Herta Müller - Der Fuchs war damals schon der Jäger

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    Die ersten Seiten waren eine Prüfung für meine Geduld und sind der Beweis das manches was einem der Deutschlehrer mit einem Rotstift umkringeln hätte, in Wirklichkeit nobelpreiswürdig ist…


    „Die Ameise verirrt sich. Sie kriecht, doch sie lebt nicht, sie ist für das Auge kein Tier. Auch die Schoten der Gräser kriechen am Stadtrand wie sie.“ (S. 7)
    „Am anderen Ende der Vorstadt fraß das Feld und lief mit Rübenblättern weit hinaus, dahinter blinkten weiße Wände“ (S. 12)
    „Clara sieht ihre Brustwarzen, sie hängen wie zwei Schrauben an der Haut“ (S. 70)


    Das Buch begann mit einer Aneinanderreihung von Beschreibungen einzelner Szenen oder auch nur "Standbilder", was scheinbar große Literatur ist, mich aber gelangweilt hat. Dann kam die Autorin zumindest absatzweise ins Erzählen und ich hatte den Eindruck, das Buch könnte mir doch noch gefallen. Ein Eindruck den ich dann aber wieder revidieren musste. Ich habe keine Ahnung ob zwischen diesen ganzen sinnlosen, an den Haaren herbeigezogenen Beschreibungen tatsächlich eine Geschichte steckt, aber es war mir zu mühselig sie auszugraben. Ab und zu schimmerte auch der Eindruck vom Leben in einem totalitären System durch, das klang interessant, aber das genügte nicht, um mich das Buch ordentlich durchlesen zu lassen, ich habe irgendwann nur noch einzelne Abschnitte gelesen – die in denen auch etwas passierte. Den Rest hat mir dann die Beschreibung eines Rituals gegeben, wie man einen Mann an sich binden könne, nämlich indem man ihm das „Blut der Melonen“ (=Metapher für Menstruationsblut) in Essen oder Getränke mischt. Nein, danke, so etwas muss ich nicht lesen, das war mein erstes und letztes Buch dieser Autorin und wenn dieses Buch typisch für Herta Müller ist, weiß ich nicht, was das Komitee geritten hat, ihr den Literaturnobelpreis zu verleihen.


    1ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Hey, Du hast ja sogar eine halbe Ratte mehr vergeben als ich bei ihrem Reisende auf einem Bein! Ob ich es dann mit diesem noch mal versuchen sollte? :gruebel: Ach nein, ich glaube, wenn ich mir Deinen Kommentar so in Gänze anschaue, dann lese ich in der Zeit, die ich für dieses Werk brauchen würde, doch lieber etwas anderes :zwinker:


  • Die ersten Seiten waren eine Prüfung für meine Geduld und sind der Beweis das manches was einem der Deutschlehrer mit einem Rotstift umkringeln hätte, in Wirklichkeit nobelpreiswürdig ist…


    „Am anderen Ende der Vorstadt fraß das Feld und lief mit Rübenblättern weit hinaus, dahinter blinkten weiße Wände“


    hm, :gruebel: , diese Stelle gefällt mir sogar. Ich muss bei Gelegenheit mal in das Buch hineinschauen.


    Lehrer haben auch angekreidet, wenn man (zu) lange Sätze schrieb, und Thomas Mann hat den Nobelpreis bekommen. Was Schullehrer sagen ist für mich nicht das Maß der Dinge :zwinker:


    Liebe Grüße
    mombour


    [size=1]Ich habe den amazon-Link aus dem Zitat entfernt. LG, Aldawen[/size]

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()


  • Lehrer haben auch angekreidet, wenn man (zu) lange Sätze schrieb, und Thomas Mann hat den Nobelpreis bekommen. Was Schullehrer sagen ist für mich nicht das Maß der Dinge :zwinker:


    Mein Deutschlehrer hat sich für Schriftsteller Freiheiten herausbedingt, die er uns Schülern nicht durchgehen ließ. Als ich einen meiner Ausätze durch einen geglaubt künstlerischen Stil mit unvollständigen Sätzen würzte, bekam ich ein sehr rotes Blatt zurück. Auf mein Argument, dass der und der das auch mache, entgegnete er bloß: "Das sind Schriftsteller. Die dürfen das". Kunst ist in der Schule kein Kriterium, nur Grammatik und Orthographie. :breitgrins: Als Rache hab' ich in folgenden Texten nur mehr fiese und kaum geläufige Fremdwörter verwendet, gegen die konnte er schlecht was einwenden. :zwinker:

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried

  • Je mehr ich über Frau Müllers Bücher lese, umso weniger reizen sie mich. Die Schrauben-Metapher ist ja scheußlich.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Je mehr ich über Frau Müllers Bücher lese, umso weniger reizen sie mich. Die Schrauben-Metapher ist ja scheußlich.


    Das Blut der Melonen hat aber auch was :rollen:


    Mit dem Pulizterpreis und einigen Autoren kann ich ja etwas anfangen, der Nobelpreis für Literatur ist aber wohl auf anderem Papier gedruckt

  • Ich habe sowohl in dieses, als auch in "Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt" längere Zeit hineingelesen und konnte mit beiden nichts anfangen. Der Stil ist absolut nichts meins. Ich habe eine Abneigung gegen diese kurzen, bedeutungsschweren Sätze und ich gebe gerne zu, dass es mir an Geduld mangelt, um mich durch das Labyrinth aus Bildern und Metaphern zu winden. Vielleicht gebe ich Herta Müller noch mal eine Chance, wenn ich die nötige Ruhe für derlei Lektüre mitbringe. "Atemschaukel" subbt ohnehin noch als E-Book bei mir.

  • Der Geheimdienst ist überall. Die Lehrerin Adina erlebt die Bedrohung der Securitate hautnah. Einem Fuchsfell in ihrer Wohnung werden nach und nach die Gliedmaßen abgeschnitten. Offensichtlich werdenn Spuren hinterlassen. Adinas Freundin hat ein Verhältnis zu Pavel, einem Geheimdienstler. Adinas Ex-Freund Paul ist Arzt und gegen das Regime. Sie alle geraten in den Fokus des Geheimdienstes.


    Herta Müller beschreibt in „Der Fuchs war damals schon der Jäger“ die ständige Bedrohung durch den Diktator und seinen langen Arm - den Geheimdienst. Wer sich gegen das System und damit gegen Ceausescu stellt, muss entweder sofort beseitigt oder langsam zerstört werden. Wer in der Hierarchie jemanden unter sich hat, beutet diesen schamlos aus. Macht ist alles was zählt. Die Lebenssituation bekommt besonders durch vermeintlich unwichtige Nebenfiguren Tiefe. Sie vermitteln Alltägliches und geben Einblicke in das Rumänien des kleinen Mannes unter dem Diktator.


    Es ist schwierig, in den Roman hineinzufinden. Die Einführung der Personen erfolgt oftmals sehr beiläufig. Sie sind einfach da. Auch die Charakterisierung ist schwierig, das wenig Informationen geliefert werden. Hier ist der Klappentext ausnahmsweise mal wirklich hilfreich, um einen ersten kleinen Überblick zu bekommen.


    Auch in diesem Buch ist Herta Müllers Sprache gewaltig. Sie wirft mit sprachlichen Bildern nur so um sich und greift dabei gern mal zu Ekel erregenden Geschichten. Auch nachdem ich das Gelesene auf mich wirken lassen konnte, haben sich mir viele Dinge noch nicht erschlossen, aber es gibt auch unwahrscheinlich viele Details, die bei einem zweiten oder dritten Lesen vermutlich erst auffallen würden.


    Meine Wertung: 3ratten

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10