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Veronica fliegt nach England, um in Brighton die Leiche ihres Bruders zur Überführung in die irische Heimat abzuholen. Der Tod von Liam ist trauriger Anlass, dass sich die Großfamilie Hegarty einmal wieder trifft - die neun Geschwister, die von den zwölfen noch leben, und ihre Mutter, die schon vor langer Zeit in geistige Umnachtung abgedriftet ist.
Gemeinsam haben Veronica und Liam viel erlebt, wohnten eine Zeitlang mit der kleinen Schwester Kitty bei Großmutter Ada, die wiederum in Lamb Nugent einen heimlichen Verehrer hatte. In dieser Zeit liegt womöglich auch der Schlüssel zu Liams späterem Alkoholismus und seiner Unfähigkeit, im "normalen" Leben zu bestehen.
Mit Veronicas Ehe steht es momentan auch nicht zum Besten. Zwar liebt sie ihre beiden wohlgeratenen kleinen Töchter über alles, doch zwischen ihr und ihrem Mann Tom ist eine Mauer entstanden, die sich nur schwer überwinden lässt.
Ich liebe Geschichten über irische Großfamilien, weil ihnen meist trotz tragischer Ereignisse und katholischer Prüderie etwas Lebensbejahendes anhaftet und nicht selten auch ein herrlicher schwarzer Humor.
Das sucht man hier alles vergebens, Anne Enright zeichnet ein eher düsteres Bild dieser Familie, und zwar nicht als anschauliches Gemälde, sondern eher als Mosaik von Scherben ihres Familienlebens, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wüst durcheinandergeworfen werden und man zwischen haufenweise bemühten Sprachbildern ab und zu das Glück hat, auf kleine Satzperlen zu stoßen, in denen es der Autorin zu zeigen gelingt, was die bei aller Verschiedenheit und Disharmonie verschworene, gewachsene Einheit einer Familie ausmacht.
Absolut überflüssig fand ich die vielen Fäkalien in den verwendeten Metaphern und die Beschreibung jeglicher Sexualität mit groben, gefühllosen Worten.
Zwischendurch habe ich mich mehrmals gefragt, ob ich diesen wirren Wust von Erinnerungen, von denen Veronica nicht weiß, ob sie überhaupt ihre eigenen sind, und Feststellungen, dass sie sich an X und Y und Z ja gar nicht erinnern kann, überhaupt zu Ende lesen möchte. Den Schluss fand ich dann aber erstaunlich zart gelungen.
Leider kein lohnender Booker-Preisträger (für mich).
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