LitSchock Monatsrunde April 2011: Fernweh

Es gibt 266 Antworten in diesem Thema, welches 39.070 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ninette.

  • @Aldawen: Hey, das ist ja toll, dass mir die Literaturschock-Afrikaexpertin gleich so ausführlich antwortet! :klatschen:
    Danke für deinen Beitrag, da steckte viel Lehrreiches für mich drin.


    Anfangs habe ich diese zwiespältigen Stellen ja ohnehin in Zusammenhang mit dem Zeitgeist gesehen und mich nicht (allzusehr :breitgrins: ) darüber aufgeregt. Aber in besagtem Kapitel 15 war die Dichte dann einfach so hoch, dass es mir zu bunt wurde. Ich war dann schon so sensibilisiert auf rassistische Entgleisungen, dass mich auch manche Sätze geärgert haben, die ich vorher eben noch relativ gelassen gesehen habe.



    Kann es sein, selbst unter Berücksichtigung der von Aldawen erklärten Umstände, dass Verne diese Begriffe absichtlich so verwendet, um zu verdeutlichen, was die Haltung dieser angeblich "gebildeteren" Menschen (also z.B. der Händler) ist?


    Denn das muss nicht zwangsläufig die Ansicht des Autors sein, das kann auch einfach so geschrieben sein, weil es (der Autorenmeinung nach) in die Grundstimmung des Buches passt oder weil die tragenden Figuren des Buches in dieser Art und Weise denken und entsprechende Weltanschauung haben.


    Die Überlegung hatte ich auch, aber so ganz überzeugt bin ich nicht davon. Mir scheint es eher so zu sein, wie Aldawen geschrieben hat - diese Geisteshaltung war damals eben Mainstream, also falls Jules Verne sie insgeheim in Frage gestellt hat, so hat er das zumindest nicht in diesem Buch gewagt.



    bluebell soll ich deine zweite Reserve auch eintragen?


    Hmm, mal überlegen ... nein, vorläufig nicht, ich bin mit den 3 genannten erstmal genug fernwehgeplagt. :clown:
    Vielleicht melde ich mich gegen Ende des Monats noch mit "Traumpfade".

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Bluebell: Gern geschehen. Ich gehe ja immer gerne auf so etwas ein, dann war es wenigstens zu etwas nütze, daß ich mich so ausgiebig damit beschäftigt habe :breitgrins:


    Zu meinem Buch (Tim Winton: Der singende Baum):


    Ich glaube, ich kann Doris beruhigen. Wenn das noch eine Liebesgeschichte wird, dann eine unglückliche, aber im Grunde kann ich mir nicht vorstellen, daß Georgie und Luther wirklich Liebe für einander empfinden (werden). Beide haben Probleme mit ihrem Leben, und zumindest Luthers Vergangenheit wurde ein wenig enthüllt. Er hat ein Jahr zuvor einen Verlust erlitten, für den er sich auch mindestens mitverantwortlich macht, und der betrifft die bereits erwähnte Frau und die Kinder. Bei Georgie kann ich noch nicht abschätzen, ob sie irgendwelche Schicksalschläge hinter sich hat, oder ob sie sich einfach aus Protest gegen ihre Familie in ein Leben manövriert hat, mit dem sie jetzt selbst nicht mehr klarkommt. Jedenfalls scheinen mir beide eher eine Stütze zu brauchen, einen Menschen, an dem sie sich aufrichten können. Wie das mit zwei Leuten, die am Boden liegen, funktionieren soll, ist mir ein Rätsel, und ich wäre sehr enttäuscht, wenn Winton eine solche Windung und damit womöglich ein Friede-Freude-Eierkuchen-Ende hinbekäme.


    Jedenfalls: Georgie ist ein bißchen unvorsichtig gewesen und ihr Mann Jim hat Verdacht geschöpft. Selbstjustiz ist in White Point allseits akzeptiert, und so schreitet Jim zur Tat: Als Luther für einen Bootsausflug mal wieder seinen Wagen an der Bucht parkt und seinen Hund dort anbindet, findet er letzteren bei seiner Rückkehr erschossen vor und auch der Wagen ist durch gezielte Schüsse in den Motorraum lahmgelegt. Luther fährt mit seinem Boot wieder hinaus, aber irgendwann geht der Sprit aus. Er zieht seinen Taucheranzug an und will die fünf Meilen zur Küste schwimmen. Er kommt zwar wieder an Land und sogar nach Hause, ist aber in schlechter Verfassung. Gut, daß Georgie ihn sowieso erwartet hat und wie gesagt zudem noch Krankenschwester ist. Luther wird die Gegend jetzt wohl verlassen müssen, dort ist er jedenfalls nicht mehr sicher.


    Zur Abwechslung noch eine Impression:


    Das Meer ist so flach und so tiefblau, daß die Wolken darin einzutauchen scheinen. Während er so auf dem Rückweg zur Lagune durch ihre Spiegelbilder pflügt, fühlt er sich eher wie im Himmel als im Wasser.
    Nichts regt sich am Ufer von White Point. Es gibt nur diese alles beherrschende malerische Stille. Verlassener Strand. Bewegungslose Norfolktannen. Und Boote, die träge an ihrer Vertäuung dümpeln.

  • Ich lese Kai Meyers Göttin der Wüste


    Nabend *Sand aus den Schuhen auskipp* Man, so ein Wüstensturm im Prolog hat schon was angenehmes an sich *schmunzel*


    Ich bin heute endlich aufgebrochen nach Afrika, es ist das Jahr 1903 und meine Reise begann in Bremen auf einem Schiff. Ich begleite die junge Lehrerin Cendrine Muck zu ihren Arbeitsplatz: Windhuk in Deutsch-Südwestafrika. Die Ankunft war seltsam - mysteriös und schaurich - aber erst einmal in Swakopmund, denn Windhuk liegt ci. 260 Kilometer von der Küste entfernt. Afrika zeigte sich beim ersten Mal in dichtem Nebel gehüllt, ein Umstand, der Cendrine sehr irritiert, denn die Verbindung Wüste, Meer und Nebel gibt ihr das Gefühl, in einer Geisterstadt gelandet zu sein. Auf schockierende Art und Weise lernt sie das erste Mitglied der Familie Kaskaden kennen, er erschießt den Schoßhasen eines kleines Mädchens, weil es schon zu oft eine Hasenplage in der Gegend gab. Cendrine zeigt, dass sie sich nicht alles gefallen lässt, mit Hand und Spucke zeigt sie dem jungen Kaskaden, was sie von seiner Einstellung hält.
    Aber mir als Begleiter fällt schon jetzt ein gewisser Sarkasmus auf, der scheinbar gern gegenüber Frauen verwendet wird. Auch wird Cendrine schnell als eine von denen betrachtet, sehr abfällig natürlich, weil sie die Meinung vertritt, dass keiner das Recht hat einem Eingeborenem das Land und das Leben zu nehmen, nur weil er sich nicht missionieren lassen möchte oder jemandem nicht in den Kram passt. Für die Zeit ist sie sehr fortgeschritten in dem Denken, aber ich befürchte, es wird ihr nicht zu Gute kommen.
    Der nächste Schock wartet auch schon auf uns, die Zugfahrt nach Windhuk dauert 28 Stunden, es wird aber auch gleich erklärt warum: Die Strecke beinhaltet nicht 260 Kilometer (Luftlinie) sondern genau 382 Kilometer, wir werden also bald die Orte Karibib und Okahandja (hoffentlich) sehen und bei einer maximalen Geschwindigkeit von 14 km/h haben wir auch genug Zeit, uns die Wüste zu betrachten. Und leider müssen wir den ersten Teil der Fahrt mit dem Kaskaden-Jungen verbringen, da dieser nicht rechtzeitig in sein Abteil gegangen ist.


    Ich habe noch nie von Zügen gehört, wo die Abteile nur von der Seite betretbar waren und man während der Fahrt keine Möglichkeit hatte, mit anderen Reisenden in Kontakt zu treten :gruebel:



    Und so kann ich mir die Fahrt vorstellen ^^

    Bücherwurm - naher Verwandter der Lindwürmer<br /><br />Wenn es sein muss, trete ich auch Zwerge! - Hildegunst von Mythenmetz<br /><br />:buecherstapel:

    Einmal editiert, zuletzt von Leen ()

  • las Der Atlantik und ich von Maud Fontenoy


    Maud ist wohlbehalten in Europa angekommen, wenn auch in Spanien statt wie geplant in Frankreich. Doch bevor sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen spüren kann, ist sie noch einigen Prüfungen ausgesetzt. Zuerst gibt ihr Wasserentsalzer den Geist auf, was wegen des Ersatzgerätes nicht bedrohlich wäre, doch auch letzteres geht in die Brüche. Sie muss die Wasserration drastisch reduzieren, was auch eine Einschränkung bei der Nahrungsmittelzubereitung bedeutet. Zum Teil trinkt sie sogar Meerwasser. Schließlich meldet sich ihr Ehrgeiz. Sie will dieses Problem nicht einfach so hinnehmen, zerlegt, reinigt und baut das erste Gerät wieder zusammen und siehe da: Es funktioniert!


    Das Wetter hat sich auch gegen sie gewendet und ablandige Winde treiben sie ständig zurück bzw. drücken sie nach Süden. Mittlerweile hat sie vier Wochen Verspätung. Es ist inzwischen Oktober, was eine deutliche Abkühlung zur Folge hat. Ihre Vorräte nehmen bedenklich ab und ihre Haut leidet unter der ständigen Feuchtigkeit. Sie beschließt, die nächste spanische Stadt anzulaufen und landet schließlich nach 117 Tagen in La Coruña.


    Maud Fontenoy war die erste Frau, die den Atlantik auf der schwierige Nordroute in einem Ruderboot von West nach Ost überquerte. Es war die erste Fahrt dieser Art, die sie unternahm. Danach bewältigte sie im Ruder- bzw. Segelboot noch einige andere Routen.


    Das Buch liest sich flüssig und ist für die Vielzahl an Erlebnissen leider viel zu dünn. Über die Vorbereitungen der Reise gab es noch einige Einzelheiten zu lesen, aber die Reise selbst wurde relativ oberflächlich abgehandelt. Tagelange Stürme z. B. wurden kurz oder gar nicht abgehandelt und Einzelheiten wie der Bordalltag kamen auch ein wenig kurz. Dafür gab es einiges über das Seelenleben zu erfahren, da sind Frauen eben doch ein bisschen anders als Männer.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Wegen angefangenen Büchern weiß ich grade nicht.
    An alle: Wie haben wir das bisher gemacht?


    Angefangene Bücher gelten eigentlich nicht, schließlich ist ein Monat ja normalerweise lang genug, um ein Buch innerhalb dieses Monats zu lesen. Wir hatten mal eine Ausnahme gemacht, weil am Monatsende des Vormonats eine Lesenacht zum fraglichen Thema lief und deshalb ein Frühstart genehmigt war.


    Stormcrow, der Monat dauert ja noch ein Weilchen, vielleicht magst du ja noch ein neues Buch anfangen?

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.


  • Ich habe noch nie von Zügen gehört, wo die Abteile nur von der Seite betretbar waren und man während der Fahrt keine Möglichkeit hatte, mit anderen Reisenden in Kontakt zu treten :gruebel:


    Es gibt nichts, was es nicht gibt. Wahrscheinlich handelt es sich um MAN-Waggons, das kann in damals Deutsch-Südwestafrika sehr gut möglich sein. Schau mal hier, zum einen in der Bildersammlung in der Mitte des Artikels und ein Stück darunter, auf dem Bild von der Eröffnung der Linie Keetmanshoop – Lüderitzbucht kann man es auch ein bißchen erkennen :winken:


    Edith hat den Link repariert.

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Es gibt nichts, was es nicht gibt. Wahrscheinlich handelt es sich um MAN-Waggons, das kann in damals Deutsch-Südwestafrika sehr gut möglich sein. Schau mal hier, zum einen in der Bildersammlung in der Mitte des Artikels und ein Stück darunter, auf dem Bild von der Eröffnung der Linie Keetmanshoop – Lüderitzbucht kann man es auch ein bißchen erkennen :winken:


    Das hat wohl nicht geklappt Oo .. ich kann da nicht draufklicken ^^

    Bücherwurm - naher Verwandter der Lindwürmer<br /><br />Wenn es sein muss, trete ich auch Zwerge! - Hildegunst von Mythenmetz<br /><br />:buecherstapel:

  • Jetzt aber, da hat mich die Zwischenablage im Stich gelassen :grmpf:


  • Jetzt aber, da hat mich die Zwischenablage im Stich gelassen :grmpf:


    Vielen Lieben Dank!!!! .. Das wollte ich nämlich schon bemängeln, es gibt keine Karten in dem Buch, was ich sehr schade finde. Durch den Artikel nun habe ich wenigstens ein wenig Ahnung, wo ich mich befinde ^^

    Bücherwurm - naher Verwandter der Lindwürmer<br /><br />Wenn es sein muss, trete ich auch Zwerge! - Hildegunst von Mythenmetz<br /><br />:buecherstapel:

  • liest: Jules Verne - Fünf Wochen im Ballon


    Doris: Dein Buch hat mich schon mehrmals im Laden angelacht. Ich glaube, nächstes mal wird es mir in den Einkaufskorb springen ...


    @Aldawen: Deine Berichte wage ich kaum noch zu lesen, weil das Buch auch schon so gut wie sicher auf meiner Wunschliste landet! :zwinker:


    Apropos, darf ich dich noch schnell was zu Afrika fragen? An irgendeiner Stelle meint Fergusson, er werde dem Kontinent seine Geheimnisse entreißen, die dieser seit 6000 Jahren hütet. Warum gerade seit 6000 Jahren? :gruebel:


    Hach, dieses Buch ist wie Zuckerbrot und Peitsche. Da gibt es traumhafte Momentaufnahmen, zum Beispiel nachdem sich der Ballon mitten durch ein tobendes Gewitter nach oben gekämpft hat:


    Die elektrischen Entladungen erfolgten jetzt zu ihren Füßen, und wenn man aus der Gondel nach unten blickte, sah es aus wie ein riesiges Feuerwerk, eins der schönsten Schauspiele, die die Natur dem Menschen zu bieten hat. Unter ihnen das Gewitter und über ihnen der klare, schweigende, von Sternen erfüllte Himmel, in dem der Mond sein friedliches Licht auf die sturmgepeitschten Wolken schienen ließ.


    Am nächsten Tag gleitet die Gondel dann wiederum ganz niedrig über eine mit mannshohem Gras bewachsene Ebene dahin:


    Der Flug über dieses fast durchsichtige Grün war wirklich eine bezaubernde Spazierfahrt, wie eine Bootsfahrt auf einem glasklaren Gewässer, das vom Wind in leichten Wellen bewegt wurde. Die Gondel machte ihrem Namen alle Ehre, schien sie doch die Fluten zu zerteilen. Sie schwebte so niedrig über dem Boden, dass sie von Zeit zu Zeit einen Schwarm Vögel mit herrlich leuchtendem Gefieder aufscheuchte, der unter hellem Schreien aus dem hohen Gras aufstieg. Die Anker tauchten in dieses Blumenmeer und zogen Furchen hinter sich her, die sich alsbald wieder schlossen, nicht anders als das Kielwasser eines Schiffes.


    Doch dann verfängt sich der Anker in den Stoßzähnen eines Elefanten, der daraufhin in einem eineinhalbstündigen (!) Lauf den Ballon hinter sich herzieht, obwohl er natürlich nichts lieber täte, als ihn loszuwerden. Die Männer tun aber nichts dergleichen, weil das Tier zufällig gerade in die richtige Richtung läuft. Als es schließlich auf einen Wald zugeht, müssen sie den Elefanten zum Stehenbleiben zwingen (das Seil, an dem der Anker hängt, wollen sie nicht kappen) - also was machen sie? Sie versuchen ihn mit ihren mickrigen Gewehrkugeln zu erschießen, was natürlich viele Anläufe braucht, während derer das Tier elendiglich verreckt. Und als es endlich tot zusammenstürzt, können sie sich vor Begeisterung über die Stoßzähne kaum halten! Brrrr ... ja ich weiß, wieder Zeitgeist und Großwildjäger und so, aber trotzdem ... brrr!


    Trotzdem muss ich jetzt eine Lanze für Jules Verne brechen, was sein Rassenverständnis betrifft. Es gab nämlich einige Passagen, in denen Vergleiche zwischen den Eingeborenen und Europäern angestellt wurden (Stammeskämpfe vs. Kriege, afrikanische Hinrichtungsmethoden vs. Galgen und so weiter), und irgendeiner der Herren hat jedes Mal betont, dass "unsere" Entsprechung im Kern genauso barbarisch ist wie ihr afrikanisches Gegenstück.


    Außerdem macht sich Fergusson kluge, um nicht zu sagen visionäre Gedanken darüber, welche Auswirkungen der Konsumwahn auf das Verhältnis zwischen "Erster" und "Dritter" Welt noch haben wird.


    Ach ja, die Quelle des Nils (den Viktoriasee, der damals noch nicht so hieß) haben sie übrigens schon entdeckt! Nun treibt der Ballon gerade Richtung Nordosten, und da ich noch das halbe Buch vor mir habe, wird da wohl noch einiges passieren ...


    Es ist so ein großartiges Buch - wenn ich mich nicht gerade über irgendwelche Sachen mokieren muss, die einem Kind der 1980er-Jahre nun mal aufstoßen! :elch:

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b


  • Apropos, darf ich dich noch schnell was zu Afrika fragen? An irgendeiner Stelle meint Fergusson, er werde dem Kontinent seine Geheimnisse entreißen, die dieser seit 6000 Jahren hütet. Warum gerade seit 6000 Jahren? :gruebel:


    Er hätte die gleiche Zahl auch für jeden anderen Ort nehmen können. Auf etwa 6000 Jahre kommt man, wenn man das Erdalter aus der Bibel errechnet, was immer wieder mal versucht worden ist.



    Brrrr ... ja ich weiß, wieder Zeitgeist und Großwildjäger und so, aber trotzdem ... brrr!


    Vor allem war Elfenbein immer schon ein begehrter Luxusartikel, die echte Großwildjägermanie steht erst noch bevor, die konnte Verne noch nicht gut als Vorbild dienen.

  • liest Kai Meyers Göttin der Wüste


    Wirsind letzte Nacht, gut bei Cendrine ist es später Nachmittag gewesen, in Windhuk angekommen. Ich habe das Gefühl, dass Cendrine sich sehr wohl über die Eingeborenenstämmen informiert hat, soweit man das zu damaliger Zeit eben konnte, durch Bücher, geschrieben von Deutschen über das Schwarze Volk.


    Ich muss hier mal einschieben, dass ich inzwischen ein wenig mein Buch mit dem von Jules Verne vergleiche, denn von der Machart her sind das himmelweite Unterschiede. Zwar wird in der Göttin auch das afrikanische Volk herabgesetzt und als "geborene Diener" festgelegt, aber in einer Art und Weise, die klar macht, dass der Autor nicht so denkt, sondern nur die Protagonisten (mit Ausnahme von Cendrine). Sprich, das Herabsetzen findet in Dialogen und Erklärungen statt, aber niemals in der Beschreibung.


    Windhuk ist zwar nicht in Nebel gehüllt, scheint aber sonst nicht anders als Swakopmund zu sein, klein und sandig, wobei Windhuk doch etwas unterscheidet: Grüne Berge und ein ewig wehender Wind.
    Der Wind fand immer einen Weg. Ein Hinweis darauf, dass uns der Wind noch lange begleiten wird?
    Die Fahrt zum Anwesen der Kaskaden dauert nochmals sehr lang und ist für Cendrine eine Tortur, aber sie ist so stolz, dass sie sich nichts anmerken lässt. Das Tal der Kaskaden ist eine wahre Oase, die Kaskaden sind nicht nur im Erzgeschäft tätig sondern bauen auch Wein an, und das in einer wirklich unwirtlichen Gegend. Aber auch hier fällt auf, bis auf wenige Ausnahmen, gibt es hier nur Eingeborene, die in den Hängen und auf dem Gut arbeiten. Auf die Frage hin, welches Volk am stärksten vertreten sei, hatte ich eigentlich die Deutschen erwartet, aber tatsächlich haben wir hier 90% San und sonst Herero. Die San sind gern gesehene Arbeiter, da sie am wenigsten zur Rebellion neigen. Allgemein wird hier wieder deutlich gemacht, das afrikanische Volk sind die geborenen Diener und Arbeiter.
    Das erste was Cendrine in ihrer neuen Heimat macht: Sie verteilt den bösen Blick! Gut, sie kann nichts dafür, niemand hat sie davor gewarnt, dass man hier vor allem Kinder nicht anstarrt, dabei war sie nur von der Zierlichkeit des Sankindes so fasziniert. Andere Länder andere Sitten.
    Nachdem die Hausherrin sie aufgeklärt hat, wird sie nun ihr neues Heim beziehen, ein Flügel des Gutes, ganz für sie allein. Wir erfahren übrigens, dass der Erbauer des Gutes ein englischer Archäologe war, der während eines Aufstandes der Herero mitsamt der Familie gelyncht worden ist.

    Bücherwurm - naher Verwandter der Lindwürmer<br /><br />Wenn es sein muss, trete ich auch Zwerge! - Hildegunst von Mythenmetz<br /><br />:buecherstapel:

  • [size=9pt]liest Dreamers of the Day[/size]


    Agnes ist mittlerweile im nahen Osten angekommen und sogar schon von Kairo nach Jerusalem weitergereist. Nachdem Agnes enttäuscht von der Stadt ist, erklärt Lawrence (von Arabien) ihr, dass Jerusalem ja schließlich geographisch an einer kriegswichtigen Position liege und dadurch, dass die Stadt Heiligtümer so vieler Religionen besitze, sei sie immerhin zwar von den verschiedensten Parteien erobert worden, aber alle achteten darauf, sie möglichst nicht zu zerstören - schlau gemacht von den Jerusalemern :zwinker:
    Überhaupt fließen so nebenbei interessante Erläuterungen zur Nahostpolitik ein. Agnes ist möglicherweise etwas zu modern in ihren Ansichten, aber die Autorin zeigt deutlich, dass man sich einige der dort entstandenen Probleme schon von Anfang an hätte denken können.


    Politik ist aber nur Nebenhandlung (auch wenn sie immer wieder auftaucht), dennn irgendwie geht es eher darum, dass Agnes (auch wenn sie schon 40 ist) gerade erwachsen wird. Sie wirft von der Mutter übernommene Einstellungen über Bord, verliebt sich, ... Sie kommt mir manchmal etwas "bottich" vor, (mmh, das Wort gibt es offiziell wohl gar nicht = laut, direkt) aber nicht unsympathisch.

  • Angefangene Bücher gelten eigentlich nicht, schließlich ist ein Monat ja normalerweise lang genug, um ein Buch innerhalb dieses Monats zu lesen. Wir hatten mal eine Ausnahme gemacht, weil am Monatsende des Vormonats eine Lesenacht zum fraglichen Thema lief und deshalb ein Frühstart genehmigt war.


    Stormcrow, der Monat dauert ja noch ein Weilchen, vielleicht magst du ja noch ein neues Buch anfangen?


    Ok. Nein, ein neues Buch wäre mir zuviel, weil ich im Moment zwei sehr intensive Bücher paralell angefangen habe. Da hätte ich schon von Anfang an einsteigen müssen mit. In dem Fall lasse ich es doch lieber. ;) Aber danke für die Antwort. :winken:

  • liest: Skármeta - Das Mädchen mit der Posaune


    Inzwischen habe ich nur noch 30 oder 40 Seiten des Buches vor mir - und habe einen Skármeta-Überdruß. :rollen: Und das, obwohl das Buch mir weiterhin gefällt, sowohl sprachlich als auch inhaltlich.


    Die Erzählerin Alia Emar ist inzwischen siebzehn. Nach wie vor spielt das (amerikanische) Kino eine große Rolle, aber mit der Zeit erhielt die Politik einen immer größeren Stellenwert, zum Beispiel durch den Präsidentschaftskandidaten (und spätere Präsidenten) Salvador Allende sowie seine politischen Gegner. Über die Zufälle und wundersamen Verstrickungen habe ich mir während des Lesens gar keine Gedanken gemacht, erst rückblickend fügt es sich an manchen Stellen einfach zu glatt.


    Fernwehziel ist momentan Valparaíso (für mich) bzw. immernoch New York (für Alia Emar). Ihre Heimatstadt Antofagasta (in der auch Skármeta aufwuchs) sieht die junge Dame eher als Provinznest, dem sie entfliehen möchte. In Valparaíso findet sie zumindest ihr Glück.


    [hr]


    Als nächstes möchte ich mich auf hohe See begeben, und zwar mit


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    P. Howard - Ein Seemann von Welt.


    Ich verspreche euch amüsante Leseproben. ;) Genehmigt, Ninette?


    Viele Grüße
    Breña
    die es dank der Monatsrunde besonders stark in die Ferne zieht

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Hui Breña, du legst ja ordentlich vor.
    Der Seemann ist genehmigt. :winken:

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:


  • Hui Breña, du legst ja ordentlich vor.


    :breitgrins: Ich muss doch ausnutzen, das ich momentan nicht nur Zeit und Ruhe zum Lesen habe, sondern das Thema auch so wunderbar zu meiner Leseplanung passt.



    Der Seemann ist genehmigt. :winken:


    Danke!


    Das erwartet mich laut Klappentext:
    Der satirische Hochseekrimi von P Howard (i. e. Jenö Rejtö) ist eine groteske Geschichte voller Verwicklungen und überraschender Wendungen. Die »Honolulu Star« befindet sich auf Fahrt nach Singapur. An Bord verdingt sich der Gangster Jimmy Reeperbahn als Kellner und treibt seinen Schabernack mit den Passagieren: Mit Morphium versetzt er die Leute an Bord in den Tiefschlaf. Da aber geschieht ein Mord: Mr. Gould, der Vormund des vornehmen Mr. Irving, wird mit einer Hutnadel erdolcht. Doch wer ist der Mörder?


    Auf den letzten Seiten von Das Mädchen mit der Posaune wurde es noch dramatisch, in mehrfacher Hinsicht, mehr werde ich nicht verraten. ;) Die Rezi wird in den nächsten Tagen folgen.


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ich habe heute auch mit meinem Monatsbuch angefangen: Die Ashington-Perlen
    Die Buchstaben sind seeeehr klein, das wird dann wohl ein Weilchen dauern!

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • So, nun habe ich mein erstes Buch beendet, ohne sehr viel dazu geschrieben zu haben, aber es war auch nicht sehr lang. "Nur" 137 Seiten, aber davon war es jede einzelne Wert, gelesen zu werden. Dieses Buch ist eine Hommage an ein kleines Land, mit großartigen Menschen und einer großen Seele. Fazit: "Ich will dahin!!!"
    Heinrich Böll - Irisches Tagebuch ++


    kaluma:


    Ich habe von Marten't Hart: Das Wüten der ganzen Welt und Ein Schwarm Regenbrachvögel.