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Zum Autor:
Nigel McCrery wurde 1953 in London geboren. Neun Jahre arbeitete er als Polizist, bis er in Cambridge zu studieren begann. Anschließend verfasste er für das britische Fernsehen Drehbücher. Mehrere bekannte TV-Serien stammen aus seiner Feder. Unter anderem "Gerichtsmedizinerin Dr. Samantha Ryan". Er lebt mit seiner Familie in Nottingham.
Zum Inhalt:
Im Prolog der 1944 spielt kommt es zu einer Familientragödie. Iris Poel ist mehrfache Grossmutter, die, während ihre Schwiegertochter in der Rüstungsindustrie tätig ist, auf ihre Enkelkinder aufpassen soll. Ihr Sohn ist an der Front. Während der Abwesenheit der Schwiegertochter geschehen unfassbare Dinge
Der Rest des Buches spielt in der Gegenwart in England. Eine ältere Dame kümmert sich scheinbar liebevoll um eine andere ältere Frau. Sie macht Besorgungen und nimmt ihr viele Arbeiten ab. Und als die Zeit reif ist, mischt sie ihr einen guten Tee mit Christrosen zusammen. Für alle nicht botanisch vorbelasteten: Den trinkt man nur einmal! Nachdem sie das Haus gesäubert und die Leiche entsorgt hat, übernimmt sie deren Identität. Und das nicht zum ersten Mal.
So könnte es ungestört weiter gehen, wenn es nicht zu einem fatalen Geschehen käme, das den Rhythmus stört.
Einige Zeit später ereignet sich ein Unfall, bei dem eine verscharrte Leiche "ausgegraben" wird. Ein im Krankenstand befindlicher Polizeibeamter wird an den Unfallort gerufen, da der Computer ermittelt hat, dass es zwischen ihm und der aufgefundenen Leiche Berührungspunkte gäbe. Welche, das bleibt erst mal außen vor.
DCI Mark Lapslie, der stark unter seiner Synästhesie leidet, übernimmt mit DS Emma Bradbury, einer burschikos wirkenden jungen Frau mit einem Faible für Autos, den Fall. Wie sich herausstellt, läuft die Leiche offiziell quicklebendig herum. Lapslie ist nicht begeister davon wieder an einem Fall arbeiten zu müssen, aber als man ihm den Fall schier lahmlegen will, weigert er sich und stürzt sich noch verbissen hinein. Er hat das Gefühl nicht allein an dem Fall zu sitzen, fühlt er sich doch von einem schwarzen Lexus fast verfolgt. Emma, die inzwischen um sein Handycap weiß, unterstützt ihn wo sie nur kann.
...und in einer anderen Ecke sucht sich eine ältere Dame gerade eine neue Heimstätte und hält Ausschau nach einem geeigneten Objekt.
Nigel McCrery versteht sein Metier. Schon im Prolog setzt er dem Leser den ersten Schocker vor. Mit vielem habe ich gerechnet, aber nicht damit. Nach diesem Tiefschlag geht es erst mal recht beschaulich weiter. Man denkt an "Arsen und Spitzenhäubchen", das lustigerweise weiter hinten im Buch auch erwähnt wird. Schnell wird klar, wer hier mordet, jedoch nicht warum. Man erfährt wie unsere Mörderin über ihre Opfer denkt, wie sehr sie sich in sie verwandeln kann. Nach und nach offenbart sich immer mehr ihr bis ins kleinste durchdachte Vorgehen. Ihre Kaltblütigkeit, ihre Beweggründe - alles wird nachvollziehbar - wenn erst ihre Geschichte zu Tage tritt.
Mit DCI Lapslie kommt der zweite Erzählstrang ins Spiel. Seine Andersartigkeit ist gut dargestellt. Noch bevor es erwähnt wird, weiß man oft schon, welche Empfindungen er gleich ausgesetzt sein wird. Die damit einhergehenden Probleme sind nachvollziehbar und man erkennt unter welchen Handycaps er leiden muss.
Spätestens nach der Obduktion der ausgegrabenen Leiche stellte man eine Verbindung zwischen dieser und den Morden einerseits, und den Ereignissen 1944 andererseits her.
Die Pathologin ist eine interessante Person. Sollte es zu einer Fortsetzung über Lapslie kommen, dürfte sie eindeutig ein fester Bestandteil sein.
Die Perspektiven wechseln von Kapitel zu Kapitel. Der Leser selbst wird vorangetrieben von den Fragen "Warum tut sie es?" und "Wie wird er sie finden?". Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten und auch die Hintergründe des Lexus lassen einem ein mulmiges Gefühl in der Magengegend entstehen. Gibt es das vielleicht wirklich? Ich hoffe nicht. Aber wer weiß...
Ich kann das Buch nur weiterempfehlen und kann es jetzt schon unter den Jahreshighlights verbuchen.
Allerdings finde ich den englischen Titel Still Waters besser als den deutschen.