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Inhalt: Mark Trace entdeckt durch eine Hausaufgabe seines Englischlehrers im Alter von 14 Jahren ein bemerkenswertes Talent: Er kann sich so in den Stil von Autoren (in diesem Fall Dickens) hineindenken, daß er sie fälschen kann. Zunächst macht er davon aber keinen Gebrauch, sondern will ein Jahr zwischen Schulabschluß und Studienbeginn in Paris beginnen. Für seinen Lebensunterhalt gibt er dort Englisch- und Französischunterricht. So lernt er die Mercers, Vater Paul und Tochter Helen, kennen. Zur eigenen Freude und als Fingerübung schreibt Mark auf einer alten Schreibmaschine vom Flohmarkt einige verschwundene frühe Geschichten von Hemingway neu. Als Helen die Blätter sieht, ist sie – in Unkenntnis der Entstehungsgeschichte – dieser speziellen Seiten – völlig begeistert, und als die Mercers plötzlich verschwinden, ahnt Mark schon, daß dies seinen Fälschungen geschuldet ist. Zurück in London fällt ihm die Eingewöhnung ins Studium recht schwer, ein Lichtblick ist erst die praktisch unbezahlte Anstellung bei der Little Review, einer zwar renommierten, aber auch ziemlich heruntergekommenen Literaturzeitschrift. Mit Tony Bracken, dem Herausgeber und einzigen Mitarbeiter, freundet sich Mark aber trotzdem schnell an. Als angekündigt wird, daß der Little Review die Zuschüsse mangels Auflage gestrichen werden sollen, erinnert sich Mark an seine Fähigkeiten ohne die Auswirkungen auch nur ansatzweise ahnen zu können ...
Meine Meinung: Die Geschichte ist ein bißchen verrückt, aber wie zwischendurch auch gemutmaßt wird: Wenn es Fälschungen im Bereich der Malerei gibt, warum nicht auch in der Literatur? Und wie könnten diese dann zustandegekommen sein? Belbin liefert hier eine, wenn vielleicht auch nicht gerade die naheliegendste Variante. Dafür hat die Erzählung einigen Witz, denn die Anstrengungen, die Mark unternimmt, um Geschichten von Graham Greene, Roald Dahl und anderen Größen so authentisch wie möglich zu verfassen, gehen manchmal durchaus ins Detail – nicht nur sprachlicher Art. Man erfährt also ganz nebenbei ein bißchen über auffällige „Macken“ der Autoren, zum Glück aber ohne langatmige linguistische oder ähnliche Ausführungen.
Die Verwicklungen in Marks sonstigem Leben, die nur zum Teil seiner Fälscherkunst, zum Teil jedoch schlicht seinem Erwachsenwerden geschuldet sind, bringen weitere Schmunzelszenen, denn gerade im Umgang mit Frauen hat Mark doch erhebliche Defizite, die mit Schüchternheit nur unzureichend erklärt sind. Allerdings gerät er auch an ausgesprochen selbstbewußte Frauen, die sehr genau wissen, was sie von ihm wollen und was nicht, seine Entscheidung ist da eher selten gefragt. Vor allem Helens Rolle bekommt durch den Zusammenhang mit den „Hemingway-Manuskripten“ aber noch eine besondere Bedeutung, denn natürlich ist das Thema mit der Abreise der Mercers aus Paris nicht ausgestanden. Alles in allem ist Der Hochstapler sicher kein Roman, den man unbedingt gelesen haben muß, auch nicht als Büchernarr, aber als unterhaltsame Lektüre mit einem etwas anderen Blick auf die schreibende „Szene“ (denn auch die unbekannten Möchte-Gern-Autoren fehlen nicht, die die Little Review mit ihren Werken überschwemmen) macht er Spaß.
Schönen Gruß
Aldawen