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Verlag: Fischer ISBN: 978-3-596-17465-2 Seiten: 480 Ausgabe: Taschenbuch Preis: € 8,95 ET: 06.2007 |
1764 geht in einem Orkan das britische Handelsschiff Seagull unter. Einzige Überlebende ist Brittany Addison, die junge Tochter des Kapitäns. Sie kann sich auf einer Seemannskiste an die Gestade Tahitis retten. Dort wächst sie unter der Obhut der Medizinfrau Ratanea auf und wird deren Nachfolgerin. Bis sie nach sechs Jahren Inseldasein zum ersten Mal wieder Landsleute sieht: James Cooks Forschungsschiff legt auf der Insel an. Brittany schließt sich der abenteuerlichen Expedition an. Sie verliebt sich in den geheimnisvollen Zachary Hicks, den Ersten Offizier der Endeavour, und Tupia der Schamane belegt sie mit einem Fluch. Beides wird Brittany auf ihrer Reise begleiten...
Meine Meinung
„Südwinde“ ist nach „Der Himmel über Darjeeling“ der zweite Roman, den ich von Nicole C. Vosseler gelesen habe und ich bin restlos begeistert von diesem wunderbaren, bewegenden Roman.
Nicole C. Vosseler erzählt in einem flüssigen, leichten, aber nicht oberflächlichen oder anspruchslosen Stil. Der Roman liest sich ungemein flüssig und es ist schwer, nahezu unmöglich, das Buch zur Seite zu legen. Die Autorin schreibt unheimlich farbenprächtig und lebendig, verschafft ihren Handlungsorten dabei unsagbar viel Flair und Atmosphäre, so dass man sich gar nicht dem Zauber entziehen kann, den das Buch auf den Leser ausübt.
Der Klappentext ist etwas ungünstig gewählt, vermittelt er doch den Eindruck, dass in diesem Roman eine Liebesgeschichte im Vordergrund steht und die Entdeckungsreise James Cooks nur den Hintergrund bildet. Aber weit gefehlt. In meinen Augen ist die erste Expedition Cooks auf der „Endeavour“ keineswegs die Basis, sondern der Schwerpunkt des Romans, was mir ausnehmend gut gefallen hat. Brittanys (fiktive) Geschichte wird darin eingewoben und die Autorin ist dabei äußerst bemüht, den Reiz und die Gefahr dieser Forschungsreise nicht aus den Augen zu verlieren und dabei auf historischen Spuren zu wandeln. Ich bin zwar kein Experte auf diesem Gebiet, hatte aber den Eindruck, dass sich die Autorin äußerst nah an die historischen Fakten gehalten hat. Spannend, bewegend und zutiefst berührend erzählt Nicole C. Vosseler die aufregende und gefahrvolle Reise der „Endeavour“ und ihrer Mannschaft. Leider hat es der Verlag versäumt, eine Karte in das Buch einzubinden, aber wozu gibt es Atlanten. Über lange Teile des Romans lag ein Atlas neben mir, damit ich auch genau die Reiseroute begleiten und nachvollziehen konnte und hatte dabei das Gefühl, selbst mit an Bord zu sein und mich haben das Fernweh und die Abenteuerlust gepackt, die so viele Seeleute an Bord eines Schiffes getrieben haben müssen. Sehr gelungen finde ich die eingebundenen Auszüge aus den verschiedenen Tagebüchern und dem Logbuch Cooks. Dadurch wurde man immer wieder daran erinnert, dass diese Menschen tatsächlich gelebt und diese Reise unternommen haben.
Die Autorin nimmt sich viel Zeit für ihre Figuren, beschreibt ihr Äußeres wie ihr Innerstes, ihre Ängste und Sorgen, aber ich auch ihre Hoffnungen und Sehnsüchte und erzählt zu fast jeder Figur, egal ob Protagonist oder Nebenfigur, auch eine Vorgeschichte. Dadurch wirken die Charaktere nicht nur facettenreich, sondern unglaublich lebendig. Man meint sie berühren, hören und auch riechen zu können, sie zu verstehen und man fühlt unglaublich mit ihnen, ganz gleich, ob die Figur von eher schlechtem Charakter oder voller Liebenswürdigkeit ist. Alle handelnden Figuren haben einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen und mich emotional zutiefst berührt und ich musste gerade zum Ende hin sehr gegen meine Tränen ankämpfen. Dank des Epilogs, in dem die Autorin kurz zusammenfasst, was aus ihren Charakteren nach der Reise geworden ist, bekommt der Roman nicht nur einen runden Abschluss, sondern auch ein herzergreifendes Ende, vor allem, wenn man bedenkt, dass bis auf Brittany alle Figuren historisch belegt sind. Ich werde noch eine ganze Weile auf diese wunderbaren Figuren zurück blicken und an sie denken.
Fazit: Ein großartiges, perfektes Debüt der Autorin! Ein Roman, der nicht besser hätte sein können und mich nachhaltig bewegt hat. Ich würde mich freuen, wenn sich die Autorin vielleicht auch an die zweite und dritte Entdeckungsreise Cooks heran wagen würde, zumal ich mich dann auf ein Wiedersehen mit so mancher lieb gewonnen Figur freuen könnte.
Meine Bewertung