Félix J. Palma – Die Landkarte der Zeit

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  • Da der Inhalt hier bereits ausreichend dargestellt wurde, werde ich mich auf meine persönlichen Eindrücke konzentrieren. Für mich zählt Palmas Roman zu den besseren Büchern, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Eine spannende Geschichte, die in anspruchsvoller und poetischer Sprache erzählt wird und mit einer Prise Humor gewürzt ist. Sie lädt den Leser zum Miträtseln ein und überrascht am Ende mit einem gelungen Twist.


    Definitiv lesenswert!

  • Meine Meinung

    Eigentlich mag ich keine Zeitreisen, die Romane von Diana Gabaldon sind da eine große Ausnahme. Deshalb war die Zeit zwischen den Roman hier notieren und letztendlich zu lesen wohl auch so lang.


    Wie der Autor mein Problem Zeitreise gelöst hat, hat mir gut gefallen. Auch die Erklärungen, welche Auswirkung die Taten während der Zeitreise haben, fand ich sehr gut. Dieses Thema wird viel zu selten wirklich gut durchdacht (außer vielleicht bei Zurück in die Zukunft ;) ) An den von Suse zitierten Dialog kann ich mich gut erinnern. Auch noch an einige andere, solche Kleinigkeiten haben die 700+ Seiten sehr kurzweilig gemacht.


    Gegen Ende habe ich dann leider den Faden ein bisschen verloren. Das lag eher an mir als am Buch, trotzdem gibt es einen kleinen Punktabzug.

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Die Landkarte der Zeit hat lange ungelesen bei mir rumgedümpelt, aber jetzt habe ich das Buch durch, und es war gut.


    Von den drei Teilen des Buches gefällt mir der erste mit Abschnitt am besten. Den hier angesprochenen Erzählstil mochte ich sehr gern, das hat mich wirklich amüsiert. Den letzten Teil mit den Theorien zu Parallelwelten fand ich dann etwas anstrengend, so dass es zum Schluss noch für einen Schnitt von

    4ratten

    reicht.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Kiba ()

  • Und demnächst werde ich Wells "Zeitmaschine" dann endlich mal lesen, das muss jetzt einfach mal sein.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Andrew Harrington ist am Boden zerstört, als die Frau, in die er sich unsterblich verliebt hat, unter grausigen Umständen zu Tode kommt. Jahrelang versinkt er in Verzweiflung und Trauer und spielt sogar mit dem Gedanken, sich umzubringen, bis er von einem Unternehmen hört, das Zeitreisen anbietet. Wäre es nicht wunderbar, wenn er einfach ein paar Jahre in der Zeit zurückreisen und den Tod seiner Geliebten verhindern könnte?


    Claire Haggerty hat es satt, immer das brave anständige Mädchen spielen zu müssen. Selbst ihre beste Freundin hat nichts anderes im Kopf als Männer und seichtes Geplauder. Doch im viktorianischen England sind Claires Ansichten, insbesondere über die Rolle der Frau, viel zu fortschrittlich. Was läge also näher, als mit "Zeitreisen Murray" einen Ausflug ins Jahr 2000 zu unternehmen? Und prompt verliebt sich Claire in einen Mann, dessen Geburt eigentlich noch Jahrzehnte in der Zukunft liegt.


    Und dann geschieht noch ein rätselhafter Mord, verübt mit einer Waffe, die keiner je zuvor gesehen hat. Kann es sein, dass auch hier Zeitreisende im Spiel sind?


    Aus dem viktorianischen London, in dem Jack the Ripper vor gar nicht langer Zeit sein Unwesen trieb, mechanische Spielereien aller Art der letzte Schrei sind und die Dampfmaschine als die Antriebsart gilt, die sich auf lange Sicht überall durchsetzen wird, nimmt das erfolgreiche neue Unternehmen "Zeitreisen Murray" seine zahlende Kundschaft mit auf einen Ausflug in eine erschreckende Zukunft, in der der Kampf Mensch gegen Maschine alles verwüstet hat. Ein Nervenkitzel der ganz besonderen Art, für manche nur ein Zeitvertreib, für andere Hoffnung auf Abwechslung oder gar eine zweite Chance.


    Félix J. Palma bedient sich eines ausschweifenden, metaphernreichen Stils, der perfekt zu dem viktorianischen Zeitalter mit seinem Hang zum Überladenen und Schwülstigen passt, in der der Großteil des Buches spielt. Allerdings musste ich mich erst einmal eine Weile einlesen, anfangs war mir das oft etwas zu ausufernd. Sehr schön fängt er auf jeden Fall die Aufbruchsstimmung ein, die Ende des 19. Jahrhunderts mit seiner rasend schnellen Folge von technischen Neuerungen herrscht und bei den Menschen eine Mischung aus Faszination und Furcht hervorruft.


    Der schwermütige Andrew, den wir im ersten Teil des Buches begleiten, bildet einen starken Kontrast zur aufgeweckten und neugierigen Claire. Palma schafft es, beiden eine authentische eigene Stimme zu verleihen und beider Geschichten spannend zu schildern (auch wenn man beide Helden manchmal durchaus schütteln möchte). Dabei spielt er ziemlich clever mit den Erwartungen der Leserschaft und überrascht die Leserin, die sich manchmal durchaus verwirrt gefragt hat, wie X und Y denn nun eigentlich zusammenpassen sollen, mit teils ziemlich genialen, unvorhergesehenen Wendungen in der Handlung.


    Das Auftreten einiger echter historischer Persönlichkeiten wird gekonnt in den Plot eingebunden, wobei dem Schriftsteller H. G. Wells, der sich selbst mit vielen Zukunftsthemen beschäftigt hat, eine wichtige Rolle zukommt.


    Nach den ersten beiden Abschnitten des Buches war ich sehr angetan von dem Buch und dem Verlauf, den der Roman nimmt, und absolut bereit, den für mich etwas zähen Beginn zu verzeihen. Und dann kam der dritte Abschnitt, der für mich den ganzen schönen Aufbau zerstört hat. Es wird abstrus, konstruiert, richtiggehend albern und wirkt, als sei dem Autoren nichts Brauchbares eingefallen, um das Ganze zu Ende zu bringen. Die letzten Plottwists empfand ich überhaupt nicht mehr als Geniestreiche, sondern als aufgepfropft und unlogisch.


    Die allerletzten Seiten konnten mich zwar wieder ein klein wenig versöhnen, aber ich fand es sehr schade, dass Palma den Weg, den er zunächst eingeschlagen hatte, nicht konsequent zu Ende verfolgt hat.


    Somit reicht es am Ende dann doch nur für eine mittelmäßige Bewertung, auch wenn es mir angesichts des starken Mittelteils wirklich leid tut.


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Die Zusammenfassung der Handlung spare ich mir, da sie hier schon oft wiedergegeben wurde.

    Der Roman hat bei mir auch schon ziemlich lange herumgedümpelt (seit 2012), weil ich kein so großer Fan der Fantasyliteratur bin.
    Nun hatte ich mir das Thema historische Romane , die im UK spielen, gestellt, und da passte das Buch beim SUB-Abbau ganz gut rein.

    Zunächst gefiel mir der Roman recht gut, auch wenn ich finde, dass er wenig Eigenständiges hat, sondern - allerdings teilweise sehr gekonnt - mit literarischen Vorbildern spielt. So sind z.B. die auktorialen Einschübe des allwissenden Erzählers mit ihrer ironischen Distanz solchen englischen Autoren wie Laurence Sterne und Henry Fielding zu verdanken.

    Was bei den oben stehenden Rezensionen häufiger beklagt wurde, stößt auch mir auf: Der Autor will allzu viel. Er verschachtelt mehrere Zeitreisegeschichten und löst sie am Ende durchaus auch sauber auf, lässt dabei aber verwirrte Leser*Innen zurück, die ihm kaum mehr folgen können auf seinem Weg durch mögliche oder eventuell wirkliche Paralleluniversen oder Zeitebenen.

    Kunstvolle Anspielungen auf Größen der englischen Literatur wie oben genannt wechseln sich ab mit viktorianischem Kitschroman wie das öfters im ersten und mittleren Teil passiert. Auch das ist gewollt, aber es überfordert eben, weil dieses literarische Vexierspiel mit mehreren ineinander verschränkten Handlungssträngen verwoben wird und dadurch die ironische Distanz teilweise verloren geht.


    Ich werde jedenfalls die weiteren Teile nicht lesen, aber nehme den Roman als Anregung, mich lieber mal wieder bei den Originalschriftstellern umzuschauen.