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Sei es aus der berühmten Zeichentrickserie oder aus Kinderbüchern, fast jeder kennt die Geschichte des kleinen Nils Holgersson, der zu einem Wichtelmännchen schrumpft und so auf dem Rücken seines weißen Gänserichs Martin mit den Wildgänsen fort zieht. Weniger bekannt ist wohl die Entstehungsgeschichte – dass nämlich die Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf von der schwedischen Regierung die Aufgabe bekam, ein Schulbuch über Schweden und seine Geschichte zu schreiben. So wurde Nils Holgersson geboren.
Die von mir verlinkte Version behauptet, die „einzige vollständige Ausgabe“ sowie die „einzige rechtmäßige Übersetzung“ (von Pauline Klaiber-Gottschau) zu sein. 450 klein gedruckte Seiten sind auch trotz Illustrationen für ein Kinderbuch nicht ohne, und ich habe mich beim Lesen öfters gefragt, in welcher Form das Buch im Unterricht wohl verwendet wurde.
Jedenfalls ist es in angenehm übersichtliche, jeweils nur ein paar Seiten lange Kapitel gegliedert. Diese lassen sich grob gruppieren in solche mit geographischem, solche mit kulturellem und solche mit mythologischem Schwerpunkt – und solche mit Action , wobei die meistens mit einer moralischen Problemstellung einhergeht.
Die Sprache fand ich ganz wunderbar, beziehungsweise wirkt die Übersetzung extrem gelungen. Der Erzählstil ist vielleicht ein wenig ungewohnt (so wird Nils Holgersson kaum beim Namen genannt, sondern bleibt meiste Zeit über recht distanziert „der Junge“). Manche Formulierungen und Stilmittel erinnern eher an Sagen und Märchen, zumindest bin ich ihnen vorher noch in keinem Roman begegnet. Das Erzähltempo ist langsam – auch ein Grund, warum ich verstehe, dass das Buch für jüngere Kinder in gestrafften Versionen erhältlich ist.
Ganz vorne kann man auf einer Karte die Flugroute der Gänse mitverfolgen, und man wünscht sich auf jeden Fall einen Reiseführer KLICK oder zumindest die Google-Bildersuche zur Hand. Es ist wirklich beeindruckend, mit was für einer Faszination Selma Lagerlöf die unterschiedlichen Landesgegenden mitsamt ihren Bewohnern, ihren Berufen, Bräuchen und Legenden schildert. Man bereist milde Ebenen, uralte Wälder, pittoreske Gebirge, frische Küstengebiete, das raue Lappland, und viel, viel mehr. All das verpackt in eine liebevoll arrangierte Rahmenhandlung um Freundschaft und Charakterstärke!
Nicht abstreiten lässt sich allerdings, dass die Autorin Schweden ziemlich durch die rosa Brille schildert und die Kitschkurve manchmal nicht mehr ganz kriegt. Das kam aber vermutlich sowohl dem Zeitgeist als auch ihrem Auftrag recht entgegen.
Anekdote am Rande: Martins Geschichte ist nicht Selma Lagelöfs Phantasie entsprungen, sondern sie hat tatsächlich einmal miterlebt, wie ein weißer Hausgänserich mit einer Schar Wildgänse davonzog und im darauffolgenden Jahr mit Weibchen und Jungen zurückkehrte!
Auch wenn ich manchmal Schwierigkeiten mit den schwedischen Ortsbezeichnungen hatte und mir leider, leider nicht alles merken konnte, was in dem Buch beschrieben wird – eindeutig ein ganz herzerwärmender