Viktor Arnar Ingólfsson – Das Rätsel von Flatey

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    Inhalt: Auf einer unbewohnten Schäre finden die Männer von Endenkate auf Flatey eine verweste Leiche. Unter Aufsicht des Bevollmächtigten des Amtmanns, Kjartan, wird sie auf die Insel geholt und von der Amtsärztin untersucht, die aber außer Erfrierung nichts besonders feststellen kann. Niemand kann sich vorstellen, wie der Mann dorthin gekommen sein könnte, niemand wird vermißt. Der Pfarrer erinnert sich allerdings an einen dänischen Besucher, einen Handschriftenexperten, der in der kleinen Bibliothek von Flatey das Ænigma Flateyensis einsehen und lösen wollte. Dieses Rätsel besteht aus 39 Fragen zum Codex Flateyensis, dem Flateyjarbók, einer mittelalterlichen isländischen Handschrift, die eine Sammlung von Gedichten und verschiedenen Sagas enthält. Die vierzigste Frage liefert den Code, mit dem die aus den übrigen Fragen gewonnen Buchstaben zur Lösung zusammengesetzt werden können, sofern man diesen Code knacken kann. Und es wird gesagt, daß dieser Code die Bibliothek von Flatey nicht verlassen darf, auch nicht als Abschrift, weil sonst Schlimmes geschieht. Der Tote trug eine solche Abschrift bei sich ... Als dann auch noch ein Reporter aus Reykjavík auf der Insel herumschnüffelt und eines Morgens tot und übel zugerichtet über einem Grabstein hängt, fängt die Kripo doch langsam an, sich für die Vorgänge ernsthafter zu interessieren, zumal auch der dänische Professor einiges zu verbergen hatte.



    Meine Meinung: Daß ich nicht gerade die passionierte Krimileserin bin, hat sich hier inzwischen vermutlich herumgesprochen, aber dieser hat mir doch recht gut gefallen. Das lag aber weniger an dem Kriminalfall selbst, in dem auch recht betulich zunächst durch den Dorfvorsteher von Flatey und Kjartan „ermittelt“ wird, sondern vor allem an dem Rätsel. Die eigentliche Geschichte wird streng chronologisch erzählt und nimmt gerade mal eine Woche in Anspruch, zu allem Überfluß auch noch vom Pfingstwochenende unterbrochen, an dem natürlich alle Arbeit, auch die Ermittlung, weitgehend ruht. Von Beginn an findet sich aber am Ende jedes Kapitels ein in kursiver Schrift gesetzter Abschnitt, in dem offensichtlich zwei Leute über den Codex, seine Geschichte und das Rätsel reden, und ab einem gewissen Zeitpunkt enthält jeder dieser Abschnitte eine der Rätselfragen, eine Zusammenfassung des Sagateils, auf den sie sich (vermutlich) bezieht und wie dann die Antwort auf die Frage lauten muß. Das gibt dem Ganzen doch eine sehr eigene Atmosphäre, was im übrigen auch für die Darstellung der Lebensgewohnheiten auf einer solch kleinen Insel zu dieser Zeit gilt (der Roman spielt 1960). Hinten auf dem Buch wird Viktor Arnar Ingólfsson als Autor „literarischer Kriminalromane“ bezeichnet, das könnte mich nach dieser Erfahrung ja fast dazu verleiten, von ihm nochmal etwas zu lesen.


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Hallo,
    dann tue auch ich mal meine Meinung zum Ænigma Flateyensis kund. :zwinker:


    Die Atmosphäre erscheint mir "typisch isländisch", soweit ich das beurteilen kann, denn leider habe ich bisher nur Bücher darüber gelesen, war aber noch nicht dort. Trotzdem, diese gelesenen Bücher stimmen fast durchgehend überein was die Atmosphäre angeht. Mir ging es anfangs fast zu betulich zu, andererseits kommt die ruhige Erzählweise der Stimmung und den Personen sehr zugute, besonders da an der Insel die Zeit vorbei zu gehen scheint. Alle werden ausgiebig vorgestellt, die Landschaft beschrieben, der Tagesablauf geschildert - und fast nebenbei wird zum Todesfall recherchiert. Alles eher unaufgeregt, doch das Tempo wird schließlich angezogen, Ingolfsson legt falsche Fährten aus und streut pikante Andeutungen ein. Die Auflösung hat mich zuerst etwas enttäuscht, erschien mir dann aber als einzig passende.
    Am besten gefielen auch mir die Exkurse zum Flateyjarbók und ganz allgemein zur Handschriftenkunde und den Sagas. Eine eindeutige Stärke des Buches ist, wie Ingolfsson die verschiedenen Handlungsebenen miteinander verstrickt.


    Meine Bewertung fällt tatsächlich etwas schlechter aus als Aldawens, obwohl ich eher mal einen Ausflug in die Krimiecke wage, aber ich schiebe das auf meine Startschwierigkeiten.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges