Lois McMaster Bujold - Barrayar: Die Revolte

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    "Barrayar: Die Revolte" von Lois McMaster Bujold


    Dieser fünfte Band enthält die Romane "Viren des Vergessens" und "Komarr"


    Handlung:


    Nach seiner Wiederbelebung hat Miles gesundheitliche Probleme, die er seinen Vorgesetzten gegenüber verschweigt. Er fälscht sogar einen Bericht, damit es nicht herauskommt - und wird dabei erwischt. Als Folge davon muss er seinen Dienst quittieren.
    Miles wäre aber nicht Miles, wenn er sich mit seiner neugewonnenen - unfreiwilligen - Freizeit abfinden würde.


    Im Moment stecke ich noch mitten im ersten Roman, aber ich muss meiner Begeisterung Luft machen, sonst platze ich. Ich weiß schon, warum ich mir die "Barrayar"-Bücher immer für den Urlaub aufhebe. Man kann sie nicht weglegen, man gerät unmerklich in Miles' Welt hinein und will gar nicht wieder raus.
    Jede Figur ist perfekt gezeichnet, mit fast jeder kann man sich identifizieren. Es ist einfach ein Riesenspaß "Barrayar" zu lesen!


    ***
    Aeria

  • "Viren des Vergessens/Memory" ist für mich einer der besten Romane dieser Reihe. Da sind eine Menge sehr häufig nachgeblätterter Szenen, zB die so schmerzhafte Unterhaltung mit Illyan. Großartig.
    Weiterhin viel Vergnügen!

  • Auch für mich gehört dieser Doppelband zu meinen Favoriten im Miles- Universum. Besonders "Viren des Vergessens" hat es mir angetan (und das wieder und wieder...)


    Viren des Vergessens


    Inhalt
    Nach seiner Wiederbelebung hat Miles immer wieder mit schlimmen Anfällen zu kämpfen. In seiner Angst, dass seine Vorgesetzten ihn zu einem Schreibtischjob zwingen könnten, verheimlicht er dies jedoch und gerät in ein riesiges Schlamassel, so dass er am Ende aus dem Militärdienst entlassen wird.
    Deshalb stürzt Miles erst mal in eine Krise, aber bald entdeckt er eine Verschwörung im barrayanischen Geheimdienst rund um seinen ehemaligen Vorgesetzten Simom Illyan. Und nichts holt Miles so schnell aus einer depressiven Phase wie eine neue Aufgabe, erst recht, wenn jemand versucht ihm Steine in den Weg zu legen…


    Rezension
    „Viren des Vergessens“ ist äußerst spannend und ein wichtiger Schlüsselroman der Serie. Hier gerät Miles durch die Entlassung aus dem Geheimdienst in eine echte Identitätskrise. Ich habe richtig mit ihm mit gelitten und ein Paar Tränen fallen gelassen.
    Körperlich gesünder als jemals zuvor in seinem Leben (alle brüchigen Knochen sind durch Synthetikknochen ausgetauscht, seine Wirbelsäule ist begradigt), wird er durch seltsame epileptische Anfälle gebeutelt und muss seine Karriere aufgeben. Und das trifft ihn gleich doppelt. Zunächst einmal wird aus dem Militädienst entlassen und Miles wird so seiner Vision beraubt, allen Barrayanern zu zeigen was trotz seiner Behinderung in ihm steckt. Zum anderen wird damit Miles alter Ego Admiral Naismith, der Anführer der Dendarii- Söldner zum Tode verurteilt. Admiral Naismith war bisher Miles wahres Leben, sein Sicherheitsventil. Ihm beraubt, fällt Miles in eine tiefe Krise.
    Seine innere Zerrissenheit und Verwirrung wird eindringlich und plastisch dargestellt. Zwischendurch möchte man Miles jedoch mal gerne schütteln, damit er sich wieder zusammenreißt.
    Aber die manisch- depressive Art gehört nun mal zu Miles Charakter und auf jeden Tiefpunkt folgt eine weitere Phase der Hyperaktivität. Die wird angekurbelt als der Chef des barrayanischen Sicherheitsdienstes plötzlich an einer mysteriösen Krankheit zu leiden beginnt und man Miles konsequent von ihm fernhält. Das lässt sich Miles natürlich nicht bieten und der Leser ist sofort mitten drin in einer spannenden Verschwörung, die ihm schließlich hilft wieder zu sich selbst zu finden.
    Zusätzlich gibt es einige romantische Verwirrungen, die den Roman auflockern (am Ende finden sich drei Paare!) und so das Buch zu einem ausgewogwenen Genuss machen.


    Komarr


    Inhalt(eigtl. von Nimue)
    Komarr, ein von Barrayar annektierter Planet, hat für das Kaiserreich aufgrund seiner zahlreichen Wurmlochsprungpunkte vitale Bedeutung. Wegen der unwirtlichen atmosphärischen und klimatischen Bedingungen leben die Komarraner in Städten, die von Kuppeln überspannt sind. Als der riesige Sonnenspiegel im Orbit des Planeten, der zusätzliche Sonnenenergie auf Komarr lenken soll, durch eine unerklärliche Kollision mit einem Frachtraumschiff schwer beschädigt wird, sollen die beiden Kaiserlichen Auditoren Professor Vorthys und Miles Vorkosigan den Vorfall aufklären. Noch ahnen sie nicht, auf welch tödliches Abenteuer sie sich einlassen.


    Rezension
    Mit „Viren des Vergessens“ geht die Dendarii- Episode in Miles Leben zu Ende (ich werde die Truppe echt vermissen!), aber Miles Karriere erhält eine neue Wendung indem er der jüngste Auditor der Geschichte wird.
    Die barrayarinschen Auditoren sind so etwas wie die persönlichen Agenten des Kaisers, ausgestattet mit dem Recht einfach alles Nötige zu tun. Egal welche Krise, die Auditoren werden hingeschickt und müssen sie lösen.
    So kommt Miles zusammen mit einem anderem Auditor im zweiten Roman nach „Komarr“ als dort der lebenswichtige Sonnenspiegel durch einen Unfall zerstört wurde. Doch war es wirklich ein Unfall oder doch ein Sabotageakt? Wenn ja, von wem? Den komarranischen Rebellen oder den der Anti- Komarr- Front auf Barrayar?
    Natürlich gerät Miles wieder mitten in eine Verschwörung.
    Leider weiß Miles zu Anfang nicht so recht wie er mit seinem neuen Posten umzugehen hat. Nur weil man nicht mehr gezwungen ist, sich an irgendwelche Vorschriften und Regeln zu halten, macht die Dinge nicht einfacher. Miles zaudert und will seine neue Macht nicht missbrauchen.
    Aber wann ist ein hartes Eingreifen nötig, wann ist es Machtmissbrauch?


    Eine weitere Besonderheit dieses Buchs ist, dass die Kapitel abwechselnd aus der Sicht von Miles und aus der Sicht von Ekaterin beschrieben werden.
    Ekaterin ist eine barrayaranische Adlige, die zusammen mit ihrem Mann, dem Leiter der Terraforming- Behörde auf Komarr lebt. Doch in ihrer Ehe kriselt es gewaltig. (Ihr Mann ist wirklich ein ausgesprochen unsympathischer Dummkopf.) Zusätzlich belastet sie das Wissen um einen verdeckten genetischen Defekt ihres Mannes, den auch ihr gemeinsamer Sohn geerbt hat.


    Auch Ekaterin schlägt sich mit einem moralischen Dilemma herum. Als brave barrayanische Ehefrau müsste sie aus Tradition stets gehorsam hinter ihrem Mann stehen, dies fällt ihr jedoch zunehmend schwerer. Schließlich muss sie sich zwischen ihrer Ehre und der ihres Mannes entscheiden. Doch sollte eine barrayaranische Frau das überhaupt dürfen?
    Natürlich, sagen wir Leser! Und so muss sich Ekaterin erst einmal emanzipieren und wir begleiten sie auf diesem Weg.


    Diese moralische Dilemmata machen den Roman zwar interessant und geben ihm Tiefe, nehmen ihm aber etwas von dem gewohnten Tempo und machen ihn streckenweise etwas langatmig. Zum Glück kommt er aber zum Ende zusammen wieder mit Miles in Fahrt.


    Insgesamt wieder ein toller Sammelband, bei dem wir weitere Facetten von Miles kennen lernen. Schön ist auch, dass die Autorin immer wieder Bezug auf frühere Begebenheiten nimmt. So treffen wir in „Viren des Vergessens“ auf alte Bekannt aus „Berge der Trauer“ und in „Komarr“ kann Miles endlich seine Schuldgefühle gegenüber den Tod einer Soldatin aus „Die Grenzen der Unendlichkeit“ überwinden.
    So ist zwar jeder Roman in sich abgeschlossen, aber nur zusammen bilden alle Bände ein größeres, komplexes Bild, das wirklich geradezu genial ist.

    Für diesen Doppelband kann es keine andere Bewertung geben:
    5ratten

  • Schön finde ich in "Komarr" Ekaterins abschließende Meinung zu Miles:

    Zitat

    "He's not so short", said Ekaterin defensively. "He's just ... concentrated."
    S. 366


    :breitgrins:


  • Schön finde ich in "Komarr" Ekaterins abschließende Meinung zu Miles:


    :breitgrins:


    Ja, das Zitat trifft wahrlich Miles Charakter! :breitgrins:


  • Kiala:
    Zu Deinem Spoiler, das ist die großartigste Dinnerparty in der Literaturgeschichte. Ich muß schon kichern, wenn ich nur daran denke. :breitgrins:

  • "Viren des Vergessens" ist in der Tat ein großartiger Roman. Ich hatte an einigen Stellen feuchte Augen, habe mit Miles - wie immer! - gefühlt, gelebt und gelitten. Dass er den "kleinen Admiral" aufgeben musste, war für mich fast genauso schlimm wie für ihn. Miles ohne die Dendarii? Wie soll das gehen?
    Andere Stellen waren dann wieder zum Schmunzeln (ich sag' nur "Kätzchen" :zwinker: ).
    Ich weiß nicht, ob ich Miles jemals so geliebt habe, wie in "Viren des Vergessens" :herz:


    Vielleicht mochte ich "Komarr" deshalb weniger - der Kontrast zwischen den beiden Geschichten ist in meinen Augen sehr stark. Besonders, wenn man die beiden Romane direkt hintereinander liest. Ich fand den Einblick in das Leben einer Vor-Dame sehr interessant, gar keine Frage. Die barrayaranische Vor-Frau hatten wir bislang ja so auch noch nicht kennen gelernt. Aber mir persönlich fehlte Miles! Von seiner Hyperaktivität, seiner genialen Denkweise, seinen verrückten Ideen bekommt man hier leider nicht viel mit.


    Trotzdem, fünf Ratten sind absolut angebracht:


    5ratten


    ***
    Aeria


  • Miles ohne die Dendarii? Wie soll das gehen?


    Ich fand das so wunderbar, weil die Geschichte bei jedem anderen, der nicht Bujold ist, wohl nach Schema F verlaufen wäre,

    Eines der vielen Dinge, die ich an diesen Büchern so mag.
    Ich liebe auch die Kurzinhaltsangabe zu "Memory" in der Zeitlinie: "Miles hits 30. 30 hits back." :breitgrins:


  • Vielleicht mochte ich "Komarr" deshalb weniger - der Kontrast zwischen den beiden Geschichten ist in meinen Augen sehr stark. Besonders, wenn man die beiden Romane direkt hintereinander liest. Ich fand den Einblick in das Leben einer Vor-Dame sehr interessant, gar keine Frage. Die barrayaranische Vor-Frau hatten wir bislang ja so auch noch nicht kennen gelernt. Aber mir persönlich fehlte Miles! Von seiner Hyperaktivität, seiner genialen Denkweise, seinen verrückten Ideen bekommt man hier leider nicht viel mit.


    Meine Rezension schrieb ich damals genau nach dem ersten Eindruck. Da erwähnte ich ja auch, das ich den Roman stellenweise langatmig, einfach mit weniger Tempo finde.
    Aber nachdem ich beide Romane inzwischen wiederhohlt (schon öfter als einmal) gelesen habe, finde ich immer mehr Gefallen an "Komarr".
    Vielleicht auch deshalb, weil er als Vorwissen für den nächsten Band so wichtig ist.


    Allerdings bin ich mir sicher, dass du an dem nächsten Sammelband "Der Botschafter" mehr Freude haben wirst!
    Wie Grisel bin ich der Meinung, dass die Dinnerparty die beste ist, von der ich je gelesen habe.
    Und der Showdown von "Diplomatische Verwicklungen" ist wirklich wahnsinnig rasant!


    Ich fand das so wunderbar, weil die Geschichte bei jedem anderen, der nicht Bujold ist, wohl nach Schema F verlaufen wäre,

    Das ist gerade das Besondere an der Reihe! Man kann Miles Entwicklung kontinuierlich verfolgen. Er entwickelt sich immer weiter.
    Und letztlich gehören die Dendarii nunmal zu Miles Jugend und es ist Zeit erwachsen zu werden!
    Als Auditor kann man auch seinen Spaß haben! :zwinker:

    Einmal editiert, zuletzt von Kiala ()

  • Das ist gerade das Besondere an der Reihe! Man kann Miles Entwicklung kontinuierlich verfolgen. Er entwickelt sich immer weiter.


    Zum Spoiler:
    Hatte ich irgendwie erwartet und mich gleichzeitig davor gefürchtet. Nein, das ist schon ganz gut so. Miles entwickelt sich ja in der Tat weiter, das muss so sein.


    In musste übrigens grinsen, als Galeni in "Viren des Vergessens" so etwas sagte wie "Vor bedeutet Dieb." Tut es auch :zwinker: . Die barrayaranische Gesellschaft ist ein wenig russisch angehaucht (Väterchen Frost und so), und im Russischen bedeutet "wor" tatsächlich "Dieb".


    Ich habe nur noch den letzten Band vor mir, was kommt danach?! Es dürfte eine Weile dauern, bis der neueste Miles-Roman auf Deutsch erscheint, wenn überhaupt. Ich glaube, ich fange die Reihe dann einfach noch einmal von vorne an!


    ***
    Aeria

  • "Die Revolte" ist der 5. Sammelband der Barrayar-Reihe und enthält die Romane "Viren des Vergessens" und "Komarr".


    Teil 1: „Viren des Vergessens"


    Nachdem Miles praktisch tot war und künstlich wieder erweckt wurde, hat er das Problem, dass er bei starkem Stress schon mal so eine Art epileptischen Anfall bekommt. Es ist natürlich ziemlich blöde, das allen zu verschweigen und wenn dann bei einem Einsatz durch so einen Anfall die zu befreiende Geisel schwer verletzt wird, sollte man die Angelegenheit nicht noch verschlimmbessern, indem man den Einsatzbericht fälscht. Als Folge muss Miles zurück auf Barrayar einem Ende seiner militärischen Karriere ins Auge sehen. "Glücklicherweise" gibt es einen sicherheitsrelevanten Vorfall der ihn aus seiner Depression reißt und der Spionagekrimi, in dem er dann ermittelt, ist ein Vergnügen für den Leser.


    Teil 2: „Komarr“


    „Komarr“ beginnt auf dem gleichnamigen Planeten, aus der Sicht der Ehefrau eines dort lebenden Barrayaners. Dieser mach t einen ziemlich überheblichen und unsympathischen Eindruck und erzählt ihr, dass ihr Onkel, der Auditor, wohl einen Assistenten mitbringen würde, so einen Mutanten, der sein Leben und seine Stellung nur seinem berühmten Vater verdanken würde und gewiss ein völliger Trottel wäre. Man ahnt mit jeder lästerlichen Bemerkung mehr, dass es sich wohl um Miles handelt und muss immer stärker grinsen. Und dabei ist Miles aus emotionalen Gründen intelektuell noch nicht mal in Hochform.


    Gesamteindruck:


    Die vorigen Bände habe ich vor mittlerweile längerer Zeit gelesen, aber Hauptfigur Miles ist mir direkt wieder sympathisch. Nachdem ich gerade "Das Lied von Eis und Feuer" von George R.R. Martin begonnen habe, ist mir jetzt eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Miles (zu klein für den Militärdienst, aber verdammt schlau) und Martins Tyreon (eigentlich genauso) aufgefallen. Miles erinnert an einen kleinen Terrier, der im ersten Augenblick einen harmlosen Eindruck macht, aber wenn er sich einmal festgebissen hat, nicht wieder loslässt. Meiner Meinung nach bekommt der Figur der Wechsel in eher zivile Aufgabenbereiche sehr gut, er kann hier seine üblichen Stärken vielleicht noch sinnvoller einsetzen als zuvor. Ich freue mich auf die weiteren Bände.


    5ratten

  • "Viren des Vergessens" habe ich nun noch einmal gelesen und es war großartig. Ich kannte die Handlung ja schon, aber der Roman ist auch beim zweiten Mal noch spannend und bietet viel Neues. Wieder hat mir das Herz geblutet, als Miles sein anderes Ich, Admiral Naismith, zu Grabe getragen hat. Er lernt sich selbst kennen und akzeptiert endlich den lange vernachlässigten Lord Vorkosigan.
    Ich habe gelesen, bis der Kobo glühte, es ist kaum möglich, mittendrin eine Pause einzulegen. Miles fordert eben alles, auch vom Leser.


    Nachdem ich jetzt alle Romane der Reihe kenne, kann ich sagen, dass dieser definitiv der Beste ist.
    Gelesen habe ich das Buch in der russischen Übersetzung als eBook (ließ sich leichter überallhin mitnehmen als der Sammelband von Heyne). Das eBook bleibt auf jeden Fall auf dem Reader, zwecks eines weiteren Re-Reads. Ich hatte eigentlich nicht vor, die ganze Reihe nochmal zu lesen, nur Teile davon, aber jetzt habe ich so richtig Lust auf den Rest.


    ***
    Aeria