Alissa Walser - Am Anfang war die Nacht Musik

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.443 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von tina.

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    Mesmer bzw. dem Mesmerismus bin ich das erste Mal in einem japanischen Mysterythriller begegnet (Cure) und fand von da an die Idee, Menschen durch Magneten zu beeinflussen zwar reichlich weit hergeholt, aber trotzdem faszinierend.


    Alissa Walser erzählt in diesem Buch vom historischen Mesmer und seinem (allerdings nur kurzen) Triumph als es ihm gelang, eine blinde junge Frau, Maria Theresia von Paradis, eine erfolgreiche Pianistin, wieder sehen zu lassen. Schon relativ kurz danach wurden die „Scharlatanerie“-Rufe wieder laut und seine Theorie konnte sich nie durchsetzen. Sämtliche von ihm erzielten Heilungserfolge lassen sich psychologisch erklären, Mesmer selbst lehnte diese Interpretation aber kategorisch ab, für ihn war eine Veränderung des Gesundheitszustandes rein naturwissenschaftlich durch Magnetismus zu erklären. Die Blindheit der Paradis scheint von vornherein, wie man aus der Krankengeschichte erfährt, psychosomatisch, somit ist eine Heilung durch Mesmer, wie sie hier zumindest für einen gewissen Zeitraum beschrieben wird, durchaus möglich.


    Thematisch interessant, werden die Behandlungsansätze Mesmers sehr gut beschrieben, man bekommt einen recht umfassenden Einblick in sein Modell. Leider gelingt es Alissa Walser meiner Meinung nach aber nicht, dabei auch eine Geschichte zu erzählen. Die Figuren bleiben einem trotz Darstellung der Gedanken fern, weder die Gefühlswelt Mesmers noch Paradis’ kommen, was die Nachvollziehbarkeit angeht, über kurze Momentaufnahmen hinaus. Die Nebenfiguren wirken noch plakativer – was natürlich auch an der Perspektive liegen kann: Man sieht sie immer nur durch die Augen der beiden Hauptfiguren, die sich nicht wirklich für ihre Mitmenschen interessieren.


    Der Stil hat mir leider auch nicht behagt, teilweise ist die Erzählung nicht in vollständigen Sätzen, sondern eher in Stichworten formuliert. Das mag den Gedankengängen der Figuren entsprechen und vielleicht literarisch wertvoll sein, mich hat es eher gestört, das Ganze wirkte stakkatohaft und abgehackt, so dass ein Eintauchen unmöglich war.


    Seine Ratten verdankt das Buch dem Thema, nicht der Ausarbeitung.
    3ratten

  • Ach, schade. Das Buch hat mich eigentlich sehr gereizt, aber nachdem ich neulich in der Buchhandlung hineingeblättert habe, glaube ich, dass ich mit dem Stil auch nicht warm würde.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich lese das Buch gerade und mir gefällt es eigentlich recht gut. Die Sätze sind kurz, aber das empfinde ich nicht als störend. Mich interessiert auch eher die Geschichte des Franz Anton Messmer, welcher ein interessanter Mann war. Er ist mutig, die unkonventionellen Wege zu gehen. Es ist nicht sehr lyrische geschreiben, das ist wohl wahr, aber ich finde nicht, dass es dem Buch schadet. Ich finde es auch immer sehr schwer, Personen, welche wirklich gelebt haben, einen intimen Charakter zu verleihen, ohne damit ein falsches Bild aufzuzeigen.


    Ich musste soeben grinsen, als ich folgenden Satz las, der auch heute noch genau die selbe Bedeutung und Aktulität besitzt:


    Zitat

    Sie solle froh sein, dass sie die ärztlich Behandlung überlebt habe. Heutzutage müsse ein Kranker vor allem einen Arztbesuch überstehen.


    :breitgrins:
    Nun, vielleicht ändert sich meine Meinung ja noch. Ich habe erst ca. ein viertel gelesen.


    Viele Grüße Tina


    P.S. Wenn ihr eine Theresia und einen Mesmer mit Gefühl haben wollte, dann müsst ihr Euch diesen Film hier anschauen

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    . :zwinker:

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    OA: 2010
    253 Seiten
    ISBN: 978-3492053617


    Klappentext:


    Wien 1777. Franz Anton Mesmer, der wohl berühmteste Arzt seiner Zeit, soll das Wunderkind Maria Theresia Paradis heilen, eine blinde Pianistin und Sängerin. In ihrer hochmusikalischen Sprache nimmt Alissa Walser und mit auf eine einzigartige Literarische Reise. Ein Roman von bestrickender Schönheit über Krankheit und Gesundheit, über Musik und Wissenschaft, über die fünf Sinne, über Männer und Frauen oder ganz einfach über das Menschsein.


    Eigene Meinung:


    Dieses Buch ist eher eine Biographie als ein Roman.
    Die Emotionen der Protagonisten sind nicht sehr detailiert beschrieben, aber das ist bei diesem Buch nicht sehr störend, denn ich finde es immer gefährlich real existierenden Menschen Emotionen zu unterstellen, von welchen wir nicht wissen, ob sie wirklich so waren. In diesem Fall sind mir, wie in diesem Buch, die Fakten lieber. So auch die Beschreibungen der Behandlungsmethoden des Franz Anton Mesmer. Wer sich für die Lebensgeschichten gelebter Personen interessiert, ist hier mit Sicherheit an der richtigen Adresse. Die Geschichte ist bis heute suspekt und Alissa Walser hat daraus ein interessantes und kurzweiliges Buch gemacht.


    4ratten


    Tina