LitSchock Monatsrunde April 2011: Fernweh

Es gibt 266 Antworten in diesem Thema, welches 38.998 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ninette.

  • Hallo miteinander,


    ich habe "Das Licht von Shenmòray" gestern ausgelesen - und bis auf die letzten paar Seiten war es wirklich toll.
    Nur mit dem Ende bin ich sehr unzufrieden. Aber ich habe mir vorgenommen, die letzten beiden Kapitel nochmal zu lesen, vielleicht habe ich die große Aufklärung über das "Geheimnis des Lebens" irgendwie nicht mitgekriegt.
    Eine Rezi gibt's dann später auch noch.


    Grüße von Annabas :winken:

  • kaluma: Das klingt ja süß, bin gespannt wie es weitergeht!


    Ich habe gestern angefangen mit:


    Jules Verne - Fünf Wochen im Ballon


    Schon in den ersten Kapiteln, bevor die Reise überhaupt losgegangen ist, liegt das pure Fernweh in der Luft. Die Geschichte spielt zu einer Zeit, als es tatsächlich noch weiße Flecken auf der Landkarte gab, und einen davon möchte der Engländer Samuel Fergusson nun schließen: er will die Quellen des Nils entdecken. Zwar haben bereits Expeditionen mit diesem Ziel stattgefunden, aber trotz verschiedener Ausgangspunkte mussten bisher alle erfolglos abgebrochen werden (meist, weil der jeweilige Entdecker ums Leben gekommen ist).
    Fergusson plant nun etwas Revolutionäres: er will von der Ostküste Afrikas weder auf dem Landweg aufbrechen noch den Fluss befahren, sondern (wer hätte das gedacht, bei dem Titel :elch: ) die Reise mit einem Heißluftballon wagen.


    Ganz England, ja die ganze Welt ist in Aufruhr wegen dieses Vorhabens, und binnen kürzester Zeit steht sein schottischer Freund Dick Kennedy bei ihm auf der Matte, um ihm gehörig die Leviten zu lesen. Da bekommt Kennedy zu hören, dass Fergusson ihn als Begleiter im Sinn hat ...


    Flutscht super bis jetzt! :smile:

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

    Einmal editiert, zuletzt von Bluebell ()

  • liest Heinrich Böll - Irisches Tagebuch


    kaluma: Dein Buch ist mal wieder ein direkter Hinweis für mich, dass ich endlich mal die beiden Bücher von Maartn t'Hardt lesen sollte, welche schon so lange bei mir, vernachlässigt in meinem RUB liegen. Die kommen direkt mal auf den Stapel der in nächster Zeit zu lesenden Bücher.


    @ Bluebell
    Ja, das waren noch wahre Abenteurer, ohne Navi und, wie Du schon sagtest mit weißen Flecken auf der Landkarte. Wie spannend muss es gewesen sein, neue Länder zu entdecken, mit fremden Kulturen in Kontakt zu kommen (wenn man nicht gerade in ihrem Kochtopf landetet oder wie viel öfter sie kolonialisierte)


    Ich habe gestern Abend mit meinem Buch begonnen:


    Heinrich Böll - Irisches Tagebuch und was soll ich sagen? Schön ist's und zwar schon direkt auf der ersten Seite. Böll beschreibt, wie er die Annäherung an Irland schon auf dem Schiff erlebt und wie sehr sich auf dieser gar icht so weit entfernten Insel auf einmal die Lebensweise und die Prioritäten verändern und das nur auf Grund einer Sicherheitsnadel. Genial...


    [...]hier schon nahm Europas soziale Ordnung andere Formen an: Armut war nicht nur "keine Schande" mehr, sondern weder Ehre noch Schande: Sie war - als Moment gesellschaftlichen Selbstbewußtseins - so belanglos wie Reichtum; die Bügelfalten hatten ihre schneidende Schärfe verloren und die Sicherheitsnadel, die alte keltisch-germanische Fibel, trat wieder in ihr Recht; wo der Knopf wie ein Punkt gewirkt hatte, vom Scnheider gesetzt, war sie wie ein Komma eingehängt worden; als Zeichen der Improvisation förderte sie den Faltenwurf, wo der Knopf diesen verhindert hatte. [...]


    Es war schon sehr mutig von Böll mit ganz rudimentären Englischkentnissen auf eigene Faust nach Irland zu reisen.


    Dannach beschreibt Böll noch im selben Kapitel, durch welceh herausragenden Fähigkeiten und Weltranglisten sich die Iren vom REst der Welt abheben, wie immer mit einem zwinkernden Auge. Da wären: Teeverbrauch pro Kopf, Kinobesuche, Priesternachwuchs und zu guter Letzt ein positiver Rekord, was die niedrigsten Suizidraten anbelangt.
    Im zweiten Kapitel macht sich Böö erst einmal mit Dublin bekannt und besucht die alten Bekannten und deren Wirk- und Todeorte, wie Joyce, Swift, Yeats und McCarthy.
    Ich mag Böll's Art zu schreiben und ich bin gespannt, was sich noch so auf seiner Reise ereignen wird.



    Liebe Grüße Tina

  • liest: Tim Winton – Der singende Baum


    Die Geschichte ist angesiedelt an der australischen Westküste und eigentlich klingt die Gegend recht idyllisch:


    Sie zog die Schiebetür auf und trat hinaus auf die Terrasse, wo die Luft kühl war und intensiv nach dampfendem Seegras roch, nach Salzwasser und kalkigem Sand, nach Fischköder und nach dem würzigen Aroma des Rundblättrigen Salzbusches. Die Terrassenmöbel waren taufeucht. Die Brise war nicht stark genug, um den gebogten Saum des Perrier-Sonnenschirms zu bewegen, aber Tau um diese Jahreszeit war ein Vorbote des Winds. White Point lag mitten in den Roaring Forties, den »Brüllenden Vierzigern«, dem Starkwindgebiet um den vierzigsten Breitengrad. Hier an der mittelwestlichen Küste war der Wind vielleicht nicht dein Freund, aber mit Sicherheit dein ständiger Nachbar.


    Der Ort hat durchaus Vorzüge, war in seiner Geschichte aber nicht immer besonders ansehlich:


    White Point, der einzige sichere Ankerplatz im Umkreis von vielen Meilen, war damals nur eine Ansammlung von Blechhütten im Windschatten der Vordüne. Eine sandige Landspitze, eine Reihe umsäumender Riffe und eine Insel eine Meile vor der Küste erzeugten eine breite Lagune, in der sich die ursprüngliche Anlegestelle befand. Die Siedlung lag eingeklemmt zwischen dem Meer und den majestätischen weißen Sandhügeln des Binnenlands. Es war eine Barackensiedlung, begrenzt von einer Mauer aus leeren Bierflaschen und vom Winde verwehten Hummerschalen.


    Hummer ist dann auch schon das Stichwort. Georgie Jutland, die wohl aus guter Familie stammt, sich aber mit ihrer Mutter überworfen zu haben scheint, ist eigentlich Krankenschwester und hat ein paar Jahre in Saudi-Arabien gearbeitet. Das Heimweh hat sie zurück nach Australien getrieben und dort ist sie nun seit ein paar Jahren mit Jim Buckland verheiratet, dem wichtigsten Fischer in White Point. Der Hummerfang hat White Point einen immensen wirtschaftlichen Aufschwung beschert und die Fischer selbst wissen kaum, wohin mit dem ganzen Geld, das ihnen da nachläuft. Jim hat von seiner verstorbenen Frau zwei Söhne, Brad und Josh, 11 und 9 Jahre alt, und vor allem Josh tut sich mit seiner Stiefmutter sehr schwer, obwohl für mich (noch?) nicht ersichtlich ist, warum das so ist, denn an seine Mutter kann er eigentlich keine rechte Erinnerung mehr haben.


    Georgie hat einige Nächte lang einen sog. Shamateur beobachtet, einen Mann, der im Schutze der Dunkelheit zum Fischen herausfährt, vermutlich ohne Lizenz, denn sonst täte er es offen. Als loyale Fischersgattin hätte sie ihn anzeigen müssen oder zumindest ihren Mann darüber informieren, aber aus irgendeinem Grund hat sie es nicht getan. Der nächtliche Fischer ist Luther Fox, über den noch nicht so viel bekannt ist. Er war wohl verheiratet und hatte Kinder, ob die Familie durch einen Unfall o.ä. ums Leben gekommen ist oder seine Frau ihn einfach mit den Kindern verlassen hat, weiß ich nicht, es klingt aber ein bißchen mehr nach ersterem.


    Georgie und Luther haben beide erhebliche Leerstellen in ihrem Leben. Sie sind sich jetzt, obwohl White Point nicht groß ist, muß man sagen: zufällig, begegnet und haben sich gleich in eine kurze Hotelzimmeraffäre gestürzt, vor allem von Georgie angetrieben, die sich noch nicht recht entscheiden kann, ob sie Jim verlassen soll oder nicht. Ich vermute, die Gewissenskonflikte werden noch größer werden, wenn sie zukünftig zwischen Jim und Luther hin- und hergerissen wird. Wirklich „passiert“ ist auf den rund 80 Seiten nicht allzu viel, aber mir gefällt die Stimmung, die Winton erzeugt, recht gut.

  • las: Antonio Skármeta: Die Hochzeit des Dichters ∞ liest: Antonio Skármeta: Das Mädchen mit der Posaune


    Gestern Abend habe ich mein erstes Monatsrundenbuch beendet und heute morgen sofort mit dem nächsten begonnen. Die Handlung setzt dreißig Jahre später wieder ein, und zwar dort, wo einige unserer Helden aus dem ersten Teil gelandet sind: in Antofagasta, Chile. Unter anderem treffen wir Stefano Coppeta wieder, auf dessen Geschichte ich nicht näher eingehen werde, um nicht zu viel vom ersten Band zu verraten. Diesmal steht dessen Enkelin im Mittelpunkt des Geschehens, und während Chile in mir das Fernweh weckt, zieht es das Mädchen nach New York.


    Ich kann kaum glauben, dass Skármeta beide Bücher kurz nacheinander geschrieben haben soll, denn während ich in Die Hochzeit des Dichters vergeblich darauf gewartet habe, dass mich Skármetas zauberhafte Erzählweise gefangen nimmt, schaffte er dies in Das Mädchen mit der Posaune nach wenigen Seiten. Der Bezug auf die Vorgeschichte ist anfangs sehr ausgeprägt und hilft beim Aufbau der Atmosphäre, und nur aus diesem Grund empfehle ich die Lektüre der Hochzeit. Eine Rezi werde ich in den nächsten Tagen nachliefern ...


    Viele Grüße
    Breña


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    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • liest: Heinrich Böll - Irisches Tagebuch


    Im vierten Kapitel beschreibt Böll eine Bahnfahrt auf Kredit, da noch keine Wechselstube geöffnet war und der Schaffner, ein netter empathischer Ire, den Reisenden einen Bahnkredit gewährte. So sind nun ml die Iren. Dann machte der Reisende noch die traumatische Beinahe-Bekanntschaft mit einem roten Auto und Hakenkreuzemblem und der Schreck fuhr ihm in alle Glieder, aber es handelte sich um das Auto einer Reinigungsfirma und unter dem Hakenkreuzemblem stand das Gründungsjahr der Reinigung: 1912. Naja, die Nazis hatten ja schließlich dieses Symbol nicht erfunden.
    Endlich, die erste Beschreibung des ländlichen Irlands:


    Der Stechginster blühte, die Fuchsienhecken hatten schon Knospen; wilde grüne Hügel, Torfhaufen; ja, grün ist Irland, sehr grün, aber sein grün ist nicht nur das grün der Wiesen, auch das Grün des Mooses, gewiß hier, hinter Roscommon, auf Mayo zu, und Moos ist die Pflanze der Resignation, der Verlassenheit. Verlassen ist das Land, es entvölkert sich langsam aber stetig, und uns – keiner von uns hatte diesen Streifen Irland je gesehen, je das Haus besichtig, das wir irgendwo im Westen gemietet hatten -, uns wurde ein wenig bang.


    Außerdem wird beschrieben, dass die Iren die merkwürdige Angewohnheit hatten, immer wenn der Ortsname Mayo fiel, einen Nachsatz hinzuzufügen „God help us“


    Und noch eine Beschreibung der irischen Bevölkerung nebst Landschaft.


    Noch wußte ich nicht, was ich vier Stunde später wußte; dass man auch Trinkgelder auf Kredit geben kann und als wir erst am Ziel waren, am Rande von Mayo, fast am Achill Head, von wo es bis New York nur noch Wasser gibt – da trat der Kredit erst in reine Blüte, schneeweiß war das Haus gestrichen, marineblau die Fensterrahmen, im Kamin brannte das Feuer. ES gab als Begrüßungsmal frischen Lachs. Hellgrün war die See, vorne, wo sie auf den Strand rollte, dunkelblau zur Mitte der Bai hin und ein schmaler, sehr weißer Saum war zu sehen dort, wo sie sich am Clare Island brach. Am Abend noch bekamen wir, was soviel wert war wie bares Geld, das Anschreibebuch des Shopbesitzers. Es war dick, fast achtzig Seiten stark, sehr solide in rotes Leder gebunden, es schien auf Dauer angelegt. Wir waren am Ziel, in Mayo – God help us?


    Dieses Buch ist sehr bildhaft und sehr humorvoll geschrieben und es macht definitv Lust darauf, direkt nach Irland zu reisen.

  • liest Der Atlantik und ich von Maud Fontenoy


    Ich muss mich wirklich bezwingen, dieses Buch nicht in einem Rutsch durchzulesen, was bei lediglich 135 Seiten gar nicht so einfach ist. Maud hat zwar nun besseres Wetter und wärmere Temperaturen, aber die Einsamkeit macht ihr sehr zu schaffen, obwohl sie sich selbst immer als Einzelgängerin gesehen hat. Es ist allerdings auch nicht einfach, trüben Stimmungen aus dem Weg zu gehen, wenn man auf einem 6-m-Ruderboot unterwegs ist, auf dem man bestenfalls einen Schritt in jede Richtung machen kann. Wenn die Tätigkeiten auf rudern, essen und schlafen eingeschränkt sind, machen sich die Gedanken früher oder später selbständig.


    Das Erreichen der Halbdistanz versetzt sie kurzfristig in Hochstimmung, aus der sie wieder Kraft schöpft, aber die Eintönigkeit hat sie bald wieder im Griff. Inzwischen nervt sie auch das einseitige Essen. Ein neuer Sturm kommt auf, der mit 10-m-Wellen auf das Boot einschlägt. Maud beschreibt den unerträglichen Lärm, der dabei entsteht. Wer mal ein Gewitter mit Sturzregen im Wohnmobil oder Wohnwagen miterlebt hat, kann sich das wahrscheinlich gut vorstellen. Dazu kommt, dass das Boot in einer Sturmnacht 17 (!) Mal kentert. Maud erleidet dabei in ihrer engen Kajüte einige Prellungen, möglicherweise sogar Rippenbrüche, und hat Todesangst, aber das Boot ist so konstruiert, dass es sich immer wieder aufrichtet. Unweigerlich stellt sie sich die Frage, warum sie diese Fahrt unbedingt machen musste, aber mit jedem Sturm spürt sie, wie sie an den Umständen wächst.



    Wirklich „passiert“ ist auf den rund 80 Seiten nicht allzu viel, aber mir gefällt die Stimmung, die Winton erzeugt, recht gut.


    Ich bin schon gespannt, was dein Buch noch hergibt, Aldawen. Liebesgeschichten sind nicht unbedingt meine erste Wahl, aber die beiden Auszüge aus dem Buch lesen sich richtig gut.



    @ Bluebell
    Die Fünf Wochen subben bei mir noch, aber möglicherweise bringen deine Berichte das Buch um einige Positionen nach oben. Dass es flutscht, lese ich besonders gern :smile:

  • liest: Maarten ´t Hart "Der Schneeflockenbaum"


    Das Buch liest sich sehr schön flüssig weg und hat eine wunderbare Atmosphäre, ich kann gar nicht aufhören.


    In einem weiteren Gespräch des Erzählers mit seiner Mutter über die Vergangenheit kommen die unterschiedlichen Sichtweisen der beiden auf etliche Dinge zutage. Zu seiner Mutter (was eine ziemlich weite Strecke zu sein scheint) fährt der Erzähler übrigens mit dem Fahrrad. Auch zur Schule in seiner Kindheit ist er weit mit dem Fahrrad gefahren - das ist eine typisch niederländische Eigenheit. Auch typisch finde ich die Gespräche über Religion und daß immer wieder sowohl die Nazizeit, als auch die große Sturmflut von 1953 in den Gesprächen eine Rolle spielen (als Bezugspunkt).


    Jouri ist derweil auch auf der weiterführenden Schule sein Freund. Lustig zu lesen, wie er dem Erzähler jedes Mädchen ausspannt, mit dem dieser anbandelt. Und es ist absolut glaubhaft dargestellt, daß Jouri das überhaupt nicht beabsichtigt. Dennoch wiederholt es sich auffallend oft, daß die Freundin des Erzählers, sobald sie Jouri kennenlernt, mit dem Erzähler Schluß macht. Dieser allerdings bestreitet vehement, mit dem entsprechenden Mädchen zu gehen. :breitgrins: Freunde bleiben die beiden trotzdem.


    Schließlich taucht Frederica beim Erzähler auf, ein wunderschönes Mädchen, das ein Auge auf Jouri geworfen hat. Nur leider ignoriert er sie. Der Erzähler und Frederica vereinbaren, daß sie so tun, als gingen sie zusammen, um Jouri aufmerksam zu machen. Der Erzähler bringt Frederica also mehrmals nach Hause, aber nur, um mit ihrem Bruder zusammen klassische Musik zu hören. So ganz nebenbei allerdings bekommt der Erzähler seinen ersten Kuß, von Frederica, unter dem Schneeflockenbaum im Garten ihrer Eltern. Was ein Schneeflockenbaum eigentlich ist, mußte ich erst einmal nachschlagen.


    Dann beginnen beide Jungen zu studieren, Jouri Mathematik und Physik, und der Erzähler Biologie. Neben kuriosen Alltagsgeschichten gibt es zwei weitere Themen, die den Roman durchziehen: die klassische Musik und ihre Rolle im Leben des Erzählers, und die Biologie. Es liest sich schön, wenn jeder Vogel, der zwitschert, genau mit Namen genannt wird und auch von Pflanzen, Wasserbewohnern, Insekten, Libellen etc. ist oft die Rede.


    Mir gefällt auch die einfache, aber treffende Weise, auf die ´t Hart Menschen schildert, beispielsweise die Mitstudenten des Erzählers und die Ereignisse während des Studiums. Natürlich gibt es auch unter den Studenten nette Mädchen, und der Erzähler wird tatsächlich langsam mißtrauisch und ist froh, daß Jouri nicht mehr täglich in seiner Nähe ist, als er sich mit einer Kommilitonin anfreundet. Mal sehen ob das gut geht.



    Tina


    kaluma: Dein Buch ist mal wieder ein direkter Hinweis für mich, dass ich endlich mal die beiden Bücher von Maartn t'Hardt lesen sollte, welche schon so lange bei mir, vernachlässigt in meinem RUB liegen. Die kommen direkt mal auf den Stapel der in nächster Zeit zu lesenden Bücher.


    Ja mach das, das lohnt sich bestimmt. Welche sind es denn? Ich jedenfalls war bisher noch von keinem Buch dieses Autors enttäuscht.


    Grüße, kaluma

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • liest: Jule Verne - Fünf Wochen im Ballon


    Liebe Leute, ihr macht mich ja ganz zappelig - so viele schöne Bücher!! Meine Vormerkliste wächst und wächst, mal sehen, wieviel davon auf die Kaufliste wandert!


    Aber ich habe mit Fünf Wochen im Ballon auch einen guten Griff getan.
    Jules Verne hat dem Leser inzwischen einen Überblick über die bisherigen Expeditionen zu den Nilquellen gegeben. Ich hatte den aufgeschlagenen Atlas neben mir liegen und bin mit dem Finger atemlos die Routen nachgefahren, die da beschrieben wurden ... Kinder, das glaubt ihr nicht! Wie man so etwas ohne moderne Verkehrsmittel, ohne moderne Medizin, ohne moderne Technik und vor allem ohne vollständiges Kartenmaterial (!!) bewältigen konnte, übersteigt meine Vorstellungskraft. Da muss man gar kein Magic-Life-Cluburlauber sein, um gegen solche Pioniere wie eine verweichlichte Prinzessin auf der Erbse dazustehen. :ohnmacht:


    Ein wenig unschlüssig bin ich, was das Rassenverständnis von Jules Verne betrifft. Einerseits gibt es da diese schöne Stelle, wo Kennedy ein bisschen gegen die Vorstöße der Industrieländer argumentiert:


    Wäre es nach allem ein Vorteil für die Stämme des Schwarzen Erdteils, wenn sie die Segnungen der Zivilisation kennenlernten? Stand überhaupt fest, ob sie nicht viel mehr Kultur besaßen als ganz Europa? - Das sei doch sehr fraglich.


    An anderen Stellen schimmert für mich wiederum ein ziemliches Überlegenheitsgefühl gegenüber den "Negern" durch (auch wenn das damals noch kein Schimpfwort war). Mal schauen, was da noch so kommt ...


    Von der Atmosphäre her besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen diesem Buch und Joseph Conrads Herz der Finsternis, das ja ebenfalls zur Kolonialzeit im tiefsten Kongo spielt. Während bei Conrad die ganze Zeit über eine alptraumhafte Bedrohung, eine fast voodoomäßige Gefahr in der Luft liegt und der Tod über allem schwebt, ist es bei Verne vielmehr eine abenteuerlustige Spannung, ein optimistischer Wissensdurst (und sportlicher Ehrgeiz, der Erste zu sein :zwinker: ). Dazu tragen auch die technischen Beschreibungen der Ballonkonstruktion bei, die sich Fergusson ausgedacht hat. Ich gebe zu, um wirklich alle Details zu verstehen, hätte ich wahrscheinlich mit Bleistift und Papier direkt mitzeichnen müssen, aber auch so hat mir die wissenschaftliche Verspieltheit daran gefallen.


    Drei Männer haben nun also die Reise angetreten - Dr. Samuel Fergusson, sein Freund Dick Kennedy und sein treuer Diener Joe. Über die Sache mit dem Diener muss man angesichts der Herkunft der Figuren (viktorianisches England) wohl hinwegsehen, aber ein bisschen sauer stoßen mir solche Sachen trotzdem auf [size=6pt](Sollen die feinen Pinkel doch zu Hause bleiben, wenn sie ohne Lakai nicht überlebensfähig sind)[/size]. :rollen: Per Schiff ging es zuerst auf die Insel Zanzibar, und von dort fliegt der Ballon nun ostwärts mitten ins Herz Afrikas ...

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  • Ich brauchte etwas Abwechslung zu Skármeta und habe spontan einen Ausflug in die Wüste unternommen:


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    Raoul Schrott - Khamsin


    Falls Du die Sahara als Fernweh-Ziel gelten lässt, Ninette, gibt es hier bereits die Rezi zum Buch. ;)


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Geht in Ordnung. Welches Land is das denn ? (Ich bin leider nicht ganz auf der Höhe heute, nach meiner Zahn OP)

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Wahrscheinlich mehrere Länder, da sich die Sahara so wenig um politische Grenzen kümmert :zwinker:


  • Wahrscheinlich mehrere Länder, da sich die Sahara so wenig um politische Grenzen kümmert :zwinker:


    Jap. :breitgrins:
    Es werden zwar Länder und Städte erwähnt, aber geht es tatsächlich "nur" um die Sahara, ein Meer aus Sand eben.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • liest: Jule Verne - Fünf Wochen im Ballon


    Ninette: Oje, ich kann's dir nachfühlen ... gönn dir viel Ruhe und erhol dich gut!


    Ich muss unbedingt was zu meinem Buch loswerden:



    An anderen Stellen schimmert für mich wiederum ein ziemliches Überlegenheitsgefühl gegenüber den "Negern" durch (auch wenn das damals noch kein Schimpfwort war). Mal schauen, was da noch so kommt ...


    Nix Gutes! :sauer:
    Wenn ich weiß, in welcher Epoche und in welchem Umfeld ein Buch entstanden ist, kann ich zwar über so manches hinwegsehen oder es mit anderen Augen betrachten, aber Kapitel 15 war ein wirklicher Krampf zu lesen.
    Der Heißluftballon macht einen Zwischenstopp in Kazeh, einem bunten, lebhaften Handelsplatz, wo sich neben den Einheimischen auch arabische Kaufleute dauerhaft niedergelassen haben. Die Einheimischen halten den Ballon für die Mondgöttin, die mit ihren drei Söhnen vom Himmel gestiegen ist.
    Ich lasse euch mal in den Genuss von ein paar Zitaten kommmen:


    Sie [die Araber] handelten mit Gummi, Elfenbein, indischen Baumwollstoffen und Sklaven.


    Wie kann man im gleichen Atemzug Sklaven nennen? Auch wenn Sklaverei damals noch relativ "normal" war, von einem gebildeten und weltgewandten Menschen wie Jules Verne würde ich mir zumindest erwarten, dass er sie nicht ganz so unkritisch als gegeben hinnimmt!
    Solche Stellen gibt es mehrere, zum Beispiel auch:


    Hier treffen die Karawanen aus allen Richtungen ein, aus dem Süden mit Sklaven und Elfenbein, aus dem Westen mit Baumwolle und Glaswaren für die Stämme an den Großen Seen.


    Dabei geht es zwar in erster Linie um Sklaven, die die Stämme selbst nach ihren Zusammenstößen machen, und weniger um die (für uns) klassische Variante von "Weiß versklavt Schwarz", aber trotzdem. Umso perverser wirkt es, weil diese Sätze mitten in die tollsten Reisebeschreibungen eingebettet sind.
    An einer Stelle in einem früheren Kapitel klang zwar schon durch, dass man sich mit Sklavenhandel nicht gerade mit Ruhm bekleckert, aber das ist mir zu wenig:


    In einem Bericht von G. Lejean heißt es, er habe miterlebt, wie ein Sklavenmarkt ungeniert unter französischer Flagge abgehalten wurde.


    Als die drei Ballonfahrer und die Ortsansässigen dann aufeinandertreffen, kommt es auch zu ein paar unschönen Aussagen:


    "Willst du dich überhaupt mit diesen Afrikanern einlassen?" fragte Kennedy.
    "Warum nicht? In Kazeh gibt es bestimmt arabische Kaufleute mit einer gewissen Bildung und Kultur."


    Na, so ein Glück. :rollen:


    "Dieses Volk glaubt doch in seiner Einfalt, der Mond, seine große Gottheit, sei auf die Erde gekommen, um sie zu besuchen."


    Muss das Wort "Einfalt" hier wirklich sein?


    Die Männer, Wanyamwezis, eine der schönsten Rassen Zentralafrikas, waren groß, kräftig, gut gewachsen und gesund.


    Reden wir hier von Pferden oder Menschen?


    Und so weiter, und so fort ... was meint ihr, bin ich zu empfindlich? Ich denke mir zwar des öfteren, dass die Sache mit der Political correctness in dem Medien teilweise seltsame Blüten treibt, aber hier habe ich während des letzten Kapitels schon sehr oft innerlich "gehmpft".

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b


  • Und so weiter, und so fort ... was meint ihr, bin ich zu empfindlich?


    Ja, würde ich sagen. Das heißt nicht, daß ich solche Formulierungen grundsätzlich goutiere, und daß ich Afrikaner nicht so betrachte, wie Jules Verne es hier tut, dürfte sich mindestens in diesem Forum herumgesprochen haben :zwinker: Und ich finde es gut, daß es Dir aufstößt. Tatsache ist aber: Der Roman ist von 1875, die große Kongo-Konferenz in Berlin, auf der die europäischen Mächte Afrika unter sich aufteilten, findet erst zehn Jahre später statt. Daraus ergeben sich einige Rahmenaspekte, die hier zum Tragen kommen.


    So war das Wissen über den Kontinent und seine Bewohner spärlich, da es abgesehen von ein bißchen Stützpunktkolonialismus noch keine systematische Erforschung und Besiedlung gegeben hatte. In europäischem Verständnis war man tatsächlich einziger Träger von Zivilisation, ein bißchen hat man vielleicht noch bekanntermaßen alten Schriftkulturen in Asien und eben, wie hier auch anklingt, der arabischen Welt zugestanden, aber alles darüber hinaus war Wildnis, Barbarei und von ebensolchen Menschen bewohnt, die man mit der Zivilisation beglücken „mußte“. Auch der große Reisende Burton hat diese Unterschiede gemacht. Von Kipling stammt die berühmte Formulierung der Bürde des weißen Mannes, wobei nicht ganz geklärt ist, ob er selbst das nicht vielleicht ironisch gemeint hat. Als Beschreibung eines in weiten Kreisen, und nicht nur absoluter Kolonialenthusiasten, verbreiteten Verständnisses des kulturellen „Abstands“ ist sie aber sehr treffend (und wenn ich manche Artikel o.ä. aus dem erweiterten Umfeld der Entwicklungshilfe heute lese, frage ich mich, ob dies inzwischen wirklich überall überwunden ist ...). Ich weiß nicht, ob Verne mit seinen Formulierungen tatsächlich seine eigenen Ansichten eingebracht hat oder glaubte, es so schreiben zu müssen, um den Erfolg nicht zugefährden, dafür kenne ich seine Biographie zu wenig. Aber selbst wenn ersteres der Fall wäre, so könnte man ihm hier bestenfalls vorwerfen, Mainstream zu sein.


    Was die Sklaven angeht: Wir haben meist ein eingegrenztes Verständnis dieses Begriffs, geprägt durch die amerikanischen Südstaaten. Sklaverei hat zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten sehr unterschiedliche Dinge bedeutet. In Ostafrika muß man selbst für diese Zeit mindestens zwei grobe Varianten unterscheiden. Da ist zum einen die Sklaverei auf den Gewürzplantagen (vor allem auf den Inseln wie Sansibar), die sich in arabischen Händen befanden und die der Plantagensklaverei in Amerika recht ähnlich gewesen sein dürfte. Hier hat man auch gerne zwei Dinge verknüpft, nämlich die Sklaven das Elfenbein aus dem Inneren an die Küste transportieren lassen (Zugtiere und Wagen kamen wegen der Schlafkrankheit nicht in Frage), und am Zielort wurde dann nicht nur die Ware, sondern auch gleich das Transportmittel verkauft – ein gutes Geschäft, im übrigen vornehmlich für arabische Händler. Zum anderen war da die, ich nenne sie mal so, innerafrikanische Sklaverei. Das größte Problem in Afrika war nie Herrschaft über Land, sondern Herrschaft über Menschen. Sklaven wurden unter diesen Bedingungen sehr häufig in die jeweiligen Gruppen integriert, konnten problemlos heiraten und erwarben oftmals einen Status, der sich von einem freien Stammesmitglied nicht so drastisch unterschied. Es war auch nicht unbedingt ein Status, der über Generationen vererbt wurde.


    Zu dem Zitat über die Wanyamwezi kann ich Dir sagen, daß solche Äußerungen in Material aus der deutschen Kolonialzeit, als das heutige Festlandstansania als Deutsch-Ostafrika geführt wurde, gang und gäbe sind. Zudem galten die Wanyamwezi als besonders fleißige, ruhige und „brave“ Leute, aus denen sich die meisten Träger für die Karawanen sowie späterhin Arbeiter z. B. für den Eisenbahnbau rekrutierten. Es wirkt heutzutage sicher befremdlich und man würde es, auch ohne übertriebene political correctness, so nicht mehr formulieren, aber es ist eine sehr typische Wendung jener Zeit und auch noch der vier, fünf folgenden Dekaden.

  • liest: Hirsch/Assmann - Island abgehakt


    So langsam geht mir die betont ironische/sarkastische Art der Autoren auf die Nerven. Es ist ja lustig von ihren selbstverschuldeten Missgeschicken zu lesen. Aber ich würde gerne eine neutrale Naturbeschreibung haben und nicht das irgendein Wasserfall lakonisch als wasserfall Nr. 5 bezeichnet wird. :grmpf:
    Daher bin ich auch erst auf S.75 von 125, weil ich mich fast zwingen muss weiterzulesen.

  • So nun habe ich mich auch mal wieder hier durch gewühlt.
    Jetzt aktualisiere ich mal die Liste am Anfang. bluebell soll ich deine zweite Reserve auch eintragen?

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Nun müsste alles wieder stimmen und ich werde auch endlich mein Monatsbuch anfangen. :klatschen:

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:


  • liest: Jule Verne - Fünf Wochen im Ballon


    Und so weiter, und so fort ... was meint ihr, bin ich zu empfindlich? Ich denke mir zwar des öfteren, dass die Sache mit der Political correctness in dem Medien teilweise seltsame Blüten treibt, aber hier habe ich während des letzten Kapitels schon sehr oft innerlich "gehmpft".


    Hallo Bluebell


    Ich kenne zwar das Buch nicht und kann daher nur deine Zitate daraus anschauen. Und ich frage mich gerade ein bisschen: Kann es sein, selbst unter Berücksichtigung der von Aldawen erklärten Umstände, dass Verne diese Begriffe absichtlich so verwendet, um zu verdeutlichen, was die Haltung dieser angeblich "gebildeteren" Menschen (also z.B. der Händler) ist?


    Denn das muss nicht zwangsläufig die Ansicht des Autors sein, das kann auch einfach so geschrieben sein, weil es (der Autorenmeinung nach) in die Grundstimmung des Buches passt oder weil die tragenden Figuren des Buches in dieser Art und Weise denken und entsprechende Weltanschauung haben.


    Nur so als Gedanke dazu. :zwinker:


    Hm, zwei kurze Fragen zum topic: Reicht es, wenn das Buch in einem mir fremden Land spielt und die Figuren darin sich an verschiedene Orte begeben und könnte ich auch ein voher begonnenes Buch weiterlesen?

  • Hallo Stormcrow
    Es geht nicht unbedingt um fremde Länder. Wenn Nachbars Garten bei dir Fernweh hervor ruft und du denkts,....ich habe Sehnsucht nach diesem Garten und du mir das gut erklären kannst, dann kann ich ein Buch genehmigen.


    Wegen angefangenen Büchern weiß ich grade nicht.
    An alle: Wie haben wir das bisher gemacht?

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen: