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Mesmer bzw. dem Mesmerismus bin ich das erste Mal in einem japanischen Mysterythriller begegnet (Cure) und fand von da an die Idee, Menschen durch Magneten zu beeinflussen zwar reichlich weit hergeholt, aber trotzdem faszinierend.
Alissa Walser erzählt in diesem Buch vom historischen Mesmer und seinem (allerdings nur kurzen) Triumph als es ihm gelang, eine blinde junge Frau, Maria Theresia von Paradis, eine erfolgreiche Pianistin, wieder sehen zu lassen. Schon relativ kurz danach wurden die „Scharlatanerie“-Rufe wieder laut und seine Theorie konnte sich nie durchsetzen. Sämtliche von ihm erzielten Heilungserfolge lassen sich psychologisch erklären, Mesmer selbst lehnte diese Interpretation aber kategorisch ab, für ihn war eine Veränderung des Gesundheitszustandes rein naturwissenschaftlich durch Magnetismus zu erklären. Die Blindheit der Paradis scheint von vornherein, wie man aus der Krankengeschichte erfährt, psychosomatisch, somit ist eine Heilung durch Mesmer, wie sie hier zumindest für einen gewissen Zeitraum beschrieben wird, durchaus möglich.
Thematisch interessant, werden die Behandlungsansätze Mesmers sehr gut beschrieben, man bekommt einen recht umfassenden Einblick in sein Modell. Leider gelingt es Alissa Walser meiner Meinung nach aber nicht, dabei auch eine Geschichte zu erzählen. Die Figuren bleiben einem trotz Darstellung der Gedanken fern, weder die Gefühlswelt Mesmers noch Paradis’ kommen, was die Nachvollziehbarkeit angeht, über kurze Momentaufnahmen hinaus. Die Nebenfiguren wirken noch plakativer – was natürlich auch an der Perspektive liegen kann: Man sieht sie immer nur durch die Augen der beiden Hauptfiguren, die sich nicht wirklich für ihre Mitmenschen interessieren.
Der Stil hat mir leider auch nicht behagt, teilweise ist die Erzählung nicht in vollständigen Sätzen, sondern eher in Stichworten formuliert. Das mag den Gedankengängen der Figuren entsprechen und vielleicht literarisch wertvoll sein, mich hat es eher gestört, das Ganze wirkte stakkatohaft und abgehackt, so dass ein Eintauchen unmöglich war.
Seine Ratten verdankt das Buch dem Thema, nicht der Ausarbeitung.