Manuel Mujica Lainez - Der Skarabäus
Im Moment kann ich das noch nicht absehen, weil ich gerade mal im alten Ägypten angekommen bin - aber vielleicht schaffe ich die erste Etappe noch in der Lesenacht, dann kann ich was dazu sagen.
So, den ersten Abschnitt - im alten Ägypten - habe ich gelesen. Auf die geschichtlichen Hintergründe wird wenig bis überhaupt nicht eingegangen, was vermutlich daran liegt, dass der Skarabäus als Schmuckstein eine eher eingeschränkte Sicht auf den Lauf der Geschichte hat - am Ende des Kapitels liegt er nämlich etwa 250 Jahre einfach nur im Wüstensand ...
Aber ich habe mit ihm zusammen einiges erlebt:
Königin Nephertari hat mich tatsächlich als Schmuckstück für sich ausgewählt, das ist eine große Ehre. Und sie trägt mich ständig, auch bei einer Liebesnacht mit ihrem Gemahl Ramses II, dem ich dabei einen Kratzer am Hintern zufüge.
Leider stirbt meine Königin bei der Geburt ihres zweiten Kindes und ich muss ihrer Einbalsamierung zusehen. Ich werde mit ihr in den Sarkophag gelegt und verbringe hier viele Jahre in absoluter Dunkelheit, bis mich Grabräuber gewaltsam herausholen und mich dann auch noch auf der Flucht verlieren. Also liege ich die nächsten 250 Jahre im Wüstensand herum, bis mich zwei junge Männer finden und nach Griechenland mitnehmen. Bin gespannt, was mich dort erwartet ...
An den Stil, in dem das Buch geschrieben ist, musste ich mich erst gewöhnen, aber jetzt gefällt er mir richtig gut und er passt auch gut zur Geschichte:
ZitatRamses streckte seine Hand aus und zeigte auf die Juwelen. Nephertaris Augen strahlten vor Freude, als sie uns artig und unschlüssig betrachtete und mit iherer Wahl zögerte. Mich, mich! dachte ich mit der ganzen Kraft meiner Seele, und ich sah, wie die Augen des Knaben, fast so schwarz wie die der Königin, sich auf meinen Armreif hefteten, also wollten sie mir eine geheime Botschaft übermitteln. Da zögerte die Anbetungswürdige nicht länger und mit einem leisen Schrei des Entzückens wählte sie mich. Sofort nahm mich der Pharao und brachte mich am linken Armgelenk seiner Frau an, indem er den Verschluss einhakte, so dass ich so intensiv mit ihm und mit Nephertari in Berührung kam, dass ich meinte ich müste vor Wolllust in Ohnmacht fallen, was ja, wenn man es genau bedenkt, ziemlich merkwürdig ist für einen Käfer aus Lapislazuli.
Bevor ich weiterlese, mache ich die Flasche Roséwein auf, die ich extra für heute abend in den Kühlschrank gestellt habe. Ich hoffe, ich schlafe danach nicht gleich ein - das kann mir nach einem Wein durchaus passieren ...
Bis später! Annabas