Martin Doerry - Mein verwundetes Herz. Das Leben der Lillie Jahn 1900-1944

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  • Martin Doerry – Mein verwundetes Herz; Das Leben der Lili Jahn 1900-1944


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    [size=1](Ich besitze die Version von der Bundeszentrale für politische Bildung, sehr zu empfehlen!)[/size]


    Klappentext
    Lilli Jahn entstammt einer wohlhabenden jüdischen Familie. Nachdem ihr nicht jüdischer Ehemann sich dem Druck des NS-Regimes beugt und sich von ihr scheiden lässt, wird die fünffache Mutter nach Auschwitz verschleppt, wo sie 1944 stirbt.
    Fast 60 Jahre lang hat ihr Sohn Gerhard Jahn Briefe aufbewahrt, die seine Schwestern und er 1943 bis 1944 an die Mutter schrieben und die sie unter widrigsten Umständen den Kindern zukommen ließ. Es sind zutiefst erschütternde Dokumente eines verzweifelten, letztlich vergeblichen Kampfes um eine verlorene Welt, um den Zusammenhalt der Familie und das Überleben in der Hölle des Krieges.


    Meine Meinung
    Eigentlich dachte ich ja „schon wieder ein Buch über das Nazi-Regime“. Aber dieses hier ist anders und schnell war ich von den Worten des Autors überzeugt, dass es sich um einen außergewöhnlichen Zeitzeugenbericht handelt.
    Das Buch besteht zu ¾ aus Briefen, die Lili Jahn, ihre Kinder und andere Verwandte/Bekannte in der Zeit zwischen 1900 und 1944 verfassten. Der Autor verbindet lediglich die einzelnen Dokumente mit zusätzlichen Angaben, die aus den Briefen entweder nur implizit beschrieben sind oder gar nicht erst erwähnt werden. Somit hangelt er sich durch das Leben der Lilli Jahn von Brief zu Brief.
    Das Buch hat mich berührt, da es auf sehr, sehr anschaulichen Weise den Kriegsalltag darstellt und die Verzweiflung von Kindern ausdrückt, die schon in jungen Jahren auf sich allein gestellt sind. Auf der einen Seite suchen sie die Nähe zu ihrer Mutter, hoffen jeden Tag sie bald wieder zu sehen. Auf der anderen Seite suchen sie jedoch auch Anerkennung in der Gemeinschaft, aus der sie als „Halbjuden“ ausgestoßen zu werden drohen. Vor allem dem Sohn Gerhard fällt es schwer mit der Diskriminierung umzugehen – laut den Beschreibungen des Autors.


    Dieses Buch ist interessant aber nicht wirklich spannend. Es fiel mir schwer, dran zu bleiben und nicht zwischendurch nach einer unterhaltsameren Lektüre zu greifen. Vor allem am Anfang zieht es sich lange hin. Zum Schluss habe ich „völlig überflüssige Passagen“ übersprungen (wie z.B. Aufzählungen von Kleidern oder Geschirr).
    Trotzdem würde ich das Buch sehr weiterempfehlen. Es bekommt von mir 3 Ratten und eine Maus.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Meine Meinung:
    Ich mag sehr Bücher über Personen zu Lesen. Über den Zeitraum kurz vorm zweiten Weltkrieg und auch kurz danach. Ich lese gerne die Geschichten über die Juden, Halbjuden oder auch Menschen die in der Zeit lebten und erzählen was sie damals erlebt haben. Und jedes Mal bin ich von vorne Überwältigt und kann vieles nicht verstehen. Vor allem weil so viele sterben mussten wie auch Lilli Jahn. Der Autor trägt nicht viel bei, um die Geschichte zu erzählen dafür reichen schon die Briefe.
    Sauer war ich besonders mit den Ex- Mann Ernst von Lilli. Ich finde er hat mitschuld an dem Tod von ihr. Denn nach dem Briefen zu Urteilen konnte die Familie am Anfang nach UK auswandern und er hat es nicht getan, da er Angst hatte dort nicht mehr gut zu verdienen, wie wenn er in Deutschland als Arzt arbeitet. Das war der erste Fehler, denn Lilli liebte ihn viel zu sehr, um ohne ihn auszuwandern.
    Dann hat er noch eine Affäre, sie kriegt das Kind von ihm, er scheidet sich von Lilli und heiratet die Neue. Und das genau dann, wo die Nazis schon viele Verbote gegen Juden schon stellten. Deshalb gebe ich ihn Mitschuld.
    Die Kinder taten mir auch Leid, wobei sie wenn auch ohne Mutter und Teils auch ohne Vater weiter leben mussten sie doch alles gut gemeistert haben. Essen hatten sie wohl auch immer genug. Ich finde die Briefe sehr rührend, denn obwohl man den Zustand von Lilli zum Schluss nur erraten kann wie schlecht ihr zumute sein musste als sie in Auschwitz ist.



    Dieses Buch ist interessant aber nicht wirklich spannend. Es fiel mir schwer, dran zu bleiben und nicht zwischendurch nach einer unterhaltsameren Lektüre zu greifen. Vor allem am Anfang zieht es sich lange hin.


    Hier muss ich J.D. wiedersprechen, denn ich erwarte an einem Buch wie diesem nicht, dass es spannend ist und da ich solcher Bücher nicht als Unterhaltung lese, habe ich solche Ideen beim Lesen nicht gehabt. Aber auch ich empfehle das Buch weiter.


    Ich hoffe ja immer wieder nach dem ich solcher Bücher lese, das Menschen aus den Fehlern der anderen lernen, aber leider stelle ich immer wieder fest, dass es nur sehr weniger tun.


    5ratten ( nicht für den Autor, aber für die Geschichte, denn durch die Erinnerungen, Briefe, Nachweise und Erzählungen wissen wir was die Menschen durchgemacht haben.)

  • Die junge Studentin Lilli Schlüchterer lernt im Spätsommer 1923 den frisch examinierten Arzt Ernst Jahn kennen und lieben. Gegen alle Widerstände – auch gegen die ihres späteren Ehemanns – kämpft sie um ihre Liebe und setzt sich letztendlich durch. Im August 1926 schließt sie mit ihm den Bund der Ehe. Die beiden eröffnen in der Gemeinde Immenhausen bei Kassel eine Gemeinschaftspraxis und richten sich dort häuslich ein.


    Als in Deutschland die Nazis an die Macht kommen, kann Lilli ihren Beruf als Ärztin bald nicht mehr ausführen. Sie wird völlig von ihrem Gatten abhängig und lebt ein zunehmend von ihrer Umwelt isoliertes Leben. Ihrer Schwester Elsa gelingt gemeinsam mit ihrer Mutter die Flucht nach England. Als sie Lilli und ihre Familie nachholen wollen, scheitert dies an Ernst. Er hat sich mit Hilfe seiner Frau eine erfolgreiche Praxis aufgebaut, ist das erste Mal bar jeglicher finanzieller Sorgen und möchte seine materielle Sicherheit nicht mehr aufgeben.


    Er nimmt sich eine Geliebte, die von ihm schnell ein Kind erwartet. Lilli muss bei der Geburt des Kindes assistieren. Gegen den wohlmeinenden Ratsschlag eines befreundeten Anwalts lässt sich Ernst schließlich von Lilli scheiden. Er gibt dem Druck der Nazischergen nach und will deren Beteuerungen, dass Lilli als Mutter von Halbjuden vor der Deportation geschützt ist, Glauben schenken. Kurz darauf beginnt ihr Leidensweg, der sie über verschiedene Lager schließlich nach Auschwitz führt.


    Anhand unzähliger Briefe Lilli Jahns an Freunde und Familie wird ihr Leben nacherzählt. Besonders ihre berührenden Briefe an ihre Kinder lassen eine warmherzige Frau erahnen, die zu bedingungsloser Liebe fähig ist. Selbst als sie ihre wachsende Verzweiflung nicht mehr ausreichend kaschieren kann, fällt kein böses Wort über ihren illoyalen Exmann, sie nimmt ihn im Gegenteil sogar noch in Schutz.


    Im Vorwort fragt sich Lilli Jahns Enkel Martin Doerry, warum ihre Geschichte eigentlich noch erzählt werden sollte. Er findet seine Antwort darin, dass jedes neue Zeugnis, jede neue authentische Quelle aus der NS-Zeit eine neue Leserschaft erreicht und somit das historische Bewusstsein kommender Generationen schärft. Außerdem behandelt die meisten autobiographische Berichte die Geschichte von Überlebenden, was die Gefahr einer verzerrten Geschichtswahrnehmung birgt.


    Darin hat er sicher recht, meine Antwort ist aber eine andere: Lilli Jahns Geschichte zeigt deutlich, wohin eine Politik des Ausgrenzens im Extremfall führen kann. Im Hinblick auf die zunehmend kältere politische Reaktion in Europa auf humanitäre Katastrophen sind solche Mahnmale mehr denn je wichtig. Sie zeigen, dass vor nicht allzu langer Zeit Menschen mitten in Europa um ihr Leben laufen mussten und vor ihnen überall die Grenzen mit genau denselben Argumenten wie heute geschlossen wurden.


    :tipp: