Das Dekameron - Zweiter Tag

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  • Ist das wirklich so? Vielleicht "musste" der Grubengräber sein Vorhaben länger verwirklichen, damit seine Strafe umso heftiger sein konnte, ohne bei den Lesern auf Widerstand zu stoßen.


    Im Sinne dieser Geschichte ist das sicherlich so, allerdings passt mMn das Sprichwort dabei nicht so recht zur Handlung. Vielleicht habe ich aber auch nur ein abweichendes Verständnis des Sprichworts und der anfängliche Erfolg unseres Grubengräbers widerspricht der Bedeutung nicht so gravierend, wie ich es empfinde.

  • Den zweiten Tag habe ich auch schon beendet. Die Geschichten waren insgesamt länger, das hat mir eigentlich gut gefallen, denn so kann man sich ein bisschen mehr auf das Geschehen einlassen. Allerdings war es mir an manchen Stellen dann doch etwas zu langatmig.


    Das Motto des Tages hat mir auch zugesagt, ich mag Happy Ends :breitgrins:


    Die Italienisch-Fragen wegen dem Wort "Urlaub" sind ja zum Glück schon geklärt, sonst hätte ich mich mit meinen sehr mangelhaften Italienisch-Kenntnissen mal mein Wörterbuch ausgepackt :zwinker: Aber sehr interessant auf welche Dinge ihr beim Lesen so stößt.


    Die fünfte Geschichte fand ich ganz nett, Andreuccio ist ein sympathischer Kerl, der in so manche Fallen tappt. Die vermeintliche Schwester hat sich ihre Geschichte sehr gut ausgedacht und Andreuccios Sturz ins Klo hat ihn vor noch schlimmerem gerettet... Dass der Gute danach allerdings in einem Trinkwasserbrunnen badet ist mir ganz entgangen. Ich kann euren Ekel allerdings gut nachvollziehen... :entsetzt: Die Szene, in der er dann mit dem eben erst verstorbenen Bischof im Sarg liegt war schon etwas gruselig, man stelle sich nur vor, lebendig begraben mit einer Leiche :entsetzt: Aber insgesamt war die Geschichte eine nette Mischung und hat mir gut gefallen.


    Die sechste Geschichte war dafür etwas albern und unglaubwürdig, die Dame verliert ihre Kinder und säugt statt dessen Rehkitze :rollen: Und auch wenn in allen Geschichten an diesem Tag der Zufall zu einem Happy End verhilft, wurde der Zufall in dieser Geschichte überstrapaziert...


    Die siebte Geschichte war vom Grundgedanken her ganz nett, die ständige Wiederholung fing dann aber an zu nerven. Warum musste Alatiel auch neun Männer heiraten, bevor sie dann zu ihrem Verlobten gelangt und ihm als Jungfrau angepriesen wird :lachen: Es muss ihr wohl Spaß gemacht haben, so viele verschiedene Männer zu haben, sonst wäre ihr spätestens nach dem dritten Mal ein Muster aufgefallen und sie hätte schon ein Mittel gefunden, um nicht wieder und wieder einen neuen Mann mit ihrer Schönheit anzulocken...



    Nur der Name des Heiligen, in dessen Kloster sie angeblich die Jahre verbrachte, ließ mich grinsen. Der kommt aber in der deutschen [url=http://www.zeno.org/Literatur/M/Boccaccio,+Giovanni/Novellensammlung/Das+Dekameron]Online-Version[/url] nicht richtig zur Geltung: "während ich mit den Klosterfrauen den heiligen Crescentius im tiefen Tale, den die Weiber dortzulande sehr lieb haben, verehrte." Bei mir heißt der Heilige "Styv-i-dalen", also "Steif-im-Tal", ein leichter zu verstehender Hinweis darauf, womit sie die vergangene Zeit verbracht hat. Wie heißt der in euren Übersetzungen?


    Schade, dass der Name des Heiligen in der deutschen Übersetzung anders ist... "Steif-im-Tal" ist ja echt witzig :lachen:


    Die achte Geschichte war dann wieder ganz nett, der arme Graf, der seine Kinder erst mal gut versorgt wissen wollte ist ja echt ein Süßer!


    Die zehnte Geschichte war dann auch wieder sehr witzig und gelungen, von Dioneo habe ich aber auch nichts anderes erwartet. Der Richter, der sich einen eigenen Feiertagskalender bastelt um nicht zu oft mit seiner Frau schlafen zu müssen und der Pirat, der dies nur allzu gern tut, ein wirklich schöner Gegensatz :breitgrins:

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  • Ich bin gerade beim Ende von Geschichte 7 - Alatiel - angelangt und hab' mich ebenso wie Saltanah ob des hl. Crescentius im tiefen Tal weggeschmissen. Boccaccio scheint Kalauer geliebt zu haben. :D
    Allerdings kommt in meiner Ausgabe (Karl-Witte-Übersetzung) schon an einer früheren Stelle der heilige Crescentius vor, nämlich da, wo er bei einer Vorposterin als "Wachsinhandus" übersetzt worden ist. Das hat den Bezug erleichtert.


    Meine bisher liebste Geschichte aus diesem Tag ist Andreuccios. Einfach klasse, was der alles so durchmachen muss und doch noch zu einem guten Ende kommt!


    Zusatz:
    Mich stören die Unglaubwürdigkeiten der Geschichten übrigens nicht im Geringsten! Schließlich erzählt jede/r etwas, wovon er gehört hat, und abgesehen vom stille-Post-Effekt haben doch die meisten Klatschgeschichten auch heute oft noch etwas Haarsträubendes an sich. Im Grunde kommt mir das vor wie eine Mischung aus Boulevardzeitung ("Atome in unserem Frühstück!"), nur auf literarisch hohem Niveau, und Märchenbuch... Macht sehr viel Spaß! :leserin:

  • Hey,
    endlich habe ich auch den zweiten Tag beendet. Für mich gestaltet sich das Dekameron als schwierige Motivationsherausforderung. Ich bin absolut kein Kurzgeschichtenfan und damit bin ich wohl falsch beim Dekameron :sauer:


    Hier ein paar weitere ergänzende Eindrücke von mir:

    1. Geschichte:

    Der heilige Heinrich war ein Deutscher! Schön, dass die Deutschen auch mal positiv gesehen werden, wenn auch tot :breitgrins:

    4. Geschichte:

    Diese Geschichte hat mir gar nicht gefallen. Was soll das denn? Am Ende wird man noch belohnt für seine Schandtaten... Das ist ja gemein!

    5. Geschichte:

    Am Anfang habe ich mich doch sehr über die Gleichgläubigkeit des Andreuccios geärgert. Aber nach einer Zeit habe ich mich dann doch über seine mißligen Situationen amüsiert.


    8. Geschichte:
    In meiner Übersetzung wird der Graf von Antwerpen zum Reichsverweser :breitgrins: Wahrscheinlich gab es diese Tätigkeit wirklich und es ist ein ganz normaler Begriff. Ich habe ihn aber hier zum ersten mal gehört bzw. gelesen und musste darüber lächeln.
    Innerhalb dieser Geschichte ist mir auch wieder bewusst geworden, dass die Erzähler ja vor der Pest geflüchtet sind, weil eine andere Seuche erwähnt wurde. Die kleine Gruppe kommt mir so fröhlich und unbeschwert vor, so dass ich die Pest schon völlig verdrängt hatte.


    9. Geschichte:
    Ich war ein wenig überrascht wie lange es doch schon dieses Sprichwort gibt.

  • 8. Geschichte:
    In meiner Übersetzung wird der Graf von Antwerpen zum Reichsverweser :breitgrins: Wahrscheinlich gab es diese Tätigkeit wirklich und es ist ein ganz normaler Begriff. Ich habe ihn aber hier zum ersten mal gehört bzw. gelesen und musste darüber lächeln.


    Ja, der Reichsverweser ist mir in dieser Geschichte auch ungergekommen und ich musste darüber ganz albern kichern :lachen: Ich werde mich jetzt aber doch mal informieren, was das für eine Tätigkeit war!

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  • In meiner Übersetzung wird der Graf von Antwerpen zum Reichsverweser :breitgrins: Wahrscheinlich gab es diese Tätigkeit wirklich und es ist ein ganz normaler Begriff.


    So selten ist der Begriff gar nicht. Ich bin nun wirklich keine große Leserin von historischen Romanen, aber der Reichsverweser ist mir schon öfter untergekommen. Allerdings könnte ich nicht exakt sagen, was er im Einzelnen macht. :zwinker:

  • Mir ist so ein Verweser auch schon des Öfteren untergekommen und ich habe ihn immer für eine Art Verwalter gehalten, der den eigentlichen Herrschern die lästigen Aufgaben abnimmt. :zwinker:

  • Hey,
    danke für die Info...


    Da habe ich wohl gleichzeitig als Nichtleser oder wenigstens als Extremwenigleser von historischen Romanen geoutet :breitgrins: Der Verweser ist mir hier zum ersten Mal bewusst begegnet.