Clare Clark - Der Apotheker

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    Verlag: Heyne
    ISBN: 978-3-453-43356-4
    Seiten: 448
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 8,95
    ET: 01.2009



    Kurzbeschreibung


    London 1718


    Als die unverheiratete, schwangere Eliza die Stadt erreicht, ist sie verzweifelt. Sie setzt alle Hoffnung auf den Apotheker Black, der sie großmütig in seine Dienste nimmt. Doch Black betreibt unheimliche Studien. Was geht in dem Haus vor sich, und welche Rolle soll Eliza dabei spielen?


    Meine Meinung


    Der Klappentext verrät nicht allzu viel über die Handlung, so dass ich recht ahnungslos in die Geschichte gestolpert bin. Gleich zu Beginn wird man abrupt in Elizas Welt mit all ihren Abgründen, Schrecken und Sorgen, aber auch Hoffnungen hinein gestoßen wird. Gerade diese ersten Seiten, so abstoßend sie einem auch stellenweise vorkommen mögen, vermitteln einen interessanten, aber auch erschreckenden Einblick in das Leben an der Armutsgrenze zu Beginn des 18. Jahrhunderts.


    Eliza möchte raus aus der dreckigen, zugigen Kate, weg von ihrer Mutter. Sie möchte ein besseres Leben führen, hat Hoffnungen und Sehnsüchte. Und auch ihre Mutter wünscht sich scheinbar ein besseres Leben für Eliza, setzte alles daran, dass sich ihrer beider Lebensstandard bessert. Letztendlich geht es ihr aber nicht um Eliza, sondern einzig um sich selbst und benutzt ihre Tochter, um ihre egoistischen Ziele zu erreichen. Mit schrecklichen Folgen für Eliza. Schon hier zeigen sich die ersten Abgründe der menschlichen Natur. Die Mutter stellt ihr eigenes Wohl über das der eigenen Tochter, verschachert ihr einziges noch lebendes Kind an den Apotheker Black in London.


    Eliza, froh von ihrer Mutter getrennt zu sein, tritt voller Hoffnungen, aber auch Ängsten ihre Stelle als Dienstmagd im Haushalt des Apothekers an und wird in einen Strudel unmenschlicher Forschungen, ungerechten und mitleidlosen Dienstherren und ihrer eigenen Einsamkeit und Angst gezogen.


    Clare Clark deutet vieles nur an, arbeitet geschickt mit Aufzeichnungen des Apothekers zu seinen Forschungen, Briefen und Mutmaßungen Elizas, um den Leser in die schaurige Welt des Apothekers Black hinein zu ziehen. Vieles bleibt ungesagt, ein leiser Hauch, ein vager Verdacht. Was Black tatsächlich in seinem Labor treibt, bleibt der Phantasie des Lesers überlassen. Sehr subtil wird der Leser an dessen Forschungen heran geführt, aber immerhin deutlich genug, um allein durch kleinste Andeutungen eine Gänsehaut zu bekommen und fassungslos mit dem Kopf zu schütteln, was die medizinischen Gelehrten im 18. Jahrhundert meinten über den Menschen, seinen Körper, seinen Geist und seinen Organismus zu wissen.


    Neben dem medizinischen Wissensstand des 18. Jahrhunderts, kommt aber auch das Alltagsleben und die Architektur Londons, die Liebe zu Büchern und deren Macht, sowie das bedauernswerte Leben zweier Dienstmägde in den Fängen des Apothekers und seiner Ehefrau und die Macht der Freundschaft nicht zu kurz. Clare Clark erzählt ausgewogen und stilistisch gesehen harmonisch (was auf den Inhalt nun gar nicht zutrifft). „Der Apotheker“ ist spannend, abstoßend, erschreckend, bemitleidenswert, tragisch, schaurig und manchmal auch zum Lächeln.


    Erzählt wird die Geschichte aus Elizas Sicht. Dabei geht sie nicht mit nüchternem Blick durch die Welt, sondern legt ihr ganzes Sehnen, Fürchten und Herzblut mit in ihre Schilderungen. Elizas Sicht ist offen, ehrlich und sehr direkt. Dass, was sie dem Leser zu erzählen hat, beschönigt sie nicht, zieht sich nicht selbst aus der Verantwortung, hat den Mut auch eigene Fehler einzugestehen, aber auch andere anzuklagen. Mich hat Elizas Geschichte sehr berührt, vor allem, weil man als Leser ständig in ihre Seele schauen kann. Eliza kam mir unglaublich nahe, selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich sie nicht auf Abstand halten können und je weiter sie sich entwickelte, an den schrecklichen Ereignissen wuchs, desto näher kam sie mir.


    Aber auch die übrigen Figuren haben ihre ganz eigene Faszination auf mich ausgeübt. Schauerlich wie seine Forschungen kommt Black daher, dabei ist er nie so richtig greifbar. Ein komplettes Bild vom Apotheker lässt sich nicht zusammen setzen, da der Leser immer nur Fragmente von ihm zu sehen bekommt. Seine Frau hingegen hat sich mir als abstoßendes Beispiel eingebrannt. Bis zum Schluss habe ich diese Person nicht verstehen können, dazu fehlen leider zu viele Hintergrundinformationen, wie z.B. Erzählungen aus den jüngeren Jahren des Ehepaars. Nicht alle Figuren glänzen durch ihren Facettenreichtum, aber alle sind auf ihre Weise interessante Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Ambitionen und Wünschen.


    Bedauerlicherweise habe ich „Der Apotheker“ zu einer Zeit gelesen, in der ich für dieses Thema nicht immer ausreichend empfänglich war. Aber dennoch hat es Clare Clark geschafft, mich – vor allem zum Ende hin – an dieses Buch zu fesseln und mich tief zu berühren. Ich bin mir sicher, irgendwann werde ich auch „Der Vermesser“ lesen, dann aber zum richtigen Zeitpunkt.

    Bewertung


    4ratten

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Ich habe das Buch vor ein paar Wochen auch gelesen und es hat mir gut gefallen. Da ich durch Zufall darauf gestossen bin, ohne vorher darüber etwas zu wissen, hatte ich keine besonderen Erwartungen und wurde positiv überrascht. Es bietet wirklich einen interessanten Einblick in die medizinischen Annahmen und Theorien des 18. Jahrhunderts und schildert in einer faszinierenden Genauigkiet die Schrecken einer Grossstadt zur damaligen Zeit.
    Besonders berührt hat mich die Beziehung zwischen Eliza und Mary. Sie wird mit einer solch unbeschönigten Ehrlichkeit beschrieben, dass man Eliza trotz ihres manchmal nicht sehr netten Verhaltens gegenüber Mary, ins Herz schliesst.
    Gelungen fand ich auch die fortwährend eingestreuten Notizen und Aufzeichnungen des Apothekers, die man zum Teil erst später in der Geschichte richtig interpretieren kann. Dies verleiht der Geschichte zusätzliche Spannung.
    Nach diesem Buch habe ich mir auch vorgenommen bald noch "Der Vermesser" zu lesen.
    Von mir gibts ebenfalls 4ratten

    :leserin: <br />Joyce Carol Oates - Du fehlst

  • Auf dieses Buch war ich sehr neugierig, nachdem mir Der Vermesser gut gefallen hat, aber leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt.


    Die lebendigen und anschaulichen Beschreibungen des alten London und seiner Bewohner waren wieder lesenswert. Man fühlt sich richtig in die Szenerie hineinversetzt. Aber das war auch schon alles, was ein prickelndes Gefühl verursachte. Abgesehen von den Dokumenten des Apothekers, die die Fantasie anregten, fand ich die Handlung ziemlich dünn. Der Klappentext ist leicht irreführend und geht an den tatsächlichen Ereignissen etwas vorbei. Für mich stand die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Eliza und Mary im Mittelpunkt, aber die erwartete Spannung blieb aus. Fast alle Figuren hätten mehr Potential gehabt, blieben aber bis zum Schluss farblos. Der Ablauf der Geschichte dümpelt vor sich hin, und genauso unspektakulär war das Ende.


    3ratten

  • Im Zuge meines " Ich lese erst alle Weihnachtsgeschenke " - Projektes habe ich nun auch dieses wirklich gute Buch beendet.


    Meine Meinung:


    „Der Apotheker“ entführt den Leser in das frühe 18. Jahrhundert.Genauer gesagt in das Haus des Apothekers Grayson Black.
    Eliza das Mädchen vom Lande ahnt noch nichts von dem was sie bald erwartet.Denn diese hat zunächst andere Sorgen..Der lüsterne Kaufmannssohn, der sie mit Billigung der Mutter verführt hat, denkt nicht im Traum daran, das arme Mädchen vor dem Gesetz zur Frau zu nehmen, obwohl Eliza ein Kind von ihm erwartet. Als Eliza 1718 dann vom ländlichen England nach London kommt, um in die Dienste des Apothekers Black zu treten, denkt sie anfänglich, dass es für sie nicht hätte besser kommen können und dass ihr der Apotheker bei ihrem "kleinen" Problem behilflich sein wird. Sie kann aber nicht ahnen, welche Pläne der geheimnisvolle Dienstherr mit ihr hat.


    „Der Apotheker“ ist ein Sittengemälde und Schauerroman in einem.Durch Tagebucheinträge und Briefe erfährt man, was in Grayson Black vor sich geht. Diese lassen einem schon den ein oder auch anderen Schauer über den Rücken laufen.Auch wenn die Geschichte vielleicht hin und wieder zu vorhersehbar ist, so kann er doch durch eine dichte atmosphärische Stimmung und die lebendige Schilderung des alten London und der Gesellschaft überzeugen.


    4ratten

    :leserin:Kendare Blake - Der schwarze Thron ( Die Schwestern 1 )

    Einmal editiert, zuletzt von Twiceybaby ()

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    Klappentext:
    London, 1718. Als die unverheiratete, schwangere Eliza die düstere Metropole erreicht, ist sie verzweifelt. Sie setzt alle Hoffnung auf den Apotheker Black, der sie großmütig in seine Dienste nimmt. Doch Black betreibt unheimliche Studien. Was geht in dem Haus vor sich, und welche Rolle soll Eliza dabei spielen?
    Nach dem Erfolg von Der Verfasser – ein historischer Thriller für alle Fans von Patrick Süskind und Caleb Carr.


    Meine Meinung:
    Das Buch beginnt damit, dass Eliza von einem Mann schwanger wird, von dem sie glaubt, dass er sie heiraten wird. Doch das ist ein Trugschluss, denn diese Absicht hatte er nie.
    Nun schickt ihre Mutter sie nach London, wo sie als angeblich verheiratete Frau beim Apotheker Black als Dienstmädchen angestellt wird. Vom ihm erhofft sie sich, dass er ihr den Wurm, wie sie das in sich heranwachsende Kind stets nennt, entfernt. Aber darauf wartet sie scheinbar vergeblich, denn der Zeitpunkt ihrer Niederkunft rückt unaufhaltsam näher.
    Im haus von Mr. Black lernt sie auch Mary kennen. Diese wird immer nur als Idiotin genannt wird, weil sie geistig stark eingeschränkt ist. Zuerst ist Eilza von Mary, mit der sie sich zu allem Überfluss auch noch das Bett teilen muss, abgeschreckt – sie widert wie an- Doch nach und nach wächst ihre Zuneigung zu dem abnormalen Mädchen.
    Mr. Black bekommt Eilua in der ersten Zeit überhaupt nicht zu sehen. Als sie ihm duch Zufall doch mal begegnet, ist er ihr unheimlich, denn er trägt einen Hut mit einem Schleier, der sein gesamtes Gesicht bedeckt. Denn Mr. Black hat einen Makel und durch diesen ist er von einem einzigen Gedanken geradezu besessen: Er will herausfinden, warum Kinder missgebildet zur Welt kommen. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, betreibt er mysteriöse Studien, wobei er nichts unversucht lässt.


    Ich bin an das Buch ziemlich neutral herangegangen und wurde zusehends von diesem überrascht. Auf dem Buchcover steht „Grandios düster.“ – dem kann ich voll und ganz zustimmen. Denn es ist einfach nur genial und etwas vollkommen anderes als all das, was ich bisher gelesen habe.
    Es ist ein Thriller, der jedoch nicht als blutrünstig zu bezeichnen ist, dafür aber schon als makaber und absolut spannend.
    Für jeden, der historische Romane mit Krimi-/Thrillerlementen mag, ist dies ganz gewiss ein zu empfehlendes Buch.


    Ich gebe diesem Buch:
    4ratten

    ~~ Was wäre die Welt nur ohne Bücher? ~~


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