Margaret Atwood - Der Report der Magd

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  • Ich bin jetzt auch durch und es hat sich ja noch einiges getan in den letzten Kapiteln. Die Einladung des Kommandanten um Scrabble zu spielen, außerdem der Ausflug in das Etablissement und die passende Verkleidung dazu. Außerdem der Wunsch des Kommandanten nach einem "echten" Kuss - also hat auch er die Sehnsucht nach wirklicher Liebe und Gefühl - die wohl doch ganz viele in diesem Staat haben, aber logischerweise meist unterdrücken müssen. Sehe das wie ihr.



    Ich vermute, die Figuren im Roman sind fast alle unglücklich und vermissen ihr altes Leben. Wie sollte es auch anders sein? Das dürfte nur auf die Profiteure dieses Systems nicht zutreffen, die Herrschenden, die es herbeigeführt haben. Wohl auch auf einen Teil der vielen Handlanger, von denen wir manche kennenlernen.
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    Da stimme ich dir zu. Im Extrem haben die Menschen Gileads ja sogar eine Alternative. Atwood argumentiert nicht so platt, von einer absoluten Zwangslage auszugehen. Es bleiben z.B. noch die Kolonien, über die wir so gut wie nichts erfahren. Aber da wäre das Leben härter. Deine Ausführungen zeigen die Tendenz bei Menschen, möglichst die Alternative zu wählen, die als am komfortabelsten eingeschätzt wird. Und dies ist auch im Report der Magd zu beobachten. Die Mägde, wird einmal gesagt, unterschreiben Verträge. An anderer Stelle erfahren wir von den Vorteilen, die es mit sich bringt, für den Commander und seine Frau ein Kind auf die Welt zu bringen. Wie weit weg ist das von der heutigen Leihmutterschaft? Können wir hier Ähnlichkeiten erkennen?


    Liebe Grüße,
    mohan
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    Es gibt sicher evtl. Parallelen dazu - aber auch unter anderen Voraussetzungen - nicht gezwungen, zumindest nicht in diesem Maße.



    Ja dem kann ich zustimmen - das empfindet man wirklich so.


    Ich fand das Buch auch sehr gut - aber auch beklemmend und zum Nachdenken anregend. Danke für die Leserunde - auch wenn ihr alle so schnell wart. :zwinker:

    Dem kann ich mich nur anschließen. Nachdem ich ja mit voller Elan gestartet bin, habe ich doch sehr schnell einen Dämpfer bekommen. Zeitweise mußte ich mich wirklich überwinden das Buch nochmal zur Hand zur nehmen.Wie schon gesagt: Es muß nicht immer die heile Welt sein, aber dieses Buch war mir für meinen Geschmack doch ein bissel zu viel. Aber dank der Aufmunterung von JaneEyre habe ich es letztendlich doch hinter mich gebracht :zwinker: Danke dafür :bussi: Und vorallem vielen lieben Dank an alle Mitleser dieser Runde. Gerne und immer wieder..... Auch wenn das Buch nicht meinem Geschmack entsprach hat mir meine erste Leserunde trotzdem riesen Spaß gemacht.Freu mich schon auf die Nächsten.


    Gern geschehen und schade, dass es dir nicht so gefallen hat. Vielleicht ja bei der nächsten Leserunde!

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Ein paar Schlussbemerkungen möchte ich noch anfügen.


    Es ist ein Experiment, vielleicht gar ein Wagnis, alles aus der Sicht von Desfred erzählen zu lassen. Der Vorteil für die Autorin wird dabei zum Nachteil für die Leser. Desfred versteht aufgrund ihrer engen Wahrnehmungsmöglichkeiten im Grunde so gut wie nichts, mutmaßt überwiegend, durchsetzt mit ein paar Informationen. Diese Informationen, die Berichte über die Kolonien etc., können stimmen oder nicht. Wir erfahren kaum etwas und sind damit in einer den Wissenschaftlern des Schlusskapitels vergleichbaren Position. Nicht ohne Grund trägt das Buch einen Titel, der die Inhalte als eine Erzählung ausweist, oder, wie im deutschen Titel, als Report. Als Erzählung, in der die Fiktion so gut wie nicht vom Bericht zu trennen ist, bezeichnet es ja auch der Wissenschaftler.


    Als Experiment mag es ganz interessant sein. Als „Downer“ entfaltet das Buch wohl auch seine Wirkung. Aber mir persönlich gefällt es nicht besonders, wenn ich als Leser über diese Welt nur wenig erfahre und dann nicht einmal sicher sein kann, ob es stimmt, oder nur die vage Ausdeutung von Informationen durch einen Menschen, der die Verhältnisse nicht durchblickt, ist. Wir erfahren nicht, wie Gilead entstanden ist, wir erfahren so gut wie nichts über Gilead, wir erfahren nicht, warum Gilead am Ende nicht mehr existiert. Dass dies mit der Perspektive zusammenhängt, ist klar. Aber unbefriedigend finde ich es dennoch. Da ändert auch das Schlusskapitel nichts dran, in dem ein Wissenschaftler Mutmaßungen anstellt, die er durch ein paar Fakten begründen zu können glaubt. Letztlich, das zumindest ist ganz interessant, kann die Wissenschaft auch nicht viel mehr zum Verständnis beitragen als die Magd.


    In der Einschätzung des Buches bin ich noch unentschlossen. Aber es gefällt mir eher nicht. Inhaltlich ist es sehr trivial und kratzt eigentlich nur an der Oberfläche einer interessanten Möglichkeit.

  • Ich vermute, die Figuren im Roman sind fast alle unglücklich und vermissen ihr altes Leben. Wie sollte es auch anders sein? Das dürfte nur auf die Profiteure dieses Systems nicht zutreffen, die Herrschenden, die es herbeigeführt haben. Wohl auch auf einen Teil der vielen Handlanger, von denen wir manche kennenlernen.


    Natürlich sind, soweit wir wissen, die meisten Menschen in Gilead unglücklich. Bei dem Kommandanten viel es mir nur insofern auf, dass er als relativ mächtiger Mann, der sozial gut gestellt ist, eine Frau und eine Magd hat und damit auf Nachkommen hoffen kann, doch einer der Befürworter dieses Systemes sein sollte, was er aber anscheinend nicht ist.

    "Eine Welt ohne Magie ist unmöglich. Magie ist das, woran die Menschen glauben, und an irgendetwas werden sie immer glauben."

  • Leider konnte ich aus Zeitgründen nicht intensiv an der Leserunde teilnehmen, ich habe das Buch inzwischen auch beendet und mir hat es sehr gut gefallen. Ich will das jetzt nicht in Einzelheiten zerpflücken, da ihr es ja auch schon alle fertiggelesen habt, sondern demnächst mal in einer Rezi meine Gedanken zusammenfassen.


    Vielen Dank für eure interessanten Beiträge, die ich trotz mangelnder Beteiligung meinerseits gerne gelesen habe!

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Interessant... leider beginnt es erst um 2:10 Uhr. :rollen: gaehn

    &quot;Eine Welt ohne Magie ist unmöglich. Magie ist das, woran die Menschen glauben, und an irgendetwas werden sie immer glauben.&quot;

  • Das ist sicher auch noch ein Wochentag oder - blöd diese Planung - wer denkt sich das nur immer aus?

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Wie fast immer, wenn der Film mal läuft :rollen: . Deshalb habe ich mir jetzt die DVD zugelegt.


    Hast du den Film denn schon gesehen und kannst etwas dazu sagen? :winken:

    &quot;Eine Welt ohne Magie ist unmöglich. Magie ist das, woran die Menschen glauben, und an irgendetwas werden sie immer glauben.&quot;


  • Ich sehe gerade, dass du "Die Räuberbraut" liest. Ganz tolles Buch! Viel Spaß dabei.


    "Die Räuberbraut" habe ich heute beendet, allerdings war ich ein wenig enttäuscht. Zwischendurch hatte es einige Schwächen, da gefiel mir "Der Report der Magd" schon besser. Mal sehen, wie ihre anderen Bücher sind, einige sind auf der abzuarbeitenden 1001-Books-Liste.

    &quot;Eine Welt ohne Magie ist unmöglich. Magie ist das, woran die Menschen glauben, und an irgendetwas werden sie immer glauben.&quot;