Hallo Bettina,
Je mehr ich rekapituliere, umso mehr habe ich das Gefühl, dass Salka, Steinthor und Arnaldur nur Allegorien sind.
witzig, dieser Gedanke kam mir auch schon - angestoßen durch deinen vorigen Beitrag - und je weiter ich lese, desto mehr verfestigt er sich.
Ich bin noch nicht ganz fertig, sondern am Anfang von Kapitel 20 (viertes Buch).
Salka = das Land, also Island, oder das Volk
Drei Männer sind es ja, die um sie kreisen.
Angantyr: der Einfluß des modernen Kapitalismus, der seinen Vorteil sucht
Arnaldur: die neuen Gesellschaftstheorien/Utopien, Sozialismus und Kommunismus
Steinthor: der traditionsbewußte, nach Unabhängigkeit strebende Einfluß
Evtl. könnte man noch Johann Bogesen dazuzählen, als arrivierten Lokalfürsten, der vom status quo (Island als quasi-dänische Kolonie) profitiert.
Beide Systeme wechseln in Gestalt der Personen Steinthor und Arnaldur ab und beide kommen nicht endgültig zum Zug.
Diese Theorie hat etwas für sich.
Meine eigenen Gedanken dazu sind, daß Tradition und Moderne sich miteinander "vertragen" müssen. Das heißt, man kann nicht daherkommen mit fremdem Gedankengut aus Mittel- oder Westeuropa und dies einfach aufpfropfen, ohne sich um die lokalen Verhältnisse zu kümmern - so wie Arnaldur dies anfangs tut. (Ich glaube aber, daß er zunehmend moderater und realistischer wird, je länger er sich im Dorf aufhält.)
Man kann aber genausowenig leben wie die alten Wikinger, mit Raubzügen und Gewaltexzessen, wie Steinthor das tut.
Klar ist, daß die bestehenden Zustände geändert werden müssen, und daß arme Leute, die von gesellschaftlichen Umwälzungen und vom Fortschritt anderswo hören, zwar einerseits am Althergebrachten hängen, aber andererseits auch ein besseres Leben für sich selbst wollen. Nur wie das umgesetzt wird, ist die Frage. Das muß aus den Leuten selber kommen. Und hier sehe ich eine Parallele zum "Fischkonzert", in dem die einfachen Leute solange mißbraucht wurden, wie sie ihr Schicksal nicht selber in die Hand nahmen.
Etwas ins Grübeln bringt mich noch der Konsumverein und sein Laden. Weil niemand etwas hat, hat doch letztlich Steinthor das Kapital dafür aufgebracht. So hat man zwar einen Gemeinschaftsladen, der allen gehört, aber doch wieder nur einen Hintermann hat - also eigentlich gar keine Veränderung gegenüber Bogesen?
Bemerkenswert finde ich das Hin und her um diese Beinprothese, die politisches Objekt bleibt bis zum bitteren Ende.
Und die immer wieder widersprüchlichen Informationen über alles mögliche, angefangen bei Kristofer Torfdal über Salkas Auszugsgrund, und und und... bis hin zu Salkas Verhältnis zu Steinthor. Man darf in diesem Buch eigentlich gar nichts für bare Münze nehmen, denn man kann sicher sein, zehn Seiten oder zehn Kapitel später eine andere Version zu lesen.
Jetzt möchte ich aber erstmal noch zuende lesen und sehen, ob sich noch lose Enden schließen.
Grüße, kaluma