Hm... ich finde eigentlich eher daß es von Reife zeugt darüber nachzudenken, daß jede Entscheidung das Leben in eine bestimmte Richtung lenkt und damit andere Richtungen ausschließt. Das bezieht sich sowohl auf die großen, wie die kleinen Entscheidungen des Lebens. Es kann sogar "lebensentscheidend" sein ob man sich entschließt jetzt oder in 5 Minuten wohin auch immer loszufahren. Vielleicht treffe ich einen bestimmten Menschen wenn ich in 5 Minuten losfahren, den ich vielleicht nicht träfe wenn ich jetzt sofort losfahren würde. Wobei das ja nicht immer von einem selbst abhängt. Wie viel wichtiger ist es dann die "großen" Entscheidungen die man wirklich selbst trifft genau zu überdenken, den das weitere Leben wird davon bestimmt werden und alle anderen Entwicklungsmöglichkeiten treten damit zurück, andererseits entstehen wieder neue Möglichkeiten durch diese eine Entscheidung.
Eigentlich glaub ich das fast jeder Mensch irgendwann einmal genau darüber nachdenkt und es vertieft die Tragweite von Entscheidungen, macht sie bewußter.
Hier kann ich dir nur zustimmen. Da scheinen wir beide absolut auf der gleichen Wellenlänge zu schweben.
Lidia ist mir auch sympathisch, aber fast "zu gut" . Valdorian mag ich nicht sonderlich, geht mir auch hin und wieder so richtig auf die Nerven mit seiner selbstgerecht Art ... Klar hat er hin und wieder "lichte" Momente, aber das hat offensichtlich kaum Einfluss auf seine Handlungen und Ansichten.
Als er jung war hatte er noch Ansätze daß es besser werden könnte mit seiner Überheblichkeit und Ignoranz, aber je älter er wird desto mehr sieht er nur noch sich und seinen Weg. Ich finds auch ziemlich egozentrisch, daß er so felsenfest davon ausgeht daß Lidia ihm helfen wird.
Auch hier bin ich ganz deiner Meinung. Gerade auch dass Lidia fast „zu gut“ rüber kommt, hast du hier noch einmal für mich sehr treffend herausgezogen. An schwarz-weiß habe ich hier zwar noch nicht ganz gedacht, aber diese Aufsplittung könnte sich durchaus abzeichnen.
Mir gefällt das Buch weiterhin sehr gut, es liest sich flüssig und ist spannend. Insgesamt sind mir die Hauptcharaktere aber etwas zu schwarz oder weiß. Aber gerade die "allgemeinen" Überlegunen und teilweise philosophischen Gedanken und der neue Aspekt der sich anfangs ganz langsam, schleichend und auf den folgenden Seiten handlungsbestimmend in die Geschichte hineinspinnt, daß nicht alles was die beiden (vor allem Valdorian) tun auch wirklich ihre ureigenste Entscheidung ist macht das Ganze weiterhin sehr spannend und mitreißend. Und es sind so viele schöne Ideen und Überlegungen im Buch, die mich über die etwas zu "einfache" Darstellung von Lidia und Valdorian locker hinweggehen läßt. Allein diese ganzen Zeit/Raum-Verschiebungen und alles was mit den "Kantaki" zu tun hat, machen es schon zu einem Leseerlebnis und spannend ist die Geschichte allemal.
Philosophisch, genau dieses Wort fiel mir nicht ein. Aber es passt auch für mich und ich sehe die Geschichte drum herum auch nur als mittlerweile sehr spannend konstruierte Kulisse für all die Botschaften und Darstellungen, wie Gedanken, Ängste und Zweifel.
Und so versuche ich (nach wie vor) die ganze Zeit/Raum-Verschiebungen sowie technischen Details einfach mitlaufen zu lassen. Dies gelang mir auf den letzten 60 Seiten dann auch immer mehr…