Marieke van der Pol - Brautflug

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    Marieke van der Pol - Brautflug


    Kurzbeschreibung:


    An einem windigen Oktobertag besteigen drei junge Frauen ein Flugzeug nach Neuseeland. Es ist ein besonderer Flug: An Bord sind viele hoffnungsvolle Auswandererinnen wie sie, auf dem Weg zu ihren Verlobten und ihre Maschine nimmt an einem spektakulären Luftrennen ans andere Ende der Welt teil.
    Im Zwischenreich über den Wolken, wo Tag und Nacht verschwimmen, begegnen Ada, Marjorie und Esther einander und dem jungen Frank, dessen Zukunft noch ungewisser ist als ihre eigene. Niemand von ihnen ahnt, dass der "Brautflug" sie für das ganze Leben miteinander verbinden wird.


    Meine Meinung:


    Der Roman startet gleich mit einer Todesnachricht, und bei dieser Gelegenheit lernt der Leser die drei Hauptprotagonistinnen kennen, die sich auf den Weg zur Beerdigung machen. Viele Dinge gehen den drei älteren Damen durch den Kopf, für den Leser tun sich zahlreiche Fragen auf und ich war entsprechend neugierig, auf welche Art und Weise die Lebenswege der drei Frauen mit dem Toten verbunden waren.


    Wie als Antwort springt die Handlung zurück in die Vergangenheit und schildert die Zeit kurz nach dem 2. Weltkrieg, in der die Frauen noch junge Mädchen waren und ihr ganzes Leben vor sich haben. Alle drei wandern aus unterschiedlichen Gründen nach Neuseeland aus und sitzen im gleichen Flugzeug, als sie ihre holländische Heimat verlassen. Interessanterweise nutzen sie die Gelegenheit, im Rahmen eines Flugrennens an günstige Tickets zu kommen, und fliegen so in Rekordzeit ans andere Ende der Welt, was ich sehr spannend fand. An Bord der Maschine ist auch Frank, der junge Mann, dessen Tod das erste Kapitel bestimmt hatte.


    In Neuseeland ankommen, trennen sich die Wege. Für immer? Nein, auch wenn jede der drei Frauen und auch Frank ein eigenes Schicksal erwartet, so sind ihre Lebenslinien doch auf immer verknüpft. Wie, das wird erst im weiteren Verlauf der Erzählung aufgedeckt, und ich fand es grandios, wie die Autorin nach und nach ein Puzzleteil nach dem anderen einfügt, bis am Ende ein vollständiges und sehr komplexes Bild entsteht.


    Dazwischen sind immer wieder Teile der Rahmenhandlung, also der Beerdigung Franks und ihrer Begleitumstände, eingeflochten, und je mehr der Leser über die Vergangenheit weiß, umso interessanter wird auch das Zusammentreffen der drei Frauen in der Gegenwart.


    Dabei sind die Protagonisten sehr unterschiedlich und kontrastreich ausgearbeitet; die unbedarfte Ada, die völlig unverhofft von einer Katastrophe in die nächste taumelt; die lebenslustige Marjorie, deren größter Wunsch eine Familie mit vielen Kindern ist, und Esther, die geheimnisvolle Femme fatale, die Karriere als Modedesignerin machen möchte und von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht wird. Durch die eindringliche Charakterzeichnung der Autorin waren mir drei so nahe, dass ich am Ende das Gefühl hatte, die drei Figuren über ein ganzes Leben hinweg begleitet zu haben. Aber auch Frank, der eines Tage ein erfolgreicher Weinanbauer wird, ist eine absolut faszinierende Figur.


    Darin sehe ich auch die große Stärke dieses Romans, der mich mit einer großen erzählerischen Kraft in seinen Bann gezogen hat.


    Sehr schön ist auch der Schauplatz Neuseeland getroffen; die Beschreibungen der Städte, Landschaften, Menschen und Wetterbedingungen schaffen eine sehr dichte Atmosphäre und lassen wunderbare Bilder vor den Augen des Lesers entstehen. Die Atmosphäre und den Zeitgeist fand ich sehr gut transportiert.


    Eine runde Sache, dieser Roman, und ich empfehle ihn sehr gerne weiter, insbesondere an Leserinnen und Leser, die gerne Romane über Frauenschicksale lesen und dabei Wert auf eine anspruchsvolle Lektüre legen.


    5ratten


    Viele liebe Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Gerade heute habe ich dieses Buch auf meinen Amazon-Wunschzettel gepackt und jetzt schreibst du auch noch so eine begeisterte Rezi. Da werde ich wohl nicht herumkommen, mir das Buch zu kaufen [size=6pt]oder schenken zu lassen.[/size] :grmpf: :zwinker:

  • Zu mir ist via Tauschticket bereits ein Exemplar unterwegs. Freu mich drauf! Sehr schöne Rezi übrigens. :winken:

    &quot;Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler&quot; (Philippe Dijan)<br /><br />[url=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/11612.0.html]Mein SUB[/url

  • Och nee...das Buch habe ich bereits bei lovelybooks gesehen, aber leider (oder zum Glück :gruebel::breitgrins:) kein Exemplar gewonnen. Allerdings fand ich die Story interessant und habe daher das Buch im Hinterkopf behalten...und nun kommst du mit so einer tollen Rezi :heul:
    [size=6pt]Mal sehen wie lange ich durchhalte... :redface:[/size]

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Oh das klingt ja gut - vor allem Neuseeland - das mag ich so sehr. Kommt mal auf die Wunschliste. :breitgrins:

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Die Rezi hat mich auch vollkommen überzeugt und deswegen habe ich mir das Buch auch gleich bei TT angefordert. :breitgrins:
    Übrigens wem das Thema gut gefällt, dem kann ich auch die Bücher von Sarah Lark empfehlen - Im Land der weißen Wolke behandelt in etwa die selbe Thematik. :zwinker:

    [color=slategrey][size=8pt]Bücher müssen schwer sein, weil die ganze Welt in ihnen steckt [/size][size=7pt]- Tintenherz<br /> :leserin:<br />[color=darkorchid][size=7pt] <br />Erich Kästner - Als ich ein kleine


  • Übrigens wem das Thema gut gefällt, dem kann ich auch die Bücher von Sarah Lark empfehlen - Im Land der weißen Wolke behandelt in etwa die selbe Thematik. :zwinker:


    Das möchte ich doch bezweifeln, immerhin liegen über 100 Jahre zwischen den beiden Büchern, was ihre zeitliche Einordnung betrifft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei Sarah Lark um Flugrennen, Weinanbau und Modelabels geht, auch wenn beide Bücher in Neuseeland angesiedelt sind. :zwinker:


    Übrigens freue ich mich schon sehr auf weitere Rezis. :smile:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Das möchte ich doch bezweifeln, immerhin liegen über 100 Jahre zwischen den beiden Büchern, was ihre zeitliche Einordnung betrifft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei Sarah Lark um Flugrennen, Weinanbau und Modelabels geht, auch wenn beide Bücher in Neuseeland angesiedelt sind. :zwinker:


    Übrigens freue ich mich schon sehr auf weitere Rezis. :smile:


    Nein natürlich nicht, aber die Frauen wandern ja auch nach Neuseeland aus, weil sie sich dann dort verheiraten. Gleich ist die Thematik der Bücher sicherlich nicht, aber an einigen Stellen gibt es ein paar Ähnlichkeiten, auch wenn die Bücher in verschiedenen Zeiten spielen.

    [color=slategrey][size=8pt]Bücher müssen schwer sein, weil die ganze Welt in ihnen steckt [/size][size=7pt]- Tintenherz<br /> :leserin:<br />[color=darkorchid][size=7pt] <br />Erich Kästner - Als ich ein kleine

  • Hallo!


    Den Inhalt hat Miramis ja schon gut zusammengefasst. :smile:


    Meine Meinung
    Am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten, in die Geschichte reinzukommen. Ich hatte das Gefühl, die Handlung und die Charaktere nur aus der Distanz zu betrachten und nicht mittendrin zu sein. Das hat sich jedoch nach den ersten 50-100 Seiten gelegt, und spätestens beim Flugrennen war ich Feuer und Flamme. Das Flugrennen fand ich sehr spannend und mitreißend geschildert, schließlich stellt es mit seiner begrenzten Anzahl von Menschen auf engstem Raum eine Art Mikrokosmos dar, in dem so manche Emotion hochkocht. :zwinker:
    An die Sprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit, die mir am Anfang noch zu schaffen machten, habe ich mich schnell gewöhnt. Diese Erzählweise hat zudem den Reiz, dass sich der Blick auf die Gegenwart durch das, was man von der Vergangenheit erfährt, ständig ändert.


    Marieke van der Pols Stil konnte mich nach einer kleinen Eingewöhnungszeit vollends überzeugen. Obwohl es in dem Roman häufig um Liebe und Gefühle geht, wird es jedoch niemals schwülstig, sondern die Emotionen werden so lebensnah geschildert, dass man nicht anders kann, als mit den Figuren mitzufiebern. Auch hat mich positiv überrascht, wie unverkrampft die Autorin mit der weiblichen Sexualität umgeht.


    Was mir von diesem Buch vor allem im Gedächtnis bleiben wird, sind die Charaktere. In keinem Roman, den ich in letzter Zeit gelesen habe, waren die Protagonisten so lebendig und plastisch wie Esther, Marjorie und Ada. Ich konnte die drei immer vor meinem inneren Auge sehen, sowohl in jungen als auch in alten Jahren. Sehr schön fand ich, dass die Erzählperspektive zwischen den drei Frauen wechselt. So lernt der Leser sowohl die Innensicht als auch die Außensicht (durch die zwei anderen) kennen. Ada war mir am sympathischsten, doch auch Marjorie und Esther konnte ich in ihren Handlungen verstehen, auch wenn ich mich nicht immer mit ihnen identifizieren konnte.


    Das Ende ist vielleicht nicht im herkömmlichen Sinne glücklich, stimmt aber doch positiv, was mir sehr gut gefallen hat.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich bin gerade auch mittendrin und muss sagen, es gefällt mir ausgesprochen gut :) Nachdem ich ja ewig um das Hardcover-Buch rumgeschlichen bin, weil es mir so gefallen hat, ich mir aber selten Hardcover kaufe, hab ich mich neulich total gefreut, als ich es in einem Buchladen als Taschenbuch rumliegen sah :klatschen:


    Übrigens gibt es auch einen Film über das Buch: Film
    Leider gibt es ihn nur auf niederländisch mit englischen Untertiteln, aber ich werde ihn mir trotzdem anschauen, so bald ich das Buch fertig gelesen habe :)

  • Mich hat das Buch nicht ganz so sehr begeistert.


    insbesondere an Leserinnen und Leser, die gerne Romane über Frauenschicksale lesen


    Ich glaube das war mein Problem. Ich lese darüber nicht so gerne und habe das auch gar nicht erwartet. Ich hatte mehr "Liebesroman" erwartet.


    Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Besonders Ada und Marjorie fand ich toll. Mit Esther war ich fast nie auf einer Wellenlänge, aber ich fand sie als Person sehr interessant. So ungern ich eigentlich über Frauenschicksale lese, umso mehr hat es mich überrascht, dass mir die Protagonisten doch so ans Herz gewachsen sind und ich mitgelacht und mitgefiebert habe. Tolle schriftstellerische Leistung.


    Auch die Landschafts-Beschreibungen über Neuseeland waren genial. Das hat mir Lust auf mehr gemacht und ich halte schon Ausschau nach neuen Neuseeland-Romanen.


    Von mir gibt es 3ratten
    (mit dem Hinweis, dass mir Frauenschicksale einfach nicht liegen)

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.