[size=11pt]Irving Stone[/size]
Der griechische Schatz
Der Lebensroman von Sophia und Heinrich Schliemann
(erschienen 1975, dt. 1976)
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Klappentext
Mit 47 Jahren verwirklichte der wohlhabende Kaufmann Heinrich Schliemann seinen großen Traum: Er gab seinen Beruf auf, ließ sich in Athen nieder, heiratete eine Griechin und machte sich auf die Suche nach Troja, Mykene und Tiryns. Er fand den Schatz den Priamos und brachte Schätze ans Licht, die die Welt bis dahin noch nie gesehen hatte.
Der Ausdruck „Lebensroman“ als Untertitelung ist nicht optimal gewählt, denn Irving erzählt von einer Zeitspanne von etwa 21 Jahren aus dem Leben Schliemanns, beginnend mit seiner Heirat bis zu seinem Tod, spart also den gesamten Werdegang des Deutschen aus.
Am Beispiel der Suche nach der Stadt Troja gibt Irving Einblicke in die Anfänge der modernen Archäologie und schildert, mit welchen Schwierigkeiten die damaligen Archäologen zu kämpfen hatten, angefangen bei Ausgrabungsgenehmigungen bis hin zur Durchführung. Nicht nur die Behörden legten in Form von kurzfristig erlassenen Gesetzen so manchen Stein in den Weg, es galt auch, mit dem Widerstand und Neid von Berufskollegen fertig zu werden. Obwohl historische Beweise vorlagen, die Schliemanns Behauptungen verifizierten, musste er lange um Anerkennung kämpfen und fand kaum Zustimmung bei zeitgenössischen Experten. Trotz allem hat er aber stark dazu beigetragen, der Archäologie eine neue Richtung zu geben, wie man heute weiß.
Dennoch war Schliemann nicht fehlerlos. Er zögerte nicht, Gesetze oder Vereinbarungen zu missachten, um gefundene Schätze nicht auseinander zu reißen, oder Bestimmungen zu ignorieren, indem er sie auf ganz persönliche Weise zu seinen Gunsten auslegte, womit er sich keine Freunde bei der Regierung machte. Wichtige Ausgrabungsstücke wurden aus Mangel an Erfahrung unwiderbringlich zerstört. Allerdings hatte er keine Probleme damit, früher getroffene Feststellungen zu widerrufen, wenn er durch weitere Ausgrabungen neue Erkenntnisse traf.
Schliemann als Person wird zwar ausgiebig beschrieben, bleibt aber immer etwas distanziert. Im Lauf des Romans zeigt er sich oft als ein von sich überzeugter Mann, der unbeherrscht, egoistisch und wagemutig auftritt und seiner Leidenschaft fast bis zu Besessenheit frönt. Selbst die Familie muss oft zurückstehen hinter seinem Wunsch nach Ruhm und Ehre. Außer Sophia bleiben alle weiteren Figuren nur Statisten; abgesehen vom ersten Teil des Buches, der etwa bis zur Heirat dauert, erfährt man später wenig über sie.
Irving hat mehrere Biografien in Romanform geschrieben, doch anders als z. B. in „Michelangelo“ beschränkt er sich hier auf die Ausgrabungen und charakterisiert seinen Protagonisten vergleichsweise einseitig. Einen Großteil des Buches hindurch lässt er außen vor, was nicht mit Archäologie zu tun hat, und beschreibt die bedeutenden Ereignisse um so ausführlicher, manchmal sogar zu ausschweifend, wie z. B. die Vorgehensweise während der Ausgrabungen, die rein gedanklich kaum nachvollziehbar waren. Auch die Exponate werden sehr detailliert beschrieben. "Private" Belange werden dagegen fast immer in wenigen Zeilen abgehandelt. Unterm Strich erscheint die Handlung als etwas monoton. Zum Ende zu werden die Geschehnisse fast im Zeitraffer beschrieben, was den Eindruck erweckte, als wolle Irving endlich schnell mit dem Buch fertig werden.
Vielleicht lag es an der Persönlichkeit Schliemanns, dass sich mein Mitgefühl für die Figuren im Buch in Grenzen hielt. Die Suche nach Troja ist zwar interessant, aber von einer Romanbiografie erwarte ich mehr als nur die Schilderung der Glanzleistungen. Es war aber schlichtweg zu unausgewogen zwischen der persönlichen und wissenschaftlichen Komponente.
Gefehlt hat mir wie immer eine Karte der historischen Schauplätze zur besseren Übersicht.