Ich finde auch, dass man aus der Vergangenheit viel über die Gegenwart lernen kann. Allerdings denke ich auch, dass das Bild, das wir von der Vergangenheit haben, bis zu einem gewissen Grad auch geprägt davon ist, wie wir über unsere Gegenwart denken und dass wir uns deshalb nie "vollkommen" in frühere Zeiten hineinversetzen können.
Ja und nein. Romane und selbst viele Sachbücher sind da natürlich selektiv und behandeln vorwiegend diejenigen Themen, mit denen der Autor selbst etwas anfangen kann bzw. die er seinen Lesern zu vermitteln in der Lage ist (oder: zumuten kann). Der Versuch, Authentizität zu schaffen, ist da etwa so Erfolg versprechend wie der eines deutschen Autors, einen maoistischen Chinesen so zu beschreiben, dass der sich darin wiedererkennt. Ein echter Zeitgenosse der beschriebenen Epoche würde über das alles mit großer Wahrscheinlichkeit den Kopf schütteln; aber dass er einverstanden wäre, ist auch nicht entscheidend: Der Leser von heute muss es sein!