Adam Roberts - Yellow Blue Tibia

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    Russland 1946: Stalin versammelt ein halbes Dutzend Science-Fiction-Autoren in einer Datscha und beauftragt sie, eine glaubwürdige Geschichte zu erdenken, mit der sich ein kommunistisches Weltreich auf einen gemeinsamen außerirdischen Feind einschwören lassen könnte. Allerdings werden die Autoren nach ein paar Monaten Arbeit aus der Datscha geworfen und unter strengsten Verschwiegenheitsauflagen in ihr Leben zurück geschickt.


    Russland 1986: Konstantin, einer der Autoren von damals, arbeitet nach einem ziemlich verpfuschten Leben als Englisch-Dolmetscher. Als er für zwei Scientologen übersetzen soll, erwacht die Geschichte von damals zum Leben und er muss feststellen, dass es auch beim KGB Personen gibt, die daran interessiert sind. Ist die frisch explodierte Challenger identisch mit dem Abschuss einer amerikanischen Rakete, den sich die Autoren damals ausgedacht haben? Stimmt es, dass die erdachte Zerstörung in der Ukraine durch das Atomkraftwerk in Tschernobyl ausgelöst werden könnte?


    Der Autor macht es seinem Leser nicht leicht, auszumachen, wie real die Geschichte sein kann, zu häufig lässt er seinen Erzähler Sätze äußern, die andeuten, dass er das Ende des Buches nicht erleben wird:
    „... This is the fellow who, in a matter of some few months would shoot a bullet [...] right through my heart.“
    „13. That Unlucky Number. In this 13th chapter we travel to Chernobyl, where I shall be blown up and exploded and destroyed“


    Trotz meiner Zweifel am Realitätsgehalt bleibt das Buch die meiste Zeit so dicht an der wirklichen Welt, dass es mich schon irgendwie beunruhigt hat. Die Vorstellung, dass Tschernobyl mehr war als ein Unfall ist noch schrecklicher als das Unglück es so schon war und sorgte bei mir für diesen Typ Unruhe, den man bekommt, wenn man total absurde Verschwörungstheorien hört, aber einem irgendwie immer wieder das Quäntchen Wahrheit, das dahinter stecken könnte, ins Auge springt.


    Irgendwann ergibt sich schon die Vermutung, dass das Buch ein wenig in Richtung Alternate History geht, aber es ist doch nicht einfach dort einzuordnen. Mit dem Ende bin ich nicht wirklich zufrieden, es passt nicht so ganz, mir fiele aber auch kein besseres ein. Ich habe fast den Eindruck als habe sich der Autor ein wenig in seiner Geschichte verlaufen und nur noch diesen „Ausweg“ gefunden.


    Insgesamt war die Ausgangssituation von „Yellow Blue Tibia“ eine sehr interessante Idee, aber die Auflösung war vergleichsweise sehr schwach und längst nicht so innovativ, wie ich nach dem verführerischen Titel und Klappentext gehofft hatte. Der mysteriöse Titel lässt sich nämlich leider auch ganz banal auflösen: "Yellow Blue Tibia" ist nichts anderes als eine für Amerikaner nachvollziehbare lautmalerische Version vom russischen "Ich liebe dich" Я люблю тебя (Ya lyublyu tebya)


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • Immerhin wissen wir jetzt, dass es nicht um ein Hämatom am Schienbein geht :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Der Autor macht es seinem Leser nicht leicht, auszumachen, wie real die Geschichte sein kann, zu häufig lässt er seinen Erzähler Sätze äußern, die andeuten, dass er das Ende des Buches nicht erleben wird:
    „... This is the fellow who, in a matter of some few months would shoot a bullet [...] right through my heart.“
    „13. That Unlucky Number. In this 13th chapter we travel to Chernobyl, where I shall be blown up and exploded and destroyed“


    Trotz meiner Zweifel am Realitätsgehalt bleibt das Buch die meiste Zeit so dicht an der wirklichen Welt, dass es mich schon irgendwie beunruhigt hat. Die Vorstellung, dass Tschernobyl mehr war als ein Unfall ist noch schrecklicher als das Unglück es so schon war und sorgte bei mir für diesen Typ Unruhe, den man bekommt, wenn man total absurde Verschwörungstheorien hört, aber einem irgendwie immer wieder das Quäntchen Wahrheit, das dahinter stecken könnte, ins Auge springt.


    Vorweg: Ich habe das Buch nicht gelesen. Aber erlaube mir eine kleine Anmerkung hierzu: Wenn der Ich-Erzähler diese Aussagen natürlich als Vermutung äussert, schadet das der Logik nicht. Das ist im Englischen ja nicht immer ganz eindeutig. :zwinker:


    Natürlich weiss ich jetzt nicht, ob das so ist, aber das kannst du nicht verraten, dann spoilerst du alle. :zwinker: Klingt ansonsten sehr interessant, danke für die Rezi!

  • Auf diese Rezension habe ich sehnsüchtig gewartet, auch wenn ich schon mit einem Fazit in dieser Richtung gerechnet habe:



    Insgesamt war die Ausgangssituation von „Yellow Blue Tibia“ eine sehr interessante Idee, aber die Auflösung war vergleichsweise sehr schwach und längst nicht so innovativ, wie ich nach dem verführerischen Titel und Klappentext gehofft hatte.


    Schade, die Grundidee klingt nämlich wirklich nach verdammt gutem Stoff ... naja, vielleicht lese ich das Buch trotzdem, wenn es mir einmal in die Hände fällt.

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b


  • Immerhin wissen wir jetzt, dass es nicht um ein Hämatom am Schienbein geht :breitgrins:


    Nein, aber direkt in den Zeilen bevor diese Auflösung kommt, geht es um einen verletzten Arm - ich habe dann noch extra nachgeschaut, was Elle und Speiche auf englisch heißen, um sicherzugehen, dass es am Arm keinen Tibia-Knochen gibt :rollen:



    Vorweg: Ich habe das Buch nicht gelesen. Aber erlaube mir eine kleine Anmerkung hierzu: Wenn der Ich-Erzähler diese Aussagen natürlich als Vermutung äussert, schadet das der Logik nicht. Das ist im Englischen ja nicht immer ganz eindeutig. :zwinker:


    Es klang für mich irgendwie schon mehr nach Futur als Konjunktiv und spoilerlos kann ich sagen, dass es irgendwie auch der Realität bzw. dem weiteren Verlauf entsprach - aber halt nur irgendwie :zwinker:

  • Nein, aber direkt in den Zeilen bevor diese Auflösung kommt, geht es um einen verletzten Arm - ich habe dann noch extra nachgeschaut, was Elle und Speiche auf englisch heißen, um sicherzugehen, dass es am Arm keinen Tibia-Knochen gibt :rollen:


    :breitgrins:


    Tibia & Fibula, Radius & Ulna ... ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen