Jennifer Donnelly - Das Blut der Lilie

Es gibt 22 Antworten in diesem Thema, welches 6.850 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tammy1982.

  • Dann stelle ich mal das Buch vor, das ich gleich anfangen werde zu lesen:


    Jennifer Donnelly - Das Blut der Lilie


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    Amazon-Kurzbeschreibung: Noch einmal sah sie das Leuchten in seinen Augen, bevor er sie für immer schloss. An dem Tag, an dem ihr kleiner Bruder Truman starb, starb auch das Herz in Andis Brust. Und seit er nicht mehr da ist, ist ihr alles egal. Nur wenn sie Gitarre spielt, ahnt sie, dass es so etwas wie Gefühle noch gibt. Als sie auf einer Reise nach Paris in einem alten Gitarrenkoffer das geheimnisvolle Tagebuch einer jungen Frau findet, die einst den Kronprinzen Louis Charles betreute, weiß sie, dass ihre beiden Schicksale untrennbar miteinander verbunden sind. Denn auch die Französin konnte den Tod des geliebten kleinen Jungen nicht verhindern. Und so begleitet Andi Alexandrine auf deren gefahrvollen Wegen durch die Wirren der Französischen Revolution – in der Hoffnung, dort den Schlüssel zur Rückkehr ins Leben zu finden.


    Ich bin nicht sicher, ob die Genrezuordnung so richtig passt, aber da die übrigen Bücher dieser Autorin auch hier bei den Liebesromanen zu finden sind, denke ich, dass das schon gut gehen wird.


    Ich bin jedenfalls gespannt. Von Jennifer Donnelly habe ich bisher noch nichts gelesen, aber es gibt hier begeisterte Stimmen zu "Die Teerose" und "Die Winterrose", das hat mich schon sehr neugierig auf diese Autorin gemacht.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Ich bin schon sehr gespannt auf deine Meinung zu diesem Buch! :winken:
    Es steht jedenfalls schon auf meiner Wunschliste.

  • Hallo Annabas,


    ich bin schon auch sehr neugierig auf deine Meinung! :winken: Ich mag die Bücher von Jennifer Donnelly total gerne und bin schon sehr gespannt, wie das neue Buch von ihr ist!


    Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen!


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • So, mit etwas Verspätung (wenig Zeit und dazu noch eine parallel laufende Leserunde) habe ich angefangen.


    Die eigentliche Geschichte hat noch nicht richtig begonnen, ich lerne gerade erst Andi, die Hauptperson des Buches kennen. Ich war zuerst etwas überrascht, denn Andi erscheint sehr zynisch und abgeklärt für ihr Alter - sie ist in der letzten Klasse der Highschool und hat keine Lust, Collegebewerbungen zu schreiben. Ich vermute jedenfalls, dass man da vorher in der Highschool ist, so genau kenne ich mich im amerikanischen Bildungssystem nicht aus.
    Andis Problematik wird aber erklärt: Sie hat mit angesehen, wie ihr Bruder von einem Dach auf die Straße gestürzt ist, das macht ihr so zu schaffen, dass sie selbst als selbstmordgefährdet gilt. Ihre einzige Liebe ist die Musik und ihre Gitarre, damit kann sie sich zeitweise ablenken.
    Ein kleines Geheimnis ist aber schon aufgetaucht: ein alter Silberschlüssel, der mal ihrem Bruder gehört hat - mal sehen wann ich erfahre, wo das Schloss dafür ist.


    Am Wochenende habe ich relativ viel Zeit, ich hoffe, ich komme dann etwas weiter. Bisher gefällt mir alles recht gut.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Hmmmmmmm, also ich weiß nicht so recht. Ich habe inzwischen etwa 2/3 des Buches gelesen und meine Begeisterung hat sich gelegt.


    Das Buch spielt nun auf zwei Zeitebenen: Da haben wir einmal Andi und einmal Alexandrine, die Ende des 18. Jahrhunderts in den Wirren der französischen Revolution lebte und deren Geschichte wir aus einem Tagebuch erfahren, das Andi in einem Lautenkasten gefunden hat. Andis Erlebnisse in Paris gefallen mir sehr gut, und ihre innere Zerrissenheit nach dem Tod ihres Bruders, an dem sie sich schuldig fühlt, bringt mir die Autorin sehr nahe. Alexandrines Erlebnisse bleiben mir dagegen sehr fern, sie interessieren mich gar nicht so sehr und es stört mich eher, wenn die Zeitebene wieder von Andi zu Alexandrine wechselt.


    Ich hoffe, das wird noch irgendwie besser.
    Was ich allerdings jetzt schon sagen kann: bei den Liebesromanen ist dieses Buch definitiv falsch. Allerdings kann ich es anderswo auch nicht einordnen. :gruebel: Ein historischer Roman ist es auch nicht.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Liebe Annabas,


    danke für deine Rückmeldungen!
    Ich bin ja schon gespannt, wie ich das Buch finde. Bisher mochte ich alle Schmöker von Jennifer Donnelly, aber dieses scheint ja doch ganz anders zu sein als die vorherigen...


  • Was ich allerdings jetzt schon sagen kann: bei den Liebesromanen ist dieses Buch definitiv falsch. Allerdings kann ich es anderswo auch nicht einordnen. :gruebel: Ein historischer Roman ist es auch nicht.

    Immer wenn ich solche Probleme habe, teile ich dem Buch "Sonstige Belletristik" zu. :winken:
    Klingt als würde es da gut hinpassen: Zwei Zeitebenen wie z.B. "Mariana", das auch unter "Sonstige Belletristik" steht.

  • Ja, in "sonstige Belletristik" weiche ich dann auch immer aus.
    Aber ich bin mir noch nicht schlüssig, ob es vielleicht nicht doch eher zu den Jugendbüchern passt. Schließlich haben wir eine Highschool-Heldin, die erwachsen wird/werden muss.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Jennifer Donnelly – Das Blut der Lilie
    Übersetzerin: Angelika Felenda


    Inhaltsangabe:
    Seit dem Tod ihres jüngeren Bruders Truman, an dem sie sich schuldig fühlt, ist Andis Leben aus dem Gleis geraten, nur die Musik und ihre Gitarre hält sie noch am Leben. Andis Mutter ist seit dem Unfall psychisch krank und Andi selbst ist in Gefahr, den Schulabschluss nicht zu schaffen. Da schaltet sich ihr Vater ein und nimmt sie kurzerhand mit nach Paris, wo er geschäftlich einen Auftrag zu erledigen hat. Hier soll Andi die Gelegenheit bekommen, ihr Leben in Griff zu bekommen. Doch Andi will so schnell wie möglich zurück nach Brooklyn, in ihre alte Umgebung und zu ihren Freunden. Bis sie ein altes Tagebuch findet, geschrieben von einem Mädchen Alexandrine, die in Andis Alter war und im Paris von 1795, mitten in der französischen Revolution, lebte. Alexandrines Bericht zieht Andi in seinen Bann und die Lebensfäden der beiden Mädchen beginnen sich zu verknüpfen ...


    Der erste Satz:


    „Wer’s kann, der kann’s.“


    Meine Meinung zum Buch:


    Die ersten hundert Seiten dieses Buches haben mich begeistert. Andis Gedanken und Erlebnisse waren mir sehr nah, ich finde es sehr gekonnt, wie die Autorin hier ein persönliches Trauma darstellt, so dass man sich als Leser den Geschehnissen kaum entziehen kann. Andi ist eine wunderbare Figur, sehr tief charakterisiert, und ihre zynischen Kommentare haben mich als Leserin sehr betroffen gemacht.


    Doch mit der Einführung von Alexandrines Tagebuch ließ meine Begeisterung stark nach. Alexandrine blieb mir sehr fremd und so konnten mich ihre Berichte nicht interessieren. Ich fühlte mich eher von den Tagebucheinschüben gestört und hätte viel lieber von Andis Erlebnissen in Paris weiter gelesen. Ich konnte mit Alexandrine einfach nichts anfangen und fand diese Abschnitte meistens nur langweilig.


    Endgültig aus war es dann, als die Autorin Andis und Alexandrines Leben „verknüpft“ – die Art, wie sie das gemacht hat, fand ich völlig unpassend gemacht und es fiel völlig aus der bisherigen Geschichte heraus. Hier habe ich mich richtig geärgert und als Fazit kann ich nur eine große Enttäuschung angeben. Schade, ich hatte mich auf mein erstes Buch von dieser Autorin sehr gefreut.


    Meine Bewertung: 2ratten (für den guten Anfang)


    Viele Grüße von Annabas :winken:

  • Nachtrag: könnte ein Moderator bitte den Thread in die "Sonstige Belletristik" verschieben? Danke! :winken:

  • Klingt wirklich so, als wäre das Buch hier besser aufgehoben als in seinem alten Bereich!


    Leider klingt deine Einschätzung ja nicht so toll!
    Hmm, das ist aber gut zu wissen.
    Lesen will ich dieses Buch schon noch irgendwann, aber ich muss es nicht jetzt sofort haben.
    Danke für Deine Rezension! :winken:

  • Hallo Annabas,
    danke für Deine Einschätzung! Somit lasse ich doch vorerst die Finger davon.


    Ich hoffe aber, dass Dir durch diesen Einstieg die Frau Donnelly nicht ganz vermiest wurde, denn die beiden Rosen-Romane sind wirklich ganz toll. :herz:

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf

  • Das Blut der Lilie - Jennifer Donnelly


    Zum Inhalt:
    Andi ist ein zutiefst unglückliches Mädchen. Seit dem Tod ihres kleinen Bruders findet sie nicht mehr wirklich ins Leben zurück, funktioniert nur noch mit Tabletten gegen ihre Depressionen. Auch ihre Familie ist ihr keine Hilfe, die Mutter ist ebenfalls völlig in ihrem Kummer gefangen und der Vater hat sich schon länger von der Familie getrennt.


    Als ihr Vater jedoch einen Brief von ihrer Schulleiterin bekommt, dass Andi Gefahr läuft, am Jahresende durchzufallen, nimmt er endlich wahr, wie schlimm es um sie steht und nimmt sie mit auf eine dreiwöchige Reise nach Paris, wo er beruflich zu tun hat und von ihr verlangt, in der Zwischenzeit ihre Abschlussarbeit zu schreiben.


    Das Thema von Andi’s Arbeit ist die musikalische Arbeit von André Malherbeau und ihrer Wirkung auf nachfolgende Künstler. Da Malherbeau in Paris gelebt hat, ist sie hier natürlich an der richtigen Stelle.
    Doch gleich am ersten Abend im Haus von Guillaume und Lili, Freunden ihrer Eltern, geschieht etwas Unerwartetes. Andi stößt auf eine alte Gitarre, die G. jemandem abgekauft hat, der sie in den Katakomben von Paris unter einem Haufen alter Skelette gefunden hat. Und am nächsten Tag findet Andi in dem Gitarrenkoffer ein Tagebuch, datiert vom Ende des 18. Jahrhunderts, geschrieben von einem Mädchen namens Alexandrine. Ein armes Mädchen aus dem Volk, das durch Zufall zur Spielgefährtin des Dauphins von Frankreich, Louis Charles, des unglücklichen Sohnes von Ludwig dem 16. und Marie Antoinette.
    Was für ein Zufall, denn ihr Vater und G. arbeiten gerade an dem genetischen Beweis, dass das konservierte Herz, welches jahrhundertelang aufbewahrt wurde und Louis Charles zugeschrieben wurde, auch tatsächlich das Herz des jungen Königs war. Ob Alexandrine‘s Tagebuch einen anderen Verlauf der Geschichte beschreiben wird?


    Meine Meinung:
    Die Geschichte von Andi fängt recht spannend an, man leidet regelrecht mit dem unglücklichen, verzweifelten Mädchen mit. Als dann allerdings das Tagebuch von Alexandrine auftaucht, fiel mir das Weiterlesen immer schwerer. Alex ist mir recht fremd geblieben, um nicht zu sagen unsympathisch.


    Da ich ein absolut unmusikalischer Mensch bin, hatte ich mit den vielen plastischen Beschreibungen von Musikstücken etwas meine Mühe. Der Komponist Malherbeau hat übrigens in Wahrheit nicht existiert.
    Die historische Darstellung der Französischen Revolution ist eher oberflächlich und so konnte mich das Buch weder als historischer Roman noch als Jugendbuch überzeugen.


    Das Schlimmste aber ist die Wendung gegen Ende des Buches. Ich will nichts weiter verraten, aber was sich die Autorin bei diesem Bruch in der Geschichte gedacht hat, ist mir ein völliges Rätsel. Wenn ich das Buch bis dahin noch als halbwegs gut eingestuft hätte, wäre es spätestens jetzt damit vorbei.


    Besagtes Herz wurde übrigens im Jahr 2000 durch DNA Tests tatsächlich als das von Louis Charles identifiziert und 2004 in der Kathedrale von Saint Denis beigesetzt, der traditionellen Grabstätte der französischen Könige.

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Aiaiai, da bin ich ja mal gespannt wie ich das Buch finde. Dabei hatte ich mich so auf ein neues Buch von Jennifer Donnelly gefreut ;)

  • Oh je, da bin ich doch auch mal gespannt, wie es mir beim Lesen ergeht. Ich bin bisher noch ganz am Anfang und bisher gefällt es mir gut. Andi scheint mir ein sehr interessanter Charakter zu sein und ich bin neugierig zu erfahren, wie es mit ihr weitergeht. Ich versuche einfach mal, unvoreingenommen an das Buch heranzugehen. :smile:

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen

  • Ich hab nun auch angefangen. Allerdings erst zwei Kapitel, da ich abends gerade nie Lust hab zu lesen und lieber Hörbuch höre.. Aber ich berichte ;)

  • Soo, nun habe ich das Buch (endlich) gelesen. Ich hatte auch ein paar Probleme mit der seltsamen Wendung gegen Ende des Buches. Aber das Buch hatte durchaus auch seine guten Seiten und Frau Donnelly konnte es ganz zum Schluss noch einigermaßen retten, finde ich. Na ja, ich poste mal meine Rezi. :smile:


    Inhalt:


    Diandra Xenia Alpers (die ihren Namen in Andi abgeändert hat, sobald sie sprechen konnte) ist die Tochter eines sehr renommierten und bekannten amerikanischen Genetik-Wissenschaftlers und einer aus Frankreich stammenden Malerin. Andi verkehrt in reichen Kreisen und materiell fehlt es ihr an nichts, dennoch fühlt sie sich einsam und unverstanden. Seit dem Tod ihres jüngeren Bruders Truman leidet sie an schweren Depressionen, ist auf Antidepressiva angewiesen und ihre Leistungen an der Privatschule St. Anselm haben stark nachgelassen. Andis arbeitswütiger Vater hat seine Familie schon immer stark vernachlässigt und hat sie nach dem tragischen Todesfall endgültig verlassen. Die Mutter leidet unter schweren psychischen Problemen und malt ununterbrochen Portraits von ihrem verstorbenen Sohn.


    Einzig ihre Leidenschaft für die Musik und das Gitarrenspiel halten Andi am Leben und ihre Musikstunden bei Gitarrenlehrer Nathan liegen ihr sehr am Herzen. Nathan ist folglich auch einer ihrer engsten Vertrauten, genau wie ihr bester Freund Vijay Gupta, der im Gegensatz zu Andi in der Schule glänzt. Ansonsten sondert sie sich von Jugendlichen ihres Alters weitgehend ab und gibt sich nach außen hin als Rebellin und Zynikerin.


    Als Andis Vater von ihren schlechten Schulleistungen erfährt, besteht er darauf, dass sie mit ihm einige Zeit in Paris verbringt, wo er beruflich zu tun hat. Dort soll sie an ihrer Abschlussarbeit über den französischen Komponisten Amadé Malherbeau arbeiten. Andi reagiert auf diese Idee nicht sonderlich begeistert, zumal ihre Mutter gleichzeitig in eine psychiatrische Klinik eingeliefert werden soll. Dennoch lässt sie sich schließlich, nach einem unschönen Vorfall auf der Party eines Klassenkameraden, überzeugen mit nach Paris zu fahren. Andi und ihr Vater wohnen in dieser Zeit bei einem alten Studienfreund ihres Vaters, Guillaume, den alle nur G. nennen und dessen Frau Lilli, die von Beruf Künstlerin ist. Andi hofft, etwas Abstand zu der gewohnten Umgebung könnte ihr gut tun und ihr helfen, die Trauer um ihren Bruder für einige Zeit zu verdrängen.


    Doch schließlich kommt alles anders: Andi findet in einem alten Gitarrenkoffer, der noch aus der Zeit der Französischen Revolution stammt, ein altes Tagebuch und ein Portrait des verlorenen Königs Louis Charles, des Sohnes von Ludwig XVI. und Marie Antoinette. Das Tagebuch wurde während der Französischen Revolution von einem 17-jährigen Mädchen namens Alexandrine Paradis verfasst. Alex stammt aus einer bitterarmen Familie und ist Schauspielerin. Gemeinsam mit ihrer Familie versucht sie, sich mit der Aufführung von Marionettenstücken durchzuschlagen. Dabei träumt sie doch von Ruhm und Reichtum und einem Engagement an einem großen Theater. Durch Zufall gerät sie schließlich an den königlichen Hof, nach Versailles. Dort hat sie die Aufgabe, sich um den Prinzen Louis Charles zu kümmern und ihn wieder zu einem fröhlichen Kind zu machen. Der Prinz ist für sein Alter ungewöhnlich schwermütig und es fällt ihm schwer, die Trauer um seinen verstorbenen älteren Bruder zu überwinden. Doch während der grausamen und blutigen Revolution gerät Alex in große Gefahr und droht ständig zwischen die Fronten zu geraten. Hin und her gerissen zwischen der Königsfamilie und deren Gegnern, gilt ihre Liebe und Zuneigung doch vor allem einer Person: Louis Charles.


    Andi ist tief berührt von Alexandrines Schicksal und obwohl sie Angst davor hat, was ihr das Tagebuch offenbaren könnte, kann sie sich dennoch dessen Sog nicht entziehen…


    Mein Eindruck:


    Es fällt mir zugegebenermaßen nicht leicht, dieses Buch zu bewerten. Es gab einerseits viele Aspekte, die mir gut gefallen haben, wie beispielsweise die gelungene Charakterisierung Andis und deren traurige Geschichte. Allerdings gab es für mich auch einige Passagen, die sich sehr in die Länge zogen und die ich am liebsten nur überflogen hätte.


    Das Buch ist in drei unterschiedlich lange Teile aufgeteilt, die jeweils mit einem Zitat aus Dantes „Göttliche Komödie“ eingeleitet werden und mit den Begriffen „Hölle“, „Fegefeuer“ und „Paradies“ überschrieben sind. Diese Teile sind wiederum in relativ kurze Kapitel eingeteilt.


    Zu Beginn des Buches wird zunächst einmal die Hauptfigur Andi in sehr gelungener Weise eingeführt und ihre familiären Verhältnisse sowie ihre Trauer um den Tod ihres jüngeren Bruders beleuchtet. Andi versteckt sich hinter ihrem Zynismus und ihrem Rebellentum, ist aber in Wahrheit sehr verletzlich und sensibel. Sie ist weit davon entfernt, den Tod ihres geliebten Bruders zu überwinden. Deshalb trägt sie auch stets einen alten Schlüssel bei sich, den er vor langer Zeit auf einem Flohmarkt erstanden hat und den sie ihm nach seinem Tod abgenommen hat.
    Zudem leidet Andi unter der mangelnden Zuwendung durch ihre Eltern. Der Vater hat eine neue Freundin und kümmert sich ohnehin fast ausschließlich um seine Arbeit. Die Mutter kommt selbst nicht über den Tod ihres Sohnes hinweg und Andi fühlt sich stark für sie verantwortlich, so dass sich letztendlich eher Andi um ihre Mutter kümmert als umgekehrt.


    Das Buch ist in der Gegenwartsform verfasst und Andi fungiert als Ich-Erzählerin. So traurig die Geschichte um Andi auch ist, ihr Zynismus und ihre Selbstironie brachten mich zwischendurch immer wieder zum Grinsen. So gelingt es der Autorin, die ansonsten sehr bedrückende Geschichte etwas aufzulockern. Amüsant sind beispielsweise ihre Dialoge mit ihrem besten Freund Vijay Gupta, der trotz ihres schwierigen Charakters immer zu Andi hält.
    Obwohl Andi ganz und gar nicht das „nette Mädchen von nebenan“ verkörpert, sondern vielmehr eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten ist und nicht selten auch patzig, rücksichtslos und unangemessen reagiert, habe ich sie schnell in mein Herz geschlossen. Sie ist sehr vielschichtig und interessant charakterisiert, ihre Geschichte und ihre Gefühle und Gedanken werden sehr tiefgründig geschildert. Es fiel mir nicht schwer, mich emotional in sie hineinzuversetzen und ich fühlte mich ihr sehr nahe, hoffte und litt mit ihr und empfand mit ihr die seltenen Momente des Glücks.
    Die Geschichte um Andi und ihre schwierige Familie ist somit für mich der große Pluspunkt des Romans.


    Jedoch kommt nach ungefähr 100 Seiten mit dem Auffinden des Tagebuches von Alexandrine ein zweiter Handlungsstrang ins Spiel. Dadurch tritt mir Andis Geschichte zu sehr in den Hintergrund, da sie zu jeder Gelegenheit in dem Buch liest, das einen eigenartigen Sog auf sie ausübt. Die Tagebucheinträge sind mit einer anderen Schriftart von Andis Passagen abgesetzt und mit dem jeweiligen Datum überschrieben, beginnend mit dem 20. April 1795. Zunächst lernen wir zunächst in einem Rückblick Alexandrines Familie kennen, die an großer Armut leidet. Durch einen (etwas unrealistisch erscheinenden) Zufall landet sie nach kurzer Zeit in Versailles, wo sie sich um das Wohlergehen des Kronprinzen Louis Charles kümmern soll. Mehrmals deutet sie an, dass sie sich wünscht, dass dies niemals geschehen wäre. Dies soll neugierig auf den weiteren Fortgang von Alex‘ Geschichte machen.


    Allerdings wollte es mir nicht richtig gelingen, mich in Alex hineinzuversetzen. Sie blieb für mich sehr blass und emotional sehr fern, obwohl sie an sich durchaus eine interessante Figur ist und auch ihre Geschichte nicht uninteressant ist. Dennoch störten mich die zahlreichen Tagebuch-Passagen in gewisser Weise, da ich viel lieber mehr über Andi erfahren hätte und mich die Tagebucheinträge immer wieder aus ihrer Geschichte rissen. So konnte ich nur schwer nachvollziehen, warum Andi durch das Tagebuch derartig bewegt ist. Hinzu kommt noch, dass in diesen Abschnitten die Dialoge nicht in Anführungszeichen gesetzt sind, was das Lesen ein wenig erschwert. Interessant fand ich lediglich die Parallelen zwischen Andi und Alexandrine und deren Leben, die geschickt eingestreut wurden. Die Autorin hält sich ziemlich genau an die historischen Fakten, die aber nicht über den Stoff des Geschichtsunterrichtes hinausgehen. Zur Auffrischung des Allgemeinwissens über die Französische Revolution fand ich das Buch aber ganz gut geeignet.


    Das ganze Buch über bewegte mich die Frage, weshalb Andi solche starken Schuldgefühle wegen des Todes ihres Bruders plagen. Der genaue Hergang seines Todes wird anfangs nur angedeutet und erst gegen Ende des Buches erklärt, was meine Neugier lange Zeit anfachte. Gefallen hat mir auch, wie die Autorin das schwierige Verhältnis zwischen Andi und ihrem Vater schildert. Die beiden scheint nichts anderes mehr zu verbinden als die Trauer um Truman, so dass sie sich meist streiten und sich gegenseitig Vorwürfe machen. Die ganze Zeit über hoffte ich, dass die beiden sich schließlich doch wieder aneinander annähern. Ob dies wirklich der Fall ist, werde ich an dieser Stelle nicht verraten…


    Ein interessantes Element des Buches ist auch Andis Abschlussarbeit und ihre damit verbundenen Recherchen über den (fiktiven) französischen Komponisten Amadé Malherbeau, dessen Herkunft und Vergangenheit mehr oder weniger mysteriös bleibt. Schon bald ahnt der Leser, dass Andi über diesen Musiker früher oder später noch einige Geheimnisse erfahren wird…
    Ein wichtiges Leitmotiv des Buches ist Andis Liebe und Hingabe zur Musik. Immer wieder werden Musiktitel und Textpassagen von modernen Bands und großen Komponisten der Vergangenheit eingestreut, was dem Buch eine gewisse Authentizität verleiht. Auch erfundene Songtexte von den Protagonisten werden wiedergegeben, die am Schluss des Buches auf Deutsch übersetzt werden.


    In Paris lernt Andi die Musiker Jules und Virgil kennen. Insbesondere zu Virgil fühlt sie sich sofort hingezogen. Die Autorin beschreibt sehr berührend und eindrücklich die allmählich entstehende Freundschaft zwischen diesen beiden Charakteren und wie sich diese im Lauf der Zeit entwickelt. Durch ihre in Paris geschlossenen Freundschaften, insbesondere die zu Virgil, sowie durch die Lektüre des Tagebuches macht Andi während ihres Aufenthaltes in Paris eine sehr interessante Entwicklung durch.


    Das Buch hat einige nachdenkliche, manchmal auch poetisch anmutende Stellen, die mir gut gefallen haben. Oft lief vor meinem inneren Auge auch das häufig beschworene „Kopfkino“ ab, da die Sprache sehr detailreich und bildhaft ist.


    Ein großer Wermutstropfen ist jedoch die Art und Weise, wie die Autorin versucht, Andis Handlungsstrang mit demjenigen von Alex zu verknüpfen. Diese Passage will meiner Ansicht nach nicht so richtig zu dem Buch passen und wirkt so verrückt und surreal, dass es mich richtiggehend gestört und aus dem Lesefluss gerissen hat. Zudem fand ich die besagte Stelle des Buches auch sehr langatmig, so dass ich sie schließlich nur noch überflogen habe und dabei entnervt mit den Augen rollte. Mit den letzten Seiten gelingt es der Autorin meiner Meinung nach allerdings mehr oder weniger, den Schluss des Buches gerade noch soweit zu retten, dass ich nicht völlig unzufrieden und enttäuscht zurückzubleiben.


    Fazit: „Das Blut der Lilie“ ist ein Buch, das sich im Großen und Ganzen sehr flüssig lesen lässt und insbesondere durch die gelungene und interessante Charakterisierung der Hauptfigur Andi glänzen kann. Allerdings gab es für mich gegen Ende auch eine größere Länge, die den positiven Gesamteindruck des Buches für mich empfindlich störte. Auch mit der Figur der Alexandrine aus dem Tagebuch konnte ich nicht so richtig warm werden. Dennoch hat mir das Buch größtenteils ganz gut gefallen und ich bereue letztendlich nicht, es gelesen zu haben.


    3ratten

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen

  • Ich lese jetzt mal noch nicht eure fertigen Rezensionen, da ich noch nicht durch bin. Leider komme ich nur schleppend voran, irgendwie komme ich nicht so richtig rein und mir fehlt der typische Donnelly-Stil... Hm, vielleicht wird's ja noch ;)

  • Ich bin jetzt etwas weiter mit dem Buch (Herrgott lese ich gerade langsam...) und mir gefällt es jetzt ganz gut. Andi wird mir sympathischer und endlich habe ich Zugang zum Buch gefunden... Bisher finde ich auch die Passagen, in denen es um Alexandrine geht, ganz interessant. Ich bin mal gespannt wie es weitergeht. Wenn ich mich nur öfter aufraffen könnte zu lesen...


    Hat es mittlerweile noch jemand anders gelesen?