Josef Haslinger - Phi Phi Island

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  • Ko Phi Phi ist eine Inselgruppe im Süden Thailands, bestehend aus den Inseln Ko Phi Phi Don und Ko Phi Phi Le. In dieser beschaulichen, idyllischen Gegend, die beim Film "The Beach" als Kulisse diente, wollte der österreichische Schriftsteller Josef Haslinger mit seiner Familie den Weihnachtsurlaub 2004 verbringen. Doch aus der beabsichtigten Reise ins Paradies wurde ein Höllentrip. Am 26.12. bricht die gewaltige Flut herein, zerstört alles und reißt Hunderte von Menschenleben mit sich. Josef Haslinger hatte Glück, großes Glück. Er konnte sich auf ein Dach eines Hotels retten und auch seine Frau und seine beiden Kinder überlebten. Die Flut erreichte dieses Dach nicht.


    Schwer traumatisiert von diesem Ereignis legt der Schriftsteller zwei Jahre danach Bericht ab. Er erzählt sehr nüchtern und doch so beeindruckend von den unfassbaren Zuständen, von Menschen, die er in dieser Ausnahmesituation kennen gelernt hat, von Menschen, die er ertrinken hat sehen, für die jede Hilfe zu spät kam und die nicht so viel Glück hatten. Er berichtet aber auch von kleinen zwischenmenschlichen Erfahrungen, von einer ungeheuren Solidarität und Nächstenliebe, von selbstlosen Helfern und von der unendlichen Ohnmacht, Machtlosigkeit und Hilflosigkeit und die Frage, die er sich immer wieder stellt: warum hat gerade er so viel Glück gehabt. Gedankensplitter rund um Land, Kultur und Mentaliätät ergänzen den Bericht, wer allerdings einen "Reiseführer" erwartet, wird enttäuscht sein.


    Ein Jahr später kehrt Josef Haslinger mit seiner Frau an den Ort des Geschehens zurück und lässt das Erlebte Revue passieren. Er sucht die Stätten seiner Flucht auf, trifft Menschen, die überlebt haben, stellt Recherchen an. Ergebnis dieser Verarbeitung ist das vorliegende Buch, das in seiner Art einzigartig ist. Anhand von 3 Zeitsträngen (Weihnachten 2004, Weihnachten 2005 und die Zeit dazwischen) werden nüchtern und doch sehr persönlich Gedanken, Erlebnisse, Gefühle reflektiert, liebevolle Details erzählt, und dabei nie vergessen, welches Glück die Familie hatte. Von der Katastrophe blieb neben der Traumatisierung ein unbeweglicher Finger, der Haslinger das Betätigen der Umschalttaste auf der Tastatur erschwert, weshalb das Buch von der ersten bis zur letzten Seite in Kleinbuchstaben geschrieben ist. Aber man hat als Leser das Gefühl, dass er diesen Finger gerne als "Andenken" mit sich herumträgt, als Andenken daran, wie knapp Glück und Unglück beieinander liegen, wie schnell alles ganz anders sein kann, und wie ungecht und willkürlich das Schicksal verteilt ist.


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    Josef Haslinger, 1955 in Zwettl/Niederösterreich geboren, lebt in Wien und Leipzig. Seit 1996 lehrt Haslinger als Professor für literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 1995 erschien sein Roman »Opernball«, 2000 »Das Vaterspiel«. Sein letztes Buch, »Zugvögel«, erschien im Frühjahr 2006. Haslinger erhielt zahlreiche Preise, zuletzt den Preis der Stadt Wien und den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels.


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  • Vielen Dank für die beeindruckende Rezension, das Buch klingt sehr eindrucksvoll und wandert auf meine Wunschliste! :winken:

    Ich bin, was du träumst.<br />Ich wache immer über dich.<br />Ich bin, was deine Hand lenkt.<br />(gez. Seele)