Hugendubel räumt auf...

Es gibt 42 Antworten in diesem Thema, welches 7.992 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bella*.

  • Ich bin ja bekennende Buch Habel Kundin in Krefeld.
    Umso trauriger ist es, wenn man mitbekommt was Hugendubel nach dem Kauf von Weltbild und Habel jetzt so veranstaltet.


    Aus einem Haus in Krefeld, mit wirklich motivierten Buchhändlern und tollen Aktionen wie dem Bücherfrühling oder Bücherherbst, soll in der Zukunft (wann weiß noch keiner so genau) ein Testlauf als "Erlebniswelt" werden. Keine Beratung, kaum noch Personal (ca. 2/3 des Personals kann seine Sachen packen) und nur noch Massenware.


    Ich frage mich ja wirklich, ob der Einzelhandel nichts gelernt hat. Was bitte soll ich in einer Buchhandlung wo ich selbst bei Amazon dann mehr "Beratung" durch Lesereindrücke erhalte?


    Schade auch für die Mitarbeiter, die Stimmung schwankt laut Aussagen gewaltig in alle Richtungen.


    Ach ja, die Weltbildfiliale in Krefeld schließt auch ihre Pforten

  • Eine Blogfreundin ist konkret betroffen. Sie arbeitet in einer Buch - Habel - Filiale. 20 von 43 Mitarbeitern werden gekündigt, das Sortiment wird umgestellt. Falls das in der Nähe gelegene Karstadt - Haus dichtmacht - bei der Arcandor - Insolvenz nicht ausgeschlossen - und die Laufkundschaft wegfällt, wird es dann zappenduster.....

  • Und Buchreport auch.


    So eine augenscheinliche Milchmädchenrechnung! Weite Teile des Buchhandels haben sich schon ins Abseits geschossen oder sind gerade dabei.


    dubh :rollen:

    Liebe Grüße

    Tabea


  • soll in der Zukunft (wann weiß noch keiner so genau) ein Testlauf als "Erlebniswelt" werden.


    Wobei ich mich schon frage, was ein solcher „Erlebniskauf“ bei Büchern sein soll? :gruebel: Die Bücherfrühling- bzw. -herbstaktionen bei Habel fand ich für mich jedenfalls Erlebnis genug. Und ich hatte durchaus den Eindruck, damit nicht allein zu stehen. Man krieg die Leute schon den Internethändlern in die Arme getrieben, und dann kann man noch lauter klagen ...

  • Was daran jetzt ein besonderes Erlebnis sein soll weiß ich auch nicht.
    Vielfach und ziemlich aufdringlich präsentierte Bestseller und Verkaufsschlager sowie Beratungsgespräche-nur-wenn-der-Kunde-dem-Buchhändlerverkäufer-hinterherläuft (jedenfalls meistens) gibts doch auch in vielen anderen großen Buchläden. Sind das auch alles Erlebniswelten? :confused:

  • Tolpan
    Vielleicht ist das ja das Erlebnis?? :gruebel:


    Wundern tut es mich ja nicht gerade. Ich hab aber das Gefühl das viele Kunden die nicht so oft in Buchläden unterwegs sind diese Läden mit begeisterung anehmen, weil sie so groß sind. Die erwarten geradezu das sie auf den nächsten Bestseller zustolpern und dann einfach blub schwupp und ihn einstecken ohne sich mit dem Sortiment groß zu beschäftigen. Wenn man ihn einen Buchladen geht der kleiner ist fällt mir zumindes oft auf das hier eher die Stöberer dabei sind und auch vor den Regalen stehen und nachschauen was es gerade so gibt. Aber das sind nur meine persönlichen Beobachtungen...

  • Es ist zumindest derzeit ein brandgefährliches Spiel, solange noch andere, größere Buchhandlungen Paroli bieten. Aber Du weißt selbst, daß seit Jahren die Betriebsberater durch die Buchläden ziehen und genau dieses Konzept predigen : Wirtschaftlichkeit um jeden Preis und unter Verzicht auf Konzeption. Allenfalls für ganz kleine Läden lassen sie Nischenexistenzen gelten. Den finanz - und damit auch programmstarken Verlagen, die den gern und häufig gelesenen Müll verbreiten, ist das eh recht, sodaß ich befürchte : das eben wird die Zukunft des Buchhandels werden - ohne Fachpersonal, auf Bestseller und Schmonzetten ausgelegt, daneben einige wenige Oasen der Kultur, die schwer zu kämpfen haben werden. Und der anspruchsvollere Kunde ? Der informiert sich über Feuilletons und Internet, läßt sich auf Bestellungen ein oder geht gleich ins Internet - zu amazon (andere onlineshops, die mir durchaus präsent sind, sind weitestgehend in der Breite immer noch unbekannt - selbst buecher.de, bol.de, die ich seit Beginn meiner Internetnutzung kenne. Es gibt gerade zu Hugendubel / Weltbild / Buch Habel / Wohlthatsche auch zwei nicht unbedingt unglaubwürdige Thesen : entweder soll die Braut geschmückt werden, damit sie gut verscherbelt werden kann, das andere Gerücht läuft auf einen bevorstehenden Konkurs hinaus. Mir scheint ersteres wahrscheinlicher, weil ja vor ein, zwei Jahren schon ein Versuch gescheitert ist, die Weltbildgruppe zu versilbern....



    Und Buchreport auch.


    So eine augenscheinliche Milchmädchenrechnung! Weite Teile des Buchhandels haben sich schon ins Abseits geschossen oder sind gerade dabei.


    dubh :rollen:

    Einmal editiert, zuletzt von tinius ()

  • @ tinius: Ja, da stimme ich Dir zu - die erstere Variante ist für mich auch die wahrscheinlichste.



    Zum Thema Erlebniswelt: wenn man einen Laden modern päsentiert, die Sortierung und Themen dementsprechend übersichtlich bzw. überdeutlich darstellt, hofft man, dass die Kunden ihren Krempel alleine finden. Das spart enorm Personal.
    In einem Hugendubel erst dieses Jahr erlebt: pro Etage ein Mitarbeiter in den Abendstunden. Da versucht man den Kunden die Selbstbedienung anzuerziehen. Fragt sich nur, wann die Selbstzahler-Kassen a la Ikea eingeführt werden.


    Schon bei Thalia gilt (oder galt? Bei diesem häufigen Richtungswechsel des Giganten hab ich den Überblick längst verloren...): ein gelernter Mitarbeiter bei 800 - 1000 m² kann (abgesehen von den Spitzenzeiten) reichen - nach deren Meinung.


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Da ich dort gelernt und eine Weile gearbeitet habe, kenne ich viele Leute, die das jetzt trifft. Junge, sehr gute, engagierte Leute, die sich jahrelang ins Zeug gelegt haben, um gegen Personalengpässe anzukämpfen und Umstrukturierungen mitzutragen. Für ihre Mühe bekommen sie jetzt einen gepflegten Tritt und stehen zusammen mit gut 400 anderen arbeitslosen Buchhändlern auf der Straße. Fröhliche Jobsuche...
    Aber es entsetzt mich ein wenig, welche Entwicklung dieses Unternehmen in den letzten Jahren gemacht hat. Ich habe noch andere Zeiten miterlebt.


    Das neue Konzept an sich ist absurd, das weiß jeder, der dort im Laden steht (nur, dass die nie gefragt werden). Kunden wollen nach wie vor ein tiefes Sortiment (Auswahl!) und Beratung. Das Ergebnis dieser Maßnahme werden genervte Kunden sein, die ihren Unmut an den gestressten verbliebenen Mitarbeitern auslassen und am Ende gar nicht mehr kommen.


  • Tolpan
    Vielleicht ist das ja das Erlebnis?? :gruebel:


    Tja ... es klang nur so als wollte man etwas neues und "innovatives" testen. Haha!


    Ich gebs ja zu, ich brauche die Beratungswütigen Buchhändler persönlich gar nicht, weil ich mich lieber schon vorab informiere was mich interessieren könnte. Aber deswegen bin ich ganz und gar nicht dafür das man Beratungen nun "ganz abschafft". :rollen:


  • Da ich dort gelernt und eine Weile gearbeitet habe, kenne ich viele Leute, die das jetzt trifft. Junge, sehr gute, engagierte Leute, die sich jahrelang ins Zeug gelegt haben, um gegen Personalengpässe anzukämpfen und Umstrukturierungen mitzutragen. Für ihre Mühe bekommen sie jetzt einen gepflegten Tritt und stehen zusammen mit gut 400 anderen arbeitslosen Buchhändlern auf der Straße. Fröhliche Jobsuche...


    Tja, ein nicht unerheblicher Teil, auch in diesem Forum und ich schließe mich da gar nicht aus, bestellt nicht unerhebliche Mengen an Büchern inzwischen im Internet. Das ist dann halt die Konsequenz. Die Angestellten können da natürlich nichts dafür, aber ob die Geschäftsleitung sich erfolgreich gegen den Internet-Trend wirklich zu Wehr setzen kann, indem man nur das Geschäftsmodell ein wenig anpasst, bezweifle ich halt auch. Es gibt immer Bereiche in der Wirtschaft, die wegsterben, offenbar gehört der gemeine Buchhändler dazu.


    Gruß, Thomas


  • Tja, ein nicht unerheblicher Teil, auch in diesem Forum und ich schließe mich da gar nicht aus, bestellt nicht unerhebliche Mengen an Büchern inzwischen im Internet. Das ist dann halt die Konsequenz. Die Angestellten können da natürlich nichts dafür, aber ob die Geschäftsleitung sich erfolgreich gegen den Internet-Trend wirklich zu Wehr setzen kann, indem man nur das Geschäftsmodell ein wenig anpasst, bezweifle ich halt auch. Es gibt immer Bereiche in der Wirtschaft, die wegsterben, offenbar gehört der gemeine Buchhändler dazu.


    Gruß, Thomas


    Ich kann das Wegsterben aber auch beschleunigen, indem ich den einzigen Vorteil töte, den der stationäre Buchhandel dem Internethandel noch entgegenzusetzen hat: menschliche Beratungskompetenz.
    Dass man nicht versucht, diesen Vorteil auszubauen und zu nutzen, finde ich sehr Schade. Personalabbau ist keine Maßnahme, die irgendeine Perspektive böte. Es senkt kurzfristig die Kosten, aber der Umsatz wird auch darunter leiden. Das entsorgte Personal hat ja vorher auch nicht nur Däumchen gedreht.


    Von einem "sterben" würde ich übrigens noch nicht sprechen. Es verschieben definitiv Umsatzanteile. Am Ende werden sich die behaupten, die sich am besten im verbliebenen Marktanteil positionieren. Nur ob das die Firmen sind, die massenweise Leute entlassen, das ist die Frage.

    Einmal editiert, zuletzt von Pandora ()


  • Ich gebs ja zu, ich brauche die Beratungswütigen Buchhändler persönlich gar nicht, weil ich mich lieber schon vorab informiere was mich interessieren könnte. Aber deswegen bin ich ganz und gar nicht dafür das man Beratungen nun "ganz abschafft". :rollen:


    Inzwischen geht es mir in vielen Läden generell schon so, dass mir ein Beratungsangebot positiv auffällt - gerade weil es ansonsten gerne abgebaut wird. Selbst, wenn ich es nicht benötige, registriere ich, dass mir jemand Hilfe anbietet und gehe dann viel eher noch einmal dorthin. Und auch, wenn ich "Bescheid" weiß, ergibt sich aus einem Kommentar durchaus eine weitere Empfehlung oder eine Beratung, die dann zu einem Mehrkauf führt. Da schnürt man sich den Umsatz doppelt ab.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Ein guter Buchhändler wird niemanden gegen dessen Willen beraten. Allerdings wird er - zeitnah - nachfragen, ob eine Beratung gewünscht ist. ;)

  • Und es geht weiter:


    Die hannoversche Traditionsbuchhandlung Schmorl & von Seefeld, die vor einigen Jahren von Hugendubel übernommen wurde, entlässt mindestens 10% ihrer Mitarbeiter, dazu werden viele befristete Verträge voraussichtlich nicht verlängert.


    Wie kann man sich nur so ins eigene Fleisch schneiden? :sauer:


  • Und es geht weiter:


    Die hannoversche Traditionsbuchhandlung Schmorl & von Seefeld, die vor einigen Jahren von Hugendubel übernommen wurde, entlässt mindestens 10% ihrer Mitarbeiter, dazu werden viele befristete Verträge voraussichtlich nicht verlängert.


    Wie kann man sich nur so ins eigene Fleisch schneiden? :sauer:


    Auf der anderen Seite: Auch Buchhändler müssen erkennen, dass man nicht dadurch die Umsätze erhöht, indem man immer neue Flächen eröffnet bzw. durch die Konkurrenz eröffnet werden (in H konkret die große Lehmann-Buchhandlung). Der Markt für Bücher ist nun einmal begrenzt, trotz des Flächenwachstums in allen Großstädten gab es insgesamt keinen Anstieg des Buchumsatzes. Die Strategie "mehr Läden -> mehr Umsätze" ist nicht aufgegangen, dafür muss jetzt der ein oder andere bezahlen.


    Gruß, Thomas