[Nautik] C. S. Forester – Der Kapitän (Hornblower 5)

Es gibt 33 Antworten in diesem Thema, welches 9.328 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Saltanah.

  • Ah, es ist noch jemand auf den Weiten der Meere unterwegs. :smile:



    Was viel schwerer durchschaubar ist, sind all die nautischen Fachbegriffe. Es ist fast, als ob ich noch eine zweite Sprache lernen müsste, um das Buch zu verstehen. Ich habe in den letzten zwei Tagen jedenfalls sehr viel neue Wörter gelernt und die Takelage von Fregatten studiert. (Was haben die Leute bloss gemacht, bevor es das Internet gab?) Die Investition hat sich gelohnt, das Lesen macht noch mehr Spass, wenn man weiss, was beim backbrassen genau passiert anstatt es als "mir unbekanntes Segelmanöver" zu registrieren :breitgrins:


    hihi, ja das ging mir auch so, ich habe auch alles Mögliche nachgeschaut, um es besser nachzuvollziehen, vor allem natürlich beim ersten Buch. Aber von Buch zu Buch wurde das dann auch einfacher und mittlerweile habe ich die "Fremdsprache" schon ganz gut verstanden und komme ganz gut ohne "Wörterbuch" klar. :breitgrins:


    Ich glaube, ich steche auch bald wieder in See! :smile:

  • So, ich habe meinen ersten Törn mit Hornblower beendet - es war eine sehr lehrreiche und schöne Fahrt :smile: Hier ist meine abschliessende Meinung:



    Es war das erste Mal, dass ich mit Hornblower in See gestochen bin und es war eine sehr kurzweilige Reise. Normalerweise bin ich kein Fan von Abenteuerliteratur und auf ewig lange Seegefechte, wie sie auch in diesem Buch beschrieben werden, kann ich dankend verzichten. Bei diesem Buch war jedoch so ziemlich alles anders und das liegt vor allem an der Hauptfigur.


    Horatio Hornblower ist zutiefst von Selbstzweifeln aller Art geplagt. Er verbringt wahrscheinlich fast gleich viel Zeit damit, darüber nachzudenken, wie er auf andere wirkt und was er dafür oder dagegen tun kann, wie er für den ganzen Rest seines restlichen Arbeitspensums aufwenden muss. Dabei geht es ihm nicht um Eitelkeiten, er ist eigentlich nur bestrebt, ein gutes Beispiel abzugeben und seinen Job richtig zu machen. Und da kommt es ihm halt auch auf Details an. Ein Lächeln zur falschen Zeit kann ihn schon in eine Krise stürzen und zufrieden ist er mit sich kaum je. Er ist der geborene Perfektionist und ein sehr interessanter Charakter.


    Das erfährt man als Leser alles aus den Gedanken, die Hornblower sich macht und an denen man sozusagen live teilhaben kann. Auch live dabei ist man bei Seegefechten und den ganzen Manövern, die dafür nötig sind. Normalerweise ist sowas für mich eher mühsam und ich schweife gedanklich öfter mal ab, um mich nach gewonnener Schlacht wieder auf das Geschehen zu konzentrieren. Forester schafft es jedoch, die Gefechte so unterhaltsam zu beschreiben, dass ich es sehr spannend fand, dem Schlachtverlauf auch über viele Seiten zu folgen und dabei richtig mitzuleiden. Das ist unter anderem sicher auch wieder dem Umstand geschuldet, dass man erfährt, was sich der Kapitän bei den Manövern überlegt, unter welchen Umständen es gelingt und was die Konsequenz sein wird, wenn es schief geht.


    Der einzige kleine Nachteil an der Sache ist, dass dabei (gezwungenermassen) extrem viele nautische Fachbegriffe verwendet werden. Ich habe gemerkt, dass es sich lohnt, daneben immer wieder im Internet nachzuschauen, was denn die ganzen Fachbegriffe überhaupt bedeuten. Andernfalls ist nicht immer klar, was jetzt gerade gemacht wird oder auf welchem Teil des Schiffs ein Problem besteht. Die kleine Zeitinvestition hat sich für mich sehr gelohnt, auch wenn ich natürlich immer noch nicht auswendig weiss, welches Segel genau wo hängt und wozu man es braucht. (Und Segel haben sie auf so einem Kahn wie Sand am Meer...) Aber das Lesen macht gleich noch mehr Spass, wenn man beispielsweise weiss, dass der Kreuzmast, der da grade zerschossen wurde, der hinterste der drei ist statt einfach zu raten.


    Fazit:
    Das beste Stück Abenteuerliteratur, das mir bis jetzt in die Hände gekommen ist. Spannend, glaubwürdig und mit einer schönen Prise Humor versehen. Sicher nicht mein letzter Ausflug mit Kapitän Hornblower.


    9 von 10 Punkten


    :titanic:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.


  • Horatio Hornblower ist zutiefst von Selbstzweifeln aller Art geplagt. Er verbringt wahrscheinlich fast gleich viel Zeit damit, darüber nachzudenken, wie er auf andere wirkt und was er dafür oder dagegen tun kann, wie er für den ganzen Rest seines restlichen Arbeitspensums aufwenden muss. Dabei geht es ihm nicht um Eitelkeiten, er ist eigentlich nur bestrebt, ein gutes Beispiel abzugeben und seinen Job richtig zu machen. Und da kommt es ihm halt auch auf Details an. Ein Lächeln zur falschen Zeit kann ihn schon in eine Krise stürzen und zufrieden ist er mit sich kaum je. Er ist der geborene Perfektionist und ein sehr interessanter Charakter.


    Eine hervorragende Zusammenfassung von Hornblowers Charakter :daumen:



    (Und Segel haben sie auf so einem Kahn wie Sand am Meer...)


    :totlach:



    Aber das Lesen macht gleich noch mehr Spass, wenn man beispielsweise weiss, dass der Kreuzmast, der da grade zerschossen wurde, der hinterste der drei ist statt einfach zu raten.


    Aber nur bei Vollschiffen. Auf Barken und verwandten Schiffen, die am hinteren Mast keine Rahtakelung aufweisen, heißt er Besan :zwinker:



    Das beste Stück Abenteuerliteratur, das mir bis jetzt in die Hände gekommen ist. Spannend, glaubwürdig und mit einer schönen Prise Humor versehen. Sicher nicht mein letzter Ausflug mit Kapitän Hornblower.


    Das freut mich :klatschen: Ich warne aber vor, daß Du damit auch gleich einen der besten Bände der Serie erwischt hast (meiner persönlichen Einschätzung nach). Aber es gibt schon noch ein paar Bände, die durchaus gleichermaßen lesenswert sind, das soll Dich jetzt keinesfalls davon abhalten, wieder mit Hornblower in See zu stechen.

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()


  • Fazit:
    Das beste Stück Abenteuerliteratur, das mir bis jetzt in die Hände gekommen ist. Spannend, glaubwürdig und mit einer schönen Prise Humor versehen. Sicher nicht mein letzter Ausflug mit Kapitän Hornblower.


    Ach Alfa, Du untergräbst gerade meine Versuche, mich von Hornblower fern zu halten. *seufz* Und das, obwohl ich Aldawen gegenüber bisher so tapfer war. Gegen eure geballte Begeisterung (ja, auch Du darfst Dich angesprochen fühlen, Heimfinderin!) komme ich nicht mehr lange an. :ohnmacht: :breitgrins:

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges


  • Ach Alfa, Du untergräbst gerade meine Versuche, mich von Hornblower fern zu halten. *seufz* Und das, obwohl ich Aldawen gegenüber bisher so tapfer war. Gegen eure geballte Begeisterung (ja, auch Du darfst Dich angesprochen fühlen, Heimfinderin!) komme ich nicht mehr lange an. :ohnmacht: :breitgrins:


    Ach, dann drücke ich Dir das nächste Mal einfach den ersten Band in die Hand und dann sehen wir weiter :breitgrins:


  • Aber nur bei Vollschiffen.


    :ohnmacht:


    Stimmt, das habe ich in einem Nebensatz irgendwo gelesen. Vielleicht brauche ich doch noch ein Sachbuch über alte Segelschiffe und wie man sie bedient. Es wird ja auch in anderen Büchern immer wieder mal gesegelt...
    Kennst du grade ein gutes, das kein Vermögen kostet? ("Vermögen" fängt in dem Fall bei rund 40 Euro an.) Oder kennst du ein sehr gutes, das doch ein Vermögen kostet? Ich könnte dann immer noch überlegen.



    Ich warne aber vor, daß Du damit auch gleich einen der besten Bände der Serie erwischt hast (meiner persönlichen Einschätzung nach).


    Das habe ich weiter vorne im Thread gelesen. Ich werde die Erwartungen bei den weiteren Hornblower-Romanen nach unten schrauben :breitgrins:



    Ach Alfa, Du untergräbst gerade meine Versuche, mich von Hornblower fern zu halten. *seufz*


    Tja, Widerstand ist zwecklos. Ich sehe dich demnächst auf hoher See :titanic:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.


  • Kennst du grade ein gutes, das kein Vermögen kostet? ("Vermögen" fängt in dem Fall bei rund 40 Euro an.) Oder kennst du ein sehr gutes, das doch ein Vermögen kostet? Ich könnte dann immer noch überlegen.


    Es gibt natürlich eine Menge Bücher, teils beschäftigen sie sich aber dann nur mit einem bestimmten Schiffstyp oder mit speziellen Aspekten des Seekriegs zur Zeit der Segelschiffe. Als Standardwerk für die betreffende Zeit, das auch einen thematisch breiten Ansatz verfolgt, gilt dieses hier:


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    Brian Lavery: Nelson's Navy: The Ships, Men, and Organisation, 1793-1815


    Bei amazon-uk kann man auch mal reinblättern. Und es gibt dieses Werk auch in einem Nachdruck von US Naval Institute Press:


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    In beiden Varianten erhältlich (und billiger) bei bookdepository. Die Hardcover-Variante habe ich mir auch schon bestellt, sollte in Kürze eintreffen :smile:

  • Falls Ihr nach dieser papiernen Beschreibung eines langen Seegefechtes auch mal sehen möchtet, welche Wirkung Kanonenkugeln auf ein Schiff und vor allem die Geschützmannschaften hinter den Treffern hatten (keine Sorge: hier sind es nur Pappkameraden): klick!

  • Puh, was für eine Wucht! In meiner Vorstellung ging es ja schon immer hässlich zu, aber ich ließ dann doch die Personen in Gedanken eher durcheineinderpurzeln, bzw. schloss mein virtuelles Auge im entscheidenden Moment. Es so auch mal direkt zu sehen, wie die Figuren bersten, ist schon heftig!

  • Karronaden sind in ihrer Wucht allerdings auch besonders stark, da sie nur auf kürzere Entfernung verwendet werden, ihre Reichweite ist aus verschiedenen Gründen nicht so hoch wie die „normaler“ Kanonen. Wenn sie allerdings im Nahgefecht zum Einsatz kamen, dann waren sie tödlich. Und wenn man sich so etwas mal angesehen hat, dann versteht man auch besser, warum es immer wieder mal heißt, daß nach einem Kartätschenschuß ein Teil des gegnerischen Decks leergefegt war. Das Bild, wie die Opfer einer solchen Kartätsche ausgesehen haben, überlasse ich Eurer Vorstellungskraft ...


  • Ach, übrigens, falls jemand spontan einen etwas übersichtlicheren (deutschen) Segelplan im Netz kennt als den von Wikipedia: Ich nehme sachdienliche Links gerne entgegen.


    Hallo Alfa,


    einen Segelplan kann ich dir nicht bieten, dafür aber viel mehr: Das Lexikon der Schifffahrt von Gerhard Westphal. Von A - Z findest du hier alle Begriffe aus der Seefahrt in kurzen Beschreibungen. Segelpläne sind darin gleich mehrere enthalten. Gebraucht gibt es das Buch schon für wenige Euro. Ich habe eine ältere Ausgabe davon, bin aber vollauf damit zufrieden. Nautischen Bücher lese ich nur noch mit diesem Lexikon in Reichweite.


    Liebe Grüße
    Doris


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  • Das Bild, wie die Opfer einer solchen Kartätsche ausgesehen haben, überlasse ich Eurer Vorstellungskraft ...


    :entsetzt:
    Das hatte ich mir schon bei Lesen in allen Farben ausgemalt... und kam einmal mehr zum Schluss, dass ich froh bin, zu friedlichen Zeiten in einem friedlichen Land zu leben und nie in den Krieg ziehen zu müssen. Ich finde es beim Lesen solcher und anderer Schlachtszenen immer wieder erschreckend, dass genau das vor nicht allzu langer Zeit wirklich mit Leuten passiert ist (und noch passiert, wenn auch in anderer Form). :sauer:



    Das Lexikon der Schifffahrt von Gerhard Westphal.


    Vielen Dank, ich habe mir soeben ein gebrauchtes Exemplar bestellt :smile: Aldawens Tipp werde ich dann bei der nächsten regulären Bestellung (=SUB-Auffüllung) bestellen.

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.


  • Das Bild, wie die Opfer einer solchen Kartätsche ausgesehen haben, überlasse ich Eurer Vorstellungskraft ...


    Ich habe gerade in Carsten Jensens "Wir Ertrunkenen" eine sehr anschauliche Beschreibung des Gefechts bei Eckernförde gelesen, die in ihrer Genauigkeit keine großen Anforderungen an die Phantasie stellt. :entsetzt:

    Wir sind irre, also lesen wir!