Kurt Lanthaler - Der Tote im Fels

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    Kurt Lanthaler - Der Tote im Fels


    Inhalt:


    Bei Bauarbeiten für einen Eisenbahntunnel am Brenner wird eine nur wenige Tage alte Leiche aus dem massiven Fels freigesprengt. Keiner kann sich erklären, wie sie dorthin gekommen ist. Die einzigen Hinweise liegen im Aktenkoffer des Toten. Und den hat Tschonnie Tschennet, Ex-Matrose und Aushilfs-LKW-Fahrer mit der fatalen Neigung, seine Nase in obskure Dinge zu stecken. So macht er unfreiwillig die Bekanntschaft mit skrupellosen Grundstücksspekulanten, alten und neuen Nazis und ähnlichen üblen Subjekten. Tschenett entdeckt, daß große Bauvorhaben lange Schatten vorauswerfen.


    Meine Meinung:


    Oh, was für ein Reinfall! Dabei klingt der Klapptentext so gut... aber wir wissen ja alle, dass dies in der Regel nichts heißt. Ich habe mich jedenfall vom Setting Südtirol und vom Thema Brennerbasistunnel einfangen lassen und bin nun sehr enttäuscht über diesen grottigen Krimi.


    Das geht schon los bei Tschonnie Tschennet selbst, der mir im Laufe der Lektüre immer mehr zuwider war. Antihelden sind ja schön und recht, aber in diesem Fall hat es Autor für meinen Geschmack doch ein bisschen übertrieben. Zu überzeichnet ist diese Figur, zu versoffen, zu eklig, zu anarchistisch, als dass ich mit ihm mitfiebern hätte können.


    Der Plot kommt nicht so richtig in die Gänge, die meiste Zeit wusste ich überhaupt nicht, um was es überhaupt geht. Tschonnie übrigens auch nicht. :breitgrins: Daher ist dann die Auflösung auch völlig überfrachtet; plötzlich kommen aus allen Löchern die bösen Buben angetanzt, die natürlich alle unter einer Decke stecken. Sogar ein paar Nazis werden aus dem Hut gezaubert, der gemeinste von ihnen heißt natürlich Adolf. :rollen:


    Nein, das wäre bestimmt viel eleganter gegangen - aber wenn der Protagonist die meiste Zeit damit beschäftigt ist, sich durch die verschiedenen südtiroler und italienischen Weinsorten zu trinken, dann ist da nicht viel Spielraum für Puzzleteile, raffinierte Andeutungen und Teilauflösungen.


    Auch mit dem Schreibstil tat ich mich sehr schwer. Zum einen die kurzen, abgehackten Sätze - das ist sowie so ein rotes Tuch für mich. Dann gibt es sehr viel Italienisch in diesem Roman. Leider kann ich kein Italienisch, so dass für mich mancher Dialog unvollständig blieb und mir das Verständnis fehlte. Lokalkolorit durch die Sprache in die Handlung bringen wäre ja ok, aber bitte doch in homöopathischen Dosen und nicht in ganzen Absätzen. Insgesamt war mir der Schreibstil zu rustikal und mit zuviel Fäkalsprache durchsetzt. Ja, das passt zwar zu Tschonnie Tschennet wie die Faust aufs Auge, aber gefallen hats mir trotzdem nicht. Kleine Leseprobe gefällig?


    Zitat

    Das Schöne an Innsbruck ist, dass sich dort absehen läßt, wann man am Brenner ist. Es war schon Nacht geworden. Und überm Inntal lag ein rot angeschwollener, im Dreck sich wälzender Mond. Für einen Augenblick hatte ich gedacht, ich hätte mich verfahren und sei in der Poebene gelandet.


    Was soll man da noch sagen? Grottenschlecht, unterirdisch, mindestens so tief, wie es der Brennerbasistunnel eines Tages mal sein wird.


    Hier eine Ratte zu vergeben, wäre Tierquälerei.


    Viele liebe Grüße :winken:
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Was soll man da noch sagen? Grottenschlecht, unterirdisch, mindestens so tief, wie es der Brennerbasistunnel eines Tages mal sein wird.


    Danke für Deinen unterhaltsamen Verriss - ich fühle mich nun ordentlich vor Kurt Lanthaler gewarnt! :zwinker:


    Zitat

    Hier eine Ratte zu vergeben, wäre Tierquälerei.


    :totlach:


    Liebe Grüße
    dubh [size=7pt](die sich gerade freut, dass es glücklicherweise genug vernünftige Krimiautoren gibt!)[/size]

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Immerhin hast Du uns einen sehr amüsanten Verriss geschenkt, also hat sich die Lektüre wenigstens für uns gelohnt :zunge:


    Mich hätte schon ein bescheuerter Name wie Tschonnie Tschennett maßlos aufgeregt :rollen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Danke für Deinen unterhaltsamen Verriss - ich fühle mich nun ordentlich vor Kurt Lanthaler gewarnt! :zwinker:


    Genau das war meine Absicht. :breitgrins:



    Immerhin hast Du uns einen sehr amüsanten Verriss geschenkt, also hat sich die Lektüre wenigstens für uns gelohnt :zunge:


    So leicht ging mir noch keine Rezension von der Hand. Aber einen schönen Verriss war die Lektüre wert. :teufel:



    Mich hätte schon ein bescheuerter Name wie Tschonnie Tschennett maßlos aufgeregt :rollen:


    Ja, das ist noch das Tüpfelchen auf dem i. Eigentlich heißt der Mann Giovane Scennet. :rollen:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel