Arthur C. Clarke - 2001. A Space Odyssey

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    Arthur C. Clarke, 2001. A Space Odyssey (1968)



    Schon beim Lesen des Titels wird man unweigerlich an die gleichnamige Verfilmung von Stanley Kubrick denken. Clarke und Kubrick hatten Ende der sechziger Jahre zusammen ein Drehbuch erarbeitet, welches als Vorlage für einen beeindruckenden Film und ein nicht minder beeindruckendes Buch diente. An dieser Stelle soll natürlich der Roman bewertet werden, welcher zu Recht als ein Klassiker der Science-Fiction Literatur gilt.


    Clarkes Space Odyssey ist in mehrere Abschnitte unterteilt, welche zwar jeweils von einem anderen Ort und in einer anderen Zeit handeln, zusammen aber eine geschlossene Einheit bilden. So beginnt der erste Teil des Romans vor rund 3 Millionen Jahren auf dem afrikanischen Kontinent. Unsere Vorfahren, mehr Affen als Menschen, sind ihrer feindlichen Umwelt unterlegen und vom Aussterben bedroht. In diesem entscheidenden Augenblick beginnt ein Monolith nicht irdischer Herkunft das Denken dieser „Affen-Menschen“ zu beeinflussen, indem er ihnen den Nutzen von Werkzeug vermittelt.


    Das Ergebnis dieser Entwicklung sehen wir im zweiten Abschnitt des Romans, als wir im ausgehenden 20. Jahrhundert die ersten Mondansiedler kennenlernen. Diese finden auf dem Mond einen Monolithen, der nicht natürlichen Ursprungs sein kann. Bei weiteren Untersuchungen sendet dieses Gestein plötzlich ein Signal ins All.


    Im nächsten Abschnitt begleiten wir die Crew des Raumschiffs Discovery auf ihrer Reise zum Saturn. Wir erfahren, dass die Besatzung diesen langen Flug nur mithilfe von künstlichem Tiefschlaf bewältigen kann und dass ein hochentwickelter und selbständig denkender Computer, HAL 9000, das Leben auf der Discovery regelt. Doch auf einmal überstürzen sich die Ereignisse: HAL gibt falsche Fehlermeldungen und es kommt zu einem tragischen Unfall.


    Die letzten Abschnitte des Romans konzentrieren sich schließlich auf David Bowman, den einzigen Überlebenden an Bord der Discovery, der nun allein und auf sich selbst gestellt die Reise zum Saturn fortsetzt. Dort angekommen findet er den „großen Bruder“ des Mondmonolithen und wird sich von dort aus auf eine unglaubliche Reise machen…


    Das Besondere des Romans ist für die unglaubliche und beinahe schon erschreckende Realitätsnähe und Glaubhaftigkeit der Ereignisse. So gelingt es Arthur C. Clarke nicht nur die Lebensweise der frühen Menschen unglaublich realistisch darzustellen, sondern auch deren Entwicklung, die der Monolith einleitet, nachvollziehbar zu beschreiben. Beeindruckend wirkt auch Clarkes Vision der Zukunft – die während der Entstehung des Romans in den sechziger Jahren (!) noch reine Fiktion gewesen ist –, die inzwischen zu unserer eigenen Realität geworden ist, in welcher Satteliten, drahtlose Netzwerkverbindungen und elektronische Zeitschriften Teil des Alltags geworden sind. (Und schon bei Clarke finden wir eine offene Kritik an der übermächtigen Stellung von Wissenschaft und Technik, welche nicht nur eine Hilfe für den Menschen darstellt, sondern ihn immer mehr unselbständiger und abhängiger von den „wissenschaftlichen Errungenschaften“ macht.)


    Clarkes Roman besticht vor allem durch diese glaubhaften Schilderungen – ob es sich dabei um die Darstellung der frühen Menschen, die Reise zum Mond, die politische Situation auf der Erde, den Flug der Discovery oder die unglaublichen Ereignisse nach Erreichen des Saturns handelt. Die Handlung bleibt immer im Rahmen des Möglichen und Vorstellbaren und ich war jedes Mal überrascht, wie sehr Clarkes Zukunftsvision unserer eigenen Realität im 21. Jahrhundert ähnelt. Inwieweit der Schluss des Buches Realität werden könnte, wird uns aber erst unsere Zukunft zeigen können. :zwinker:


    Fazit: Wer den Film gesehen hat, sollte unbedingt das Buch lesen, um Ursachen, Gründe und Absichten einer Zukunft zu erfahren, die bereits unsere eigene Realität geworden ist. Wer das Buch gelesen hat, sollte sich den Film ansehen und Kubricks Umsetzung dieser (Zukunfts-)Vision auf sich wirken lassen. Allerdings darf der Leser weder vom Film noch von dem Buch eine eindeutige Antwort auf die Frage erwarten, ob und wie der Mensch mit der Möglichkeit außerirdischer Intelligenz umgehen kann – dies muss jeder für sich allein herausfinden.


    5ratten und ein :tipp:

  • Hallo,


    ich kann mich noch erinnern, als ich das Buch gelesen habe. Vor einigen Jahrzehnten. Den Film habe ich mindestens zweimal gesehen. Den Film habe ich in etwas besserer Erinnerung als das Buch. Zu meiner Zeit damals war das Buch Kult, der Film auch. Die Angelegenheit mit dem Monolithen vergesse ich nie. Wenn ich heute den Anfang von Richard Strauss': "Also sprach Zarathustra" höre, denke ich unweigerlich an den Film. Und nie werde ich vergessen, dass ein Computer verrückt werden kann.


    Irgenwann lese ich das Buch mal wieder und denke an meine jüngeren Jahre. :smile:


    Danke für die Rezension.


    mombour

  • Den Film kann man sich sogar sparen. Diese farbenfrohe, psychedelische Reise von Bowman gegen Ende des Filmes sind 15 Miunten verlorene Zeit. Es bleiben viel zu viele Fragen offen.


    Das Buch ist besser. Es werden zwar auch nicht alle Fragen geklärt, aber wesentlich mehr als im Film.


    In dem Buch 3001 von Clarke, hoppla, das verkaufe ich ja gerade :breitgrins:, taucht übrigens Frank Pool wieder auf.


  • In dem Buch 3001 von Clarke, hoppla, das verkaufe ich ja gerade :breitgrins:, taucht übrigens Frank Pool wieder auf.


    Ich will Dir ja nicht das Geschäft versauen :breitgrins: , aber bei 2001 würde ich es belassen.
    Als Einzelbände durchaus nicht schlecht, fallen sie für mich im Vergleich doch stark ab.

  • Warum sollen denn alle Antworten vorgekaut werden? Kubricks Genialität besteht doch gerade darin, dass er die Leser selbst Antworten auf seinen Film finden lässt. Eine Bekannte von mir wollte zum Beispiel den Schluss als Allegorie auf den Tod interpretieren, was ich gut nachvollziehen kann. Das Buch empfand ich als vergleichsweise platt, gerade, weil es ziemlich gesuchte Erklärungen für das eigentlich Unerklärliche liefern will.


    Die Folgebände dagegen kann man sich in der Tat schenken.

    &quot;Cessent iam nunc rapaces officialium manus, cessent inquam!&quot;<br />&quot;Zurück, ihr gierigen Beamtenhände, zurück, sag ich!&quot;<br />&nbsp;&nbsp; - Konstantin der Große


  • Warum sollen denn alle Antworten vorgekaut werden? Kubricks Genialität besteht doch gerade darin, dass er die Leser selbst Antworten auf seinen Film finden lässt. Eine Bekannte von mir wollte zum Beispiel den Schluss als Allegorie auf den Tod interpretieren, was ich gut nachvollziehen kann.


    Der Film ist absolut geil. Ich dachte am Schluss an Reinkarnation. :klatschen:

  • @ Imperator



    Warum sollen denn alle Antworten vorgekaut werden? Kubricks Genialität besteht doch gerade darin, dass er die Leser selbst Antworten auf seinen Film finden lässt.


    Bitte mein Posting richtig lesen.
    Es geht nicht um offene Antworten, sondern um offene Fragen.


    Vielleicht gibt es Ausnahmen unter den Lesern oder Zuschauern, aber viele wollen einfach wissen wo z. B. die Monolithen herkommen und was sie eigentlich "vorhaben". Es geht nicht um die Deutung des Endes, ob es nun Reinkarnation oder was auch immer ist. Es geht einfach nur um die Frage wo die Monolithen herkommen. Und das hat nichts mit "eigentlich Unerklärliche" (wie du selber schreibst) zu tun, sondern schlicht und ergreifend mit Hintergrundwissen. Und das ist ein riesen Unterschied.


    Gerade im zweiten Buch und Film -2010- wird das sehr gut aufgeklärt. Und ehrlich gesagt, hat mich gerade diese Erklärung sehr fasziniert. Allein durch 2010 macht überhaupt erst 2001 einen Sinn. Zumindest für mich.

  • @mombour


    Dein Enthusiasmus sei dir gegönnt. :zwinker:
    Aber erklär mir bitte, was der Sinn der Reinkarnation in diesem Film sein soll und warum dich das so sehr begeistert (?). Oder warum die ganze Show mit Mondlandung, Steinzeit, Raumflug und Monolith wenn das ganze einfach nur eine Allegorie auf den Tod sein soll (du zitierst das in deinem Posting, von daher vermute ich mal, dass es für dich auch einen Sinn macht).


    Wie gesagt, der Sinn des Films kann ja nicht sein, dass der ganze Schmarrn bis zum Ende umsonst war und das Ende einfach nur eine Auslegungssache des Betrachters ist. Oder ist es dir schlichtweg egal wo der Monolith herkommt und bewirken will? Falls ja, dann verstehe ich nicht, wie man den Film geil finden kann ohne den Sinn zu hinterfragen.


    Und der besteht nun mal nicht darin, das Ende zu deuten. Das tragende Element ist der Monolith, der alle weiteren Teile durchzieht.

  • Wie gesagt, der Sinn des Films kann ja nicht sein, dass der ganze Schmarrn bis zum Ende umsonst war und das Ende einfach nur eine Auslegungssache des Betrachters ist. Oder ist es dir schlichtweg egal wo der Monolith herkommt und bewirken will?


    Es geht hier wohl um etwas Grundsätzliches. Manche Filmgucker sind zufrieden, wenn alles erklärt und gedeutet wird, es wäre z.B. irgendwann unbefriedigend, wenn Kriminalromane am Schluss nicht aufgekärt werden. Das verstehe ich. Keine Frage.


    Kubrick in seinem Monumentalwerk geht andere Wege. Ich sage ganz ehrlich, mir ist es völlig egal, woher der Monolith herkommt. Für den Film ist es m.M.n. auch unwichtig, dieses zu wissen. Hauptsache der Monolith ist da, er taucht glaube ich drei mal auf: in menschlicher Urzeit, auf dem Mond und wenn Bowman zur Venus fliegt. Durch den Anblick und durch das Berühren des Monolithen, wird bei den Menschen immer ein weiterer Schritt in ihrer Evolution ausgelöst. Mit diesem Konzept bin ich zufrieden. Außerdem, schließlich ist es ein Film, die Macht der Bilder im Klang mit Johann Strauß/Richard Strauss. Ich finde das absolut schön.


    Ich vermute am Ende eine Reinkarnation, weil Bowman altert, und dann erscheint das Baby. Vielleicht setzt hier ein neuer Entwicklungsschub in Bowman's Biografie ein. Ist solch eine Überlegung nicht faszinierend genug? Im Gegensatz zu Cobra 11 regt dieser Film den Denkapparat an. Was ist daran



    der ganze Schmarrn

    ?



    mombour :zwinker:

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()


  • Wie gesagt, der Sinn des Films kann ja nicht sein, dass der ganze Schmarrn bis zum Ende umsonst war und das Ende einfach nur eine Auslegungssache des Betrachters ist. Oder ist es dir schlichtweg egal wo der Monolith herkommt und bewirken will? Falls ja, dann verstehe ich nicht, wie man den Film geil finden kann ohne den Sinn zu hinterfragen.


    Und der besteht nun mal nicht darin, das Ende zu deuten. Das tragende Element ist der Monolith, der alle weiteren Teile durchzieht.


    Dem stimme ich zu. Und will einmal meine persönliche Deutung wagen (nur auf "2001" bezogen, nicht auf die platteren Fortsetzungen):


    Der Monolith, genauer: die Monolithen, vertreten eigentlich einen Archetyp, nämlich den vom Himmel nieder steigenden Kulturbringer der alten Mythologien, hier nicht in Form eines menschenähnlichen Gottes, sondern mehr SF-mäßig als unbelebtes (?) Objekt gedacht. Die Frage, woher sie kommen, ist somit überflüssig - vom Olymp meinetwegen oder aus dem Himmel, es spielt keine Rolle. Bei jedem Auftreten wird die Menschheit einen Schritt auf der Evolutionsleiter weiter befördert: (1) vom Vormenschen zum Menschen, (2) vom Erdmenschen zum Weltraummenschen, (3) Bowman, stellvertretend für uns alle, über das Menschsein hinaus in etwas Anderes. Die Schlussszene soll meines Erachtens ausdrücken, dass die Entwicklung des Menschen erst am Anfang steht und er, wie Konstantin Ziolkowsky sagte, nach wie vor in seiner irdischen Wiege liegt oder, von Kubrick grafisch noch stärker ausgedrückt, wie der Fötus in seinem Mutterleib.


    Es ist verschiedentlich darauf hingewiesen worden, dass die Discovery von weitem wie eine menschliche Wirbelsäule nebst Schädel und Becken aussieht. Ob das von Kubrick gewollt war, sei dahingestellt, aber es lässt Deutungsmöglichkeiten zu als Parabel des Films auf den Tod, indem die drei Auftritte des Monolithen die Übergänge aus Kindheit zu Jugend, Erwachsenen- und Greisentum (des Menschen bzw. der Menschheit) markieren. Darum erleidet HAL 9000, Großhirn und Verstand der Discovery, die Altersdemenz, darum stirbt Bowman, das Herz, in einer Gottesvision (ähnliches wie der gesehene "Flug" wird oft in Nahtoderfahrungen beschrieben), steht bzw. liegt seinem "Schöpfer" (dem Monolithen) gegenüber, und der Zyklus von Tod und Geburt beginnt von vorne (der Embryo).


    Das alles nun auf "irgendwelche Aliens" zu reduzieren, die aus irgendeinem Grund die Monolithen aufstellen, und vom Autor eine genaue Erklärung des Gesehenen zu erwarten, wird dem Film m. E. nicht gerecht. Auch das Buch kann da bei weitem nicht mithalten.

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    Einmal editiert, zuletzt von Imperator T. Validior ()

  • Nun ja, ich will eure Statements mal so stehen lassen. Sie sind eure persönliche Meinungen und damit genauso richtig, oder falsch, wie meine. Wenn man 5 Leute zu dem Film und seinem Ende befragt bekommt man vermutlich 5 verschiedene Meinungen.


    Ich bleibe bei meiner Meinung das der Film absoluter Käse ist. Bildgelwaltig ohne Frage, aber absolut sinnlos.
    Ein Film mit einem typischen offenen Ende ist für mich Bladerunner. Die Fans streiten sich heute noch darum ob Deckard nun ein Android ist oder nicht - mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen.


    2001 hat für mich kein offenes Ende - er hat für mich überhaupt kein Ende. Der Film ist ein Ablauf von Sequenzen und Schnitten hat aber keinen wirklichen Sinn. Das Ende kann man sich aus den Fingern lutschen, selbst der Regisseur gab zu, dass es mehr oder weniger zufällig enstand weil man es für eine gute Idee hielt. Es gibt da ein schönes Buch über das Zustandekommen des Filmes. Ist glaube es ist bei Goldmann erschienen.


    Die Deutung das der Film mit der Wiedergeburt von Bowman endet ist weitverbreitet. Ich verstehe dann aber nicht den Sinn. Man fliegt zum Jupiter um den Empfangsort der Signale zu suchen und .... Bowman wird wiedergeboren. Warum? Wieso?


    Ist wie bei einem Krimi. Jemand wird ermordet, der Polizist macht sich auf die Suche nach dem Mörder, fällt in eine Grube und stirbt. Der Film ist aus. Was sollten die 120 Minuten Handlung vorher? Was war der Sinn? Wo ist das Ende? Ist der Film dennoch gut weil er ein offenes Ende hat?


    Wenn euch 2001 reicht ist das völlig OK. Ihr habt eure Ansicht begründet und dafür danke ich euch.


    Ich bleibe bei meiner, dass der Film besser und sinnvoller wird wenn man das Große und Ganze sieht. 2001 endet nicht mit 2001, sondern bei 3001. Ob die weiteren Teile nun gut sind oder schlecht, ist egal. Wenn man beim 2001 nur erahnen kann was uns Kubrick sagen wollte, so weiß man es spätestens nach 2010. Daher gehören die Teile für mich zusammen.

  • Das Problem ist nur, dass 2010 überhaupt nicht von Kubrick stammt, also auch überhaupt nichts darüber sagen kann, was sich Kubrick dabei dachte. 2010 verhält sich zu 2001, als ob Wolfgang Hohlbein versucht hätte, "Finnegans Wake" mittels Fortsetzung zu erklären.


    Was Kubrick tatsächlich sagte, wurde 1968 so zitiert:
    I tried to create a visual experience, one that bypasses verbalized pigeonholing and directly penetrates the subconscious with an emotional and philosophic content. I intended the film to be an intensely subjective experience that reaches the viewer at an inner level of consciousness, just as music does; to ‚explain‘ a Beethoven symphony would be to emasculate it by erecting an artificial barrier between conception and appreciation. You're free to speculate as you wish about the philosophical and allegorical meaning of the film – and such speculation is one indication that it has succeeded in gripping the audience at a deep level – but I don't want to spell out a verbal road map for 2001 that every viewer will feel obligated to pursue or else fear he’s missed the point.
    „Ich habe versucht, ein visuelles Erlebnis zu schaffen, welches die sprachlichen Einordnungsschemata umgeht und mittels eines emotional-philosophischen Inhalts direkt zum Unterbewusstsein vordringt. Ich war bestrebt, den Film als intensiv subjektive Erfahrung zu kreieren, die den Zuschauer auf einer inneren Bewusstseinsebene erreicht, genauso wie Musik; eine Beethoven-Symphonie zu ‚erklären‘ würde sie entzaubern, durch die Errichtung einer künstlichen Schranke zwischen Konzeption und Wahrnehmung. Es steht jedem frei, über die philosophische und allegorische Bedeutung des Films zu spekulieren – und derartige Spekulation ist ein Anzeichen dafür, dass es gelungen ist, das Publikum auf einer tiefen Ebene zu berühren – aber ich möchte keine verbale Deutung für 2001 aufstellen, der sich jeder Zuschauer verpflichtet fühlen würde, auf die Gefahr hin, das Wesentliche zu verpassen.“
    Und Arthur C. Clarke fügte hinzu:


    "Wenn Sie 2001 vollständig verstanden haben, haben wir versagt: Wir wollten viel mehr Fragen stellen, als wir beantwortet haben.“

    Zitat


    Das Ende kann man sich aus den Fingern lutschen, selbst der Regisseur gab zu, dass es mehr oder weniger zufällig enstand weil man es für eine gute Idee hielt.


    Was nicht heißen muss, dass es keinen Sinn hat. Ich habe schon am eigenen Leibe erlebt, wie sich das ursprünglich geplante Ende einer Geschichte nicht mehr aufrechterhalten ließ, aber die Geschichte dafür ein viel besseres bekam. Dass es erst mit dem drittletzten Kapitel entstand, tut nichts zur Sache. Das ist einfach meine Art, zu arbeiten.


    Zitat


    Ist wie bei einem Krimi. Jemand wird ermordet, der Polizist macht sich auf die Suche nach dem Mörder, fällt in eine Grube und stirbt. Der Film ist aus.


    Da empfehle ich Stanislaw Lems "Die Untersuchung". Der Polizist stirbt zwar nicht, aber...

    &quot;Cessent iam nunc rapaces officialium manus, cessent inquam!&quot;<br />&quot;Zurück, ihr gierigen Beamtenhände, zurück, sag ich!&quot;<br />&nbsp;&nbsp; - Konstantin der Große


  • Das Problem ist nur, dass 2010 überhaupt nicht von Kubrick stammt, also auch überhaupt nichts darüber sagen kann, was sich Kubrick dabei dachte. 2010 verhält sich zu 2001, als ob Wolfgang Hohlbein versucht hätte, "Finnegans Wake" mittels Fortsetzung zu erklären.


    Ist klar das es nicht von Kubrick, sondern von Peter Hyams ist.
    Allerdings ist der Urheber der Story von beiden Büchern ja Clarke, von daher möchte ich deine Anmerkung nicht so stehen lassen.
    Was die Regisseure aus dem Film machen, oder wie sie die Bücher im Film deuten ist eine Seite der Medaille. Da ich nicht so der Freund von verfilmten Büchern bin, und sei der Film auch noch so gut, ist für mich mehr das Buch ausschlaggebend. Viele Regisseure dehnen die künstlerische Freiheit doch recht weit.


    Außerdem darf man natürlich nicht vergessen, dass 2001 lediglich auf einer Kurzgeschichte beruht und bei der Filmproduktion natürlich die schriftstellerischen Fortsetzungen noch nicht existiert hatten. Kubrick und Clarke konnten das Ende also "frei erfinden" ohne Rücksicht auf irgendeine Fortsetzung zu nehmen. Hätte Clarke die Bücher 2010, 2061 und 3001 zu diesem Zeitpunkt bereits geschrieben, wäre das Ende vielleicht weniger offen gewesen. So konnte man drauflos filmen frei nach dem Motto:
    Nach uns die Sinnflut. :breitgrins:


  • absoluter Käse ist. .


    Auch wenn ich deine Meinung zu respektieren habe, ist sie für mich sehr verstörend, und ich kann sie nicht nachvollziehen. Imperator T. Validor zitierte Kubrick:


    Zitat von "Kubrick"

    Es steht jedem frei, über die philosophische und allegorische Bedeutung des Films zu spekulieren – und derartige Spekulation ist ein Anzeichen dafür, dass es gelungen ist,


    Genauso empfinde ich das auch. Wenn der Film "absoluter Käse" wäre, könnte nicht soviel spekulativ diskutiert werden. Gerade die verschiedenen Deutungsmöglichkeiten werten den Film auf.


    Liebe Grüße
    mombour

  • Ach menno, ich habe nicht geschrieben das der Film absoluter Käse ist. Ich habe geschrieben, dass er für MICH absoluter Käse ist - WENN er für sich alleine steht. Genau darum rede ich doch hier über die anderen Teile. Über 2010, 2061 und 3001. Erst wenn ich die gesamte Saga kombiniere macht er für mich Sinn.


    Wenn er dir gefällt und du dich dabei allegorisch austoben kannst, ist das doch spitze. Die Freude will ich dir doch gar nicht nehmen.


  • Ist klar das es nicht von Kubrick, sondern von Peter Hyams ist.
    Allerdings ist der Urheber der Story von beiden Büchern ja Clarke, von daher möchte ich deine Anmerkung nicht so stehen lassen.
    Was die Regisseure aus dem Film machen, oder wie sie die Bücher im Film deuten ist eine Seite der Medaille.


    Trotzdem kann man die beiden Filme nicht vergleichen. 2010 ist in der Tat eine Buchverfilmung, 2001 aber nicht. Wie du richtig angemerkt hast, beruht ersteres auf einer Kurzgeschichte.



    Da ich nicht so der Freund von verfilmten Büchern bin, und sei der Film auch noch so gut, ist für mich mehr das Buch ausschlaggebend. Viele Regisseure dehnen die künstlerische Freiheit doch recht weit.


    Das kann aber auf 2001 nicht zutreffen, weil es sich eben nicht um ein verfilmtes Buch handelt, sondern um ein eigenständiges Werk, das nur ein einziges Element aus einer literarischen Quelle bezieht: den Monolithen im Krater Clavius, der der o.g. Kurzgeschichte (The Sentinel) entnommen ist, obendrein mit anderen Implikationen. Und was ist daran falsch, wenn der Autor dieser Geschichte selbst sein Werk filmtechnisch weiterspinnt? Kann man in einem Bild von Hieronymus Bosch alles erklären, was man darin sieht? Ist es nicht trotzdem große Kunst?



    Hätte Clarke die Bücher 2010, 2061 und 3001 zu diesem Zeitpunkt bereits geschrieben, wäre das Ende vielleicht weniger offen gewesen. So konnte man drauflos filmen frei nach dem Motto:
    Nach uns die Sinnflut. :breitgrins:


    Gut so! Da ging wenigstens niemand mit falschen Erwartungen ins Kino. Zumal "The Sentinel" bis zu diesem Zeitpunkt nur Insidern bekannt war.

    &quot;Cessent iam nunc rapaces officialium manus, cessent inquam!&quot;<br />&quot;Zurück, ihr gierigen Beamtenhände, zurück, sag ich!&quot;<br />&nbsp;&nbsp; - Konstantin der Große

  • Das kann aber auf 2001 nicht zutreffen, weil es sich eben nicht um ein verfilmtes Buch handelt, sondern um ein eigenständiges Werk, das nur ein einziges Element aus einer literarischen Quelle bezieht: den Monolithen im Krater Clavius, der der o.g. Kurzgeschichte (The Sentinel) entnommen ist, obendrein mit anderen Implikationen. Und was ist daran falsch, wenn der Autor dieser Geschichte selbst sein Werk filmtechnisch weiterspinnt? Kann man in einem Bild von Hieronymus Bosch alles erklären, was man darin sieht? Ist es nicht trotzdem große Kunst?


    Der von mir geschriebene und von dir zititierte Satz war jetzt allerdings eher allgemein gemeint und nicht speziell auf 2001 gemünzt.
    Verfilmte Bücher bereiten mir teilweise doch arge Kopfschmerzen. Das fängt bei Der zweihundert Jahre Mann von Asimov an und hört bei Die Firma von Grisham auf.

  • Da geht es mir wie dir. Ich könnte auf Anhieb auch nur sehr wenige Beispiele nennen, in denen Film und Buch gleichwertig waren, und sehr, sehr wenige, bei denen mir der Film besser gefiel als das Buch.

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  • Vor kurzem habe ich 2001: Odyssee im Weltraum gelesen und für gut befunden.


    Gut, weil ich die Geschichte interessant und vor allem flüssig zu lesen fand. Ich bin kein Weltraumexperte und auch noch relativ neu in der SF-Abteilung, aber die Beschreibungen des Gesamtbildes, also z.B. des Raumschiffes und des Bordcomputers HAL 9000 waren für einen Laien wie mich gut zu verstehen und somit konnte ich wunderbar abtauchen in eine neue Welt mit neuen Abenteuern. Wirklich spannend, aber auch irgendwie gruselig, finde ich die Tatsache, dass Clarke eine ungeheuer genaue Vorstellung der Zukunft hatte. So machen mir Horrorszenarien, wie ein plötzlich trotziger und Befehle verweigender Computer Angst, da ich mir vorstellen kann, dass es tatsächlich mal so weit kommen könnte…


    Und „nur“ gut, ohne sehr, weil ich den Schluss einfach nicht verstanden habe. Ich habe versucht mir all das vorzustellen was Bowman am Ende seiner Reise sieht und erlebt – aber leider ohne großen Erfolg. Mir war diese Aneinanderkettung surrealer Erlebnisse, die anscheinend eine tiefsinnigere Bedeutung haben sollen, leider viel zu verwirrend.


    Trotz des seltsamen Endes vergebe ich gerne: 4ratten

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