Carlos Ruiz Zafon -Der Schatten des Windes

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  • Hallo ihr Lieben,


    ich bin nun auch endlich mal ein bißchen weitergekommen. Zwar erst auf Seite 128, aber immerhin :breitgrins:


    Fermín gefällt mir auch sehr sehr gut! Vor allem seine Ansichten über Kino und Fernsehen sind göttlich! Habt ihr seinen Kommentar auf Seite 103 (Insel Ausgabe) über die siebte Kunst gesehen? Ich wusste damit nichts anzufangen und habe mal nachgesehen. Er bezieht sich da wohl auf den Weg der sieben Künste nach Paracelsus:


    Die erste Kunst: Die Astrologie – Ganzheitliches Denken
    Die zweite Kunst: Die Magie – Bio-Energetik
    Die dritte Kunst: Die Divinatio – Sensitivitätsschulung
    Die vierte Kunst: Die Nigromantia – Medialität
    Die fünfte Kunst: Die Zeichendeutung – Signaturenlehre
    Die sechste Kunst: Ungewisse Kunst – Mentale Techniken
    Die siebte Kunst: Die Manualis – Die technische Welt


    Die siebte Kunst, die technische Welt, war dann auch die, die er meinte (Kino). Bei der Einführung des Fermín und der Behandlung, die ihm zuteil wird von Daniel und dessen Vater war ich mal wieder fast zu Tränen gerührt. Auch Tomaso ist so ein ganz besonderer Mensch, der mich an einen Bekannten erinnert. Er gilt auch allgemein als Haudegen (große Klappe, nix dahinter), aber seine wahre Seite zeigt er nur Menschen, die selbst etwas von sich einbringen. Menschen, die sich nicht von der Oberfläche verscheuchen lassen, sondern hinter die Fassade blicken.


    Tja, bisher ist der beste Satz ist für mich eindeutig:


    Diese Welt wird nicht von der Atombombe zerstört werden, wie uns die Zeitungen weismachen wollen, sondern sie wird sich totlachen, wird an Banalität zugrunde gehen, weil sie aus allem einen Witz macht, einen schlechten noch dazu. (Seite 122 auf 123)


    Bezüglich der grammatikalischen Mängel: Ich muss zugeben, dass ich sie bei solchen Büchern (also Büchern, die mich so in ihren Bann ziehen) auch nicht bewusst bemerke.


    Ein Buch, sich darin zu verlieren....


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo Nimue!


    Zitat von "nimue"

    Er bezieht sich da wohl auf den Weg der sieben Künste nach Paracelsus:


    Vermutlich hast du recht. Fermín hat sowieso sehr krause Ansichten - schwankend zwischen gesundem Menschenverstand, einer absonderlichen Bildung und aus beidem kombinierte merkwürdige Vorstellungen ... Hinzukommt noch das Trauma, das ihn umtreibt ...
    In meinen Augen ist Fermín die gelungenste Figur des Romans! :)


    Zitat

    Diese Welt wird nicht von der Atombombe zerstört werden, wie uns die Zeitungen weismachen wollen, sondern sie wird sich totlachen, wird an Banalität zugrunde gehen, weil sie aus allem einen Witz macht, einen schlechten noch dazu. (Seite 122 auf 123)


    Das erinnert mich an Neil Postmans Buch Wir amüsieren uns zu Tode (s.u.)


    Zitat

    Ein Buch, sich darin zu verlieren....


    Stimmt. :)
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo zusammen!


    So, habe das Buch seit Freitag aus und musste das ganze erst mal sacken lassen.


    ACHTUNG AN ALLE DIE NOCH AM LESEN SIND: HIER NICHT WEITERLESEN
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    Heute (Mittwoch) bin ich nicht mehr sooooo begeistert vom Buch. Schuld daran ist der Schluss des Buches. Irgendwie hat mich die Auflösung der Geschichte nicht umgehauen. Vor allem dass sie so eingepackt ist, in einen Abschiedsbrief. Auch die Beweggründe mancher Personen kann ich nicht wirklich nachvollziehen (Fumero, z.T. Bea, Julian). Beim Lesen kam es mir so vor als hätte Zafon nicht wirklich Lust mehr gehabt und wollte das Ding einfach nur zu Ende bringen. Und dann dieses megaschnulzige Hollywood-Happyend.
    Ich mag das Buch trotzdem sehr gerne, weil der Schreibstil und die Stimmung einfach wunderschön sind und wegen solch tollen Figuren wie Daniel und Fermin (grandios). Und die Idee der Story hat mir auch sehr gut gefallen.

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    Auf jeden Fall habe ich das Lesen seit langer Zeit mal wieder richtig genossen und es gibt nicht viele Bücher wo ich so schön in die Geschichte eintauchen kann.


    LG, Sandra :schmetterling:

    LG, resca

  • Hallo ihr Lieben,


    wie weit seid ihr denn inzwischen? Doch nicht etwa alle schon fertig, oder? Ich bin inzwischen auf Seite 202 und werde gleich noch ein paar Stunden weiterlesen. Ich habe gerade darüber nachgedacht, was es überhaupt mit dem Titel "Der Schatten des Windes" auf sich hat. Es wird ja immer wieder zitiert, hauptsächlich von Daniel. Nun auch wieder auf Seite 199 meiner Ausgabe, als Daniel Bea seine Geschichte erzählt und sagt


    Von Büchern, von dem Mann, der sie geschrieben hat, von jemandem, der aus den Seiten eines Romans entwischt ist, um ihn zu verbrennen, von einem Verrat und einer verlorenen Freundschaft. Es ist eine Geschichte von Liebe, Haß und den Träumen, die im Schatten des Windes hausen."


    Was ist der Schatten des Windes? Etwas noch ungreifbareres als der Wind selbst und doch so real?


    Was mir nicht klar ist, warum Du, finsbury, es als Doppeltitel bezeichnet hast?


    Zu Daniels Verhältnis gegenüber Frauen: Ich glaube, er hat keine Angst vor den selbstbewussten Mädchen ansich, sondern vielmehr vor Enttäuschung und Verlust. Denn er hat schon einmal eine Frau verloren, die er geliebt hat: Seine Mutter. Wenn jemand einen Menschen bereits an den Tod verloren hat, so glaube ich schon, dass er immer Angst davor hat, dass ihm das nochmal passiert.


    Das Buch fasziniert mich einerseits sehr: Die langsame Entwicklung der Geschichte, die Sprache, die Bilder, die es über Barcelona malt (ich war noch nie dort). Andererseits ist mir die Entwicklung manchmal schon etwas zuuu langsam. Während des ganzen Buches geschieht nicht viel, oder zumindest geschieht es nicht schnell. Daran muss ich mich jedenfalls erst gewöhnen. Dennoch genieße ich es sehr - ich passe meine Lesegeschwindigkeit anscheinend nur dem Tempo des Erzählers an.


    Sehr rührend fand ich übrigens mal wieder die Beschreibung der menschlichen Beziehungen: Als der Uhrmacher verhaftet und gefoltert wurde und wie sich dann alle Nachbarn der Straße um ihn sorgten und ihn pflegten. Dies sind für mich die kleinen Sonnen des Buches.


    Soo...ich schaue mal, ob ich noch ein paar Seiten schaffe heute [[smile]]


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • So, ich bin jetzt auch durch!
    Aber ich möchte es jetzt erst mal etwas setzen lassen und erst etwas mehr schreiben, wenn ich richtig Zeit habe.
    Aber insgesamt hat mir das Ende gut gefallen, tragisch war es schließlich zwischendurch genug.
    Die Identität Couberts hat mich nicht allzu sehr überrascht. Diesen Verdacht hatte ich schon von Anfang an, obwohl ich zwischendurch auf die falsche Fährte (J. Aldaya) gelockt wurde.


    @Nimue: finsbury bezieht sich mit Doppeltitel sicher darauf, dass "Der Schatten des Windes" von Zafon eine Geschichte über das Buch "Der Schatten des Windes" von Carax erzählt.

  • Hallo zusammen,
    nun zurück aus London habe ich noch schnell das Buch zu Ende gelesen.
    Wie schon mehrere von euch gesagt haben, der zweite Teil hält leider nicht, was der erste verspricht.
    Am Ende artet es wirklich in einen Hintertreppenroman aus. Schade!!!
    Wie auf der Arche Noah sind die Pärchen beisammen, nur der Papa geht leer aus, der Böse ist bestraft und Zorro im Exil. Dann noch durch den wiederholten Romananfang den Zirkel schließen, das ist auch nicht sehr originell.
    Dennoch, erfreuen wir uns am gut Gelungenen, und davon gibt es ja auch eine Menge! Ein Autor mit Magie in den Fingern, der hat es eigentlich nicht nötig zu diesen Kolportageelementen zu greifen. Da kommt sicher noch Gutes nach!
    Iris
    Danke mal wieder für die ausführliche Antwort und besonders für den Hinweis mit den Drehbüchern. Ich habe noch nicht nachgeschaut, ob der Autor noch mehr geschrieben hat, oder ob man Filme nach seinen Drehbüchern hätte sehen können. Das wäre bestimmt interessant.
    Kiala und nimue,
    genau Kiala, so meinte ich das mit dem Doppeltitel.
    Ich denke auch, dass die Romanfiguren anderen zur Romanfigur
    Gewordenen (Julian=Lain Coubert) nachfolgen, also eine flüchtige Sache einer anderen (Schatten=Daniel, Wind= Julian). Ganz so simpel ist es natürlich nicht, es gibt sicher noch mehr Bezüge, aber einer davon könnte es sein.
    Insgesamt ein ansprechendes Leseerlebnis.
    Tschüss
    finsbury

  • Ich bin jetzt auf ca. S. 150 und komm nur sehr schleppend voran. Soooo mitreissend find ich es naemlich nicht. Ist nicht so, dass ich sehnsuechtig auf die naechste Gelegenheit warte weiter zu lesen. Viellicht bin ich auch irgendwo immer noch gegen maennliche Teenager als Titelfiguren von Romanen voreingenommen, nachdem mir "Helden wie wir" von Thomas Brussig so nervig war.


    Zu euren Anmerkungen wegen der Grammatik/Rechtschreibung kann ich nicht viel sagen, da ich die englische Uebersetzung lese. Allerdings ist mir dabei auch etwas unstimmig geworden, da zwischen britischem und amerikanischen englisch gewechselt wird (z.B. in der Temperaturbezeichnung zwischen Fahrenheit und Celsius).


    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix

  • Hallo, ihr Lieben!


    Mir geht es wie den meisten MitleserInnen hier. :winken:
    Nach einem stimmungsvollen Einstieg, der langsamen Einbeziehung der Geschichte des spanischen Bürgerkriegs wird anhand der verschiedenen Figuren (Fermín - m.E. die beste Figur des Romans -, Fumero, Julián, Don Fernando, Jorge) die Verwicklungen in diesen Krieg und die Zerrissenheit der spanischen Gesellschaft, die wie ein Schatten über Barcelona liegt, geschildert. Und das auf eine wunderbare, an den Figuren orientierten Weise, die eine ganz eigentümliche, geradezu traumhafte Atmosphäre schafft.


    Aber mit dem Abschnitt, der Nurias Aufzeichnungen umfaßt (Nuria Montfort: Bericht über Erscheinungen / 1933-1955) fällt der Roman dramatisch ab. Neben unmotivierten Perspektivensprüngen und ebenso unmnotivierten Wechseln zwischen narrativer und szenischer Erzählweise werden nun auch noch die zuvor aufgebauten Rätsel und Verwicklungen regelrecht ungefragt aufgedröselt. Was wohl eigentlich eine Darstellung der Ereignisse aus einer anderen Perspektive sein sollte, gerät zu einem auktorialen Bericht.
    Konsequenterweise muß dann die Handlung aus dem Phantastisch-Traumhaften in eine fiktive "Realität" wechseln, die krasse Züge eines Actionfilms aufweist. Der Showdown gehört zum schlechtesten und enttäuschendsten was ich je in diesem Genre gelesen habe: Es wird wirklich keine noch so krude Wendung ausgelassen. Spannend ist etwas anderes ...
    Und der Ausreißer zurück ins Phantastisch-Traumhafte, die Nahtoderfahrung, die überflüssigerweise zu einer Art Auferstehung von den Toten stilisiert wird, hat mir diesen Teil vollends verdorben.


    Schade. Sehr schade. Es fing wirklich so gut an, es war auf 390 eine solche Lesefreude, daß mir der Rest geradezu gallig aufstieß!


    Zafón kann definitiv sehr gut erzählen und schreiben, und seine Charaktere sind von einer bemerkenswerten Lebendigkeit. Aber was die Plotentwicklung angeht, sollte er dringend von überkandidelten Hollywoodelementen Abschied nehmen. In ein stimmungsvolles Drama gehören halt nicht die platten Mittel eines Actionreißers.


    Trotzdem: Allein schon wegen der Art, wie Zafón erzählt und wegen seines Stils werde ich es sicherlich wieder zur Hand nehmen und lesen -- nur eben das letzte Drittel nicht ...
    Liebe Grüße, :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo ihr Lieben,


    ich bin inzwischen auf Seite 300 - aber ihr macht mir ja so gar keine Lust auf den letzten Teil :zwinker:


    Sind euch eigentlich auch diese ständigen Bonbons aufgefallen, die die Protagonisten so munter verteilen. Ist das eine Marotte des Autors? :lachen:


    Ich muss zugeben: Das Buch hat für mich manchmal schon so seine Längen. Sprachlich lässt es sich aber wirklich gut lesen. Aber es ist ein Buch, das man sich nicht unbedingt als teure HC Variante kaufen muss.


    Ich vermute mal, dass es sich um ein Buch im Buch handelt. Die Parallelen von Daniel zu Carax sind doch sehr offensichtlich. Und wer weiß...vielleicht kommt Zafon höchstselbst auch noch ins Spiel...


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallihallo,


    ich habe ja in geschichtlicher Hinsicht nicht so viel Ahnung, weshalb ich immer wieder im Internet recherchiere. Dabei habe ich eine informative Seite über die Franco Ära gefunden. Vielleicht interessiert euch das ja.


    Spoiler bis Seite 350:


    Hmm...ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass der Autor sich selbst spoilert, wenn er über Daniel schreibt "In einer Woche sollte ich tot sein". Mal davon abgesehen, dass es mir nicht gefällt, dass Daniel sterben soll: Ich hätte das Überraschungsmoment vorgezogen!


    Und immer wieder die Lutschbonbons :breitgrins:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo Nimue!


    Zitat von "nimue"

    Hmm...ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass der Autor sich selbst spoilert, wenn er über Daniel schreibt "In einer Woche sollte ich tot sein". Mal davon abgesehen, dass es mir nicht gefällt, dass Daniel sterben soll: Ich hätte das Überraschungsmoment vorgezogen!


    Das ist ein grundsätzlicher Zug bei diesem Buch: Jedesmal, wenn er eine Person in einem Dialog oder in der Handlung indirekt einführt (z.B. wenn andere über diese Person reden), schickt er eine Art Kurzcharakterisierung voraus.
    Ich muß zugeben, daß da meine Finger nach dem "Rotstift" zucken ...


    Zitat

    Und immer wieder die Lutschbonbons :breitgrins:


    Komisch, in Murakamis Mr Aufziehvogel kommt es auch dauernd vor: Zitronenbonbons -- Zufall oder ein direkter Bezug?
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo Iris,


    ja, ich mag das auch nicht in Büchern! Das ist meiner Meinung nach ein schlechtes Stilmittel, das vielleicht ich selbst verwenden würde...aber von einem guten Autor erwarte ich doch etwas anderes :smile:


    Den Murakami kenne ich nicht, aber bei dem Buch hier fällt es mir immer wieder auf. Das kann doch nur eine Marotte sein! :lachen:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo ihr Lieben,


    ich bin nun auf Seite 487 meiner Ausgabe angelangt. Das bedeutet, dass ich nun gerade Nurias Aufzeichnungen gelesen habe.


    Und hier muss ich euch widersprechen: Mir hat der Wechsel der Erzählperspektive überhaupt nichts ausgemacht. Im Gegenteil: Ich finde sogar, dass Zafon das immer sehr elegant gelöst hat. Es gab grundsätzlich eine Überleitung direkt zur nächsten Person, weshalb ich mich wunderbar darauf einstellen konnte. So gab es für mich auch keine Unterbrechung im Erzählfluß, die Geschichte von Julian wurde der Reihe nach erzählt, so wie sie erlebt wurde. Sehr schön! Ich konnte mich auch gar nicht mehr losreißen und habe das Kapitel so ziemlich in einem Schwung gelesen. Mir hat es gefallen, dass nun wirklich alles so aufgelöst und zusammengefügt wurde, wie es Daniel vorher ansatzweise als Teile eines Puzzles herausfinden konnte. Nun machte alles Sinn.


    Also für mich hat das Buch dadurch auf jeden Fall noch gewonnen - nachdem ich im vorhergehenden Teil für mich ein paar langatmige Stellen gefunden hatte.


    Aber so verschieden sind halt mal wieder die Geschmacker. Auch das fasziniert mich! Und schon alleine deshalb ist eine Leserunde doch toll, findet ihr nicht?


    Sooo...Lutschbonbons habe ich allerdings keine mehr gefunden.


    Ich bin nun sehr gespannt, wie es weitergeht! Nun sind es für mich noch 30 Seiten, die ich heute wohl auf dem Heimweg lesen werde!


    Achja...was ich nicht ganz so gut fand:


    Die Auflösung, dass Julian und Penelope Geschwister waren. Das Inzestthema war mir dann doch ein bißchen zu arg!


    Andererseits: Dass Julian Coubert ist, fand ich wiederum klasse!


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Huhu,


    wie versprochen: Ich bin nun auch durch!


    Jetzt muss ich erst mal bis morgen meine Gedanken sammeln - aber bisher kann ich sagen: Ein sehr sehr schönes Buch. Doch im Gegensatz zu den meisten von euch hat mir die zweite Hälfte noch besser gefallen als die erste. Auch den Schluß fand ich sehr bewegend. Einfach schön!


    Ich melde mich morgen nochmal ausführlicher dazu!


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Zitat von "nimue"

    bisher kann ich sagen: Ein sehr sehr schönes Buch. Doch im Gegensatz zu den meisten von euch hat mir die zweite Hälfte noch besser gefallen als die erste. Auch den Schluß fand ich sehr bewegend. Einfach schön!


    Hallöchen,


    dann ist es doch gut. Wie du in deinem vorherigen Brief schon geschrieben hast, spannend sind in der Tat die unterschiedlichen Geschmäcker!
    Ich bin auch der Meinung, dass es ein sehr vielversprechendes Buch ist, und werde nach weiteren Erscheinungen dieses Autors Ausschau halten. Ich bin mir auch nicht sicher, ob er diese Kolportageelemente nicht absichtlich eingebaut hat, aber ich finde nicht, dass alle Erzählfäden am Ende zusammengeführt sind. Das Inzestmotiv bleibt blind, weil Julían nichts davon erfährt. Die psychologische "Unterfütterung" des bösen Polizeichefs scheint mir auch nicht ausreichend: All dieser Hass kann doch unmöglich nur auf sein Eifersucht auf Julían wegen Pénelope zurückgehen!! Die Personen haben auch Brüche: So ist Julíans Nennvater extrem psychopatisch, wenn man an die Kreuze im Zimmer seiner Frau und sein ganzes Verhalten ihr gegenüber denkt und dann in seinen letzten Tagen so rührselig. Die Clara-Geschichte wird irgendwie nie wieder richtig aufgenommen, aber so ganz verschwindet sie auch nicht. Naja, genug der Meckerei: es bleibt ein Buch mit wunderschönem Sprachstil, sogar in der Übersetzung, und Längen hatte es für mich nicht.


    Herzliche Grüße
    finsbury

  • Hallo!


    Der Wechsel zu Nurias Brief hat mich grundsätzlich nicht gestört. Ich hatte nur das Gefühl, dass damit die ganze Sache zu schnell aufgelöst wurde. Vorher bekommt man alles schön bröckchenweise (Vielleicht teilweise zu bröckchenhaft) und dann werden alle Geheimnisse und Rätsel schnell durch den Brief aufgeklärt. Es wirkt auf mich so, als hätte Zafon sich nicht besser aus den Verwicklungen der Geschichte helfen können oder hatte er eine strikte Seitenanzahlvorgabe und konnte die Sache deshalb nicht mehr anders lösen?
    Wenn dem so sein sollte, warum hat er dann der eigentlich unnötigen Clara-Episode so viel Platz eingeräumt?
    Der „Showdown“ kommt dann ebenso schnell und konnte mich nicht recht überzeugen. Die Todeserfahrung von Daniel hätte man sich absolut sparen können, schließlich gibt es bereits genug andere Motive in dem Roman.


    Zum Epilog:
    Der Ausblick auf das künftige Leben der Protagonisten ist etwas, das immer meine Zustimmung in Büchern findet. So auch hier, aber nach der Widmung Julians für Daniel und Bea in seinem neuen Roman hätte Schluss sein müssen. Der folgende Bogen zum Anfang und dem Titel des Buchs wirkte auf mich doch arg gezwungen.


    Das kaum schlüssige Verhalten von Julians Ziehvater konnte mich ebenso wenig überzeugen wie finsbury.
    Bei Fumero muss man den Grund seines Hasses sicher eher in seiner Kindheit und Herkunft suchen. Julian ist nur das Objekt auf den sich sein Hass dann richtet, ausgelöst durch die krankhafte Fixierung auf Penelope.


    Noch unverständlicher empfand ich aber Tomás Verhalten. Warum er Daniel die Freundschaft so endgültig aufkündigt? Schließlich heiratet seine Schwester doch den Mann, den sie liebt. Gut, sie ist schon schwanger, aber so lange geheiratet wird, hält sich die „Schande“ doch sehr in Grenzen. Vielleicht hätte man von Daniel mehr Hartnäckigkeit erwarten können als Bea sich nicht, wie versprochen, meldete, aber als ein vertrauter Freund und liebender Bruder hätte Tomás Daniel schon früher über die Schwangerschaft informieren müssen oder er hätte von vornherein gegen diese Beziehung angehen müssen.


    Coubert ist Julian. Wie gesagt, hatte ich von Anfang an diesen Verdacht. Wer sonst könnte mit einer solchen Besessenheit den Büchern nachspüren als der eigene Schöpfer? Zwischendurch hatte ich zwar mal Jorge in Verdacht, aber sein Motiv wäre nicht stark genug gewesen.


    Der Stil Zafons ist wirklich wunderschön, daran gibt es keinen Zweifel. Sicher werde ich auch noch folgende Romane lesen, auch wenn mich das Ende (nicht der Ausgang) der Geschichte nicht so überzeugen konnte.

  • Hallo ihr Lieben,


    also ich werde sicherlich auch Ausschau nach weiteren Büchern von Zafon halten, obwohl "Der Schatten des Windes" durchaus ein Buch war, das ich nicht in jeder Stimmung lesen könnte.


    Zitat von "finsbury"

    Ich bin mir auch nicht sicher, ob er diese Kolportageelemente nicht absichtlich eingebaut hat, aber ich finde nicht, dass alle Erzählfäden am Ende zusammengeführt sind.


    Da hast Du natürlich recht, aber mich hat das jetzt gar nicht mal so gestört. Ich glaube, wenn Julian die Wahrheit über sich und Penelope erfahren hätte, dann hätte der Autor sich ganz schön anstrengen müssen, um die Geschichte nicht ins absolut dramatisch-bodenlose absacken zu lassen. Und ich finde es eigentlich schön, dass er es nicht herausgefunden hat, denn mit diesem Gedanken hätte er sicherlich nicht weiterleben können.


    Über Fumero hätte ich natürlich auch mehr erfahren, da hast Du sicherlich recht. Viele Dinge blieben immer nur am Rande gestreift - aber mir hat das eigentlich nicht viel ausgemacht und ich habe das jetzt erst nach Deiner Aufzählung bewusst wahrgenommen.


    Es ist doch so, dass es den Roman - jedenfalls für mich - umso realistischer macht, denn wie oft tappt man im Leben blind umher und erfährt nicht alles von allen... Menschliche Beweggründe erst recht nicht.


    Zitat von "Kiala"

    Der Wechsel zu Nurias Brief hat mich grundsätzlich nicht gestört. Ich hatte nur das Gefühl, dass damit die ganze Sache zu schnell aufgelöst wurde. Vorher bekommt man alles schön bröckchenweise (Vielleicht teilweise zu bröckchenhaft) und dann werden alle Geheimnisse und Rätsel schnell durch den Brief aufgeklärt.


    Und genau das meine ich: Dieses bröckchenweise hat mich manchmal gelangweilt und so hat mir Nurias Erzählung sehr gut gefallen.


    Zitat von "Kiala"

    Es wirkt auf mich so, als hätte Zafon sich nicht besser aus den Verwicklungen der Geschichte helfen können oder hatte er eine strikte Seitenanzahlvorgabe und konnte die Sache deshalb nicht mehr anders lösen?


    Das ist jedenfalls in deutschen Verlagen gar nicht so abwegig. Wer weiß, wie das in Spanien ausschaut...


    Zitat von "Kiala"

    Wenn dem so sein sollte, warum hat er dann der eigentlich unnötigen Clara-Episode so viel Platz eingeräumt?


    So unnötig war das doch nicht...er hatte das Buch aus der Hand gegeben und durch den Streit lernte er Fumero kennen.


    Zitat von "Kiala"

    Bei Fumero muss man den Grund seines Hasses sicher eher in seiner Kindheit und Herkunft suchen. Julian ist nur das Objekt auf den sich sein Hass dann richtet, ausgelöst durch die krankhafte Fixierung auf Penelope.


    Ja, das denke ich auch...


    Zitat von "Kiala"

    Noch unverständlicher empfand ich aber Tomás Verhalten. Warum er Daniel die Freundschaft so endgültig aufkündigt? Schließlich heiratet seine Schwester doch den Mann, den sie liebt. Gut, sie ist schon schwanger, aber so lange geheiratet wird, hält sich die „Schande“ doch sehr in Grenzen.


    [color=yellow]Das fand ich jetzt gar nicht so unverständlich. Ich glaube, der Bruch war ab dem Zeitpunkt da, als Thomas Daniel verprügelt hat. Vorher glaubte Thomas, dass Daniel seine Schwester im Stich lassen würde und für diesen Fall hatte er ihm ja vorher schon angedroht, ihn umzubringen. So hat er ihn "nur" verprügelt und was er als Kind schon einmal getan hatte, war als Erwachsener unverzeihlich geworden. Vor sich selbst und vor Daniel. Ich glaube, er konnte Daniel danach - auch als dann alles gut war - einfach nicht mehr in die Augen sehen. Dass er vorher nicht mit Daniel in Verbindung trat - nunja, das war ja eigentlich nicht seine Sache und als er es erfuhr, war es schon zu spät. Wenn er Daniel aufgesucht hätte, wäre dieser nicht so gut davongekommen.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Zitat von "nimue"

    Hallo ihr Lieben,
    Es ist doch so, dass es den Roman - jedenfalls für mich - umso realistischer macht, denn wie oft tappt man im Leben blind umher und erfährt nicht alles von allen... Menschliche Beweggründe erst recht nicht.


    Hallöchen,


    ich denke, das ist gerade der Unterschied zwischen Leben und Literatur, dass letztere durchdachter ist und uns teilweise tiefer blicken lässt, als es das wahre Leben tut. :lesen:
    Das schreibt Ruiz Zafón ja auch selber:


    Bald befiel mich der Gedanke, hinter dem Einband jedes einzelnen dieser Bücher tue sich ein unendliches, noch zu erforschendes Universum auf und jenseits dieser Mauern verschwendeten die Menschen ihr Leben an Fußballnachmittage und Radiosereien, zufrieden damit, kaum über ihren Nabel hinauszusehen. (S.11 der Clubausgabe)


    Ich denke, da der Autor bei einigen Personen sehr genau ist (z.B.Fermín) und bei anderen nicht, zeigt das nicht das Leben, sondern dass er nicht völlig sorgfältig gearbeitet hat.
    Das heißt aber nicht, dass dieses Buch keine anderen Qualitäten hat, wie ich ja auch mehrfach betont habe.


    Tschüss :winken:
    finsbury

  • Hallo, ihr Lieben!


    Zitat von "finsbury"

    Ich denke, da der Autor bei einigen Personen sehr genau ist (z.B.Fermín) und bei anderen nicht, zeigt das nicht das Leben, sondern dass er nicht völlig sorgfältig gearbeitet hat.
    Das heißt aber nicht, dass dieses Buch keine anderen Qualitäten hat, wie ich ja auch mehrfach betont habe.


    Dem kann ich mich nur vollinhaltlich anschließen!


    Zafón hat aufgrund der erzählerischen Qualitäten, die er zweifelsfrei hat, sicherlich eine zweite Chance bei mir, und ich werde zumindest die Seiten bis zu Nuria Montforts Bericht nochmal lesen.
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Huhu,


    wie gesagt: Mir gefiel das Kapitel von Nurias Aufzeichnungen ausgesprochen gut :)


    Aber so im Nachhinein kommt mir auch der Gedanke, dass vieles nicht hinreichend ausgeführt wurde (hinsichtlich der Personen) - aber mich stört es immer noch nicht sonderlich.


    Die Leserunde war für mich sehr schön, auch wenn ich doch sehr hinterherhinken musste.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.