. Ihr wird geweissagt, daß sie eines Tages ihren Stamm anführen wird, dafür aber auch in einem fremden Land schwere Leiden erdulden muß. Als sie älter wird, erfüllt sich die Prophezeiung und Auriane wird zu einer Art »heiligen Johanna«, die die anderen Krieger durch ihre Tapferkeit überzeugt. Sie kommt als Gefangene nach Rom und wird dank ihrer Fechtkunst als Gladiatorin zu einem Liebling der Publikumsmassen und Geliebte eines vornehmen Patriziers. In Rom besteht sie zahllose Gefahren, bis hin zu einem Kampf auf Leben und Tod mit ihrem ärgsten Widersacher im Circus maximus, bevor sie nach Germanien zurückkehrt.


    Eigene Meinung:
    Vor einem Hintergrund voller Farben und Töne entfaltet sich ein Drama mit einer Heldin im Mittelpunkt, die mit beiden Beinen auf der Erde steht, sich in einer Welt der Männer nicht unterwirft. Donna Gillespie zeigt uns ein antikes Rom, wie es in 'Quo vadis' kaum besser beschrieben ist, und eine wilde, phantastische, nicht weniger reizvolle Welt der Germanen. Sie erweist sich damit als legitime Schwester von Marion Zimmer Bradley; aber ihre Liebe brennt heißer, ihre Männer sind männlicher und ihre Frauen selbstbewußter.


    Der erste Band ist durchaus gelungen, zumal die historisch nachprüfbaren Details auch wirklich stimmen. Man kann das Werk eigentlich nur noch mit Colleen McCullough vergleichen, also ein "Lese-muß".


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    LG, Ariadne

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Oh ja, "Mondfeuer" ist ein sehr unterhaltsames Buch, aber sicher nicht ein Roman, den ich als historisch korrekt bezeichnen würde.


    Da sind eine Menge Fehler enthalten, deshalb kann ich dir in diesem Punkt nicht ganz zustimmen. Punkto Glaubwürdigkeit muss man immer vorsichtig sein! :)

  • Zitat von "Historikus"

    Da sind eine Menge Fehler enthalten, deshalb kann ich dir in diesem Punkt nicht ganz zustimmen. Punkto Glaubwürdigkeit muss man immer vorsichtig sein! :)


    Ich kenne das Buch nicht und kann deshalb nicht sagen, ob es historisch richtig oder falsch ist. Kritiken wie "da sind eine Menge Fehler enthalten", finde ich allerdings eine Zumutung. Entweder: In dem Buch wird auf Seite X das und das gesagt und das ist aus diesem Grund falsch, oder bitte Maul halten. Punkto Kritik muß man immer vorsichtig sein.

  • Hallo, Historiker!


    Zitat von "Historiker"

    Punkto Kritik muß man immer vorsichtig sein.


    Mondfeuer und sein Nachfolger Mondschatten sind sauber erzählte, tw. sehr langatmige Fantasy-Romane, die historische Eckdaten als "Rahmen" nutzen. Das Ganze steht in der Tradition der historic fantasy à la Marion Zimmer Bradley und Diana Paxson.
    Diese AutorInnen sind sehr stark religiös und weltanschaulich motiviert -- die Intention ist, für eine konstruierte Religion (Wicca), die sich auf archäologische Zeugnisse beruft, für die abseits jeder wissenschaftlichen Überprüfung eine feministische Deutung vehement verfochten wird. Diana Paxson ist allerdings keine Wicca, sondern Asatrú, speziell eine Anhängerin des Seidhr (an. seiðr), das ebenfalls ein modernes Gemisch aus Bachofens Theorie von einer "Großen Mutter" und feministischen Ideen à la Elizabeth Gould Davis (Am Anfang war die Frau).
    Auch Donna Gillespie hängt solchen Vorstellungen an, wie ihre Quellenangaben auf ihrer Website bereits zeigen. Gillespie kostruiert eine mächtige weibliche Priesterschaft, für die wir weder literarisch noch archäologisch noch in den oral traditions irgendeinen Beleg haben, und behauptet, das sei historisch.


    Auch ihre Beschreibungen des römischen Stadtlebens zeugen leider von wenig Kenntnissen der antiken Materialkultur. Pergament und Papyros wurden nicht als Briefmaterial verwendet. Das Patriziat war zu Zeiten der flavischen Kaiser politisch längst völlig bedeutungslos, was zählte, war, ob eine Familie in männlicher Linie (incl. Adoption) senatorische Vorfahren vorweisen konnte. Stahl ist eine metallurgische Weiterentwicklung der Damaszener Schmiedetechnik - nicht vor dem Hochmittelalter nachweisbar! Historisch hätte die Herkunft des Erzes eine Rolle spielen können d.h. die Verhüttung von echtem Eisenerz aus dem Tagebau z.B. im Noricum und Illyricum anstelle von einheimischem Rasenerz --- bloß dass diese Erzvorkommen sich schon damals in römischem Herrschaftsgebiet befanden. Außerdem kann rechtsrheinisch nur für wenigen Regionen die Verhüttung von Eisenerz anstelle von Rasenerz nachgewiesen werden, und dann auch nur Jahrhunderte jünger.
    Römische Schwerter sind keine Hieb-, sondern Stichwaffen, Kampftechniken und -taktiken sind völlig falsch beschrieben. Irgendwo kommt mal ein Steigbügel vor (erst seit den Hunnen nachweisbar, erste umfangreiche Darstellung auf dem Teppich von Bayeux), und was die Verantwortlichkeiten militärischer Ränge angeht --- gut, da mag die Übersetzung ein übriges getan haben: Bei Gladiator wurde ja auch aus einem neutralen general, der typischen englischen Ersetzung für lat. legatus, ein "Tribun", der rangmäßig unter diesem steht und eher einem Oberst oder Stabsfeldwebel entspricht.


    Hinzukommt, dass die in vielen Rezensionen so gelobten "Weltanschauungen" und "Denkungsweisen" mit der damaligen Zeit absolut überhaupt nichts zu tun haben -- es sind völlig überholte moderne Vorstellungen von "antiker Geisteshaltung" bzw. der "Geisteshaltung des frühen (= prähistorischen) Menschen". Das alles stammt im Falle von Zimmer Bradley, Pxson und GIllespie weitgehend aus Edward Gibbons Decline of the Roman Empire, dessen über eine Anekdotensammlung hinausgehender historischer Wert längst widerlegt ist. Auch Gibbons hatte vor allem anderen eine weltanschauliche Intention: zu zeigen, dass der Sieg des Christentums und sein langer Opfergang Teil eines göttlichen Plans zur Überwindung des Bösen (= des Heidentums!) sei. Bei Gillespie - wie bei Zimmer Bradley und Paxson, soll eine solche weltanschauliche Unterfütterung beweisen, dass es eine von Frauen dominierte friedfertige, stolze, freiheitliche, individualistisch Weltanschauung gegeben habe, die von grausamen patriarchalischen Gesellschaften unterdrückt und beseitigt worden seien.


    Sorry, aber das ist eine feministische Urgeschichts-Wahnvorstellung, die sich aus einer ziemlich undifferenzierten Rezeption von J.J. Bachofens Mutterrecht speist (btw: Bachofen war selbst ein ziemlicher "Chauvi" :breitgrins:). Ich habe dem selbst lange nachgeforscht: Es gibt definitiv keine Zeugnisse, nur einen Berg moderner Theorien und Sachbücher (!) ohne jeglichen wissenschaftlichen Beleg! Und das Fehlen solcher Belege liegt längst nicht mehr daran, dass die Männer - böse, grausam und feige :breitgrins: - sämtliche Zeugnisse vernichtet oder versteckt hätten, sondern daran, dass es sie schlicht und einfach nicht gibt. Einer der Gründe ist z.B., dass heute nicht mehr jeder Gegenstand, dessen mögliche Funktion auf den ersten Blick nicht erkennbar erscheint, sofort als "kultisch" gedeutet wird -- wie z.B. das römische strigulum, von dem man längst weiß, dass es kein heiliger Haken zur Aufhängung von geweihten Lampen oder Opfertieren ist, sondern ein Gerät, um das Fett-Schweiß-Gemisch vor dem Baden vom Körper zu schaben ...


    Nichtsdestotrotz sind Gillespies Romane ordentlich erzählte Fantasy-Romane, an denen man durchaus seinen Spaß haben kann und die ebenso durchaus zu Interesse am Mitteleuropa der Römerzeit wecken kann. Aber für bare Münze nehmen sollte man darin bitte möglichst gar nichts! :winken:
    Herzliche Grüße, :blume:
    Iris :sonne:

  • Danke Iris,


    für die Erläuterungen. Das erklärt, wieso ich an Paxton schon keinen Spaß hatte (MZB Mists of Avalon war ja noch ganz ok). Ich werde also die Finger von Gillespie lassen. Feministisch aufbereitete Mutterrechstheorien sind absolut nicht mein Ding, auch nicht in Romanform.


    Gruß

    Alamir

  • Zitat

    Entweder: In dem Buch wird auf Seite X das und das gesagt und das ist aus diesem Grund falsch, oder bitte Maul halten.


    Oha. Sehr freundlich! ;)


    Wenn ich bei jedem Roman, der mir nicht gefällt, alle Kritiken in Details aufschreiben müsste, dann würde das die Max-Anzahl der Zeichen in den Beiträgen sprengen. Also halte ich mich da immer kurz.


    Iris, die Parade-Historikerin, hat ja schon alles mögliche aufgezählt.


    Ich kann nur jedes mal davor warnen, spannende Bücher gleich als bare Münze zu nehmen. Gillespie kann zwar spannend und nett schreiben, hat aber anscheinend über eine andere Menscheitsgeschichte ala "Herr der Ringe" erfahren.


    Besonders die Lebensweisen der Römer und der Germanen kommen mir bei Gillespie vor, wie neue, erfundene Völker. Auch manche römische Obrigkeiten beschrieben werden, ist für mich ein Graus. Ich nenne nur Domitian, der von Gillespie fahrlässigerweise von Anfang an als irres Monster beschrieben wurde, doch in der Realität bis zu seinen letzten 3 Regierungsjahren durchaus durch seine Kompetenz und Reformen in Rom positiv aufgefallen ist.


    Aber bei Gillespie hat das nicht ins Konzept gepasst. Da muss schöner jeder Mann böse, fett, hässlich, dumm und voller Sünde sein, außer natürlich diejenigen, die das Glück haben, von Auriane geliebt zu werden. Da ist natürlich wieder der Traummann im Spiel.


    Ich habe normalerweise nichts gegen diese Bücher. Gerne habe ich auch Gillespie gelesen. Doch bin ich jedesmal ziemlich schockiert und besorgt, wenn viele Leser dieses Buches meinen, die Zeit war damals wirklich so, wie es Gillespie beschreibt. Denn dann wird eine Geschichtsfälschung betrieben, die mir wirklich als historisch bewusstem Menschen an die Nieren geht. Die Gefahr von historisch falschem Wissen kennen wir zur Genüge. Bei angeblich "Historischen Romanen" fängt es an ... ;)


    mfg

  • ich hab das soeben ausgelesen... ein herrliches buch. und das mit altem fantasy-fanatiker. ;)
    ob nun hundertprozent geschichtlich richtig oder nicht, es ist ein großartiges werk und durchaus lesenswert. man mag vor spannung und mitfieberns nicht mit dem lesen aufhören. sicher werde ich auch hier (wie nach jedem langen roman, den ich 2-3 wochen lese) die figuren vermissen. :redface:


    hier mal eben die frage... die fortsetzung ist doch "mondschatten"? irgendwie ist da doch noch ein titel im umlauf, der aber ebenso den 2. teil meint?

  • Hallo, Valkyrja!


    Mondschatten ist der zweite Teil.
    Der Verlag (Wolfgang Krüger, die HC-Unterhaltungssparte der Fischer-Verlage) kündigt seit längerem bereits einen dritten Band, Mondgöttin, an, der, wie Mondschatten, ebenfalls nur in deutscher Sprache erscheinen wird.
    Fröhliche Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • ah, okay... ich hatte da schon öfter mal etwas rumgegooglet und war immer verwirrt. *kicher* danke! dann kann das ja gleich mal so auf meine wunschliste ;)

  • Ich habe "Mondfeuer" vor Jahren gelesen, es hat mir aber nicht so sehr gefallen. :rollen:


    Irgendwie hat mir der ganze Schreibstil nicht so gefallen...:schulterzuck: Ich weiß aber natürlich nicht, ob ich darüber heute anders denken würde.

  • Also, ich habe "Mondfeuer" bereits mehrfach gelesen und finde das Buch einfach klasse. Und "Mondschatten" steht bereits auf meiner Wunschliste :breitgrins:

    Das Leben ist ein Spiel. Du kannst gewinnen und verlier´n !

  • Vor 20 Jahren hätte mir der Roman wesentlich besser gefallen wie heute. Die Grundhandlung war spannend, allerdings war mir der Roman über viele Strecken viel zu schwülstig und langatmig. Zudem ging mir die penetrante Schwarz-Weiß-Malerei der dramatis personae auf die Nerven. Es fehlten die Grautöne, entweder war die Figur gut oder sie war abgrundtief böse.


    Fazit: Solide Fantasy im historischen Mäntelchen, der es gut getan hätte, um die Hälfte gekürzt zu werden.